18. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr C
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18. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr C
Katholisches Bibelwerk Lektorenhilfe 18. Sonntag im Jahreskreis C Evangelium 18. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr C Lk 12,13-21 1. Einführung (kann auch vor dem Evangelium vorgetragen werden) Wer ständig sein Geld im Portmonee nachzählen muss, sieht nicht den Himmel samt seinen unzähligen Sternen. Ihm fehlt die Antenne für die Verheißungen Gottes an uns Menschen, angefangen bei Abraham, dessen Nachkommen so zahlreich werden wie die Sterne am Himmel bis hin zu Jesus Christus, der den Anbruch der ersehnten Gegen-Welt zu unserer unheilen Welt verkündet. Im 12. Kapitel des Lukasevangeliums, aus dem wir heute einen Ausschnitt hören, geht es vor allem um den gerechten, den gottgemäßen Umgang mit Gut und Geld. 2. Praktische Tipps zum Vorlesen a. Der Text im Zusammenhang: Einordnung, Textumfang Jesus ist in erster Linie kein Rabbi, der sich den alltäglichen Problemen der Menschen mit Hilfe der Tora stellen muss. Jesu Aufgabe ist es, den Anbruch der Gottesherrschaft zu verkünden. Dieser Anbruch wird auf heftigen Widerstand treffen, so dass er sich nur unter Schmerzen und Verfolgung vollzieht. Darauf weist Jesus seine Hörerschaft ab 12,1 eindrücklich hin, indem er aus verschiedenen Perspektiven all die Kräfte, Mächte und Gewalten beleuchtet, die den Durchbruch der Gottesherrschaft verhindern wollen. In dieser kritischen Situation – Entscheidung für oder wider das Gottesreich – stellt jemand aus der Volksmenge Jesus eine Frage, die die Erbregelung betrifft und verkennt damit Jesu ureigenen Auftrag (12,13-14). Jesus nimmt aber „das Erbe“ als Aufhänger, um in einem Gleichnis seine Hörerschaft auf die Gefahr hinzuweisen, die „das Haben“ angesichts der anbrechenden Gottesherrschaft hat (12,15.16-21): Die Anhänglichkeit an den eigenen Besitz, die Mentalität des „Immer-Mehr-Haben-Wollens“ und die falsche Hoffnung, sich selbst absolute Sicherheit verschaffen zu können, all das führt dazu, dass man sich selbst zum Narren macht, der nicht nur ein praktischer Atheist und Egoist ist, sondern der die Zeit mit falscher Sorge verbringt (vgl. 12,22-30) statt sein Leben auf die anbrechende Gottesherrschaft mit ihren Grundsätzen auszurichten (12,31-34). b. Betonen + Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas 13 Einer aus der Volksmenge bat Jesus: Meister, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen. 14 Er erwiderte ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Schlichter bei euch gemacht? 1 Kath. Bibelwerk e.V. www.bibelwerk.de Die Lektorenhilfe ist kostenlos, Spenden sind willkommen: Konto 645 1551, Liga Stuttgart, BLZ 75090 300 Katholisches Bibelwerk Lektorenhilfe 15 18. Sonntag im Jahreskreis C Evangelium Dann sagte er zu den Leuten: Gebt Acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier. Denn der Sinn des Lebens besteht nicht darin, dass ein Mensch aufgrund seines großen Vermögens im Überfluss lebt. 16 Und er erzählte ihnen folgendes Beispiel: Auf den Feldern eines reichen Mannes stand eine gute Ernte. 17 Da überlegte er hin und her: Was soll ich tun? Ich weiß nicht, wo ich meine Ernte unterbringen soll. 18 Schließlich sagte er: So will ich es machen: Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen; dort werde ich mein ganzes Getreide und meine Vorräte unterbringen. 