Predigt zu 1 Petr 5,5c-11 Meimsheim, 12.9.2010 Pfarrer Ulrich Harst
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Predigt zu 1 Petr 5,5c-11 Meimsheim, 12.9.2010 Pfarrer Ulrich Harst
Predigt zu 1 Petr 5,5c-11 Meimsheim, 12.9.2010 Pfarrer Ulrich Harst Liebe Gemeinde, aus welchem Grund gehen Menschen in den Urlaub? – Haben sie sich diese Frage schon einmal gestellt? Aus welchem Grund gehen Menschen in den Urlaub? – Vielleicht, weil ihnen ihr Leben zu wenig Action bietet und sie etwas erleben wollen in fernen Ländern oder bei spektakulären Aktivitäten. Oder vielleicht gehen Menschen in den Urlaub, um andere Länder und andere Menschen kennen zu lernen und somit ihren Horizont zu erweitern. Vielleicht fallen ihnen ja noch andere Gründe ein. Der Hauptgrund ist jedoch, so denke ich, weil man sich im Urlaub vom Alltagsstress erholen will. Abschalten! Mal nicht an die Arbeit denken! Mal nur mit Menschen zusammen sein, mit denen man sich versteht. Mal all seine Sorgen hinter sich lassen und die Seele baumeln lassen. Deshalb machen Menschen Urlaub. Sicher haben einige von ihnen ihre Urlaubstage nun gerade in den letzten Wochen verbracht. – Ok! Viele von ihnen werden der Meinung sein, dass es nichts Schöneres gibt als Meimsheim und man deshalb eben gerade nicht in Urlaub fahren muss. Akzeptiert! Aber alle anderen, die nun einige freie Tage woanders verbracht haben, stelle ich de Frage: Und nun? Haben sie es geschafft, mal richtig abzuschalten? Wirklich die Sorgen hinter sich zu lassen, die sie im Alltag bedrückt und belastet haben? – Und haben sie die Sorgen nicht schon wieder eingeholt? Spüren sie noch etwas von der Erholung oder sind die Kräfte schon wieder verbraucht? In unserem heutigen Predigttext spricht Petrus auch von den Dingen, die uns in unserem Leben zur Last werden, unter denen wir leiden, die uns Sorge machen. Und er gibt uns einen geistlichen Rat, wie wir damit umgehen sollen. Ob er uns zu ein paar Tagen Urlaub rät? - Lassen sie uns genauer hinschauen. 1 Petr 5,5-11: Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit. Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch. Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widersteht, fest im Glauben, und wisst, dass ebendieselben Leiden über eure Brüder in der Welt gehen. Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. Ihm sei die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. Soweit dieser kurze Abschnitt aus dem Schlussabschnitt des ersten Petrusbriefs. Am Ende seines Briefes nimmt Petrus noch einmal das zentrale Thema auf, das er über fünf Kapitel den Gemeinden erläutert hat, an die sein Brief gerichtet ist. Er schreibt über das Leiden der Christinnen und Christen. Er thematisiert die Tatsache, dass es die Gemeindemitglieder der urchristlichen Gemeinden nicht einfach hatten. An vielen Stellen mussten sie Nachteile hinnehmen oder wurden sogar verfolgt. Wer sich als Christ bekannte und im alltäglichen Leben Jesus nachfolgte, hatte es nicht leicht. – Petrus macht deutlich, dass das Leiden zum Leben der Christen dazu gehört und er gibt Ratschläge, wie man denn als Christ damit umgehen kann. Unter was leiden wir? Was verschafft uns Sorgen in unserem Alltag? Was bedrückt uns und macht uns niedergeschlagen? – Vielleicht sind es ganz andere Dinge wie in den urchristlichen Gemeinden vor zweitausend Jahren. Aber Leiden, Sorgen, Niedergeschlagenheit – das kennen wir, auch wir Christen. Weil wir vielleicht gerade einen Menschen verloren haben, der uns in unserem Leben viel bedeutet hat. Und wir vermissen ihn und die Trauer nimmt uns die Kraft zum Leben. Oder wir haben gerade Stress in einer Beziehung. Meinungsverschiedenheiten, Streit, Unverständnis. Immer wieder kommt es zur Konfrontation und wir sehen nicht, wie das wieder gut werden kann. Oder wir leiden darunter, dass wir zu viel zu tun haben und nicht zur Ruhe kommen können. Am Arbeitsplatz sind wir pausenlos gefordert und zuhause warten auch Aufgaben auf uns. Oder die Erziehung unserer Kinder macht uns zu schaffen und wir fühlen uns überfordert mit dieser Aufgabe. – Ja, auch wir haben so unsere Sorgen! Und deshalb können auch wir etwas heute von Petrus lernen. Das Erste: 1. Eigenes Leiden nicht vertuschen, um vor anderen gut da zu stehen. Gottes Weg für unser Leben annehmen „Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.