Ethno-Jazz: Aziza Mustafah-Zadeh brilliert

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Ethno-Jazz: Aziza Mustafah-Zadeh brilliert
ISNY
Schwäbische Zeitung
Donnerstag, 4. August 2011
Isny
Ulan und Bator
entern die Bühne
ISNY (sz) - Heute Abend entern Ulan
und Bator die Bühne des Theaterfestivals. Dabei handelt es sich jedoch
nicht um Gäste aus dem fernen Osten, sondern um zwei Schauspieler
und Komödianten aus Deutschland,
die sich während des Studiums kennen gelernt haben und in den vergangenen Jahren mit vielen wichtigen
Kabarett- und Kleinkunstpreisen
ausgezeichnet wurden. Zuletzt
räumten sie den Deutschen Kleinkunstpreis 2011 ab. Mit ihrem Markenzeichen, den wollenen Bommelmützen zum korrekten grauen Anzug, outen sich die beiden als komplett durchgeknallte Enkel des
Dadaismus. In ihrem aktuellen Programm „Wirrklichkeit“ verdichten
sie in ihren seltsamen Dialogen Werbesprüche, Alltagsfloskeln und Politphrasen zu irrwitzigen Grotesken,
die von verrückten Liedern und abgedrehten Slapstick-Einlagen begleitet werden. Sie singen, spielen, moderieren, trommeln, tanzen und haben mit jedem Sprachspiel noch eine
Überraschung parat. Da stockt dem
Publikum vor lauter Lachen der
Atem, und irgendwann begreift man:
„Wirrkliche“ Genialität ist ohne
Wahnsinn undenkbar.
Ulan und Bator, „Wirrklichkeit“,
20.30 Uhr, Abendkasse 17 Euro.
Busverkehr um Insy
ist eingeschränkt
ISNY (sz) - Aufgrund der Vollsper-
rung der B 12 zwischen Großholzleute und Isny von Donnerstag, 4. August, bis einschließlich Freitag, 19.
August, müssen auch die Busse der
Stadtverkehrslinie 74 Isny-Großholzleute-Überruh und der Linie 50
nach Kempten die Umleitungsstrecke über Ratzenhofen fahren.
Dadurch entfällt die Bedienung
der Haltestellen Großholzleute Rathaus und Abzweigung Kleinholzleute komplett. Die Haltestellen Kleinhaslach Abzweigung Burkwang und
Kleinhaslach selbst werden in den
beiden Wochen nur im Rahmen des
Stadtverkehrs angefahren, nicht aber
von den Bussen der Linie Kempten.
Wegen der zusätzlichen Sperrung
der Argenbrücke kann der Bus heute
und morgen Argen nicht erreichen
und damit die dortige Haltestelle
nicht bedienen. Aufgrund der längeren Umleitungsstrecke kann es zu
Verspätungen kommen.
Leserbrief
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Das kulturelle
Erbe
weiterentwickeln
Zum Thema Neues Stadttor Isny von
Peter Zumthor hat die Redaktion folgenden Leserbrief erhalten:
Spontan und nachhaltig begeistert
hat mich bei einem Besuch der Stadt
Isny das im Rathausfoyer ausgestellte Zumthor-Projekt. Freunde hatten
mich darauf aufmerksam gemacht.
Kaum zu glauben, was sich eine kleine Stadt traut: den so einzigartig Kultur schaffenden Architekten Peter
Zumthor einzuladen zu einem kühnen Gestaltungsprojekt ihrer Stadt.
Wie lebenswert muss eine solche
Stadt sein, wo sich Bürger mit sicherem Gestaltungsempfinden für eine
solche Idee stark machen? Wo sonst
haben politisch Verantwortliche den
Mut, über ihre Zeit hinaus zu planen,
das kulturelle Erbe ihrer Stadt visionär weiterzuentwickeln und zu sichern? Wo ein solches Denken zu
Hause ist wie in Isny, da wird es auch
gelingen, ein attraktives Nutzungskonzept und Sponsoren zu finden,
über alle damit verbundenen Hürden hinweg. Dies jedenfalls ist der
Stadt und ihren Bürgern zu wünschen!
Carl-Heinz Wopperer, Günzburg
Aziza Mustafa-Zadeh begeisterte das Isnyer Publikum mit Ethno-Jazz vom Feinsten.
SZ-FOTO: ROLAND RASEMANN
Ethno-Jazz: Aziza Mustafah-Zadeh brilliert
Mit einer faszinierenden Leichtigkeit springt sie zwischen den musikalischen Welten und vereint sie
Von Michael Loskarn
●
ISNY - „We see what will happen“,
sagt die zierliche Frau mit buntem
Kleid und langem, dunklen Haar.
Was kommt, ist ein fulminantes Feuerwerk an stimmlicher Varianz gepaart mit HochgeschwindigkeitsFingerakrobatik am Piano. Aziza
Mustafa-Zadeh, 41-jährige Princess
of Jazz aus Baku in Aserbaidschan,
fegt ihren Ethno-Jazz richtiggehend
durchs vollbesetzte Zelt am Baggersee. Und das über 90 Minuten hinweg, ohne Pause.
