GESAMTDOWNLOAD Ausgabe April 2008
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GESAMTDOWNLOAD Ausgabe April 2008
www.wirtschaftskurier.de 51. Jahrgang • B7388 E € 2,00 € 2,30 (Österr.) CHF 4,00 APRIL 2008 NACHRICHTEN UND KOMMENTARE AUS POLITIK UND WIRTSCHAFT Rascher Umdenkprozess Hohe Begehrlichkeit Zur Unzeit Die Messe der Messen Die Finanzkrise hat beängstigende Ausmaße erreicht. Der Staat sollte dafür sorgen, dass sich alle Beteiligten an die Regeln halten. AKTUELLES THEMA Seite 3 Die Attraktivität ihrer drei Marken ist die Ursache für den Erfolg von BMW in 2007. Die Münchner stehen nun vor großen Herausforderungen. INDUSTRIE & MÄRKTE Seite 5 Die Finanzmarktkrise kam für die Landesbanken zu früh: Die Geschäftsmodelle ohne staatliche Garantien waren noch nicht stabil genug. FINANZEN & BÖRSE ab Seite 11 Die weltgrößte Investitionsgütermesse, die Hannover Messe, besteht aus mehreren Ausstellungen, die ihrerseits internationale Leitmessen sind. JOURNAL ab Seite 25 Sport – Business – Politik Olympische Spiele | Chancen nutzen und weniger Boykott-Gerede WIRTSCHAFTSPOLITIK Zauberhaft? VON GÜNTER SPAHN Ein Zugehen auf die Linke könnte zu ihrer „Entzauberung“ beitragen – doch welcher Zauber ist gemeint? 2 I n wenigen Monaten finden in Peking die Olympischen Spiele, immer eines der größten Medienspektakel, statt. Können diese Spiele „unter einem friedfertigen Geist“ (IOC-Präsident Jacques Rogge) stattfinden, wenn die chinesischen Machthaber die Menschen in Tibet unterdrücken? Die Dinge sind nicht so einfach. Mit einem Boykott der Spiele ist es ja nicht getan. Zunächst ist einmal die Frage aufzuwerfen, inwieweit der Sport und ganz konkret Olympia noch in erster Linie Sport ist. Olympia ist schon lange nicht mehr das Treffen der „Jugend der Welt“ unter dem Aspekt der Völkerverständigung und dem Messen der Kräfte unter sportlichen Gesichtspunkten. Längst ist der Leistungssport nur noch Beiwerk des großen Business. Es geht um die Vermarktung weltweiter Fernsehrechte und diese wiederum sind Hintergrund für große Werbeetats globaler Gesellschaften. Und wenn zwischen dem 8. und 24. August 2008 die Spiele in Peking stattfinden, so ist dies nicht nur ein sportliches Weltspektakel, sondern auch der sehr nüchterne wirtschaftliche Hintergrund, um einen riesigen Markt von 1,3 Mrd. Konsumenten in China per PR zu erschließen. Dies wird auch überhaupt nicht bestritten. Die Olympischen Spiele in China sind für Weltplayer wie Coca-Cola oder McDonald´s einfach schlicht und ergreifend ein Muss. Der Adidas-Chef Herbert Hainer sieht in der Olympiade in Peking die „beste Chance, die wir jemals hatten, um uns in der Region zu präsentieren“. Adidas rüstet 18 Teams aus und darüber hinaus ca. 40 000 Helfer am Rande der Spiele. In zwei Jahren wollen die Franken aus Herzogenaurach ca. 7 000 eigene Läden im chinesischen Markt haben. Die Deutschen stellen darüber hinaus mit VW und Audi im Umfeld der Spiele mit ca. 5 000 Fahrzeugen den Olympia-Fuhrpark: Werbung allererster Güte! Übrigens war China, gemessen an den Auslieferungen des Jahres 2007, laut Angaben der Audi AG im Geschäftsbericht bereits nach Deutschland der wichtigste Abnehmer des Erfolgskonzerns: Von 964 151 Audi-Fahrzeugauslieferungen gingen allein 101 996 in den chinesischen Markt. Man muss sich dies einmal vorstellen. China ist schon als Kunde vor den USA oder UK positioniert. INHALT REPORT Der unbekannte Global Player Die indische Tata Sons Ltd. ist in vielen Bereichen tätig: von Tee über Energie bis zu Autos. FINANZEN & BÖRSE Mittelstandsfinanzierung Die drittgrößte Förderbank Europas, die NRW.Bank, finanziert die Programme aus eigenen Mitteln. 14 SACHSENDREIECK Powerregion im Osten Die Dinge haben sich verselbstständigt: Einerseits ist China inzwischen einer der wichtigsten Kunden der deutschen Wirtschaft – und Kunden lassen sich nicht so gerne vergraulen. Andererseits richtet das Land Olympische Spiele aus. 1,3 Mrd. Menschen, die Chinesen, haben ein Anrecht darauf. Foto: Siemens Im Medienbusiness wurden MilliardenVerträge für die Übertragungsrechte abgeschlossen. China ist bereits mit großem Abstand der wichtigste Abnehmer von Produkten des deutschen Industrieanlagenbaus! Zwischen 1998 und 2007 verkauften die Deutschen für 15,043 Mrd. Euro Industrieanlagen nach China. Mit großem Abstand – mit 8,124 Mrd. Euro – sind die USA der zweitgrößte Kunde (Quelle: Lagebericht 2007 des VDMA). Die Integration Chinas in die Weltwirtschaft hat den Bedarf an neuen Produktionskapazitäten für die Herstellung von Stahl, Zement, Papier oder Chemikalien sprunghaft ansteigen lassen. China gehört zu den wichtigsten Handelspartnern Deutschlands. So ist das Land inzwischen der größte Abnehmer deutscher Hütten- und Walzwerktechnik. China spielt eine wichtige Rolle als Absatzmarkt für riesige Papiermaschinen. Und die Nachfrage aus China steigt weiter. Für den VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) war China bereits 2007 im Großanlagenbau das bedeutendste Kundenland mit einem Abnahmevolu- men von 2,8 Mrd. Euro. Die Liste könnte man beliebig auf andere Branchen übertragen. Die größten deutschen Konzerne haben die Bedeutung des riesigen chinesischen Marktes längst erkannt und investieren dort Milliardenbeträge. So auch jetzt ganz aktuell der weltweit größte Chemiekonzern BASF, der mit seinem Engagement dem Bedarf Chinas nach Chemieprodukten im oberen Segment Rechnung tragen will. Sehr konkret die Olympischen Spiele (und weit darüber hinaus die wirtschaftlichen Beziehungen allgemein) werfen daher die Frage auf, inwieweit es sich Deutschland überhaupt erlauben kann, mit einem Boykott der Spiele drohen zu können. Dies ist die eine Seite. Die andere Seite, nämlich die politischen Verhältnisse in China, sind nach wie vor kommunistisch geprägt. Gerade die kommunistischen Machthaber waren und sind, bezogen auf das Demokratieverständnis und die Menschenrechte, noch nie zimperlich gewesen. Dies musste aber allen klar sein, als China die Sommer-Olympia- de erhielt. Deshalb setzten und setzen ja westliche Staaten wie Deutschland auf die wirtschaftliche Komponente unter dem Stichwort Wandel durch Handel! Aber dabei muss auch klar sein, dass die Chinesen aufgrund ihrer Kundenrolle am längeren Hebel sitzen. Wenn diese nun als Retourkutsche – und auch da ist man ja in Peking nicht gerade zimperlich – ihre Kundenrolle „zurückfahren“, weil in Deutschland einige politische Kraftmeier nach dem Boykott rufen, dann würde man deutsche Interessen ganz empfindlich treffen. Man braucht nur in die Geschäftsberichte der deutschen Exportindustrie einen Blick zu werfen, um zu erkennen, dass Deutschland unter Umständen bei einem Boykott ein schlimmes Eigentor schießen würde. Unabhängig von diesen wirtschaftlichen und gewiss wichtigen Fragen kann aber der Sport nicht die verlängerte „Werkbank“ der Politik sein. Dies hat schon 1980 beim westlichen Boykott der Spiele in Moskau nicht funktioniert. Vier Jahre später boykottierte dann der damalige Ostblock die Spiele in Los Angeles. Die Chinesen sind inzwischen eine großartige Sportnation. Was wäre eine Olympiade künftig ohne das Land? Ein Boykott in Peking könnte das Ende der sportlichen Idee von Olympia sein. Es ist schon schlimm genug, dass das Business die Spiele fast zur Nebensache macht. Und noch ein ganz gewichtiges Argument wäre zu nennen: Kann man 1,3 Mrd. Menschen – so viele Einwohner hat China – durch einen Boykott brüskieren? 1,3 Mrd. Menschen sind nicht dafür verantwortlich, wenn die Führung in Peking westlichen Demokratievorstellungen nicht genügt. Wer dem größten Volk der Erde die olympische Freude nimmt, darf sich später nicht wundern, wenn die Chinesen vom Westen enttäuscht sind. Ohnehin sehen sie – und eben nicht nur die Führung in Peking – das Thema Tibet als eine innere Angelegenheit des Riesenreiches. Es ist ja nicht so, dass die Tibeter gezielt durch die chinesischen Kommunisten gegängelt wurden. Nachdem im 13. Jahrhundert in Tibet ein Priesterstaat (Regent der Dalai Lama) gebildet wurde, geriet Tibet im 18. Jahrhundert unter chinesische Schutzherrschaft. Die Metropolregion ist ein europäisches Zukunftsmodell für Transformationsprozesse. Das höhere Gut des Staates Mindestlohn | Wirtschaftsforschungsinstitute sehen ihn reserviert Steuern und die Beziehungen zum Ausland | Liechtenstein-Skandal F 4 195007 102003 04 de immerhin einen großen Teil von Beschäftigten erfassen. Ein Viertel der privat Beschäftigten in den östlichen Bundesländern (und etwa ein Zehntel im Westen) verdienen weniger als diesen Betrag. Volkes Meinung geht von einem anderen Begriff aus. Wer heute Mitarbeiter mit einem Stundenlohn von zwei Euro und weniger „abspeist“, nutzt die Not von Menschen schamlos aus. Dieser Kreis von Ausbeutern – es wurde bereits gesagt – kann nicht gemeint sein, wenn es um das Thema Mindestlohn geht. Nein, es geht um Lohnvergütungen in bestimmten Branchen und für bestimmte Anforderungsprofile, für die, sagen wir, 6,50 Euro pro Stunde bezahlt werden. Sollen diese Tätigkeiten auf „mindestens“ 7,50 Euro angehoben werden? Es gibt Produkte, die in einem Hochlohnland wie Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig erzeugt werden können. Für Einfachsttätigkeiten wie die Herstellung von Suppenschöpflöffeln kann der Lohnanteil nicht so hoch sein, dass sich deren Herstellung in einem Land wie Deutschland nicht mehr lohnt. Deshalb wandern ja solche Herstellungsprozesse in die Niedriglohnländer – etwa Rumänien – ab! Auf der anderen Seite haben wir aber auch in Deutschland Menschen, die einer höheren Ausbildung einfach nicht folgen können. Diese Menschen müssen aber auch beschäftigt werden, wenn sie nicht in das soziale Chaos abdriften sollen. Wenn, nur für diesen Grenzbereich, die Löhne von beispielsweise 6,50 Euro auf 7,50 Euro erhöht werden sollen, dann sind die Möglichkeiten begrenzt, die erhöhten Arbeitskosten auf die Preise der „Suppenschöpflöffel“ umzulegen. Die Folge ist die Verlagerung der Produktion ins Ausland und somit die Vernichtung von Arbeitsplätzen. Es wird immer wieder auf das Beispiel Vereinigtes Königreich hingewiesen. Dort wurde 1997 ein gesetzlicher Mindestlohn eingeführt. Die Verfechter des Mindestlohnes weisen auf die positiven Erfahrungen in UK hin. Sind sie aber so positiv? Hier werden allen vorliegenden Belegen zufolge negative Beschäftigungswirkungen im unteren Lohnbereich tendenziell durch die positiven Arbeitsmarktwirkungen des Wirtschaftswachstums überkompensiert. Darüber hinaus ist der Arbeitsmarkt in UK gegenüber Deutschland wesentlich flexibler. Lediglich 1,9% der britischen Arbeitnehmer beziehen übrigens den Mindestlohn. Wie nachteilig ein „hoher“ Mindestlohn für die Beschäftigung ist, zeigt das Beispiel Frankreich. Dort stellt der Mindestlohn, der ca. 15% der Beschäftigten betrifft, für die Jugendlichen eine hohe Hürde für den Eintritt in die Beschäftigung dar. Er führt zu deutlichen Arbeitsplatzverlusten bei Geringqualifizierten und Jugendlichen. Ein hoher Mindestlohn könnte daher in Deutschland sehr kontraproduktiv und wenig zielführend sein. Dies kann niemand wollen. sp J ede Solidargemeinschaft und jeder funktionierende Staat braucht Einnahmen, um Aufgaben erfüllen zu können. Dies ist unbestritten und deshalb ist Steuerhinterziehung viel mehr als nur ein Kavaliersdelikt. Doch darf der Staat, um das höhere Gut Steuerkraft zu sichern, Gesetze brechen und mit Kriminellen zusammenarbeiten? Ein Bürger hat Liechtenstein erpresst; mit Daten, an die er als Beschäftigter einer Bank gelang. Darf ein seriöses Land wie die Bundesrepublik Deutschland das innere Gefüge zu Hause und die Zusammenarbeit mit ausländischen Staaten unterhöhlen? Machen wir uns nichts vor: Die Bundesrepublik motiviert kriminelle Elemente, welche strafbare Handlungen begehen, indem sie (wie im Fall Liechtenstein geschehen) gestohlene Daten verkaufen. Denn Deutschland stand ja als Käufer des Diebesgutes zur Verfügung. Damit öffnet die Bundesrepublik auch der gegen Geld vorgenommenen Denunziererei Tür und Tor! Wer will als Leistungsträger in so einem Land Verantwortung haben? Das höhere Gut muss der innere Zusammenhalt eines Staatsgefüges sein, das höhere Gut muss der außenpolitische Frieden zu unseren Nachbarn sein. Deutschland kann nicht in Gutsherrenart mit kleineren Staaten wie Liechtenstein herumspringen. Mit der Schweiz wird es schon schwieriger. Diese kann sich kraft ihres internationalen Ansehens und Gewichts bes- ab 19 Seit 1793 dominierte die chinesische Oberherrschaft. Da gab es noch keine Kommunisten. Seit 1904 war Tibet unter dem politischen und wirtschaftlichen Einfluss von Großbritannien, der schließlich 1912 beziehungsweise 1913 beim Zusammenbruch des chinesischen Kaiserreiches zur Trennung von China führte. Das kleine Volk der Tibeter – heute ca. 2,7 Mio. Menschen – war nie in unserem Verständnis unabhängig. Offen gesagt sind wir hierzulande zu weit von Tibet weg, um die Zusammenhänge schlüssig beurteilen zu können. Wenn selbst der Dalai Lama keinen Boykott der Spiele will, sollten wir Deutsche zurückhaltend mit derartigen Überlegungen sein. „Man soll nicht tibetanischer sein als der Dalai Lama“, sagte der französische Außenminister Bernard Kouchner. China hat in den letzten Jahren im Übrigen auch und gerade in die Verbesserung der Lebensbedingungen durch eine Optimierung der Infrastruktur investiert. Die gewaltige, moderne Eisenbahnlinie, die quer durch das Hochgebirge jetzt Lhasa erreicht, ist nur ein Beispiel. Fairer Lohn für anständige Arbeit ür einen human denkenden Unternehmer, für den das Wort Sozialethik kein leerer Begriff ist, wird es wohl selbstverständlich sein, seine Mitarbeiter ordentlich und zufriedenstellend zu entlohnen. Denn zufriedene Mitarbeiter lassen sich besser motivieren, sorgen für ein besseres Betriebsklima und schließlich tragen sie zu einer guten Produktivität bei. Da in den meisten Unternehmen die Firmenleitungen so denken, ist die unselige Mindestlohn-Diskussion eigentlich mehr eine theoretische. Aber – keine Frage – es gibt schwarze Schafe, die ihre Mitarbeiter regelrecht ausbeuten und den Überlebenskampf in Not geratener Menschen ausnützen. Diese Spezies „Unternehmer“, die Stundenlöhne von zwei Euro und sogar nur einem Euro bezahlen, gehören nicht mit einem Mindestlohn konfrontiert; sie müssten wegen Ausbeutung angezeigt werden. Noch einmal: Dieser Kreis darf eigentlich auch nicht als Unternehmer bezeichnet werden. Zunächst einmal wäre daher zu definieren, was eigentlich ein Mindestlohn ist und wie hoch er sein soll. Der derzeit genannte Betrag von 7,50 Euro als Mindestlohn wür- 4 Karl Heinz Däke, Präsident des Bundes der Deutschen Steuerzahler: „Der Staat zieht den Arbeitnehmern das Geld aus der Tasche, wo es nur geht. Sozialbeiträge und Steuern müssen deutlich runter!“ Bei einer Durchschnittsfamilie mit einem Kind reduziert sich das BruttoeinkomRentenversicherung: 16,7 ct men um 52% für Steuern und weiteren Abgaben. Krankenkasse: 12,3 ct Geschröpft werden die Bürger durch den Fiskus Arbeitslosenbeitrag: 2,5 ct beim Tanken, durch die Stromsteuer und vor allem durch die MehrwertPflegekasse: 1,7 ct steuer. Dies sind nur Beispiele. Deutschland ist im Kleinen wie im Großen steuerlich einfach nicht atLohnsteuer: 11,9 ct traktiv. Dies ist das Problem. Die Bürger haben Mehrwertsteuer: 4,3 ct kein Verständnis, wenn einerseits die Steuerandere Steuern: 2,6 ct fahndung bühnenreif bei einem Top-Manager eine ser wehren. Hausdurchsuchung durchführt und andeSchon hat es einen Nachahmer gegeben, rerseits der Staat wegen Missmanagement der Datensätze einer schweizerischen der Landesbanken, bei denen er beteiligt Bank anbot. Wann bieten die ersten Mitarist, Milliardenbeträge des Steuerzahlers zubeiter einer deutschen Bank Geschäftsgeschießen muss. Dafür zahlen wir eigentheimnisse an? Wir sind dabei, unseren inlich keine Steuern. Wollte der Staat durch neren Frieden zu untergraben. seine spektakuläre Hausdurchsuchung im Steuerhinterziehung darf nicht sein. Fall Zumwinkel von seinem Versagen abAber verführt der Staat nicht durch seine lenken? Man kann es so sehen. sp Raffgier zur kleinen Steuerhinterzieherei? Es bleiben nur 48 Cent WIRTSCHAFTSPOLITIK 2 WirtschaftsKurier Neue Märkte erschließen KOMMENTAR. Unsegen Internet VON GÜNTER SPAHN Natürlich ist das Internet eine großartige Sache und natürlich kann man per elektronischer Post blitzschnell um den Erdball kommunizieren. So weit, so gut! Mehr als in anderen Branchen setzt aber das Internet beziehungsweise die Informatik reife Menschen voraus. Das Kriminalitätspotenzial des Internets ist enorm. Schon setzt immerhin die Nato CyberAttacken auf die gleiche Stufe wie Raketen-Angriffe. „Die Cyber-Abwehr wird höchste Priorität haben, gleichauf mit Raketenabwehr und der Sicherung der Energieversorgung“, sagte der Leiter des Nato-Zentrums für IT-Sicherheit, Suleyman Anil. Dass das Internet Volkswirtschaften weitgehend blockieren kann, ist bekannt. Ein 20-jähriger estnischer Student legte vor zwölf Monaten die Rechner Estlands lahm. Und dies ist ja kein Einzelfall. Das Internet verleitet aber auch zu Beleidigungen, Verleumdungen und Beschimpfungen, weil man diese ja immer noch unkontrolliert in das weltweite Netz stellen kann. Und selbstverständlich ist leider das Internet auch die Plattform für Intrigen und Hinterlistigkeiten in den Büros. Es wird nicht mehr normal und offen kommuniziert und die Folge ist ein regelrechter Email-Terror.Von Human Relations keine Spur! Schon fragen die ersten Verantwortlichen, ob die Nachteile des Internets nicht doch dessen Vorteile überwiegen. Ein Hamburger Leasing-Geschäftsführer hat jetzt sogar Email-freie Bürotage eingeführt, weil er festgestellt hat, dass die Mitarbeiter nicht mehr richtig kommunizieren. Vertriebs- und Marketing-Chef Martin Peters verteufelt die elektronische Post nicht, will aber seine Mitarbeiter besser für ihre Kommunikation sensibilisieren. In der Tat schreiben sich die Angestellten über jede banale Angelegenheit eine Email und immer recht schön mit Kopien an weitere Empfänger. Der Horror ist perfekt, die elektronische Flut ist nicht mehr aufzuhalten. Der regelrechte Wahnsinn oder Kult geht inzwischen soweit, dass die Mitarbeiter sozusagen – lediglich durch eine Bürowand getrennt – Allerweltsweisheiten von Raum zu Raum per Email mitteilen. Viele Irrtümer würden aber vermieden, wenn die Menschen wieder mehr persönlich reden würden. Der Hamburger Unternehmer hat inzwischen auch wieder die Vorteile des klassischen Geschäftsbriefes erkannt. Denn immer noch ist der konservative Geschäftsbrief der Email weit überlegen, weil er persönlicher ist, und dieser Effekt wird nur durch die persönliche Unterschrift erreicht. Wer jetzt meint, dass lediglich ältere Chefs das Internet verteufeln, der irrt ganz gewaltig. Der oben erwähnte Marketingchef einer Hamburger Leasing-Firma gehört zur jungen und dynamischen Generation. Man darf wieder Hoffnung haben. Ein Umkehrprozess zum Thema Internet – nicht weg, aber reserviert –ist auch in den Büros erkennbar. WirtschaftsKurier – Bundesweite Verbreitung – Pflichtblatt der Bayerischen Börse WIKU Verlagsgesellschaft mbH Redaktion: Parkring 4, 85748 Garching bei München Zentrale: (0 89) 63 89 81-0 Telefax: (0 89) 63 89 81-20 ([email protected]) Herausgeber und Chefredakteur: Günter Spahn (verantwortl.) ([email protected]) Redaktionsleitung und Chef v. Dienst: Elwine Happ-Frank ([email protected]) Redakteure: Ulrich Kirstein ([email protected]) Martin Spahn ([email protected]) Weitere Mitarbeiter der Redaktion: Dieter Heumann (Wirtschaftspolitik) Paul Kellenbenz (Köln/Bonn) Hannsjörg Lawrenz (Ruhrgebiet und Westfalen) Oskar H. Metzger (Finanzen/Anlage) Dr. Wulf-Hinrich Möller (Hamburg) Werner Staudte (Rhein-Main) Gerhard Weisse (Berlin) Klaus G. Wertel (Baden-Württemberg) Verlag: Sitz des Verlages: Curt-Frenzel-Str. 2 86167 Augsburg Geschäftsführer: Dipl.-Kfm. 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Bankverbindung: Dresdner Bank AG Augsburg (BLZ 720 800 01) Konto-Nr. 0110040300 Druck: Frankfurter Societäts-Druckerei GmbH Frankenallee 71–81 60327 Frankfurt am Main Abo-Service: Telefon (0180) 36 84 39 16 20 (9 ct. pro Minute aus dem Festnetz) [email protected] APRIL 2008 Entwicklungspolitik | Gastbeitrag von Jürgen Klimke* D Entwicklungszusammenarbeit. Letztere kann mit ihren Instrumenten Investitionsbegleitung und Risikoabsicherung aus dem Haushalt der Entwicklungszusammenarbeit das Ressort aufwerten. Gleichzeitig nutzt sie damit die eigenen Kompetenzen, um mehr für die wirtschaftliche Entwicklung der Armen in der Welt zu tun. In einem ersten Schritt müssen die deutsche Außenwirtschaftsförderung und die Entwicklungspolitik daher aufeinander zugehen und Synergiepotenziale definieren. Dabei kann zum Beispiel die Initiative „Mittelstand for Africa“ als gemeinsames Pilotprojekt genutzt werden, um mehr Gelder aus dem deutschen Mittelstand für mutige Investitionsprojekte in Afrika zu akquirieren. Das Wirtschaftsministerium muss in Zukunft seinerseits das LänderKnow-how der Entwicklungspolitik abrufen. er wirtschaftliche Aufstieg der großen Schwellenländer China und Indien macht es besonders deutlich: Wir können und müssen unsere Partnerländer in der Entwicklungszusammenarbeit künftig stärker auch als Wirtschaftspartner behandeln – nicht zuletzt in unserem eigenen Interesse. Denn viele Entwicklungsländer eröffnen uns neue Produktionsstandorte, Beschaffungs- und Absatzmärkte. Für die außenhandelsorientierten deutschen Großunternehmen ist dies schon lange selbstverständlich. Die Aufgabe einer modernen deutschen Entwicklungspolitik muss es sein, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass auch der bisher eher als Zulieferer agierende deutsche Mittelstand hier leichter Fuß fassen kann. Weil die Wachstumsraten deutscher Unternehmen in den „klassischen“ Märkten stagnierend bis rückläufig sind, bieten neue Märkte in den Entwicklungsländern die Möglichkeit, dies auszugleichen. Natürlich profitieren die Partnerländer gleichermaßen: Zur Verminderung von Armut in der Welt ist es absolut notwendig, auch die wirtschaftliche Entfaltung von Entwicklungsländern zu fördern. Es entsteht eine klassische Win-Win-Situation. Bestehendes Wissen muss genutzt werden Privatwirtschaft einbinden Deshalb müssen wir die Einbindung der deutschen Privatwirtschaft in die deutsche Entwicklungszusammenarbeit zur Regel machen. Diese Forderung wurde unter anderem auch von den Staats- und Regierungschefs des G8-Gipfels im vergangenen Jahr in Heiligendamm unterstützt: Sie unterstrichen deutlich die Bedeutung des Privatsektors für die Entwicklung der ärmsten Länder dieser Welt – insbesondere in Afrika. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, muss das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in der nächsten Zeit ein umfassendes Modernisierungskonzept erarbeiten. Darin muss festgehalten werden, dass der Bereich der wirtschaftlichen Zusammenarbeit dem Bereich der Entwicklungshilfe ausdrücklich gleichgestellt ist. Ziele und Instrumente der Außenwirtschafts- und Entwicklungspolitik müssen enger verknüpft werden. Es liegt auf der Hand, dass Außenwirtschaftsförderungs- und Entwicklungspoli- Der Hamburger Jürgen Klimke (CDU) ist seit 2005 Mitglied im Deutschen Bundestag und vertritt den Wahlkreis Hamburg-Wandsbek. Überdies ist er Mitglied im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und dort Berichterstatter für die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Foto: Klimke tik grundsätzlich unterschiedliche Interessen verfolgen. Entwicklungspolitik will die Verhältnisse in Entwicklungsländern generell verbessern. Dem Privatsektor hingegen geht es in erster Linie um den individuellen Unternehmenserfolg. Diese beiden unterschiedlichen Herangehensweisen sollten jedoch für die „moderne“ Entwick- lungszusammenarbeit kein Gegensatz sein. Das gilt besonders für Projekte innerhalb der Daseinsfürsorge, die die Infrastruktur, Wasserver- und -entsorgung und Energiewirtschaft betreffen. Hier bestehen vielfältige Überschneidungspunkte zwischen den Kompetenzen und Interessen der deutschen Privatwirtschaft und der Geisterfahrer aus der Hauptstadt Gefahr von Links | Wowereit könnte zum Steigbügelhalter Lafontaines werden M it den Stimmen der Ex-Kommunisten hat er 2001 in Berlin Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) gestürzt und kam dadurch an die Macht. Bis heute ist er mit seinem Koalitionspartner, der SED-Nachfolge-Partei PDS (Die Linke) an der Macht geblieben. Die Rede ist von Klaus Wowereit, Sozialdemokrat und Regierender Bürgermeister von Berlin. Damals hat er mit dem Machtwechsel ein Tabu gebrochen. Bis 2001 waren in der Hauptstadt SPD, CDU, Liberale und Grüne einig, niemals mit der postkommunistischen PDS zu koalieren. Das war das ungeschriebene Gesetz Berliner Politik. Über 40 Jahre kommunistische Diktatur in Ostdeutschland und 30 Jahre Mauer hatten das Denken und Fühlen Berlins als „Frontstadt“ der Freiheit geprägt. Wowereit schob dies beiseite. Heute ist Wowereit bestrebt, einem neuen Tabubruch den Weg zu bereiten. SPDChef Kurt Beck beteuert nach seinem Schlingerkurs, es werde jedenfalls auf Bundesebene 2009 keinerlei Zusammenarbeit mit der Linken geben, da die Unterschiede zwischen SPD und dieser Partei „unüberbrückbar“ seien. Wowereit lässt dagegen wissen, er sei der Auffassung, die SPD müsse sich im Bundestagswahlkampf 2009 „alle Optionen offenhalten“. Damit übernimmt der Berliner Sozialdemokrat die Rolle des Geisterfahrers, der der SPD auf der „Autobahn zum Erfolg“ die Wahl vermasseln könnte. Diese Funktion als Geisterfahrer hatte der SPD-Spitzenkandidat in Hamburg, Michael Neumann, Kurt Beck vorgeworfen, der kurz vor der HamburgWahl SPD-Koalitionen mit der Linken nicht mehr ausschloss und damit die SPD in der Hansestadt zum Verlierer gemacht habe. „Wir waren auf der Überholspur, da kam ein Lkw aus Mainz und hat alles plattgemacht“, so Naumanns Vorwurf. Vor Berliner Journalisten beharrte Wowereit jetzt darauf, Beck sei „auf der richtigen Spur“ gewesen, nämlich auf der Überholspur. Noch deutlicher lässt er seinen Kurs der Nicht-Abgrenzung zur Linken vom Vorsitzenden der Berliner SPD, Michael Müller, verdeutlichen. Müller, treuer Gefolgsmann des Regierenden, sagte dem TV-Sender Berlin-Brandenburg (RBB): „Ich fordere die Sozialdemokraten in Westdeutschland auf, die Öffnung nach Links durch Kurt Beck mitzutragen.“ Ein Zuge- hen auf die Linke kann zu deren „Entzauprägt sind. Dass mit linker Ideologie kein berung“ beitragen. Geht denn jetzt schon Staat mehr zu machen ist, hat die PDS seit von den Linken ein „Zauber“ aus? Eine den 90er Jahren als Oppositionspartei oder seltsame Wahrnehmung. als Koalitionspartner von SPD-geführten Was kennzeichnet denn die Linken im Länderregierungen in Ostdeutschland beWesten? Wer die Reden aus der Fraktion griffen. Wie wenig aber die SPD mit der der Linken im Bundestag kritisch verfolgt, PDS anfangen konnte, zeigt, dass die früverspürt keinen „Zauber“, sondern nimmt heren SPD-PDS-Regierungen in Brandennur penetrante sozialpolitische Agitation burg und Mecklenburg-Vorpommern wahr. Der „große Vorsitzende“ der Fraktilängst von SPD-CDU-Regierungen abgeon, Oskar Lafontaine, beschwört oft den löst wurden. Fundamental-Opposition, Allgemeinplatz, die große Koalition mache wie die Linke im Westen sie betreibt, ist im die Reichen reicher und die Armen ärmer. pragmatischen Osten jedenfalls nicht als Für die Sozialpolitik werden neue MilliarStrategie gefragt. Die Linke besteht im den-Ausgaben gefordert, ihre finanzpolitiGrunde weiter aus zwei Parteien. sche Deckung bleibt aber im Dunkeln oder Kann nun Wowereit seine rot/rote Koaist dubios. Kürzlich forderte Lafontaine, lition in Berlin als ein Zukunftsmodell bunalle privatisierten Enerdesweit anpreisen? Auf gieunternehmen sollten diese Idee ist er anscheiEin Zugehen wieder „re-kommunalinend bisher selber nicht auf die Linke siert“ werden. War das ein gekommen, aus gutem Auftakt zur Politik einer Grund. Die Berliner Verkann zu deren neuen, vermutlich enthältnisse, die sind nicht „Entzauberung“ schädigungslosen Verso, kann man sagen. Die staatlichung von SchlüsMilliarden-Verschuldung beitragen – doch selindustrien? musste die Lanwelcher Zauber geht Berlins In den westdeutschen desregierung in den Griff von der Partei aus? bekommen, egal wer sie Landesverbänden der Linken werden solche sysstellt. Die Rolle Berlins als temkritischen und ideologischen Parolen Kostgänger des Bundes stieß an ihre Grengerne gehört. Sie münden dann in der von zen. Diese Lage bestimmte die LandespoliLafontaine aufgestellten These, als Ferntik, und dem musste sich die Linke als ziel sei „Freiheit durch Sozialismus“ anzuPartner unterordnen. Sozialpolitische Exstreben. Sozialismus soll also der Hebel zur tras, um die gewiss die Linken ringen, sind Freiheit sein, was auch Schluss mit der freiund bleiben Randerscheinungen. Positiv en Wirtschaft bedeuten könnte? In den für Berlin ist, dass sich der linke WirtKöpfen der Altkommunisten geistert mit schaftssenator Harald Wolf zum ausgeSicherheit die Vorstellung herum, in der sprochenen Pragmatiker entwickelt und „reichen Bundesrepublik“ könne ein zweidas Vertrauen der Berliner Wirtschaft geter Versuch zur Etablierung des Sozialisfunden hat. mus auf deutschem Boden eher gelingen Noch ist zu hoffen, dass die Bundes-SPD als in der „armen DDR“. Einer solchen begreift, dass sie mit jeder Annäherung an Gruppierung will die Sozialdemokratie, die die Linke weiter an Boden verliert. Die sich Ende der 50er Jahre mit dem GodesWahlen in Hessen, Niedersachsen und berger Programm auf den freiheitlichen BoHamburg lassen das erkennen. Wowereit wird kaum der einzige „Geisterfahrer“ bleiden der Bundesrepublik stellte und historiben. Darum ist zu wünschen, dass die sche Fesseln sprengte, nun wieder die Hand CDU, die Liberalen und die Grünen im reichen? neuen Fünf-Parteien-System so stark werVon den Wirrköpfen der Linken im Wesden, dass sie mehrheitsbildende Koalitioten muss man die Partei-Gruppierung in nen bilden können und wollen. Die BunOstdeutschland und Berlin unterscheiden. desrepublik Deutschland ist sozial, wirtBei dieser früheren PDS, die ja erst 2007 schaftlich sowie nach innen und außen mit der WASG Lafontaines fusionierte, eine Erfolgsgeschichte, die nicht durch linhandelt es sich ganz überwiegend um reake Utopisten in Misskredit gebracht oder listisch eingestellte Gruppen, die vom gar gefährdet werden darf. wei Scheitern des Sozialismus in der DDR ge- Ein Beispiel aus der Praxis für ein mögliches Zusammenwirken aus Industrie und Bundesministerium: Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat seine Mitgliedsunternehmen zu Investitionsvoraussetzungen und Förderinstrumenten in Afrika und anderen Entwicklungsländern befragt. Demnach haben die rechtlichen und administrativen Rahmenbedingungen und die Sicherheitslage einen ganz entscheidenden Einfluss auf die Investitionsentscheidung deutscher Unternehmen in Entwicklungsländern. Optimales Knowhow für derartige Bewertungen halten die Mitarbeiter des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zuhauf in ihren Händen. Dieses gesammelte Wissen aus der Entwicklungspolitik sollte von den Entscheidern aus der Wirtschaft verstärkt abgerufen werden. In letzter Zeit wird das Kriterium der so genannten „guten Regierungsführung“ für die Vergabe von Entwicklungsgeldern immer wichtiger. Das ist richtig so. Die Definition dieses Merkmals darf sich jedoch nicht nur auf politische und menschenrechtliche Aspekte beschränken. Einbezogen werden muss auch der Aspekt der „guten Führung“ in Themenbereichen, die das wirtschaftliche Handeln direkt betreffen. Dazu zählen zum Beispiel ein solides Wirtschaftsrecht, Schutz des Privateigentums oder eine unabhängige und effiziente Justiz. Auch bei der Konsolidierung dieser Bereiche unterstützt Deutschland seine Partnerländer. Das so gewonnene Know-how ist für die Privatwirtschaft von unschätzbarem Wert und muss für sie auch verfügbar sein. Dafür müssen Finanzmittel bereitgestellt werden. Es sollte daher eine stärkere Finanzierungshilfe für investitionsvorbereitende und -begleitende Maßnahmen geben, die nach einem strengen Kriterienkatalog ausgeschüttet werden. PPP-Fazilitäten für den Mittelstand öffnen Darüber hinaus müssen die Public-Private-Partnership-Fazilitäten (PPP) weiterentwickelt, flexibilisiert und finanziell aufgestockt werden. Die bisherigen Hermes-, DIA- und MIGA-Absicherungsinstrumente müssen durch das neue Konzept der entwicklungsrelevanten „First Loss Tranchen“ für spezielle mittelständische Branchen und bestimmte Regionen erweitert werden. Diese Ansätze hätten unter anderem auch einen direkten Einfluss auf die Zusammenarbeit mit den großen vier Schwellenländern Indien, Südafrika, Brasilien und China, da damit gewährleistet werden würde, dass deutsches industrielles und wirtschaftliches Know-how, flankiert durch staatliche Mittel, die Produktionsprozesse in den Ländern mit besonders dynamischem Wirtschaftswachstum positiv beeinflussen würde. Ein besonderes Beispiel ist Indien, da Deutschland dort endlich dem Wunsch der indischen Regierung nachkommen könnte, noch stärker als bisher in alternative Energieformen und Umwelttechnik zu investieren. Die in der Rückkopplung entstehenden positiven Effekte für den deutschen Arbeitsmarkt, besonders in der mittelständischen Zulieferindustrie, wären ein erfreulicher Nebeneffekt. Um der deutschen Entwicklungszusammenarbeit endlich ein modernes Gesicht zu geben, müssen wir proaktiv vorangehen und mögliche Bedenken der überholten Entwicklungshilfekonzepte ausräumen. Nur so kann eine zukunftsorientierte Entwicklungszusammenarbeit mit der Wirtschaft und durch die Wirtschaft gestaltet werden. *Jürgen Klimke ist MdB und Mitglied im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit. AUFGESPIESST. Lupenrein verzockt VON WILHELM K. GÄNSLER Was für eine noble, menschenfreundliche Geste: Nur in homöopathischer, leicht verdaulicher Dosierung informierte uns die internationale Finanzwirtschaft über ihre Zocker-Ergebnisse. Die bisher in der Öffentlichkeit nur zögernd aufgebauten „möglichen Abschreibungen“ haben sich zu einem Schuldenberg von weltweit 208 Mrd. US-Dollar aufgetürmt. Oder sind es schon 600 Mrd. US-Dollar, wie die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) orakelt? Der Internationale Währungsfonds (IWF) prophezeit sogar einen Verlust im internationalen Finanzsystem von bis zu einer Billion US-Dollar. Von diesem Berg an Abschreibungsbedarf müssten – so die Bonner Finanzaufseher – die deutschen Finanzinstitute etwa 10% abtragen. Beim gierigen Gewinnhecheln sind auch die deutschen Banker auf dem glatten Zockerparkett recht unsanft auf den Hosenboden gefallen – im schlimmsten Fall würden in der deutschen Finanzwirtschaft also 100 Mrd. US-Dollar in den Schornsteinen verrauchen. Das ist weiß Gott keine „Ackermann’sche“ Leistung, obwohl der Deutschbankier ansonsten recht geschickt und umsichtig in den Weltmärkten agiert und sein Institut – so wie es aussieht – mit geringen Blessuren aus der internationalen Finanzkrise herausbringt. Für den deutschen Bankenprimus sind die Folgen des Fehltritts auf dem amerikanischen Hypothekenmarkt sicher leichter zu schultern als für viele „Mithechler“, die mit ihrer Gewinngier und den nun drohenden Milliarden-Wertberichtigungen gar die Existenz ihrer Institute aufs Spiel setzten. Dass die Landesbanken mit Steuergeldern ebenfalls habgierig mitgemauschelt haben, ist eine noch offene Frage, über die genauso ernsthaft nachgedacht werden muss, wie über die kritische Nachfrage, ob die deutschen Finanzaufseher vom „Risikobündelschnüren“ jenseits des großen Teiches nichts gemerkt haben und die heimischen Banken rechtzeitig auf die existenzgefährdenden Risiken dieser kreativ zusammengebastelten notleidenden und nun handelbaren Kreditbündel aufmerksam machen konnten. So wie die in die Höhe posaunten und nur tröpfchenweise bekannt gewordenen möglichen Wertberichtigungen die meis- ten Marktbeobachter überraschte, erstaunte Ackermanns Ruf nach dem helfenden Staat. An seiner Analyse ist kaum zu rütteln: „Wir haben nicht die Zeit zu warten, bis der amerikanische Häusermarkt über Jahre das Ungleichgewicht abbaut. Es braucht eine konzertierte Aktion von Banken, Regierungen und Notenbanken.“ Dass der Topmanager nicht mehr Rufer nach dem Staat in der Not: der Deutsche Bank-Chef Dr. Josef Ackermann. Foto: Deutsche Bank „an die Selbstheilungskräfte der Märkte“ glaubt, ist angesichts der gefährlichen Verwerfungen der internationalen Finanzmärkte verständlich, wenn auch ein Armutszeugnis, das sicher keine 14 Mio. Euro (Ackermanns „Erfolgshonorar“ für 2007) wert ist. Wo bleibt nach dem hemmungslosen Gewinnfischen und dem Finanzdebakel die Eigenverantwortung, auf die die Banker sonst so großen Wert legen? Natürlich lässt die Bundesregierung die Finanzbosse nicht im Regen stehen. Seit Monaten pumpen die Notenbanken Milliarden in die Finanzmärkte und die Regierungen stützen die verzockten Institute. Die Vokabel Marktwirtschaft wird derzeit sowohl von den sonst auf „fesselfreies“ Arbeitsterrain pochenden Finanzstrategen als auch von den politischen „SonntagsMarktwirtschaftern“ gemieden. Was lehrt uns die von den USA ausgegangene Finanzkrise? Erstens: Es gibt in den weltoffenen Märkten keine außergewöhnlichen Gewinnchancen ohne exorbitante Risiken: Zweitens: Marktwirtschaft bedeutet nicht privatwirtschaftliche Gewinnmaximierung und solidarische (staatliche) Schuldenverteilung. AKTUELLES THEMA APRIL 2008 WirtschaftsKurier 3 Finanzkrise nimmt beängstigende Ausmaße an Internationaler Währungsfonds (IWF) | Abschreibungsbedarf könnte auf 945 Mrd. US-Dollar steigen VON GÜNTER SPAHN D ie internationale Finanzkrise nimmt offenbar immer schlimmere und größere Dimensionen an. In seinem jüngsten am 8. April 2008 vorgelegten Bericht zur Stabilität der Finanzmärkte geht der Internationale Währungsfonds (IWF) davon aus, dass der Höhepunkt der Finanzkrise noch nicht erreicht ist. Und die Krise kann eine Größenordnung von ca. 945 Mrd. US-Dollar erreichen. „Die gegenwärtigen Turbulenzen sind mehr als nur ein Liquiditätsproblem; sie legen tiefliegende Schwächen in den Bilanzen und dünne Kapitaldecken offen“ – so der Bericht. Verführung fragwürdiger Geschäftsmodelle Dass die Krise die deutsche Finanzwirtschaft – und nicht nur die Landesbanken (von wenigen Ausnahmen abgesehen) – erreicht hat, ist bedingt durch Fehler der Risikoeinschätzung in den Banken. Denn es musste jedem klar sein (das kleine Einmaleins für Bankenlehrlinge), dass hohe Renditen, die die Banken ja angepeilt hatten, auch mit den entsprechenden Risiken verbunden sind. Wer sich nicht mit einer klassischen und konservativen Anlage von 4% zufrieden gibt und 25% Rendite will, muss mit entsprechenden Risikoaufschlägen rechnen. Es ist auch völlig uninteressant, wie die Ratingagenturen die entsprechenden „Papiere“ einstuften. Fakt ist, dass sich die Banken sehr wohl verzockt haben, denn wer Risiken eingeht, die die Kapitaldecke weit überziehen, also Risiken einkauft ohne die entsprechende Risikotragfähigkeit zu besitzen, handelt höchst unverantwortlich. Dass sich die Banken untereinander hochschaukelten nach der Devi- se, dass die Konkurrenz die Geschäfte ja auch macht, schmälert keineswegs die Notwendigkeit einer soliden Einschätzung, die eben leider, wie sich jetzt zeigt, eben doch nicht vorgenommen wurde! Natürlich war das Problem da, dass mit einem klassischen Mittelstandsgeschäft die Banken nicht mehr so viel verdienen konnten. Dies darf aber nicht dazu verführen, fragwürdige Geschäftsmodelle vorzuziehen. Jeder spricht von Subprime-Darlehen, die der Ausgangspunkt der Krise waren. Doch was sind Subprime-Darlehen? Man hat in den USA den Eigenheimbau zu 100% finanziert, das heißt die Leute hatten keinen Dollar Eigenanteil. Die Erwartung war, dass die Immobilien an Wert gewinnen würden und genau dies ist nicht eingetreten – im Gegenteil, die Kredite konnten infolge steigender Zinsen nicht mehr bedient werden. Was geschah und wo ist die Nahtstelle zu den deutschen Banken? Die amerikanischen Finanzinstitute haben die Kredite an große Fondsgesellschaften weitergegeben. Die Kredite bekamen einen neuen Namen, waren plötzlich „Papiere“ – weiter mit der Hoffnung der Wertsteigerung durch den Anstieg der Immobilienwerte – und die Fondsgesellschaften verkauften die „Papiere“ (man kann es nicht oft genug sagen) unter anderem auch an die deutschen Banken. Die Ratingagenturen bewerteten die Anteile als attraktiv und schon setzte ein regelrechter Wahn ein, sich bei diesem „Schrott“, wie ein erfahrener pensionierter Topbanker gegenüber unserer Zeitung die Engagements bezeichnete, einzukaufen! Die derzeitige Finanzkrise ist also auch eine Krise der Fonds der Beteiligungsgesellschaften und letztendlich auch der Hedgefonds, deren Manager sich bei se- EK-Quote sinkt drastisch Hugo Boss | Kreditfinanzierte Ausschüttung erzwungen F ür die problematische Variante des Umgangs von Finanzinvestoren mit übernommenen Unternehmen gibt es ein neues Beispiel: Die britische PrivateEquity-Gruppe Permira zwingt den Modekonzern Hugo Boss AG zu einer kreditfinanzierten Sonderausschüttung in Höhe von 352 Mio. Euro. Folgewirkung: Die Eigenkapitalquote sinkt von 52% auf 18%. Zwei Vorstandsmitglieder – Boss-Chef Bruno Sälzer und Produktionsvorstand Werner Lackas – haben das Unternehmen bereits verlassen, weil sie den Aderlass nicht mittragen wollten. Der Aufsichtsratsvorsitzende Giuseppe Vita folgt deren Beispiel im Mai oder Juni. „Aus unserer Sicht war Boss überkapitalisiert“, begründete Martin Weckwerth, der für Permira im Boss-Aufsichtsrat sitzt, die insgesamt rund 440%ige (!) Steigerung der für das Geschäftsjahr 2007 vorgesehenen Ausschüttung an die Boss-Aktionäre. Insofern seien eine Sonderausschüttung und die Erhöhung der Dividende „angemessen“. Permira hat im Juli 2007 die italienische Mutter von Boss, Valentino Fashion Group, übernommen – und verfügt so über 88% der Stammaktien der Hugo Boss AG. Finanziert hatte Permira den Erwerb von Valentino Fashion Group nach eigenen Angaben mit Krediten in Höhe von 2,4 Mrd. Euro. Diese Schulden sollen jetzt mit der Sonderdividende aus dem Hause Boss bedient und reduziert werden. „An der Sonderdividende verdienen die Investoren also nichts“, so die bemerkenswerte Lesart des Permira-Vertreters Weckwerth. Gegen die Stimmen der Arbeitnehmervertreter hat der Boss-Aufsichtsrat im März die Empfehlung an die Boss-Hauptversammlung am 8. Mai 2008 beschlossen, fünf Euro je Aktie als Sonderausschüttung auszuzahlen und die Dividenden von 1,19 Euro (Stammaktien) und 1,20 Euro (Vorzugsaktien) auf 1,45 Euro beziehungsweise 1,46 Euro anzuheben. Insgesamt bedeutet dies eine Ausschüttung an die Aktionäre von 455 Mio. Euro – rund das Dreifache dessen, was der Geschäftsbericht 2007 als Jahresüberschuss (154 Mio. Euro) ausweist. Finanzieren wird die Boss AG diesen gewaltigen Geldtransfer mit entsprechenden Kreditaufnahmen. Der im Amt verbliebene Finanzvorstand Joachim Reinhardt berichtete auf der Bilanz-Pressekonferenz über Kreditzusagen von insgesamt 750 Mio. Euro, die er von „verschiedenen internationalen Banken“ bereits erhalten habe. Konzernführung wird ausgetauscht Dass die Höhe der neuen Kreditlinien von 750 Mio. Euro ein Indiz für weitere Mittelabflüsse an die Aktionäre sein könnte, dementierte der Finanzvorstand – allerdings mit der Einschränkung „momentan“. Reinhardt: „Weitere Sonderausschüttungen sind momentan nicht geplant.“ Die vor allem von den Betriebsräten, aber auch von Kleinanlegern und einem Teil der Analysten gehegte Sorge, Permira strebe bald eine zweite Tranche des finanziellen Aderlasses an, wird freilich durch – nicht dementierte – Informationen über eine „Neubewertung des Markennamens Hugo Boss“ genährt. Bislang ist der Wert des Namens „Boss“ wohl nicht in der Kalkulation des Unternehmensvermögens berücksichtigt. Die Feststellung eines entsprechenden „immateriellen Wertes“ könnte zur Begründung einer neuen, höheren Bewertung des Eigenkapitals herangezogen werden. Auch wenn ein solcher Mehrwert nur auf dem Papier stünde: Es entstünden so neue rechtliche Spielräume für weitere Ausschüttungen. Nach Angaben von Betriebsräten soll es bereits Schätzungen geben, nach denen der Markenname „Hugo Boss“ 1 Mrd. Euro wert sein kann. Vorstände verlassen das Unternehmen Den Umstand, dass die Eigenkapitalquote der Hugo Boss AG allein durch die jüngsten Beschlüsse des Aufsichtsrats drastisch abstürzt, deutete Finanzvorstand Reinhardt – wohl auch unter dem Druck seiner Kapitaleigner – eher positiv: „Der Verschuldungsgrad entsprach bisher nicht der optimalen Kapitalstruktur.