Bonifatius VIII - Marta und Helmut
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Bonifatius VIII - Marta und Helmut
quel023 Bonifatius VIII. (1294-1303): der Gipfel der päpstlichen Ansprüche Die neue Bedeutung Roms als des wahren Mittelpunktes der westlichen Christenheit fand ihren symbolischen Ausdruck in den Pilgerscharen, die aufgrund des Jubiläumsablasses vom 22. Februar 1300 dorthin pilgerten. Dieser spirituelle Erfolg brachte Bonifatius VIII. zugleich auch einen nicht unerheblichen finanziellen Gewinn. Weniger glücklich gestalteten sich seine hochfahrenden politischen Ansprüche. Zwar hatten die Päpste im Kampf gegen die Kaiser die Oberhand behalten; aber in der französischen Krone trat nun ein neues politisches Phänomen und eine neue Bedrohung für das Papsttum in die europäische Geschichte: der durch die nationale Einheit zusammengehaltene Staat. Der Konflikt wurde unter Bonifatius VIII. offenkundig: ... Am 18. November 1302 veröffentlichte der Papst die Bulle »Unam sanctam«, in welcher die päpstlichen Machtansprüche - fußend auf den Theorien des Aegidius Romanus - ihre schärfste Zuspitzung fanden. Die Reaktion Philipps IV. war allerdings schroff: er ließ den Papst 1303 in Agnani gefangennehmen; Bonifatius starb bald darauf. Doch auch seine Nachfolger konnten sich aus der französischen Umklammerung nicht mehr lösen: 1309 verlegte Clemens V. den Papstsitz nach Avignon, das zwar nicht der französischen Krone unterstand, aber doch im Einflußgebiet Frankreichs lag. Dieses »Avignonesische Exil« der Päpste sollte bis 1377 dauern. Die Bulle »Unam sanctam« vom 18. November 1302 Eine heilige katholische und apostolische Kirche müssen wir im Gehorsam des Glaubens annehmen und festhalten. Und wir glauben diese fest und bekennen sie schlicht, und außer ihr gibt es kein Heil und keine Vergebung der Sünden... In ihr ist ein Herr, ein Glaube, eine Taufe (Eph 4, 5). In der Zeit der Sintflut gab es die eine Arche Noahs, welche auf die eine Kirche vorauswies... Alles, was nicht in ihr war, wurde vernichtet... Diese eine Kirche hat nur einen Leib [und] ein Haupt, nicht wie ein Ungeheuer zwei Häupter: Christus nämlich und Christi Stellvertreter Petrus und den Nachfolger des Petrus, sagt doch dir Herr zu Petrus selbst: »Weide meine Schafe« (Joh 21, 7). »Meine« sagt er und [meint das] ganz allgemein, nicht nur im einzelnen diese oder jene. Daraus ersieht man, daß er ihm alle anvertraut hat. Wenn die Griechen oder andere sagen, sie seien Petrus und seinen Nachfolgern nicht anvertraut, so müssen sie zugeben, daß sie nicht zu den Schafen Christi gehören; denn der Herr sagt bei Johannes: »Es gibt nur eine Herde und einen Hirten« (Joh 10, 6). Daß in seiner Gewalt zwei Schwerter sind, nämlich das geistliche und das weltliche, das lehren uns die Worte des Evangeliums (Lk 22, 38). Denn als der Apostel sagte: »Siehe, hier sind zwei Schwerter«, nämlich in der Kirche.... da antwortete der Herr nicht: »Das ist zu viel! «, sondern: »Das ist genug! «. Wer nun bestreitet, daß das weltliche Schwert in der Gewalt des Petrus ist, achtet nicht genug auf das Wort des Herrn, der sagt: »Stecke dein Schwert in die Scheide!« (Mt 26, 52). Beide [Schwerter] sind also in der Gewalt der Kirche, nämlich das geistliche und das weltliche. Dieses [Schwert] ist aber für die Kirche zu führen, jenes hingegen von der Kirche. Jenes gehört dem Priester, dieses liegt in der Hand der Könige und Ritter, aber nur wenn und solange der Priester es will. Es gehört sich aber, daß das eine Schwert dem anderen untergeordnet ist, daß also die weltliche Autorität der geistlichen untergeordnet ist. Denn wenn der Apostel sagt: »Es gibt keine Gewalt außer von Gott, wo aber Obrigkeit ist, ist sie von Gott eingesetzt« (Röm 13, 1), [so muß man schließen:] sie wäre nicht [von Gott] eingesetzt, wenn nicht das eine Schwert unter dem anderen stände und gleichsam als das niedere durch einen anderen nach oben gezogen würde... Daß aber die geistliche Gewalt an Würde und Adel die weltliche überragt, müssen wir um so deutlicher bekennen, als überhaupt Geistliches über Weltlichem steht... Wie die Wahrheit bezeugt, muß die geistliche Gewalt die weltliche einsetzen und über sie richten, wenn sie nicht gut ist. So bewahrheitet sich an der Kirche und der kirchlichen Gewalt die Weissagung Jeremias (Jer 1, 10): »Siehe, ich habe dich heute über Völker und Reiche gesetzt«. Wenn also die weltliche Gewalt in die Irre geht, wird sie von der geistlichen Gewalt gerichtet werden; wenn aber eine niedere geistliche Gewalt in die Irre geht, wird sie von der geistlichen Gewalt gerichtet, die über ihr steht; wenn jedoch die höchste [geistliche Gewalt in die Irre geht], wird sie allein von Gott, nicht [jedoch] von irgendeinem Menschen gerichtet werden können, wie quel023 der Apostel bezeugt: »Der geistliche Mensch richtet alles, er selbst aber wird von niemandem gerichtet« (1. Kor 2, 15). Es ist aber diese Autorität, auch wenn sie einem Menschen gegeben ist und von einem Menschen ausgeübt wird, keine menschliche, sondern eine göttliche, nach Gottes Wort dem Petrus gegeben, ihm und seinen Nachfolgern von Christus selbst, den Petrus, der feste Fels, bekannte, zu dem dann der Herr sagte: »Was du auf Erden bindest...« (Mt 16, 19). Wer sich also dieser von Gott so geordneten Gewalt widersetzt, der widersetzt sich der Ordnung Gottes ... So erklären, sagen, bestimmen und verlautbaren wir, daß jede menschliche Kreatur bei Verlust ihrer ewigen Seligkeit dem römischen Papst untertan sein muß. Quelle: QGPRK Nr. 746