Gut, manche Kenner der Szene
mögen behaupten, die in jungen Jah-
ren als Wunderkind gehandelte Sängerin und Pianistin habe ihren Zenit
überschritten. Nichtsdestotrotz, was
die musikalische Weltenwandlerin
in der Isnyer Provinz an stimmlichem Timbre, an technischer Brillanz am Piano bietet, ist ein Hauch
von Weltklasse-Jazz.
Sie führt Orient zu Okzident
Bei „Spring Suite“ führt sie Orient
und Okzident zusammen, verwebt
orientalische Klänge, die der traditionellen aserbaidschanischen Improvisationsmusik, dem Mugam,
entspringen mit Swingendem. Äußerst gefühlvoll ihr Piano, es schwillt
an, nimmt an Rasanz zu um im reinsten Inferno des Forte zu kulminieren.
Die Finale der Stücke sind oftmals
unerwartete, aber mitreißende, und
zwar subito!
Bereits nach dem zweiten Song
sind die Isnyer vom Jazz beseelt, reagieren äußerst spontan ob ihrer Begeisterung. Ihre klassisch ausgebildete Stimme lässt sie zum ersten Mal
bei „Romantic evening“ aufblitzen:
gefühlvoll gehaucht, weich wie Samt.
Allein, in den Tiefen fehlt zu Beginn
ein Quäntchen Resonanz. Was sie bei
„Summertime“
von
Goerge
Gershwin umgehend wettmacht und
mit einer berührenden Melancholie
stimmlich-spielerisch einen schwermütigen Sommer einläutet. Fantastisch „jazzy“ ist ihre Händel-Arie –
spielerisch verbindet sie Jazz mit
Klassik. Schade nur, dass umfallende
Glasflaschen und Nebensitzerinnen,
die in ihren Turnbeutel großen
Handtaschen nach Bonbons grapschen, den reinen Musikgenuss trüben.
Stimmlich hinterlegt sie die Tempi
Aber das ist eben Festival, nicht
Oper. Dennoch, wie Aziza MustafaZadeh ihren Gesang mit dem Fingerspiel am Piano koordiniert ist einzigartig. Stimmlich greift sie das melo-
diöse Hauptthema auf, wetteifert mit
dem Spiel ihrer rechten Hand, hinterlegt die Tempiwechsel mit unnachahmlichem Timbre.
Scat-Gesang bildet Höhepunkt
Höhepunkt des Abends: Ihr Scat-Gesang, lediglich unterstützt durch eine kleine Handtrommel. Eine Art
Schnellfeuer-Gesang, der ihr zu eigen ist und auch nicht in der traditionellen aserbaidschanischen Musik
zu finden ist. „It´s all of us“, gibt sie
nach den anhaltenden Ovationen
völlig selbstlos ans Publikum zurück:
„Das Piano, Ihr und ein bisschen
ich.“
Stabat mater begeistert die Musikliebhaber
Kurz berichtet
Das Augsburger Ensemble berührt und verleiht der Aufführung Eleganz und Anmut
Die Kemptener Band Veto gastiert
am Samstag, 6. August, in der Tonbar. Ab 21 Uhr gibt es Musik der
60er und 70er. Weitere Informationen unter: www.veto-sound.de.
Der Schwäbische Albverein (SAV)
bietet am Freitag eine etwa zweistündige Abendwanderung von
Sommersbach über Menelzhofen,
Herbisweiher und Neutrauchburg
nach Isny an. Abfahrt mit dem
Regio-Bus ist um 18.15 Uhr am Kurhaus Isny und um 18.20 Uhr am
Gasthaus Sonne in Neutrauchburg.
Gerlinde Maier, Telefon 0 75 62 /
82 94, und Gabi Huber-Smuda,
Telefon 0 75 62 / 54 63, führen die
Wanderung.
Von Barbara Rau
Marie Tremblay-Schmalhofer das
Kirchenschiff. Sie gibt dem Schmerz
Ausdruck, der Inbrunst des Gläubigen in diesem Klagelied Wärme, und
ihre Stimme dringt direkt ins Herz.
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ISNY - Das Stabat mater des Luigi
Boccherini haben die „Mozart Solisten Augsburg“ auf Einladung des
Fördervereins Kunst und Kultur
Schloss Isny in St. Georg und Jakobus
aufgeführt. Cellist und BoccheriniSpezialist Julius Berger, Leiter des
Ensembles, und seine Frau HyunJung Berger spielten außerdem als
Dreingabe die Sonate in C-Dur, ein
wahrhaft wertvolles Geschenk.
Text ist sehr vertraut
Der aus dem 13. Jahrhundert stammende Text des Stabat mater ist wohl
jedem Katholiken vertraut, zumindest der Anfang: „Christi Mutter
stand mit Schmerzen bei dem
Kreuz…“ Den berührenden Text über
das Mitleiden der Gottesmutter angesichts der Qualen ihres Sohnes am
Kreuz haben im Laufe der Jahrhunderte einige Musiker, darunter Orlando die Lasso, vertont. Die Komposition von Boccherini ist vielleicht
gerade deshalb so beeindruckend
und ergreifend, weil sie kammermusikalisch komponiert wurde und
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Das Augsburger Ensemble begeisterte in der Georgs-Kirche.
kein großes Orchester braucht.