“ Drei andere bisherige Führungskräfte sahen und sehen das Gebaren der neuen Eigentümer wohl anders: Der fünf erfolgreiche Boss-Jahre verantwortende Vorstandsvorsitzende Bruno Sälzer hat Mitte Februar seinen Posten aufgegeben, kurze Zeit später verließ auch Produktionsvorstand Werner Lackas das Unternehmen. Beide sollen den von Permira erzwungenen neuen Kurs „bekämpft und abgelehnt, aber schließlich verloren haben“, so beschrieb es ein Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat. Auch der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Giuseppe Vita, gibt auf – er will sein Amt im Mai, spätestens im Juni niederlegen. Vita hatte über viele Monate versucht, die neuen Eigentümer von dem bisherigen Entwicklungskurs der Hugo Boss AG zu überzeugen und zwischen dem engagierten Sälzer und den Finanzinvestoren zu vermitteln. Erst ein Nachfolger ist berufen: Der neue Produktionsvorstand heißt Hans Fluri und wechselt vom Deutschen Paketdienst zu Boss. Finanzvorstand Reinhardt „koordiniert“ vorerst die Vorstandsarbeit. Er ist rasch und konsequent auf die neue Linie eingeschwenkt – ob er neuer Vorstandsvorsitzender wird, ist freilich noch nicht entschieden. Den Aufsichtsratsvorsitz soll auf jeden Fall ein unmittelbarer Vertreter von Permira übernehmen. Die Zahlen des Jahres 2007, die der RestVorstand auf der Bilanz-Pressekonferenz erläuterte, sprechen jedenfalls nicht gegen die ausgeschiedenen oder demnächst ausscheidenden Boss-Führungskräfte: So wuchs der Umsatz um 9% auf 1,6 Mrd. Euro. Das Betriebsergebnis stieg um knapp 20% auf 220 Mio. Euro, der Jahresüberschuss um ebenfalls fast 20% auf 154 Mio. Euro. kw Den deutschen Banken fehlen heute die Beteiligungserträge guter Industrieperlen wie etwa ThyssenKrupp. Da es die „Deutschland AG“ nicht mehr gibt, kompensieren die Finanzinstitute die ausgefallenen Ertragspotenziale mit einem zweifelhaften ABS-Portfolio. Foto: ThyssenKrupp riösen Firmen aufspielen, als ob ihnen die Welt gehörte. Die moralisch Mitschuldigen zum Beispiel beim Zerfleddern guter Firmen sind auch wiederum die Banken, die ja die Hedgefonds finanzieren. Es ist wie bei den Immobilien in der USA; die Hedgefonds kaufen sich in Firmen ein, oft ohne nennenswertes Eigenkapital. Später werden dann – siehe Beitrag unten – regelrecht Firmen gezwungen, kreditfinanzierte Ausschüttungen vorzunehmen, um die Interessen der Finanzinvestoren zu befriedigen. Wenn heutzutage zuweilen nach der „ordnenden Hand“ des Staates gerufen wird, dann hätte dies dann einen Sinn, wenn der grenzenlose Leichtsinn, Firmen ohne Eigenkapital zu kaufen, endlich durch staatliche Auflagen ein Ende hätte. Denn die Finanzkrise ist dadurch gekennzeichnet, dass viel Unseriöses – wenn nur gut dokumentiert – finanziert wird. Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger sieht die Sache absolut richtig: Der Staat – so Bofinger – muss mehr als bisher dafür sorgen, dass sich alle Beteiligten an die Regeln halten. Nur so (und nur so) werden die Finanzmärkte wieder sicherer. Leider ist die derzeitige Finanzkrise schon wieder ein Politikum geworden. Es geht etwa in Bayern der dortigen BayernSPD nicht mehr um die früher renommierte BayernLB (siehe auch Beitrag in dieser Ausgabe auf Seite 12); es geht in erster Li- nie der Opposition um die Präsentation eines politisch Schuldigen. Getan wird, als ob die Risikoabschirmung in Bayern ein spezifisches Problem der BayernLB wäre. Ein derartiges Politgeschacher löst aber die Probleme nicht. Verzockt haben sich nämlich in ihrer Gier nach höheren Renditen erste Adressen. Es ist ja schließlich kein Zufall, wenn der Chef von Deutschlands größter Bank erstmals nach dem Staat ruft. Und es ist ja schließlich auch kein Zufall, wenn die Chefin der KfW Bankengruppe, die eine Anstalt des öffentlichen Rechts ist (Eigner sind die Bundesrepublik Deutschland und die Bundesländer), zurücktritt, weil sich die KfW-Tochter IKB bei der Finanzkrise verhoben hat. Die Finanzkrise – so ärgerlich sie für alle Beteiligten ist – eignet sich nicht für politische Schuldzuweisungen bei einzelnen Instituten. Viele haben gezockt und viele haben versagt – nicht nur bei einem Institut. Zerpflücken der alten Deutschland AG Nun wehren sich ja selbst neue Bankenchefs – wie der neue Vorstandsvorsitzende der BayernLB Dr. Kemmer – gegen den Begriff „zocken“! Aber zum wiederholten Male: was ist es denn, wenn eine Bank Risiken eingeht, für die sie keine Risikotragfähigkeit besitzt? Zocken nennt man so was! Die heutige Finanzkrise bei deutschen Banken ist auch eine Spätfolge davon, dass man die gute alte „Deutschland AG“ medienmäßig regelrecht zerpflückt hat. Es stellt sich nämlich immer mehr heraus, dass so schlecht die Deutschland AG nicht war. Warum? Die Deutschland AG war nichts anderes, als ein Beteiligungsgeflecht der Banken und Versicherungen unter anderem bei gu- ten Industrieadressen. Es gab Zeiten, in denen die Deutsche Bank einen großen Anteil ihres Gewinns durch Beteiligungserträge etwa bei der damaligen Daimler-Benz AG beziehungsweise DaimlerChrysler darstellen konnte. Wir haben ganz großartige Industrieperlen wie die Linde AG oder auch die MAN AG, bei der die Banken und die Versicherungen wesentliche Beteiligungsanteile hielten. Diese attraktiven Beteiligungserträge aus der Industrie fehlen heute den Banken und deshalb müssen sie die Erträge mit fragwürdigen Engagements kompensieren. Allein die Linde AG hat in den Jahren 2006 und 2007 ein Nachsteuerergebnis von fast 2,9 Mrd. Euro darstellen können. Wohl dem, der da nennenswert beteiligt ist. Und dies war – stärker als heute – die Finanzwirtschaft. Auch die MAN AG erreichte in den letzten beiden Jahren ein Nachsteuerergebnis von über 2,1 Mrd. Euro. Die Beteiligungserträge fehlen heute der Allianz oder der Münchener Rück. Beide Gesellschaften waren über eine Beteiligungsgesellschaft, bei der sie ihre Interessen bündelten, Großaktionär bei der MAN. Gute Industriebeteiligungen waren ein stabiles Ertragsgerüst auch für die Banken. Dieses haben sie heute nicht mehr und alternativ setzen sie dann auf Ertragserwartungen mit amerikanischen Papieren, womit wir wieder beim Thema wären. Wir haben großartige Unternehmen, zu denen etwa auch die BASF oder ThyssenKrupp und natürlich auch die Energiewirtschaft gehören. Hier eröffnen sich für die Banken Anlagepotenziale mit Sinn und Ertrag. Die Deutschland AG war gut. Würde man sie wieder pflegen, bräuchte man keine unkalkulierbaren Risiken eingehen. Die deutsche Finanzwirtschaft braucht einen raschen Umdenkprozess. REPORT 4 WirtschaftsKurier APRIL 2008 Tata – der unbekannte Global Player Tata Sons Ltd. | In vielen Bereichen tätig: von Tee über Energie bis zu Autos VON DIETMAR STANKA E in echter Engländer hält um fünf Uhr Tea-Time. Dabei kann es durchaus sein, dass die feinen Ingredienzen dafür von dem indischen Mischkonzern Tata, dem weltgrößten Teeproduzenten, kommen. Vielleicht hat der Brite auch einen Jaguar oder einen Landrover vor der Tür stehen, die beiden Traditionsmarken gehören seit kurzem auch zum weitverzweigten Tata-Imperium. Ein Konzern, fast wie aus dem Bilderbuch: 1868 gegründet, liefert der Konzern Jahr für Jahr eindrucksvolle Zahlen: Sage und schreibe 3,2% des Bruttoinlandprodukts Indiens erwirtschaftet Tata jährlich und ist mit 300 000 Mitarbeitern und 98 Gesellschaften nebenbei auch noch der größte private Arbeitgeber Indiens. Im Geschäftsjahr 2006/07 setzte das Unternehmen 28,8 Mrd. US-Dollar um. Aber von vorne: Getrieben von einem starken Ehrgeiz und einem ebensolchen Nationalbewusstsein gründete Jamsetji Tata ein Handelsunternehmen. Kurze Zeit später erwarb er eine Öl verarbeitende Firma und wandelte sie in einen Baumwolle produzierenden Betrieb um. Der schon früh Geschäftssinn beweisende Tata verkaufte die Textilproduktion zwei Jahre später äußerst profitabel an einen örtlichen Baumwollhändler. Durch den Verkauf mit mehr Kapital ausgestattet, wagte der Visionär den Schritt nach Nagpur im Herzen des Baumwoll-Anbaugebietes Maharashtra. 1874 gründete er dort die Central India Spinning, Wea- Der Tata-Konzern erregte zunächst Aufsehen mit dem billigsten Auto der Welt – und nun durch die Übernahme der Traditionsmarken Jaguar und Landrover. Foto: Jaguar ving and Manufacturing Company. Als am 1. Januar 1877 Königin Viktoria zur Kaiserin von Indien gekrönt wurde, benannte er sein Unternehmen zu ihren Ehren in Empress Mills um. Die folgenden Jahre von 1880 bis zu seinem Tod 1904 waren unternehmerisch wohl die bedeutendsten im Leben von Jamsetji Tata. Seine Vorstellungen, eine eisen- und stahlverarbeitende Industrie zu gründen, dazu die notwendige Energie mit Wasserkraft zu erzeugen und eine Institution zu schaffen, die der indischen Bevölkerung die Wissenschaften lehren sollte, wurden zwar zu seinen Lebzeiten nicht mehr realisiert, aber der Samen dafür war gestreut. 1902 wurde zu einem weiteren Geschäftsbereich im wahrsten Sinne des Wortes der Grundstein gelegt: Die Indian Hotel Tata Power ist der größte private Stromerzeuger Indiens. Fotos: Tata Group baute in Mumbai das Taj Mahal Palace and Tower, Indiens erstes Luxushotel. Das pompöse Gebäude ist stilistisch ein Mix aus unterschiedlichen mittelalterlichen Formen aus Gujarat, viktorianischgotischen Einflüssen sowie arabischen und islamischen Formen. In Jamshedpur wurde 1907 die erste Vision von Jamsetji Tata Realität: Die Tata Iron and Steel Company nahm ihren Betrieb unter der Leitung seines ältesten Sohnes Dorabij in der eigens dafür gegründeten Stadt auf, die ihren Namen Jamsetji verdankt. Heute ist diese Stadt nicht nur eine der schnellst wachsenden Metropolen Indiens, sondern neben Tata Steel auch noch Sitz des Unternehmenszweigs Tata Motors. Dieser produziert dort Lokomotivteile, Lkws und Landwirtschaftsmaschinen. Einer der meist beachteten Einkäufe von Tata in den vergangenen Jahren war der Erwerb des niederländisch-britischen Stahlgiganten Corus (ehemals British Steel fusioniert mit Koninklijke Hoogoven) für 12 Mrd. US-Dollar. 1910 wurde das erste Wasserkraftwerk Indiens eingeweiht. Der Tata Hydro-Electric Power Supply Company Limited folgte 1916 Andhra Valley Power Supply Company Limited und 1919 die Tata Power Company Limited. Heute firmiert dieser Zweig unter Tata Power und ist nach eigenen Angaben der größte private Stromversorger Indiens. Nachdem Stahl und Energie etabliert waren, realisierte Dorabij Tata den dritten Wunsch seines Vaters, die Gründung eines Instituts für wissenschaftliche Bildung. 1911 wurden im Indian Institute of Science in Bangalore die ersten Studiengänge eingeführt und bis heute ist die Universität eine Hochschule der Elite Indiens. Das Institut, das nur Master- und Promotions-Stu- ........................................................................................................................ Die Geschichte des deutschen Unternehmertums ist auch eine Geschichte von Q u e r k ö p f e n , Vo r d e n k e r n u n d ....................................... A b e n t e u r e r n . Tr a g e n S i e j e t z t dazu bei, dass das auch in Zukunft so bleibt. Der Herrscher über 300 000 Mitarbeiter in 98 Gesellschaften: Ratan Naval Tata, CEO der Tata-Gruppe. diengänge anbietet, hat für fast alle technischen und naturwissenschaftlichen Fachbereiche ein Department (insgesamt 48) und in jedem Department mehrere Forschungslabors, die jeweils von einem Professor geleitet werden. Die Automatisierung von Produktdesigns bis zur Entwicklung neuester Speicherbausteine für Computer – in Bangalore wird an vielen Innovationen gefeilt. 1917 eroberte Tata auch den Markt der Konsumenten. Die Tata Oil Mills Company produzierte damals notwendige Haushaltswaren wie Seifen, Wasch- und Reinigungsmittel sowie pflanzliche Öle, die zum Kochen verwendet wurden. Auf die Flugleidenschaft eines Mitglieds der Familie Tata ist die Gründung der ersten Fluggesellschaft Indiens zurückzuführen. Jehangir Ratanji Dadabhoy Tata, besser bekannt unter JRD Tata, der den Konzern insgesamt 53 Jahre leitete, rief die Tata Airlines Aviation 1932 als Luftpostunternehmen ins Leben, die dann den regelmäßigen Posttransport zwischen Madras und Karatschi aufnahm. Der begeisterte Pilot und Namensgeber der Gesellschaft startete höchstpersönlich mit einer de Havilland D.H.80 Puss Moth zum ersten Flug auf dem alten Drigh Road Airport in Karatschi. Nach der Namensänderung in Air India im Jahre 1946 blieb die Fluglinie nur noch bis 1953 im Besitz von Tata. Unter der Regierung von Jawaharlal Nehru wurde die Airline verstaatlicht und das, obwohl sich JRD Tata mit ganzem Herzen gegen die willkürliche Maßnahme wehrte. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg startete Tata Chemicals mit der Produktion chemischer Stoffe und 1942 wurde die erste und bis dato auch einzige Brom-Fabrikationsstätte Indiens gegründet. Bis heute ist Tata Chemicals einer der wichtigsten Profitbringer des gesamten Konzerns. Unter anderem werden auch Lebensmittel wie Salz hergestellt. Überall, wo man Geld verdienen kann „Ich bin Unternehmer und Dienstleister aus Überzeugung. Ein roter Faden zieht sich durch mein Leben: Dingen, die ich gerne tue, lasse ich umgehend geschäftliche Aktivitäten folgen.“ HANS RUDOLF WÖHRL Multi-Unternehmer Referent zum Thema „Haudegen der Wirtschaft“ ......................................... Weitere Referenten beim G E R MAN ECONOM IC FOR U M LUKASZ GADOWSKI // Spreadshirt AG RENÉ OBERMANN // Deutsche Telekom AG HANS WALL // Wall AG PROF. DR. HERMANN SIMON // Autor und Berater PAUL BREITNER // Fußballberater Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurden von der Tata Engineering and Locomotive Co. Ltd. die ersten Fahrzeuge und Lokomotiven gebaut. 1954 schloss man eine Kooperation mit der Daimler Benz AG, die eine Produktion von Lastwagen vorsah. Die heutige Daimler AG ist nach eigenen Angaben mit knapp 7% an Tata beteiligt und wird diese nach einer Meldung des Stuttgarter Unternehmens aus dem Januar 2008 auch aufrechterhalten. 1995 baute Tata in Indien in einem Joint Venture den Mercedes-Benz E220 für den einheimischen Markt und nach vielen Jahren Fahrzeugbau im Bereich von Lkws wurde 1998 das erste, rein indische Automobil, der Tata Indica, vorgestellt. Vorrangig bedient Tata Motors im Fahrzeugbau die Segmente Lastkraftwagen und Omnibusse. 2005 wurde mit Fiat ein Joint Venture zum Vertrieb von Pkws der italienischen Marke geschlossen und die Münchner Knorr Bremse ist Partner der Tata Autocomp Systems Ltd., einen Bremsenhersteller für Nutzfahrzeuge. Die Aufzählung der unterschiedlichsten Unternehmensbereiche von Tata könnte fast endlos fortgesetzt werden. Es gibt fast nichts, in dem sich Tata nicht bewegt und profitabel wirkt: Software und Versicherung, Kreditkarte und Telekommunikation, Uhren und Bücher – Tata ist überall vertreten, wo Geld zu verdienen ist. Deutsche Firmen sind Zulieferer für das Billigauto Bekannt wurde Tata in den vergangenen Monaten international durch die Präsentation des billigsten Kleinwagens der Welt, dem Nano. Das Auto verfügt über eine Minimalausstattung wie Scheibenwischer und Spiegel, hat aber keine elektrischen Fensterheber und schon gar keine Klimaanlage. „Die Entwicklung ist ein Meilenstein“, wird Konzern-Chef Ratan Naval Tata zitiert. Der Wagen werde in seiner einfachsten Ausführung tatsächlich nur 100 000 Rupien kosten, wenn er in der zweiten Hälfte des Jahres bei den Händlern steht. 100 000 Rupien entsprechen etwa 1 700 Euro, aber Europäer, die sich solch ein Auto in die Garage stellen wollen, werden enttäuscht sein. Aufgrund fehlender Sicherheitsmerkmale würde der Nano, der eher einem Kugelfisch gleicht, keine Zulassung auf europäischen Straßen bekommen. Freuen dürfen sich aber deutsche Unternehmen, wenn der Nano tatsächlich im westbengalischen Singur gebaut wird. Von Bosch stammen die Einspritztechnik, Bremssysteme und Teile der Autoelektrik, Freudenberg liefert die Motoraufhängung, ZF Friedrichshafen die Spurstangen und Sekurit sämtliche Scheiben. Mehr Auto verspricht allerdings der Kauf von Jaguar und Land Rover, der vor kurzem die Weltpresse mit Schlagzeilen versorgte. Die britischen Nobelmarken wandern somit in die Hand eines Unternehmens in einem Land, das ehemals Kronkolonie des imperialistisch ausgerichteten Vereinten Königreichs war. Ironie des Schicksals? Der Konzernchef Ratan Tata beteuerte in einer ersten Verlautbarung, dass man sehr erfreut sei, dass die beiden Traditionsmarken Bestandteil des Automobilgeschäfts werden. Weiter betonte er, dass das reiche Erbe erhalten werden soll und dass die Mitarbeiter von Jaguar und Land Rover weiterhin das Geschehen bestimmen dürfen. Das war für den Moment der letzte große Einkauf des weltweit geachteten Unternehmens, weitere Zukäufe sind in jedem Fall zu erwarten. Hoch geschätzt ist Tata im Stammland nicht nur als wichtiger Arbeitgeber, sondern vor allem auch durch seine Leitsprüche, die nicht nur auf dem Papier stehen: Integrität, Verständnis, Vortrefflichkeit, Einheit und Verantwortung. Die allzeit und seit Gründung gelebten Leitmotive spiegeln sich auch in der hohen sozialen Verantwortung des Konzerns gegenüber seinem Land wider. Die Förderung der Bildung gehört dazu genauso wie Hilfsprojekte und Gesundheitsvorsorge. So ist Tata ein grundsolides Unternehmen mit festen Wertvorstellungen und Grundsätzen, die so manch anderem Global Player auch gut stehen würden. und mehr ... GERMAN ECONOMIC FORUM: Plenum // Workshops // Netzwerkabend // Ideenwerkstatt 26. + 27. Mai 2008 // Kongresshaus Garmisch-Partenkirchen // Thema: Deutschland – Unternehmerland Weitere Informationen und Anmeldung unter www.germaneconomicforum.de .......................................................................................................................................... Medienpartner Das Fünf-Sterne-Hotel Taj Mahal Palace, Indiens erstes Luxushotel, gehört zur Tata-Gruppe. INDUSTRIE & MÄRKTE APRIL 2008 WirtschaftsKurier 5 EADS is back Zum Marktführer Mit Porsche an die Weltspitze Handlungsbedarf Auf dem Weg zu einem normalen Unternehmen: EADS hat einiges aus der Vergangenheit bereinigt und für die Zukunft vorgesorgt. Seite 6 Der Oldenburger Fotofinisher CeWe Color hat den Übergang von der analogen zur digitalen Fotografie mit Erfolg vollzogen. Seite 7 Der Volkswagen-Konzern will mit dem neuen Aktionär im Rücken die großen US-Autokonzerne und Toyota ein- und überholen. Seite 8 ABB Deutschland-Chef P. Smits befürchtet Engpässe in der Stromversorgung wegen fehlender Netzkapazitäten und Ersatzkraftwerke. Seite 10 Trotz Absatzrekord neue Strategie BMW | Der Münchner Premiumhersteller stellt sich dem Klimaschutz wie kaum ein anderes Automobilunternehmen VON ULRICH KIRSTEIN D er BMW-Vorstandsvorsitzende Dr. Norbert Reithofer hakte 2007 als „ein gutes Geschäftsjahr“ ab mit immerhin einem neuen Absatzrekord aller drei Marken BMW, Mini und Rolls-Royce auf insgesamt mehr als 1,5 Mio. Fahrzeuge. Als Hauptursache für die starke Nachfrage nach den Premiummodellen aus dem Hause BMW nannte Reithofer die „hohe Begehrlichkeit all unserer drei Marken“. Der Konzernumsatz einschließlich der Finanzdienstleistungen stieg um 14,3% auf 56,018 Mrd. Euro. Das Konzernergebnis blieb mit 3,87 Mrd. Euro zwar um 6,1% unter dem Vorjahreswert, doch der war geprägt von einem einmaligen Sondereffekt aufgrund der Umtauschanleihe an der Rolls-Royce plc. London, der allein 372 Mio. Euro (Buchgewinn) in die Kasse von BMW gespült hatte. Bereinigt um diesen Betrag lag das Vorsteuerergebnis leicht über dem Vorjahresniveau. Erstmals lag der Jahresüberschuss mit 3,134 Mrd. Euro über der magischen Grenze von 3 Mrd. Euro – hier hatten sich positive Effekte aus der Unternehmenssteuerreform niedergeschlagen. Profitieren sollen von den guten Kennzahlen auch die Aktionäre, denen eine Dividende in Höhe von 1,06 Euro (plus 51%) winken soll. Trotzdem erinnerte Reithofer an die großen Herausforderungen, vor denen BMW stehe. Er nannte hier vor allem die verschärfte Emissionsgesetzgebung in einzelnen Regionen der Welt, aber auch die stetig steigenden Rohstoffpreise. Auch der an- Auch ein Zeichen des Erfolges: Die neue BMW Welt in München ist Ausdruck für das Selbstbewusstsein des bayerischen Autobauers, der hier auch zum ersten Mal die Bilanz-Pressekonferenz abhielt. Foto: BMW AG haltend schwache Dollar trifft BMW gerade wegen des Erfolges in Nordamerika besonders stark. Reithofer geht jedoch davon aus, dass die Position von BMW sich in Amerika langfristig verbessere, da BMW „umweltfreundliche Premiumangebote“ liefern könne. BMW habe sich dem Thema Klimaschutz gestellt „wie kein anderer Automobilhersteller“ und sich bereits seit 2000 intensiv mit Verbrauchsreduzierung auseinandergesetzt. Im Durchschnitt, so Reithofer, habe BMW in den letzten Jahren mehrere 100 Mio. Euro pro Jahr in umweltfreundliche Technologien investiert. Reithofer betonte jedoch, dass es in den nächsten Jahrzehnten zum Auto keine Alternative gebe. Trotz der großen Erfolge der Vergangenheit hat sich BMW eine strategische Neuausrichtung unter dem Titel Number One verpasst. Auf den Säulen Wachstum, Zukunft gestalten, Profitabilität und Zugang zu Technologien und Kunden fußt das anspruchsvolle Programm. Reithofer nannte als Beispiel EfficientDynamics. Mit diesem kraftstoffsparenden System wurden 2007 450 000 Fahrzeuge verkauft, in diesem Jahr sollen es 700 000 BMWs und 130 000 Minis werden. Damit werden BMW-Kunden in diesem Jahr gegenüber 2005 insgesamt 150 Mio. Liter Kraftstoff einsparen und 373 000 Tonnen weniger CO2 verbrauchen. Von 1995 bis 2008 soll der CO2-Verbrauch der Flotte um 25% gesenkt worden sein. Im nächsten Jahr soll der erste BMW-Hybrid kommen, doch Reithofer wies darauf hin, dass schon heute ein BMW-Diesel mit Hybrid-Autos konkurrieren könne: So emittiere ein Mini Cooper Diesel genau so viel oder so wenig CO2 wie ein Toyota Prius. Deutlich verbessern will Reithofer aber auch die Profitabilität von BMW. Bis 2012 soll die Kapitaleffizienz deutlich optimiert werden, denn gerade ein Premiumhersteller sollte auch bei der Rendite überdurchschnittlich abschneiden. Schon 2007 habe das Produktionsnetzwerk Effizienzverbesserungen von über 10% erzielt, trotz 16 neuer Modellanläufe. Für die kommenden Jahre setzte Reithofer ein Produktivitätsziel von 7% bis 8% – bisher lag es bei 5%. Gerade beim größten Kostenblock der Materialkosten sei noch Potenzial vorhanden. Für 2008 will Reithofer trotz möglicher negativer Effekte wie der hohen Rohstoffpreise und der USA-Kreditkrise einen neuen Höchstwert beim Automobilabsatz aller drei Marken erreichen. BMW will außerdem weiterhin die Nummer eins als weltweit führender Anbieter von Premiumautomobilen bleiben. Das Konzernergebnis vor Steuern soll über dem Vorjahr liegen – bereinigt um den Sondereffekt aus der Rolls-Royce-Umtauschanleihe von 2007. Auch die Ergebnisqualität soll sich verbessern, bis 2012 soll ein ROCE von 26% im Segment Automobile und eine Umsatzrendite zwischen 8% und 10% erreicht werden. uk Verdienter Erfolg durch die richtige Strategie Salzgitter | Die Stahlkocher profitieren vom weltweiten Nachfrageboom nach Rohren,Trägern und Flachstahl V oller Selbstbewusstsein präsentierten der Vorstandsvorsitzende Dr. Wolfgang Leese und sein Finanzvorstand Dr. Heinz Jörg Fuhrmann die Zahlen ihres Unternehmens, des Stahlkonzerns Salzgitter AG. Grund genug hatten sie dazu, denn die beiden haben in den letzten Jahren ganz offensichtlich alles richtig gemacht und die Weichen des erst 1998 aus der Preussag (wieder) herausgelösten Konzerns optimal gestellt. Denn die damals von vielen Seiten misstrauisch beäugte Übernahme der MannesmannröhrenWerke AG im Jahr 2000 und das beharrliche Festhalten an Stahlträgern bilden heute einen soliden Grundstock für das Wachstum. So glänzt das Unternehmen nun mit Rekordwerten beim Umsatz – mit 10,19 Mrd. Euro legte der Außenumsatz um 21% zu – und Ergebnis, denn das EBIT lag mit 1,314 Mrd. Euro zwar unter dem Vorjahreswert von 1,510 Mrd. Euro, aber 2006 hatte der Verkauf der Vallourec-Beteiligung allein 907 Mio. Euro in die Kasse gespült. Der Blättern im voluminösen Geschäftsbericht: Vorstandsvorsitzender Dr. Wolfgang Leese (links) und Finanzvorstand Dr. Heinz Jörg Fuhrmann. Foto: Salzgitter AG ROCE aus dem industriellen Geschäft erreichte 2007 den Wert von 46,9%. Finanzvorstand Fuhrmann kommentierte dies als Beitrag Salzgitters zum Olympischen Jahr! Unter den Teilbereichen des Unternehmens trug Stahl mit 749,4 (433,8) Mio. Euro zum Ergebnis bei, Röhren mit 302,5 (262,9) Mio. Euro, der Handel mit 212,5 (200,9) Mio. Euro und der neue Bereich Technologie mit 5,1 Mio. Euro. Insgesamt sind bei der Salzgitter AG inzwischen liquide Mittel von 2,1 Mrd. Euro aufgelaufen – eine wohl- gefüllte Kriegskasse also. Salzgitter will aber „das Pulver trocken halten“, außerdem stemmt der Konzern gerade ein umfangreiches Investitionsprogramm, das auch finanziert werden will. So beträgt das Volumen für das Projekt „Stahl 2012“ an den Standorten Salzgitter und Ilsenburg allein 350 Mio. Euro und „Peine 2010“ am dortigen Standort noch einmal rund 400 Mio. Euro. Durch diese Investitionsmaßnahmen sollen einerseits die Kapazitäten erhöht, andererseits aber auch die Flexibilität gesteigert werden, um besser auf die Stahlzyklen reagieren zu können. Zum Dritten soll auch der Zukauf von Fremdmaterial der Unternehmensbereiche Stahl und Röhren durch eigene Produktion reduziert werden. Durch eine neue und innovative Produktionsanlage der Bandgusstechnologie („Belt Strip Technology“) in Peine soll außerdem Stahl in einer bisher noch nicht erreichten Güte und geringen Dicke erzeugt werden, der den sukzessiven Einstieg in neue Märkte erlauben soll. Hier liegt das Investitionsvolumen bei über 35 Mio. Euro. Auch der neu aufgebaute Technologiebereich der Klöckner-Werke AG mit ihren Abfüllmaschinen trug – obwohl erst zur Jahreshälfte bilanziert – mit 665 Mio. Euro zum Gesamtumsatz bei und entwickelt sich gut. Hier hat Salzgitter durch den Zukauf der SIG Beverages das Produktionsprogramm außerdem noch abgerundet. Für 2008 geben Leese und Fuhrmann einen gewohnt vorsichtigen Ausblick, wollen aber ein „nennenswertes Wachstum“ des Konzerns erreichen, das zur Hälfte durch die ganzjährige Einbeziehung der Gesellschaften der Klöckner-Gruppe getragen werden soll. Der operative Gewinn vor Steuern soll im hohen dreistelligen Millionenbereich liegen, also zwischen 800 Mio. Euro und 900 Mio. Euro. Für 2009 wagen die Vorstände keine Prognose, denn bei Flachstahl habe es zum Beispiel noch im November 2007 düster ausgesehen und schon im Februar 2008 habe sich das Blatt völlig gewendet, die Preise seien in nur zwei Monaten auf den internationalen Spot-Märkten um ein Drittel gestiegen. uk PERSONALIEN. Die Deutsche Bank, Frankfurt, hat ihren Vorstand mit Stefan Krause verstärkt. Krause war seit 2002 Vorstandsmitglied bei der BMW AG und dort für das Ressort Finanzen verantwortlich, seit September für Vertrieb und Marketing. Bei der Deutschen Bank soll Krause im September 2008 das Finanzressort von Anthony Di Iorio übernehmen, der dann in den Ruhestand tritt. Dr. Ulrich Mössner, Geschäftsführer der Bayerngas GmbH, München, wechselt am 30. Juni 2008 in den Ruhestand. Zu seinem Nachfolger wurde Marc Hall von den Gesellschaftern bestellt. Hall leitete bei RWE im Gasbereich die Unternehmensentwicklung, das Beteiligungsmanagement und die Akquisition, zuletzt war er für die internationale Erdgasbeschaffung und LNG verantwortlich. Der Aufsichtsratsvorsitzende der SüdChemie AG, Dr. Dietrich Schulz, beendet am 30. Mai 2008 seine Tätigkeit nach mehr als 30 Jahren im Aufsichtsrat des Münchner SpezialchemieUnternehmens. Die EverQ GmbH, Bitterfeld-Wolfen, hat mit Jörg Baumheuer einen neuen Chief Operating Officer in die Geschäftsleitung übernommen. Baumheuer verantwortet die Bereiche Produktion, Material- und Produktionsplanung, Qualitätsmanagement und Instandhaltung. Der Aufsichtsrat der Kölnische Rückversicherungs-Gesellschaft AG hat Adalbert Bader mit Wirkung zum 1. März 2008 in den Vorstand berufen. Bader ist seit 1988 bei der Kölnischen Rück tätig, seit 2002 ist er dort Chief Financial Officer. Im Vorstand verantwortet Bader das Ressort Finanzen, Controlling und Kapitalanlagen. Die Deutsche Post World Net, Bonn, hat ihren Logistikbereich in die zwei Einheiten Supply Chain unter Leitung von Bruce Edwards und Global Forwarding and Freight unter Hermann Ude geteilt. Beide gehören damit dem Konzernvorstand an. Heinrich Weiss, Vorsitzender der Geschäftsführung der SMS Group, Düsseldorf, wurde auf der ersten ordentlichen Mitgliederversammlung der größten ausländischen Kaufmannschaft in Russland zum neuen Präsidenten gewählt. Die Deutsch-Russische Auslandshandelskammer vertritt die Interessen russischer und deutscher Unternehmen und fördert den Dialog zwischen Wirtschaft und Politik auf beiden Seiten. Ihr Unternehmen wird jetzt noch PRODUKTIVER sind Sie mit der DATEV-Software für Unternehmen. Denn sie verbindet Ihre betrieblichen Abläufe und bietet eine perfekte Basis für die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Ihrem steuerlichen Berater. DATEV-Software ermöglicht durchgängige Prozesse im Unternehmen. Warenwirtschaft, Rechnungswesen, Personalwirtschaft, Office-Management – alles aus einer Hand. Und weil Sie sich dabei immer auf Ihren Steuerberater verlassen können, profitieren Sie auch von seinem betriebswirtschaftlichen und steuerrechtlichen Know-how. Informieren Sie sich bei Ihrem Steuerberater oder unter der Telefonnummer 0800 1001116. www.datev.de/unternehmensloesungen Zukunft gestalten.Gemeinsam. INDUSTRIE & MÄRKTE 6 WirtschaftsKurier Endlich ein ganz normales Unternehmen APRIL 2008 Trendwende zur Profitabilität Beru | Nach der Übernahme durch BorgWarner EADS | Aus den Turbulenzen? D ie vielleicht bemerkenswertesten Äußerungen entfielen dem CEO von EADS, Louis Gallois, bei der Bilanzpräsentation in Paris eher nebenbei. Er betonte nämlich in einem Nebensatz, dass bei EADS nun mehr und mehr im Team gearbeitet werde, was gewisse Rückschlüsse auf die bisherige Zusammenarbeit in dem Multinationen-Konzern zulässt. Außerdem gab er zu, dass EADS 2007 erstmals als „ganz normale Firma“ arbeiten konnte! In der Rückschau auf die Turbulenzen um Airbus (Verzögerungen beim A380 und beim Militärtransporter A400M) betonte Gallois: „Wir haben für die Zukunft gesorgt und wir haben einiges aus der Vergangenheit bereinigt.“ „EADS is back“, rief Gallois den versammelten Journalisten aus aller Welt zu. EADS is back – aber das Ergebnis ist noch rot Wie sehr EADS tatsächlich „back“ ist, können die aktuellen Zahlen allerdings nicht unisono belegen: Immerhin, der Auftragseingang verdoppelte sich auf über 136 Mrd. Euro, doch der Umsatz hat um 1% auf 39,123 Mrd. Euro abgenommen, während das EBIT von 399 Mio. Euro auf 52 Mio. Euro einbrach. Allerdings müssten hier noch 30 Mio. Euro für 2006 abgezogen werden aufgrund einer unterschiedlichen Konsolidierung von MBDA. Als Hauptgründe für den Rückgang nannte Finanzvorstand Hans Peter Ring die konzernwei- verlaufen, so Gallois. Bisher habe EADS bereits Tankerbestellungen aus Australien, Großbritannien, Saudi Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten erhalten. Der Gewinn aus dem US-Tankerauftrag wird allerdings laut Gallois erst in der nächsten Dekade bei EADS auflaufen. Europa muss auch in der Raumfahrt Präsenz zeigen Gab den Weg in die Zukunft vor: EADS-Chef Louis Gallois. Der europäische Luftund Raumfahrtkonzern will wieder positive Zahlen schreiben. Foto: EADS ten Kosten aufgrund der Verzögerungen beim A400M-Programm, die Kosten des Restrukturierungsprogramms Power8 und den schwachen US-Dollar. Positiv zum Ergebnis trugen vermehrte Airbus-Auslieferungen und das starke Hubschrauber-, Verteidigungs- und Raumfahrtgeschäft bei. Das Konzernergebnis drehte von 99 Mio. Euro auf minus 446 Mio. Euro. Der Free Cashflow vor Kundenfinanzierungen kletterte dafür von 869 Mio. Euro auf 3,426 Mrd. Euro. Insofern will EADS aufgrund der Verkaufserfolge und der Finanzkraft des Unternehmens trotz des eingefahrenen Verlustes eine Dividende in Höhe von 0,12 Euro je Aktie bezahlen. Dies geschehe „als eine Geste der Anerkennung für die Loyalität der Aktionäre“ und setze ein deutliches Zeichen der Zuversicht, so Finanzvorstand Ring. Zu den Highlights des Jahres 2008 zählte Gallois den Auftrag des US-Verteidigungsministeriums an EADS und Northrop Grummann über bis zu 179 Tankflugzeuge in Höhe von 35 Mrd. US-Dollar. Der Beschwerde des – als Favoriten geltenden – Konkurrenten Boeing bei der zuständigen US-Behörde räumte Gallois wenig Chancen ein. Das Auswahlverfahren sei „besonders transparent, professionell und fair“ Für 2008 erwartet Gallois etwa 470 AirbusAuslieferungen und rund 700 Flugzeugbestellungen. Der Umsatz soll damit über 40 Mrd. Euro erreichen und das EBIT wieder auf 1,8 Mrd. Euro klettern. Allerdings müssen langfristig alle Divisions ihre Kosten in den Griff bekommen. „Ich akzeptiere die jetzige Situation nicht“, drohte Gallois. Jede Division habe ihre genauen Ziele, die erreicht werden müssen. Im letzten Jahr seien aber die wichtigen Weichen gestellt worden und EADS sei effizienter und globaler aufgestellt und damit besser gewappnet gegen die Schwankungen auf den internationalen Flugzeugmärkten. Zuletzt machte sich Gallois emphatisch für eine europäische Raumfahrt stark, Europa dürfe nicht hinter Asien zurückbleiben. „Warum stemmt Europa eigentlich kein eigenes Mars-Projekt“, fragte Gallois eher rhetorisch und mahnte, dass Europa an der Eroberung des Weltalls beteiligt sein sollte. Für seinen eigenen Konzern rief Gallois 2008 als das Jahr der Raumfahrt aus. uk Internationaler Baudienstleister Hochtief | Mehr Konzerngewinn, aber rote Zahlen in Deutschland D eutschlands Bau-Vorzeigekonzern Hochtief hat im vergangenen Jahr die Erfahrungen zahlreicher deutscher Konzerne geteilt: Insgesamt stiegen Umsatz, Aufträge und Konzerngewinn, doch der nur im eigenen Land operierende Konzernteil schrieb dagegen klare rote Zahlen. Konkret: Insgesamt wuchs der Auftragseingang um 14,5% auf 23,5 Mrd. Euro, die Leistung steigerte sich um über 12% auf 18,8 Mrd. Euro und der Konzerngewinn übertraf mit 140,7 (89) Mio. Euro sogar deutlich die eigenen Vorgaben. An diesem Ergebnis waren alle Konzernbereiche beteiligt, nur die für das deutsche Hochtief-Baugeschäft verantwortliche Construction Services Europe machte einen Vorsteuerverlust von 149,4 Mio. Euro. Das Ergebnis je Aktie erhöhte sich von 1,37 Euro auf 2,07 Euro. Anlass genug für den Vorstand, eine Dividendenerhöhung von 1,10 Euro auf 1,30 Euro vorzuschlagen. Mit dieser Ausschüttung, die sich insgesamt auf 91 Mio. Euro addiert, hat Hochtief in den vergangenen fünf Jahren ihre Ausschüttung an die Aktionäre um jährlich knapp 19% erhöht. Im Einklang mit Aufträgen und Leistungen verzeichneten die Umsatzerlöse ein Plus von 6,4% und stiegen auf 16,5 Mrd. Euro. Aus dem vor zehn Jahren noch klassischen Baukonzern hat sich bis heute ein internationaler Baudienstleister entwickelt, der mit seinen Bereichen Bau, Dienstleistungen, Konzessionen und Betrieb alle Lebensbereiche von Infrastrukturprojekten und Immobilien abdeckt. Da die derzeitige Struktur von Hochtief nicht die modernen Realitäten abdeckt, wird Konzernchef Dr. Herbert Lütkestratkötter das Unternehmen neu gliedern. Künftig gibt es sechs Unternehmensbereiche (Amerika, Asia-Pacific, Concessions, Europe, Real Estate und Services). Dabei werden in Concessions alle Airport-Aktivitäten zusammengefasst, die allein durch mehrere Zukäufe im vergangenen Jahr kräftig gewachsen sind. Die zahlreichen Infrastrukturprojekte und die Immobilienverwaltung werden unter dem Oberbegriff Real Estate zusammengefasst. Zurück zu 2007: Hochtief scheint wie ande- re Bauunternehmen auch von einer boomartig gestiegenen Nachfrage nach Hochbau-Leistungen überrascht worden zu sein. Da jedoch gleichzeitig unerwartet die Baumaterialien kräftig teurer geworden sind und diese Preiserhöhungen nicht ganz an den Kunden weitergegeben werden konnten, wirkten sich die Aufträge letztlich nicht besonders positiv auf die Rendite aus. Daraus will der Konzern nun Konsequenzen ziehen, sagte Lütkestratkötter, und künftig bei Auftragsannahmen mehr nachrechnen und wählerischer sein. Diese für die Konzernführung wenig schmeichelhafte Situation hatte bereits zur Folge, dass im vergangenen Jahr das Hochbau-Geschäft in Deutschland neu strukturiert wurde. Erschließung viel versprechender Geschäftsfelder Durch verschiedene Übernahmen im vergangenen Jahr hat der Konzern zukunftsträchtige Geschäftsfelder, wie Lütkestratkötter es nannte, gezielt erschlossen. Dazu gehört der Kauf der Dresdner Bank-Immobilientochter Aurelis Real Estate, die künf- tig zum führenden Asset-Manager aufsteigen soll und sich vor allem auf die Entwicklung innerstädtischer Quartiere spezialisiert. Von Vattenfall wurde das Energy Management übernommen und mit den Property-Management-Aktivitäten der Allianz-Immobilien und der Deutsche BankTochter RREEF in die neue Gesellschaft Hochtief Property Management integriert. Im Ausland war der Essener Konzern aktiv mit der Übernahme des Flughafens Budapest sowie mehreren Neuaufträgen bei PPP-Unternehmen (Public Private Partnerships). Durch den Kauf des US-TiefbauUnternehmens Flatiron Construction Corp. schaffte Hochtief den Sprung unter die Top Ten des boomenden amerikanischen Verkehrsbau-Bereichs. Durch verschiedene Beteiligungen wie Devine in Australien oder Al Habtoor Engineering in der Golfregion wuchs Hochtief auch im asiatisch-pazifischen Raum. Für 2008 erwartet der Konzern wieder Aufträge auf hohem Niveau, aber unter dem des Vorjahres, eine nochmalige Verbesserung des Umsatzes und ein Vorsteuerergebnis auf Vorjahreshöhe. law N ach der Übernahme durch den amerikanischen Automobilzuliefer-Konzern BorgWarner hofft das vor allem für Glüh- und Zündkerzen bekannte Traditionsunternehmen Beru AG auf eine nachhaltige Rückkehr zu wieder profitablem Wachstum: „Im Vorjahr haben wir den Tiefpunkt der rückläufigen Margenentwicklung erreicht“, so der seit Oktober 2007 amtierende Beru-Vorstandsvorsitzende, Dr.-Ing. Thomas Waldhier. „Wir gehen aber davon aus, dass wir 2008 die Trendwende schaffen und schon 2009 mit Mit neuen Produkten – wie einer Glühkerze mit Drucksensor – will Beru den Umsatz ankurbeln. Foto: Beru neuen Produkten und innovativen Technologien eine deutliche Verbesserung des Ergebnisses erzielen werden.“ 2007 wuchs der Umsatz zwar um 2,6% auf 451 Mio. Euro – das Betriebsergebnis (vor Steuern) sank jedoch um 21,6% auf 44,3 Mio. Euro. 2008 habe „schon besser angefangen als 2007 gewesen ist“, begründete Waldhier seinen Optimismus. Das Programm zur Optimierung der weltweiten Produktionsstandorte und der Organisationsstrukturen beginne zu greifen. Die nie zurück gefahrenen Investitionen in Forschung und Entwicklung schlügen sich in wachsenden Absatzzahlen neuer Beru-Produkte nieder. Die für die Beru-Unternehmensführung enttäuschende Ertragsentwicklung des Vorjahres erklärte der Vorstandsvorsitzende mit „wachsendem Preisdruck“ durch Konkurrenten und Abnehmer, dem Kursverfall des US-Dollars und Absatzproblemen der Automobilindustrie auf Teilmärkten – vor allem in den USA. Auch die Anlaufkosten des Restrukturierungsprogramms schlugen im Geschäftsjahr mit rund 4 Mio. Euro zu Buche. Die von Waldhier genannten Faktoren finden auch in den Zahlen der einzelnen Geschäftsfelder und Absatzregionen ihren unmittelbaren Niederschlag: So ging 2007 der Umsatz im traditionellen Beru-Kerngeschäft „Dieselkaltstart-Technologie“ (Glühkerzen und Systeme) um 7,9% auf 166,9 Mio. Euro zurück. Hier hofft Beru aber auf eine deutliche Erholung durch die Markteinführung neuer Produkte – etwa einer „Drucksensor-Glühkerze“, die einen wesentlichen Beitrag zur Abgasschadstoff-Reduzierung und zur Kraftstoffverbrauchseinsparung in der Startphase des Motors 2008 sollen Gewinne auch im Inland fließen D Jahres und die Zuversicht für das laufende Jahr bezog Bodner freilich nur auf Bautätigkeiten im Ausland, auf die Sparte der Technischen Dienstleistungen und auf den Bereich Betreiberprojekte. Der Inlandsbau bleibe – auch 2008 – „ein weiter schwieriger Markt“. 2007 hatte Bilfinger Berger im Inlands-Hochbau nur ein „ausgeglichenes Ergebnis erzielt“ – sprich: keinen Gewinn gemacht. Für das laufende Jahr rechnet das Unternehmen freilich auch im Inland wieder mit der „Erwirtschaftung positiver Ergebnisse“. Trotz Finanzkrise robuste Baukonjunktur im Ausland Auf den meisten Auslandsmärkten, in denen Bilfinger Berger tätig ist, gebe es dagegen – trotz der durch die Finanzmarktkrise ausgelösten Unsicherheiten und Kreditbeschaffungserschwernisse – eine „robuste Baukonjunktur“, betonte Bodner. Keinen Zweifel ließ der Bilfinger BergerVorstandsvorsitzende an der Absicht, den Bereich der Dienstleistungen, der schon jetzt mehr als ein Drittel zum Konzernumsatz beiträgt, konsequent als „weniger von konjunkturellen Wechseln abhängige Säule“ weiterzuentwickeln. Dabei denkt Bodner auch an Zukäufe von Know-how und von etablierten Unternehmen. Unter Hinweis auf den 2007 auf knapp 800 Mio. Euro gewachsenen Umfang der liquiden Mittel meinte Bodner: „Wir wollen weiter wachsen – sowohl organisch als auch durch Akquisitionen.“ In Börsenkreisen gehandelte Mutmaßungen, Bilfinger Berger wolle sich langfristig aus dem Baugeschäft zurückziehen, bezeichnete Bodner als falsch: „Wir stehen unverändert zu unserem Baugeschäft.“ Auch für die Geschäftsfelder der Technischen Dienstleistungen und der Betreiber- Der Kicking Horse Pass in Kanada wurde im Rahmen eines Betreibermodells realisiert. Foto: Bilfinger Berger projekte sei der Bau häufig die Basis – und der Schlüssel des Zugangs zu Kunden und Partnern. Ausgelöst wurden die Spekulationen durch die Ankündigung des Konzerns, die beiden Sparten Hochbau und Ingenieurbau in rechtlich selbstständige Tochtergesellschaften des Konzerns zu überführen. Bodner bezeichnete diesen Umbau, der noch von der Hauptversammlung am 21. Mai gebilligt werden muss, als „rein strukturelle Maßnahme“. Auch die „Nähe der Konzernführung zum Baugeschäft“ werde dadurch nicht beeinträchtigt. Die Strategie der Konzentration auf ambitionierte – und lohnende – Projekte bestätigt auch ein Blick auf die gegenwärtig laufenden und geplanten Vorhaben: Größtes Inlandsprojekt ist der Bau einer UBahnstrecke in Düsseldorf – Auftragswert: 300 Mio. Euro. In Frankreich ist Bilfinger Berger mit umfangreichen Erd- und Ingenieurbauarbeiten am Ausbau des TGVSchienennetzes beteiligt. In Schweden hat das Unternehmen den Auftrag zum Bau eines Tunnels für die Nordumfahrung von Stockholm erhalten. In Doha am Persischen Golf baut Bilfinger Berger für rund 1 Mrd. Euro einen kompletten Stadtteil – „Barwa City“ – für 20 000 Einwohner. Die Fertigstellung der großen Brückenbauwerke „Trois-Bassins“ und „Saint-Paul“ ist 2008 und 2009 geplant. 