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Das Anlagemagazin der B˛rsen-Zeitung
Oktober 2014 | Seite 26
PORTFOLIO
Investoren setzen auf
Schwellenländer-Corporates
Emerging Markets locken mit hohen Renditen und ziehen reichlich Kapital an.
Dollar-Anleihen im Fokus.
Von Michael Marray und Grit Beecken
Die anhaltende Renditejagd sorgt fˇr ein anhaltend hohes
Interesse an Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern. Schließlich werfen die Papiere deutlich h˛here Erträge ab als ihre Gegenstˇcke in den Industrieländern. In
jˇngster Zeit kaufen dabei vermehrt auch Investoren, die
an sich kein Interesse an den Schwellenländern haben, sondern lediglich eine attraktive Rendite erwirtschaften wollen. Diese Anleger werden als Non-dedicated Investors beschrieben.
Die zunehmenden Mittelzuflˇsse sorgen an der ein oder anderen Stelle bereits fˇr Bedenken. So hat die Bank fˇr internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in ihrem SeptemberBericht bereits gewarnt, der Run fˇhre dazu, dass die Laufzeiten neuer Emissionen deutlichen länger werden als gewohnt. Das sei riskant: Schließlich sind längerlaufende
Bonds besonders anfällig fˇr unerwartete Ausverkäufe am
Markt.
Allerdings braucht wohl kaum ein Investor an die Risiken
von Schwellenländerinvestments erinnert zu werden -besonders nicht im Segment der Unternehmensanleihen.
Schließlich haben von allem russische und ukrainische Unternehmen in den vergangenen Jahren Dollar-Anleihen
emittiert, deren Spreads in den vergangenen Wochen angesichts der eskalierenden Krise dramatisch gestiegen sind.
Die meisten Schwellenländerfonds konnten diese Verwerfungen vergleichsweise gut wegstecken. Sie verfolgen in
der Regel eine globale Strategie. Daher sind die Sonderverm˛gen gut diversifiziert und konnten die Verluste in Russland und der Ukraine in anderen Ländern ausgleichen. Besonders mutige Fondsmanager haben die Krise sogar zum
Einstieg genutzt.
Angebot gibt es reichlich: In den vergangenen fˇnf Jahren
ist das Emissionsvolumen von Schwellenländer-Corporates
massiv gestiegen. Die Papiere sind zumeist Dollar-denominiert. Seit 2008 hat sich das ausstehende Volumen nahezu
verdreifacht und liegt nun bei 1,21 Bill. Dollar.
Das Angebot an Unternehmensanleihen in Lokalwährung
ist noch deutlich gr˛ßer und liegt mittlerweile bei umgerechnet 2,9 Bill. Euro. Im vergangenen Jahr wurden Papiere
im Wert von 660 Mrd. Dollar emittiert, und im laufenden
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Jahr dˇrfte es nochmal so viel werden. Allerdings ist der
Einstieg in den Markt fˇr die sogenannten Local Currency
Bonds deutlich komplexer als der Handel mit Dollar-deno-
minierten Papieren. Viele Schwellenländer-Rentenfonds
konzentrieren sich daher auf eine Mischung aus Staatsanleihen und Dollar-Bonds großer Unternehmen. Hinzu kommen vereinzelt Anleihen großer, bekannter Emittenten in
Lokalwährung.
In Lateinamerika haben sich große Emittenten wie der Ölkonzern Pemex eine Investorengruppe aufgebaut. Im September emittierte Pemex eine Anleihe im Volumen von
30 Mrd. Pesos (1,74 Mrd. Euro) mit drei Tranchen. 20 % der
Nachfrage kam aus dem Ausland. Die Papiere sind von Moody’s mit Triple A geratet worden – allerdings auf der mexikanischen Skala, sodass das Rating ,,Aaa.mx‘‘ lautet. Auf der
globalen Moody’s-Skala liegt die Bonitätsnote bei A3.
Pemex ist zugleich ein großer Dollar-Emittent. Das Finanzierungsvolumen des Ölkonzerns beläuft sich auf umgerechnet 14,7 Mrd. Dollar. Davon entfallen 36,8 % auf Dollar-denominierte Papiereund 26,4 % notieren in Pesos.
Derweil versucht der mexikanische Telekomgigant Am¯rica
M˘vil, Anleger in seine Peso-Anleihen zu locken, indem er
ihnen den Kauf erleichtert. Ein im vergangenen Jahr aufgelegtes Finanzierungsprogramm wurde sowohl bei der mexikanischen B˛rsenaufsicht Comisi˘n Nacional Bancaria y de
Valores (CNBV) und der US-Beh˛rde Securities and Exchange Commission in the United States durchgewunken.
Die Anleihen k˛nnen bei Clearsteam und dem mexikanischen Clearer Indeval verrechnet werden.