“ – so schreibt es Petrus an die Gemeinden. Und er meint damit: Tut doch nicht so, als ob alles in Ordnung wäre bei euch. Tut doch nicht so, als ob in eurem leben alles Friede, Freude Eierkuchen wäre. Tut doch nicht so, als ob ihr alles im Griff hättet. Gebt doch zu, dass ihr euch Sorgen macht, dass euch manche Dinge bedrücken. Gebt doch zu, dass nicht alles in Butter ist. Und nehmt dieses Leiden an als euren ganz eigenen Weg, den Gott für euch gedacht hat. Nehmt an, dass diese Schwierigkeiten zu eurem ganz persönlichen Leben dazu gehören. Wir hatten auf der Gemeindefreizeit auch die Geschichte von Petrus zum Thema, als er auf den Wellen zu Jesus kommen will. Zuvor hatte Jesus die Jünger losgeschickt auf den See und es ka- men stürmische Wellen auf. Ein Gedanke ist mir hängen geblieben von unserem Gespräch auf der Freizeit: Manchmal schickt uns Gott auf das stürmische Meer hinaus, damit wir die Erfahrung machen können, das er auch dort da ist und uns seine rettende Hand entgegenstreckt. Wenn wir den ganz eigenen Weg akzeptieren, den Gott mit uns geht, mit allem Leiden, allen Sorgen, allem was uns bedrückt, wenn wir lernen, dies auch vor anderen nicht schön zu reden, dann können wir die Erfahrung machen, dass Gott auch und gerade in unserem Leiden bei uns ist und uns seine Hand entgegenstreckt. Petrus formuliert es so: „Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.“ 2. Sorgen werfen! Weit weg. Auf ihn! Petrus schreibt nicht: Tragt eure Sorgen langsam und gemächlich zu Jesus, er übernimmt sie dann. Er schreibt: Werft! Werft sie auf ihn! Nur wenn man etwas wirft, bekommt man schnell Abstand davon. Nur wenn man etwas wirft, landet es weit weg von uns. Werfen wir doch all das, was uns belastet und bedrückt auf diesen Jesus. Er ist dazu auf die Welt gekommen, dass er auch das trägt, was uns Sorgen macht. Zu nichts anderem ist er gekommen. Jesus, das Lamm Gottes, das der Welt Sünden trägt. Im Haus der Schwestern auf der Grimmialp gibt es einen neu gestalteten Andachtsraum mit einem Altar aus schwerem Eichenholz. Er hat die Form eines Kreuzes, das auf dem Boden liegt. So, wie dieses Kreuz den schweren Eichenbalken trägt, so trägt Jesus als das, was uns Sorge macht. Er trägt die Last der Welt für uns. Dazu ist er da. Wir dürfen ihm unsere Lasten aufladen. Wir dürfen das loslassen, was uns belastet und ihm aufladen. Wir dürfen ihn bitten im Gebet: Jesus, nimm diese Last von mir und hilf mir sie zu tragen. Er sorgt für uns. Er sorgt sich um uns. Wir sind ihm nicht egal. Er steht an unserer Seite in den Nächten unseres Lebens. Er streckt uns die Hand entgegen, wenn wir den Boden unter den Füßen verlieren. Er ist da. Das steht fest. 3. Gott richtet uns auf, stärkt uns, gibt uns Kraft und wieder Boden unter die Füße „Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. Ihm sei die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“ – So schließt Petrus den Brief an die Gemeinden ab. Welche Zusage! Jesus wird euch aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. Gott richtet uns auf, stärkt uns, gibt uns Kraft und wieder Boden unter die Füße. Diese Zusage tut uns gut. Gott richtet uns auf, wenn wir gerade niedergeschlagen sind, weil vieles schief läuft in unserem Leben. Gott stärkt uns, wenn wir merken, dass unsere Kraft bei all den anstehenden Aufgaben immer kleiner wird. Gott gibt uns Kraft für den Weg, der vor uns steht, auch wenn vieles noch ungewiss ist. Gott gibt uns wieder festen Boden unter die Füße dort, wo wir den Halt verloren haben und unterzugehen drohen. Für Petrus ist klar: Das Leiden hier auf dieser Erde ist kurz im Vergleich zu der Ewigkeit ohne Leiden bei Gott, auf die wir zugehen. Dann wird es kein Leid und keine Sorgen mehr geben. Dann werden wir ganz nah bei Gott sein. Dann brauchen wir auch nicht mehr in den Urlaub zu gehen. Amen.