30 Kilometer vor der Westküste Dänemarks errichtet Bilfinger Berger derzeit in der Nordsee die Fundamente für 91 Windkraftanlagen. Der Dienstleistungsbereich von Bilfinger Berger profitiert derzeit vor allem auch von einer wachsenden Nachfrage nach Maßnahmen zur Wirkungsgradsteigerung und Emissionsminderung von Kraftwerken. Bei einer Reihe von Entwicklungsprojekten arbeitet Bilfinger Berger auch daran, den CO2-Ausstoß von Kraftwerken zu reduzieren. Das noch junge Geschäftsfeld Betreiberprojekte umfasste Ende 2007 18 Projekte in sehr verschiedenen Entwicklungsstadien und von sehr unterschiedlicher Art: Zu den spektakulärsten Vorhaben gehört die Ende August 2007 in Kanada eröffnete Schnellstraße über den Kicking Horse Pass. Der 26 Kilometer lange Streckenabschnitt des Trans-Canada Highway in den Rocky Mountains verbindet die Provinzen British Columbia und Alberta. Bilfinger Berger trug die Verantwortung für Finanzierung, Planung und Bau. Während einer 23-jährigen Betriebsphase stellt das Unternehmen gegen festes Entgelt des Staates die Verfügbarkeit der Schnellstraße sicher. kw das neue Reifendruck-Kontrollsystem TSS (Tire Safety System). Der TSS-Umsatz wuchs im Vorjahr um 56% auf 72,6 Mio. Euro. Neue Entwicklungen der Beru-Sensortechnik stehen vor der Marktreife. Sehr unterschiedlich haben sich die Absätze in den verschiedenen Weltregionen entwickelt. So stiegen die Umsätze im Heimatmarkt Deutschland um 17,6% auf 161,2 Mio. Euro. Die Umsätze im übrigen Europa sanken um 10% auf 187 Mio. Euro – was allerdings vor allem eine Folge einer Umstellung der Lieferkette nach Asien war. Entsprechend stark wuchsen die Umsätze in Asien um 25,6% auf 48,6 Mio. Euro. Spürbar erleichtert und positiv äußerte sich Waldhier zur Übernahme der Beru AG durch das amerikanische Zuliefererunternehmen BorgWarner: „Das ist eine langfristige strategische Beteiligung, keine bloße Finanzbeteiligung“, so der Beru-Vorstandsvorsitzende. Beide Unternehmen ergänzten sich in vielen Bereichen und könnten „in dieser strategischen Partnerschaft erheblichen Nutzen von den möglichen Synergien“ schöpfen. BorgWarner, seit 2005 Aktionär bei Beru, hat derzeit 82% der Beru-Aktien erworben – angestrebt werde aber eine 100%-Übernahme. Am 17. März 2008 wurde ein „Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag“ zwischen der Beru AG und der BorgWarner Germany GmbH unterzeichnet. Den übrigen Aktionären soll jetzt ein alternatives Angebot einer Barabfindung (71,32 Euro pro Aktie) oder einer jährlichen Ausgleichszahlung (4,73 Euro pro Aktie) unterbreitet werden. Dieses Verfahren bedarf allerdings noch der Zustimmung der Hauptversammlung am 21. Mai 2008. kw Nachhaltige Gesundung Dürr | Potenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft Bilfinger Berger | Deutschlands zweitgrößter Baukonzern sucht sich weltweit die besten Aufträge aus eutschlands zweitgrößter Baukonzern (nach Hochtief), die Bilfinger Berger AG, Mannheim, kann sich weltweit die Aufträge aussuchen: „Die hohe Nachfrage ermöglicht eine gezielte Auswahl neuer Projekte unter Renditeund Risikogesichtspunkten“, erklärte der Vorstandsvorsitzende Herbert Bodner bei der Erläuterung des Geschäftsberichts 2007. Profitables Wachstum erzielt Bilfinger Berger inzwischen vor allem auch in den Geschäftsfeldern Technische Dienstleistungen und Betreiberprojekte. Die „konsequente Auftragsselektion“ schlage sich auch in den Unternehmenszahlen des Jahres 2007 nieder, so Bodner, „unser Ergebnis ist wieder stärker gestiegen als die Leistung“. In der Tat: Das Betriebsergebnis (vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) wuchs 2007 um 34% auf 242 Mio. Euro, das Nettoergebnis sogar um 46% auf 134 Mio. Euro. Die Summe der Lieferungen und Leistungen nahm dagegen „nur“ um 16% auf 9,2 Mrd. Euro zu. Bestätigt sieht sich die Bilfinger Berger-Konzernführung in ihrer Strategie der gezielten Auswahl von Projekten auch durch die Auftragsentwicklung: So lag das Volumen der Auftragseingänge im Vorjahr mit 11,3 Mrd. Euro um 13% über dem Volumen des Jahres 2006. Der Auftragsbestand lag Ende Dezember 2007 mit 10,8 Mrd. Euro um 23% über dem Niveau des Jahresendes 2006. Für 2008 äußerte sich der Bilfinger Berger-Chef – nach Art des Hauses – vorsichtig: „Ein so starker Sprung wie 2007 wird wohl nicht erneut gelingen“, meinte Bodner unter Hinweis auf Unsicherheiten über die weltweite wirtschaftliche Entwicklung. Bilfinger Berger werde aber 2008 weiter zulegen – und erneut werde „das Ergebnis etwas stärker steigen als die Leistung“. Die positive Bewertung des vergangenen leisten soll. Von Mitte 2008 an soll diese neue Technologie in die Serienproduktion gehen. Die Zündungstechnik hat sich mit einem Umsatzplus von 6,6% auf 130 Mio. Euro positiv entwickelt – was Beru vor allem der wachsenden Nachfrage nach anspruchsvollen Zündspulen verdankt. Stärkste Wachstumsimpulse erhielt Beru 2007 in dem noch vergleichsweise jungen Geschäftsfeld „Elektronik und Sensorik“: Hier nahm der Umsatz um 13,2% auf 153,7 Mio. Euro zu. Mehr als 50% des Umsatzes in diesem Bereich entfielen im Vorjahr auf N ach mehrjähriger Restrukturierung kann der Stuttgarter Maschinenund Anlagenbauer Dürr AG für 2007 – erstmals nach fünf Jahren – wieder eine Dividende ausschütten. Das vor allem für seine Lackier- und Montageanlagen in der Automobilindustrie bekannte Unternehmen hat die Trendwende aber nicht nur durch Sanierung, sondern auch durch eine aktive Erschließung neuer Geschäftsfelder geschafft: So liefert Dürr die Lackiertechnik für das indische Billigauto „Tata Nano“ und das russische VW-Werk in Kaluga. Auch mit Airbus und anderen Flugzeugherstellern ist Dürr jetzt im Geschäft – oder steht zumindest in Verhandlungen. „Dürr ist wieder ein gesundes Unternehmen – mit guten Zukunftsperspektiven“, freute sich Ralf Dieter, der Vorstandsvorsitzende der mehrheitlich der Familie des früheren Deutschen Bahn-Chefs, Heinz Dürr, gehörenden Dürr AG. Die Potenziale des Unternehmens seien „bei weitem noch nicht ausgeschöpft“. Handarbeit billiger als Roboter Gute Chancen für profitables Wachstum sieht Dieter zum einen im weltweiten Automobilbau, wo – neben der Errichtung von Neuanlagen zum Bau billiger Autos – auch ein Modernisierungsschub in bestehenden Werken anstehe. Dabei komme Dürr ein sehr flexibles Konzept der Kombination von Komponenten zugute. Als Beispiel nannte Dieter Montage- und Lackiersysteme, die Dürr für das indische Billigauto „Tata Nano“ entwickelt habe. Diese Anlagen seien – ohne Qualitätsabstriche an der Lackierungsqualität – rund 30% billiger ausgefallen als Anlagen für europäische oder amerikanische Autowerke. Der Hintergrund: Eingespart wurden automatisierte Transportsysteme und Roboter – zugunsten von deutlich mehr „Handarbeit“, die in Indien immer noch wirtschaftlicher sei als der Einsatz aufwändiger Technik. Umgekehrt komme es bei der Modernisierung von Werken in Europa und Amerika vor allem auf den Einsatz intelligenter Steuerungstechnik und automatisierter Produktionsabläufe an. Neben der Werbung um neue Aufträge und um weitere Kundschaft in der Automobilindustrie – 90% der Umsätze macht Dürr bislang in dieser Branche – arbeitet der Anlagenbauer aber auch intensiv an der Verbreiterung der Basis der Produkte und deren möglicher Abnehmer. Bekannt waren bislang Dürr-Lösungen für den Maschinenbau, die Chemie- und Pharmaindustrie. Jetzt will Dürr auch in der Flugzeugindustrie landen: „Wir sind derzeit mit praktisch allen Flugzeugherstellern im Gespräch“, berichtete der Vorstandsvorsitzende. Dass die – von Dürr auch in den vergangenen Jahren nie verschleierte – Krise nachhaltig überwunden ist, belegen die Zahlen 2007: Der Umsatz wuchs um 8,5% auf knapp 1,5 Mrd. Euro. Die Auftragseingänge stiegen sogar um 22% auf knapp 1,8 Mrd. Euro. 2007 brachte Dürr aber auch einen regelrechten Schub in der Profitabilität: Der Jahresüberschuss hat sich auf 22 Mio. Euro verdreifacht. Dieses Ergebnis werden auch die Dürr-Aktionäre zu spüren bekommen: Sie sollen erstmals nach fünf Jahren wieder eine Dividende (40 Cent pro Aktie) erhalten. Aufgrund der guten Auftragsentwicklung erwartet Dürr-Chef Dieter auch für 2008 eine Fortsetzung der Aufwärtsentwicklung: Die Umsätze sollen um „5% bis 10%“ wachsen. Die Umsatzrendite soll von 3,8% (2007) auf 5% (2008) steigen. Bis 2010 nannte Dieter als Ziele ein jährliches Umsatzwachstum von „durchschnittlich rund 5%“ und eine Umsatzrendite von 6%. kw INDUSTRIE & MÄRKTE APRIL 2008 WirtschaftsKurier Erfolgreiche Strategie Singapur als Tor nach Asien Wacker Chemie | Starke Präsenz in Asien Lanxess | Ein ertragsstarker Chemiekonzern nach nur drei Jahren W (376) Mio. Euro ausgewiesen. Ohne diese Sondereinflüsse hätte es sehr deutlich über dem jetzt ausgewiesenen Konzernergebnis von 112 Mio. Euro gelegen, berichtete Heitmann. Die Aktionäre profitieren von dem Erfolg mit einer von 25 Cent auf einen Euro angehobenen Dividende. Dieser Sprung nach oben sei bewusst vollzogen worden, so Heitmann, um „die neu gewonnene Ertragsstärke zum Ausdruck zu bringen“. Dazu gehört auch, dass Lanxess keine Geschäfte mehr mit einer Umsatzrendite unter 5% abschließen will. Insgesamt hatte im vergangenen Jahr die EBITDA-Marge die 10%-Marke überschritten. Wann die bei den Mitbewerbern von Heitmann geschätzte Rendite von 12,5% erreicht wird, sei nur noch eine Frage der Zeit. Im Plan befinde sich auch die Rückführung der Nettofinanzverschuldung, die im vergangenen Jahr um 51 Mio. Euro oder 10% auf 460 Mio. Euro sank. ir sind stolz“, „Wir haben den Turnaround geschafft“ und „Der umfangreichste Transformationsprozess in der Geschichte der deutschen Chemieindustrie ist bewältigt“: Mit diesen Aussagen fasste Dr. Axel Heitmann, Vorstandsvorsitzender von Lanxess, Leverkusen, die ersten drei Jahre als selbstständiges Unternehmen zusammen. 2005 noch war das Spezialchemie-Unternehmen bei Bayer ein mehr ungeliebter Teilkonzern, bevor er als eigenständiges Unternehmen an die Börse entlassen wurde. Heute ist Lanxess nach seiner völligen Umstrukturierung ein an den Finanzmärkten angesehener und von Analysten vielfach empfohlener Wert. Größte Investitionsphase in der kurzen Firmengeschichte Nach Entlassungen im vierstelligen Bereich in der Startphase präsentiert Lanxess jetzt sichere Arbeitsplätze und schickt sich nun an, die größte Investitionsphase in der kurzen Unternehmensgeschichte anzupacken. In Asia-Pacific fuhren die Leverkusener zweistellige Wachstumsraten ein, der Umsatzanteil dieser Region erhöhte sich auf über 18% und entsprechend werden in Singapur 400 Mio. Euro gestemmt, um bis 2011 das modernste Kautschukwerk der Welt zu bauen. Bis zu 100 000 Tonnen Butylkautschuk für die Reifenherstellung sollen dann produziert werden. In Brasilien wird im zweiten Quartal dieses Jahres der börsennotierte Chemiekonzern Petroflex zu einem voraussichtlichen Preis von 198 Mio. Euro übernommen. In Deutschland sollen bis Ende des kommenden Jahres 400 Blue-Chip-Unternehmen kaufen Anteile Dr. Axel Heitmann erläutert den großen Schritt, den Lanxess seit der Ausgründung von Bayer vor drei Jahren als selbstständiges Spezialchemie-Unternehmen vollzogen hat. Foto: Lanxess Mio. Euro investiert werden, davon allein 150 Mio. Euro im laufenden Jahr. „Dieser Standort spielt bei unseren Investitionen eine entscheidende Rolle“, kommentierte Heitmann. Das ist auch Heitmanns Strategie. Lanxess soll weiter wachsen, aus eigener Kraft, aber auch durch Akquisitionen. Basis dazu sind die operativen Erfolge, denn mittlerweile bleiben von dem Umsatz von 6,1 Mrd. Euro ein EBITDA von 719 (675) Mio. Euro und ein EBIT vor Sondereinflüssen von 472 (421) Mio. Euro übrig. Nach Sonderaufwendungen, die vor allem aus dem Verkauf des Bereichs Lustran Polymers resultieren, wird für 2007 ein EBIT von 215 7 Die Erfolge lassen sich bei Lanxess auch in der Aktionärsstruktur nachvollziehen. Seit dem die drei führenden Ratingagenturen die Bonität des Leverkusener Unternehmens mit BBB und Baa2 bewerten, haben sich auch langfristig orientierte Blue-ChipAnleger wie Axa, Barclays oder Dodge & Cox für eine Übernahme der Aktien in ihr Portfolio entschieden. Trotz einer erwarteten Abschwächung der amerikanischen Märkte ist Heitmann für 2008 „verhalten optimistisch“, da er auf die Wachstumsdynamik in Osteuropa, Asien und Lateinamerika setzt. law D ie Münchner Wacker Chemie AG konnte im vergangenen Jahr bei Umsatz und Ergebnis neue Rekordmarken erzielen, und das trotz erhöhter Rohstoffpreise und erheblicher Währungseffekte aufgrund des starken Euro. Während der Umsatz um 13% auf 3,78 Mrd. Euro kletterte, legte das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 27% auf 1,002 Mrd. Euro zu. Das Konzernergebnis nach Steuern beträgt 422 (311) Mio. Euro. „Die Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres sind ein klarer Beleg für die operative Stärke des Konzerns“, so PeterAlexander Wacker, der Vorstandsvorsitzende des Konzerns. Er betonte auch, dass die strategische Ausrichtung von Wacker stimme – immerhin erwirtschaftet das Chemieunternehmen 81% des Umsatzes oder 3,06 Mrd. Euro im Ausland. „Der Ausbau unserer Produktionskapazitäten und unsere starke Präsenz in den Wachstumsmärkten Asiens sind für uns die wesentlichen Voraussetzungen, um unseren Erfolgskurs 2008 weiter fortzusetzen“, so der Unternehmenschef. Allein 2007 kletterten die Investitionen der Münchner um ein Drittel auf 699 Mio. Euro. Wesentliche Mittel flossen dabei in die Joint Ventures mit Samsung Electronics und Schott Solar. Bezogen auf den Jahresumsatz betrug die Investitionsquote von Wacker 18%! In Forschung und Entwicklung steckte Wacker außerdem noch einmal 152,5 Mio. Euro. Wacker investiert jedoch nicht nur im Ausland, sondern etwa auch im heimischen Burghausen in den Geschäftsbereich Wacker Polysilicon. Hier sollen die Kapazi- täten für polykristallines Reinstsilicium weiter ausgebaut werden, um den stark steigenden Bedarf aus der Solarindustrie und der Halbleiterproduktion zu decken. Bis Ende 2010 soll die Produktionskapazität am Standort Burghausen von derzeit 10 000 Jahrestonnen auf 22 000 Jahrestonnen mehr als verdoppelt werden. Schon im Oktober 2007 hatte Wacker zusammen mit der Schott Solar GmbH zwei Gemeinschaftsunternehmen zur Produktion und zum Vertrieb von Siliciumwafern gegründet. In den kommenden Jahren wollen Wacker und Schott gemeinsam in die Standorte Jena in Thüringen und Alzenau in Bayern rund 370 Mio. Euro investieren. Bereits in diesem Jahr sollen dort Wafer mit einer Gesamtkapazität von 120 Megawatt produziert werden. Bis 2012 soll jährlich ein Gigawatt erreicht werden. Noch im ersten Halbjahr 2008 soll außerdem die Serienproduktion im Gemeinschaftsunternehmen mit Samsung Electronics in Singapur für 300-Millimeter-Siliciumwafer hochgefahren werden. Bis Ende 2010 soll das Joint Venture eine Kapazität von monatlich rund 300 000 Wafern erreichen. Insgesamt investieren Wacker und Samsung in Singapur rund 1 Mrd. US-Dollar. Vom Erfolg Wackers sollen auch die Aktionäre profitieren mit einer Dividende von 2,25 Euro. Diese entspricht damit allerdings nur der vorgesehenen Mindestausschüttungsquote von 25% des Konzernergebnisses. 2008 will Wacker den Umsatz um deutlich mehr als 10% steigern und das EBITDA soll weiter zunehmen. Die Investitionen sollen sich 2008 auf rund 1 Mrd. Euro belaufen. uk Europäischer Marktführer in der digitalen Fotografie CeWe Color | Ein Unternehmen geht seinen Weg E verbesserte Warenpräsentationen, erweiterte Produktionskapazitäten und lohnende Firmenakquisitionen gesteckt werden. Alles mit dem Ziel, die Marktposition des im Prime Standard der Deutschen Börse gehandelten Unternehmens weiter zu stärken beziehungsweise auszubauen. s ist fast ein „American Dream“, die Geschichte von Europas größtem Fotofinisher, der CeWe Color Holding AG mit Sitz in Oldenburg: 1961 übernahm Senator h.c. Heinz Neumüller das Stammhaus seines Schwiegervaters Carl Wöltje, dessen Initialen CW im Übrigen den Namen prägen, und baute nach bescheidenen Anfängen 1964 ein Labor mit 4 000 Quadratmetern Produktionsfläche. Von da an war der wirtschaftliche Aufstieg und der enorme Erfolg des ehemals kleinen Fotoladens nicht mehr aufzuhalten. Der Kunde gestaltet sich seine eigene Fotowelt Rasche Expansion ins Ausland Die Historie des Oldenburger Unternehmens ist tatsächlich von Senator h.c. Neumüller geprägt, der CeWe Color zum führenden europäischen Foto-Dienstleister geführt hat. In den benachbarten Niederlanden werden 1971 die ersten Aktivitäten begonnen, danach folgen Frankreich und Belgien. In den 80er Jahren werden Österreich und Dänemark in die Vertriebsstruktur eingebaut und nachdem 1992 die Firmengruppe unter dem Dach der CeWe Color Holding AG neu strukturiert und in Tschechien eine Verkaufsniederlassung eröffnet wurde, führte Hubert Rothärmel, der heute als Aufsichtsratsvorsitzender tätig ist, das Unternehmen 1993 erfolgreich an die Börse. Die Öffnung des ehemaligen Ostblocks bescherte CeWe Color in den 90er Jahren weitere Märkte, unter anderem Polen, die Slowakei und Ungarn. Diese Expansionen wurden vor allem mit der Übernahme bestehender Labors bewältigt. 1999 beteiligte sich CeWe Color mit 63% mehrheitlich ABGEWEHRT In den vergangenen beiden Jahren hatte die CeWe Color AG eine intensive Auseinandersetzung mit einzelnen Investoren um den New Yorker Hedgefonds M2 Capital (heute MarCap Investors), die kreditfinanzierte Sonderausschüttungen in der Höhe von 37 Mio. Euro bis 120 Mio. Euro und einen Austausch des Managements einforderten. Der Hedgefonds war 2005 bei CeWe eingestiegen und hatte sich Anfang 2006 für eine Sonderdividende ausgesprochen, die jedoch auf einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung abgelehnt wurde. Schließlich eskalierte die Situation auf der Hauptversammlung am 26. April 2007, als die US-Investoren mit Gegenanträgen die Entlastung des Vorstands zu verhindern suchten, vier eigene Kandidaten für den Aufsichtsrat vorschlugen und drei Vorstandsmitgliedern das Vertrauen entziehen wollten. Die Mitglieder der HV nahmen jedoch alle Vorschläge des amtierenden Vorstands und Aufsichtsrats an und wehrten die Anträge der US-Investoren ab. Anfang April zogen sich MarCap Investors nun von CeWe zurück und veräußerten ihre Anteile in Höhe von 10,3% komplett. uk Die ganze Welt des Foto-Finishing: die Zentrale von CeWe Color in Oldenburg, die Fotoentwicklung und das Digilab (obere Reihe), Nachbestellung, Prozesskontrolle und Logistik (untere Reihe). Fotos: CeWe Color an der norwegischen Foto-Fachhandelskette Japan Photo – ein Meilenstein für das Geschäft in Nordeuropa. Zu diesem Zeitpunkt wurde von der Unternehmensführung erkannt, dass die digitale Fotografie immer mehr Einfluss erhält und man reagierte mit der Einführung neuer Produkte aus diesem neuartigen Segment. Innerhalb weniger Jahre erfuhr die gesamte Foto- und Entwicklungsindustrie einen extremen Einbruch, verantwortlich dafür natürlich die immer besser werdenden und vor allem preiswerten Digitalkameras. Wurden in den 90er Jahren in Deutschland jährlich rund 4 Mio. Analogkameras verkauft, so waren dies 2007 gerade noch 250 000 Stück. Dagegen steht ein Absatz von knapp 8 Mio. Digitalkameras im gleichen Jahr und damit eine Durchdringung der Haushalte mit diesen Produkten von nahezu 60%. Gleichermaßen wurden weniger Filme verkauft, 2001 waren es immerhin noch 187 Mio., 2007 nur noch 41 Mio. Diesen erheblichen Rückgang konnte CeWe Color mit der Entwicklung eines digitalen Produkt- und Dienstleistungsgeschäfts abfedern. Bei den Handelspartnern wurden unter anderem DigiFoto-Maker, ein Orderterminal für Digitalfotos von CeWe Color, installiert, bei denen der Verbraucher seine Speicherkarten einführt und seine Bildbestellungen durchführt. Dabei werden die Bilddaten und der Bestellwunsch auf CD gebrannt, die künftig als Speichermedium dient. Bei dieser Variante kann die Speicherkarte sofort wieder verwendet werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Abgabe der Speicherkarte in einer Fototasche, wobei dieser Bestellweg immer mehr zu- nimmt, da die Speichermedien immer preiswerter angeboten werden. Last but not least brennen die Kunden die zu bestellenden Fotos selbst auf CD und geben sie zum Entwickeln im nächsten Geschäft ab. Auch das Internet ist nicht zu vergessen. Über 41% aller Digitalfoto-Bestellungen werden über das Internet in Auftrag geben. Die Fotobestellungen werden aber schwerpunktmäßig im Geschäft abgeholt. Zu den rund 60 000 Handelspartnern, die sich auf 24 europäische Länder verteilen und die täglich von über 1 300 externen Kurierfahrern beliefert werden, gehören Unternehmen wie zum Beispiel Media Markt, Saturn, DM Drogeriemärkte, Schlecker, Real und Karstadt. Reine Internet-Händler sind unter anderem T-Online, AOL, Yahoo, Google und Vodafone. Als Fotofachhändler stehen Photo Porst, Ringfoto, Photo Station, Koch und Hamer als Partner an der Seite von CeWe Color. Hohe Investitionen in Forschung & Entwicklung Der Vertriebsweg Internet wird für die Oldenburger immer wichtiger und dies lohnt auch die hohen Investitionen in diesen Bereich. Allein 65 Mitarbeiter verantworten die Forschungs- und Entwicklungsabteilung, die 2006 mit einem Gesamtbudget von 9,5 Mio. Euro ausgestattet war. Im vergangenen Jahr wurde F&E (Internet) nochmals um 20 Mitarbeiter aufgestockt. Unterstützt von MarketingExperten wurde unter anderem das Fotobuch mit großem Erfolg in den Märkten positioniert. Dr. Rolf Hollander, Vorstandsvorsitzender von CeWe Color, betonte bei einer Roadshow im Herbst 2007, dass in allen an- deren Unternehmensbereichen weitere Investitionen getätigt werden: So sollen in den nächsten fünf Jahren 150 Mio. Euro bis 200 Mio. Euro in Produktentwicklungen, Das bereits erwähnte CeWe Fotobuch bescherte dem Oldenburger Unternehmen reiche Beute. Im Jahr 2007 wurden von diesem individuell herstellbaren Produkt über 1 Mio. verkauft, das sind rund 10% des gesamten Digitalfoto-Umsatzes. Die Gestaltung wird dem Konsumenten einfach gemacht. Mit einer Software, die kostenlos aus dem Internet heruntergeladen werden kann, wird das Buch mit Fotos und Texten je nach Belieben personalisiert und dann entweder online an den Händler versandt oder auf einer gebrannten CD zum Laden gebracht. Wenige Tage später erhält der Kunde sein Werk und muss sich so nicht um das Einkleben von Fotos in ein Album kümmern. Da beliebig viele Exemplare bestellt werden können, eignet sich ein Fotobuch von CeWe Color bestens für Firmenfeiern, Jubiläen, private Veranstaltungen und sonstige wichtige Ereignisse im Leben. Einem erwarteten Umsatz von 404 Mio. Euro steht ein Rückgang von 3% der Gesamtsumme entwickelter Fotos entgegen. Die im Vergleich zu 2006 leicht erhöhte Umsatzerwartung kann durch eine Zunahme des Einzelhandelsgeschäftes erreicht CeWe Color-Chef Dr. Rolf Hollander präsentiert das neueste und sehr erfolgreiche Produkt aus seinem Unternehmen: das Fotobuch. werden. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) wird im Gegensatz zum Vorjahr in 2007 von 14,5 Mio. Euro auf 11,8 Mio. Euro sinken. Hohe Restrukturierungskosten und die auf rund 2,75 Mio. Euro bezifferten Kosten der Vor- und Nachbereitung der Hauptversammlung sind für diesen Rückgang verantwortlich. Da die gesamte Branche in der Mitte des laufenden Jahres die Talsohle durchschritten sieht, können bereits für 2008 neben höheren Umsätzen auch bessere Ergebnisse möglich sein. Die CeWe Color AG ist als Europas Marktführer gut für die Zukunft gerüstet und steht mit einer breiten Distributionsbasis (60 000 Geschäfte), einer führenden Internet-Technologie und einem verkaufsstarken Produktsortiment auf gesunden Beinen. ds MAN Aktiengesellschaft Einladung Die MAN Aktiengesellschaft, München, lädt ihre Stamm- und Vorzugsaktionäre zur 128. ordentlichen Hauptversammlung am Freitag, dem 25. April 2008, 10.00 Uhr, in das ICM – Internationales Congress Center München in 81829 München, Am Messesee 6, Messegelände ein. Der vollständige Text der Einladung und die Tagesordnung sind im elektronischen Bundesanzeiger vom 13. März 2008 und im Internet (www.man.eu/hauptversammlung) veröffentlicht. MAN Aktiengesellschaft · Landsberger Straße 110 · 80339 München Telefon +49. 89. 36098-0 · Fax +49. 89. 36098-68281 · www.man.eu/hauptversammlung INDUSTRIE & MÄRKTE 8 WirtschaftsKurier APRIL 2008 Mit Porsche die Weltspitze im Visier Akquisitionen im Visier Rheinmetall | Zuwächse bei Umsatz und Ergebnis VW | Autokonzern will vom vierten auf den ersten Platz weltweit vorrücken D er Volkswagen-Konzern hat 2007 bei Auslieferungen, Umsatz und Ergebnis neue Bestnoten erzielt. Kein Wunder, dass Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender des größten europäischen Automobilkonzerns, sich in der Jahres-Pressekonferenz des Wolfsburger Autobauers selbstbewusst gab: „Der Volkswagenkonzern greift an, nicht um zweiter oder dritter zu werden. Wir treten an, um zu gewinnen“, so der VW-Chef. Ins Visier haben die Wolfsburger den japanischen Autohersteller Toyota genommen, der sich anschickt, General Motors, die bisherige Nummer eins, weltweit zu überholen. Beide, GM und Toyota, setzten im vergangenen Jahr 9,37 Mio. Fahrzeuge ab. Volkswagen brachte es mit seinen Marken VW, Audi, Skoda, Seat, Bentley, Lamborghini und Bugatti auf 6,2 Mio. Fahrzeuge und liegt damit auf Platz vier der weltweiten Champions League – hinter Ford. Allerdings nannte der VW-Chef keinen Zeitpunkt, bis wann Volkswagen Toyota überflügelt haben will. Konkretes Ziel Winterkorns ist es aber, 8 Mio. Fahrzeuge bis 2011 zu verkaufen und die Produktivität um rund 10% pro Jahr zu erhöhen. Die operative Umsatzrendite soll von derzeit 5,6% auf 8% gesteigert werden. Der Konzern wäre dann so profitabel wie sein Juwel Audi derzeit – aber noch nicht auf Augenhöhe mit dem Konkurrenten Toyota und auch in Europa erzielen Renault und Mercedes schon heute operative Margen von über 9%. Winterkorn setzt bei seinen ehrgeizigen Plänen auf Porsche. Dessen Aufsichtsrat hat Anfang März Plänen zu gestimmt, seine Beteiligung am VW-Konzern von derzeit 31% auf über 50% aufzustocken. Winterkorn begrüßte die Entscheidung des Stuttgarter Sportwagenbauers. Zusammen mit Porsche habe VW die Chance, in eine ganz neue Liga vorzustoßen. Eine neue Ära werde eingeläutet. „Unsere Wettbewerber wissen um das enorme Potenzial dieser Partnerschaft“, verkündete Winterkorn. Im Vorgriff auf die Mehrheitsübernahme durch Porsche soll Wolfgang Porsche – Chef des Aufsichtsrates der Porsche-Automobil-Holding – als Vertreter des Großaktionärs in der VW-Hauptversammlung am 24. April 2008 in den Aufsichtsrat des Wolfsburger Konzerns gewählt werden. Gleich- dem schwedischen Lkw-Bauer auf 68,6% erhöht. Für eine Lkw-Allianz zwischen VW, MAN und Scania besteht nach Winterkorn „aktuell aber kein Handlungsbedarf“. Zur Reform des VW-Tarifsystems kündigte Personalvorstand Horst Neumann an, Gespräche mit der IG-Metall aufnehmen zu wollen. Ziel sei es, den „Tarif-Flickenteppich“ zu harmonisieren. Mehr Auslieferungen in diesem Jahr sorgen für Optimismus Jahres-Pressekonferenz 2008 im Kundencenter der Autostadt in Wolfsburg: Prof. Dr. Martin Winterkorn, Vorsitzender des Vorstands der Volkswagen AG, und die Auto-Studie Space Up. Foto: VW zeitig wird Ex-Siemens-Chef Heinrich von Pierer sein Mandat im VW-Kontrollorgan niederlegen. Der VW-Betriebsrat begrüßte den Vorschlag. Nur kurz ging Winterkorn auf den Mitbestimmungsstreit zwischen den beiden Betriebsräten von VW und Porsche ein und mahnte zu einer baldigen einvernehmlichen Lösung, um die anvisierten Ziele nicht zu gefährden. VW fühlt sich im Betriebsrat der Porsche-Holding aufgrund seiner Größe unterrepräsentiert Die Zukunft liegt in China, Indien und Russland Enorme Chancen sieht der VW-Chef insbesondere in den aufstrebenden Automärkten China, Indien und Russland. Winterkorn rechnet mit zweistelligen Zuwachsraten. In Westeuropa werden dagegen stagnierende Neuzulassungen erwartet. Ein Problem bleibt für VW der nordamerikanische Markt. Dort wird mit einem Verlust von ca. 400 bis 500 Mio. Euro gerechnet, nach über 600 Mio. Euro Verlust in 2007 – wobei das Ergebnis nur zum Teil auf die Dollarschwäche zurückgeführt wird. Die Entscheidung über eine neue Fertigungsstätte in den USA will VW im Sommer fällen. Dort sollen anfangs bis zu 150 000 Fahrzeuge produziert werden, die individuell auf die Bedürfnisse des amerikanischen Marktes ausgerichtet werden sollen. Um bei steigender Produktivität Jobs im Konzern dauerhaft zu sichern, muss Volkswagen deutlich mehr Autos verkaufen, so Winterkorn. Aufgrund sinkender Kosten, besserer Prozesse und einer Modelloffensive geht er davon aus, dass der Volkswagen-Konzern 2008 die Rekordwerte des vergangenen Jahres bei Auslieferungen, Umsatz und operativem Ergebnis erneut übertreffen wird. Nach aktueller Planung will der Konzern bis 2010 über 20 neue Modelle auf den Markt bringen. Besonders wichtig ist nach Winterkorn dabei der neue Golf, der im zweiten Halbjahr 2008 kommen soll. Gestärkt werden sollen zudem Segmente wie SUVs, Vans und Pickups. Winterkorn betonte die Chancen nach der Übernahme des schwedischen LkwHerstellers Scania. VW und Scania würden ihre Marktchancen gemeinsam noch gezielter nutzen. Winterkorn sicherte Scania allerdings zu, Firmensitz, Unternehmenskultur und das ureigene Profil beibehalten zu können. VW hatte kurz vor der Pressekonferenz seinen Stimmrechtsanteil bei Audi lässt im Tempo nicht nach Erfolgsstory 2007 | Eindrucksvolle Zahlen und Modelle ne“ des Hauses, der Supersportwagen R8, sehr erfolgreich in die Märkte eingeführt. Der TT Roadster steht seit März 2007 erfolgreich bei den Händlern und mit der „Schönheit auf Rädern“, dem Audi A5, wurde erfolgreich das Marktsegment Mittelklasse-Coupés besetzt. Schließlich wurde mit dem RS6 die neue ultimative Power-Maschine mit 580 PS vorgestellt. 2007 erwirtschaftete der Volkswagen-Konzern laut Finanzvorstand Pötsch, einen Umsatz in Höhe von 108,9 Mrd. Euro – ein Plus von 3,8% gegenüber dem Vorjahr. Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen erreichte 6,2 Mrd. Euro – nach 2 Mrd. Euro in 2006. Jede Marke des Konzerns verbuchte 2007 Zuwächse. Die Pkw-Sparte von VW verdoppelte ihren operativen Gewinn auf 1,9 Mrd. Euro, erreichte aber nur eine Umsatzrendite von 2,6%. Audi verbesserte sich um 32% auf 2,7 Mrd. Euro beim operativen Gewinn und erzielte eine Umsatzrendite von 8,0%. Skoda brachte es auf 8,9% und Bentley gar auf 11,3%. Seat schrieb 2007 erstmals wieder schwarze Zahlen: Der Gewinn betrug 8 Mio. Euro nach 159 Mio. Euro Verlust im Vorjahr. Der Gewinn der Nutzfahrzeuge kletterte um mehr als das Doppelte auf 305 Mio. Euro. Nach Steuern erwirtschaftete der Konzern ein Ergebnis von 4,1 (2,8) Mrd. Euro. Die Kapitalrendite übertraf mit 9,5 (2,1)% ihr Ziel von 9%. Mittelfristig strebt der VWKonzern einen Wert von über 10% an. Der HV soll eine auf 1,80 (1,25) Euro je Stammaktie und eine auf 1,86 (1,31) Euro erhöhte Dividende vorgeschlagen werden. Mit dieser frohen Botschaft schlug sich die VWAktie bisher ausgezeichnet in einem ansonsten von der Subprime-Krise bestimmten Markt. In den ersten beiden Monaten 2008 verkaufte der Konzern mit 952 000 Auslieferungen 10,5% mehr Fahrzeuge als im gleichen Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr zeigte sich der VW-Chef optimistisch, verwies aber darauf, dass es von der globalen Wirtschaftsentwicklung keine Unterstützung geben werde. „Wir bewegen uns in einem Umfeld, in dem uns nichts geschenkt wird“, so Winterkorn. heu Investition in die Zukunft: Audi begrüßt den Ausbildungsjahrgang 2007. Insgesamt begannen 682 junge Menschen ihre Berufsausbildung an den Standorten Ingolstadt und Neckarsulm. Fotos: Audi D ie Audi AG, Ingolstadt, ist einerseits ein Paradeunternehmen mit einem eigenen Unternehmens- und Markenprofil – eben die Audi AG – , andererseits ist Audi natürlich innerhalb der riesigen VWGruppe nicht nur ein Asset vom Ergebnis her, sondern auch das Aushängeschild für die Premiumkompetenz. Wie auch immer, Audi sieht sich im Segment der Luxusfahrzeuge längst auf Augenhöhe mit den Wettbewerbern mit dem Stern und dem weiß-blauen Propeller. Audi ist stark verbunden mit dem Anspruch, hochwertige Geschäftsfahrzeuge und leistungsstarke Reiselimousinen für Privatfahrer anzubieten und dafür haben die Ingolstädter einen Markt – ansonsten hätte das Unternehmen jetzt nicht wieder so eindrucksvolle Geschäftszahlen für 2007 präsentieren können. Gleichzeitig – siehe weiteren Beitrag auf dieser Seite – ist Audi Beweis dafür, dass gewisse Vorschläge der EU-Kommission, die darauf hinauslaufen würden, großvolumige Fahrzeuge an den Pranger zu stellen, industriepolitisch nicht nur unsinnig sind; sie würden auch schlicht und ergreifend gut bezahlte Arbeitsplätze in Deutschland in Frage stellen. Weit mehr als eine Million Arbeitsplätze hängen allein in Deutschland am Produkt Automobil! Höchstes Ergebnis in der Unternehmensgeschichte Die Erfolgsstory Audi für das Geschäftsjahr 2007 lässt sich mit beeindruckenden Zah- len unterstreichen: Die Ingolstädter erreichten einen Umsatz von 33,617 Mrd. Euro und konnten somit um 7,9% gegenüber 2006 zulegen (31,142 Mrd. Euro). Das Vorsteuerergebnis wurde gar um 49,8% auf 2,915 (1,946) Mrd. Euro gesteigert. Ihren Stellenwert allgemein hat die Audi AG durch ihre Investitionskraft (die ja auch dem Standort Deutschland zugute kam) mit 2,115 (1,925) Mrd. Euro Investitionen unterstrichen und schließlich wurden 964 151 (905 188) Fahrzeuge im Berichtszeitraum 2007 an die Kunden ausgeliefert. Audi-Chef Rupert Stadler war daher bei der Präsentation des Ergebnisses 2007 auf der Bilanz-Pressekonferenz voll des Lobes und sprach vom „bisher höchsten Ergebnis aus der operativen Geschäftstätigkeit unserer Unternehmensgeschichte“. Finanzvorstand Axel Strotbek zählt Audi zu den ertragsstärksten Unternehmen im internationalen Automobilgeschäft. Erfreulicherweise beteiligt der Ingolstädter Konzern auch seine Mitarbeiter (durchschnittlich 53 347 im Geschäftsjahr 2007 gegenüber 52 297 im Geschäftsjahr 2006) überdurchschnittlich am Erfolg. Durchschnittlich wird jeder Mitarbeiter zusätzlich zu seinem Entgelt mit einem Betrag von 5 300 Euro jährlich am Erfolg beteiligt. Unabhängig vom Zahlenwerk hat Audi seine Modelle auch im Geschäftsjahr 2007 wieder hervorragend am Markt positionieren können. So wurde die „Marken-Iko- lung. Um vor allem die Marktstellung in den wachsenden asiatischen Automobilmärkten auszubauen, werden dort die internationalen Entwicklungs-, Vertriebsund Produktionsaktivitäten verstärkt. Mit einem Umsatzsprung von 22% auf 1,8 Mrd. Euro – davon 65% Auslandsanteil – schloss der Unternehmensbereich De- 405 neue Schützenpanzer des Typs Puma soll die Bundeswehr in den kommenden Jahren von Rheinmetall erhalten. Foto: Rheinmetall fence das vergangene Jahr ab. Sehr deutlich übertraf auch das EBIT mit 160 Mio. Euro das des Vorjahrs (49 Mio. Euro). Vor allem habe der Wehrbereich von der Streitkräftetransformation in Deutschland und in den Partnerländern profitiert. Große Erwartungen setzt Eberhardt auf den indischen Markt, auf dem Rheinmetall bisher überhaupt nicht präsent ist. Da dieses Land trotz der noch vorhandenen Armut breiter Bevölkerungskreise seine Streitkräfte modernisieren will, erhofft sich der Düsseldorfer Konzern namhafte Aufträge. Indien, bisher eher an Russland gebunden, setzt gegenwärtig wohl mehr auf europäische Technologie in den Bereichen der Luftabwehr und der Artillerie. Ehe es jedoch zu Aufträgen für den Düsseldorfer Konzern komme, könnten noch drei bis fünf Jahre vergehen, meinte Eberhardt. law KLIMASCHUTZ Vorstoß in neue Dimensionen VON RUPERT STADLER* HeidelbergCement | Umsatz und Ergebnisse wachsen kräftig Es ist ganz klar, dass das wichtige Thema Klimaschutz die gesamte Automobilindustrie stark beschäftigt. Die anhaltende CO2-Debatte ist aber nicht immer ein Vorbild an Sachlichkeit. Oft China und Großbritannien die erfolgreichsten Auslandsmärkte Die erfolgreichsten Märkte von Audi sind neben dem Heimatmarkt Deutschland (254 014 Auslieferungen) vor allem China mit 101 996 Auslieferungen und das Vereinigte Königreich mit 100 712 Abnehmern. Zufrieden ist Audi auch mit seiner italienischen Tochtergesellschaft Lamborghini. Die große Nachfrage nach den italienischen Super-Sportwagen sei ungebremst, sagte Stadler: „2 406 dieser Ausnahme-Fahrzeuge wurden im Jahr 2007 an Kunden ausgeliefert – ein Wachstum von über 15%.“ Obwohl das ungarische Werk Györ, in dem mehr als 1,9 Mio. Aggregate die Fließbänder verlassen (das sind 5 500 Motoren am Tag!), eine weitere Audi-Erfolgsstory darstellt, bekennt sich Audi auch zum Standort Deutschland. Stadler wies darauf hin, dass gerade in Deutschland auch durch die sehr gute Motivation und Fachkompetenz der Mitarbeiter die hohen Qualitätsansprüche erfüllt werden können. Dabei erreichen die Ingolstädter (in den deutschen Werken sind in Ingolstadt 31 369 und in Neckarsulm 13 329 Mitarbeiter beschäftigt) Produktivitätssteigerungen von ca. 10% jährlich. Weitere Werke hat Audi in Ungarn, China, Belgien (Brüssel) und Indien (Aurangabad). Im dortigen Wachstumsmarkt produziert Audi inzwischen auch den Audi A6. Überhaupt, darauf wies auf der BilanzPressekonferenz Vorstandsmitglied Strotbek hin, sei die Region Asien-Pazifik eine eindrucksvolle Wachstumsregion. Das Automobil – und hier in besonderem Maße das höherwertige – fasziniert die Menschen nach wie vor in allen Regionen. Auch die Brüsseler Bürokraten werden daran nichts ändern können, es sei denn, sie gehen das Risiko ein, dass die Bürger die Notwendigkeit eines alles bestimmenden Molochs, EU genannt, immer stärker in Frage stellen. Man stelle sich vor, die EU bestimmt und niemand nimmt sie mehr ernst … sp K urz und schmerzlos – in nicht einmal einer Stunde samt Fragerunde – präsentierte Klaus Eberhardt, Vorstandschef des Automotive und Rüstungskonzerns Rheinmetall AG, Düsseldorf, das Vorjahresergebnis des Konzerns. Beide Bereiche schrieben zusammen einen Umsatz von über 4 Mrd. Euro und erzielten damit ein Plus von 10%. Diese Entwicklung habe sich in den ersten Monaten dieses Jahres fortgesetzt, sodass Eberhardt im laufenden Jahr die selbst gesetzten Ziele – ein EBIT zwischen 280 Mio. Euro und 290 Mio. Euro – erreichen will. Beim weiteren Wachstum setzt Eberhardt neben der eigenen Unternehmenskraft auch auf Zukäufe und strategische Allianzen. Bereits zum Jahresanfang hatte Rheinmetall die Internationalisierung mit einer Vereinbarung über den Einstieg als Mehrheitsgesellschafter bei der südafrikanischen Denel Group vorangetrieben. Mittlerweile steuert der Geschäftsbereich Automotive 56% und der Bereich Rheinmetall Defence (Wehrtechnik und Munition) 44% zum Umsatz bei. Im Einklang mit dem Wachstum ist das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern um 26% oder 55 Mio. Euro auf 270 Mio. Euro gestiegen. Das Konzernergebnis vor Steuern kletterte um 30% auf 213 Mio. Euro. Aus dem Jahresüberschuss von 150 Mio. Euro (plus 22%) errechnet sich ein Ergebnis je Aktie von 4,15 (3,41) Euro. Den Aktionären soll eine um 30 Cent auf 1,30 Euro gestiegene Dividende gezahlt werden. Ein Eigenkapital von über 1 Mrd. Euro sowie eine Eigenkapitalquote von 31% bieten Spielraum für weitere Investitionen. Alle Bereiche des Konzerns haben zum Ergebnis des vorigen Jahres beigetragen, berichtete Eberhardt. Für den Bereich Automotive übertraf die Kolbenschmidt Pierburg-Gruppe mit einem Geschäftsvolumen von 2,25 Mrd. Euro (plus 3%) die bisherige Bestmarke des Vorjahres, auch das EBIT lag mit 120 Mio. Euro um 7 Mio. Euro über dem des Vorjahres. Mit diesem Ergebnis habe die Gruppe ihre Stellung als Technologieführer für Dieselmotoren mit Trend zu weniger Verbrauch bei gleichzeitig steigender Motorleistung behauptet. In den wichtigen europäischen Märkten und in China lag der Umsatzzuwachs jeweils über der regionalen Marktentwick- wird der Eindruck erweckt, die Automobilindustrie sei für den Löwenanteil des CO2-Ausstoßes verantwortlich. Das ist aber nicht der Fall: Die Autos emittieren rund 12% der gesamten CO2-Menge in Deutschland. Die Energie- und Wärmegewinnung, die Industrie sowie Privathaushalte machen über 80% aus. Trotzdem ist das Automobil zu einer Art Symbol für den Klimawandel geworden. Leider ist auch der Vorschlag der EUKommission – wie der durchschnittliche Grenzwert von 130 Gramm CO2 pro Kilometer erreicht werden soll – weder zielführend noch akzeptabel. Denn hier sollen die Hersteller von Kleinwagen gegenüber Premiumherstellern, also gegenüber den starken Marken der deutschen Autoindustrie, klar bevorteilt werden. Unter anderem durch absurd hohe Strafzahlungen für die Hersteller größerer Fahrzeuge; das ist nicht nur industriepolitisch fragwürdig, sondern auch ökologisch kontraproduktiv. CO2-Grenzwerte müssen sein. Wir sind uns unserer Verantwortung für den Klimaschutz bewusst. Aber ich wünsche mir in Zukunft schon etwas mehr Vernunft und Augenmaß. Weit mehr als eine Million Arbeitsplätze hängen allein hier in Deutschland an der Automobilindustrie. Die dürfen wir nicht aus Kurzsichtigkeit aufs Spiel setzen. Die deutsche Automobilindustrie hat ihre Hausaufgaben in Sachen Klimaschutz gemacht. Rupert Stadler ist Vorstandsvorsitzender der Audi AG. W enn bis Mitte dieses Jahres die Integration des britischen Baustoffherstellers Hanson in den Konzern HeidelbergCement abgeschlossen ist, werden Umsatz und Ergebnis 2008 zweistellig wachsen. Für den Umsatz sagt Vorstandschef Dr. Bernd Scheifele rund 15 (10,8) Mrd. Euro voraus. Auch das operative Ergebnis, das im Geschäftsjahr um 36% auf 1,8 Mrd. Euro wuchs, soll noch einmal kräftig gesteigert werden. „Damit werden wir in neue Dimensionen vordringen“, erklärte Scheifele. Zu dem stattlichen Ertrag im letzten Jahr trugen die Verkäufe der Beteiligungen an Vicat S.A. und Florida Rock Industries wesentlich bei. Allein Vicat brachte ein außerordentliches Ergebnis von 800 Mio. Euro. Die Umsatzrendite stieg daraufhin von 11,5% auf 18,2%. Angesichts der Einmaleffekte im Geschäftsjahr wiegt der Gewinnoptimismus des Vorstandes umso schwerer. Aber auch für 2008 sind wohl wieder Sondereinnahmen eingeplant. Erst im März dieses Jahres hat HeidelbergCement den Verkauf der Tochtergesellschaft Maxit für 2,2 Mrd. Euro abgeschlossen. Ferner ist auch noch die Trennung vom Hanson-Tonziegelgeschäft in den USA geplant. Das könnte noch einmal über 300 Mio. Euro Erlös bringen. Gelassenheit trotz schwacher US-Konjunktur Von den wirtschaftlichen Problemen in den USA wird der deutsche Marktführer zwar berührt, sieht aber dem recht gelassen entgegen. Der Konzern ist in Nordamerika sehr gut aufgestellt. Der Umsatz stieg sogar trotz rückläufigem Wohnungsbau um 31% auf 3,2 Mrd. Euro. Auch wenn man diese Zahl um den Beitrag von Hanson und Währungseffekte bereinigt, bleibt noch ein kleines Plus von 3,1%. Sein Konzern ist nach Scheifeles Darstellung ohnehin weit geringer von dem sinkenden Dollarkurs abhängig als vermutet. Nur rund ein Fünftel des Ergebnisses wird in US-Dollar erzielt. Zudem ist der Vorstand sicher, eine länger anhaltende Rezession in Amerika durch wachsende Geschäfte in Osteuropa und Asien auffangen zu können. Im Raum Asien-Australien-Afrika-Mittelmeer nahm der Umsatz im Geschäftsjahr kräftig um 47% auf 1,9 Mrd. Euro zu. Davon entfielen nur 370 Mio. Euro auf die neue Tochter Hanson, die seit dem 24. August 2007 erstmals in der Konzernrechnung konsolidiert wird. Auch im Konzerngebiet Europa-Zentralasien war der Umsatzsprung mit plus 36% auf 5,7 Mrd. Euro sehr deutlich. Da- von stammen 878 Mio. Euro von Hanson. Durch den Erwerb dieser Gesellschaft haben sich die HeidelbergCement-Aktivitäten auf Spanien und Israel ausgeweitet. Auch Großbritannien hat an Bedeutung gewonnen. „Wir haben aus HeidelbergCement einen global aufgestellten Baustoff- Nicht ohne Beton: Bauarbeiten am Mittleren Ring in München mit HeidelbergCement. Foto: HeidelbergCement konzern mit weltweit führenden Marktpositionen in den Kerngeschäften Zement und Zuschlagstoffe sowie im nachgelagerten Transportbeton geformt“, so Scheifele. Bis 2009 will Scheifele alle Synergien mit Hanson verwirklichen, die dann auf 400 Mio. Euro jährlich veranschlagt werden. Mit dem Kauf von Hanson, was 11,7 Mrd. Euro gekostet hat, türmt sich bei HeidelbergCement ein höherer Schuldenberg auf. Er beläuft sich nach Angaben von Finanzchef Lorenz Näger aktuell auf 12,4 Mrd. Euro und soll bis zum Ende dieses Jahres auf 11 Mrd. Euro abgebaut werden. Dabei hilft eine Kapitalerhöhung vom Februar dieses Jahres, die gut eine halbe Mrd. Euro in die Kassen spülte. Ferner wird auf einen wieder guten Gewinn in diesem Jahr und auf Verkaufserlöse gesetzt. Hauptaktionär ist mit kleiner Dividendenerhöhung zufrieden Schließlich wird trotz der Erfolge im Geschäftsjahr die Dividende nur ganz bescheiden um 5 Cent auf 1,30 Euro angehoben. Die Familie von Adolf Merckle, der fast 80% des Konzerns gehören und die die jüngste Kapitalerhöhung allein bestritten hat, muss sich also auch mit einer kaum verbesserten Ausschüttung begnügen. st INDUSTRIE & MÄRKTE APRIL 2008 WirtschaftsKurier 9 Flüssig für mögliche Übernahmen Rekordgewinne im Abonnement Knorr-Bremse | Familienunternehmen mit Weitblick Continental | Weltweit zum zweitgrößten Autoelektronik-Anbieter avanciert D er promovierte Ingenieur Dr. Raimund Klinkner neigt wahrscheinlich nicht zu überschwänglichen Äußerungen, trotzdem bezeichnete er das abgelaufene Geschäftsjahr 2007 für die Knorr-Bremse AG als „gezeichnet von Bestmarken“. Es sei ein Rekordjahr für das Familienunternehmen gewesen, und das trotz schwieriger Rahmenbedingungen wie der anhaltenden Dollarschwäche und dem Markteinbruch im Nutzfahrzeug-Geschäft in den USA um 40% aufgrund einer Verschärfung der Abgasnorm. Doch KnorrBremse konnte Umsatzrückgänge in den USA im Nutzfahrzeug-Bereich durch höhere Umsätze in Asien und Südamerika kompensieren und so den Umsatz dieses Geschäftsbereiches konstant halten. In Summe erzielte Knorr-Bremse Umsätze in Höhe von 3,251 Mrd. Euro (plus 4,2%) und nähert sich damit langsam aber sicher der mittelfristig angepeilten 4 Mrd. Euro-Marke. Mit 1,966 (1,968) Mrd. Euro trägt der Nutzfahrzeug-Bereich 60% zum Umsatz bei, die Systeme für Schienenfahrzeuge mit 1,304 (1,174) Mrd. Euro 40%. Der Auftragseingang kletterte überproportional auf 3,767 Mrd. Euro, der Jahresüberschuss erhöhte sich von 185,5 Mio. Euro auf 197,8 Mio. Euro, womit eine Umsatzrendite von 6,1 (5,9)% erzielt wurde. Die Wachstumszahlen des Konzerns spiegeln sich auch in den Mitarbeiterzahlen wider, denn die Belegschaft wurde um weltweit 7% auf knapp 14 000 Mitarbeiter erhöht. Dieser Zuwachs spielt sich aber nicht nur in den Wachstumsländern China, Indien und Russland ab, sondern auch in Deutschland, wo im vergangenen Jahr allein knapp 300 neue Mitarbeiter eingestellt wurden. Nach Klinkner sucht Knorr-Bremse 100 Ingenieure am Standort München, 200 in Deutschland und 600 weltweit! „Die S Zu den Highlights des Geschäftsjahres 2007 zählte für Knorr-Bremse die Ausrüstung des russischen Hochgeschwindigkeitszugs Velaro. Hier müssen die Bremssysteme bis zu 40 Grad Kälte und 60 Grad Wärme überstehen. Foto: Knorr-Bremse Suche nach Talenten ist ein wesentliches Kriterium für den zukünftigen Erfolg des Unternehmens“, so Klinkner. Bis 2010 soll die Belegschaft weltweit auf 15 400 Mitarbeiter hochgefahren werden. Aufgrund der hervorragenden finanziellen Lage des Unternehmens – die Eigenkapitalquote verbesserte sich von 30% auf 32,6% – stünden dem Unternehmen bis zu 1 Mrd. Euro Mittel zu Akquisitionszwecken zur Verfügung. Klinkner bremste aber die Erwartungen nach einer spektakulären Riesenübernahme und könnte sich eher mehrere kleine Akquisitionen verteilt über die nächsten Jahre vorstellen, wobei die Unternehmen ins Knorr-Spektrum passen und einen echten Kundenzusatznutzen versprechen müssten. Schon bisher sei Knorr-Bremse zu zwei Dritteln aus eigener Kraft und einem Drittel über Akquisitionen gewachsen, eine Strategie, die Klinkner gerne beibehalten möchte. Für 2008 rechnen Klinkner und Finanzvorstand Jan Peter Nonnenkamp mit einem Umsatzwachstum mindestens in Höhe des Vorjahres und einem überproportionalen Ergebnisanstieg. Die Umsätze der ersten drei Monate dieses Jahres seien bereits sehr gut gelaufen und erlaubten einen optimistischen Ausblick in die Zukunft – trotz Subprime-Krise und wohl weiter steigender Rohstoff- und Energiepreise samt schwächelndem US-Dollar. Doch der riesige Wachstumsmarkt China verlangt nach Infrastruktur gerade im Bereich der Schienenfahrzeuge und in Europa boomt die Nutzfahrzeug-Branche weiterhin – gute Aussichten für Knorr-Bremse. uk eit Dezember vergangenen Jahres sind die Continental AG und Siemens VDO Automotive ein Haus und sollen nun auch zu einem Herzen und einer Seele verwachsen. Die Hannover’sche Continental ist mit 26 Mrd. Euro Umsatz zur Nummer fünf im weltweiten Kreis der Autozulieferer aufgestiegen – fast 10 Mrd. Euro steuert die Siemens-Tochter bei. VDO ist Spezialist für moderne Motorsysteme, Unterhaltungs- und Navigationstechnik. Damit ist der einstige Reifenbauer Continental weltweit zweitgrößter Anbieter von Autoelektronik – nach Bosch – und als Zulieferer der Automobilindustrie breit aufgestellt. 