19 Dann kann ich zu mir selber sagen: Nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink und freu dich des Lebens! 20 Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du angehäuft hast? 21 So geht es jedem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist. c. Stimmung, Modulation Das Evangelium gliedert sich thematisch in 12,13-14 (Erbregelung), 12,15 (Warnung vor Habgier), 12,16-20 (Gleichnis vom Großgrundbesitzer) und 12,21 (Schlussfolgerung angesichts des anbrechenden Gottesreichs). Insofern empfiehlt es sich, zwischen 12,14 und 12,15, zwischen 12,15 und 12,16 und zwischen 12,20 und 12,21 kurze Pausen beim Vorlesen zu machen. Im Evangelium steht der Besitz, von dem man besessen ist, im Gegensatz zur anbrechenden Gottesherrschaft. Dieser Gegensatz müsste durch den Gesamtvortrag des Evangeliums deutlich werden. Tonstellen im Text sind vor allem die Imperative, die Ausrufe „Mensch“ und „Du Narr!“ und die (rhetorischen) Fragen. d. Besondere Vorleseform Das Evangelium kann mit verteilten Rollen vorgelesen werden, indem jemand den Erzähler, ein/e andere/r jemanden aus der Volksmenge und ein Dritter Jesus spricht. 2 Kath. Bibelwerk e.V. www.bibelwerk.de Die Lektorenhilfe ist kostenlos, Spenden sind willkommen: Konto 645 1551, Liga Stuttgart, BLZ 75090 300 Katholisches Bibelwerk Lektorenhilfe 18. Sonntag im Jahreskreis C Evangelium 3. Textauslegung aus der Reihe „Gottes Volk“ Die Situation der Perikope wird in Lk 12,1 beschrieben: Tausende haben sich versammelt und sind in ihrem Eifer Jesus zu hören, gerne bereit, anderen Menschen auf die Füße zu treten. Das große Thema des Kapitels ist die Haltung des Glaubens als eines Vertrauens auf Gott. Die Frage in V. 13 lenkt vom Thema des Bekenntnisses über zur Frage nach dem Besitz. Erbangelegenheiten sind bis heute eine heikle Sache. Aber während heute das Aufteilen unter Geschwistern der normale Weg ist, war es in neutestamentlicher Zeit eher die Ausnahme. Im Idealfall lebten Geschwister zusammen und vermieden so die Aufteilung des Erbes. Der älteste Sohn erhielt das Doppelte im Vergleich zu seinen Brüdern. Mit diesem Besitz sollte die Fortführung der elterlichen Landwirtschaft ermöglicht werden. Der Mann, der sich an Jesus wendet, verlangt den ihm rechtlich zustehenden Anteil. „Teilen“ heißt für ihn, seinen Anspruch geltend zu machen und alleine über den Besitz zu verfügen. Formal ist er im Recht, aber seine Gier nach Besitz steht im Gegensatz zu den Werten des Gottesreiches. Jesus verweigert die besitzrechtliche Entscheidung und erzählt ein Gleichnis über Habsucht. Der Großgrundbesitzer will Vorratshäuser bauen, um das Getreide knapper zu machen und so den Preis in die Höhe zu treiben. Der Hunger der anderen erhöht seinen Gewinn. Alle Gedanken kreisen um ihn selbst und seinen Besitz. Er will leben auf Kosten anderer und ohne Rücksicht auf Verluste. Das Aufhäufen des Reichtums spielt die zentrale Rolle. Er meint, erst nach dieser Absicherung Gelegenheit zu haben, zu genießen und sich zu freuen. Seine Existenz scheint ganz vom Haben abhängig zu sein. Dem widerspricht das Handeln Gottes. Von ihm ist die ganze menschliche Existenz inklusive des Besitzes abhängig. Habsucht und Egoismus sind in ihrem Kern Unglaube. Vor ihnen will das Evangelium warnen und stattdessen zu einer Haltung der Sorglosigkeit einladen (Lk 12,22-53). (Eleonore Reuter: Gottes Volk 6/2007, 64f) Dr. Franz Josef Backhaus 3 Kath. Bibelwerk e.V. www.bibelwerk.de Die Lektorenhilfe ist kostenlos, Spenden sind willkommen: Konto 645 1551, Liga Stuttgart, BLZ 75090 300