Bei aller Ernsthaftigkeit des Werkes ist die ganze Komposition doch
von Eleganz und Anmut geprägt. Etwas, was Berger und sein Ensemble
berührend und brillant wiedergeben.
Die drei Violinen und die beiden Celli, denen der Cellist Boccherini Do-
FOTO: RAU
minanz verleiht, entführen den Zuhörer in höheres Fühlen, machen die
unbequemen Kirchenbänke in St.
Georg vergessen. Dabei begleiten sie
die Sängerin zurückhaltend, lassen
dem gesungenen Wort Raum. Mit ihrem klaren und auch in den Höhen
intensiven Sopran füllt die Sängerin
Aufmerksamkeit steigern
Den Aussagen Dr. Till Bastians, dem
Vorsitzenden des Fördervereins, zufolge bekommt Boccherini nicht die
Aufmerksamkeit, die er verdient. In
Isny mag sich das geändert haben,
denn zumindest jene knapp hundert
Leute, die dem Konzert in der Kirche
lauschten, werden dem im italienischen Lucca geborenen Komponisten künftig mehr Beachtung schenken. Ihr lang anhaltender Applaus
zeigte, wie sehr sie von Musikern
und Werk beeindruckt waren. Bastian dankte den Sponsoren OEW und
der Kreisparkasse Ravensburg für
die Möglichkeit, dieses Konzert zu
realiesieren. Der Kirchengemeinde
ist es zu verdanken, dass die dem
Schloss so nahe liegende Kirche genutzt werden durfte. Denn letztlich
ist das „Stabat mater“ nichts für den
Konzertsaal, es braucht den sakralen
Raum.
Rohrdorfer feiern am Wochenende ihr Dorffest
Unter dem Motto Patenschaft feiert die Musikkapelle mit ihren Partnern aus dem Kreuzthal und aus Mauls
ROHRDORF (sz) - Das traditionelle
Dorffest der Musikkapelle Rohrdorf
findet in diesem Jahr unter dem Motto Pater Spiritualis, also Patenschaft,
statt. Patenschaft bedeutet, die Entwicklung des Anderen zu begleiten,
und genau das wollen die Rohrdorfer
Musikanten am ersten August-Wochenende tun, heißt es in der Mitteilung der Musikkapelle.
Seit zehn Jahren pflegt die Musikkapelle Rohrdorf eine Patenschaft
mit der Musikkapelle Kreuzthal und
seit 40 Jahren mit der Musikkapelle
Mauls aus Südtirol in der Nähe von
Sterzing. Diese Jubiläen feiern die
Rohrdorfer mit ihren Patenkapellen
aus Mauls und Kreuzthal am Samstag und Sonntag, 6. und 7. August.
Ein Höhepunkt wird, dem Anlass
gemäß, ein festlicher Gottesdienst
auf dem Festgelände werden, der um
9.30 Uhr mit musikalischer Begleitung der Maulser Musikanten stattfindet. Beim anschließenden Frühschoppen kommen unter Maulser
musikalischer Führung auch die
weltlichen Genüsse nicht zu kurz.
Die Bergstätt Musikanten aus der unmittelbaren Nachbarschaft sowie die
Adelegger Alphornbläser unterhalten im Anschluss. Am Samstagabend
machen die Kreuzthaler und Rohrdorfer Musikanten ihre Blasmusik
für die Gäste erlebbar. Weiter sorgt
das Spiel „Die perfekte Minute“ für
zusätzliche Unterhaltung. Das Fest
findet bei jeder Witterung statt.
Allerlei Tradition und Blasmusik gibt es in Rohrdorf.
FOTO: OH
Aus der Nachbarschaft
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Frau verletzt sich schwer
GRÜNENBACH (sz) - Schwere Verletzungen hat sich am Dienstagnachmittag eine Frau bei einem
Sturz im Eistobel zugezogen. Ungefähr in der Mitte des Tobels war
die 37-Jährige gestürzt und brach
sich das Bein. Rotes Kreuz, Bergwacht sowie die Feuerwehren aus
Grünenbach und Ebratshofen versorgten die Frau, die unter starken
Schmerzen litt, und trugen sie in
einer Rettungsschale aus dem Eistobel. Die Rettung mit Fahrzeugen
war schlichtweg nicht möglich.
Anschließend wurde sie im Bergwacht-Jeep zum Rettungshubschrauber transportiert und in ein
Krankenhaus geflogen.
Junge Solisten spielen auf
LINDENBERG (sz) - Die Freunde
klassischer Musik kommen bei der
klassischen Soirée am Montag,
8. August, um 20 Uhr im LöwenFoyer auf ihre Kosten: Bereits zum
dritten Mal sind die Musikalischen
Sommerkurse Leutkirch in Lindenberg zu Gast. Die NachwuchsStreichersolisten dieser Meisterkurse mit Klavierbegleitung konzertieren. Die Dozenten konzertieren
auf internationalen Podien und sind
Spezialisten auf dem Gebiet der
Kammermusik.