25. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr C
Transcription
25. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr C
Katholisches Bibelwerk Lektorenhilfe 25. Sonntag im Jahreskreis C Evangelium 25. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr C Lk 16,1-13 Oder: Kurzfassung: Lk 16,10-13 1. Einführung (kann auch vor dem Evangelium vorgetragen werden) Im Lukasevangelium ist der Umgang mit Geld und Gut ein wichtiges Thema. Heute geht es im Evangelium um einen Verwalter, der ungerecht eingeforderten Zins zurücknimmt, als er zur Rechenschaft gezogen wird, und sich dadurch rettet. 2. Praktische Tipps zum Vorlesen a. Der Text im Zusammenhang: Einordnung, Textumfang Das 16. Kapitel des Lukasevangeliums hat als Thema das soziale Anliegen, sowohl im Gleichnis vom Verwalter, 16,1-8, wie auch im Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus, 16,19-31. Zwischen beiden stehen Sätze über den Umgang mit Reichtum und Vermögen, die Lukas eingefügt hat. b. Betonen + Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas 1 2 3 4 5 Jesus sagte zu den Jüngern: Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Diesen beschuldigte man bei ihm, er verschleudere sein Vermögen. Darauf ließ er ihn rufen und sagte zu ihm: Was höre ich über dich? Leg Rechenschaft ab über deine Verwaltung! Du kannst nicht länger mein Verwalter sein. Da überlegte der Verwalter: Mein Herr entzieht mir die Verwaltung. Was soll ich jetzt tun? Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht, und zu betteln schäme ich mich. Doch - ich weiß, was ich tun muss, damit mich die Leute in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich als Verwalter abgesetzt bin. Und er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach dem andern, zu sich kommen und fragte den ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? 1 Kath. Bibelwerk e.V. www.bibelwerk.de Katholisches Bibelwerk Lektorenhilfe 25. Sonntag im Jahreskreis C Evangelium 6 Er antwortete: Hundert Fass Öl. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich gleich hin und schreib «fünfzig». 7 Dann fragte er einen andern: Wie viel bist du schuldig? Der antwortete: Hundert Sack Weizen. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein und schreib «achtzig». 8 Und der Herr lobte die Klugheit des Verwalters der Ungerechtigkeit und sagte: Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes. 9 Ich sage euch: Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es (mit euch) zu Ende geht. 10 Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen Unrecht tut, der tut es auch bei den großen. 11 Wenn ihr im Umgang mit dem ungerechten Reichtum nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen? 12 Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann euer (wahres) Eigentum geben? 13 Kein Sklave kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben, oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon. Anmerkung: In V 8 wurde der Text geändert, weil die Übersetzung „unehrlicher Verwalter“ falsch ist; richtig ist: Verwalter der Ungerechtigkeit. Das meint: Verwalter des Zinses (s. unten Auslegung). 2 Kath. Bibelwerk e.V. www.bibelwerk.de Katholisches Bibelwerk Lektorenhilfe 25. Sonntag im Jahreskreis C Evangelium c. Stimmung, Modulation Die Stimmungen im text sind nuancenreich: Der reiche Mann fordert zunächst klar Rechenschaft. Der Verwalter überlegt daraufhin hin und her und kommt (in V 4) zum Entschluss. Das Handeln ist danach im Umgang mit den Schuldnern zielgerichtet. V 8 ist mit anerkennendem Tonfall zu lesen. V 9-13 hat auffordernden, entschiedenen Charakter. Diese Sätze sollen Orientierung für ein soziales Verhalten geben und klar die Alternativen vor Augen stellen. d. Besondere Vorleseform Der Text kann mit verteilten Rollen gelesen werden. Die verschiedenen Stimmungen der wörtlichen Rede, der inneren Zwischensprache und die auffordernden Schlussfolgerungen werden so sehr deutlich. Rollen: ErzählerIn/Jesus; reicher Mann/Herr (wörtliche Rede), Verwalter (wörtliche Rede), Schuldner. 