11,4 Mrd. Euro hat Continental-Chef Manfred Wennemer für die Übernahme der Regensburger VDO gezahlt. Zwar hat die Conti schon manch Übernahme gestemmt – als letzte die Harburger Phoenix-Werke –, doch so dick war der Brocken noch nie. Zudem müssen zwei unterschiedliche Unternehmenskulturen zusammengeführt und aus weltweit 150 000 Mitarbeitern eine starke Truppe geformt werden. Megatrends in der Automobilindustrie Vor allem aber gilt es Synergien zu heben – etwa in den Bereichen Einkauf, Verwaltung, Forschung und Entwicklung sowie im Produktionsbereich. Bisher ging Conti von Synergieeffekten in einer Größenordnung von 170 Mio. Euro aus. Doch mittlerweile haben sich die Vorteile des Zusammengehens als größer erwiesen, so Wennemer. Bis 2010 sollen „deutlich mehr als 300 Mio. Euro“ an Netto-Synergien erreicht werden, ließ er auf der Jahres-Pressekonferenz der Continental AG in Hannover wissen. Dabei wird es nicht ohne Abbau von Arbeitsplätzen bei VDO gehen. Etwa Conti-Chef Manfred Wennemer kann sich nach der VDO-Übernahme über größere Synergieerlöse freuen als erwartet. Foto: Continental 2 500 Stellen sollen in Deutschland im Zusammenhang mit der VDO-Übernahme gestrichen werden, davon etwa 450 in Wetzlar, wo der Produktionsbereich wegen fehlender Aufträge geschlossen werden soll. Der Bereich Forschung und Entwicklung bleibt erhalten. Nach Wennemer geht es darum, dass alle Standorte wettbewerbsfähig sein müssen. Allerdings will er von den 18 000 Ingenieuren keinen missen, „bei entsprechend hoher Flexibilität“, wie er einschränkte. „Wir sind bei den drei Megatrends der Automobilindustrie – Sicherheit, Nachhaltigkeit und Informationstechnologien – unterwegs, da benötigen wir jeden hellen Kopf“, so der Conti-Chef. Verbessern soll sich durch die angekündigten Maßnahmen die Rendite. Während VDO 2007 nur eine Umsatzrendite in Höhe von ca. 8% erwirtschaftete, erreichte Conti- nental allein eine Marge in Höhe von 11,5%, nach 10,8% im Vorjahr. Insgesamt erzielte die neue Continental eine Umsatzrendite von 10,1% – zu wenig, um den Ansprüchen in der Continental-Welt genügen zu können. Bis 2010 sollen alle VDO-Geschäftszweige das Conti-Niveau erreicht haben, verlangte Wennemer. 2007 präsentierte Continental (alt) zum sechsten Mal in Folge Rekordergebnisse: Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen nahm – ohne VDO – um fast 15% auf 1,8 Mrd. Euro zu. Die Kapitalrendite erreichte 20,3% nach 18,7% im Vorjahr. Der Konzernumsatz erhöhte sich um 7,2% auf 15,9 Mrd. Euro. Den höchsten Anteil am Gesamtumsatz erzielte 2007 das Segment Pkw-Reifen mit 29,5%, gefolgt von Chassis & Safety (27,6%) und ContiTech (18,2%). Die VDO-Übernahme trieb die Verschuldung von 1,2 Mrd. Euro Anfang 2007 auf über 10,8 Mrd. Euro zum Jahresende hoch. Für Wennemer genießt nun der Schuldenabbau höchste Priorität. Nach Finanzvorstand Alan Hippe ist der Verschuldungsgrad (Gearing Ratio) von 25% in 2006 im Berichtsjahr auf 158% hochgeschnellt, soll aber bis 2010 wieder auf 80% bis 100% zurückgeführt werden. Um einen Teil der für den VDO-Kauf aufgenommenen Kredite ablösen zu können, plante Conti eine Hybrid-Anleihe über 1,5 Mrd. Euro. Doch die gegenwärtig sehr schlechte Lage am Anleihemarkt vereitelte diese Aktivität. Das könnte zu einer Rückstufung des Unternehmens durch die Ratingagenturen führen. Um zu sparen, will Wennemer auch die Dividenden für 2008 und 2009 nicht erhöhen. Für 2007 möchte das Unternehmen unverändert 2 Euro je Aktie bezahlen. Für 2008 kündigte Wennemer an, die Serie der Rekordergebnisse fortsetzen zu wollen, ohne konkreter zu werden. heu In ruhigerem Fahrwasser Dräger | Vorstand und Aufsichtsrat neu besetzt M it weitreichenden Personalentscheidungen hat sich der Lübecker Dräger-Konzern für die Zukunft neu aufgestellt. Das betrifft die Unternehmensbereiche wie den Aufsichtsrat. Dieser wird auf der Arbeitgeberseite komplett neu besetzt, da bei drei der sechs Mitglieder die Wiederwahl aus Altersgründen nicht möglich ist und die drei anderen aus persönlichen Gründen nicht wieder kandidieren. Auf der Hauptversammlung am 9. Mai 2008 werden daher unter anderem Nikolaus Schweickart, langjähriger Vorstandsvorsitzender der Altana AG, und Klaus Rauscher, der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Vattenfall AG, vorgeschlagen. Doch Konzern deshalb die Hälfte seines Börsenwertes verloren. In der Umsatzentwicklung sei China nach wie vor ein extrem wichtiger Markt. Wobei man die Marktführerschaft nur stabilisieren könne durch die dortige Produktion. „Produktion dort heißt produzieren dort für China“, so der für die Medizintechnik verantwortlich zeichnende Stefan Dräger. Auch bedeute das China-Geschäft keine Verluste von Arbeitsplätzen in Deutschland. Die lineare Quartalsentwicklung verlaufe im Reich der Mitte sehr gut und auch das Osteuropa-Geschäft verlaufe für die Dräger-Medizintechnik hervorragend, zwar auf einem niedrigeren Niveau, aber mit besten Umsatzergebnissen überhaupt. Probleme bereiten allein die USA, die laut Konzernchef Stefan Dräger einen der schwierigsten Märkte überhaupt darstellen. „Hier sind unsere Vertriebsstrukturen zu lehrbuchhaft gewesen“, so Dräger. Das gelte dort auch für den Bereich Sicherheitstechnik. Im Gegensatz zu dem Geschäft in den USA liefen Mexiko und Südamerika gut. „Um Steigerungen zu erzielen, braucht man aber eine Produktion in den USA, und das wird geschehen“, so Vorstand Jugel. Wir stecken unsere ganze Energie in die Zukunft. Die Sicherheitstechnik ist besonders konjunkturresistent Stefan Dräger ist der Vorstandsvorsitzende der Dräger-Gruppe und leitet den Bereich Medizintechnik. Foto: Dräger auch in der operativen Führung ändert sich einiges: Vom gegenwärtigen Vorstand scheiden so Prof. Dr. Albert Jugel, seit 1999 Chef und Impulsgeber des Unternehmensbereiches Safety, und Finanzvorstand Hans-Oskar Sulzer aus. Für sie wurde mit Wirkung zum 1. April 2008 Dieter Pruss aus dem eigenen Haus als Vorstand Marketing und Vertrieb für den Bereich Sicherheitstechnik bestellt. Des Weiteren wird GertHartwig Lescow neuer Finanzvorstand. Herbert Fehrecke wurde als Leiter des neu geschaffenen Ressorts Produktion bestellt. Wertschöpfungsstufen im Vorstand abgebildet Mit diesen Personalentscheidungen „bilden wir die wesentlichen Stufen der Wertschöpfung im Vorstand des Konzerns ab“, so Konzernchef Stefan Dräger auf der Bilanz-Pressekonferenz am 18. März diesen Jahres in Lübeck. Verbunden damit sei die Erwartung, dass der Konzern nach einer Ende Oktober herausgegebenen Gewinnwarnung wieder in ruhigeres Fahrwasser zurückfindet. Sorgenkind sei in diesem Zusammenhang die Medizintechnik gewesen, wobei nicht das Produkt, sondern Arbeitsabläufe als defizitär aufgedeckt wurden. Bis heute habe der Für die Sicherheitstechnik, so Dräger, gelte insbesondere, dass es sich hier nicht um eine „normale“ Industrie handele. Denn kein Staat der Erde könne es sich leisten, in Sicherheitsfragen im Bergbau schlampig zu sein und pro Jahr 50 000 Tote in Bergwerken zu registrieren. Von daher sei die Dräger-Sicherheitstechnik weniger konjunkturabhängig, sie sei eben Technik für das Leben. So übertraf dieser Konzernbereich mit einer EBIT-Marge von 10,9% erstmals die 10%-Marke. Die Umsätze waren dabei um 8,2% auf 637,5 Mio. Euro geklettert. Im Bereich Medizintechnik war der Umsatz um 2,4% auf 1,209 Mrd. Euro gesunken, die EBIT-Marge fiel von 9,1% auf 8,6%. Dräger kündigte für das laufende Jahr Investitionen in Höhe von 20 Mio. Euro bis 25 Mio. Euro an, besonders „in Innovationskraft, Qualität und Effizienz“. Ziel sei es unter anderem, die operativen Bereiche von administrativen Prozessen zu entlasten und Verbundeffekte besser zu nutzen. „Zusätzlich sollen weiterhin hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung dazu beitragen, mittel- und langfristig ein deutliches Wachstum zu erreichen“, so Dräger. Für das laufende Jahr erwartet er einen leicht steigenden Umsatz. 2007 erzielte Dräger ein Umsatzplus um 1% auf 1,82 Mrd. Euro und ein stabiles operatives EBIT von 151,9 Mio. Euro. Der Jahresüberschuss war auf 60,8 (73,9) Mio. Euro zurückgegangen. Innovation, Kundennähe, Mitarbeiter und Qualität seien die wichtigsten Erfolgsfaktoren; besonders Innovation und Kundennähe seien Stärken des Konzerns, so Dräger abschließend. Über die Marktpräsenz müsse man die Produkte weiter verbessern und an den Kunden bringen. moe Energie braucht Impulse – wir liefern sie mit zahlreichen Projekten, um Energie noch effizienter zu nutzen. Zum Beispiel mit dem intelligenten Stromzähler: Er macht Ihren Verbrauch transparent, hilft gezielt, Energie zu sparen – und bringt so die Zukunft zu jedem Einzelnen nach Hause. www.enbw.com INDUSTRIE & MÄRKTE 10 WirtschaftsKurier APRIL 2008 Klimadiskussion beflügelt das Neugeschäft ABB Deutschland | Vorstandsvorsitzender Peter Smits befürchtet Engpässe bei der Stromversorgung W 2007 ihre Mitarbeiterzahl um 4 000 auf 112 000 erhöht. Der Wiederaufbau von Stellen ist auch ein Teil der Antwort auf die wachsende Bugwelle nicht zeitnah abzuarbeitender Aufträge. In der Summe lag der Auftragseingang bei ABB in den Jahren 2006 und 2007 um rund 1 Mrd. Euro über dem Umsatz. Das heißt: Der Auftragsbestand wuchs in zwei Jahren um fast ein Drittel des gegenwärtigen Jahresumsatzes. Noch seien längere Lieferfristen „kein wirkliches Problem“ für ABB, versicherte Smits. Aber ABB arbeite mit „großem Nachdruck an einer entsprechenden Erweiterung unserer Kapazitäten“. Dies gelte nicht nur für den Personalaufbau, sondern auch für die Erweiterung von Entwicklungs- und Produktionsstätten. ir laufen auf Engpässe in der Stromversorgung zu.“ Diese Sorge äußerte Peter Smits, der Vorstandsvorsitzende der ABB AG bei der Erläuterung der Vorjahresergebnisse der deutschen Tochter des weltweit tätigen Schweizer Elektrotechnik- und Maschinenbau-Konzerns in Mannheim. Vor allem die Kapazitäten der überregionalen Stromnetze seien dem steigenden Bedarf und der Veränderung der Erzeugungsstandorte nicht mehr lange gewachsen. Das Geschäft von ABB Deutschland wird von der anhaltenden Diskussion um Klimaschutz und Verbesserungen der Energieeffizienz offenkundig beflügelt: Die Umsätze des größten Landesunternehmens in der ABB Group, das gleichzeitig für die Steuerung der ABBGeschäfte in Zentraleuropa verantwortlich ist, wuchsen 2007 um rund 23% auf 3,2 Mrd. Euro, die Auftragseingänge um 9,4% auf 3,6 Mrd. Euro. Überrascht über Abberufung von Konzernchef Kindle 2007 brachte die Beschäftigungswende Als Ursachen für die wachsende Engpassgefahr in der Stromversorgung nannte Smits – neben dem nicht ausreichenden Zubau von Ersatzkraftwerken für Altanlagen – den steigenden Anteil der „verbrauchsfernen Erzeugung“ und eine künftig zunehmende Bedeutung des grenzüberschreitenden Stromtransports. Weder für den Transport des vor allem in Küstennähe und in zunehmendem Umfang erzeugten Windkraftstroms in die industriellen Ballungsräume noch für die Zuleitung ausländischen Stroms ins deutsche Netz seien ausreichende Reserven in den Netzen vorhanden. Der ABB Deutschlandund Europa-Chef: „Da muss bald was geschehen.“ Für sein Unternehmen kann der Belgier Smits nicht über einen Mangel an Beschäftigung, allenfalls über einen Mangel an ausreichend qualifiziertem Nachwuchs ABB Deutschland blickt auf ein sehr erfolgreiches Jahr 2007 zurück und konnte vor allem beim Betriebsergebnis deutlich zulegen. Im Bild ein Hochspannungs-Transformator im ABB-Prüfstand. Foto: ABB klagen: „Derzeit sind bei uns 400 Stellen frei“, so der Vorstandsvorsitzende der ABB AG. Trotz großer Anstrengungen um die interne Personalentwicklung und externe Neueinstellungen sei es nicht immer möglich, altersbedingt freiwerdende oder durch wachsende Nachfrage entstehende neue Stellen zeitnah zu besetzen. Hendrik Weiler, Finanzvorstand und Arbeitsdirektor der ABB AG, ergänzte: „Wir sprechen auch mit 50-jährigen Mitarbeitern darüber, noch einmal eine neue Laufbahn in einem anderen Aufgabenfeld zu beginnen.“ In gemeinsamen Projekten mit Hochschulen und Wirtschaftsverbänden bemühe sich ABB zudem, das Interesse an technischen Studiengängen zu fördern. Immerhin: Nach Jahren des Personalabbaus ermöglichte die starke Zunahme der Auftragseingänge 2007 auch per Saldo erstmals wieder eine Zunahme der ABB-Belegschaft in Deutschland: „Wir haben die Beschäftigungswende geschafft“, so Arbeitsdirektor Weiler. Die Zahl der Mitarbeiter sei im Vorjahr um knapp 300 auf 10 643 gestiegen. Weltweit hatte die ABB Group „Erfreulich“ nannten Smits und Weiler den Geschäftsverlauf des Vorjahres – und die Aussichten für das laufende Jahr. 2007 sei ein „neues Rekordjahr für ABB Deutschland“ gewesen, so der Vorstandsvorsitzende. Noch stärker als Auftragseingänge und Umsätze sei das Betriebsergebnis gestiegen. Das von ABB genannte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) lag mit 308 Mio. Euro um 57% über dem Niveau des Jahres 2006. Die EBIT-Marge – bezogen auf den Umsatz – wuchs von 7,5% (2006) auf 9,6% (2007). Zu den großen Erfolgen des Vorjahres zählt der Vorstand der Mannheimer ABB AG den von Eon erhaltenen Auftrag, den derzeit größten geplanten Offshore-Windkraftpark „Borkum 2“ bis Mitte 2009 an das Festland-Stromnetz anzuschließen. Mit einem Volumen von 300 Mio. Euro sei dies „der größte Inlandsauftrag in der Geschichte der deutschen ABB“, so Smits. Auch für das laufende Jahr zeigten sich Smits und sein Finanzvorstand Weiler opti- mistisch: Die anhaltende Nachfrage nach Energieeinsparungs- und Umwelttechniken lasse auch 2008 weiter wachsende Aufträge nach den Energiesystemen und Automationstechniken der ABB erwarten. Die im Februar vom Verwaltungsrat der ABB Group in Zürich mehrheitlich beschlossene und unmittelbar umgesetzte Trennung vom – wirtschaftlich sehr erfolgreichen – Vorsitzenden der ABB-Konzernleitung, Fred Kindle, hatte bislang keine Auswirkungen auf die strategische Ausrichtung und auf die Entscheidungsfähigkeit der ABB in Deutschland, so versicherte deren Vorstandsvorsitzender. Zu den Gründen und Umständen des Ausscheidens von Kindle wollte sich Smits nicht äußern, räumte aber ein, ebenfalls „überrascht“ gewesen zu sein. Der Verwaltungsrats-Präsident der ABB Group, Hubertus von Grünberg, hatte die Trennung von Kindle mit „unüberbrückbaren Differenzen über die Führung des Unternehmens“ begründet. Inoffiziell bestätigten Führungskräfte des Unternehmens in Zürich, dass es zwischen Kindle und von Grünberg seit dessen Amtsantritt 2007 zunehmend zu persönlichen Spannungen und zu Auseinandersetzungen über die Konzernstrategie gekommen sei. Während Kindle vor allem auf eine „organische Entwicklung“ der vorhandenen Sparten und Unternehmensbereiche gesetzt und das Thema Zukäufe anderer Unternehmen eher zurückhaltend betrieben habe, sei von Grünberg von Anfang dafür eingetreten, „die volle Kriegskasse rasch für Akquisitionen zu nutzen“. Zum Interims-Chef der ABB Group wurde Finanzvorstand Michel Demaré berufen. Der weltweite Umsatz der ABB Group war 2007 um 25% auf 29,2 Mrd. US-Dollar, der Auftragseingang um 27% auf 34,5 Mrd. US-Dollar gewachsen. Das Betriebsergebnis (vor Zinsen und Steuern) des ABBKonzerns betrug im Vorjahr 4 Mrd. USDollar – 57% mehr als 2006. kw Outsourcing ist gefragt „Wir ernten jetzt die Früchte“ Infoscore Finance | Kalkulationssicherheit durch Forderungsverkauf Deutsche Leasing | Sparkassen und das Ausland im Fokus M it einem kräftigen Wachstum im Neugeschäft erntet die Deutsche Leasing Gruppe, Bad Homburg, nach den Worten ihres Vorstandschefs Hans-Michael Heitmüller „jetzt die Früchte“. Gesät hat der Marktführer vor allem in eine immer tiefere Zusammenarbeit mit den Sparkassen und in eine engagierte Expansion ins Ausland. Aus dem ersten Feld resultierten in dem am 30. September beendeten Geschäftsjahr 2006/07 insgesamt 3 Mrd. Euro Mobilien- und ImmobilienLeasing. Das Ausland brachte bei einem um 30% verstärkten Wachstum 1 Mrd. Euro Umsatz. Insgesamt nahm das Neugeschäft um 24% auf 7,8 Mrd. Euro zu. Dazu steuerte die Tochter DAL, die sich um das Immobilien-Leasing, um „Big Tickets“ wie Flugzeuge oder Schiffe im Mobilien-Leasing und um strukturierte Finanzierung kümmert, 1,6 Mrd. Euro bei. In der ersten Hälfte des neuen Geschäftsjahres brachte das Auslandsgeschäft sogar um 50% bessere Erträge, während die Saat im Inland nicht so recht aufging. Heitmüller rechnet hier höchstens mit einem kleinen Zuwachs. Insgesamt wird die Gruppe in den ersten sechs Monaten das Neuge- VON JOHAN ZEVENHUIZEN* O rganisation und Beitreibung von zahlungsgestörten Forderungen gegenüber Geschäfts- oder Privatkunden sind aufwändig und stellen hohe Anforderungen an das Prozessmanagement und die IT-Systeme, die von Unternehmen oft gar nicht erfüllt werden können. Der Forderungsverkauf an ein spezialisiertes Unternehmen bietet Lösungen, die zur Verbesserung des Unternehmensergebnisses beitragen. Dieser Verkauf bietet vor allem den Vorteil der Transparenz und der kostengünstigen Handhabung des gesamten Forderungsmanagements. Ein wesentlicher Faktor bei der Bewertung der Rentabilität des Forderungsverkaufs im Verhältnis zur Bearbeitung im eigenen Haus sind die Kosten, die notwendig wären, um die Beitreibung selbst durchzuführen. Werden alle Kosten berücksichtigt, darunter Wertberichtigung und Prozesskosten, dann liegt das Nettoergebnis der eigenen Beitreibung in der Regel unter dem Verkaufspreis. Ein Angebot zum Forderungsankauf basiert auf der Fähigkeit spezialisierter Anbieter, das Risiko zu kalkulieren und zu bewerten. schäft um rund 11% auf etwa 4,6 Mrd. Euro steigern können. Auch das Betriebsergebnis hat sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum verbessert. Heitmüller führte das auf leicht gestiegene Preise, eine gute Risikokontrolle und eine strikte Kostendisziplin zurück. Wie es weitergeht, hängt nach seiner Meinung vom Konjunkturverlauf, von einer Nachbesserung der Unternehmenssteuerreform und von guten Finanzierungsmöglichkeiten an den Kapitalmärkten ab. Dennoch ist der Vorstand zuversichtlich, dass Neugeschäft und Erträge im Geschäftsjahr 2007/08 wiederum steigen werden, und zwar am besten – wie schon seit Jahren – wieder deutlich stärker als bei den Wettbewerbern. Im abgelaufenen Jahr war der Vorsprung deutlich. Alle von Herstellern unabhängigen Leasing-Gesellschaften mussten einen Rückgang des Neugeschäftes um 1,1% hinnehmen, die Deutsche Leasing aber legte im Inland um 23% zu. Die Muttergesellschaft Deutsche Sparkassen Leasing AG & Co. KG hat den Jahresüberschuss im Geschäftsjahr um 30% auf 32,5 Mio. Euro verbessern können. Die Ausschüttung an die Gesellschafter belief sich auf 22,5 Mio. Euro und lag damit um 32% über dem Vorjahreswert. Das entspricht vor Körperschaftssteuer einer Rendite von 6,4% auf den Kapitaleinsatz. So verwundert es nicht, dass die Sparkassen als Gesellschafter der Deutschen Leasing eine Kapitalerhöhung von 300 Mio. Euro zugesagt haben. 135 Mio. Euro davon sind schon abgerufen, der Rest soll in zwei weiteren Raten bis 2010 zur Verfügung stehen. Riesiger Sprung beim wirtschaftlichen Ergebnis Das wirtschaftliche Ergebnis der Deutschen Leasing, das der Vorstand als ein wichtiges Kriterium für die Leistungsfähigkeit der Gesellschaft betrachtet, ist um 74% auf 143 Mio. Euro gestiegen. Das ist laut Heitmüller „ein riesiger Sprung“. 39 Mio. Euro von dieser Summe stammen allerdings aus der Auflösung von Rückstellungen für Prozessrisiken, die auf den Fall FlowTex zurückgehen. Das Geld wird nicht mehr benötigt und fließt in das Ergebnis ein. Wie gut der Vorstand die Kosten im Griff hat, zeigt dieser Vergleich: Das gesamte Neugeschäft wuchs um 24%, die Kosten aber nahmen lediglich um 5% zu, obwohl rund 150 neue Mitarbeiter eingestellt wurden. st Spezialisierte Anbieter mit ausgefeilter Logistik Die Infoscore Finance GmbH, ein Unternehmen von Arvato Infoscore mit Sitz in Baden-Baden, hat sich branchenübergreifend als Käufer von zahlungsgestörten Forderungen etabliert. Durch den Ankauf übernimmt der Käufer das Ausfallrisiko sowie sämtliche Aufwendungen für Beitreibung und Bearbeitung. Das bietet für den Gläubiger vor allem den Vorteil der Kalkulationssicherheit und der effizienten Abwicklung des gesamten Forderungsmanagements. Ein wesentlicher Faktor bei der Nutzenberechnung verschiedener Bearbeitungsalternativen ist die vollständige Berücksichtigung aller internen Aufwendungen. Erfahrungsgemäß wird im Anschluss an die Grundsatzentscheidung für den Forderungsverkauf die Strategie festgelegt, welche Forderungen tatsächlich verkauft werden sollen. Die Übergabe der Daten und der Beitreibungsakte erfolgt innerhalb weniger Wochen. Auch hierfür haben die spezialisierten Anbieter eine ausgefeilte Logistik entwickelt. Ab der Übergabe verwaltet und behandelt der Forderungskäufer die gesamten Vorgänge. Die Übergabe setzt eine Due Diligence voraus, das heißt eine gründliche Analyse, Prüfung und Bewertung des zum Verkauf stehenden Forderungsbestands, um die Chancen und Risiken zu identifizieren. Rückflusswahrscheinlichkeit und Kostenstrukturen offener Forderungen werden mit Hilfe einer Vergleichsanalyse errech- Die Organisation der Außenstände, der Forderungen gegenüber den Kunden, bedeutet für die Unternehmen einen hohen Verwaltungsaufwand, der kostengünstiger von Spezialisten übernommen werden kann. Foto: Arvato Infoscore net, die auf Auswertungsdaten und Erfahrungswerten des Forderungskäufers basiert. Dabei setzt Arvato Infoscore eine eigens hierfür entwickelte mathematischstatistische Methode ein. Durch den Verkauf von Forderungen erhält das Unternehmen neben dem oben geschilderten Nutzen mehr Transparenz bei der Risikoabschätzung des gesamten Forderungsmanagements. Ein garantierter Kaufpreis erweitert zudem den finanziellen Spielraum. Das gilt sowohl für bereits bestehende Forderungsportfolien als auch für zukünftig anfallende zahlungsgestörte Forderungen, die im revolvierenden Verfahren – also in regelmäßig vereinbarten Zeitabständen – übernommen werden. Mittelständler brauchen alternative Finanzierungen Um für die Vereinbarung des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht (Basel II) gewappnet zu sein, müssen sich gerade mittelständische Unternehmen mit alternativen Finanzierungsstrategien auseinander setzen. Der Forderungsverkauf bietet hierbei eine ausgezeichnete Möglichkeit, die Eigenkapitalquote im Unternehmen zu erhöhen. Er senkt die Forderungsbestände und steigert somit die finanzielle Flexibili- tät. Das Verfahren eignet sich insbesondere für Unternehmen, die Dienstleistungen oder Waren im B2C-Bereich anbieten und deren Portfolio an zahlungsgestörten Forderungen ein jährliches Volumen von mindestens 150 000 Euro erreicht. *Johan Zevenhuizen ist Geschäftsführer bei Arvato Infoscore. KURZPORTRÄT Arvato Infoscore ist ein Tochterunternehmen der Arvato AG, des international vernetzten Medien- und Kommunikationsdienstleisters der Bertelsmann AG, und gehört dort zum Unternehmensbereich Arvato Services. Die Unternehmensgruppe Arvato Infoscore steht für Dienstleistungen im wertorientierten Kundenmanagement über den gesamten Kundenlebenszyklus und bietet professionelle Prozesslösungen in den Leistungsbereichen Daten-, Informations- und Forderungsmanagement. Mit rund 1900 Mitarbeitern und Hauptsitz in Baden-Baden ist Arvato Infoscore in Deutschland, Österreich, Ungarn und der Schweiz tätig. Finanzkrise fördert das Geschäft BayBG | Finanzspritze für Wachstumsinvestitionen des bayerischen Mittelstands D ie auf die Finanzierung des bayerischen Mittelstandes fokussierte Bayerische Beteiligungsgesellschaft BayBG, München, hat von Oktober 2007 bis März 2008 fast soviel investiert wie im gesamten Geschäftsjahr 2006/07 (30.9.). Waren es im Geschäftsjahr 35,6 Mio. Euro, die die BayBG in insgesamt 81 Unternehmen fließen ließ, waren es seit März immerhin 29,9 Mio. Euro, die 46 Unternehmen mit zusätzlichem Eigenkapital versorgten. Damit wuchs der gesamte Beteiligungsbestand der BayBG auf aktuell 296 Mio. Euro bei insgesamt 583 Unternehmen – zum Geschäftsjahresende 2006/07 waren es noch 278,1 Mio. Euro bei 542 Unternehmen. Erfreulich entwickelten sich im abgelaufenen Geschäftsjahr auch die Ausfälle, die mit 9,1 Mio. Euro auf eine Quote von 3,2% sanken. „Für eine Beteiligungsgesellschaft, die immer auch bewusst Risiken eingeht, eine akzeptable Quote“, so Dr. Sonnfried Weber, der Vorstandsvorsitzende der BayBG. Die Erträge aus Veräußerungen von Beteiligungen stiegen auf 14,6 Mio. Euro an und ließen damit den Jahresüberschuss 2006/07 auf 23,7 Mio. Euro klettern. Die Unternehmen finanzieren mit Hilfe der BayBG vor allem Wachstums- und In- novationsmaßnahmen oder regeln die Unternehmensnachfolge durch Management-Buy-outs oder Management-Buyins, so Weber. Durch die Finanzierungsformen der BayBG – offenes (direktes) Beteiligungskapital sowie stille Beteiligungen (mezzanine Formen) – bewegt sich die Gesellschaft in einer diffizilen Konkurrenz- und Komplementärsituation mit zahlreichen anderen Eigen- und Fremdkapitalanbietern. Beteiligungskapital ermöglicht oft erst Kredite Bis zur Finanzkrise hatten insofern nicht nur die Banken ihre Kreditvolumina deutlich erhöht und es wurden auch immer mehr Angebote im mezzaninen Bereich aufgelegt (zum Beispiel verbriefte Genussrechte), auch der Mittelstand selbst hatte seine Eigenkapitalreserven deutlich verbessert aufgrund der guten konjunkturellen Lage. Trotzdem konnte sich auch in dieser Situation die BayBG gut behaupten. denn „es wäre auch zu einfach, BayBG-Kapital ausschließlich als Konkurrenzprodukt zu anderen Kapitalformen zu sehen“, so Weber. Vielmehr arbeiteten Beteiligungskapital und Kredit eng zusammen, da das Erstere geradezu Voraussetzung für das Zweite ist. Mit den BayBG-Beteiligungen von 35,6 Mio. Euro konnten so Investitionen von 120 Mio. Euro initiiert werden. Vor dem Hintergrund der allgemeinen Entwicklung auf dem Beteiligungsmarkt zeigt sich der Erfolg der BayBG ebenfalls deutlich: Denn der deutliche Anstieg des Neugeschäfts aller Beteiligungsgesellschaften um 14% auf 4,1 Mrd. Euro im Jahr 2007 war ausschließlich durch Buy-outs, also Firmenverkäufe, geprägt. Das Volumen der Wachstumsfinanzierung ging aber um 30% auf 419,2 Mio. Euro bei 479 Unternehmen zurück. Die BayBG ist in diesem Segment aber besonders aktiv und mit 24,7 Mio. Euro flossen im vergangenen Geschäftsjahr 69,4% des gesamten Neuengagements in diesen Sektor. Die restlichen 30% verteilen sich auf die Geschäftsfelder Unternehmensnachfolge, Turnaround und Innovation. Aktuell profitiert die BayBG von der Finanzkrise, denn die anderen Finanzierungswege werden mehr und mehr zurückgeschraubt und die Unternehmen müssen ihre Finanzierung wieder breiter aufstellen. So rechnet Weber mit guten Auszahlungssummen. Beim Jahresüberschuss für 2007/08 gab er sich zurückhaltend, da nicht mit größeren Exit-Erträgen zu rechnen sei. uk FINANZEN & BÖRSE APRIL 2008 WirtschaftsKurier 11 Transparenz unter dem Risikoschirm Plädoyer für Fusionen Flexibel und selbstständig Magnet für Banken aus Asien Die BayernLB will die Volatilitäten in der Bilanz reduzieren. Für die Zukunft kann sie sich auf attraktive Wachstumsfelder konzentrieren. Seite 12 Sparkassen-Präsident Heinrich Haasis spricht sich im Interview für eine oder zwei international wettbewerbsfähige Landesbanken aus. Seite 13 Die Nürnberger Versicherungsgruppe sieht in ihrer Unabhängigkeit den Schlüssel für Wachstum und Erfolg. Seite 15 Asiatische Institute schätzen den Finanzplatz Frankfurt. Und immer mehr Unternehmen aus Asien gehen an die Deutsche Börse. Seite 17 Subprime-Krise kam zu früh Landesbanken | Geschäftsmodelle waren nach der Abschaffung der staatlichen Garantien noch nicht stabil genug VON DIETER W. HEUMANN D ie Subprime-Krise mutet an wie eine endlose Geschichte. Zwar ist durch nichts zu belegen, dass gerade der auf drei Säulen fußende deutsche Bankensektor besonders unter der Krise leidet, wie derzeit oft von Kritikern des deutschen Bankensystems behauptet wird. Aber ausgenommen sind die deutschen Institute natürlich auch nicht. Scheinbar leiden aber Deutsche Bank, Commerzbank und andere private Banken weniger unter den Unbillen der Krise, da sie in der Lage waren, durch ansonsten gute Ergebnisse notwendige Abschreibungen weniger schmerzhaft zu verkraften. Das Gros der Sparkassen und Volksbanken sowie Raiffeisenbanken erfahren die Gnade der geringeren Größe: Sie sind zu klein, um sich den Verlockungen des SubprimeKredit-Rausches hingeben zu können. Andere Situation als bei den Privatbanken Anders dagegen die Landesbanken: Sie haben kräftig mitgemischt im nur scheinbaren Spiel ohne Grenzen und verbriefte USImmobilien-Kredite erworben. Dabei wurde allenfalls ein kurzer, scheuer Blick auf den außer Rand und Band geratenen, boomenden amerikanischen Immobilienmarkt geworfen, ansonsten aber nach der alten rheinischen Lebensweisheit gehandelt: Es ist noch immer gut gegangen. Das Pech der Landesbanken: Anders als viele Privatbanken konnten sie meist nicht auf ein robustes Kerngeschäft zurückgreifen, das die Schmerzen der Abschreibungen entscheidend gelindert hätte. Am heftigsten erwischte es die Sachsen- LB. Sie musste von der größten und stärksten unter den sieben noch selbstständigen Landesbanken – der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) – übernommen werden. Die SachsenLB ten Quartal 2008 waren es weitere 2 Mrd. Euro. Angesichts eines Wertpapierbestands von 24 Mrd. Euro, der von Abschreibungen bedroht ist, dürfte das noch nicht alles sein. Die Ratingagentur Moody’s warnte davor, möglicherweise die Bonität der Bank herunterzustufen, falls wegen der befürchteten weiteren Verluste keine Kapitalerhöhung erfolgen oder Bilanzrisiken abgebaut würden. Wertberichtigungen von 1,1 Mrd. Euro sind bisher bei der HSH Nordbank getätigt worden. Dennoch wollen die Anteilseigner der Bank, die Hansestadt Hamburg, das Land Schleswig-Holstein, die holsteinischen Sparkassen und der private amerikanische Investor Flowers, die Bank auf Wachstumskurs halten. Durch Aufstockung und Verbesserung des Eigenkapitals soll zudem LBB eine Bonitätsherabstufung der HSH durch Standard & Poor’s verhindert werden. Eigentlich hätte noch in diesem Jahr der BörSachsen LB sengang der HSH Nordbank – als erste Landesbank – erfolgen sollen. Er wurde nun abgesagt und auf unbestimmte Zeit vertagt. Insgesamt ist die HSH mit etwa 2 Mrd. Euro am US-Immobilienmarkt engagiert. Die Düsseldorfer WestLB, die sich bereits seit längerem in den Schlagzeilen befindet – ausgelöst Bayern LB zunächst durch Fehlspekulationen im Eigenhandel und weiter verschärft durch eine Neubewertung ihrer Investments am US-Immobilienmarkt – steht nach Platow vor einer Gesamtbelastung in Höhe von ca. 5 Mrd. Euro, was sich größtenteils bereits in den Finanzierungs- Effekte SachsenLB und LRP noch nicht. meldete Mitte letzten Monats einen opeDie BayernLB schätzte zunächst ihren Abrativen Verlust in Höhe von 642 Mio. schreibungsbedarf aus der Subprime-Krise Euro. Bereits im August 2007 hatte die auf 100 Mio. Euro und ging Ende 2007 von LBBW 250 Mio. Euro zuschießen müssen. ca. 1,9 Mrd. Euro aus. Nun sind es für das Doch bisher geriet die SachsenLB als vergangene Jahr 2,3 Mrd. Euro. einzige Landesbank in eine existenzielle Allein im ersSchieflage. Insgesamt sollen die großen deutschen Landesbanken LBBW, BayernLB, HSH Nordbank und HSH Nordbank WestLB bis Ende März 2008 angeblich mit bis zu 15 Mrd. Euro belastet worden sein. Laut Platow-Brief wurden diese Zahlen Ende März am Markt kolportiert. Danach kommen auf die LBBW zwischen 2 Mrd. Euro und 3 Mrd. Euro zu. Dabei beinNord LB halteten diese Zahlen die West LB Heleba Saar LB Jede Woche neue Meldungen über hohe Abschreibungen: Doch nicht alle Landesbanken sind betroffen. LBBW Grafik: WirtschaftsKurier/Wikipedia zusagen des Landes Nordrhein-Westfalen und der beiden Sparkassenverbände wider gespiegelt hat. Mit einer Kapitalerhöhung von 2 Mrd. Euro soll die Bank gerettet werden. Dabei werden rund 1,8 Mrd. Euro auf das Land und die Sparkassenverbände und der Rest auf die beiden beteiligten Landschaftsverbände entfallen. Über die Sparkassenverbände werden die angeschlossenen Sparkassen belastet, wobei nicht jedes Institut das WestLB-Opfer ohne Probleme lösen dürfte, wie zum Beispiel der Fall der Sparkasse Köln/Bonn zeigt. Aber auch in den Landschaftsverbänden angeschlossenen Kommunen macht sich Frust breit. Der Landschaftsverband Rheinland will jede Chance nutzen, um seine Anteile an der WestLB loszuwerden. Doch der Kämmerer ist sich im Klaren, dass das noch „ein paar Jahre“ dauern kann. Auch der Bürger dürfte nicht ungeschoren davon kommen. Vergleichsweise wenig hat die Finanzkrise bisher die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) in Frankfurt getroffen. Bei der Helaba selbst summieren sich die Belastungen aus der Finanzkrise auf 190 Mio. Euro. Bei der zum Helaba-Konzern gehörenden Frankfurter Sparkasse fielen bisher 60 Mio. Euro Wertberichtigungen an. Dagegen ist die Norddeutsche Landesbank – NordLB – in Hannover ins Blickfeld der Finanzaufsicht BaFin geraten. Die Niedersachsen wurden wider Willen zum Hauptaktionär des Handyausrüsters Balda, des Altenheimbetreibers Curanum und des Netzwerkanbieters Euromicron. Die NordLB hatte Aktien der Unternehmen im Wert von 200 Mio. Euro im Auftrag eines Kunden gekauft, der sie aber nicht mehr abnehmen will. Die Bank hat die Papiere in die eigenen Bücher genommen. Da aber die Meldeschwellen durchbrochen wurden und die NordLB die fristgerechte Meldung versäumte, wurde die BaFin aktiv. Die Aktien aller drei Unternehmen befinden sich schon seit Monaten im Abwärtstrend, daher musste die NordLB bereits Rückstellungen in der 2007er Bilanz über 82,5 Mio. Euro bilden. Zudem sickerte durch, dass die NordLB auch größter Einzelaktionär bei RemoteMDX, einem amerikanischen Hersteller von Fußfesseln, ist. 116,6 Mio. US-Dollar haben die NordLB die angelegten Fußfesseln gekostet. Mittlerweile ist das Aktienpaket ca. nur noch ein Drittel wert. Vermutungen inFinanzkreisen Nach Vermutungen in Finanzkreisen handelt es sich bei dem NordLB-Kunden um die Vatas Holding mit Sitz in Berlin. Einer der Geschäftsführer ist der einst als deutsches Unternehmer-Wunderkind gefeierte, mittlerweile aber mehrfach insolvenzgeschüttelte Lars Windhorst. Durch die Subprime-Krise ist die NordLB bisher relativ unbeschädigt gesegelt: Der Abschreibungsbedarf summiert sich auf 210 Mio. Euro. Die Hiobsbotschaften häufen sich bei den Landesbanken und es fehlt oft (noch) an einem soliden Geschäftsmodell. Seit im Jahre 2005 die staatlichen Haftungsgarantien in bisheriger Form abgeschafft wurden, gerieten vor allem die renditeschwachen Landesbanken unter kräftigen Druck. Diese waren von den Ratingagenturen aufgrund der vorhandenen staatlichen Haftung stets mit der besten Bonität beurteilt worden. Das verschaffte den Landesbanken Zugang zu kostengünstigen Refinanzierungen. Allerdings hat sich nach Mechthild Schrooten vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin der Druck der Ratingagenturen bisher kaum nennenswert erhöht, da für die vor dem Stichtag angehäuften Verbindlichkeiten der Öffentlich-Rechtlichen die staatlichen Fortsetzung auf Seite 12 Montblanc Meisterstück Erfinder: Simplo Füllfedergesellschaft Deutschland, 1924 Partnerschaft. Made in Germany. Auch über einen Vertrag hinaus. Seit 1924 besiegelt das Meisterstück von Montblanc weltweit Verträge. Für die Landesbank Baden-Württemberg fängt die Arbeit mit der Vertragsunterzeichnung erst an. Denn wir wissen, eine erfolgreiche Banking – Made in Germany. Zusammenarbeit braucht neben einem Vertrag vor allem eins: Vertrauen. Mit unserer Kompetenz und unserem Know-how bemühen wir uns täglich darum, Ihnen zu zeigen, dass Sie auf den richtigen Partner gesetzt haben – auch über einen Vertrag hinaus. Weitere Informationen finden Sie unter www.LBBW.de FINANZEN & BÖRSE 12 WirtschaftsKurier APRIL 2008 BayernLB braucht Risikoschirm Auf Partnersuche Politikum | Staatsgarantien könnten den bayerischen Finanzminister Huber stürzen WestLB | Frage nach dem zukünftigen Geschäftsmodell D ie diesjährige Bilanz-Pressekonferenz der BayernLB stand ganz im Zeichen der Finanzmarktkrise. Für Zahlen des Abschlusses des Geschäftsjahres 2007 interessierten sich die zahlreichen Journalisten nur am Rande. Immerhin, die BayernLB als Bannerträger des Finanzplatzes München (lässt man einmal die großen Versicherungskonzerne außen vor) hat mit 175 Mio. Euro nach Steuer noch ein positives Ergebnis erreicht. Dies ist gegenüber 2006 ein Einbruch um 82,3%. Vor einem Jahr erzielten die Bayern ein Ergebnis nach Steuern von 989 Mio. Euro. Doch wer mochte sich angesichts der pausenlosen Risikodiskussionen und vor allem aufgrund der Frage, wie viele Milliarden infolge der Finanzmarktkrise noch „abzuschirmen“ sind, über die Verbesserung etwa des Zinsüberschusses um 19,2% auf 2,170 Mrd. Euro interessieren? Die BayernLB sorgt für ein Politikum, denn zunächst räumte die Bank Belastungen von 4,3 Mrd. Euro ein, auch wenn es bisher „nur“ zu echt eingetretenen Zahlungsausfällen aufgrund des ABS-Portfolios in Höhe von 100 Mio. Euro kam. Dies ist aber nicht die Frage. Offenbar ging die Bank Risiken ein, für die sie keine Risikotragfähigkeit besitzt. Dies heißt im Klartext, dass die Risiken zwar nicht als echte Ausfälle eintreten müssen – aber sie können Ausfälle werden und deshalb müssen sie bilanziert werden. Der neue Vorstandsvorsitzende der BayernLB, Dr. Michael Kemmer, will nun vor allem für Offenheit, Transparenz und Klarheit sorgen. Wenn dies aber so ist, dann kann man nicht – wie auf der Bilanz-Pressekonferenz geschehen – mit den Worten „Wir sind eine große starke Bank“ das Problem verniedlichen. Wenn die Bank tatsächlich groß und stark ist, dann bräuchte sie wohl keine Abschirmung. Das Tal der Tränen ist offenbar noch nicht durchschritten. Kemmer: „Was letztlich kommt, weiß niemand, wir rechnen mit weiteren Ausfällen!“ Dann überraschte der neue Chef Kemmer doch mit der Beurteilung, die Risikostrategie der Bank sei richtig gewesen. Allerdings räumte er ein, dass „vielleicht die Brisanz und Dynamik der Märkte in den USA falsch eingeschätzt wurde“! Um die Handlungs- und Gestaltungsfreiheit der BayernLB abzusichern, soll nun eine Lösung mit den Kapitaleignern gefunden werden, um potenzielle weitere Belas- Der neue Vorstandsvorsitzende der BayernLB, Dr. Michael Kemmer. tungen aus der Finanzmarktkrise, die das ABS-Portfolio der Bank betreffen, abzuschirmen. Insgesamt sollen „theoretische Ausfallrisiken“ in Höhe von 4,8 Mrd. Euro abgeschirmt werden. Diese Abschirmung bezieht sich auf ein definiertes Portfolio von ABS-Investments von ca. 24 Mrd. Euro. Bevorzugte Lösung aus Sicht der BayernLB ist die Ausgliederung der Risiken in eine Zweckgesellschaft. Die Abschirmung, die noch der Zustimmung der Gremien und Organe der Bank (letztendlich der Eigner Freistaat Bayern und Bayerischer Sparkassenverband) bedürfen, sind also noch unter Vorbehalt zu sehen. Zumindest einige größere Sparkassen haben auch schon – wie man hört – Bedenken angemeldet. Kemmer sieht in der Abschirm-Lösung aber Vorteile. Die Struktur soll – so Kemmer – künftige Volatilitäten in GuV und Bilanz der BayernLB signifikant reduzieren. Das sei angesichts des komplexen IFRSRegelwerks eine echte Herausforderung, an der derzeit offenbar bei der Bank noch gearbeitet wird. Mit der Transaktion soll es ermöglicht werden, dass sich die Bank wieder auf das Kerngeschäft konzentrieren kann. Auch will die BayernLB natürlich endlich aus den negativen Schlagzeilen. Schließlich verspricht sich Kemmer durch die Abschirmung eine Stabilisierung des Ratings. Bei allen hektischen Diskussionen um die Bank darf nicht vergessen werden, dass – unabhängig von der Finanzmarktkrise – das operative Geschäft der Bank noch nicht einmal schlecht war. Kemmer: „Die erstmals nach den internationalen Rechnungslegungsvorschriften IFRS erstellte Erfolgsrechnung des Konzerns weist ein Ergebnis vor Steuern von 255 Mio. Euro aus.