3. Sonntag der Osterzeit Lesejahr C

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3. Sonntag der Osterzeit Lesejahr C
Katholisches Bibelwerk
Lektorenhilfe
3. Sonntag der Osterzeit C
Evangelium
3. Sonntag der Osterzeit
Lesejahr C
Evangelium: Joh 21,1-19
1. Einführung (kann auch vor dem Evangelium vorgetragen werden)
Im gemeinsamen Essen von Brot und Fisch begegnen die Jünger und Jüngerinnen dem
Auferstandenen. Auch wir erfahren im gemeinsamen Mahlhalten, dass Christus in unserer
Mitte gegenwärtig ist und werden durch ihn gestärkt und in die Nachfolge gerufen.
2. Praktische Tipps zum Vorlesen
a. Der Text im Zusammenhang: Einordnung, Textumfang
Der vorliegende Text ist aus dem sogenannten Nachtragskapitel des Johannesevangeliums,
das späte angefügt wurde. Erzählt wird die letzte Begegnung mit dem Auferstandenen. Er
zeigt einen Weg auf, wie die christliche Gemeinde im gemeinsamen Mahl auch nach den
unmittelbaren Begegnungserfahrungenen der ersten JüngerInnen mit dem Auferstandenen
weiter mit Christus in Verbindung bleiben kann.
Der Text erweist, dass der Verfasser des Johannesevangeliums ein großartiger Erzähler ist,
der es sehr gut versteht, die neue, für die Jünger und Jüngerinnen veränderte Situation in einer
Erzählung zu veranschaulichen.
Vorgesehen ist in der Leseordnung die ganze Erzählung.
„Zahlreiche Motive des Johannesevangeliums tauchen nochmals auf – drei
Szenen werden besonders im Blick auf die Zukunft gelöst:
Die Brotvermehrung von Kap 6,1-11 spielt auch am See von Tiberias, Brot und
Fisch sowie das erst allmähliche Erkennen Jesu gehören zur Szene.
Die Stellung des Petrus ist nochmals Thema, mit der szenischen Assoziation des
Kohlefeuers und der dreimaligen Frage an Petrus wird die Verleumdungsszene
erneut aufgenommen, es geht um die Rehabilitierung des Petrus und um seine
Zukunft.
Und im Anschluss an den heutigen Textabschnitt wird in Joh 21, 20ff die Stellung
des Lieblingsjüngers nochmals angesprochen. Diese und sein Verhältnis zu Petrus
scheint die Gemeinde beschäftigt zu haben.
Der Ausblick am Ende des Johannesevangeliums gehört zum Evangelium selbst,
er rundet manches ab: das Erkennen Jesu als den Auferstandenen, wenn er Brot
gibt; die Fürsorge Jesu für seine Jünger; die Vergebung des Versagens; die
Zusage, die in den mit Fisch gefüllten Netzen liegt. Was Jesus den Seinen immer
zugesagt und versprochen hat – „Fürchtet euch nicht, ich bin bei euch alle Tage“
wird am Schluss des Johannesevangeliums nochmals eingelöst und bestätigt.“
(Helga Kohler-Spiegel, Gottes Volk 4/2007, 59)
Das erzählte Geschehen: Die Jünger sind beim Fischen – ihrem Alltag. Sie sehen zuerst eine
Gestalt am Ufer, die sie nicht erkennen. Diese Gestalt tritt mit ihnen in Kontakt und fragt, ob
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sie Nahrung haben. Dann empfiehlt sie ihnen, das Netz auf der anderen Seite auszuwerfen –
also etwas Neues, Anderes zu tun. Dieses neue Tun gelingt; und so wächst bei den ersten
Jüngern die Erkenntnis, dass es Christus ist. Als dann alle mit Christus das Brot brechen und
Mahl halten, wissen sie alle, dass es Christus ist.
Die sieben Jünger symbolisieren die ganze Kirche, die auf das Wort Christi vertraut und so in
der Missionsarbeit (Fischfang) erfolgreich ist. Gestärkt wird die christliche Kirche durch die
Begegnung mit dem Auferstandenen beim gemeinsamen Brechen des Brotes und Mahlhalten.
Nahtlos schließt sich der Sendungsauftrag an Simon Petrus an, der in einem dreimaligen
Liebesbekenntnis den Bezug zur dreimaligen Verleugnung herstellt.
b. Betonen
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
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In jener Zeit
offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal.
Es war am See von Tiberias und er offenbarte sich in folgender Weise.
Simon Petrus, Thomas, genannt Didymus (Zwilling),
Natanaël aus Kana in Galiläa,
die Söhne des Zebedäus
und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen.
Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen.
Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit.
Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot.
Aber in dieser Nacht fingen sie nichts.
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Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer.
Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war.
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Jesus sagte zu ihnen:
Meine Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen?
Sie antworteten ihm: Nein.
Er aber sagte zu ihnen:
Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus
und ihr werdet etwas fangen.
Sie warfen das Netz aus
und konnten es nicht wieder einholen,
so voller Fische war es.
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Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus:
Es ist der Herr!
Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei,
gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war,
und sprang in den See.
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Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot
- sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt,
nur etwa zweihundert Ellen und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her.
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Als sie an Land gingen,
sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot.
Jesus sagte zu ihnen:
Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt.
Da ging Simon Petrus und zog das Netz an Land.
Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt,
und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht.
Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst!
Keiner von den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du?
Denn sie wussten, dass es der Herr war.
