Lena Faber - Phil.

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Lena Faber - Phil.
Mit Erasmus nach Finnland. Anreise und Unterbringung Tampere hat zwar einen eigenen Flughafen, dieser wird aber nicht direkt von München aus angeflogen. Wer aber früh genug bucht, bekommt auch günstige Flüge mit Zwischenstopp in Kopenhagen oder Riga. Vom Flughafen selber fährt ein Bus ins Zentrum der Stadt, von wo aus man dann mit anderen Bussen weiterfahren kann. Die Universität in Tampere bietet ein Tutorenprogramm an. Das heißt, dass jeder exchange student einen Tutor bekommt, der einem im besten Fall vor der Anreise und auch vor Ort zur Seite steht. Ich hatte das Glück, dass meine Tutorin mich abholen konnte und mich direkt zu meinem Wohnheim gefahren hat. Das besprichst du dann am besten mit deinem Tutor/in. Die Zuteilung einer Unterkunft lief bei mir relativ unkompliziert. Die Organisation TOAS vermittelt Zimmer und Wohnungen an alle Austauschstudenten. Das Ganze läuft über die Internetseite www.toas.fi ab. Dort gibt es auch das Anmeldeformular, bei dem man sich zwischen den Optionen „Einzelzimmer“ oder „billigste Unterbringung“ entscheiden kann. Es ist ratsam, sich zu Beginn der Anmeldephase zu bewerben, da die Verteilung der Zimmer nach Eingang der Kaution (300 € + 75 € Bearbeitungsgebühr) vorgenommen wird. Ich selber habe in Lukonmäki in einer 3‐er WG gewohnt. Der Wohnheimkomplex befindet sich etwas außerhalb der Stadt, man braucht aber trotzdem nur 15 Minuten mit dem Bus ins Zentrum und 10 Minuten zur Uni. Allerdings braucht man hier eine Monatskarte für den Bus. Diese ist aber nicht sehr teuer: 31 € für 30 Tage und man kann dann uneingeschränkt mit allen Bussen in Tampere fahren. Die Wohnung, die ich mir mit einer Spanierin und einer Engländerin geteilt habe, war recht groß. Jeder hatte ein ca. 15 m² großes Zimmer und wir teilten uns eine Küche und 2 Badezimmer. Ich war sehr zufrieden in Lukonmäki, es war schön ruhig, man hatte die finnische Natur direkt vor der Nase und, wenn man Glück mit den Mitbewohnern hat, eine echt nette WG. Für mich war auch die eigene Küche ein großer Pluspunkt. Die Wohnheime TOAS City oder Lapinkaari haben nur Gemeinschaftsküchen und die Bewohner haben einfach unterschiedliche Vorstellungen von Sauberkeit. Das gleiche gilt auch für Gemeinschaftsbäder in den anderen Wohnheimen. Es gibt aber auch einige Einzelzimmer, die ein eigenes Bad haben wo und man sich nur die Küche teilen muss. Diese Zimmer waren aber laut TOAS‐Mitarbeiterin innerhalb der ersten paar Stunden nach Anmeldebeginn schon vergeben. Einziger Nachteil vom Wohnheim Lukonmäki ist die schlechte Busverbindung in der Nacht. Der letzte Bus fährt um 00:10 und der nächste erst wieder um 04:00 Uhr morgens. Apropos Bus: man muss dem Busfahrer signalisieren, dass er halten soll, indem man ihm winkt. Sonst fährt er an der Haltstelle vorbei! Eingestiegen wird in Finnland immer vorne und dort zahlt man entweder bar beim Fahrer oder entwertet sein Fahrkarte. Studieren in Tampere Die exchange students werden an dieser Uni wirklich sehr gut betreut. Nicht nur dein Tutor kann dir mit allen Formalien helfen, auch die Damen aus dem International Office sind immer freundlich und hilfsbereit. In der Woche vor Studienbeginn gibt es eine Orientation Week, in der alle wichtigen Sachen erklärt werden. Ich würde es jedem empfehlen dort hinzugehen, weil es auch gleich eine gute Gelegenheit ist, neue Leute kennenzulernen. Ich studiere Lehramt Englisch und Geschichte und konnte in Tampere einige Kurse belegen, die für meinen Studiengang Sinn machten. Will man am English Department Kurse belegen, muss man einen Englischtest mitschreiben, um zu den Kursen zugelassen zu werden. Generell muss ich sagen, dass Uni in Finnland sehr entspannt ist. Die ganze Atmosphäre an der Uni, der Umgang mit den Dozenten und die Kurse an sich unterscheiden sich doch sehr von Deutschland. Allein die Tatsache, dass man die Dozenten duzt, schafft eine ganze andere Umgangsbasis. Die Universität in Tampere ist sehr modern. Sie ist ebenfalls eine Campus‐Uni und alles ist bequem zu Fuß erreichbar. Es gibt 2 Mensen und mehrere Cafeterien. Das Essensangebot an der Uni ist sehr groß und verhältnismäßig günstig, weswegen es sich auf jeden Fall lohnt, öfter dort zu essen. Es gibt mehrere Computerräume, in die man mit seinem Studentenausweis rein kann und jeder Student bekommt pro Semester 200 Freikopien. Generell muss man