“ Im laufenden Geschäftsjahr 2008 will sich die BayernLB auf attraktive Wachstumsfelder konzentrieren. Vor allem der Ausbau der Marktposition in Ost- beziehungsweise Südosteuropa soll über die Töchter MKB (führende Handels- und Geschäftsbank in Ungarn) und die österreichische Hypo Group Alpe Adria bewerkstelligt werden. Auch der Ausbau im Mittelstandsgeschäft soll unter anderem auch über die Tochter DKB (hier bevorzugt im Segment Direktbank-Geschäft) forciert werden. Der Konzernabschluss 2007 wurde im Übrigen durch die erstmalige Konsolidierung der Hypo Group Alpe Adria (HGAA) geprägt. So hat sich die Bilanzsumme um gut 20% beziehungsweise 71,3 Mrd. Euro auf 415,6 Mrd. Euro erhöht. Am Zuwachs hatte die HGAA mit 39,4 Mrd. Euro Bilanzsumme den größten Anteil. Wohin geht die Reise der BayernLB? Die Bank muss vor allem wieder zur Ruhe kommen und sie muss vor allem aus der politischen Diskussion herauskommen. Es ist völlig unsinnig, wenn die Bayern-SPD jetzt aus politischen Gründen das Thema BayernLB zum Dauerbrenner machen will. Es sind Sünden – große Sünden – bei der Bank begangen worden und man kann nicht einfach sagen, dass die „Papiere“ eigentlich von Ratingagenturen gut beurteilt wurden. Dies mag so sein, aber die Bank hat, wie bereits gesagt, sträflich ihre Risikotragfähigkeit strapaziert. Gut, sie befindet sich dabei in „bester Gesellschaft“ mit Weltbanken wie die UBS in Zürich und zahlreichen anderen Instituten in Deutschland, zu denen auch die Deutsche Bank gehört. Wenn die Bayern-SPD daher jetzt permanent das Feuer am brennen halten will, so muss sie daran erinnert werden, dass bei anderen Banken zahlreiche Topleute der SPD in den Aufsichtsgremien sitzen. Wer ohne Sünde und Fehler ist, werfe den ersten Stein. Wichtig ist aber, dass sich derartige Ärgernisse nicht wiederholen und dies kann nur heißen, dass das Risikomanagement noch besser wird. Es kann nicht gut genug sein. Sp Subprime-Krise kam zu früh Landesbanken/Fortsetzung von Seite 11 | Geschäftsmodelle waren noch nicht stabil genug Fortsetzung von Seite 11 Garantien fortbestehen. Die rege Emissionstätigkeit zwischen 2001 und 2005 hat zwar für einen hohen Liquiditätsbestand bei den Landesbanken gesorgt; das Hauptproblem der Landesbanken, geringe Rentabilität und dünne Margen, konnte allerdings so nicht gelöst werden. Dennoch haben sich einzelne Landesbanken auch ohne Staatsgarantien Wettbewerbsvorteile erarbeitet: So hat sich die LBBW im Bereich Mittelstandskreditgeschäft etabliert. Die HSH Nordbank ist weltweit Marktführer im Segment Schiffsfinanzierungen. Die BayernLB zog es nach Südosteuropa, um dort das Direktbankgeschäft aufzubauen. Engagements auf den internationalen Kapitalmärkten wurden allgemein ausgeweitet. Damit unterscheiden sich laut Schrooten die heutigen Landesbanken kaum noch von den privaten Geschäftsbanken. Die Zeiten, da die Landesbanken vornehmlich die Zentralbanken der Sparkassen waren – für diese das Auslandsgeschäft besorgten oder im Kreditgeschäft dort hilfreich einsprangen, wo es den Sparkassen allein nicht mehr möglich war – sind vorbei. Die Sparkassen haben heute in vielen Fällen Größenordnungen erreicht, die sie in die Lage versetzen, viele Geschäfte selbst zu tätigen, für die sie früher die Landesbanken benötigten. Zwar versorgen die Landesbanken die Sparkassen mit Zertifikaten oder anderen Kapitalmarktprodukten, aber diese Dienstleistungen können auch bei privaten Investmentbanken eingekauft werden – im Einzelfall möglicherweise auch kostengünstiger. Knüppelharter Wettbewerb Sind die Landesbanken für die Sparkassen also entbehrlich? So weit will man im öffentlich-rechtlichen Sektor nicht gehen. Nach Heinrich Haasis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), benötigen die Sparkassen die Landesbanken für die Internationalisierung und die Kapitalmärkte. Laut Haasis zeigt die Finanzmarktkrise aber „mit aller Klarheit, dass der vorhandene Markt zu klein ist für sieben Landesbankkonzerne und die dahinter stehenden Kapazitäten“. Dies gelte umso mehr, da die Sparkassen heute selbst in einem „knüppelharten Wettbewerb unterwegs“ seien, in dem sie sich mit Kampfkonditionen konfrontiert sähen. Auch unter Sparkassen und Landesbanken bleiben Konkurrenzsituationen nicht aus. So sehen zum Beispiel große rheinische Sparkassen in ihrer WestLB längst eher ei- dell mit Landesbanken als Poolführer. Nach Haasis müssen die Sparkassen den Weg weiter gehen, mit weniger Personal mehr zu leisten. Daher werde sich der Abbau von Kapazitäten in kundenfernen Bereichen fortsetzen. Trotz des Drucks auf das operative Ergebnis der Sparkassen sieht der Sparkassen-Präsident aber keine Fusionswelle unter den Sparkassen. Politische Egoismen sind ein Hemmschuh Sparkassen haben heute in vielen Fällen Größenordnungen erreicht, die sie in die Lage versetzen, viele Geschäfte selbst zu tätigen, für die sie früher die Landesbanken benötigten. F.: SSKM nen lästigen Konkurrenten denn einen Verbündeten. Notwendige Sanierungen bei Landesbanken verschärfen den Druck auf die Sparkassen zusätzlich. In der Tat machte den im DSGV zusammengeschlossenen 446 Sparkassen 2007 nicht die Subprime-Krise zu schaffen, wohl aber der harte Wettbewerb auf dem deutschen Markt für Finanzdienstleistungen. Die Rendite vor Steuern schrumpfte von 9,2% auf 7,5 %. Die Deutsche Bank erreichte dagegen rund 26%. Das Betriebsergebnis der Sparkassen rutschte 2007 um 10 % ab: Ein Anstieg des Provisionsüberschusses um 3,6% sowie der Rückgang der Verwaltungskosten um 0,9% konnten die Einbußen beim Zinsüberschuss in Höhe von 6,4% nicht kompensieren. Der Zinsüberschuss betrug damit 2007 nur noch 2,03% der Durchschnitts-Bilanzsumme. Fünf Jahre zuvor waren es noch 2,36%. Um den Zinsdruck abzufedern, nutzten vor allem aktivlastige Sparkassen laut Haasis zunehmend Pfandbriefemissionen zur günstigen Refinanzierung. Dabei setzten die Sparkassen auf ein Poolmo- Doch eine Bereinigung der LandesbankenLandschaft hält Haasis für „zwingend und betriebswirtschaftlich notwendig“. Die Sparkassen seien überregional und einheitlich der Auffassung, die Kapazitäten marktgerecht zu reduzieren. Doch sei während der Finanzmarktkrise nicht mit grundlegenden Schritten einer Neustrukturierung zu rechnen. Haasis drängt aber darauf, unmittelbar nach der Krise handlungsfähig zu sein. Sonst drohe die Gefahr, dass wieder positive Marktentwicklungen den Handlungsbedarf weniger dringlich erscheinen ließen. Doch weiß Haasis um die komplizierten Eigentümerstrukturen bei den Landesbanken. Die Sparkassen wollten die WestLB und die BayernLB mit der LBBW verschmelzen. Doch die Politik sagte nein. Immer wieder spielen politische Egoismen in der Geschäftspolitik der Landesbanken eine Rolle und verhinderten erstrebenswerte Zusammenschlüsse. Politiker fürchten nicht nur den Verlust einer eigenen Landesbank, viel mehr sehen sie den Verlust Tausender Arbeitsplätze. Die Idee aus dem Kreis der Ministerpräsidenten: eine Verbindung aus Landesbanken und Sparkassen, die zu großen Regionalbanken führt. Diese sollen sich vor allem um große Mittelständler kümmern, auf die sich heute die Großbanken – zum Leidwesen der Sparkassen – stürzen. Dirk Schiereck, Bankenexperte an der European Business School, sieht als Fernziel sogar schon einen großen Sparkassenkonzern für ganz Deutschland. „Wir sind dagegen“, kontert der Sparkassenpräsident entschieden. Es mache keinen Sinn, angeschlagenen Landesbanken den Zugriff auf gesunde Sparkassen zu erlauben: Vertikale Zusammenschlüsse würden keinen Mehrwert schaffen und keine Probleme lösen. „Probleme müssen dort gelöst werden, wo sie entstanden sind,“ so Haasis. W ie auch immer sich die Westdeutsche Landesbank, Deutschlands drittgrößte Landesbank, entwickeln wird, ihr steht keine Zukunft als selbstständige Bank bevor. Ohne einen Partner wird ihr kein Überleben sicher sein. Darauf wies der Noch-Vorstandsvorsitzende Alexander Stuhlmann in seiner letzten Bilanz-Pressekonferenz in diesem Amt hin. Die jüngste Vergangenheit der WestLB ist ein Auf und Ab. Seine Vorgänger hatten die einst blühende Landesbank mit wertlosen Schrottimmobilien in Schwierigkeiten gebracht und Milliarden in den Sand gesetzt. Die WestLB fing sich wieder und legte nach einer radikalen Reorganisation unter dem Hoffnungsträger Thomas Fischer wieder gute Zahlen vor, bis die Subprime-Krise sie in den Würgegriff nahm. Der im Schnellverfahren im Sommer 2007 eingesetzte Stuhlmann – ursprünglich sollte der aus dem Ruhestand geholte Manager Fusionsverhandlungen führen, als er mitten in den Verluststrudel geriet – wird nun planmäßig sein Amt Anfang Mai an den früheren DZ Bank-Vizechef Heinz Hilgert übergeben. Der übernimmt das Ruder einer größtenteils wieder auf Kurs laufenden Bank. Denn die Eigentümer der WestLB, das Land NRW, die NRW-Sparkassen und die Landschaftsverbände, haben über der Düsseldorfer Bank einen breiten Risikoschirm ausgebreitet. Erste risikobehaftete Hatte schon bei seinem Amtsantritt angekündigt, nur ein Jahr zu bleiben: Alexander Stuhlmann, Vorstandsvorsitzender der WestLB. Mit einer Bilanzsumme von 268 Mrd. Euro ist die WestLB die drittgrößte Landesbank. Fotos: WestLB Fehlspekulationen im Wert von 23 Mrd. Euro wurden bereits in eine neue Zweckgesellschaft übertragen. Übrig bleiben weitere 7 Mrd. Euro nicht ganz so risikoreicher Engagements, deren Wert noch nicht abzuschätzen ist. Nur Optimisten erwarten eine Besserung der Risiken und somit bisher nicht erwartete Geldeingänge. Die Zweckgesellschaft bürgt für bis zu 5 Mrd. Euro. Durch die Maßnahmen, die voll auf den Steuerzahler zurückfallen, wurde die Bank, wie Stuhlmann es ausdrückte, stabilisiert und die Eigentümer ersparten sich eine Kapitalerhöhung. Gebeutelt wurde im vergangenen Jahr die einst mächtige und bisweilen auch überheblich auftretende Bank durch Verluste aus dem Eigenhandel und durch die Folgen aus der Finanzmarktkrise, denn das Konzernergebnis rutschte mit minus 1,5 Mrd. Euro in die Miesen. Das Handelsergebnis hielt mit dem Rutsch in die Verluste mit und wies zum Jahreswechsel ein Minus von 1,6 Mrd. Euro aus. Nun ist Sparen auf breiter Front angesagt. Obwohl der Personalaufwand deutlich um 20% auf 823 Mio. Euro sank und den gesamten Verwaltungsaufwand auf 1,5 Mrd. Euro (minus 14%) drückte, scheinen weitere Entlassungen geplant zu sein. Ohne Bestätigung durch den Vorstand Keine Kreditzurückhaltung Sparkassenverband Bayern | Noch härterer Wettbewerb E in ganz hervorragendes Ergebnis haben die 17 bayerischen Sparkassen im Jahr 2007 erzielt. Der Jahresüberschuss stieg um 49,2% auf 443,3 Mio. Euro. Dennoch war Dr. Siegfried Naser, Geschäftsführender Präsident des Sparkassenverbands Bayern alles andere als euphorisch. Denn die Steigerung ist im Wesentlichen auf einen Anstieg des Risiko-/ Bewertungssaldos zurückzuführen. Die operativen Erträge gingen dagegen leicht zurück. Die Wettbewerbssituation sei hart, so Naser. Die Finanzmarktkrise und die damit verbundene Rückbesinnung vieler Großbanken auf das traditionelle Geschäft verstärke den Druck noch weiter. Deshalb verzichtete Naser auf eine konkrete Prognose für das laufende Jahr. Die bisher vorliegenden Daten zeigten, dass keine durchschlagende Belebung in der Kreditnachfrage zu erwarten sei. Auch die Zinsspanne bleibe aufgrund des scharfen Wettbewerbs unter Druck. Trotzdem seien die bayerischen Sparkassen zuversichtlich, eine zufriedenstellende Geschäftsentwicklung zu erreichen. Überproportionaler Anstieg des Neukreditgeschäftes Vor dem Hintergrund der schwierigen Wettbewerbssituation steht vor allem eine weitere Optimierung der Kosten auf der Agenda. Besonders im Blickfeld ist dabei der größte Kostenblock, die Personalaufwendungen. Langfristige Strategie sei es, diese Kosten im Rahmen der Fluktuation ohne rigide Maßnahmen abzuschmelzen. In diesem Jahr verringerte sich die Zahl der Mitarbeiter (auf Vollzeitbasis gerechnet) um 732 auf 29 829. Zweitgrößter Faktor seien die Aufwendungen für IT, dabei stehe die Vereinheitlichung der Systeme weiter im Fokus. Drittes Rationalisierungspotenzial sind die Straffung und Zusammenlegung von Prozessen, etwa beim Thema Inkasso oder beim Facility Management der 3 000 Geschäftsstellen. Damit wollen die Sparkassen auch die Cost/Income-Ratio wieder nach unten drücken, die im vergangenen Jahr leicht auf 67,6% angestiegen war. Das Betriebsergebnis vor Bewertung verringerte sich auf 1,42 (1,57) Mrd. Euro. Mehr als aufgewogen wurde dieser Rückgang aber durch eine Verbesserung des Risikovorsorge-/Bewertungs-Saldos, der auf 517 (824) Mio. Euro zurückging – und dann zu dem Sprung beim Jahresüberschuss führte. Das sei vor allem ein Ergebnis der weiteren Entspannung beim Kreditgeschäft. Wie schon so manches Institut widersprachen auch die Sparkassen der Behauptung einer Zurückhaltung bei der Kreditvergabe. Davon könne keine Rede sein, sagte Naser. Das Neukreditgeschäft an Unternehmen und Selbstständige sei überproportional – nämlich um 10% auf 7,48 Mrd. Euro – angestiegen. Die leichte Verringerung des gesamten Kreditgeschäfts auf 94,42 (94,86) Mrd. Euro sei auf eine rückläufige Kreditentwicklung bei Privatpersonen zurückzuführen. Die Kundeneinlagen erhöhten sich um 3,8% auf 123,5 Mrd. Euro. Naser bekräftigte, dass die bayerischen Sparkassen nicht von der Subprime-Krise betroffen sind. „In Zeiten einer der größten internationalen Finanzkrisen gibt es Inseln der Stabilität: die bayerischen Sparkassen“, verkündete der Sparkassenpräsident. Nicht ohne eine gewisse Süffisanz fügte er hinzu: „Wir blicken gerade in diesen turbulenten Tagen etwas verwundert nach Brüssel oder auch in die Mutterländer des Kapitalismus, die Vereinigten Staaten und nach England.“ Einige Institute steckten nun in Schwierigkeiten – „und dies in Ländern, die uns in den vergangenen Jahren immer darüber belehrt haben, wie rückständig das Drei-Säulen-Modell in Deutschland ist“. Wenn auch die Sparkassen glimpflich davon gekommen sind, so ist doch das Spitzeninstitut, die Bayerische Landesbank, voll in den Strudel der Krise geraten. Mit Spannung waren deshalb die Aussagen Nasers zur BayernLB erwartet worden. Es waren dem Sparkassenpräsident jedoch keine Details über die bereits bekannte Argumentationslinie hinaus zu entlocken: „Wir stehen ohne Wenn und Aber zu der Bank“, sagte Naser. Die Sparkassen brauchten ein Spitzeninstitut, vor allem auch für das internationale Geschäft, „aber wir brauchen nicht sieben Landsbanken in Deutschland“, so Naser. Aber das hätte auch vor der Krise gegolten. Derzeit wolle man die weitere Entwicklung an den Finanzmärkten abwarten. Auch wenn es eine vergleichbare Situation noch nicht gegeben habe und niemand wissen könne, wie sich die Dinge entwickeln werden, so rechnet Naser damit, dass bis Ende des Jahres das Ausmaß abschätzbar ist. Naser selbst geht davon aus, dass der Markt derzeit von sehr viel Hysterie getrieben sei. Es werden wohl nicht alle Verluste, die jetzt prognostiziert werden, auch tatsächlich auftreten. hp dürften rund 800 der insgesamt 1350 Stellen in Deutschland dem Rotstift zum Opfer fallen. Um nicht ganz von der Präsenzliste der internationalen Banken zu verschwinden, sollen die Büros an den großen Finanzplätzen erhalten bleiben. Neben Kosteneinsparungen sollen ab diesem Jahr die Bankerträge verbessert werden. Grundlage dafür ist der in 2007 erzielte Zinsüberschuss aus dem Kundengeschäft von 1,1 Mrd. Euro (plus 78 Mio. Euro). Da sich die Eigentümer noch immer nicht einig über die Zukunft der Landesbank zu sein scheinen, entwickelt sich die WestLB zu einem echten Problemfall im bevölkerungsreichsten Bundesland. Denn immerhin zählt die WestLB mit einer Bilanzsumme von 286,5 Mrd. Euro (plus 1,2 Mrd. Euro) nicht gerade zu den Peanuts. Nun heißt es für den neuen Chef, die aus dem Trudeln aufgefangene Bank wieder auf eine erfolgreiche Bahn zu setzen und die Bank für Partner möglichst fein herauszuputzen. Dazu gehört bis 2010 das Ziel einer zweistelligen Eigenkapitalrendite – derzeit liegt sie unter 7%. Aktuell kaum einzuschätzen ist, wie sich die deutschen Landesbanken – auch nach dem Debakel bei der BayernLB – künftig wieder aufstellen werden. Denn deren grundsätzliche Bedeutung als Zentralbank für die Sparkassen ist außerordentlich fraglich. law KOMMENTAR. Buy in May and stay awhile? VON STEFAN FREYTAG* Ist mit dem spektakulären Beinahezusammenbruch der fünftgrößten US-Investmentbank Bear Stearns und die darauf eingeleitete beispiellose Rettungsaktion der FED das Ende der aktuellen Finanzmarktkrise erreicht oder beginnt erst recht die Eiszeit an den Börsen? Historisch betrachtet endet jede Finanzkrise mit dem Versagen einer wichtigen Finanzinstitution beziehungsweise einem herausragenden wirtschaftlichen Ereignis. Erst mit diesem Menetekel eines Systemrisikos ergreifen Staat und Aufsichtsbehörden massive und ungewöhnliche Rettungsanstrengungen, die das Finanzsystem letztendlich retten. Mit dem letzten Schritt der FED, die Finanzierung der Übernahme von Bear Stearns von JP Morgan quasi zu garantieren, vollzog sie sozusagen den Wechsel vom „Lender of last resort“ zum „Buyer of last resort“. Mit diesen Maßnahmen gibt die FED letztendlich eine Garantie für schlechte Kredite. Die Ausfallwahrscheinlichkeit großer Finanzinstitute sinkt damit rapide, wie auch die unmittelbare Reaktion der Swap-Risikoprämien am US-Kapitalmarkt signalisiert. Zweifellos werden die Nachrichten aus der Realwirtschaft bis auf weiteres schlecht ausfallen. Viele wirtschaftliche Frühindikatoren zeigen das unmissverständlich an. Eine andere Gefahr besteht durch das eingesetzte Deleveraging der Finanzinstitute. Es ist davon auszugehen, dass rund 400 Mrd. US-Dollar bis 500 Mrd. US-Dollar definitiv in Bankbilanzen wertberichtet werden müssen und damit die Eigenkapitalbasis der Banken kürzen. Geht man von einem Leverage-Ratio von rund zehn bis zwölf aus, so müssen die Banken weltweit rund 5 000 Mrd. US-Dollar bis 6 000 Mrd. US-Dollar an Kreditfinanzierung zurückfahren, wenn es ihnen nicht gelingen sollte, sich zu rekapitalisieren. Die Vergangenheit hat aber auch gezeigt, dass ausgeprägte Baisse-Phasen in der Regel die besten Einstiegszeitpunkte für Investoren mit mittel- bis langfristigem Anlagehorizont waren. Die entscheidende Frage ist, wann man sich als disziplinierter, fundamental orientierter Investor nicht mehr von den aktuellen wirtschaftlichen Daten beeinflussen lassen darf und die Kapitalmärkte bereits ein zukünftiges Erholungsszenario in den Kursen einpreisen. Neben den ungewöhnlichen Maßnahmen der US-Notenbank sprechen auch viele technische Faktoren dafür, dass dieser Prozess in den nächsten zwei bis drei Monaten einsetzen wird. Die Nervosität und Volatilität wird hoch bleiben, zumal zu befürchten ist, dass einige schwache Investoren (wie zum Beispiel Hedgefonds ohne ausreichende Refinanzierungsmöglichkeiten) nochmals zu Notverkäufen gezwungen sein werden. Dann ist es aber wahrscheinlich strategisch geboten, Qualitätsaktien zu erwerben. Auch Anleihen guter Schuldner bieten wieder attraktive Risikoprämien auf ihre ausstehenden Anleihen. Zuletzt sind die Renditedifferenzen bei allen Unternehmensanleihen extrem groß geworden; künftig ist mit einer wieder größeren Differenzierung dieser Spreads zu rechnen. * Stefan Freytag ist Vorstandssprecher der Wilhelm von Finck AG. FINANZEN & BÖRSE APRIL 2008 WirtschaftsKurier 13 Plädoyer für eine bis zwei große Landesbanken Kriterium ist die internationale Wettbewerbsfähigkeit | Interview mit Heinrich Haasis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands zu schätzen. Wir müssen aber dennoch systeme der Sparkassen hervorragend fair bleiben: International tätige Banfunktionieren. Anders ist doch nicht zu ken werden immer etwas stärker auch erklären, dass die Sparkassen ihre Unterreine Finanzgeschäfte machen müssen. nehmenskredite in den letzten Jahren Wichtig ist, dass wir in Deutschland massiv ausgeweitet haben, ihre Abschreinicht nur Kreditinstitute mit einer solbungen auf Kredite aber deutlich zurückchen Geschäftsstrategie haben. Die fahren konnten. Richtig ist aber, dass bei richtige Mischung von unterschiedli„modernen Finanzinstrumenten“ heute chen Geschäftsstrategien bringt Stabilidie Risiken kaum mehr einzuschätzen tät in unseren Markt. Ohne die stabilisind, weil der Bezug zum ursprünglichen sierende Wirkung von Sparkassen und Schuldner fehlt und verbriefte Forderunauch Genossenschaftsbanken hätte die gen immer wieder auseinander genomKrise längst den deutschen Mittelstand men und neu zusammengesetzt worden erreicht. sind. Manch einer hat offensichtlich geWiKu: Der Vorstandsvordacht, dass mit der Streuung das Risiko „Die Notwendigkeit sitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann, verschwindet. Und die zur Konsolidierung hat viel Häme und Kritik Ratingagenturen haben kräftig mitgeholfen, im Landesbanken- für seinen Vorschlag einer konzertierten Aktion von diesen Eindruck zu erBereich gab es vor, Finanzwirtschaft, Politik wecken. Jetzt stellt man fest, dass der alte gibt es während und und Notenbanken zur der VerGrundsatz „Kaufe nur, gibt es auch nach Überwindung trauenskrise auf den Fiwas Du verstehst“ doch der Finanzkrise.“ nanzmärkten einstecken viel für sich hat. müssen. Wie bewerten Sie WiKu: Die deutschen Ackermanns Vorschlag? Braucht die FiSparkassen haben sich in der Tat bisnanzwirtschaft national und internatiolang von dem auch in der Finanzwirtnal mehr politische und rechtliche Leitschaft weltweit grassierenden Fieber planken? des „Casino-Kapitalismus“ nicht anHaasis: Ich habe den Vorschlag so verstanstecken lassen – und sie sind ja, wie jetzt den, dass auf dem US-amerikanischen zu sehen ist, gut damit gefahren. KönnMarkt der Staat stabilisierend in den Hyten sich von dieser klugen Enthaltsampothekenmarkt eingreifen muss. Dafür keit nicht auch die Landesbanken und habe ich viel Sympathie. Denn die Alterandere eine Scheibe abschneiden? native ist doch, dass die Amerikaner für Haasis: In den letzten Jahren haben sich ihre unzureichenden Standards Banken die Sparkassen manche Häme und kriauf der ganzen Welt bezahlen lassen. In tische Fragen anhören müssen, etwa Deutschland sehe ich eine Notwendigwarum sie so viel Eigenkapital haben keit zum Eingreifen des Staates bisher oder warum sie neuen Finanzinstrunicht. Etwas anderes ist es, wenn der menten gegenüber so zurückhaltend Staat Eigentümer von Banken ist. Dann waren. Heute zeigt sich, dass dies richkann er nicht nur in guten Zeiten Getig war. Es ist besser, mehr Eigenkapital winne mitnehmen, sondern muss – wie zu haben, als bei wenig Eigenkapital jeder Private – auch in schwierigen Zeieine hohe Eigenkapitalrendite. Und es ten Verantwortung übernehmen. Ich ist besser, ehrlich sein Geld mit dem hielte es aber für falsch, wenn der Staat Kreditnehmer vor Ort zu verdienen als durch sein Verhalten eine Art Freibrief durch Spekulationen auf den internafür Fehlverhalten von Banken aussteltionalen Finanzmärkten – auch um den len würde. Bei der IKB sind wir schon Preis niedrigerer Erträge. Manche lernahe an dieser Fragestellung. nen jetzt Stabilität wieder etwas mehr WirtschaftsKurier: Waren jene Landesbanken, die jetzt mit erheblichen Wertverlusten kämpfen – möglicherweise auch mangels einer ausreichenden Basis in klassischen Geschäftsfeldern –, besonders anfällig für den Handel mit unüberschaubaren Risiken und Derivaten aus zweiter und dritter Hand? Heinrich Haasis: Die Finanzkrise hat ihre Ursache in unzureichenden Kreditvergabestandards in den USA. Kreditinstitute außerhalb der USA sind davon besonders betroffen, weil inzwischen ein allgemeines Misstrauen in den Markt eingezogen ist, das auch sehr werthaltige Papiere erreicht hat. Das trifft praktisch alle international tätigen Banken – auch Landesbanken. Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung sehe ich die Landesbanken hier nicht im Fokus der Krise. DerHeinrich Haasis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes: „Wären wir allein bei den Landesbanken bezeit steht die Frage im Vordergrund, welteiligt, gäbe es vermutlich schon eine neue Struktur.“ Fotos: DSGV che Abschreibungen vorgenommen werNeuordnung der Landschaft der Landische Unternehmen in der Region und WiKu: Apropos gelernt: Eine Lektion aus den müssen. Wenn der Markt zum Erliedesbanken. Sehen Sie nach Überwinderen internationaler Begleitung konden Erfahrungen der jüngsten Monate gen kommt, muss derjenige viel abdung der gegenwärtigen Krise der Fizentriert hat. Das „reine Sparkassengelautet ja wohl, dass die bisherigen Meschreiben, der viel hat. Erst bei Endfällignanzmärkte die Chance, dass sich die schäft“ trägt heute zu einem kleinen Teil thoden und Instrumente der Risikoerkeit der Papiere wird aber wirklich abgeKraft Ihrer Argumente in Form von sinnzu den Erträgen der LBBW bei. Daneben kennung und -steuerung nicht ausreirechnet. Dann steht fest, welche tatsächvollen Zusammenschlüssen durchsetzt? gibt es so gut wie überall in Baden-Würtchend sind. Auch all die teuren Ratingsyslichen Verluste eintreten. Da die betrofHaasis: Die Notwendigkeit zur Konsolidietemberg unabhängige kommunale teme haben offensichtlich versagt. Welfenen Landesbanken überwiegend gute rung im Landesbanken-Bereich gab es Sparkassen. Wir wenden uns lediglich che Konsequenzen zieht das deutsche Engagements haben, gehe ich davon vor, gibt es während und gibt es auch dagegen, Sparkassen in Landesbanken Sparkassenlager aus dieser Erkenntnis? aus, dass die tatsächlichen Verluste die nach der Finanzkrise. Die Verwerfungen zu integrieren. Dies würde die Stärke der Werden Sie Ihren Kreditinstituten raten, jetzt vorgenommenen Abschreibungen an den Finanzmärkten haben dies eher Sparkassen beeinträchtigen, ohne den künftig die Finger von Produkten zu lasnicht annähernd erreichen. noch unterstrichen. Sicherlich muss jetzt Landesbanken zu helfen. Denn über die sen, die nicht mit eigenen Analyse-BordWiKu: In ihren beiden klassischen Aufgajeder erst einmal seine aktuellen HausSparkassen können Landesbanken mitteln zu durchschauen sind? benfeldern – zum einen Girozentrale aufgaben selbst machen, die kann man schon heute das Retailgeschäft des Haasis: Ich sehe viel eher, dass die Ratingder Sparkassen zu sein, zum anderen keinem Partner zumuten. Mir kommt es Marktführers erreichen die Landes- und Regioaber darauf an, nicht nur in alter Strukund für sich nutzen. Eine nalpolitik als Ins„Hier machen sich tur auf bessere Zeiten zu warten, um Übernahme von Sparkastrument der Wirtmittelgroße Banken sen würde nicht neues dann bei weniger Marktdruck wiederum schaftsförderung zu unam Alten festzuhalten. Denn dann – das Geschäftsvolumen erterstützen – haben die gegenseitig ist meine Prognose – wird die nächste schließen, sondern würLandesbanken an BeWettbewerb in Krisenphase der Märkte für jede der de nur eine Umverteideutung und BeschäftiLandesbanken und damit auch für ihre lung von vorhandenen gung verloren. Die einem Markt, der Träger noch schwieriger. Kunden und GeschäftsSparkassen sind – auch nicht für alle reicht.“ volumina innerhalb der WiKu: Und: Welche Bank passt zu weldurch Fusionen – gröcher? Genauer: Bei welchen ZusamSparkassen-Finanzgrupßer und damit sehr viel menschlüssen ergäben sich die besten pe bedeuten. Ich habe auch keinen selbstständiger geworden. Und durch Synergien durch Ergänzung und VerGrund anzunehmen, dass eine Landesdie – von der EU-Kommission erzwunbreiterung der Kompetenzen? bank mit ihrer Vorerfahrung und bisherigene – Abspaltung des Fördergeschäfts Haasis: Mit der Fusion von großen Langen Geschäftsausrichtung im Retailgein unabhängige Förderinstitute haben desbanken mit ähnlichen Geschäftsmoschäft erfolgreicher sein könnte als die Landesbanken die Aufgabe des landellen lassen sich natürlich die größten selbstständige Sparkassen. Umgekehrt despolitischen Entwicklungshelfers verSynergien ziehen. Das wäre bei LBBW und würde das Rating der Landesbanken loren. Wie können die Landesbanken eher gefährdet, wenn es zwischen einer diesen Schwund an Aufgaben ausgleiWestLB der Fall gewesen, würde aber siim Retailgeschäft tätigen Landesbank chen? Haben unsere Landesbanken cherlich auch bei BayernLB und LBBW und verbleibenden selbstständigen durch die Übernahme ausreichend gelten. Wichtig ist, dass man jeden Schritt Sparkassen zu Konkurrenzlagen komneuer Aufgaben ein tragendes neues als einen auf dem Weg zu einer weiteren men sollte. Denn dies würde die BereitGeschäftsmodell als Banken im WettbeZusammenführung von Landesbanken schaft der Sparkassen schwächen, mit werb gefunden? versteht. So muss er auch angegangen der Landesbank im Verbund zusammenHaasis: Jede Sparkasse in Deutschland werden. Dabei geht es nicht nur um einzuarbeiten. braucht auch künftig – unabhängig von faches Zusammenfügen, sondern auch WiKu: Wenn das Geschäftsmodell der ihrer Größe – Landesbanken-Funktioum eine Neuausrichtung und ein ZuLBBW nicht auf andere Landesbanken nen. Denn wir haben eine Arbeitsteirückfahren von Risikoaktiva. lung: Die Sparkassen konzentrieren sich WiKu: Die BayernLB hat, nach eigenen auf Kundennähe und breites Geschäft, Angaben, ein Gebot zum Erwerb eines sind hingegen nicht an internationalen Teils der schwer angeschlagenen IKB Standorten tätig. Drei Viertel aller deutgelegt – und dies mit dem Ziel eines schen Unternehmen haben eine GeAusbaus des Mittelstandsgeschäfts beschäftsverbindung zu einer Sparkasse gründet. Was halten Sie von dieser Idee? oder Landesbank. Ein immer größerer Haasis: Letztlich müssen das die Träger der Teil der Unternehmen hat eine internaBayernLB entscheiden. Die meisten tionale Geschäftstätigkeit. Hier werden Kunden der IKB sind allerdings schon Neue Märkte. Neue Chancen. Eine vertraute Bank. die Landesbanken als Partner der SparKunde der Sparkassen-Finanzgruppe. kassen sogar stärker als früher für die Deshalb habe ich den Eindruck, dass es Unser Angebot: flächendeckende Präsenz, lokale Kontakte und Begleitung gebraucht. Ähnliches gilt für kaum im Interesse der Sparkassen lieKnow-how. Dazu ein weites Leistungsspektrum, wie Sie es von uns Kapitalmarktgeschäfte oder gemeinsagen kann, die Landesbank-Kapazitäten gewohnt sind. Willkommen in Südosteuropa. Willkommen zu Hause. mes Kreditgeschäft bei sehr großen Enauf diese Weise noch weiter auszudehDie BayernLB Gruppe. Ihre Bank in Südosteuropa. gagements. Was bei den Landesbanken nen. Konzentration ist das Gebot der nicht mehr in der früheren Weise benöStunde. Kiew tigt wird, sind Finanzgeschäfte ohne BeWiKu: Bislang sind die Bemühungen um Die Zentrale des DSGV in Berlin. Was zug zur realen Wirtschaft. Diese KapaziNeuordnungen und Fusionen weniger bei den Landesbanken nicht mehr in Nürnberg täten und Risiken müssen deutlich veran Widerständen im Sparkassenlager der früheren Weise benötigt wird, sind München ringert werden. als an landespolitischer Eitelkeit geFinanzgeschäfte ohne Bezug zur reaWiKu: Die Landesbank Baden-Württemscheitert – exemplarisch sei hier nur das len Wirtschaft, so DSGV-Präsident Budapest Klagenfurt berg, an deren Zustandekommen und Veto des nordrhein-westfälischen MiHaasis. Udine Ljubljana Entwicklung Sie als baden-württembernisterpräsidenten Jürgen Rüttgers geZagreb Osijek Mailand übertragbar ist – welche Alternativen gischer Sparkassenpräsident ja auch gen ein Zusammengehen von LBBW Banja Luka Bukarest Belgrad gibt es dann für die dauerhafte Sicheaktiv mitgewirkt haben, hat – vor allem und WestLB genannt. Haben Sie den Sarajevo Mostar rung der anderen Landesbanken? Wodurch die Integration der früheren LanEindruck, dass auch die Politik ausreiPodgorica mit könnten deren Geschäftsmodelle desgirokasse und durch die Übernahchend aus der gegenwärtigen Krise geSofia angereichert werden? Und: Muss jede me der Baden-Württembergischen lernt hat? Skopje Landesbank ihr eigenes, von den ProfiBank – eine breite vertikale VerankeHaasis: Die Sparkassen haben bundesweit len der anderen Banken verschiedenes rung im Kundenmarkt. Die LBBW hat eine einhellige Position. Wären wir allein Geschäftsmodell finden? sich auf diesem Weg zur stärksten, bei den Landesbanken beteiligt, gäbe es Haasis: Schon vor der Finanzkrise waren wahrscheinlich auch zur gesündesten vermutlich schon eine neue Struktur. Wir wir der Auffassung, dass es HandlungsLandesbank entwickelt. Sie lehnen freimüssen aber mit Respekt zur Kenntnis bedarf bei den Landesbanken gibt. Hier lich für eine Neuordnung die vertikale nehmen, dass es noch andere MiteigentüMehr erfahren Sie unter: www.bayernlb.de/suedosteuropa machen sich mittelgroße Banken gegenIntegration von Landesbanken und mer gibt. In einer solchen Konstellation seitig Wettbewerb in einem Markt, der Sparkassen ab. Warum? wird man keinen Erfolg haben, wenn man nicht für alle reicht. Deshalb wäre es besHaasis: Ich höre diese Analyse immer wiedem jeweils anderen die eigenen Vorstelser, nicht benötigte Kapazitäten abzuder, sie ist aber so nicht zutreffend. Die lungen aufzwingt. Deshalb müssen wir bauen und die wettbewerbsfähigen Teile Stärke der heutigen LBBW beruht vor aldie Standort- und Arbeitsplatzinteressen so zusammenzufügen, dass daraus eine lem darauf, dass die ehemalige Südder Länder berücksichtigen. Diese dürfen oder zwei international in allen Feldern westLB (Vorläuferin der LBBW) keine riaber umgekehrt auch betriebswirtschaftliwettbewerbsfähige große Landesbanken sikoreichen Geschäfte im Ausland beche Notwendigkeiten nicht aufheben. entstünden. trieben, sondern sich in ihrer GeschäftsDenn was der Markt nicht braucht, kann WiKu: Sie werben seit langem für eine strategie frühzeitig auf große mittelstänauch keinen Bestand haben. Frischer Wind für Südosteuropa. ds-wa.com D ie internationale Finanzmarktkrise beutelt in Deutschland nicht nur, aber doch besonders heftig einen Teil der Landesbanken. Über Ursachen, Folgewirkungen und notwendige Konsequenzen sprach WiKu-Korrespondent Klaus G. Wertel mit Heinrich Haasis, dem Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands. Haasis plädiert für den „Abbau nicht mehr benötigter Kapazitäten“ und eine Bündelung der Kompetenzen in „einer oder zwei international in allen Feldern wettbewerbsfähigen großen Landesbanken“. FINANZEN & BÖRSE 14 WirtschaftsKurier APRIL 2008 Starker Anstieg des Fördervolumens NRW.Bank | Drittgrößte Förderbank Europas finanziert sich fast komplett selbst den Förderbank „so gut wie am Ziel“, so Bankchef Schröder. Bewährt habe sich auch der Einsatz eines Teils der Bankgewinne als „Förderdividende“ zur Finanzierung einer zusätzlichen Verbesserung der Konditionen von Förderprogrammen: 2007 waren dies immerhin knapp 30 Mio. Euro. Die hohe Nachfrage nach den Angeboten der NRW.Bank bestätige deren Konzeptionen. Existenzgründer tun sich derzeit schwer NRW.Bank zieht Vorteile aus der Kreditkrise. Denn das Geld sucht derzeit sichere Häfen, wie die Förderbank. VON KLAUS G. WERTEL T rotz eines anhaltenden, im vergangenen Jahr geradezu dramatischen Wachstums des Volumens ihrer Förderprogramme ist die NRW.Bank kaum noch auf staatliche Haushaltsmittel angewiesen. „Unter 1%“ liege inzwischen der Anteil des Landeszuschusses an der Finanzierung der eigenen Förderprogramme der Bank, so der Vorstandsvorsitzende der (nach KfW und Europäischer Investitionsbank) drittgrößten Förderbank Europas, Dr. Ulrich Schröder, bei der Erläuterung des Geschäftsberichts 2007 der NRW.Bank in Düsseldorf. Den „Rest“ erhalte die Bank durch Rückflüsse von Darlehen, durch Zinseinnahmen – und im Wege der Refinanzierung auf dem Geldmarkt. 2007 wuchs das Volumen des Fördergeschäfts insgesamt – also einschließlich durchlaufender Mittel für staatliche Hilfen – um 32% auf 8,1 Mrd. Euro. 4,9 Mrd. Euro davon entfielen auf eigene Programme der NRW.Bank, von denen nur noch 35 Mio. Euro (0,7%) aus Landeszuschüssen finanziert wurden. Zum Vergleich: 2005 hatte der Landeszuschuss bei einem Programmvolumen von 2,5 Mrd. Euro noch 172 Mio. Euro (6,8%) betragen. Fünf Jahre nach ihrer Ausgründung aus der damaligen Westdeutschen Landesbank sei die Entwicklung der NRW.Bank zu einer weitgehend mit „Eigenprodukten“ operierenden und sich selbstständig finanzieren- Mehr Qualität für gute Fahrt. Der NÜRNBERGER RabattSchutz sorgt dafür, dass Sie nach einem Schaden nicht hoch gestuft werden. Und bei der NÜRNBERGER gibt es ihn schon ab Beitragsklasse SF 1. So sparen Sie im Ernstfall viel Geld! Für Ihr persönliches Angebot senden Sie eine SMS* mit Qualität an 84118. *Standardtarif NÜRNBERGER VERSICHERUNGSGRUPPE Ostendstraße 100, 90334 Nürnberg Telefon 0911 531-5, Fax 531-3206 [email protected], www.nuernberger.de Mit einem Plus von 59% auf ein Volumen von 3 Mrd. Euro erreichten 2007 die Existenzgründungs- und Mittelstandsförderungs-Programme den höchsten Zuwachs. Mehr als 1 500 Existenzgründer, die sich nach Aussagen des NRW.Bank-Vorstands „unter den gegenwärtigen Bedingungen besonders schwer tun, überhaupt Kredite zu bekommen“, konnten dank der NRW.Bank-Anschubfinanzierung an den Start gehen. Fast ebenso stark war der Zuwachs bei den Programmen der Kommunal- und Infrastruktur-Finanzierung: Hier wuchs der Mitteleinsatz 2007 um 54% auf 2,7 Mrd. Euro. Gerade in der Verbesserung der teilweise schlechten Infrastruktur der Kommunen sieht die NRW.Bank auch in den kommenden Jahren eine ihrer Hauptaufgaben – für die auch neue Instrumente, bis hin zur Übernahme kommunalen Finanzmanagements, entwickelt werden. Die Mittel für den sozialen Wohnungsbau lagen 2007 mit 855 Mio. Euro nur um 0,5% über Vorjahresniveau. Die Neubauförderung sank – die Förderung des Erwerbs bestehenden Wohnraums nahm zu. Im Rahmen der (zumeist staatlichen) „Individualförderung“ vergab die NRW.Bank insgesamt 1,6 Mrd. Euro – 5% weniger als 2006. Auch zur wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Bank äußerte sich Schröder positiv: Trotz des erheblich gestiegenen Fördervolumens, der Entwicklung neuer Programme sowie der wachsenden Nachfrage nach Beratung und Betreuung seien die Personal- und Sachkosten kaum gestiegen. Das Ergebnis (vor Steuern und Förderdividende) habe sich um 21% auf 164 Mio. Euro, der Jahresüberschuss um 24% auf 126 Mio. Euro verbessert. Womit sich viele Geschäftsbanken derzeit weltweit mehr oder minder schwer tun – der Geldbeschaffung – das ist für die NRW.Bank „eher noch leichter und günstiger geworden“, berichtete Schröder. Seine Begründung: „In Zeiten der Unsicherheit sucht das Geld sichere Häfen“ – was Förderbanken dank Gewährträgerhaftung zweifellos seien. Günstige Refinanzierungsmöglichkeiten finde die NRW.Bank derzeit sowohl bei Anlegern wie bei Geldhäusern: Die Vertrauenskrise unter den Geschäftsbanken führe zu einer „Verlagerung der Geldströme in Richtung sicherer Adressen“. Den Refinanzierungsvorteil, den die NRW.Bank aus der derzeitigen Finanzmarktkrise ziehe, werde die Bank an die Kreditnehmer in Form noch günstigerer Konditionen weitergeben, versicherte Ernst Gerlach, das für die Förderprogramme verantwortliche Vorstandsmitglied. Dies gelte für bereits laufende wie auch für neue Programme. Als Beispiele nannte Gerlach das Programm zur Förderung der Kreativwirtschaft, die künftigen „Mikrokredite“ (ab 5 000 Euro), Starthilfen für Unternehmensgründer und kommunale Infrastrukturhilfen. Kein Wertberichtigungsbedarf durch WestLB Aus der gegenwärtigen Krise der WestLB müsse die NRW.Bank keinen Wertberechtigungsbedarf ableiten, versicherte Schröder. Der Grund: Seit 2004 gebe es eine „Werterhaltungsgarantie“ der Eigentümer für den von der NRW.Bank gehaltenen 31%igen-Anteil an der WestLB zum Buchwert von 2,2 Mrd. Euro. Der NRW.BankChef erwartet allerdings „nachhaltige Veränderungen“ in der Landschaft der öffentlichen Banken. Kursierende Meldungen, er selbst werde eventuell Nachfolger des Vorstandsvorsitzenden der WestLB, Alexander Stuhlmann, bezeichnete Schröder als falsch. Er sei „sehr gern“ Chef der NRW.Bank und wolle seinen bis Ende 2010 laufenden Vertrag einhalten. kw Ulrich Schröder, Vorstandsvorsitzender der NRW.Bank. In der Verbesserung der teilweise schlechten Infrastruktur der Kommunen sieht das Institut auch in den kommenden Jahren eine seiner Hauptaufgaben. ANLAGE-TIPPS. LVMH (ISIN: FR 000 0121 014) – Anlagerat: Die Landesbank Baden-Württemberg empfiehlt die LVMH-Aktie bei einem Stand von 71,46 Euro zum Kauf und nennt als Kursziel 85 Euro. Chancen: Innerhalb der Luxusgüterindustrie sollte sich LVMH auf Grund seines breiten Markenportfolios und seiner starken Präsenz in den aufstrebenden Märkten überdurchschnittlich entwickeln können, prognostizieren die Analysten. Die Bewertung erscheint ihnen aus historischer Sicht auf dem derzeitigen Kursniveau vergleichsweise niedrig. Risiken: Zu den Schwächen des Unternehmens zählen die Analysten den noch geringen Anteil am stark wachsenden Uhren- und Schmuckgeschäft. Risiken sehen sie in einer möglichen Rezession in den USA und einem starken Euro. Unternehmen: LVMH – Louis Vuitton Moet Hennessy – ist der weltweit größte Luxusgüterhersteller. Geographisch gesehen entfällt jeweils rund ein Drittel des Umsatzes auf die Märkte Europa, USA und Asien. Bayer (ISIN: DE 000 5752 000) – Anlagerat: Die Privatbank Hauck & Aufhäuser empfiehlt die Bayer-Aktie bei einem Stand von 53,11 Euro zum Kauf und nennt als Kursziel 64 Euro. Chancen: In den letzten Monaten wurde der Bayer-Kurs nach Aussage der Analysten immer wieder durch Übernahmegerüchte getrieben, die vor allem Novartis als Erwerber sehen. Risiken: Neue Arzneien unterliegen jedoch, wie die Analysten betonen, einem erheblichen Entwicklungs- und Zulassungsrisiko. Dies kann auf die Bewertung von Pharmaund Healthcare-Aktien (Gesundheit) einen erheblichen Einfluss haben. Unternehmen: Bayer hatte 2006 einen Konzernumsatz von 29 Mrd. Euro. Dabei hat das Unternehmen eine dramatische Zeit erlebt, die einen Wandel von einem Chemie-Konzern mit angeschlossenem Healthcare-Geschäft zu einem Healthcare-/Chemie-Konzern bewirkte. Der Healthcare-Bereich hat seinen Umsatzanteil von 25% (1996) auf 47% (per 30. September 2007) ausgeweitet. OM FINANZEN & BÖRSE APRIL 2008 WirtschaftsKurier Umbau für Zukäufe Den Markt abgehängt HanseMerkur | Unabhängigkeit ist oberste Maxime Nürnberger Versicherungsgruppe | Erfolgsquelle Qualitätsprofil und Flexibilität M it einer Umstrukturierung will die Hamburger Versicherungsgruppe HanseMerkur die Voraussetzungen für größere Zukäufe schaffen. Auf einer Pressekonferenz erläuterte Vorstandsvorsitzender Fritz Horst Melsheimer die Pläne. Danach sei der Konzern gut aufgestellt, besonders in der Kranken- und Reiseversicherung, lediglich in der Altersvorsorge gäbe es Defizite. Ziel sei es, den Finanzierungsspielraum zu erweitern, um besser als bisher externe Kapitalgeber einbinden zu können. „Wir sind ein sehr gesunder Mittelständler, aber wir wollen ein noch größerer Mittelständler werden“, so Melsheimer. Auch gehe es darum, künftig auf mehreren Beinen zu stehen: Mit dem Hauptgeschäft, der privaten Krankenversicherung, kommt die Gruppe auf einen Marktanteil von knapp 2%. Im Geschäft mit der privaten Altersvorsorge jedoch sind es nur 0,17%. „Damit sind wir nicht langfristig zukunftsfähig“, so Melsheimer. Da dies einer der wichtigsten Zukunftsmärkte sei, würde man sich hier gern vergrößern. Vorgesehen sei, das gesamte operative Geschäft der bisher auch als Dachgesellschaft fungierenden HanseMerkur Krankenversicherung aG auf eine neu zu gründende Aktiengesellschaft zu übertragen, die dann unter einer Zwischenholding angesiedelt ist. An der Spitze der Gruppe stehe künftig wie bisher ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit (VVaG), der ausschließlich seinen Kunden gehört. Diese Konstruktion schütze im Übrigen auch vor feindlichen Übernahmen. Zumindest sei das per Konsortialvertrag für die nächsten 30 Jahre ausgeschlossen. Wertsteigerung durch neue Organisation Weil bislang das Hauptgeschäft, die Krankenversicherung, nicht unterhalb der Zwischenholding liegt, steige deren Wert durch die neue Konstruktion nach Melsheimers Worten von 100 Mio. Euro auf 400 Mio. Euro bis 500 Mio. Euro. Damit werde es möglich, externes Kapital für Zukäufe aufzunehmen, ohne die Mehrheit zu ver- lieren. In dem erwähnten Konsortialvertrag werde man festschreiben, dass der VVaG keine Anteile an der Holding verkauft und in dieser Zeit stets eine Mehrheit der Stimmrechte behält – zumindest für die nächsten 30 Jahre. Die neue Organisation soll rückwirkend zum 1. Januar 2008 wirksam werden. „Damit verbinden wir das beste aus zwei Welten“, betonte Melsheimer, „die Sicherheit eines VVaG als Eigentümer und die finanziellen Möglichkeiten einer operativen Führungsholding.