Jesus trat heran,
nahm das Brot und gab es ihnen,
ebenso den Fisch.
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Dies war schon das dritte Mal,
dass Jesus sich den Jüngern offenbarte,
seit er von den Toten auferstanden war.
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Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus:
Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese?
Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe.
Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer!
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Zum zweiten Mal fragte er ihn:
Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?
Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe.
Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!
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Zum dritten Mal fragte er ihn:
Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?
Da wurde Petrus traurig,
weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Hast du mich lieb?
Er gab ihm zu Antwort: Herr, du weißt alles;
du weißt, dass ich dich lieb habe.
Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!
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Amen, amen, das sage ich dir:
Als du noch jung warst, hast du dich selbst gegürtet
und konntest gehen, wohin du wolltest.
Wenn du aber alt geworden bist,
wirst du deine Hände ausstrecken
und ein anderer wird dich gürten
und dich führen, wohin du nicht willst.
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Das sagte Jesus,
um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen würde.
Nach diesen Worten sagte er zu ihm: Folge mir nach!
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c. Stimmung, Modulation
Die Erzählung des Johannes lebt vom schrittweisen Erkennen des Auferstandenen. Beim
Vorlesen des Textes muss der Weg vom Nichterkennen bis zum Erkennen beim gemeinsamen
Mahl deutlich gemacht werden.
Dieses Erkennen Christi ist die Voraussetzung für das anschließende Liebesbekenntnis des
Simon Petrus. Durch die Betonung des Dreischrittes kann der Anklang an die Verleugnung
bei der Passion hergestellt werden.
Zwischen Jesus und Petrus ist viel Emotion spürbar („Hast du mich lieb“, „wurde traurig“…).
d. Besondere Vorleseform
Der Text kann rollenveteilt gelesen werden. Vortragende: ErzählerIn, Jesus,
Petrus/Lieblingsjünger.
3. Textauslegung aus der Reihe „Gottes Volk“
Augustinus hat das 21. Kap. des Johannesevangeliums am Freitag (21,1-14) und am Samstag
(21,15-23) der Osterwoche in zwei Homilien ausgelegt. Bei der Perikope V 1-14 behandelt
er am intensivsten die 153 gefangenen Fische und müht sich mit den sonderbarsten
Rechenoperationen, das Geheimnis dieser Zahl zu entschlüsseln. Er bittet jene Zuhörer, die
dieses Zahlenspiel schon kennen, um Geduld. Offenbar fand der Bischof von Hippo die Zahl
153 interessanter und wichtiger als alle übrigen Aussagen der Perikope. Allerdings wird
auch bei dieser Zahlenspielerei eines deutlich: 153 ist keine nackte mathematische Größe,
sondern birgt symbolischen Gehalt in sich. In welche Richtung die Auslegung dieses
Kapitels gehen muss, sagt Cyrill von Alexandrien noch deutlicher in seiner Auslegung von
V 6: „Das Netz, in das die Fische kommen, ist die apostolische Kirche". Diese symbolische
Auslegung konsequent für die ganze Perikope anzuwenden, ist der Schlüssel zum Verstehen des
Textes.
Demgegenüber sind die Fragen nach dem Autor des sog. Nachtragskapitels 21 und Herkunft,
Verbindung und Bearbeitung der Fischfang- und Erscheinungsgeschichte und deren Einfügung in
den Rahmen einer dritten Begegnung mit dem auferstandenen Herrn von zweitrangiger
Bedeutung.
Symbolische Auslegung heißt aber nicht fantasieren. Gefragt ist mit vielmehr das Einfühlen in
die Situation der johanneisch geprägten Ortskirche(n) am Ende des ersten christlichen
Jahrhunderts:
Die Siebenzahl der Jünger: Sie sind stellvertretend genannt für die gesamte nachösterlichc
Gemeinde, speziell deren Missionare. Petrus in seinem Engagement wird sehr positiv
gezeichnet als Haupt der urchristlichen Mission. Im Befehl Jesu, das Netz auszuwerfen, liegt
wohl sein Missionsauftrag verborgen.
Die große Zahl der Fische und das unzerreißbare Netz steht für die Einheit der Kirche, in der
bereits viele Völker gesammelt, aber vom Auferstanden wunderbar geeint sind.
Das Mahl des Auferstandenen: In ihm kommt die Missionsarbeit der Jünger ans Ziel
(Gemeinschaft mit ihrem Herrn). See und Ufer: Der Arbeitsplatz der Missionare liegt nicht
außerhalb des Blickes auf das Ufer, wo der auferstandene und erhöhte Herr wartet und den
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Ankommenden ein Mahl bereitet und sich ihnen zu erkennen gibt.
Es liegt auf der Hand, dass hier Elemente einer narrativen, urchristlichen Missionstheologie am
Ende des l. Jh. vorliegen. Die Spannung wird durch das Verhältnis von Petrus und dem „Jünger,
den Jesus liebte", verstärkt: Gemeint ist die johanneische Gemeinde(n), die das besondere
Charisma ihres Gründers bewahrt(en) und es in die Gesamtkirche unter der Leitung des
Apostels Petrus einbrachte(en) - nämlich die Gabe der spontanen und tiefen Erkenntnis Jesu,
welche die besondere Liebe Jesu zu diesem Jünger und die Gegenliebe des Jüngers schenkt.
(Peter Granig: Gottes Volk 4/2001, 89f)
Dr. Ursula Schell
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