Geographie SS 2002 - Universität Greifswald

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Geographie SS 2002 - Universität Greifswald
17.02.2003
Auslandssemester
Erfahrungsbericht
Studienort :
Zeit
:
Joensuu (Finnland - Nordkarelien)
WS 2002 (September – Dezember 2002)
Anfahrt:
Ende August bin ich mit der Fähre (Siljaline) von Rostock losgefahren
(Fährlinie: Rostock – Tallin – Helsinki). Diese Fährfahrt ist sehr zu empfehlen,
besonders in der angegebenen Jahreszeit. Zum ersten braucht man sich keine
Sorgen um die Gepäckmasse zu machen, denn man kann ja soviel mitnehmen
wie man tragen kann (ist auch nicht verkehrt, denn Pakete nach Finnland zu
schicken ist nicht gerade billig) und zum anderen ist die Reise quer über die
Ostsee einfach toll (besonders wenn man sonniges Wetter erwischt). Darüber
hinaus ist die Fährfahrt wohl auch die billigste Alternative, um nach Finnland
zu kommen (man sollte die Tickets aber nicht zu spät buchen, denn oft sind die
billigsten Plätze auf der Fähre dann schon vergeben und es gibt nur noch teure
Kabinen). Ich bin jedenfalls zunächst von Rostock nach Tallin gefahren. In
Tallin habe ich mich dann ein paar Tage aufgehalten. Außerdem habe ich von
Tallin auch noch mal einen Abstecher in die Universitätsstadt Tartu (früheres
Dorpat) gemacht. Es ist auf jeden Fall zu empfehlen, Estland mal zu besuchen
(Tallin ist wirklich eine schöne Stadt). Von Tallin bin ich dann mit der Fähre
weiter nach Helsinki gefahren, wo ich auch noch ein paar Tage blieb. Es gibt
mehrere Jugendherbergen in Helsinki, von denen jedoch einige zum ersten
September hin schließen (sog. summer hostels). Ich bin in der Jugendherberge
am Olympiastadium abgestiegen (war ganz o.k. dort). Am 30. oder 31. August
gab und gibt es wohl jedes Jahr in Helsinki ein Kunstfestival (es lohnt sich
also, an diesem Tag noch in Helsinki zu sein). Am ersten September bin ich
dann mit dem Zug nach Joensuu gefahren (da ich ab dem 1. September offiziell
Student in Finnland war, konnte ich den Reiserabatt von 50% in Anspruch
nehmen). Anstelle der Bahn hätte man wohl auch das Flugzeug für den selben
Preis nehmen können (die Bahn ist zwar langsamer, aber man konnte dafür
schon etwas von den finnischen Städten und der finnischen Landschaft sehen
und außerdem kommt man viel zentraler an in Joensuu).
friend family:
Schon wenn man noch in Deutschland ist, bekommt man von der Universität
aus Finnland Post, worin auch ein Schreiben über ein Gastfamilienprogramm
enthalten sein sollte. Wenn ihr also nicht abgeneigt sein solltet gegen eine
finnische Gastfamilie, dann solltet ihr dieses Schreiben unbedingt schnell
ausfüllen und zurückschicken. Viele von den Austauschstudenten hatten
wirklich nette Gastfamilien. Meine Familie in Finnland war eine der
interessantesten, die ich je kennen gelernt habe, und ich hoffe, dass ich mit
ihnen in Kontakt bleibe.
Unterbringung:
Die Studenten sind im großen und ganzen an drei verschiedenen Plätzen über
die Stadt verteilt untergebracht.
•
Wohnheim in der Strasse Länsikatu
Das Wohnheim liegt wirklich dicht zur Universität.
Vom Wohnheim ist es außerdem nicht weit zum Stadtzentrum,
Eishockeyhalle, Stadtbücherei usw.
Genau gegenüber dem Wohnheim wird im Winter eine künstliche
Eislaufbahn angelegt, was für manche von Euch vielleicht auch eine
interessante Information sein dürfte. Wenn man ein Einzelzimmer sucht
und in keiner WG leben möchte muss man dieses Wohnheim wählen
(es gibt aber auch 2er WGs im Wohnheim). Nichtsdestotrotz ist das
Wohnheim nicht langweilig (es gab wohl die meisten Partys dort). Das
Wohnheim ist auf der anderen Seite aber auch das teuerste.