3. Textauslegung Dieses Gleichnis ist mit seinen zum Teil widersprüchlichen Kommentaren ein gutes Beispiel für den Wachstumsprozess der Evangelien-Überlieferung. Ein anstößiges Gleichnis, das mit dem Lob des „Verwalters der Ungerechtigkeit“ aufhört (16,1-8a), wird spontan positiv kommentiert (16,8b-9), dann zweimal negativ beurteilt (16,10-12 und 16,13). Das Gleichnis als solches mit den zwei ersten Kommentarworten gehört zum Sondergut des Lukas. Sie werden mit 16,13, wahrscheinlich wegen der gemeinsamen Stichwörter „Ungerechtigkeit“ (V. 8.9.10) und „Mammon“ (V. 9.11.13) aneinander gereiht. Das Gleichnis wird an die Jünger gerichtet. Der Verwalter eines reichen Mannes soll Rechenschaft über seine Verwaltung ablegen, weil er angezeigt wurde, er zerstreue seinen Besitz. Die Erzählung interessiert sich nur für das resolute Handeln des Verwalters in einer Krisensituation. Er erlässt den Schuldnern einen Teil ihrer Schulden in der Hoffnung, dass er nach seiner Entlassung in die Betriebe der Schuldner aufgenommen wird. Er hat schnell und effizient gehandelt, um sein eigenes Überleben zu sichern. Deswegen wird er von dem Hausherrn gelobt (16,8). Der Teil der Schulden, den er erlässt, ist der übliche Zins, der auf solche Waren geschlagen wurde; beim Öl als leichtverderblichem Lebensmittel waren es wegen des höheren Risikos sogar 50 %, beim Weizen immerhin 20 %. Das, was der Verwalter als Ungerechtigkeit verwaltete und dann erließ, ist also der Zins. Einen solchen soll man im Volk Israel nach den Sozialgesetzen überhaupt nicht nehmen. Die Rücknahme wird gewertet als kluges Verhalten. Das erste Kommentar-Wort (16,8b-9) macht aufmerksam, dass die Söhne des Lichtes – sprich die Glaubenden – etwas von den Söhnen dieses Äons/dieser Weltzeit zu lernen haben: diese handeln in ihrer Logik nämlich entschlossen und konsequent. Der zweite Gedanke: man soll den Mammon/das Geld, das man aus dem Zins gewinnt, gut verwenden. Wie, das hat Lukas schon in 12,33 eindeutiger geschrieben: Man soll seine Habe verkaufen und als Almosen verteilen, um einen Schatz im Himmel zu gewinnen (vgl. 11,39-41). 3 Kath. Bibelwerk e.V. www.bibelwerk.de Katholisches Bibelwerk Lektorenhilfe 25. Sonntag im Jahreskreis C Evangelium In 16,10-12 wird eine Warnung vor der Haltung des Verwalters der Ungerechtigkeit ausgesprochen, vielleicht im Hinblick auf Verwalter der Spenden für die christliche Gemeinschaft. Treue ist eine Haltung, die das ganze Handeln eines Menschen prägt, in geringer wie in großer Verantwortung. (Thomas P. Osborne, Die lebendigste Jesuserzählung. Das Lukasevangelium, 2009 Kath. Bibelwerk e.V., 176). Lukas betont in der Mitte des Kapitels, dass wir wählen müssen: Gott oder Mammon. Das griechische Wort „mammonas“ kommt vom Aramäischen Wort „aman“ bzw. „amen“. „Aman“ bedeutet „trauen, vertrauen“. Vertrauen kann man aber normalerweise nur auf Personen, nicht Sachen. Der „Mammon“ ist also das, worauf man vertraut, weil da Zuverlässigkeit ist. Schon in biblischer Zeit aber hat das Wort die Bedeutung „Besitz“, „Vermögen“ angenommen. Das drückt aus, dass man nicht Menschen oder gar Gott zutraut, dass man genug zum Leben hat, sondern dem eigenen Vermögen bzw. Geld oder Dingen, also den Sachwerten. Bei Gott aber ist die Beziehungsebene entscheidend. Die aber geht beim Vertrauen auf erworbenen Besitz verloren. Weisungen in der Tora bezüglich des Zinses: Lev 25,35-38 Wenn dein Bruder verarmt und sich neben dir nicht halten kann, sollst du ihn, auch einen Fremden oder Halbbürger, unterstützen, damit er neben dir leben kann. 36 Nimm von ihm keinen Zins und Wucher! Fürchte deinen Gott, und dein Bruder soll neben dir leben können. 37 Du sollst ihm weder dein Geld noch deine Nahrung gegen Zins und Wucher geben. 38 Ich bin der Herr, euer Gott, der euch aus Ägypten herausgeführt hat, um euch Kanaan zu geben und euer Gott zu sein. Dtn 23,20 Du darfst von deinem Bruder keine Zinsen nehmen: weder Zinsen für Geld noch Zinsen für Getreide noch Zinsen für sonst etwas, wofür man Zinsen nimmt. Ex 22,24 24 Leihst du einem aus meinem Volk, einem Armen, der neben dir wohnt, Geld, dann sollst du dich gegen ihn nicht wie ein Wucherer benehmen. Ihr sollt von ihm keinen Wucherzins fordern. Dipl.-Theol. Anneliese Hecht 4 Kath. Bibelwerk e.V. www.bibelwerk.de