“ Gleichzeitig bleibe gewährleistet, dass keine Fremdbestimmung erfolge. Denn für die HanseMerkur gehöre die Unabhängigkeit am Standort Hamburg auch zukünftig zu den obersten unternehmerischen Zielen, es „gibt nämlich viele, die uns gern kaufen möchten“, so Melsheimer. Der Umbau erfolge aus einer Position der Stärke und strategischen Größe heraus. Die Beitragseinnahmen seien in 2007 um 12.4% auf 814 Mio. Euro gestiegen, der Bruttogewinn erreiche einen Rekordwert von gut 124 Mio. Euro. moe D ie Nürnberger Versicherungsgruppe (siehe auch beiliegender Versicherungsführer, Seite 26) hat im Ergebnis des Geschäftsjahres 2007 erneut bewiesen, dass die Stand-alone-Lösung die beste Grundlage für Wachstum und Erfolg ist. Der fränkische Qualitätsversicherer hat nachhaltig unterstrichen, dass das Anpeilen von Konzentrationen innerhalb der Versicherungsbranche keineswegs zwingend ist. Markt, weil wir unser Profil als besonders leistungsfähiger und kompetenter Partner unserer Kunden und Vermittler schärfen konnten“, sagte Rupp, der auch im laufenden Geschäftsjahr 2008 an die vorgelegte Erfolgsstory anknüpfen will. Wie bereits in der Vergangenheit wollen die Nürnberger insbesondere ihren Markterfolg durch einen hohen Qualitätsanspruch untermauern. Neben der Qualität 2007 hat die Nürnberger Versicherungsgruppe ein „außerordentlich gutes Ergebnis“ erzielt: Dr. Werner Rupp, Vorstandsvorsitzender der Nürnberger Versicherungsgruppe. Kampf dem Jugend-Alkoholismus PKV Verband | Start einer Präventionskampagne Die Nürnberger erhöht die Dividende für 2007 auf 1,70 (1,50) Euro. D er Verband der privaten Krankenversicherung (PKV) wird sich freiwillig in einem breit angelegten Präventionsprojekt zur Bekämpfung von Alkoholmissbrauch bei Kindern und Jugendlichen engagieren. Dafür wird die PKV im Startjahr 10 Mio. Euro zur Verfügung stellen. Sie baut damit ihr Engagement in der Primärprävention aus. Darunter versteht man Maßnahmen zur Verhütung von Krankheiten und zur Stärkung der Gesundheit durch eine gesundheitsfördernde Lebensweise. Sie sind in der privaten Krankenversicherung kein Vertragsbestandteil und in der gesetzlichen stellen sie eine versicherungsfremde Leistung dar. „Wir haben uns nach langer Diskussion für dieses Projekt entschieden, weil wir damit demonstrieren wollen, dass wir Freiwilligkeit für besser halten als eine gesetzliche Verpflichtung“, sagte PKV-Vorsitzender Reinhold Schulte. „Es wäre falsch, den Nutzen von Prävention anhand von künftigen Kostensenkungen messen zu wollen“, betonte Schulte. Richtig ist zwar, dass Prävention im Einzelfall Behandlungskosten sparen kann – sie spart jedoch nicht immer Geld im System.“ Entscheidend sei hingegen, dass sie der Verbesserung der Lebensqualität diene. Die Anzahl der Jugendlichen, die wegen akuten Alkoholmissbrauchs ins Krankenhaus eingeliefert wurden, haben sich laut Statistischem Bundesamt zwischen den Jahren 2000 und 2006 mehr als verdoppelt. 19 500 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mussten 2006 stationär aufgenommen werden. Insbesondere männliche Jugendliche zwischen 16 und 17 Jahren trinken immer häufiger und immer exzessiver Alkohol. Vorrangiges Ziel des Präventionskonzeptes der PKV ist es daher, den Alkoholkonsum von Jugendlichen zu senken und einer späteren Alkoholsucht entgegenzuwirken. Die volkswirtschaftlichen Kosten von Alkoholkrankheiten werden auf 24,4 Mrd. Euro pro Jahr geschätzt. Davon entfallen 8,4 Mrd. Euro auf direkte Kosten und 16 Mrd. Euro auf indirekte Kosten wie Arbeitsunfähigkeit, frühe Sterblichkeit und Frühverrentung. hot Um das zu tragen, muss man schon exzellent sein. 15 Im Geschäftsjahr 2007 hat die Nürnberger Versicherungsgruppe ein „außerordentlich gutes Ergebnis“ (Vorstandsvorsitzender Dr. Werner Rupp) erzielt. Gleich mit mehreren Trümpfen konnte Rupp aufwarten. So stieg das Beitragswachstum im Versicherungsgeschäft mit 4,8% über alle Sparten weit über dem Branchendurchschnitt (+ 0,8%). Dies wurde durch ein starkes Neugeschäft in der Lebens- und Schadenversicherung erreicht. Der Konzernumsatz stieg um 5,8% auf 4,425 Mrd. Euro, und das Konzernergebnis nach Steuern kletterte auf 68,2 Mio. Euro und übertraf somit das Vorjahresergebnis um 69%. „Wir sind deutlich schneller gewachsen als der Foto: Nürnberger und dem herausragenden Image sieht Rupp in erster Linie in der konzernfreien Unabhängigkeit, die ein hohes Maß an Flexibilität erlaubt, zusammen mit den hoch motivierten Mitarbeitern den auch künftigen Erfolgsgaranten. Die Nürnberger sehen sich durch die guten Benotungen durch Rating-Institute bestätigt. Hervorgehoben wurden die Finanzkraft, die Ertragsstärke sowie die Produktund Servicequalität. So zeichneten die Analysten von Fitch die Nürnberger Lebensversicherung AG, Nürnberger Allgemeine Versicherungs-AG und Nürnberger Krankenversicherung AG bereits zum dritten Mal in Folge mit dem Rating A+ (stark) aus. Die Nürnberger Lebensversicherung AG ist derzeit die einzige Gesellschaft, die vom Analyse- und Beratungsunternehmen Franke & Bornberg zum vierten Mal in Folge sowohl im Produkt- als auch im Unternehmensrating der BerufsunfähigkeitsVersicherung die Bestnote erhielt. Die zum Konzern der Nürnberger gehörende Fürst Fugger Privatbank wurde mit dem Prädikat „magna cum laude“ (mit großem Lob) in den Kreis der „Elite der Vermögensverwalter“ aufgenommen. Vom Erfolg der gesamten Gruppe partizipiert die börsennotierte Aktie der Gesellschaft, die sich weiterhin als sehr stabil erweist. Der Kreis der Aktionäre der Nürnberger besteht zu 51% aus Erst- und Rückversicherern, 17% aus Banken und Fondsgesellschaften sowie 32% aus Vertriebspartnern, institutionellen und privaten Investoren. Der Free Float der Nürnberger Aktien beträgt 39% des Grundkapitals. „Vorstand und Aufsichtsrat werden der HV (25. April 2008 in Nürnberg) vorschlagen, die Dividende von 1,50 Euro auf 1,70 Euro je Stückaktie zu erhöhen“, sagte Rupp auf der Bilanz-Pressekonferenz. Die Anteilseigner erhalten damit 19,6 Mio. Euro, 13,3% mehr als im Vorjahr. sp Wie die Helaba Invest. Als erste Master-KAG überhaupt ist die Helaba Invest von der Rating-Agentur TELOS mit der Höchstnote „Exzellent“ ausgezeichnet worden. Dabei erhielt sie Bestnoten in den vier analysierten Bereichen Management, Kunden, Produktion und Infrastruktur. Wenn Sie also eine Master-KAG für Ihre Investments suchen: Sprechen Sie mit uns. www.helaba-invest.de FINANZEN & BÖRSE 16 WirtschaftsKurier Ausland ist Wachstumstreiber Ergo Versicherungsgruppe | Ehrgeizige Ziele D ie zur Münchener Rückversicherung gehörende Ergo Versicherungsgruppe hat im Geschäftsjahr 2007 ihre Prämieneinnahme um insgesamt 3,6% auf 17,4 Mrd. Euro gesteigert. Damit ist die Düsseldorfer Gruppe unangefochtene Nummer zwei unter den deutschen Erstversicherern. Im Inlandsgeschäft allerdings stieg ihre Prämieneinnahme dem Branchendurchschnitt entsprechend lediglich um 0,8% auf 13,6 Mrd. Euro, hier hat sie ihre zweite Position an die AMB Generali abgegeben. Wachstumstreiber der Ergo ist das Auslandsgeschäft mit einem Plus von 15,4% auf 3,8 Mrd. Euro, und dieses Standbein, das bei der Ergo viel stärker ist als bei den meisten Wettbewerbern, wird zielstrebig ausgebaut. Torsten Oletzky, Nachfolger von Lothar Meyer an der Spitze von Ergo, will, wie er auf der Bilanz-Pressekonferenz in Düsseldorf ankündigte, den Auslandsanteil an der Prämieneinnahme von derzeit rund 27% in den kommenden fünf Jahren auf ein Drittel steigern. Schon seit langem sind insbesondere die Krankenversicherer DKV sowie der Rechtsschutzversicherer D.A.S. im Ausland aktiv, in Europa sind sie sogar jeweils Marktführer. Doch auch das Geschäft mit der Lebens- wie mit der Sachversicherung wird jenseits der Grenzen forciert, und dies in Mittel- und Osteuropa sowie insbesondere in Asien. So bereitet die Ergo seit vergangenem Herbst von Wien aus den Versicherungsverkauf in den Standorten der UniCredit-Gruppe vor, den Anfang bilden derzeit Rumänien, Slowenien, Ungarn und die Slowakei. In Südkorea wurde mit drei einheimischen Partnern ein Rechtsschutzversicherer gegründet und der Kfz-Direktversicherer Daum Direct gekauft, in Indien setzt die Ergo große Erwartungen in ein 2007 vereinbartes Joint Venture mit einem Sachversicherer, im August startet dort die Apollo DKV Insurance Company und auch der Markteintritt in der Lebensversicherung ist für das laufende Jahr geplant. In China wächst das Geschäft der DKV weit über Plan und die Voraussetzungen für die Lizenzen zum Betrieb des Lebens- wie des Sachversicherungsgeschäfts werden derzeit geschaffen, nach geeigneten Partnern wird gesucht. Abgesehen vom verhaltenen Wachstum der Beitragseinnahme oder gar vom Rückgang in der Lebensversicherung um 0,5% kann die Ergo auch mit ihrem Inlandsgeschäft recht zufrieden sein. Oletzky ist zuversichtlich, in der Lebensversicherung im laufenden Jahr die Wende zu schaffen, nachdem 2007 das Neugeschäft um 5,2% auf 1,6 Mrd. Euro gestiegen ist. Damit Das Konzernergebnis der Ergo-Gruppe in diesem Jahr lag deutlich über der mittelfristigen Zielvorgabe. Foto: Ergo konnten die Lebensversicherer der Gruppe, hierzu zählen Hamburg-Mannheimer, Victoria, KarstadtQuelle sowie die Vorsorge Hilden, ihren Marktanteil, wie der für das Lebensgeschäft zuständige Ergo-Vorstand Daniel von Borries in Hamburg der Presse berichtete, von 7,9% (2006) auf 8,5% im Berichtsjahr steigern. In der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) wurde ein Anstieg um 27% auf 481 Mio. Euro erzielt. Von Borries kündigte in Hamburg an, die Produktpalette um innovative und kapitalmarktnahe Produkte zu erweitern. Über Makler wird bereits eine neuartige fondsgebundene Rentenversicherung mit Kapitalgarantie der Vorsorge Luxemburg Lebensversicherung S.A. angeboten. Demnächst bieten die Hamburg-Mannheimer und die Victoria eine fondsgebundene Rentenversicherung an, bei der die Kunden ebenfalls bei garantierten eingezahlten Beiträgen an den Chancen des Kapitalmarkts partizipieren. Ihren erfolgreichen Start hatte diese bereits im Oktober 2007 über die Bankschalter der HypoVereinsbank. Die Krankenversicherer der Gruppe, die große DKV und die kleine Victoria Kranken, steigerten im Berichtsjahr, wie ihr Vorstandsvorsitzender und Mitglied des ErgoVorstands Günter Dibbern auf der Pressekonferenz in Köln berichtete, ihre Prämieneinnahme um 2,6% auf 4,4 Mrd. Euro. In der Sachversicherung schlug zwar der Sturm Kyrill nach Erstattung vom Rückversicherer mit 52 Mio. Euro zu Buche und war damit der wesentliche Grund für den Anstieg der Schaden-/Kostenquote auf 93,4 nach 90,7 im Jahr zuvor. Doch auch mit einem verbleibenden Gewinn von 6,6 Cent je Euro im eigentlichen Versicherungsgeschäft lässt es sich gut leben, zumal wenn dieser durch die Einnahmen aus der Kapitalanlage beträchtlich aufgestockt wird. Noch verbessert durch Verkauf von Aktien sowie zwei Immobilienpaketen stiegen diese um 500 Mio. Euro auf 5,35 Mrd. Euro. Unter dem Strich sank zwar das Konzernergebnis im Berichtsjahr auf 781 (889) Mio. Euro, doch lag dieser Wert deutlich über der mittelfristigen Zielvorgabe, wozu allerdings steuerliche Sondereffekte sowie die außergewöhnlich gute Anlagerendite beigetragen haben. Im laufenden Jahr peilt Oletzky ein Prämienwachstum bis zu 4,5% und ein Konzernergebnis von 480 Mio. Euro bis 600 Mio. Euro an. Mittelfristig setzt sich der Ergo-Chef ehrgeizige Ziele: „Gemeinsam mit unserer Mutter, der Münchener Rück, wollen wir einen Gang höher schalten und in den nächsten fünf Jahren deutlich wachsen.“ Konkret soll die Prämieneinnahme bis dahin die Hürde von 23 Mrd. Euro genommen haben, dabei soll der Gewinn Jahr für Jahr mehr als 900 Mio. Euro erreichen. „So werden wir Ergo fest in der Spitzengruppe der großen international tätigen Versicherungsgruppen in Europa etablieren.“ kb Spartentrennung ist überholt TIPPS. Frühjahrsputz bei Versicherungen: Dabei sollte man alte Fehler korrigieren und Geld sparen. Denn fast alle Haushalte sind falsch und zu teuer versichert, beklagen Verbraucherschützer. Sie wissen nicht, dass Risikolebens-, Berufsunfähigkeits- und Unfallversicherungen mit hohen Summen wichtiger sind als zum Beispiel Rechtsschutz-, Insassenunfall- und Glasversicherungen. Außerdem sollte man auf unnötige Zusatzpolicen bei der Kapitallebensversicherung verzichten, beispielsweise auf die Unfalltod-Zusatzversicherung, die in diesem Fall die doppelte Todesfallsumme auszahlt. Beim Frühjahrsputz sollte aber auch die Hausratpolice aktualisiert werden. Wer zu Weihnachten reich beschenkt wurde oder sich selbst eine teure Anschaffung geleistet hat, sollte auch diese Wertgegenstände einschließen. Beispielsweise sind Fahrräder nicht automatisch im Versicherungsumfang enthalten. Ganz wichtig ist die Anpassung der staatlich geförderten Riesterrente nach Gehaltserhöhungen. Denn um 2008 die Grundzulage von 154 Euro und die weitere Zulage von 300 Euro je Kind zu erhalten, müssen Riestersparer 4% ihres rentenversicherungspflichtigen Vorjahreseinkommens abzüglich der individuellen Grund- und Kinderzulage in den Vertrag einbezahlen. Dagegen findet die Anpassung der Beiträge von 3% im vergangenen auf 4% in diesem Jahr automatisch statt. Cost-Average-Effekt hilft bei der Fondspolice: Während der Laufzeit zahlt der Kunde monatlich einen gleich bleibenden Betrag in eine fondsgebundene Rentenversicherung ein. Je nach aktuellem Kurs werden dabei unterschiedlich viele Fondsanteile erworben – bei hohen Kursen weniger und bei niedrigen Kursen mehr. Im Schnitt erhält der Verbraucher die Fondsanteile also zu einem günstigeren Preis und profitiert damit vom so genannten Cost-Average-Effekt, analysieren die PB Versicherungen. Dieser Effekt ist umso vorteilhafter, je stärker die Kursschwankungen ausfallen und je länger eingezahlt wird. OM Allianz Deutschland | Vom Geldgeber zum Dienstleister D ie gesetzliche Vorgabe, die Sparten Sach, Leben und Kranken in rechtlich getrennten Unternehmen zu führen, hält Dr. Gerhard Rupprecht, Vorstandsvorsitzender der Allianz Deutschland AG, für nicht mehr zeitgemäß. Das zwingt die Versicherer dazu, separat zu policieren und den Kunden eine Vielzahl getrennter Vertragsunterlagen zuzumuten. Das große Problem dabei: Die Versiche- Er sieht dieses Ziel auch durchaus in Reichweite. Es gibt heute schon eine EU-Finanzrichtlinie und auch integrierte Finanzaufsichten. Auf nationaler Ebene sei die Aufstellung aber noch sehr zersplittert. Trotz dieser Hürden stehen All-in-oneLösungen im Fokus der Produktpolitik der Allianz. Ziel ist es, viel mehr zu bieten als nur den finanziellen Ersatz der Schäden. Dafür entwickelt die Allianz Kombinatio- Gerhard Rupprecht, Vorstandsvorsitzender der Allianz Deutschland AG: „Es stellt sich die Frage nach der Zukunftsfähigkeit des geltenden Spartentrenngebots.“ rung tut sich schwer, ganzheitliche Produktlösungen anzubieten, die über die Spartengrenzen hinweggehen. „Angesichts der Markterfordernisse stellt sich deshalb die Frage nach der Zukunftsfähigkeit des geltenden Spartentrenngebots“, sagte Rupprecht. Die Allianz Deutschland hatte ihre Tochtergesellschaften für Leben, Sach und Kranken vor zwei Jahren unter einem Dach – wenn auch in getrennten Gesellschaften – zusammengeführt. Der Vertrieb und die Abwicklung für alle Sparten wurden gebündelt, eine einheitliche IT-Plattform erleichtert die Zusammenarbeit. Der nächste, folgerichtige Schritt wäre nun die juristische Zusammenlegung der getrennten Tochtergesellschaften. Denn nach Beobachtungen der Allianz vollzieht sich ein „grundsätzlicher Wandel der Assekuranz vom Geldgeber zum echten Dienstleistungsunternehmen“, sagte Rupprecht. nen aus Geld-, Hilfs- und Pflegeleistungen, die den Bedarf bestimmter Kundengruppen gezielt ansprechen. Das Geschäftsjahr 2007 war im Wesentlichen geprägt von der Einführung des neuen funktionellen Geschäftsmodells. Trotz der Belastungen wuchsen die Beitragseinnahmen um 1,6% auf 26,1 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis nahm um 13,9% auf 2,2 Mrd. Euro zu. Das Neugeschäft stieg insgesamt um 6,9% auf 6,3 Mrd. Euro, wobei die gute Entwicklung im Bereich Leben die Rückgänge in Schaden/Unfall und Kranken ausgleichen konnte. Im laufenden Jahr rechnet Rupprecht damit, dass sich das Beitragswachstum fortsetzen wird. Die fortschreitende Umsetzung der Neuordnung werde zu weiteren Kostensenkungen führen. Daher sei – soweit keine außerordentlichen Sonderbelastungen auftreten – ein anhaltender Anstieg des operativen Ergebnisses zu erwarten. hp Start neuer Produkte Pionier des Allfinanzgedankens Ergo Lebensversicherungen | Bessere Chancen in der betrieblichen Altersvorsorge Deutsche Vermögensberatung | Pohl wird 80 I m Jahr 2008 wollen die Lebensversicherer der Ergo Versicherungsgruppe verstärkt auf kapitalmarktnahe Produkte und die betriebliche Altersversorgung setzen. Die unter dem Dach der Ergo firmierenden Leben-Gesellschaften von Hamburg-Mannheimer, der Victoria, der KarstadtQuelle sowie die Vorsorge Hilden wollen so ihre Marktanteile im Neugeschäft steigern. Details stellte Ergo-Vorstandsmitglied Dr. Daniel von Borries der Presse am Ergo-Standort Hamburg vor. In der privaten Altersvorsorge wird die Produktpalette 2008 um innovative und kapitalmarktnahe Produkte erweitert. Ab Mai dieses Jahres stehe der Hamburg- Mannheimer und Victoria ein dynamisches Hybrid-Produkt zur Verfügung. Unter dem Namen „Kaiser-Rendite Plus“ (Hamburg-Mannheimer) und „Dual Rente aktiv“ (Victoria) böten nun auch die Vermittler dieser Gesellschaften ihren Kunden diese fondsgebundene Rentenversicherung an. Eingezahlte Beiträge sollen garantiert werden. Vertriebsschiene seien die Vermittler, die Makler und Banken. Eine weitere Innovation ist die zum März 2008 eingeführte „Global topReturn“, eine neuartige fondsgebundene Rentenversicherung mit Kapitalgarantie der Vorsorge Luxemburg Lebensversicherung S.A. Dieses Produkt werde in die- sem Jahr zunächst über Makler angeboten. „Bei beiden Produkten wird Flexibilität groß geschrieben: Der Rentenbeginn kann vorgezogen oder verzögert werden. Zudem hat der Versicherte die Wahl, sich das angewachsene Kapital vollständig oder in Teilen auszahlen zu lassen“, betonte Vorstand Dr. Johannes Lörper von den Ergo-Lebensversicherern. Auch in der betrieblichen Altersversorgung sehen die Ergo Lebensversicherer 2008 wieder bessere Chancen. Dass die Beiträge bei der Entgeltumwandlung auch in Zukunft nicht mit Sozialabgaben belegt werden, sollte diesem Produkt einen Schub verleihen. moe Neues Geschäftsmodell Cashlife | Kosten werden drastisch reduziert S APRIL 2008 enkrechtstarter landen oft recht hart. Diese Erfahrung hat Cashlife im vergangenen Jahr gemacht. Der Gewinn nach Steuern von knapp 7 Mio. Euro 2006 verwandelte sich in einen Verlust von nahezu 3 Mio. Euro, die Aktie stürzte von annähernd 30 Euro im April 2007 auf unter zehn Euro zum Jahresende ab, mittlerweile pendelt sie um die fünf Euro-Linie. Auf der Bilanz-Pressekonferenz in Frankfurt legte der seit Jahresbeginn amtierende neue Vorstandsvorsitzende Frank Alexander de Boer die Karten auf den Tisch. Der Pionier, der seit 1999 in Deutschland den Markt für den Handel mit gebrauchten Lebensversicherungen erschloss, hatte einen rasanten Aufschwung hingelegt und bereits im dritten Jahr seiner Existenz Policen im Volumen von 148 Mio. Euro angekauft. Als 2002 die ersten Fondsgesellschaften geschlossene Fonds mit deutschen Policen aufgelegt hatten, übernahm Cashlife 2003 auch für diese den Policenankauf sowie das dazugehörige Servicing. 2005 kamen dann noch über Finanzinvestoren angekaufte Großpolicen sowie die über Töchter an Dritte vermittelten Policen hinzu. Das Ankaufsvolumen von damals 421 Mio. Euro ist bis auf 745 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2007 gestiegen, das verwaltete Policenportfolio überschritt die Grenze von 2 Mrd. Euro. Dieser Höhenflug hat offenbar das Management berauscht und dazu verleitet, selbst zum – kostentreiben- den – Höhenflug anzusetzen. Als sich mit dem Ausbruch der US-Hypothekenkrise der Zinsanstieg beschleunigte und die Liquiditäts- und Risikoprämien stiegen, ließ der Policenhunger der Fonds wegen gesunkener Rentabilität nach und beim Aufsichtsrat begannen die Alarmglocken zu schrillen. Nachdem der Vertriebsvorstand schon Ende August 2007 ausgeschieden war, wurde im Oktober 2007 der Abgang des Vorstandsvorsitzenden Stefan KleineDepenbrock „wegen strategischer Differenzen mit dem Aufsichtsrat“ per Jahresende und als dessen Nachfolger de Boer angekündigt. Bereinigung der Struktur Dessen fälliger Kassensturz fiel offenbar ziemlich ernüchternd aus, die Krise habe sich bereits seit Anfang 2005 abgezeichnet: „Ignoranz und Größenwahn führten zum Aufbau einer unglaublich komplizierten Gruppe mit neun GmbH’s“, so de Boer, das eigentliche Geschäft, der An- und Verkauf, sei vernachlässigt worden, das Marketing sei ineffizient und viel zu teuer gewesen. Also zog er die Reißleine und kündigte im Januar 2008 an, dass im laufenden Jahr die operativen Kosten von 24 Mio. Euro um 6 Mio. Euro und die Mitarbeiterzahl von 124 um bis zu 40 abgebaut werden sollen. Eine weitere signifikante Kostensenkung erwartet er aus der Aufgabe aller neun Töchter durch Verkauf oder Fusion bis Jahresende, Cashlife schrumpft dann vom Konzern wieder zur schlichten Cashlife AG. Bis Ende 2009 kündigte de Boer einen weiteren Kostenabbau etwa in derselben Größenordnung an, auch die Zahl der Mitarbeiter soll weiter verringert werden. Auch die Strategie wird neu ausgerichtet, das Marketing auf die eigene Kernkompetenz konzentriert. Hierzu setzt de Boer viel stärker auf das Internet. Deshalb startete soeben ein neuer Webauftritt, der die Policen vorsortiert, derzeit werden immerhin rund drei Viertel abgelehnt. An diese werden schärfere Rentabilitätsanforderungen gestellt, wie etwa die Erhöhung der Kaufschwelle von 5 000 Euro auf 10 000 Euro. Den Ankauf der speziellen Großpolicen, 2007 immerhin für 241 Mio. Euro, schließt de Boer künftig aus, da die Fonds ihre Risiken lieber auf kleinere Verträge verteilen. Bei den derzeitigen Finanzmarktverhältnissen sowie den gestiegenen Anforderungen der Fonds taxiert de Boer das für Cashlife in Frage kommende Ankaufspotenzial auf 150 Mio. Euro bis 300 Mio. Euro. In diese Region will er den Absatz vom 2007er Volumen von 465 Mio. Euro zügig hineinschrumpfen. Ob bereits im laufenden Jahr die Gewinnzone wieder erreicht wird, wollte er nicht kommentieren, dass er aber das Unternehmen wieder auf Erfolgskurs bringen wird, davon ist der neue Cashlife-Chef offensichtlich überzeugt. kb D as Pferd, das den Karren zieht“, so zitiert der Journalist und Buchautor Hugo Müller-Vogg den ehemaligen britischen Premier Winston Churchill, um den Unternehmer und Finanzexperten Reinfried Pohl zu charakterisieren. Am 26. April 2008 feiert Pohl, der Gründer und Mehrheitseigentümer der Deutschen Vermögensberatung, seinen 80. Geburtstag. Er wurde 1928 in Zwickau geboren. Nach dem Abitur in der ehemaligen DDR in Halle an der Saale floh Pohl nach Westdeutschland, studierte in Marburg Jura und promovierte zum Dr. jur. „Trennung von Banken und Versicherungen ist unsinnig“ In Gießen begann Pohl seine berufliche Karriere beim Gerling-Konzern, wo er im Außendienst erste Erfahrungen sammelte. Nach vorübergehender Tätigkeit als Geschäftsführer der IOS Versicherungs-VermittlungsGmbH und stellvertretender Verwaltungsratsvorsitzender der IOS Deutschland, beteiligte sich Pohl – der nach eigenen Worten die Begriffe Allfinanz und Vermögensberater geprägt hat – am Aufbau der Bonnfinanz AG in Bonn zur ersten deutschen Vermögensberatungsgesellschaft. In dieser Zeit gründete Pohl zudem den Bundesverband Deutscher Vermögensberater, dessen Präsident er noch heute ist. 1975 erwarb er die Kompass – Gesellschaft für Vermögensanlagen mbH und gründete im März 1976 die Allgemeine Vermögensberatung Aktiengesellschaft in Frankfurt am Main, die er ein Jahr später in Deutsche Vermögensberatung Aktiengesellschaft (DVAG) umbenannte. 1993 baute er eine österreichische Tochtergesellschaft auf und 2004 folgte in der Schweiz die Schweizer Vermögensberatung (SVAG). Schon während seiner Zeit beim Gerling-Konzern stieß sich Pohl nach eigenem Bekunden an der strikten Trennung von Banken und Versicherungen, wie es die Aufsichtsgesetze vorschrieben und die Aufsichtsbehörden akribisch überwachten. Versicherungsvertreter verkauften Versicherungen und die Groß- und Regionalbanker ihre Bankprodukte. Hierin sah Pohl einen „Missstand, nämlich die Unstimmigkeit zwischen dem Bedarf und der Entscheidungsfreiheit des Kunden einerseits und die Produktorientierung der Versicherer und Kreditbanken andererseits“. Der Bedarf des Kunden kennt aber nach Pohl keine Branchengrenzen. In der Bündelung von Vermögensaufbau und Vermögensab- Prof. Dr. Reinfried Pohl, Vorstandsvorsitzender der DVAG AG: „Der Bedarf des Kunden kennt keine Branchengrenzen.“ Fotos: DVAG sicherung zu einer umfassenden Einheit sah Pohl die Aufgabe eines Vermögensberaters zum Nutzen der Kunden: Allfinanz hieß das Stichwort, das Pohl in die Debatte warf. Sowohl beim Gerling-Konzern als auch bei der Bonnfinanz des Deutschen Herold fühlte sich Pohl zu sehr eingeengt und sah keine Chance, seine Vorstellungen umzusetzen. Dies gelang erst dem Unternehmer Pohl – mit der Gründung der eigenen Vermögensberatung in 1975. Pohl schmiedete ein Allfinanz-Konzept, mit dem er sein Unternehmen – die Deutsche Vermögensberatung – nach eigenen Angaben zum weltweit größten eigenständigen Finanzvertrieb ausgebaut hat. Kundenservice von Ratingagentur ausgezeichnet Pohl war der erste, der vor vier Jahrzehnten einen privaten Finanzvertrieb gründete, der nicht nur Versicherungen, Bausparverträge oder Investmentfonds verkaufte, sondern seinen Kunden auch individuell ausgerichtete Finanzlösungen anbot. Als wichtigste Partner fungieren dabei heute die AMB Generali Holding AG sowie die Deutsche Bank Gruppe. Frühzeitig schärfte Pohl auch bei Durchschnittsverdienern den Blick für die private Vorsorge und die Notwendigkeit eines kontinuierlichen und systematischen Vermögensaufbaus. „Ich habe Finanzgeschichte geschrieben“, so sieht Pohl sein bisheriges Lebenswerk, das er 2005 in einem gleichnamigen Buch vorstellte. In der Tat, die DVAG betreut heute mit über 33 000 selbstständigen Vermögensberatern mehr als 4 Mio. Kunden rund um die Themen „Vermögen planen – Vermögen sichern – Vermögen mehren“. Das Unternehmen erzielte 2006 Umsatzerlöse in Höhe von 862,6 Mio. Euro. Der Kundenservice der DVAG wurde im vergangenen Jahr durch die Ratingagentur ServiceRating GmbH – via Kundenbefragung, einem Beratungstest und einem Management-Check – mit dem Urteil „sehr gut“ getestet. Als Mäzen ist Pohl vor allem seiner Heimatstadt Marburg sowie der dortigen Phillips-Universität eng verbunden. Für seine Verdienste erhielt er die Ehrenbürgerwürde der Stadt Marburg sowie von der Universität die Ehrendoktorwürde. Zudem wurde ihm der Ehrentitel eines Professors vom Land Hessen verliehen. Neben anderen Ehrungen wurde dem politisch engagierten und in der CDU aktiven Pohl 1988 vom damaligen Bundeskanzler und Freund Helmut Kohl das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. 2007 erhielt er das Große Verdienstkreuz mit Stern. FINANZEN & BÖRSE APRIL 2008 WirtschaftsKurier 17 Magnet für Banken aus Asien Finanzplatz Frankfurt | Viele Börsengänge von asiatischen Unternehmen N ach einer Studie, die die Landesbank Hessen-Thüringen und die Goethe-Universität in Frankfurt gemeinsam erarbeitet haben, gibt es in Deutschland insgesamt Vertretungen von 360 ausländischen Kreditinstituten. 31 davon stammen aus Asien. Von diesen wiederum haben 24 oder rund drei Viertel ihren Standort am Main. Der Finanzplatz Frankfurt erweist sich als Magnet für Banken aus Asien. Elf Institute stammen aus Japan, jeweils fünf aus China und Korea, der Rest aus anderen asiatischen Ländern. Jüngster Neuzugang ist die indische ICICI Bank, die mit attraktiven 4,75% Zinsen für ein Tagesgeldkonto Privatleute anspricht, aber auch Geschäftskunden erobern will. Die große Mehrheit der Asien-Banken hat nach einer Befragung durch Prof. Dr. Michael H. Grote von der Goethe-Universität in der Vergangenheit eine gute geschäftliche Entwicklung erlebt und setzt für die Zukunft auf eine weitere Expansion. Die Banken aus Asien zählen nicht nur die rund 11 000 Asiaten, die in Frankfurt leben, als Kunden, sondern haben auch deutsche Kundschaft. Vor allem aber betreuen sie vom zentralen Frankfurt aus auch Nachbarländer in der Eurozone, in Skandinavien und verstärkt in Osteuropa. Die Bankmanager schätzen an Frankfurt vor allem die kurzen Wege, die Bank-Community, das Kulturangebot, das Umland und die Tatsache, dass die Kaufkraft hoch und das Wohnen in Frankfurt und Umgebung noch relativ preisgünstig ist. Auch die gute Infrastruktur, die EZB und der WeltFlughafen werden hoch bewertet. Nachteile werden von den stets höflichen Bankvorständen aus Asien nur gelegentlich auf dringendes Nachfragen genannt. So gilt als eine kleine Schwäche, dass Frankfurt zwar das deutsche Finanzzentrum ist, aber nicht gleichzeitig die Hauptstadt. Interesse ist auf beiden Seiten groß Aber nicht nur an Banken in Frankfurt, sondern auch an der Börse sind Asiaten interessiert. Seit dem Frühjahr 2007 haben nicht weniger als sieben Unternehmen aus China den Börsengang in Frankfurt gewagt. Zu Beginn dieses Jahres wurden insgesamt 720 Unternehmen aus Asien an der größten deutschen Börse notiert. Dazu gehören 230 Werte aus Japan, etwa 100 aus China und Hongkong, je 80 aus Singapur und Thailand sowie 70 aus Indonesien. Die zweite Blickrichtung bei den wach- Die gute Infrastruktur, die EZB (im Bild der Eurotower) und der Welt-Flughafen sind Gründe für die Attraktivität von Frankfurt für ausländische Banken. 31 Banken aus Asien haben Dependancen in Frankfurt. senden Beziehungen zwischen Frankfurt und Asien gilt den Interessen deutscher Banken und der Deutschen Börse an asiatischen Ländern. Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin bei der Helaba, weist daraufhin, dass die wirtschaftliche Dynamik der einzelnen Staaten bei der Entscheidung für einen Standort oder eine Kooperation entscheidend ist. Nach ihren Angaben haben bereits 60 deutsche Banken Repräsentanzen in Asien. Hongkong, Singapur und Tokio sind die beliebtesten Standorte. Das chinesische Shanghai gehört zu den aufstrebenden Newcomern. Die Deutsche Börse engagiert sich besonders in China, Indien und Korea. Als Handlungsempfehlungen nennt Dr. Traud vor allem folgende Bemühungen: Der Finanzplatz Frankfurt muss sich aktiv international und besonders in Asien vermarkten. Dabei müssen alle Akteure eng zusammenarbeiten. Die spezifische Bildung und Forschung muss gefördert werden. Hier sind mit dem House of Finance und der Frankfurt School of Finance and Management gute Ansätze vorhanden. Unter diesen Voraussetzungen, so glaubt Traud, wird der Finanzplatz Frankfurt seine Anziehungskraft auf Asien weiter steigern können. st Unspektakulär – aber erfolgreich Licht und Schatten WGZ Bank | Ziele im operativen Geschäft übertroffen BVR | Genossenschaftsbanken ohne Subprime-Probleme D ie WGZ Bank in Düsseldorf, die Zentralbank der nordrhein-westfälischen Genossenschaftsbanken, ist nicht gerade bekannt für spektakuläre Schlagzeilen, eher drehte sie in der Vergangenheit ein ruhiges Rad mit einer von Jahr zu Jahr wachsenden Geschäftstätigkeit – so auch im vergangenen Jahr, dessen Turbulenzen den meisten Banken die Ergebnisse verhagelt hat. Nicht so bei der WGZ, die sich unverändert und unbeirrt um ihre 228 Mitgliedsbanken, die Volksbanken und Raiffeisenkassen, sowie den Wettbewerb um Mittelstand und Handwerk gekümmert hat. Getreu dem Leitsatz „Schuster bleib bei deinen Leisten“ ließ der Vorstand die Finger weg von Subprimes und anderen spekulativen Papieren, drückte dafür aber die Cost-Income-Ratio von 50% auf 46,2% und erhöhte den Jahresüberschuss um 15% auf 110 Mio. Euro. Das reicht, um die Dividende um 10% auf 8,25 Euro zu erhöhen. Im operativen Geschäft wurden die selbst gesetzten Ziele überschritten. Das gilt sowohl für die WGZ Bank selbst wie auch für die WGZ Bank-Gruppe. Beide Abschlüsse sind jedoch nicht miteinander vergleichbar, denn die Bank bilanziert nach HGB, während die Gruppe ab 2007 ihre Bilanz nach IFRS aufstellen muss. Bei der WGZ Bank wuchs der Zinsüberschuss um 12,1% auf 282 Mio. Euro, was vor allem auf die laufenden Erträge aus Beteiligungen zurückzuführen ist. Aus dem Beteiligungsportfolio, das nach verbundstrategischen Gründen aufgebaut worden sei, realisierte die Bank eine Rendite von 4,33%. Der Provisionsüberschuss erhöhte sich um 11,6% auf 74 Mio. Euro. Auf diese Ergebnisse, so Vorstandschef Werner Böhnke, sei er auch angesichts des Umfeldes im zweiten Halbjahr „richtig stolz“. Fährt gut mit der Devise „Schuster, bleib’ bei deinen Leisten“: Werner Böhnke, Vorstandschef der WGZ Bank. Sehr deutlich stieg das Betriebsergebnis vor Bewertung um 24% auf 216,7 Mio. Euro. Ohne selbst an den Problemen der Finanzmärkte beteiligt zu sein, erhöhte der Vorstand die Risikovorsorge auf 85 Mio. Euro, womit nicht nur erforderliche Korrekturen vorgenommen, sondern auch neue Reserven angelegt wurden. Ähnlich positiv stellt sich das Bild der WGZ Bank-Gruppe dar. Deren Zinsüberschuss stieg um 1% auf 427 Mio. Euro. Gleichzeitig wurde die Risikovorsorge im Kreditgeschäft von 16 Mio. Euro auf knapp 32 Mio. Euro erhöht. Diese nach IFRS-Kriterien notwendige Vorsorge bezieht sich ausschließlich auf das Kreditgeschäft. Mit plus 10,6% wuchs auch der Provisionsüberschuss zweistellig auf 89 Mio. Euro. Die nach IFRS erforderlichen Bewertungen in Höhe von über 30 Mio. Euro drückten das Handelsergebnis von 30,3 Mio. Euro auf minus 54,8 Mio. Euro. Insgesamt umfasst das ABS-Portfolio ein Volumen von 3,3 Mrd. Euro, das sind nicht einmal 4% der Bilanzsumme. Allein auf diesen Bestand mussten Bewertungsabschläge in Höhe von 81 Mio. Euro vorgenommen werden. Und das, obwohl 88% der Papiere mit AAA, 10% mit AA und 2% mit A geratet sind. Entsprechend rechnet der WGZ-Vorstand nicht mit Leistungsstörungen oder sogar Ausfällen im Wertpapierbestand der Gruppe. Das vergangene Jahr schloss die Gruppe nach der IFRS-Arithmetik mit einem Ergebnis vor Steuern in Höhe von 248,8 Mio. Euro (minus 15,5%) und einem Jahresüberschuss von 169,7 Mio. Euro ab. Im Jahr zuvor hatte der Gruppen-Jahresüberschuss nach HGB bei knapp 130 Mio. Euro gelegen. Im laufenden Jahr erwartet Böhnke, dass die Märkte weiter unter den Unwägbarkeiten der Finanzkrise leiden werden. Allerdings scheint es nach Beendigung des ersten Quartals 2008 erste Anzeichen einer Art Bodenbildung an den Finanzmärkten zu geben. „Dennoch wird auch das Jahr 2008 von weiteren Unwägbarkeiten infolge der Finanzkrise geprägt sein“, sagte Böhnke. „Wir planen für das laufende Jahre dementsprechend defensiv, aber vor dem zu erwartenden – vielleicht muss man sagen: vor dem zu befürchtenden – Hintergrund dennoch ambitioniert.“ Für die WGZ geht er von einem Ergebnis am Jahresende auf gutem Niveau aus. Er kalkuliert ebenfalls einen steigenden Verwaltungsaufwand bis 2010 ein, da weitere Investitionen für die Marktoffensive der WGZ Bank mit ihren Mitgliedsinstituten notwendig sind. law D er Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Christopher Pleister, sieht die genossenschaftliche Bankengruppe auf dem richtigen Weg: „Die deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken setzten auch 2007 auf eine nachhaltige Geschäftspolitik. In einem Jahr, in dem die Realeinkommen der Bevölkerung schrumpften, können die Volks- und Raiffeisenbanken ihrem Geschäftsmodell entsprechend nicht mit Rekordüberschüssen prahlen“, sagte der BVR-Präsident anlässlich der Vorstellung der Bilanzzahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr. „Das schwierige Jahr 2007 hat uns unter Druck gesetzt, aber wir haben noch genug Wasser unter dem Kiel.“ Pleister machte „Licht und Schatten“ aus: „Positiv ist, dass wir die Einlagensicherung und die Kapitalbasis gestärkt haben. Aber unsere Wirtschaftlichkeit muss verbessert werden.“ Die Genossenschaftsbanken seien die Bankengruppe in Deutschland, die am wenigsten von den aktuellen Finanzmarktturbulenzen als Folge der US-Subprime-Krise betroffen sei. „Der Ankauf von Subprime-Papieren entspricht nicht der Geschäftspolitik der Volks- und Raiffeisenbanken und findet bei ihnen auch so gut wie nicht statt“, sagte Pleister. Allerdings räumte er einen indirekten Einfluss der Subprime-Situation ein, denn der „Credit Spread“ betreffe auch die Genossenschaftsbanken. Darunter versteht man die Renditedifferenz zwischen risikofreien Staatsanleihen und ausfallrisikobehafteten Unternehmensanleihen gleicher Laufzeit. Der BVR-Chef kritisierte den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, Josef Ackermann, der zur Bewältigung der Hypothekenkrise für mehr staatliches Engagement plädiert hatte. Pleister: „Die Christopher Pleister, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken. Volks- und Raiffeisenbanken sind eine rein privatwirtschaftliche Veranstaltung. Wir halten es daher auch in dieser Krise nicht für richtig, nach dem Staat zu rufen.“ Die Einstellung in manchen Finanzkreisen, man sei „too big to fail“, sei arrogant, wenn man gleichzeitig darauf baue, dass der Steuerzahler einspringe. Dagegen habe sich der Grundsatz der Volks- und Raiffeisenbanken, Kapital und Liquidität rein am Kundenbedarf zu orientieren, vor dem Hintergrund der Krise als richtig erwiesen. Momentan halte man noch an den Prognosen für 2008 fest, da der deutsche Mittelstand stabil aufgestellt und von der Subprime-Krise nicht so betroffen sei. Vor allem die Entwicklung des Einlagen- und Kredit- geschäftes zeige die Verankerung bei den rund 30 Mio. mittelständischen und privaten Kunden, so der BVR. Die addierte Bilanzsumme der 1 232 in Deutschland tätigen Genossenschaftsbanken mit 13 625 Bankstellen (Hauptstellen plus Zweigstellen) stieg im Jahr 2007 um 4% auf 632 Mrd. Euro. „Mit der bestehenden Ertrags- und Finanzkraft können die Volks- und Raiffeisenbanken ihren Mitgliedern sowohl ansehnliche Dividenden zahlen als auch die Entwicklung der mit ihnen zusammenarbeitenden mittelständischen Unternehmen finanzieren, selbst in Zeiten von Finanzmarktturbulenzen“, kommentierte BVR-Vorstand Uwe Fröhlich die Ergebnisse. Im Mai 2007 wurde die 16 Mio.-Marke bei der Zahl der genossenschaftlichen Anteilseigner überschritten: Jeder fünfte Bundesbürger besitzt damit Anteile an einer Genossenschaftsbank. Die durchschnittliche Dividende im Jahr 2007 betrug 5,6% nach 5,5% im Vorjahr. Der ungebrochene Mitgliederzuwachs bei den Kreditgenossenschaften trug auch zu einer Erhöhung des bilanziellen Eigenkapitals laut monatlicher Bilanzstatistik um 4,7% auf 33,1 Mrd. Euro bei. Die Eigenkapitalrentabilität vor Steuern betrug 7,9%. Der Jahresüberschuss vor Steuern bei den Kreditgenossenschaften verringerte sich im Jahr 2007 auf 2,6 Mrd. Euro oder auf 0,4% der durchschnittlichen Bilanzsumme. Der Jahresüberschuss nach Steuern reduzierte sich auf 1,5 Mrd. Euro beziehungsweise auf 0,2% der durchschnittlichen Bilanzsumme. Die Veränderung gegenüber dem Vorjahr ist vor allem auf einen Einmaleffekt aus der Aktivierung von Körperschaftssteuer-Guthaben in 2006 zurückzuführen. hot Jahr der Vermögensstrukturierung Privatkundengeschäft explodiert Abgeltungssteuer | BVI will Gleichstellung mit der Lebensversicherung Union Investment | Riesterrente ist ein Türöffner E s läuft umgekehrt wie bei den Neuzulassungen von Autos. Während dort die gewerblichen Käufer dominieren, sorgen bei den Investmentfonds die privaten Anleger für ein erfolgreiches Neugeschäft. Der Absatz von Spezialfonds für institutionelle Investoren nahm 2007 um fast die Hälfte auf 28,7 Mrd. Euro ab, während das Mittelaufkommen bei den Publikumsfonds mit 30,8 Mrd. Euro und einem Zuwachs um rund drei Viertel nahezu explodierte. Bei einem Neugeschäft einschließlich einer Vermögensverwaltung außerhalb der Fonds von insgesamt knapp 71 Mrd. Euro sprach Dr. Wolfgang Mansfeld, Präsident des Bundesverbandes Investment und Asset Management (BVI), angesichts des schwierigen Kapitalmarktes von einem „guten Jahrgang“. Mittelzufluss soll 2008 weiter steigen Für 2008 erwartet er ein „deutlich besseres Neugeschäft“. Angesichts der bevorstehenden Abgeltungssteuer sprach er von einem „Jahr der Vermögens-Strukturierung“. Da auch die Einsicht wächst, dass nach gesetzlicher Rente, Betriebsrente sowie Riester- und Rürup-Zusatzversorgung noch immer eine Rentenlücke bleibt, ist der BVI optimistisch. „Wir haben gute Chancen, beim Mittelzufluss noch einmal zuzulegen“, versicherte Mansfeld. Die Voraussetzungen würden noch besser, wenn der Verband mit seiner Forderung durchkäme, bei der Abgeltungssteuer mit der Lebensversicherung gleichgestellt zu werden. Dort soll nämlich der Wertzuwachs nach mindestens zwölf Jahren Laufzeit und einem Endalter von 60 Jahren nur zur Hälfte mit dem persönlichen Steuersatz belastet werden. Das wären dann etwa bei einer individuellen Steuerlast von 32% nur 16% und nicht die vollen 25% der Abgeltungssteuer. Das ist laut Mansfeld „ein einfacher und gesetzlich leicht gangbarer Weg“. Dieses Anliegen durchzusetzen ist nach seinen Worten „2008 für den BVI ein zentrales Thema“. Denn die Fonds wollen bei dem für eine gute Altersvorsorge nötigen „freien Sparen“, das bis auf eine mögliche Ausnahme von der vollen Last der Abgeltungssteuer nicht staatlich gefördert wird, in vorderster Front dabei sein. Sie rechnen sich Wettbewerbsvorteile aus, weil sie im Unterschied zur Assekuranz je nach Alter und Bedürfnissen der Kunden maßgeschneiderte Lösungen anbieten können. Bei den langen Laufzeiten, die für die Altersvorsorge typisch sind, können die In- vestmentgesellschaften mit einem hohen Aktienfondsanteil bei der Vermögensbildung für eine gute Rendite sorgen. Anleger meiden Aktienfonds Dass die Anleger generell die Aktienfonds vernachlässigen und auf Fonds mit geringem Risiko setzen, macht dem Verband Sorgen. Der Nettoverkauf von Aktienfonds brach um gut 14% ein, der von Rentenfonds aufgrund einer Irritierung der Anleger über den Zinsanstieg sogar um fast 18%. Dagegen legten die Geldmarktfonds, die mit ihrer bescheidenen Rendite eigentlich nur „Parkplatz für kurzfristig verfügbare Mittel“ sind, um ein Viertel zu. Mit fast 7 Mrd. Euro Mittelaufkommen haben die offenen Immobilienfonds nach zwei Krisenjahren die Probleme überwunden. Mit einem Vermögen, das auf rund 1 700 Mrd. Euro zunahm, wuchsen die Fonds stärker als die gesamte Finanzbranche. Von den 12% Plus entfallen 5% auf das Neugeschäft und 7% auf den Wertzuwachs. Dieser war bei Aktienfonds in Deutschland und Osteuropa mit 16% beziehungsweise 18,7% am stärksten. Aber auch die offenen Immobilienfonds, bei denen das Risiko gering ist, hatten mit einer Performance von 5,7% ein gutes Jahr. st W eil weder die Riester- noch die Rüruprente von der Abgeltungssteuer betroffen werden, räumt Dr. Rüdiger Ginsberg, Vorstandschef der Union Asset Management Holding AG, dem Thema Altersvorsorge 2008 einen hohen Stellenwert ein. Beim „Riestern“ ist die Union Marktführer. Im letzten Jahr wurden rund 480 000 Verträge mit einer Gesamtsumme von 700 Mio. Euro neu abgeschlossen. Insgesamt 1,5 Mio. Riester-Sparer vertrauen inzwischen auf das Produkt UniProfiRente. Da erst jeder Dritte der über 30 Mio. Bundesbürger, die zur dieser Altersvorsorge mit staatlicher Förderung berechtigt sind, einen solchen Vertrag besitzt, sieht Ginsberg noch ein großes Wachstumspotenzial. Besonders froh ist er darüber, dass rund 70% der neuen Riester-Abschlüsse mit solchen Sparern getroffen worden sind, die bisher noch nichts mit Investmentfonds zu tun hatten. Die Riesterrente ist also für die Union so etwas wie ein Türöffner. Ähnliches erhofft sich Ginsberg von der VR-RürupRente. Die gibt es als Pionierleistung in der Branche bei der Union seit September 2007. Seitdem wurden bereits 6 000 Verträge unterzeichnet. 