•
Stadtgebiet Rantakylä
Das Gebiet ist ganz schön dort, es liegt aber am weitesten weg
von all den Plätzen, wo sonst die Studenten so wohnen (auch ist die Uni
von dort sehr weit weg). Außerdem wohnten dort die wenigsten
Austauschstudenten (in meinem Semester waren es wohl nur 4).
•
Wohnheim in der Straße Suvikatu
Liegt dichter zur Universität als Rantakylä oder Noljakka.
Das Wohnheim liegt auf einem Hügel (im Winter ist es eher
unangenehm und beschwerlich wenn man mit dem Fahrrad dorthin
muss). Die Studenten leben dort in 3er WGs. Die Wohnungen dort sind
meines Erachtens in Ordnung.
•
Wohngebiet Noljakka
Das Wohngebiet liegt in schöner Natur (wie Rantakylä). Die Studenten
wohnen dort ziemlich unterschiedlich (2er – 3er WGs,
Wohnraumgröße). Einige Austauschstudenten haben dort mit
finnischen Studenten zusammengewohnt. Das Gebiet liegt aber von der
Uni/Stadt drei bis vier km entfernt. Es leben aber viele Studenten dort,
und einige Partys fanden auch dort statt.
Basement:
Wenn ihr in Joensuu seid, wird Euch die Studienunion (die Leute, die sich um
Euch Austauschstudenten kümmern) die Öffnungszeiten des Basement
mitteilen. Das ist die Stelle, wo ihr Euch kostenlos viele Sachen (gebrauchte
Sachen) ausleihen könnt (es gab dort einiges an Haushaltswaren, viele konnten
auch gute Schlittschuhe bzw. Langlaufski abstauben). Falls ihr also im Winter
Langlaufski fahren wollt, wartet nicht lange und begebt Euch schnell zum
Basement (die haben nicht unendlich viele Sachen dort).
Fahrrad:
Ein Fahrrad konnte man sich meines Erachtens relativ günstig ausleihen
(es waren glaub ich 25€ pro Semester). Ein Ausleihpunkt befindet sich direkt
am Bahnhof. Auch hier heißt es natürlich, wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
Es braucht nämlich eigentlich jeder Student in Joensuu ein Fahrrad.
Es gibt aber oft auch relativ günstige Fahrräder zu erwerben.
Temperaturen:
Ja es kann in Finnland ganz schön kalt werden (ich möchte darüber aber nicht
viel erzählen, denn damit kann und wird jeder selbst seine Erfahrungen
machen, wenn er in Finnland ist). Es ist zu empfehlen, den Septemberanfang
in Joensuu und Umgebung richtig auszunutzen (z.B. Kanu fahren, ...). Es wird
nämlich ab Mitte September bis Anfang Oktober deutlich kühler, zumindest
war dies 2002 so. Da gab es kaum einen Herbst und das Wetter schlug mehr
oder weniger von Sommer in Winter um.
Reisen:
Was auch immer ihr vielleicht in Joensuu studieren wollt, schaut Euch mal
auch die Vorlesungen an, die von der Geographie bzw. der Forstwirtschaft
angeboten werden. Die Fakultäten bieten nämlich oft auch Vorlesungen an, zu
welchen Exkursionen gehören (die Exkursionen sind meist günstig und gut
organisiert). Auf jeden Fall sollte man sich, wenn man sich schon im
östlichsten Teil der EU befindet, auch mal nach Russland begeben (mir
persönlich hat es z.B. in Petrozavodsk sehr gut gefallen).
Zusammenfassung:
Finnland lohnt sich wirklich, wenn man sich für Natur interessiert. Solltest du
Dich aber eher für Dinge wie z.B. Architektur interessieren, kann ich Dir nur
abraten, nach Finnland zu fahren (es wäre wohl besser, ein Semester in Rom zu
verbringen). Auch sollte Dir klar sein, dass Joensuu keine Großstadt ist.
Die Betreuung der Austauschstudenten in Joensuu war jedoch klasse (dürfte
kaum zu toppen sein). Ich kann also Joensuu als Studienort für ein Semester
durchaus empfehlen. Ich hoffe, dass ich hier irgend etwas Brauchbares für
Euch zusammengetragen habe. Solltest du noch irgendeine Frage über
Finnland haben, scheue Dich bitte nicht, mir eine Mail zu schreiben.
E-Mail: [email protected]
der Stephan