Die Lead Manager fˇr das 100 Mrd. Peso schwere Programm
sind Deutsche Bank, BBVA, Citigroup, HSBC und Morgan
Stanley. Die erste Platzierung mit einem Volumen von
15 Mrd. Peso wurde im Januar 2013 abgewickelt – 56 % gingen in die Vereinigten Staaten, 35 % nach Lateinamerika
und 9 % nach Europa.
Auch die nachfolgenden Am¯rica-M˘vil-Emissionen stießen
im Ausland auf rege Nachfrage. Im Juni diesen Jahres verkaufte Am¯rica M˘vil eine zehnjährige Anleihe mit einem
Kupon von 7,125 % im Volumen von 7,5 Mrd. Peso. Gleichzeitig platzierte das Unternehmen einen fˇnfjährigen PesoBond mit einem 6 %-Kupon im Volumen von 10 Mrd. Peso.
Zu den institutionellen Käufern der Am¯rica-M˘vil-Anleihen geh˛rt die Allianz-Tochter Pimco. Der Pimco Emerging
Local Bond Fund (ISIN IE00B3DD5N41) hat sich im Dezember 2022 fällig werdenden Papiere im Wert von 532 Mill.
Peso in die Bˇcher gekauft. Der Fonds hält darˇber hinaus
in Dollar und Peso denominierende Anleihen von Pemex sowie Papiere anderer großer lateinamerikanischer Unternehmen. Das Portfolio wird allerdings von Dollar-Papieren dominiert.
Nachdem Am¯rica M˘vil ihr lokal-globales Programm gestartet hatte, begab sich die Meidengruppe Televisa prompt
in die Fußstapfen des Konzerns und brachte Anleihen mit
bis zu 30 Jahren Laufzeit auf den Markt. Lead-Manager waren Citigroup, Deutsche Bank, HSBC and Morgan Stanley.
Während Investments in mexikanische Anleihen fˇr Ausländer relativ gut handhabbar sind, gibt es in Asien Schwierigkeiten. Vor allem die in Renminbi denominierenden Anleihen sind fˇr institutionelle Anleger de facto nicht investierbar. Das dˇrfte sich in den kommenden Jahren ändern.
Schließlich versucht die chinesische Regierung, mehr ausländisches Kapital in die Volksrepublik zu locken.
Während mit Shanghai Hong Kong Stock Connect im Oktober nun ein Programm fˇr Aktien aufgelegt wird, sieht es bei
Fixed-Income-Instrumenten noch anders aus. Diese sind lediglich fˇr von den Beh˛rden zugelassene Anleger zugänglich.
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Allerdings gibt es Fonds, die Renminbi-Anleihen halten. Im
September hat der britische Asset Manager Ashmore drei
China-Fonds aufgelegt, fˇr die er seine ,,RMB Qualified Foreign Institutional Investors (RQFII)‘‘-Quote nutzt. Eines
der Produkte, der Ashmore Chinese Debt Fund
(LU0160485420), setzt auf chinesische Bonds, die von staatlichen und quasi-staatlichen Emitteten begeben wurden, sowie auf Renminbi-denominierte Corporates aus dem ˛ffentlichen und privaten Sektor.
Neben China steht auch Indien hoch in der Gunst der Fondsmanager. ,,2014 haben zwei Fakten Indien zu einem gefragten Land gemacht‘‘, sagt Kevin Talbot, Chief Investment Officer fˇr Asian Fixed Income bei Aviva Investors in Singapur.
,,Das sind eine glaubwˇrdige Notenbank und eine große Koalition.‘‘ Talbot sieht zudem in Indonesien gute Chancen.
,,Indonesien ist einer der am besten perfomenden asiatischen Märkte. Nach der Wahl sieht es so aus, als wˇrde die
Regierung die richtigen Entscheidungen treffen.‘‘ Das Land
mˇsse allerdings noch etliche Strukturreformen durchbringen.
Korea ist Talbot zufolge ebenfalls ein attraktives Investmentziel. ,,Gestärkt durch die starke Handelsbilanz zieht Korea
seit Jahresbeginn Investorengelder an‘‘, sagt der Schwellenländer-Experte. Er weist zudem darauf hin, dass Thailand
wieder einen Blick wert sei, nachdem viele Anleger angesichts der politischen Turbulenzen dort derzeit untergewichtet sind. Nun, da das Militär das Vakuum ausfˇlle,
k˛nnte sich das ändern, sagt Talbot. Erste Investoren wˇrden bereits wieder im großen Stil einsteigen, berichtet er.
Der Markt scheint die Turbulenzen der vergangenen Jahre
insgesamt gut verdaut zu haben. ,,2013 gab es einen
Schluckauf, als Notenbankchef Ben Bernanke seine Kommentare ˇber eine m˛gliche Straffung der Geldpolitik
machte‘‘, sagt Faisal Ali aus dem Emerging Markets Debt
Team von Baring Asset Management. ,,Das hat zu einem
Ausverkauf in den Schwellenländern gefˇhrt. In den vergangenen Monaten haben wir aber wieder Zuflˇsse gesehen, und der Trend nimmt Fahrt auf.‘‘
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