2008 soll dieses Feld zusammen mit der R+V Versicherung verstärkt bearbeitet werden. Im Geschäftsjahr war Union Investment erfolgreich und ertragsstark. Das Neugeschäft wurde mit 12,2 Mrd. Euro fast verdoppelt. Das Geschäft mit den privaten Kunden explodierte förmlich. Von bescheidenen 300 Mio. Euro im Vorjahr wuchs das Volumen dramatisch auf 9,1 Mrd. Euro. Aber auch hier zum Leidwesen des Vorstandes das gewohnte Bild: Die Nachfrage nach Aktien- und Rentenfonds war stark rückläufig und die Käufe von Geldmarktund Garantiefonds oder anderen Produkten mit Wertsicherung und geringem Risiko wuchs stürmisch. Neukonzeption für größten deutschen Publikumsfonds Allein der geldmarktnahe Fonds und steuersparende UniOpti4 brachte es auf einen Nettoabsatz von 12,4 Mrd. Euro und legte als inzwischen größter deutscher Publikumsfonds in den ersten Wochen des neuen Jahres um weitere 2,6 Mrd. Euro zu. Dabei rentiert sich dieser Fonds ohne Berücksichtigung der persönlichen Steuerquote des Käufers nur mit 3,46%. Nach Einführung der Abgeltungssteuer am 1. Januar 2009 soll dieser Fonds neu konzipiert wer- den und auch weiterhin Steuervorteile bieten. Das Geschäft mit institutionellen Investoren ging von 5,5 Mrd. auf 3,2 Mrd. zurück. Erfreulich findet es der Vorstand, dass inzwischen 80% des Neugeschäftes mit gewerblichen Kunden gemacht wird, die nicht zum genossenschaftlichen Bereich gehören. Im Bestand stammen 40% nach vorher 32% von „Fremden“. 60% sind, wie der für die Spezialfonds zuständige Vorstand Ulrich Köhne sagte, „noch“ von genossenschaftlichen Kunden. Große Hoffnungen für die nahe Zukunft setzt die Union auf das gemeinsam mit der Bank of East Asia in Hongkong gegründete Joint Venture „BEAUnion Investment“. Auf dieser Plattform werden heute 2,3 Mrd. Euro umgesetzt. In fünf Jahren sollen daraus 10 Mrd. Euro werden. Dass die Assets under Management um ein Zehntel auf 175 Mrd. Euro zugenommen haben, ist laut Ginsberg ein wesentlicher Grund dafür, dass das Ergebnis vor Steuern um rund ein Viertel auf den neuen Rekordwert von 357 Mio. Euro gestiegen ist. Dazu beigetragen hat aber auch der weitere Rückgang der Cost-Income-Ratio von 63,4% im Jahr zuvor auf 61,5% im Geschäftsjahr. st 18 AKTIENSPIEGEL WirtschaftsKurier DIE DAX-WERTE Unternehmen letzte Dividende Adidas 0,50 Allianz* 5,50 BASF* 3,90 Bayer* 1,35 BMW 1,06 Commerzbank 0,75 Continental 2 Daimler* 2 Deutsche Bank* 4,50 Deutsche Börse* 2,10 Deutsche Post 0,90 Deutsche Postbank 1,25 Deutsche Telekom* 0,78 Eon* 4,10 Fresenius Medical Care 0,54 Henkel VZ 0,53 Hypo Real Estate 0,50 Infineon 0 Linde 1,90 Lufthansa NA 1,25 MAN 3,15 Merck 3,20 Metro 1,12 Münchener Rück* 5,50 RWE* 3,15 SAP* 0,46 Siemens* 1,60 ThyssenKrupp 1,30 TUI 0,25 Volkswagen* 1,80 DAX VOM 31.03. 6 534,97 | 29.02. 6 748,13 31.03. 29.02. 31.01. 28.12. 30.11. 31.10. 28.09. 31.08. 42,11 125,48 85,31 50,76 34,99 19,80 64,59 54,15 71,70 102,03 19,35 60,47 10,55 117,26 31,85 29,28 16,46 4,45 89,49 17,13 84,14 78,07 51,18 123,88 77,86 31,48 68,65 36,24 16,25 183,64 41,94 117,50 83,98 50,85 36,18 20,08 64,72 55,79 74,26 104,89 21,98 64,38 12,57 124,20 34,36 29,21 18,94 5,36 87,82 15,49 87,22 82,19 55,47 116,39 79,87 31,61 85,24 38,15 15,90 151,79 42,48 119,46 87,21 54,83 36,80 20,26 69,50 52,19 75,16 116,85 21,66 55,57 13,74 123,60 34,46 30,55 20,94 6,77 87,47 15,97 82,33 82,90 54,84 120,27 82,46 32,20 86,18 32,74 14,49 156,10 51,26 147,95 101,41 62,53 42,35 26,26 88,99 66,50 89,40 135,75 23,51 60,75 15,02 145,99 36,69 38,43 36,10 8,07 90,45 18,22 113,80 88,30 57,44 88,30 57,44 132,94 96,00 38,35 19,13 163,84 45,47 141 94,76 56,34 41,70 27,10 88,91 69,55 89,79 128,20 23,21 59,94 15,10 139,32 38,22 37,76 36,23 8,15 89,42 18,45 110 88,73 61,79 124,52 93,38 34,94 103,72 40,30 19,19 197,90 46,05 155,22 95,50 57,54 46,23 29,28 104,39 75,95 92,05 108,90 20,91 50,56 14,15 134,90 36,46 35,23 41,01 10,13 87,34 20,39 123,20 86,35 62,64 132,42 94,24 37,34 93,72 46,00 20,43 158,50 46,00 163,85 97,00 55,82 45,23 28,39 96,98 70,64 90,38 95,50 20,40 51,49 13,78 129,66 37,27 36,09 39,88 12,09 87,09 20,17 102,05 84,60 63,34 134,77 88,20 41,05 96,42 44,60 18,84 151,60 43,15 157,32 97,13 57,92 44,63 30,09 95,41 65,18 90,63 81,00 21,33 53,22 13,64 123,15 36,06 37,81 40,30 11,42 86,15 21,42 105,29 94,14 63,60 126,78 82,54 39,53 92,19 42,90 19,05 132,54 Hoch Tief (52 Wochen) 51,63 37,88 180,29 105,60 105,74 79,10 66,45 45,60 51,49 30,93 38,20 16,40 111,71 50,90 78,85 46,65 118,51 64,62 136,32 72,73 26,33 19,09 74,72 43,41 15,87 9,92 154,11 100,69 39,30 29,65 41,94 26,29 53,65 12,95 13,63 4,08 97,83 78,34 22,70 14,71 126,99 75,64 109,26 78,70 68,60 49,70 142,75 106,84 102,54 75,37 42,08 28,31 112,10 64,89 46,92 29,69 22,10 12,17 199,70 104,24 * Diese Dax-Werte gehören auch zum Euro Stoxx 50 Erholen sich die Aktienmärkte? Prinzip Hoffnung | Für eine generelle Entwarnung ist es zu früh E rholen sich die Aktienmärkte wieder und wie nachhaltig könnte dies sein, diese Frage bewegt die Anleger im Angesicht der sich stetig verstärkenden Finanzmarktkrise. Die M. M. Warburg Bank stellte nun die Frage, ob „das Schlimmste“ bereits überstanden sei. Denn nach der Übernahme der US-Investmentbank Bear Stearns durch J. P. Morgan und aufgrund der kräftigen Finanzspritze der US-Fed hatten die Aktienmärkte in kürzester Zeit eine beeindruckende Erholung hingelegt. Nicht einmal die neuen Milliardenbelastungen bei der UBS oder der Deutschen Bank hatten die Anleger gebremst. Doch die eher schlechten Quartalszahlen USamerikanischer Unternehmen (so musste der weltweit führende Aluminium-Hersteller Alcoa einen Quartalsgewinn von nur noch 303 Mio. US-Dollar melden – nach 632 Mio. US-Dollar im Vor- und 662 Mio. US-Dollar im Vergleichsquartal) und die Dollarschwäche sorgten schon wieder für Kurseinbrüche bei den relevanten weltweiten Kurs-Indizes. So kommen auch die Warburg-Analysten zu dem Schluss, dass nur die Hoffnung momentan die Basis für das Anlegerverhalten darstellt, denn die notwendige Gewissheit, ob das Ende der Subprime-Krise inzwischen erreicht ist, fehlt noch immer. Die jüngsten negativen Nachrichten bei den deutschen Landesbanken – allein die Bayerische Landesbank musste Abschreibungen in Höhe von 4,3 Mrd. Euro eingestehen – zeigt, dass es für eine generelle Entwarnung noch viel zu früh ist. Subprime-Kredite könnten sich weiter verteuern Unklar ist für die Warburg-Analysten auch, ob die Zinssenkungen und unkonventionellen Liquiditätshilfen der Fed mehr als einen positiven psychologischen Effekt für die Märkte bedeuten. Allerdings haben die Zinssenkungen der US-Notenbank noch immer nicht zu einem nachhaltigen Rückgang der Hypothekenzinsen geführt, so stagniert der Festzins für eine Hypothek über 30 Jahre seit Jahresbeginn bei 5,75%. Der variable Hypothekenzins für ein Jahr – eine wichtige Referenzgröße für diejenigen Subprime-Kredite, bei denen demnächst eine Neufestsetzung der Zinsen erfolgt – DIE EURO STOXX 50-WERTE Unternehmen Aegon Air Liquide Alcatel Arcelor Mittal AXA-UAP Banco Bilbao Banco Santander BNP Paribas Carrefour Credit Agricole Danone Enel ENI Fortis France Télécom Generali Iberdrola ING Intesa Sanpaolo L’Oréal LVMH Nokia Philips Repsol S.A. Renault Saint Gobain Sanofi-Aventis Schneider Electric Société Generale Suez Lyonaise Telecom Italia Telefonica de Espana Total Unicredito Italiano Unilever Vinci Vivendi letzte Dividende 0,31 2 0,16 1,06 0,24 0,20 3,10 1,03 0,94 1 0,21 0,65 0,64 1,20 0,54 0,37 0,73 0,38 1,18 1,10 0,43 0,60 0,36 3,10 1,70 1,75 3 1,75 1,20 0,14 0,30 1 0,24 0,47 1,80 1,20 ist sogar von 6% auf 7% gestiegen. Der durchschnittliche Marktzins für SubprimeKredite liegt mit knapp 9% bei einer Schwankungsbreite von 7,5% bis 9,7% noch über diesem variablen Zinssatz. Damit könnte der Zinssatz für neue Subprime-Kredite sogar in den zweistelligen Bereich klettern – was zu einer weiteren Zunahme bei Zahlungsausfällen und Zwangsversteigerungen führen und den Preisdruck am Immobilienmarkt erhöhen würde. Warburg schätzt die Wahrscheinlichkeit, dass es in den USA zu einer Rezession kommen wird, für sehr hoch ein. Da eine solche Rezession mehr als ein oder zwei Quartale anhalten werde, es außerdem eher unwahrscheinlich sei, dass schon zu Beginn einer Abschwungphase die Ausfallraten bei diversen Krediten ihren Höhepunkt erreicht hätten, rechnet Warburg mit weiteren Abschreibungen bei den Banken, zum Beispiel bei Kreditkarten- oder Automobilkrediten. Die einzige Frage, die bei den Aktienmärkten zu stellen ist, lautet: Sind die negativen Einschätzungen und Nachrichten bereits in den gegenwärtigen Kursen eingepreist? Warburg Research/uk EURO STOXX 50 VOM 31.03. 3 628,06 | 29.02. 3 724,50 31.03. 29.02. 31.01. 28.12. 30.11. 31.10. 28.09. 31.08. 9,32 96,57 3,62 51,89 22,99 13,95 12,62 63,89 48,87 19,60 56,64 6,72 21,53 15,96 21,30 28,67 9,82 23,72 4,48 80,44 70,50 20,04 24,23 21,86 70,10 51,65 47,52 81,96 62,02 41,57 1,33 18,20 47,04 4,26 21,27 45,79 24,75 9,96 93,95 3,91 50,67 22,48 13,76 11,93 59,57 46,68 18,04 51,98 7,13 22,77 14,68 22,28 28,27 9,60 22,25 4,44 78,72 68,23 24,10 25,98 22,85 71,20 52,22 48,79 75,72 71,10 42,21 1,65 19,24 49,99 4,87 20,53 45,96 26,22 9,96 92,94 4,19 44,10 22,88 14,07 11,83 65,83 47,01 20,49 54,03 7,45 21,65 14,89 23,62 28,44 10,18 21,68 4,77 82,46 68,53 24,36 26,18 21,33 75,79 52,07 54,35 77,12 83,20 40,86 2,04 19,54 48,71 4,94 21,79 45,42 26,85 12,15 101 4,96 52,77 27,21 16,70 14,77 74,26 53,06 23,02 61,76 8,13 25,13 18,25 24,54 30,77 10,32 26,74 5,40 98,27 82,91 26,40 29,49 24,22 97,82 64,67 63,14 92,25 98,68 47,04 2,13 22,22 56,60 5,65 25,19 50,60 31,34 12,21 99,20 5,58 50,47 27,93 17,01 14,64 77,15 52,91 24,02 60,26 18,19 24,41 18,31 25,95 31,33 11,27 26,53 5,45 94,93 82,94 27,27 28,66 25,18 99,45 67,25 65,01 95,38 105,58 45,48 2,17 22,91 55,23 5,81 24,15 54,47 31,39 14,26 94,99 6,70 55,40 30,86 17,37 15,00 76,09 49,69 27,29 59,17 8,29 25,24 22,06 25,46 32,73 11,11 31,04 5,48 90,64 88,88 27,35 28,55 27,25 115,90 73,99 60,54 95,05 115,86 44,90 2,17 22,79 55,65 5,93 22,39 56,62 31,08 13,43 93,86 7,20 55,35 31,38 16,44 13,63 76,74 49,13 27,05 55,20 7,95 26,01 20,65 23,49 30,88 41,20 31,13 5,41 92 84,07 26,66 31,65 25,05 101,62 73,19 59,38 88,60 117,68 41,30 2,13 19,63 57,02 6,01 21,65 54,79 29,60 13,39 93,55 8,03 29,41 16,89 13,40 77,42 51,37 27,70 55,91 7,59 25,42 26,91 22,14 30,06 40,70 29,52 5,54 85,98 81,99 24,17 28,93 26,48 99,02 79,86 59,92 118,37 41,47 2,08 18,22 55,25 6,30 22,43 30,01 Hoch Tief (52 Wochen) 16,13 8,44 105,21 82,15 10,73 3,24 58,25 35,35 34,88 19,18 18,92 12,41 15,23 10,50 95,07 52,12 58,46 43,52 33,10 16,57 64,00 50,10 8,60 6,48 28,95 20,70 29,78 12,82 27,33 19,22 33,84 26,47 12,03 7,55 34,74 18,77 6,28 3,96 99,97 74,25 89,36 61,95 28,76 16,88 33,27 22,65 30,59 18,27 122,87 59,81 85,85 45,41 71,95 44,30 110,26 69,01 151,64 59,55 49,35 35,60 2,48 1,15 23,48 16,04 63,40 45,45 7,77 4,07 25,72 19,86 62,42 39,60 33,04 23,05 APRIL 2008 DIE MDAX-WERTE MDAX VOM 31.03. 8 787,38 | 29.02. 9 093,54 Unternehmen letzte 31.03. Dividende Aareal Bank 0,50 20,67 Altana 0,51 13,36 AMB Generali Holding 2,90 108,08 Arcandor 0 12,67 Arques 0,51 12,38 Beiersdorf 0,70 53,29 Bilfinger Berger 1,80 54,56 Celesio 0,77 31,36 Douglas Holding 1,10 34,47 Demag Cranes 1,10 28,92 Deutsche EuroShop 1,05 26,58 Deutz 0,40 7,29 EADS 0,65 15,04 Fraport 1,15 45,72 Fresenius 0,67 52,75 Gagfah 11,88 Gea Group 0,20 21,30 Gildemeister 0,35 15,94 Hamburger Hafen 48,25 Hannover Rück 2,30 33,02 Heidelberger Druckm. 0,95 17,01 HeidelbergCement 1,30 109,07 Hochtief 1,30 58,00 Hugo Boss VZ 6,46 32,06 IVG Immobilien 0,50 17,72 K+S 2 207,31 Klöckner & Co 0,80 32,41 Krones VZ 0,53 51,70 KUKA 1 21,76 Lanxess 1 25,43 Leoni 0,90 30,32 MLP 0,50 9,02 MTU Aero Engines 0,93 26,75 Norddt. Affinerie 1,45 25,08 Pfleiderer 0,30 16,00 Praktiker Bau- u. H. 0,45 16,93 Premiere 0 13,67 ProSiebenSat1 VZ 1,25 13,70 Puma 2,75 243,94 Rheinmetall VZ 1,30 44,70 Rhön-Klinikum VZ 0,50 18,77 Salzgitter 2 110,19 SGL Carbon 0 40,00 Stada Arzneimittel VNA 0,71 46,01 Südzucker 0,55 14,05 Symrise 0,50 16,36 Tognum 0,60 13,89 Vossloh 1,70 89,36 Wacker Chemie 3 129,78 Wincor Nixdorf 2,78 50,70 29.02. 31.01. 28.12. 30.11. 31.10. 28.09. 22,45 15,32 99,20 11,67 13,99 52,95 52,54 37,92 35,10 28,28 25,14 6,92 17,44 49,23 55,65 11,01 21,59 15,54 31,57 16,10 105,55 72,14 39,55 23,10 192,76 31,38 51,14 21,34 25,20 27,90 9,32 33,60 26,55 14,70 16,52 14,16 14,26 235,56 46,21 19,10 117,18 37,01 46,42 14,50 17,98 16,10 91,87 142,11 52,69 22,60 15,06 96,54 12,43 14,77 51,55 41,76 39,25 33,79 27,01 24,08 6,17 17,04 50,45 52,28 12,12 20,60 13,75 29,88 18,16 100,33 67,23 36,21 22,70 168,28 27,48 51,88 21,18 23,20 27,75 10,52 35,79 29,27 14,76 14,23 14,84 13,43 240,25 47,46 17,89 104,32 33,68 42,05 14,22 16,66 16,40 82,50 143,86 51,72 31,30 16,65 106,75 16,24 23,50 53 52,78 42,50 39,45 29,34 23,50 6,95 22,00 53,87 56,90 11,88 23,80 18,50 31,55 23,00 106,00 92,00 39,00 23,58 162,75 27,50 54,99 26,01 33,60 33,60 10,75 40,00 26,67 14,24 20,40 12,90 16,39 273 54,38 21,58 102,05 37,02 42,05 16,9 19,28 20,61 80,10 197,70 65,00 29,47 17,00 102,64 20,64 26,92 55,01 55,52 39,52 41,81 31,10 26,26 7,36 21,90 52,75 56,56 11,55 24,76 17,11 32,45 21,57 111,70 90,19 47,00 27,14 139,28 32,76 56,71 27,20 31,84 36,10 9,88 36,52 23,15 13,84 20,85 10,71 18,19 274,83 56,54 21,47 108,95 38,46 42,38 14,91 19,84 20,00 74,00 190,26 50,02 35,77 16,73 108,26 22,20 29,50 54,71 61,45 39,15 43,97 39,75 27,67 9,48 23,49 53,86 54,73 13,00 25,90 22,16 36,45 28,19 110,18 95,31 46,71 31,23 144,31 36,65 63,45 28,01 34,47 43,82 9,15 42,14 28,75 18,32 24,96 14,15 20,17 295,92 61,52 21,92 135,71 40,27 43,88 15,69 20,57 24,91 81,63 169,50 68,56 34,50 35,00 16,90 16,78 109,67 106,26 23,48 20,00 32,50 31,25 52,52 49,27 54,81 60,28 44,26 45,95 43,81 44,10 33,04 33,95 25,90 25,60 8,89 8,61 21,45 21,76 48,49 50,14 54,57 54,02 13,80 14,63 24,67 23,70 19,48 17,04 35,58 34,07 30,68 33,27 103,53 110,00 85,07 73,63 47,57 43,35 26,14 26,26 128,56 105,391 48,47 44,77 56,72 57,31 30,08 29,79 33,28 36,75 42,79 38,48 9,36 11,70 42,70 46,71 30,80 32,13 16,25 18,70 26,25 30,82 15,14 15,94 22,04 25,15 301,36 294,74 55,71 60,93 22,45 22,57 137,47 145,00 40,20 35,16 45,73 47,08 14,09 14,12 18,60 19,95 22,00 21,90 75,70 79,16 164,13 160,30 58,00 63,11 DIE SDAX-WERTE Unternehmen Air Berlin Alstria Office Balda Bauer BayWa Biotest C.A.T OIL Colonia Real Estate comdirekt bank CTS Eventim Curanum D+S Europe Dt. Beteiligungs AG Deutsches Wohnen DIC Asset Dürr Dyckerhoff VZ Elexis ElringKlinger EM.Sport Media Escada Fielmann Fuchs Petrolub VZ Gerresheimer Gerry Weber GfK Grammer GrenkeLeasing HCI Capital Highlight Comm. Homag Group H&R Wasag IKB INDUS Holding Interhyp Jungheinrich VZ Koenig & Bauer KWS Saat Medion MPC Capital MVV Energie Patrizia Immo Rational Sixt Springer Axel TAG Tegernsee Takkt Thielert Vivacon Wacker Constr. letzte Dividende 0 0,50 0,30 0,30 0 0,41 0,49 0,10 0 3,50 0 1,65 0,40 1,32 0,54 1,40 0 0 1,40 1,50 0,40 0,40 1 0,60 0,70 0,40 0,70 0 1,20 4,10 0,58 0,50 1,40 0,15 3,50 0,80 0,15 4,50 1,05 4 0,10 0,80 0 0,40 31.08. Hoch Tief (52 Wochen) 40,25 16,82 22,70 13,15 119,73 90,16 29,52 9,25 41,80 10,01 56,89 45,85 74,73 35,21 55,47 28,36 50,45 30,00 53,00 18,22 30,13 20,76 12,10 5,02 24,99 12,84 60,49 43,48 63,60 49,51 22,69 10,24 28,34 18,11 23,10 9,74 68,30 39,68 37,79 23,57 40,98 14,50 121,30 90,05 98,31 56,50 49,69 25,70 37,42 17,03 212,25 81,48 65,75 19,05 64,88 40,50 31,79 16,71 43,75 20,77 46,81 22,90 19,45 7,83 52,11 23,28 35,35 20,69 25,32 11,60 34,50 12,51 20,30 11,10 30,39 11,26 351,70 195,23 76,89 42,00 24,13 16,30 158,90 80,51 46,80 24,20 51,43 36,05 16,90 13,07 23,12 14,46 26,60 13,31 96,99 62,60 200 114,01 75 44,64 SDAX VOM 31.03. 4 488,35 | 29.02. 4 687,28 31.03 29.02. 31.01. 28.12. 30.11. 31.10. 28.09. 31.08. 7,38 13,38 2,38 41,65 37,68 37,10 10,71 12,90 8,05 27,60 4,94 8,70 16,09 18,16 21,07 26,60 40,20 16,83 70,75 2,68 17,38 39,07 59,09 31,87 22,65 25,05 16,65 22,00 14,14 7,25 19,01 14,76 4,10 22,20 48,42 23,00 19,90 127,05 16,01 44,66 31,10 4,71 125,32 28,26 78,00 5,95 11,39 4,03 13,38 12,71 10,31 11,68 6,00 42,30 36,00 31,48 14,22 15,86 8,15 27,60 6,09 9,53 19,75 21,79 20,51 24,66 41,58 16,08 70,06 2,89 12,83 38,84 53,50 31,99 20,50 26,16 18,33 24,40 15,75 7,40 19,85 14,46 5,61 20,74 48,16 23,40 18,60 144,70 17,14 49,58 31,70 4,11 192,92 26,48 81,90 6,47 11,21 8,96 15,27 13,75 11,50 11,20 5,75 39,26 33,00 28,50 15,15 14,02 7,70 27,60 8l,30 9,05 18,93 23,72 19 ,73 20,61 39,99 15,50 67,92 3,04 12,40 37,77 51,00 34,35 19,86 24,60 17,95 20,85 14,40 1,64 17,92 16,16 6,73 20,67 44,88 20,92 16,50 130,00 15,65 42,91 31,50 4,34 123,81 25,92 80,92 6,00 10,80 9,65 12,90 11,76 12,27 10,25 9,10 48,50 34,00 34,40 15,05 17,00 8,36 27,60 9,30 12,33 21,41 21,10 21,75 25659 41,00 19,30 85,00 3,43 19,03 44,31 60,59 38,20 22,24 27,50 16,02 22,90 14,90 8,65 20,70 20,24 6,18 24,25 49,54 26,73 19,30 143,16 18,38 61,16 31,29 5,16 140,00 30,85 98,00 6,54 11,90 13,60 12,95 14,62 10,83 11,35 9,30 47,13 40,83 38,34 15,14 18,89 8,50 27,60 9,24 12,98 22,85 26,20 20,82 27,22 39,90 20,35 72,64 3,89 24,30 45,05 61,80 37,70 22,49 27,79 16,75 23 14,92 8,29 20,87 24,21 8,46 24,52 48,25 27,88 20,50 131,00 18,62 57,15 32,80 5,82 149,75 32,38 110,00 7,33 12,26 10,01 13,78 16,85 12,53 12,21 7,40 52,83 44,92 40,40 18,50 20,66 9,90 27,60 9,04 13 24,10 30,60 23,46 34,50 42,25 24,16 75,99 4,88 28,33 47,35 71,00 38,00 24,71 27,86 16,55 29,79 15,24 8,40 28,14 23,30 14,39 26,05 59,35 34,00 24,00 145,71 19,04 56,20 29,94 9,21 160 37,25 106,77 8,14 13,40 17,60 16,14 16,45 11,67 13 6,75 45,90 40,25 36,65 17,95 27,15 8,74 27,74 7,00 12,70 24,55 30,13 24,85 29,86 43,50 20,35 79,50 4,50 25,87 46,50 64,72 38,00 22,66 28,36 22,25 27,30 15,20 8,68 12,91 13,79 7,75 55,25 41,00 31,45 20,67 29,85 8,46 27,78 4,91 14,25 26,00 25,71 24,42 30,00 49,80 21,55 67,60 4,43 29,21 48,10 67,95 38,40 23,02 29,20 19,74 28,24 15,39 7,92 23,04 13,99 26,00 53,00 31,75 25,25 135,50 13,10 59,92 29,49 10,74 134,92 35,07 120,00 8,25 11,90 19,12 18,25 19,54 27,53 14,00 27,15 82,94 30,69 26,20 122,66 13,99 65,00 28,30 11,50 137,04 38,10 127,00 8,80 12,94 20,60 21,87 22,20 Hoch Tief (52 Wochen) 21,50 6,94 16,75 9,29 12,12 1,91 68,03 30,00 47,85 25,53 40,00 25,41 25,59 10,00 40,10 10,50 13,45 6,02 38,33 23,63 9,63 4,42 15,15 6,51 32,24 15,10 45,33 18,79 33,24 15,63 35,00 17,51 56,00 33,55 27,44 13,40 89,00 53,00 5,08 2,40 38,65 12,01 52,73 32,59 75,40 40,00 40,00 29,30 26,31 14,60 39,58 21,81 23,80 14,74 37,00 18,04 17,95 12,00 10,07 6,21 32,64 15,85 38,39 11,06 31,20 3,92 31,90 18,02 97,00 37,07 37,18 18,00 29,61 15,76 161,94 101,11 20,93 8,60 77,38 40,00 34,24 24,94 17,13 2,93 164,68 107 47,20 23,20 138,95 60,00 10,94 5,50 14,60 9,50 25,95 3,63 31,30 9,39 29,76 9,05 SACHSENDREIECK APRIL 2008 WirtschaftsKurier 19 Treffpunkt für Autofreunde Profitieren von der Sonne Verbindung mit der ganzen Welt Selbst auferlegte Klimastrategie Die traditionsreiche Leipziger Messe veranstaltet mit der AMI die in diesem Jahr wichtigste deutsche Automesse. Seite 20 Die Solarindustrie floriert im früheren Chemiedreieck um Bitterfeld und fungiert nun als Beschäftigungsmotor der Region. Seite 20 Der Flughafen Leipzig-Halle entwickelte sich mit Hilfe der DHL zu einem der Frachtdrehkreuze Europas nach Asien. Seite 21 Der schwedische Energiekonzern Vattenfall investiert kontinuierlich in die Modernisierung ostdeutscher Braunkohlekraftwerke. Seite 22 Kulturlandschaft mit ökonomischem Potenzial Metropolregion Sachsendreieck | Eine Landschaft mit blühenden Städten EIN EUROPÄISCHES ZUKUNFTSMODELL VON BURKHARD JUNG, OBERBÜRGERMEISTER DER STADT LEIPZIG Die Metropolregion Sachsendreieck ist nicht nur eine der elf von der Ministerkonferenz für Raumordnung bestätigten Europäischen Metropolregionen, ihr kommt darüber hinaus eine besondere Bedeutung für die Entwicklung in Ostdeutschland zu. Dank der vielfältigen Erfahrungen und bereits realisierten Lösungen bei der Bewältigung von gesellschaftlichen wie wirtschaftlichen Umbrüchen darf sie insbesondere als europäisches Zukunftsmodell für Transformationsprozesse gelten. Profil für den globalen Wettbewerb stärken Die Skyline von Dresden mit der Elbe im Vordergrund beeindruckt auch nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges den Besucher. Im Bild (von links) das Schloss mit Schlossturm, die Hofkirche und die Semperoper. Foto: Stadt Dresden VON ULRICH KIRSTEIN D er Osten wird von vielen im Westen noch immer vorwiegend als „Problemzone“ gesehen. Dabei wird gerne übersehen, dass es auch hier Landstriche und vor allem Städte gibt, die wirtschaftlich und kulturell aufgeblüht sind. Die Powerregion im Osten schlechthin ist das „Dreiländereck“, wo Sachsen, SachsenAnhalt und Thüringen zusammenstoßen, verbunden mit Städten wie Dresden und Leipzig, Zwickau und Chemnitz sowie Halle und Weimar. Seit 1997 wurde die Region von der Ministerkonferenz für Raumordnung als europäische Metropolregion anerkannt. Seit der Jahrtausendwende erfolgten dann konkrete Kooperationen der Oberzentren und seit 2002 existiert auf Initiative der Sächsischen Staatsregierung die Arbeitsgruppe „Metropolregion Halle/ Leipzig-Sachsendreieck“, bestückt mit Vertretern der vier Oberzentren Dresden, Chemnitz, Leipzig und Zwickau. 2004 erfolgte der erste gemeinsame Auftritt der Metropolregion auf der Expo Real in München. Im November vergangenen Jahres fand schließlich in Leipzig die erste Konferenz der Metropolregion mit mehr als 150 Akteuren aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen unter dem Motto „Auf dem Weg vom Städtenetz zur überregionalen Partnerschaft“ statt. ditionen mit Erfolg anknüpfen, aber auch in ganz neue Bereiche wie die Nano-, Halbleiter- und vor allem Solartechnologie einsteigen. So entwickelte sich die traditionelle Autostadt Zwickau – mit Horch und Trabant – mit der Volkswagen Sachsen GmbH zu einem wichtigen Autostandort. In den Fahrzeugwerken Zwickau fertigt VW Sachsen mit 6 200 Beschäftigten den Golf und die Passat Limousine mit täglich etwa 1 200 Fahrzeugen sowie die Nobel-Karosserien für den Phaeton und für Bentley. Im Motorenwerk Chemnitz werden täglich 3 400 Motoren und 3 000 Ausgleichswellengetriebe von 900 Beschäftigten gefertigt. Daneben haben sich in Zwickau zahlreiche mittelständische Zulieferbetriebe angesiedelt, aber auch Unternehmen aus der Chemie, der Bau- und Elektronikindustrie. Wiederaufbau auch an alten Industriestandorten Halle an der Saale bildet mit Leipzig einen eigenen Wirtschaftsraum, der nicht zuletzt durch den stark prosperierenden Flughafen Leipzig/Halle gekennzeichnet ist. In Halle ist in alter Tradition vor allem die Chemie- und Raffinerie-Region um Schkopau und Leuna. Heute haben sich hier im Raum Bitterfeld die BSL Buna Sow Leune Olefinverbund GmbH (Tochter von Dow Chemical) und die Mitteldeutsche ErdölRaffinerie GmbH (Tochter von Elf Aquitaine) angesiedelt. In Leipzig sind neben der altehrwürdigen und doch hochmodernen Messe und der zweitältesten deutschen Universität heute viele Premium-Unternehmen mit eigenen Werken vertreten: So siedelten sich die Automobilfirmen Porsche und BMW hier an, denen eine ganze Reihe von Zulieferern folgten, die aus Leipzig einen der Automobilstandorte Deutschlands machten. Die DHL nutzt den Flughafen Leipzig/Halle als europäisches Frachtdrehkreuz und der Internet-Versandhändler Amazon errichtete hier sein größtes deutsches Logistikzentrum. Mit dem Energieversorger Verbundnetz Gas hat hier ein weiteres umsatzstarkes Unternehmen seinen Sitz. Siemens ist mit 1 700 Mitarbeitern in Leipzig ansässig. Noch aus DDR-Zeiten „überlebt“ haben das Maschinenbauunternehmen Kirow und der Bergbauausrüster Takraf. Der traditionsreiche Klavierbauer Julius Blüthner Attraktive Reiseziele Welche Kulturlandschaft hinter der Metropolregion Sachsen steckt, braucht wohl kaum noch ausgeführt werden, denn längst haben sehr viele Westdeutsche diese Region als Touristen für sich erschlossen: die zu großen Teilen wiedererstandene Innenstadt Dresdens etwa mit dem restaurierten Schloss, dem Grünen Gewölbe, dem Zwinger und nicht zuletzt der Rekonstruktion der Frauenkirche. Als weitere Stichworte mögen das Gewandhaus samt Orchester in Leipzig oder der Leipziger Thomanerchor genügen, die an die reiche musikalische Tradition der Region anknüpfen mit Namen wie Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel, Felix Mendelssohn Bartholdy oder Robert Schumann. Wem dies zu „klassisch“ erscheint, der kann sich davon im Beatles Museum in Halle erholen! Oder in Auerbachs Keller in Leipzig stilvoll historisch essen, um etwaig zugelegte Pfunde in den steilen Felsformationen der Sächsischen Schweiz wieder „abzuarbeiten“. Doch auch wirtschaftlich konnten die Städte des Sachsendreiecks wieder Fuß fassen und zum Teil an alte Tra- junkturanfällige – Größe hier angesiedelt. Nicht zu vergessen das in Meißen noch immer produzierte Porzellan, das einen weltweit bekannten Ausfuhrartikel darstellt und vielleicht am augenscheinlichsten die glückliche Verbindung von Kunst und Wirtschaft dokumentiert, die auch ein Kennzeichen dieser Region in Deutschland ist. Sie verfügt dazu über zukunftsfähige und innovative Entwicklungskerne beispielsweise in den Bereichen Logistik, Mikroelektronik, Biotechnologie oder regenerative Energieerzeugung. Dieses Potenzial stringent auszubauen, sind wir auf gutem Weg. Neben den Kernstädten Chemnitz, Dresden, Halle/Saale, Leipzig und Zwickau bringen sich Erfurt, Weimar, Jena, Gera, Magdeburg und Dessau aktiv ein. Zusammen mit Partnern aus Wirtschaft, Forschung und Kultur ist das die Voraussetzung, um das Profil der Metro- Der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung ist Vorsitzender des Gemeinsamen Ausschusses der Metropolregion Sachsendreieck. Foto: Leipzig polregion Sachsendreieck weiter zu schärfen, den hiesigen Ballungsraum ebenso wie die einzelne Gebietskörperschaft oder Kommune zu stärken und im globalen Wettbewerb aussichtsreich zu bestehen. MARKT Bei uns werden Marktchancen groß geschrieben: 11.000 Aussteller, 40 Messen und 1,6 Mio. Besucher aus 50 Ländern lassen internationale Märkte zusammenwachsen. Leipzig stellt mit zahlreichen Wirtschaftsunternehmen, dem nahegelegenen Flughafen Leipzig/Halle und der modernen Messe das ökonomische Herz des Sachsendreiecks dar. Foto: Stadt Leipzig Wissenschaft beheimatet. Der Computerhersteller Dell hat seine Zentrale genauso in Halle wie die Kathi Rainer Thiele GmbH, bekannt für ihr Kathi-Kuchenmehl. Mit Werken vertreten sind aber auch noch beispielsweise Bombardier Transportation oder die Coca Cola Erfrischungsgetränke AG. Noch aus den DDR- beziehungsweise Vor-DDR-Zeiten stammt die weithin bekannte – und damals stark verschmutzte – Zu den Sehenswürdigkeiten der Region zählt die Moritzburg bei Halle. Foto: Halle Und jetzt kommen Sie! Pianofortefabrik konnte sich über alle Unbillen hinweg seit 1853 behaupten. Unter den Dienstleistern hat sich neben einigen Banken auch die European Energy Exchange (EEX) als die größte Energiebörse in Europa etabliert. Kreativität in Kunst und Wirtschaft ist gefragt Wie kreativ Leipzig mit nicht mehr genutzten Industrien umgeht, beweist die ehemalige Leipziger Baumwollspinnerei AG, auf deren Gelände sich zahlreiche Galerien niedergelassen haben. Sie kann somit als Nukleus der so genannten „neuen Leipziger Schule“ gelten, deren Hauptvertreter wie Neo Rauch oder Tim Eitel den internationalen und (später) auch nationalen Kunstmarkt eroberten. Auch die Kunst- und ehemalige Residenzstadt Dresden, Elbflorenz, konnte in den letzten Jahren wirtschaftlich prosperieren. Als Leuchtturm- und Vorzeigeprojekt sei die Gläserne Manufaktur von Volkswagen genannt, in der die Nobellimousine Phaeton vor den Augen der Interessierten gefertigt wird. Daneben hat sich die Halbleiterindustrie mit Herstellern wie AMD und Infineon als feste – wenn auch kon- Tel.: +49 341 678 - 0 · www.leipziger-messe.de SACHSENDREIECK 20 WirtschaftsKurier APRIL 2008 Ein Glanzpunkt für alle Autofreunde Messe Leipzig | AMI – die wichtigste deutsche Automesse in 2008 W enn die AMI, die größte Automesse des Jahres 2008 in Deutschland und damit eine wichtige Autoschau für Mitteleuropa, für eine Woche ihre Tore öffnet, strömen die Besucher gerne nach Leipzig. Denn diese Messe ist nicht nur eine statische Präsentation von auf Hochglanz polierten Fahrzeugen, sondern vor allem eine fahraktive Ausstellung: Über 100 Autos von 27 Herstellern warten auf Probefahrer und die im letzten Jahr bereits erfolgreich durchgeführte Aktion lockte mehr als 22 000 Menschen ans Steuer. Neben der AMI wartet die AMITEC vor allem auf Fachbesucher. Dort dreht sich alles um die neuesten Innovationen für Wartung, Vertrieb, Pflege, Service und Reparatur von Pkw und Nutzfahrzeugen. 250 Hersteller und namhafte Handelsunternehmen werden Seite an Seite ihre Angebote präsentieren, die 2007 mehr als 50 000 Besucher anlockten. Wolfgang Marzin, Vorsitzender der Geschäftsführung der Leipziger Messe GmbH, unterstreicht dies: „An der AMITEC geht im ersten Halbjahr 2008 kein Weg vorbei. Sie ist die Nummer eins in Mitteleuropa und wird diese Positionierung 2008 weiter ausbauen.“ Zurück zu den Autos, die den eigentlichen Mittelpunkt der AMI bilden. Zahlreiche Premieren, über 100 an der Zahl, sollen begeistern und vor allem eines: Den deutschen und mitteleuropäischen Automarkt beflügeln. Drei Automessen in den Über 100 Premieren werden auf der AMI in Leipzig gezeigt – und das nach den Messen in Detroit, Genf und Chicago! Im Bild der neue Kleine von Chevrolet, der Aveo, der in Südkorea produziert wird. Foto: Chevrolet letzten zwei Monaten, Detroit, Genf und Chicago, erschweren es den Herstellern Weltpremieren zu feiern. Dennoch präsentieren drei Hersteller vier Fahrzeuge: Mercedes die A- und B-Klasse, Hyundai den i10 blue CNG und Ford den neuen Focus mit Autogas-Antrieb. Mit der einzigen Europa-Premiere in Leipzig wartet Honda auf: Der Accord geht in eine neue Runde und soll sich nach Angaben des japanischen Herstellers als ernstzunehmende Alternative im D-Segment positionieren. Oben ohne zeigen sich die beiden bayrischen Premiumhersteller Audi und BMW. A3 und 1er sind im Frühling als echte Spaß-Automobile mit hohem Nutzfaktor und Stoffverdeck zu erwerben. Diesel und Der Lancia Delta meldet sich mit einem Paukenschlag zurück. In Sachen Design glänzte der Italiener auf der AMI in Leipzig. Foto: Lancia Benziner sind bei beiden im Angebot, und während der Audi die Leistung des kleinen Cabrios bei 147 kW (200 PS) stoppt, legt BMW mit dem 135i eins drauf und bietet eine echte Alternative zum Blechdach-3er mit 225 kW (305 PS) an. Noch mehr Power lässt den M3 fauchen, in Leipzig stehen die Deutschland-Premieren Cabrio und Limousine, jeweils mit acht Zylindern und 309 kW (420 PS). Mächtig Eindruck schindet der X6, von vorne ein X5 und im Heckabschluss fast ein Coupé. Der Wolfsburger Volkswagen Konzern zeigt gleich zwei Coupé-Varianten. Da ist zum einen der brandneue Scirocco, der mit viel Platz im Heckbereich fast schon als Kombi durchgehen könnte, und der schicke Passat CC. Die tschechische SkodaTochter ist mit dem neuen Superb auf der AMI präsent. Die luxuriöse Limousine zeigt deutlich, dass umfangreiche Ausstattung und hohe Qualität nicht zwangsläufig teuer sein müssen. grill mit seinem prominenten Markenzeichen soll so die künftigen Modelle der populären GM-Marke kennzeichnen. In Leipzig wird der Aveo als Drei- und Fünftürer neben seinen sportlichen, von Irmscher aufgemotzten Brüdern Captiva und Matiz gezeigt. Citroën will mit dem C5, der im April zu den Händlern kommt, neue Marktanteile holen. Helfen kann dabei das moderne Design dieser Mittelklasse-Limousine gepaart mit einer großzügigen Ausstattung zu einem adäquaten Preis. In das gleiche Horn stößt Renault mit dem Laguna, der im Gegensatz zu seinem mäßig erfolgreichen Vorgänger technisch wesentlich besser und zuverlässiger sein soll. Peugeot stellt den 308 als Kombi vor, das Cabrio des 308 wird erst auf dem Pariser Autosalon im Herbst zu sehen sein. Aus Japan kommt ein Extremsportler nach Leipzig: Der Nissan GT-R soll die Porsches und Ferraris dieser Welt aufmischen MESSE LEIPZIG Neuheiten mit viel PS und wegweisendem Design Die Rüsselsheimer zeigen den neuen und nochmals verbesserten Opel Zafira, mit sieben Sitzen die Ideallösung für größere Familien. Ford führt den Kuga ins Rennen der kompakten SUV. Kein leichtes Unterfangen, aber mit diesem schicken Auto ist der Erfolg fast schon vorgezeichnet. Die neue Generation des Fiesta ist richtig erwachsen geworden und lässt sich auf der AMI in der fünftürigen Variante bewundern. Mit dem RS 60 Spyder will Porsche an die Ära des Rennsports der 60er Jahre anknüpfen. 223 kW (303 PS) sprechen dabei eine deutliche Sprache und wer den sportlichsten Boxster erwerben möchte, muss sich sputen, denn die Produktion ist auf 1 960 Exemplare begrenzt. Während Alfa Romeo dieses Jahr nicht von der Partie ist, werden in Italien wohl trotzdem die Sektkorken knallen: Mit dem neuen Lancia Delta meldet sich die Traditionsmarke mit einem echten Paukenschlag zurück. In dieser Klasse markiert Lancia mit einem Traum-Design einen neuen Höhepunkt automobiler Schaffenskunst. Wenn er sich dann noch fährt, wie er aussieht, kann es dem Delta gelingen, die Gunst der Käufer zu gewinnen. Das neue Gesicht von Chevrolet symbolisiert der kleine Aveo, der in Südkorea gebaut wird. Der große, zweigeteilte Kühler- und ist mit seinen 353 kW (490 PS) und einer Höchstgeschwindigkeit von 309 Stundenkilometern bestens dafür gerüstet. Für einen in dieser Klasse fast konkurrenzlosen Preis, der GT-R startet bei 74 990 Euro, soll er ab Frühjahr 2009 die europäischen Märkte erobern. Ob die AMI die schwache Nachfrage bei Automobilen in Deutschland beflügeln kann, bleibt dahingestellt. Interessante Modelle mit leistungsfähigen und dennoch sparsamen Motoren sind zwar reichlich vorhanden, aber fehlende Vorgaben der Politik und die hohen Spritpreise stehen höheren Absätzen kontraproduktiv gegenüber. Der große Zuspruch an Besuchern (2007 über 270 000) ist in jedem Fall ein gutes Zeichen und möglicherweise platzt die Spekulationsblase auf den Rohstoffmärkten bald, sodass sich die Benzinkosten wieder auf einem leistbaren Niveau stabilisieren. Die Leipziger Messe zählt sich zu den ältesten Messeplätzen der Welt und feiert sich gleichzeitig als eine der jüngsten und modernsten Messen Deutschlands. Tatsächlich geht schon die Gründung Leipzigs an der Kreuzung zweier Handelswege auf den Austausch von Waren zwischen den Händlern an diesem Ort zurück. Das heutige Messegelände geht auf das Jahr 1996 zurück und zeigt mit seiner luziden Glas-Stahl-Architektur ein geradezu futuristisches Bild. Im vergangenen Jahr führte die Leipziger Messe über ihre Tochter Leipziger Messe International mehr als 30 Veranstaltungen in Europa, Asien und Amerika durch. Der Fokus liegt dabei auf Mittel- und Osteuropa. Einige der Leipziger Messen haben sich zu internationalen Leitmessen entwickelt, wie die Games Convention (CS), Europas führende Messe für Unterhaltungssoftware. Allerdings will der ideelle Träger, der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU), diese Messe ab 2009 in Köln veranstalten. Aber auch die AMI und die Leipziger Buchmesse zählen zu den absoluten Highlights in jedem Messekalender. Außerdem zählen die Mitteldeutsche Handwerksmesse, die ImmobilienMesse Leip- Wolfgang Marzin, Vorsitzender der Geschäftsführung der Leipziger Messe, steht für eine kontinuierliche Internationalisierung. Foto: Leipziger Messe zig, die Intec – Fachmesse für Fertigungstechnik, Werkzeug- und Sondermaschinenbau, die Orthopädie + RehaTechnik sowie die Denkmal – europäische Messe für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung zum Messeportfolio der Leipziger. Rasante Wachstumszahlen mit der Sonne Solarindustrie | Im Solar Valley haben sich junge und innovative Unternehmen der Branche angesiedelt D ie Photovoltaikbranche boomt, angetrieben von einer weltweit starken, oftmals noch staatlich forcierten Nachfrage. Die Solarindustrie wird auf jeden Fall, nicht zuletzt mit Blick auf den Klimawandel, aber auch wegen der zurückgehenden fossilen Ressourcen, einen wesentlichen Beitrag zur Energieversorgung der Zukunft leisten. Im Herzen von Deutschland hat sich in den letzten Jahren eine Art Solar-Cluster gebildet, ein Solar Valley in Anlehnung an Silicon Saxony, das Halbleiterzentrum in und um Dresden. Offensichtlich befruchten sich hier die Unternehmen gegenseitig, denn es entstehen gerade hier viele auf neue Technologien fokussierte Produktionsstätten, aber auch ganze Forschungszentren. Inzwischen kommt jede sechste produzierte Solarzelle in Deutschland aus Ostdeutschland – wobei hier allerdings auch in Brandenburg noch wichtige Unternehmen sitzen. Einen der Leitwölfe der Entwicklung stellt die Q-Cells AG aus Thalheim/Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt dar. Das Unternehmen entwickelt, fertigt und vermarktet seit 2001 Solarzellen aus monound multikristallinem Silizium. Gegründet 1999, verzeichnete Q-Cells 2006 einen Umsatz von 539,5 Mio. Euro, für 2007 geht das Unternehmen von einem Umsatz von 858,9 Mio. Euro (plus 59%) und einem EBIT von 197 Mio. Euro (plus 52%) aus. Auch in Thalheim angesiedelt ist die EverQ GmbH als Hersteller von photovoltaischen Modulen. Das Unternehmen ist ein Joint Venture aus Q-Cells, Evergreen Solar Inc. aus den USA und Renewable Energy Corporation ASA aus Norwegen. Derzeit stellt EverQ in zwei Produktionsstätten Solarwafer, -zellen und -module her, eine dritte Produktionsstätte befindet sich gerade in Bau. Das Unternehmen bereitet sich gerade auf einen Börsengang vor und will sich damit nicht zuletzt unabhängiger von den Joint-Venture-Partnern entwickeln (können). Nicht zur Q-Cells-Familie zählend – auch wenn Q-Cells als Geldgeber mit aktiv ist – und trotzdem in Thalheim produzierend ist die CSG Solar AG. Erst 2006 nahm das Unternehmen die Serienproduktion der CSGSolarmodule auf, die auf das Crystalline Silicon on Glass-Verfahren zurückgehen. Zu einem eigenen Subzentrum hat sich beiden Fertigungsstätten 90 Mitarbeiter. Mit der Siltronic AG sitzt außerdem der größte Produzent von multikristallinen Siliziumwafern in Freiberg. Neben der Hauptverwaltung in München betreibt Siltronic in Deutschland (Burghausen und Freiberg), aber auch in Japan, den USA und in Singapur Fertigungsstätten. In Freiberg arbeiten mehr als 1 100 Beschäftigte. Auch die Aufbereitung von Rohstoffen und das Recycling defekter Solarzellen finden inzwischen in Freiberg statt. Kurze Entscheidungswege und Fördermittel In Sachsen und Sachsen-Anhalt hat sich eine noch junge, hoch innovative Solarindustrie angesiedelt, die die gesamte Wertschöpfungskette bedient. (Von links oben nach rechts unten) Fertigungsstätte der Siltronic AG in Freiberg; Wafer-Prüfung bei der Deutschen Solar AG in Freiberg; Siliziumwafer von Roth & Rau in HohensteinErnstthal; das Stammhaus von Q-Cells in Thalheim/Bitterfeld. das sächsische Freiberg entwickelt, in dem mit fünf Fertigungseinheiten die gesamte Kette der Photovoltaik abgedeckt wird. Die Deutsche Solar AG, eine 100%ige Tochter der Bonner Solar World AG, ist einer der größten Produzenten von mono- und mul- tikristallinen Siliziumwafern für die Photovoltaik. In Freiberg arbeiten derzeit etwa 600 Mitarbeiter. 2007 steigerte SolarWorld ihren Umsatz aus fortgeführten Aktivitäten um 35,4% auf 689,6 Mio. Euro und das EBIT um 12,5% auf 202,2 Mio. Euro. Der Konzerngewinn sank um 13,3% auf 113,3 Mio. Euro. Auch im laufenden Jahr sollen der Umsatz und das bereinigte EBIT zwischen 25% und 30% wachsen. Der Auslandsanteil beim Umsatz soll dann von aktuell 49% auf bis zu 60% steigen. Über die 100%ige Tochter Solar Factory GmbH betreibt die Solar World in Freiberg außerdem zwei der modernsten Solarmodul-Produktionsstätten weltweit. Der Automatisierungsgrad beträgt hier 100%. Derzeit arbeiten in den Zu den jungen und höchst erfolgreichen Unternehmen zählt außerdem die Roth & Rau AG in Hohenstein-Ernstthal. Sie hat sich der Plasmatechnologie verschrieben, die eine breite Palette von Verfahren zur Oberflächenbehandlung bietet. Produkte wie Computer, Sensoren, Kommunikationsgeräte, aber auch Solarzellen können nur mit modernen Oberflächenbearbeitungsverfahren hergestellt werden. Das Hauptprodukt ist die Anlagenserie Sina, die zur Antireflexbeschichtung kristalliner Silizium-Solarzellen eingesetzt wird. So steuerte der Geschäftsbereich Photovoltaik im Geschäftsjahr 2007 mehr als 90% zum Umsatz von insgesamt 146,2 Mio. Euro bei. Das EBIT steigerte Roth & Rau im letzten Jahr um 207,4% auf 13,9 Mio. Euro. Für 2008 rechnet das Unternehmen mit Umsatzerlösen von mindestens 235 Mio. Euro. Auch ausländische Unternehmen haben längst das gute Solarpflaster in Ostdeutschland entdeckt. So errichtet der kalifornische Modulhersteller Signet Solar gerade ein eigenes Werk für Dünnschichttechnologie samt Forschungszentrum im sächsischen Mochau. Fragt sich, was die Gründe für diese erstaunliche Ansammlung von innovativen Solarunternehmen im Osten Deutschlands eigentlich sind. Zum einen liegt es sicherlich an der großzügigen öffentlichen Förderung, die bis zu einem Drittel der Investitionen aus dem Staatssäckel deckt. Außerdem liegen die Löhne noch immer unter Westniveau. Ein nicht zu unterschätzendes Kriterium sind aber auch die kurzen – und kompetenten – Entscheidungswege zu den jeweiligen städtischen Partnern. uk SACHSENDREIECK APRIL 2008 WirtschaftsKurier 21 Das Drehkreuz Mitteldeutschlands Flughafen Leipzig-Halle | Impulsgeber für den regionalen Arbeitsmarkt I n der europäischen Champions League des Frachtverkehrs sieht der Geschäftsführer der Flughafen Leipzig/Halle GmbH, Eric Malitzke, den Airport Leipzig-Halle seit dem Zeitpunkt, da die DHL ihren europäischen Standort von Belgien nach Sachsen verlegt hat. Aber auch sonst ist der Flughafen, direkt an Autobahn und Schienenverkehr angebunden, immer wichtiger für die Region mitten in Deutschland. In 2007 wurden zudem neue Rekorde in Bezug auf Frachtwie auch Passagieraufkommen verbucht: Mehr als 101 285 Tonnen Fracht und 2,72 Mio. Reisende passierten den Flughafen und die Zahl der Flugbewegungen (Starts und Landungen) stieg gegenüber 2006 von 42 417 um 20,2% auf 50 976. Während die Frachtaufkommen in den nächsten Jahren einen extremen Anstieg erleben sollen, wird dem Passagieraufkommen zum einen durch das Wirksamwerden des Nachtflugverbotes für Passagiermaschinen, zum anderen in Folge des fortschreitenden Konsolidierungsprozesses innerhalb der Luftverkehrs- und Tourismusbranche ein vorläufiges Ende gesetzt. Frachtbereich schafft neue Arbeitsplätze Neue Arbeitsplätze werden in der Zukunft daher vor allem im Frachtbereich geschaffen, was Sachsens Ministerpräsident Prof. Dr. Georg Milbradt wohlwollend kommentiert: „Die stetig wachsende Zahl der Arbeitsplätze am Flughafen Leipzig/Halle zeigt, dass die langfristige Struktur- und Investitionspolitik Sachsens Früchte trägt. Mit der Inbetriebnahme des europäischen DHL-Drehkreuzes und dem Start der neuen Frachtfluggesellschaft AeroLogic wird sich dieser für die Region positive Trend weiter fortsetzen und mehr Menschen einen sicheren Arbeitsplatz bringen.“ Malitzke stößt mit seinen Aussagen ins selbe Horn: „Der Flughafen Leipzig/Halle ist schon heute eine der bedeutendsten Arbeitsstätten der Region und Impulsgeber für die Entwicklung des regionalen Arbeitsmarktes. In dieser Funktion trägt er als Der Flughafen Leipzig/Halle hat sich zu einem internationalen Drehkreuz entwickelt. In der Region ist er inzwischen nicht nur für Fluggäste, sondern auch für Besucher eine absolute Attraktion – mit Besucherterrasse oder geführten Touren hinter die Kulissen des Flugbetriebes. Standortfaktor maßgeblich zur wirtschaftlichen sowie konjunkturellen Entwicklung im Großraum Leipzig/Halle bei.