aber nicht viel für die Kurse ausdrucken, das meiste wird von den Dozenten mitgebracht. In den Kursen ist man dann natürlich auch mit finnischen Studenten zusammen, außer im Finnisch Survival Course, welchen ich unbedingt empfehle. Die Unterrichtssprache in den Kursen des English Departments ist selbstverständlich Englisch. Oft werden die Kurse von gebürtigen Briten, Iren und Amerikanern gehalten, aber auch finnische Dozenten geben Kurse auf Englisch. Das sprachliche Niveau ist sehr hoch und generell sprechen sowieso fast alle Finnen sehr gutes Englisch! Leben in Tampere Ich habe mich sehr schnell in Tampere eingelebt und mir ist die Stadt sehr ans Herz gewachsen. Mit ca. 220.000 Einwohnern ist Finnland für finnische Verhältnisse eine Großstadt, aber trotzdem sehr überschaubar. Die Stadt liegt genau zwischen zwei Seen, weswegen man eigentlich überall wo man ist entweder Wasser oder Bäume sieht. Generell hat Tampere mit vielen backsteinfarbigen Häusern und den typischen finnischen Holzhäusern einen unverwechselbaren Charme. Wie Skandinavien generell ist auch Finnland wesentlich teurerer als Deutschland was die Lebenshaltungskosten betrifft. Aber wenn man sich ein bisschen umschaut, gibt es auch einige „Billigmarken“ in den Supermärkten und man kann somit den Geldbeutel etwas schonen. Was aber überall teuer ist, ist Alkohol. Geht man aber auf die Studentenpartys, die von verschiedenen Organisationen veranstaltet werden, kriegt man auch schon mal ein Bier für drei Euro. Ich will hier nicht lange über Preise sprechen. Eines ist klar: das Erasmus‐Stipendium deckt die Lebenskosten nicht einmal ansatzweise ‐ auch wenn man sparsam lebt. Es gibt viele Dinge, die man in Tampere machen kann: Sauna, Freizeitpark, Museen, Kinos, Shopping und Sightseeing. Langweilig ist mir dort eigentlich nie geworden. Es werden auch viele Ausflüge angeboten, wie z.B. eine einwöchige Reise nach Lappland (sehr empfehlenswert), 10 Tage nach St. Petersburg und Moskau (Achtung, hierfür braucht man einen Reisepass!), aber auch Tagesausflüge in andere finnische Städte wie Rauma oder Turku an der Westküste. Kulturelle Unterschiede Hört man die Sprache nicht, könnte man manchmal meinen, in Deutschland zu sein. Die Finnen sind sehr zurückhaltend, aber wenn man mit ihnen spricht sehr freundlich und hilfsbereit. So etwas wie Small‐talk gibt es bei den Finnen nicht. Schweigen ist ganz normal. Man sagt nicht irgendetwas in die Stille hinein, nur um einen ruhigen Moment zu überbrücken. Das muss man lernen, aber dann ist es auch ganz normal mal nichts zu sagen. Andernfalls wirkt man sehr aufdringlich. Was mir an Finnland mitunter am besten gefallen hat, ist die Tatsache, dass ich mich immer und überall sehr sicher gefühlt habe. Die Finnen sind sehr ehrliche Menschen und man braucht nicht, wie in anderen Städten, ständig Angst vor Taschendieben oder Ähnlichem zu haben. Das Wichtigste auf einen Blick Was mich am Anfang ein bisschen geschockt hat war, dass die TOAS Wohnungen bis auf die Möbel komplett leer sind. Es gibt weder Kissen, Besteck, Teller oder Ähnliches. Alles muss gekauft werden. Es gibt zwar eine Organisation, Tamy, bei der man sich für 20 Euro (17 davon sind Pfand) ein Starter Kit leihen kann, das jeweils zwei Teller, Tassen, Gläser, Gabeln, Messer, Löffel, und einen Topf oder eine Pfanne enthält. Es gibt auch einige Second‐hand Läden (Bonus Kirppis) und Flohmärkte in Tampere, in denen man die meisten Alltagsgegenstände bekommen kann. Dinge, auf die man nicht verzichten kann und die man vielleicht schlecht oder nur teuer bekommen kann, würde ich deswegen aus Deutschland mitnehmen. Das gleich gilt für Kosmetikprodukte. Im August kann es noch sehr warm sein, deswegen lohnen sich Übergangsklamotten. Ich habe mir die dicke Winterkleidung dann nachschicken lassen, da man die Winterstiefel ja erst beim ersten Schnee braucht, der letztes Jahr erst im November kam. Der Herbst kann jedoch sehr ungemütlich werden, daher sollten Regenschirm und Regenjacke sowie wasserfeste Schuhe im Gepäck sein. Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass ich eine wunderbare Zeit in Finnland hatte, jeden Tag genossen habe und sehr gerne daran zurückdenke. Für Fragen stehe ich gern zur Verfügung und kann nur jedem empfehlen, einmal nach Finnland zu kommen. Es ist die Reise wert! Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht,
Kontaktinformationen auf Anfrage beim Erasmus-Koordinator der Anglistik