“ Klare Bekenntnisse für eine Region, der es Jahr um Jahr besser gelingt, die blühenden Landschaften, die Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl nach der Wiedervereinigung angekündigt hat, umzusetzen. Der Flughafen ist aber nicht nur für Passagiere und Fracht ein Anziehungspunkt: 88 242 Besucher nahmen im vergangenen Jahr an einer Führung des Besucherservices teil beziehungsweise statteten der Aussichtsterrasse des Flughafens Leipzig/Halle einen Besuch ab. Der Ausblick aus rund 30 Metern Höhe auf das Vorfeld, die Start- und Landebahnen sowie die Rollbrücken ist genauso ein Anziehungspunkt wie die Airport-Touren mit einem Blick hinter die Kulissen, die 2007 von 39 929 Luftfahrtinteressierten aller Altersklassen angenommen wurden. Die moderne Konstruktion des Abfertigungsterminals, das 2003 fertig gestellt wurde, vereint den ICE-tauglichen AirportBahnhof, den zentralen Check-in-Bereich, das Parkhaus und eine Einkaufspassage unter einem Dach. Die kurzen Wege innerhalb des Terminals machen es den Passagieren einfach, zu den Flugsteigen zu kommen, ohne dass sie, wie auf anderen Flughäfen durchaus nicht unüblich, lange Wege laufen müssen, die noch dazu teilweise unzureichend beschildert sind. Eine lange und wechselvolle Geschichte Ein kurzer Blick auf die Geschichte des Flughafens, der auf dem Gebiet der Ge- Jeder Flughafen ist nur so gut wie seine Anbindung am Boden: Leipzig/Halle hat einen eigenen ICE-Anschluss und präsentiert sich insgesamt den Reisenden als ein Airport der kurzen Wege. Fotos: Flughafen Leipzig/Halle meinde Schkeuditz beheimatet ist, zeigt einen wechselvollen Verlauf: 1926 erfolgte der erste Spatenstich und zwei Jahre später wurde der Flugbetrieb aufgenommen. Während des Krieges nutzte die Luftwaffe den Flugplatz und die Lufthansa-Werkstätten sowie ein Zweigwerk der Siebel Flugzeugwerke produzierten für den militärischen Bedarf. Nach 1945 wurden auf dem schwer zerstörten Gelände Kälteanlagen gebaut sowie Kleinflugzeuge gewartet. Erst 1963 besann man sich auf die Start- und Landebahnen und nutzte das Gelände im- merhin zweimal im Jahr zu den Leipziger Messen, die kurzzeitig für internationales Flair sorgten. Erst 1972 wurde der Flughafen zu einem Ganzjahresflugplatz ausgebaut und die Zahl der abgefertigten Passagiere verzehnfachte sich noch unter der DDR-Regierung bis 1988 auf fast 550 000 Personen jährlich. Nach der Wiedervereinigung erhöhten sich die Fluggastzahlen in kürzester Zeit erheblich, nicht zuletzt durch die Neuansiedlung vieler Betriebe und legten damit den Grundstein für ein erfolgreiches Unternehmen in Sachsen. ds Viele Chancen in Leipzig DHL Luftfrachtzentrum | Kapazität und Infrastruktur sind ausschlaggebend Damit wollen beide Unternehmen die führenden Positionen in den Bereichen Luftbeziehungsweise Expressfracht deutlich ausbauen. Mit Deutscher Post World Net und Lufthansa bündelten nun zwei der erfolgreichsten und professionellsten Logistikkonzerne der Welt ihr Know-how in einem neuen Gemeinschaftsunternehmen. DHL beschleunigt für die Kunden durch marktführende Transit-Zeiten den Warenaustausch zwischen Asien und Europa nochmals deutlich. Dadurch soll der Logistikstandort Deutschland erheblich gestärkt und der wirtschaftliche Aufschwung weiter vorangetrieben werden. Das Frachtaufkommen steigt von bis dato 800 auf 1 500 Tonnen täglich. Zudem sind Flugzeuge der Lufthansa Cargo für die Post-Tochter im Einsatz. Mit dem Sommerflugplan, der am 30. März 2008 in Kraft trat, werden 16 weitere Ziele von Sachsen aus angeflogen, darunter New York und Moskau. 1/4_Eckfeldanzeige Ressourcen fördern – auch auf dem Dach Noch hebt die DHL im traditionellen Gelb vom Frachtterminal am Flughafen Leipzig/Halle ab. 2009 werden die Boeing 777-200LRF-Flugzeuge in Grau und Gelb unter der Flagge der neuen Gesellschaft von DHL und Deutsche Lufthansa, der AeroLogic, fliegen. Foto: Flughafen Leipzig/Halle E s wird unruhig am Nachthimmel über Leipzig – die Eröffnung des neuen Drehkreuzes der DHL am Leipziger Flughafen, beginnend in der Nacht vom 31. März auf den 1. April 2008, hat die Anzahl der Frachtflüge mehr als verdoppelt. Waren es bisher rund 30, so werden es dann über 70 Flugzeuge sein, die zwischen Mitternacht und zwei Uhr einschweben und zwischen vier und sechs Uhr morgens starten. Entscheidendes Argument für Leipzig als den bevorzugten Standort ist die große Kapazität bezüglich der Flugbewegungen und der sonstigen Infrastruktur. Der Flughafen Leipzig/Halle läuft im 24-Stunden-Betrieb und erfüllt sämtliche Anforderungen hinsichtlich der Nachtflüge. Die sächsische Staatsregierung sagte bereits bei den Verhandlungen den Ausbau der Infrastruktur zu und legte damit den Grundstock für die positive Entscheidung für den Standort Leipzig. So sind der Bau der zweiten Landebahn sowie die Erweiterung des Vorfel- des und eine weitere Verbesserung der Straßen- und Schienenverbindungen bereits abgeschlossen. Schwerpunkt Asien für die neue Frachtfluggesellschaft Die Gründung der gemeinsamen Frachtfluggesellschaft namens AeroLogic der Deutsche Post World Net und Deutsche Lufthansa AG über ihre Töchter DHL Express und Lufthansa Cargo ging mit dem Ausbau des Luftfrachtzentrums einher. Das neue Unternehmen mit Sitz in Leipzig, an dem DHL Express und Lufthansa Cargo jeweils 50% der Geschäftsanteile halten, hat die Rechtsform einer GmbH. Der Name wird in den Farben Grau und Gelb auf den Boeing 777-200LRF-Flugzeugen stehen, mit denen die Gesellschaft 2009 ihren Flugbetrieb aufnehmen wird. Schwerpunkt der neuen Fluggesellschaft wird der Luftfracht- und Expressgütertransport von und nach Asien sein. Die Aufnahme des Flugbetriebs ist für den April 2009 geplant. Der neue zentrale Umschlagplatz für Europa auf dem Flughafen Leipzig/Halle wird nach Auskunft der Deutsche Post AG verstärkt den Klimawandel bekämpfen und den Schutz natürlicher Ressourcen fördern. Rund 1 000 Kubikmeter der Dachfläche der neuen Gebäude gewinnen mit Solarzellen Strom aus Sonnenenergie und decken damit den Eigenbedarf an Strom. Heizung und Kühlenergie wird mittels hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt. Beide Maßnahmen ermöglichen gegenüber herkömmlicher Technologie Einsparungen von jährlich mehr als 5 000 Tonnen CO2-Emissionen. Darüber hinaus wird Regenwasser aufgefangen und gespeichert und dadurch rund 3 000 Liter Trinkwasser pro Jahr eingespart, das sonst für die Flugzeugreinigung eingesetzt werden würde. Das Luftfrachtzentrum wird an einen neuen Frachtbahnhof angeschlossen, der in Kürze seinen Betrieb aufnimmt, und eine ökologisch sinnvolle Schienenanbindung an den Flughafen Frankfurt und andere Zielorte bietet. Die Region partizipiert schon jetzt von der Ansiedlung der DHL am Flughafen. Der dritte internationale Standort des Logistikunternehmens neben Hongkong und Wilmington (USA) soll bis 2012 rund 10 000 neue Arbeitsplätze schaffen. So wird der neue Hub, neben den Automobilherstellern BMW und Porsche, den Standort Leipzig/Halle weiter stärken und ausbauen. ds 183 x 264 DIE ZUKUNFT IM BLICK. Vattenfall Europe setzt auf heimische Rohstoffe und investiert in die Zukunft, beispielsweise in innovative Technologien wie unser Pilotkraftwerk zur CO2-Abscheidung. Damit sichern wir langfristig die Stromversorgung. Als Teil der europäischen Vattenfall Gruppe übernehmen wir so Verantwortung für die Umwelt und die Gesellschaft. www.vattenfall.de Strom für ein sicheres Gefühl SACHSENDREIECK 22 WirtschaftsKurier APRIL 2008 Mit Braunkohle in die Zukunft Vattenfall | Der schwedische Energiekonzern ist eine wichtige wirtschaftliche Größe in Ostdeutschland N Wirkungsgrades auf über 50% und damit eine weitere Vermeidung von CO2-Emissionen. Vattenfall hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2030 seine CO2-Emissionen (bezogen auf den Stand von 1990) um 50% zu drücken. Insgesamt verfolgt Vattenfall eine Klima-Doppelstrategie: einerseits durch eine aktive Teilnahme am deutschen und internationalen Klimadialog – so ist der Vorstandsvorsitzende Lars G. Josefsson als Klimasonderberater der Bundeskanzlerin aktiv –, andererseits durch ein substanzielles Engagement für Innovationen und Investitionen an den einzelnen Standorten. Neben der Braunkohle investiert Vattenfall auch in Offshore-Windanlagen in der Nord- und Ostsee. och immer kommt in Deutschland 25% des Stroms aus Braunkohlekraftwerken – ein Wert, der oftmals unterschlagen wird. Mit einer Fördermenge von mehr als 180 Mio. Tonnen und daraus resultierten 156 Mrd. Kilowattstunden Strom ist die Braunkohle der wichtigste heimische Energieträger! Es sind drei große Reviere, wo heute in Deutschland Braunkohle abgebaut wird: das Rheinland (mit 55,3%), die Lausitz (mit 33%) und Mitteldeutschland (10,5%). In Helmstedt und Bayern werden weitere 1,2% gefördert. Braunkohle ist außerdem der einzige heimische Energieträger in Deutschland, der auch langfristig in großen Mengen – und ohne Subventionen – zu wettbewerbsfähigen Konditionen bereitgestellt werden kann, da sie im Tagebau abgebaut wird. Abbaulandschaften werden aufwändig rekultiviert Gesamte Wertschöpfungskette der Elektrizität Die Vattenfall Deutschland AG, Tochter der Vattenfall AB aus Schweden, zählt zu den drei großen Stromanbietern des Landes. Vattenfall ist von der Erzeugung, Übertragung, Verteilung bis hin zum Vertrieb an der gesamten Elektrizitäts-Wertschöpfungskette beteiligt. In Deutschland sind fünf Geschäftseinheiten für Zentraleuropa angesiedelt, darunter die Mining & Generation in Cottbus, während sich die Holdingzentrale in Berlin befindet. Die einzelnen Geschäftseinheiten sind für ihr Betriebsergebnis selbst verantwortlich. Die Cottbuser Mining AG betreibt in der Lausitz – in den Bundesländern Brandenburg und Sachsen – Braunkohleabbau im großen Stil. Allein 16 500 Menschen sind in der Lausitz direkt oder indirekt mit Bergbau und Stromerzeugung beschäftigt. Vattenfall zahlte allein 2007 an Lieferanten und Dienstleistungsunternehmen aus der Region mehr als 1,2 Mrd. Euro – davon gingen rund 160 Mio. Euro an Unternehmen aus Sachsen. Auch in Sachen Gewerbesteuer zählt Vattenfall zu den Dickschiffen der Region: Von den insgesamt 144 Mio. in Deutschland veranschlagten Gewerbesteuern fließen Die im Tagebau abgebaute Braunkohle ist der wichtigste Energieträger in Deutschland. Der schwedische Energiekonzern Vattenfall setzt durch modernste Kraftwerke mit hohem Wirkungsgrad und geringeren CO2-Emissionen auf die Braunkohle. Foto: Vattenfall 49,3 Mio. Euro in den sächsischen Kommunalsäckel, 1,2 Mio. Euro nach Brandenburg und 21,9 Mio. Euro nach Thüringen. Doch Vattenfall unternimmt im Rahmen der selbst auferlegten Klimastrategie auch große Anstrengungen, die vergleichsweise hohen CO2-Emissionen des Brennstoffs Braunkohle zu senken. Durch umfassende Modernisierung bestehender und den Bau neuer Anlagen – wie etwa des Braunkohlekraftwerks Boxberg – hat Vattenfall die spezifischen CO2-Emissionen im ostdeut- schen Kraftwerkspark seit 1990 um 23% reduziert und dabei die Effizienz der Stromerzeugung kontinuierlich gesteigert. Dafür investierte Vattenfall in diesem Zeitraum rund 10 Mrd. Euro. Als Beispiel wird der neue Block R im Kraftwerk Boxberg, der sich derzeit noch im Bau befindet, ab 2010 mit dem höchsten Wirkungskrad für Braunkohlekraftwerke von 43,7% in Betrieb genommen. Der Block wird eine Leistung von 675 Megawatt erzielen. Die für den Betrieb benötig- te Braunkohle – bei voller Leistung immerhin 15 000 Tonnen pro Tag – wird aus den benachbarten Tagebaugebieten Nochten und Reichwalde gewonnen. Nochten liefert jährlich zwischen 17 Mio. und 20 Mio. Tonnen Braunkohle, die Vorräte werden mit etwa 400 Mio. Tonnen beziffert. Reichwalde wird ab 2010 wieder hochgefahren, momentan investiert Vattenfall hier rund 300 Mio. Euro, bis 2040 sollen hier rund 360 Mio. Tonnen Braunkohle abgebaut werden – ohne Umsiedlungen. Bisher erreichen Braunkohlekraftwerke nur einen Wirkungsgrad – also der Anteil der im Brennstoff enthaltenen chemischen Energie, der in elektrische umgewandelt werden kann – von bis zu 42,8%. Erreicht wurden diese hohen Wirkungsgrade bisher durch die Erhöhung der Dampfparameter (Druck und Temperatur) und der Optimierung technischer Abläufe. Von zwei weiteren Schritten, der Braunkohlevorvertrocknung und dem 700-Grad-Kraftwerk, erwartet Vattenfall eine weitere Erhöhung des Am Standort Schwarze Pumpe errichtet Vattenfall außerdem derzeit eine Pilotanlage für ein Kraftwerk mit CO2-Abscheidung. Schon seit 2001 arbeitet Vattenfall Europe intensiv an der Erforschung von CO2Emissionen, -Transport und -Speicherung (CCS). Die Pilotanlage in Schwarze Pumpe soll bereits im Sommer 2008 in Betrieb genommen werden als bis dahin weltweit erste Anlage. Vattenfall will als erstes europäisches Stromunternehmen die gesamte CCS-Systemkette nachweisen und in der Praxis marktfähig machen. Bei den im Tagebergbau unvermeidlichen Umsiedlungen tritt Vattenfall von Anfang an in den Dialog mit den Betroffenen und schafft ein angemessenes, familiengerechtes Ersatzanwesen, ohne dass sich die Eigentümer neu verschulden müssten. Auch die Rekultivierung der Landschaft ist ein wesentlicher Tätigkeitsschwerpunkt von Vattenfall. So werden vielseitig nutzbare Landschaften zurückgegeben, die dem regional typischen Bild entsprechen sollen. Dazu gehört die Aufforstung von Wäldern, das Anlegen von Heiden, Feldern und Weiden sowie Gewässern. Insofern entstehen – wenn auch erst nach dem Tagebau – tatsächlich blühende Landschaften. uk Lackharze per Internet 100 Mio. Tonnen Öl verarbeitet Bayer | Die Leverkusener stärken den Standort Bitterfeld Total Raffinerie Leuna | Größter Methanolproduzent Deutschlands D Z ie Bayer AG aus Leverkusen ist am traditionsreichen Standort Bitterfeld bereits seit 1991 durch die Bayer Bitterfeld GmbH vertreten. 1992 wurde der Grundstein für den ersten Betrieb, die Herstellung von Methylcellulose, gelegt, der 1994 mit der Produktion beginnen konnte. Inzwischen produzieren außerdem ein Lackrohstoffbetrieb, ein Ionenaustauscher-Betrieb und ein pharmazeutischer Betrieb in Bitterfeld. Insgesamt hat Bayer bis jetzt 630 Mio. Euro am Standort investiert und mit der zweiten Ausbaustufe des Methylcellulose-Betriebes 756 Mitarbeiter hier beschäftigt. Anfang dieses Jahres nun gründete die Bayer Material Science AG die 100%ige Tochter Viverso mit Sitz in Bitterfeld. Das Unternehmen übernimmt von hier aus die Produktion und Vermarktung der traditionellen Lackharze aus dem Sortiment der Geschäftseinheit Coatings, Adhesives, Sealants (CAS). Dazu zählen etwa Alkydharze, ungesättigte Polyester und Hydroxyacrylate für die Herstellung verschiedener Oberflächenbeschichtungen, etwa von Lacken für Automobile, Haushaltsgeräte und Möbel, aber auch Korrosionsschutzanstrichen und Spachtelmassen. ehn Jahre nach der Inbetriebnahme der Raffinerie am 1. November 1997 hat die Total Raffinerie Mitteldeutschland GmbH eine „Schallmauer“ durchbrochen. Kürzlich wurde bei der Rohölverarbeitung die 100 Mio. TonnenMarke überschritten. Mit dieser eindrucksvollen Leistung haben die rund 650 Mitarbeiter unterstrichen, dass die Raffinerie ihre Abnehmer in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen sicher mit Kraftstoffen, Heizöl und anderen Mineralölprodukten versorgt. Die Mannschaft der Raffinerie steht indes vor weiteren Herausforderungen. Hier handelt es sich insbesondere um drei Investitionsvorhaben, die für die Zukunft des Unternehmens von großer Bedeutung sind. trieller Kern dazu bei, den Rohstoffbezug der umliegenden Chemie zu sichern. So beziehen mehrere Unternehmen in der Nachbarschaft, darunter die Dow Olefinverbund GmbH (in Schkopau), ChemieAusgangsstoffe für die Produktion von Kunststoffen und anderen Erzeugnissen. Drei große Investitionsprojekte Ein Zeichen für den Standort Bitterfeld Die Viverso soll auch ein Zeichen für die weitere, nachhaltige Entwicklung des Standortes Bitterfeld setzen. „Wir freuen uns sehr, dass die Viverso GmbH als Tochterunternehmen der Bayer Material Science AG ihre Zentrale auf dem Werksgelände der Bayer Bitterfeld GmbH errichtet hat“, stellte Dr. Hans-Joachim Raubach, der Geschäftsführer von Bayer Bitterfeld, fest. „Mit dieser Entscheidung wird der Standort Bitterfeld weiter gestärkt“, so Raubach weiter. „Durch eine standardisierte Auftragsabwicklung erschließt Viverso beträchtliche Effizienz- und damit Kostensenkungspotenziale. Gerade in einem Markt für ausgereifte Produkte ist dies ein entscheidender Erfolgsfaktor“, erklärte Rüdiger Held, der Geschäftsführer von Viverso. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 150 Mitarbeiter in Bitterfeld. Held betonte auch, dass die Besonderheit seines Unternehmens darin liege, dass es in der Branche ein ganz neuartiges, innovatives Geschäftsmodell auf der Basis eines Internet-Vertriebskonzeptes beinhalte. „Damit sind wir ein Pionier der Branche“, so Held. „Wir haben uns entschlossen, unseren Kunden nur das anzubieten, was sie wirklich benötigen“, präzisierte Held. „Das tun wir einfach, schnell, zuver- von 1 Mio. Tonnen pro Jahr, ergänzt die beiden vorhandenen Entschwefelungsanlagen. „Diese drei Schlüsselinvestitionen mit einem Gesamtvolumen von rund 213 Mio. Euro dienen dazu, die Wettbewerbsfähigkeit unseres Unternehmens weiter zu er- Setzten mit der Gründung der Viverso GmbH ein deutliches Zeichen für den Standort Bitterfeld: Rüdiger Held (links), Geschäftsführer der Viverso, und Dr. Hans-Joachim Raubach, Geschäftsführer von Bayer Bitterfeld. Foto: Bayer lässig und effizient – mit unserer InternetPlattform. Für viele Kunden – insbesondere solche mit relativ kleinen Abnahmemengen – sind seit dem Start von Viverso die Rohstoffe von Bayer zum Teil erheblich billiger geworden. Gerade in einem preisund kostengetriebenen Markt schafft dies einen erheblichen Anreiz“, erläuterte Held das Geschäftsmodell. Mit dem Lackharz-Betrieb in Bitterfeld, der eine Jahreskapazität von rund 60 000 Tonnen besitzt, verfügt Viverso über eine moderne, sehr leistungsfähige Produktionsstätte, um die rund 80 Produkttypen auch in Zukunft in gewohnt hoher und gleich bleibender Qualität zuverlässig liefern zu können. „Anfang Januar haben wir bereits die ersten Fässer Lackharz ausgeliefert, und derzeit beobachten wir ein sehr großes Interesse an unserer Plattform“, so Held. „Mit unserem Angebot werden wir nicht nur für die frühreren Lackharz-Kunden der Business Unit CAS, sondern auch für andere, neue Abnehmer ein attraktiver Partner sein“, so Held. Nachdem Bitterfeld unter DDR-Zeiten als Stichwort für die marode chemische Industrie stand und mit dem wenig schmeichelhaften Begriff der „dreckigsten Stadt Europas“ belegt worden war, erleben Stadt und Region seit der Wende einen erneuten Aufschwung. Während die ehemaligen Bergbaufolgegebiete rekultiviert und in eine ansprechende Seenlandschaft verwandelt wurden, wurden die DDR-Chemiewerke (VEB Chemiekombinat Bitterfeld) stillgelegt. Aber schon Anfang der 90er Jahre siedelten sich mit Heraeus, Akzo Nobel, Degussa und eben der Bayer AG eine Reihe westlicher Chemieunternehmen an, während der Braunkohlebergbau endgültig geschlossen wurde. Dafür siedelte sich mit Q-Cells und anderen Unternehmen die Solarindustrie in Bitterfeld-Wolfen an, die heute wichtiger Beschäftigungsfaktor für die ganze Region sind. Bereits in vollem Gange ist die Modernisierung der POX/Methanolanlage. Dieser Anlagenkomplex der Raffinerie wird bei laufendem Betrieb bis zum Frühjahr 2008 mit einem Investitionsaufwand von 42 Mio. Euro modernisiert. Kernstück dieser Maßnahme ist der Bau eines neuen Messwarten-Gebäudes. Das Prozessleitsystem zur Steuerung der Anlage wird ebenso auf den aktuellen Total Sicherheits-Standard gebracht. Die Total Anlage in Spergau ist der größte Methanol-Produzent Deutschlands und die Nummer zwei in Europa. Methanol ist ein am Markt stark gefragter ChemieGrundstoff. Auch die Modernisierung der Destillationsanlage für 51 Mio. Euro ist bereits in Angriff genommen worden. Ein wichtiges Ziel dieses Projekts, das ebenfalls im Frühjahr nächsten Jahres abgeschlossen sein soll, besteht darin, aus einer Tonne Öl künftig mehr Mitteldestillate (Diesel, Kerosin und Heizöl) erzeugen zu können. Diese Anforderung ergibt sich aus der Marktentwicklung in Deutschland, die einen Rückgang des Benzinverbrauches bei wachsendem Bedarf an Diesel und Flugkraftstoffen verzeichnet. Zudem werden der spezifische Energieeinsatz verringert und geringere CO2- Emissionen erreicht. Drittes entscheidendes Vorhaben schließlich ist der Neubau einer Entschwefelungsanlage für rund 120 Mio. Euro. Diese Investition soll auch dazu dienen, bei hoher Auslastung der Raffinerie eine neue HeizölQualität herzustellen. Nach dem Willen des Gesetzgebers soll dieses schwefelarme Heizöl mit einem Schwefelgehalt von max. 50 ppm (parts per million/Anteile pro Million) zukünftig verstärkt auf dem deutschen Markt angeboten werden. Die Anlage, mit einer Kapazität Total investiert am Standort Leuna kräftig weiter – mit Millionenaufwand in drei große Vorhaben. Foto: Total höhen und damit den Standort Leuna langfristig zu sichern“, sagte Olaf Wagner, Sprecher der Total Raffinerie Mitteldeutschland GmbH. Mit einer Rohölverarbeitungskapazität von rund 11 Mio. Tonnen pro Jahr und einem Jahresumsatz von rund 5 Mrd. Euro ist die Total Raffinerie heute bereits das umsatzstärkste Unternehmen in Sachsen-Anhalt. Sie ist Hauptversorger für die fast 1 300 Tankstellen in Mitteldeutschland. Statistisch gesehen kommt jeder zehnte in Deutschland verbrauchte Liter Kraftstoff aus Spergau. In einer Stunde werden in der Raffinerie 440 000 Liter Benzin, 550 000 Liter Diesel und 200 000 Liter Heizöl hergestellt. Außer den jährlich rund 7 Mio. Tonnen Benzin und Diesel beliefert die Total Raffinerie Leuna den Markt auch mit 1,5 Mio. Tonnen Heizöl sowie bedeutenden Mengen von Methanol und Rohbenzin. Darüber hinaus trägt die Raffinerie als indus- Die Total Raffinerie ist Gründungsmitglied der „Wirtschaftsinitiative Mitteldeutschland“ und engagiert sich damit in besonderer Weise dafür, dass die Bundesländer Sachsen, Thüringen und SachsenAnhalt die Kräfte noch besser bündeln und vorhandene Potenziale effizienter nutzen. Die Total Gruppe ist eines der führenden Mineralölunternehmen weltweit. In Deutschland betreibt Total mit rund 1 100 Servicestationen das viertgrößte Tankstellennetz. Mit umfassenden Aktivitäten im Vertrieb von Heizöl, Schmierstoffen, Flugkraftstoffen, Flüssiggas, Bitumen und Spezialprodukten ist Total einer der führenden Anbieter auf dem deutschen Mineralölmarkt. Auch bei der Verarbeitung von Mineralöl, insbesondere mit der Total Raffinerie Mitteldeutschland in Leuna, und im Chemiebereich ist die Total Gruppe in Deutschland aktiv. lom MESSEN APRIL 2008 WirtschaftsKurier BRIC-Staaten im Visier Bis in den letzten Winkel GHM | Messejahr 2008 beginnt mit großem Schwung Messe Mailand und Deutsche Messe | Strategische Allianz zwischen Deutschland und Italien S D ie Fiera Milano, einer der führenden europäischen Messeveranstalter mit einem Portfolio von 80 Messen pro Jahr, und die Deutsche Messe AG, der größte Veranstalter der Welt, sind erstmals eine strategische Allianz eingegangen. Ziel des Joint Ventures ist die Entwicklung neuer Geschäftsmöglichkeiten in vier außereuropäischen Märkten mit großem Potenzial: Brasilien, Russland, Indien und China (die so genannten BRIC-Staaten). Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Messe, Sepp D. Heckmann, gab sich überzeugt: „Mit diesem Schritt haben beide Partner im laufenden Globalisierungsprozess auf dem Messesektor die Führung übernommen. Das Mailänder und das Hannoveraner Unternehmen passen exzellent zusammen und werden von dieser weltweit einzigartigen und wegweisenden Art der Kooperation profitieren. Dadurch werden beide Partner ihre Ressourcen noch besser nutzen können.“ Die Messe Mailand erwarb von der Deutschen Messe AG einen 49%-Anteil an der Holding HM Global Germany. Die Deutsche Messe ist in China mit zwei Unternehmen, Hannover Fairs Shanghai und Hannover Fairs China in Hongkong, vertreten und unterhält zwei ständige Niederlassungen in Guangzhou und Peking mit insgesamt 60 Mitarbeitern. Die Niederlassung der Fiera Milano in Shanghai soll Teil von HM Global werden. Der Kaufpreis für den von den Mailändern erworbenen Anteil beträgt 11,4 Mio. Euro. Der durchschnittliche Jahresgewinn vor Steuern von HM Global soll sich im Zeitraum 2007 bis 2011 auf 3,3 Mio. Euro belaufen, während der durchschnittliche Jahresumsatz 15 Mio. Euro erreichen soll. Wenn der Vorsteuergewinn unter dem garantierten Mindestbetrag liegt, wird der Kaufpreis gemindert. Über HM Global wird Fiera Milano Partner bei der Organisation von 13 Fachmessen in China und kann die bestehende Operationsbasis nutzen, um seine Konzepte in ausländische Märkte zu Die Fiera Milano verfügt über hochmoderne Hallen; mit einem Portfolio von 80 Messen zählt sie zu den führenden europäischen Veranstaltern. Gemeinsam mit der größten Messegesellschaft der Welt, der Deutschen Messe AG, will sie nun verstärkt auf den Märkten der BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) auftreten. Foto: Messe Mailand exportieren und zugleich die Präsenz der asiatischen Aussteller in Mailand zu stärken. Der CEO der Mailänder Messe, Claudio Artusi, betonte: „Wir planen nicht die unkritische Übertragung von Italien auf China, sondern wollen eine Antwort auf den dortigen Markt geben und auf den chinesischen Bedarf eingehen.“ Großer Schritt auf dem Weg zu hohen Zielen Er lobte die neue Allianz: „Dieses Joint Venture bedeutet für Fiera Milano einen großen Schritt in Richtung Internationalisierung und bringt uns unserem Ziel damit erheblich näher, die Zahl unserer ausländischen Aussteller und Besucher zu verdoppeln. Wir sehen das Potenzial für enorme Chancen und loten bereits Veranstaltungsmöglichkeiten auf dem Tourismus-, Nahrungsmittel- und Designsektor in China aus.“ Das Joint Venture folgt einer vorläufigen Vereinbarung, die 2006 in Mailand unterzeichnet und nach dem Abschluss eines Abkommens zwischen der Deutschen Messe und chinesischen Verantwortlichen für industrielle Regulierungsangelegenheiten in die endgültige Form gegossen wurde. „Ich habe schon lange Gespräche mit der italienischen Handelsministerin über eine engere Zusammenarbeit im Messewesen geführt. Ich freue mich daher über dieses Ergebnis. Trotz der Internationalisierung im Messewesen ist das keineswegs gang und gäbe. Hier wird vielmehr Pionierarbeit geleistet“, erklärte Bernd Pfaffenbach, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Auf der Hannover Messe im April wird Italien die größte ausländische Ausstellernation sein. Auch bei der Ausstellungsfläche besteht ein enger Zusammenhang: Hannover, die Nummer eins weltweit, hat 490 000 Quadratmeter anzubieten und wird von Mailand mit 470 000 Quadratmetern gefolgt. Die Kooperation fügt sich ideal ein in die Reihe der Weltausstellung Expo. Während Hannover sie 2000 ausrichtete und Shanghai im Jahre 2010 der Veranstalter ist, bekam Mailand Ende März den Zuschlag für die Ausrichtung in 2015. In die Zukunft schaute Ernst Raue, Vorstandsmitglied der Deutschen Messe: „Unsere Messen in China wachsen ständig. Wir erweitern die Fläche regelmäßig durch den Bau neuer Hallen. Seit kurzem können wir auch das Messegelände im indischen Bangalore vermarkten. Das Anteilsverhältnis von 51 zu 49 zwischen Hannover und Mailand könnte sich bei der künftigen Zusammenarbeit in anderen Ländern umkehren.“ hot Die Trends richtig eingeschätzt Messe Essen | 2008 wird ein neues Rekordjahr F ür Dr. Joachim Henneke, Geschäftsführer der Messe Essen, prägen zwei Trends den internationalen Messemarkt. So befänden sich die reinen Verbrauchermessen auf dem Rückzug, während der Trend zur Fachmesse deutlich ansteige. Dabei sei je nach Branche eine Kombination von beidem erfolgversprechend. In Essen habe beispielsweise die Deubau mit einem Fachbesucheranteil von mittlerweile 90% den Schritt von der Verbrauchermesse hin zu einer Veranstaltung mit Fachmessecharakter erfolgreich vollzogen. Vor allem die Aussteller registrierten dabei eine Zunahme des besser informierten Publikums, die reinen SchauBesucher blieben aus. Mit dem zweiten Trend Internationalisierung seien von Essen die Reifen- sowie die Security-Messen nach China, in die Vereinigten Arabischen Emirate und nach Russland exportiert worden. Kontinuierlich, so Henneke, werde die Zahl der Auslandsmessen von fünf in 2007 auf elf in 2009 angehoben. Dabei seien die Auslands-Messethemen in aller Regel Ableger der in Essen veranstalteten internationalen Messen. Turnusmäßig gehörte das vergangene Messejahr in Essen zu den schwächeren. Dank erfolgter Kostensenkungsprogramme wird das Netto-Ergebnis der GmbH Fahnenmeer vor dem schnittigen Westflügel der Messe Essen. rund 300 000 Euro höher als erwartet abschließen. 2007 waren zu den 32 Messen 1,49 Mio. Besucher aus 108 Nationen nach Essen gekommen. Diese mäßigen Ergebnisse sind kein Grund zur Resignation, denn für 2008 steht die Messe Essen vor einem Rekordjahr. So werden 40 internationale Messen mit 14 000 erwarteten Ausstellern und 1,5 Mio. Besuchern stattfinden. Zu der positiven wirtschaftlichen Entwick- Foto: Messe Essen lung trägt die Programmstruktur bei, innerhalb der zahlreiche renditestarke Fachmessen wie Sanitär Heizung Klima (SHK) oder Aluminium im Kalender stehen. Dass sich diese Fakten auch in harten Bilanzzahlen niederschlagen, da sind sich Vorstand und Aufsichtsrat sicher, denn den Messestart in das Jahr 2008 bezeichnete Henneke als einfach fulminant. Bereits im ersten Quartal seien mit Deubau, SHK und E-world energy & water rund 40% des erwarteten Jahresumsatzes von 70 Mio. Euro eingefahren worden, aus dem sich dann 3 Mio. Euro als Gewinn errechnen dürften. Zur Aufbruchstimmung trug Ende Januar auch die Internationale Pflanzenmesse bei, die mit 60 000 Besuchern aus 93 Ländern ihren Stellenwert als Weltleitmesse bestätigte. In diesem Jahr stehen mit der Internationalen Patientenmesse Patienta, der Bahrain International Motor Show und der Internationalen Fachmesse für Digital Signage drei Premieren im Messekalender. Auch die Stadt profitiert von dem Messeboom. So erwartet OB Dr. Wolfgang Reiniger, zugleich auch Aufsichtsratsvorsitzender der Messegesellschaft, zusätzliche Umsätze durch Messegäste in Hotellerie, Gastronomie, Handel und anderen Unternehmen von rund 350 Mio. Euro. Zu den aufstrebenden städtischen Unternehmen zählt auch die der Messe angeschlossene Grugahalle, die als die „Grande Dame der Mehrzweckhallen“ 2008 ihren 50. Geburtstag feiert. In 2007 fanden dort 66 Veranstaltungen statt, davon 35 Shows und Konzerte. Außerdem hat sich die Halle als Ausrichtungsort für Hauptversammlungen (Eon, RWE) etabliert. In der Halle werde sich der Umsatz in diesem Jahr von 4,3 Mio. Euro auf 4,7 Mio. Euro leicht erhöhen. law Wie sieht die Zukunft der Zeitung aus? Drupa 2008 | Verlage müssen neue Konzepte entwickeln D rei Viertel der Deutschen über 14 Jahre – rund 47,5 Mio. Männer und Frauen – lesen regelmäßig eine Tageszeitung. Obwohl die Zahl der digitalen Medienkanäle ständig wächst, konnten die Zeitschriften die hohe Zahl ihrer Leser im vergangenen Jahr halten, so der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger, Berlin, und die Arbeitsgemeinschaft MediaAnalyse e.V., Frankfurt/Main. Die Zeitschriftenverleger rechnen 2008 sogar mit einer positiven Entwicklung fürs Anzeigengeschäft – auch wenn der Start ins neue Jahr laut Nielsen Media Research noch etwas verhalten war. Wohin sich die Zeitungs- und Zeitschriftenproduktion entwickelt oder wie die Tageszeitung der Zukunft aussieht, das zeigt die Drupa, die internationale Leitmesse für die Druck- und Medienindustrie vom 29. Mai bis 11. Juni auf dem Messegelände in Düsseldorf. Der Drupacube, das Seminarund Workshop-Zentrum für Printbuyer auf der Messe, greift insgesamt zehn branchenrelevante Themen jeweils unter dem Marketingaspekt auf. „Die Zeitungs- und Zeitschriftenverlage sind bereits auf einem guten Weg“, ist Ralph Scholz, Projektkoordinator des Drupacube, überzeugt. „Wer aber den Werbemarkt nachhaltig für sich gewinnen will, muss künftig seinen Anzeigenkunden innovative Plattformen bieten. Wir werden am 30. Mai und 2. Juni Verlagsleiter, Marketingentscheider, Printbuyer und Kreative über die neuesten Technologien informieren und mit überzeugenden Konzepten inspirieren.“ Von Duftanzeigen und Reißverschlussseiten Im kubusförmigen Veranstaltungspavillon zwischen den Hallen 1, 2 und 3 erfahren die Symposiumteilnehmer beispielsweise am „Tag der Zeitung“ (dem 30. Mai), welche kreativen und qualitativ hochwertigen Sonderwerbeformen der Werbeträger Tageszeitung bereits heute bieten kann – von Leuchtfarben über Duftanzeigen bis zu Reißverschlussseiten. Auch die Beilagenwerbung hat sich aufgrund innovativer Technologien weiterentwickelt. So gehören Teilbelegungen in geringen Auflagen Im Mittelpunkt der Drupa 2008 Ende Mai wird die Welt der Zeitschriften und Zeitungen im Wettbewerb mit dem Internet stehen. Foto: Messe Düsseldorf schon bald zum Standard. „Die Tageszeitung ist im Wandel begriffen. Ein neues Selbstverständnis der Verlage in Verbindung mit innovativen technischen Entwicklungen eröffnet Lesern und Inserenten viel Neues im Produkt und in dessen Verar- 23 beitungsmöglichkeiten“, erklärt Matthias Tietz, Geschäftsführer Rheinisch-Bergische Druckerei und Referent am „Tag der Zeitung“. Auch die Zeitschriftenverlage müssen neue Konzepte entwickeln, um sich am Markt erfolgreich positionieren und behaupten zu können. Am 2. Juni, dem „Tag der Zeitschrift“, geht es daher im Drupacube um die Frage: Immer schneller, immer edler oder immer individueller? Hochkarätige Referenten vermitteln den Symposiumteilnehmern, was neue Technologien beitragen können, um die Verkaufszahlen zu erhöhen, und welche Möglichkeiten sich dabei für die Werbekunden ergeben. „Es ist spannend zu beobachten, wie die Vernetzung von Print und Online zur Entwicklung von innovativen Zeitschriftenkonzepten beiträgt“, erklärt Bernd Zanetti, Geschäftsführer der Münchner Akademie des Deutschen Buchhandels, die am „Tag der Zeitschrift“ Kooperationspartner des Drupacube ist. „Ich freue mich daher ganz besonders auf die hochkarätigen Referenten.“ chon sehr früh im Jahr präsentierte die GHM – Gesellschaft für Handwerksmessen in München die ersten Erfolge aus dem aktuellen Messejahr. Tatsächlich konnte die GHM aber auch mit einigen Neuigkeiten aufwarten, die allerdings nicht nur in neu übernommenen oder neu überdachten Messen bestanden, sondern auch in einer ganzen Reihe von Personalien lagen. In den ersten drei Monaten des Messejahres 2008 führte die GHM mit großem Erfolg die Opti 08 erstmals in eigener Regie durch. Das GHM-Team hat diese Fachmesse für Augenoptiker tüchtig aufgepeppt und mit dem Slogan „brandneu“ versehen. „Mit rund 400 Ausstellern aus 20 Staaten und 1 000 Marken im Gepäck wurden die verfügbaren 30 000 Quadratmeter Bruttoausstellungsfläche bis auf den letzten Winkel ausgelastet“, freute sich GHM-Chef Franz Reisbeck. „Mit 18 000 Fachbesuchern schuf sich die Opti eine solide Grundlage für eine weitere Ausschöpfung des Potenzials im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus im weiteren Ausland, vor allem in Mittel-/Osteuropa“, so Reisbeck weiter. Neu ausgerichtet hat die GHM die traditionsreiche Internationale Handwerksmesse IHM. Bereits vor zwei Jahren wurde eine Zweiteilung in IHM Profi und IHM Privat durchgeführt, um eine Trennung von Fachbesuchern und breitem Publikum zu erzielen. In diesem Jahr wurde auch noch die Laufzeit der beiden Messen verändert, das heißt, die IHM Profi wurde um zwei auf nun fünf Tage verkürzt, um den Charakter einer Fachmesse noch mehr zu betonen. 1 047 Aussteller aus 30 Ländern nahmen 2008 an der IHM Teil und belegten über 80 500 Quadratmeter. Bei der IHM Profi stand das Kraftfahrzeuggewerbe im Zentrum des Angebots, das von der fachgerechten Oldtimer-Restaurierung bis zu alternativen Kraftstoffen reichte. Im Rahmen der IHM Privat soll die Halle A1 zu der Dachmarke für „Handwerk & Design“ weiterentwickelt werden. Durch beide Spangen – Profi wie Privat – zog sich auch auf der IHM das Thema Energie und Energieeffizienz. Gemeinsam mit der gleichzeitig veranstalteten Garten München und den Münchner Autotagen zog die Internationale Handwerksmesse knapp 160 000 Besucher in ihren Bann, darunter 74 000 Fachbesucher. Trotz der kürzeren Laufzeit waren dies 3,2% mehr als im Vorjahr. Die auf dem neuen Stuttgarter Messegelände von der GHM durchgeführte Dach + Holz als Zusammenfassung der bisherigen Dach + Wand mit der Holzbau + Ausbau konnte 554 Aussteller aus 23 Ländern gewinnen. Das neue Konzept ließ 48 300 Fachbesucher – davon 8% aus dem Ausland – nach Stuttgart reisen. Schon Mitte April steht der GHM mit der IFH/Intherm die nächste Fachmesse ins Haus, bei der sich 649 Aussteller auf einer Fläche von über 38 200 Quadratmetern auf dem Gelände der Messe Nürnberg angemeldet haben. Dialogplattform und Marktplatz für das Handwerk Aufgrund der bisher veranstalteten Messen wird die GHM aus den ersten vier Monaten einen Umsatz in Höhe von voraussichtlich 19,6 Mio. Euro erzielen – im vergangenen Jahr waren es im gleichen Zeitraum 9,7 Mio. Euro. Für das Ergebnis wollte sich Reisbeck jedoch nicht genauso optimistisch geben, will unterm Strich jedoch die Planzahlen für das laufende Geschäftsjahr übertreffen. Ein Grund für die Vorlage dieser Zwischenbilanz war auch, dass Reisbeck Ende August sein Amt als Vorsitzender der Geschäftsführung der GHM im besten Einvernehmen abgeben wird. Reisbeck war mit kurzer Unterbrechung seit 1988 für die GHM tätig. Zu seinem Nachfolger wurde Dieter Dohr bestellt, der im März 2007 von der Messe München zur GHM wechselte. Der designierte GHM-Chef Dohr ging auf die Stärken des Handwerks auf den sich ständig ändernden globalen Märkten ein. Zum einen nannte Dohr die individualisierten Bedürfnisse, gerade im Bereich Wohnen, aber auch das Thema Klimaschutz als wichtige Trends und Chancen für das Handwerk. Aber auch der Gesundheitssektor mit Ernährung stellt ein großes Potenzial dar. „Für die GHM heißt es nun, dem Handwerk eine impulsgebende Dialogplattform und einen zukunftsweisenden Marktplatz zu bieten“, so Dohr zur Aufgabe seiner Gesellschaft. „Unser entscheidendes Alleinstellungsmerkmal ist unsere Flexibilität, Standortunabhängigkeit und unsere konzentrierte Kompetenz im Handwerk“, so Dohr. uk Plagiarius für Ideenklau Messe Frankfurt | Auch komplette Maschinen werden kopiert A nfang Februar wurde in Frankfurt zum 32. Mal der Plagiarius vergeben. Mit diesem Preis zeichnet der Verein „Aktion Plagiarius“ jährlich die nach eigenen Angaben dreistesten Plagiatoren aus. Die „Gewinner“ wurden im Rahmen der Messe „Ambiente“ im Congress Center der Messe Frankfurt bekannt gegeben. Dr. Guido Westerwelle, Vorsitzender der FDP Bundestagsfraktion, hat die Laudatio auf die „Preisträger“ gehalten. Die Trophäe ist ein schwarzer Zwerg mit goldfarbener Nase, als Sinnbild für den Gewinn, den sich in den Augen der Jury die Preisträger verdienen. In diesem Jahr wurde ein Salz- und Pfefferset von Shantou Lian Plastic Products Co. Ltd. aus China mit dem Preis bedacht – eine Kopie des Modells Two in One der WMF AG. Neben Gemüsehobel oder Waschtischarmaturen wurden auch ein Druckausdehnungsgefäß und ein Resektoskop für die Urologie ausgezeichnet, alles geklaute Ideen. Die Urheber der Kopien stammen größtenteils aus China – aber auch aus den Niederlanden und aus Deutschland! Produktpiraten beschränken sich aber nicht mehr nur auf kleine Gegenstände. Selbst komplette Maschinen werden eins zu eins nachgebaut, wie der deutsche Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen, die Weinig AG, erfahren musste. Bei einem Rundgang über die Pekinger Messe „China Wood“ entdeckten die Mitarbeiter des Unternehmens eine ihrer Maschinen, bei der selbst der Firmenname kopiert worden war. Auch bei der Werbung hatten die Chinesen hemmungslos abgekupfert: Für ihre Hochglanzprospekte übernahmen sie einfach die Bilder aus dem Weinig-Katalog. Ein weiteres Corpus Delicti hat Weinig aus China an den Firmensitz ins badische Tauberbischofsheim bringen lassen. „Die Hobelmaschine ist eine ziemlich genaue Kopie unserer eigenen“, stellte Rainer Hundsdörfer, Vorstandsvorsitzender der Michael Weinig AG, fest. Das Plagiat hat ein Mitarbeiter für rund 6 000 Euro auf einer Messe in Asien gekauft. Bei Weinig ist eine vergleichbare Maschine nicht unter 35 000 Euro zu haben. Die Maschine sieht zwar aus wie das Original – die Funktionen lassen dagegen zu wünschen übrig. Urheberrechtsverletzungen seien keine Kavaliersdelikte und natürlich gehe man gegen die Imitatoren vor. „Aber morgen steht schon der nächste auf einer Messe“, so Hundsdörfer. Der Kampf gegen Plagiate sei Sisyphusarbeit. Für Unternehmen wie die Weinig AG be- deutet die Produktpiraterie die Entwertung ihrer kostenintensiven Entwicklungsarbeit und den Verlust von Marktanteilen. Hinzu kommt die Gefährdung des Firmennamens, besonders wenn gefälschte Produkte in Umlauf gelangen, die die Sicherheit und Gesundheit beeinträchtigen können. Auch damit musste sich Hundsdörfer schon auseinandersetzen: „Bei einem Plagiat aus Taiwan klebte sogar das CE-Kennzeichen drauf.“ Dabei habe es überhaupt nicht die Anforderungen der Europäischen Union an die Produktsicherheit erfüllt, so der Vorstandsvorsitzende. Hundsdörfer schätzt die eigenen Umsatzverluste durch Plagiatoren auf 10% bis 20%. Im vergangenen Jahr erzielte Weinig einen Konzernumsatz in Höhe von rund 400 Mio. Euro. Gigantischer Verlust durch Produktpiraterie Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau gibt die Umsatzeinbußen der Branche mit rund 5 Mrd. Euro an. In einer Umfrage gaben mehr als die Hälfte der Verbandsmitglieder an, von Produktpiraterie betroffen zu sein. Nach Angaben des Vereins Aktion Plagiarius beträgt der volkswirtschaftliche Schaden allein in Deutschland rund 30 Mrd. Euro. Der Verlust von Arbeitsplätzen durch Fälschungen wird auf rund 70 000 geschätzt. „Wir wehren uns gegen Plagiatoren durch eine hohe Entwicklungsgeschwindigkeit und kurze Innovationszyklen“, so Hundsdörfer. Bei aller Kritik an den chinesischen Plagiatoren: „Die Auftraggeber sitzen häufig in westlichen Ländern“, so Plagiarius-Geschäftsführerin Christine Lacroix. Den Plagiarius begründete 1977 der Designer Prof. Rido Busse. Die Messe Frankfurt startete 2006 die Initiative „Messe Frankfurt against Copying“ – mit Erfolg: Im zweiten Jahr sank die Anzahl der beschlagnahmten Produkte um bis zu 90%. Insgesamt wurden auf den Frankfurter Messen im vergangenen Jahr 4 800 Anfragen gestellt und rund 900 Bewerbungsgespräche geführt. „Beim Start von Messe Frankfurt against Copying gab es viele Zweifler, ob eine Messegesellschaft bei diesem Thema erfolgreich agieren könne. Die aktuelle Bilanz belegt den Erfolg unseres nachhaltigen Engagements“, freute sich Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt. Der Trend der niedrigeren Beschlagnahmungsrate hält auch 2008 an, denn auf der Ambiente wurden zum Beispiel 73% weniger Produkte konfisziert, auf der Paperworld 38%. uk REISE & WELLNESS 24 WirtschaftsKurier APRIL 2008 Steilflug vom Start weg Eines der besten Teilnehmerfelder Allgäu Airport | Regionalflughafen trägt zur Entzerrung bei – in der Luft und auf der Straße BMW Open 2008 | Spitzensport mit attraktivem Rahmenprogramm E Der Allgäu Airport ist in kurzer Zeit zu einer festen Größe im Luftverkehr geworden. S chon nach einem halben Jahr am nationalen und internationalen Flugliniennetz rangiert der Allgäu Airport in einem Ranking der deutschen Regionalflughäfen im vorderen Mittelfeld. So erreichte Deutschlands höchst gelegener Flughafen bei den Passagierzahlen im Pauschal- und Linienverkehr zum Jahresende 2007 bereits einen achten Platz unter bundesweit 29 Regionalflughäfen und Verkehrslandeplätzen. Dies ergaben die so genannten Verkehrszahlen 2007, die jetzt die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) veröffentlicht hat. Zwischen Altenburg und Zweibrücken ist es dem Allgäu Airport schon in kurzer Zeit gelungen, auf sich aufmerksam zu machen. „Unser Konzept geht auf“, kommentiert Airport-Geschäftsführer Ralf Schmid die erfreulichen Zahlen. Der Start von 0 bis auf über 170 000 Passagiere zum Jahresende habe bewiesen, welcher Bedarf in der Region und weit darüber hinaus vorhanden sei. „Der Allgäu Airport hat sich in kurzer Zeit etabliert und ist zu einer festen Größe im Luftverkehr geworden“, betont Schmid. Die große Nachfrage zeige bereits erste Folgen, so wurde die Zahl der Parkplätze verdoppelt. Das Be- und Entladen für ca. 30 Minuten vor dem Terminal ist kostenlos. Auf dem Langzeitparkplatz beträgt das Entgelt für die ersten vier Tage zehn Euro, bis zu acht Tagen 15 Euro und für jede weitere Woche zehn Euro. Auf dem Kurzzeitparkplatz in unmittelbarer Terminalnähe werden fünf Euro für maximal 24 Stunden Parken erhoben. „Kostengünstiges Parken bleibt weiterhin eines der vielen Argumente, die für uns sprechen“, betont Schmid. Gut eingespielt habe sich auch das Angebot an Transferbussen und Mietwagen sowie der Linienbusverkehr zwischen dem Flughafen und dem Memminger Bahnhof. Am 1. April 2008 begann der neue Sommerflugplan, der neben den innerdeutschen City-Flügen in die Metropolen Hamburg, Berlin und Köln/Bonn auch mehrmals wöchentlich beliebte Ferienziele wie Kreta, Antalya, Mallorca, die Kanaren-Inseln Fuerteventura und Gran Canaria sowie Rom und Neapel beinhaltet. „Im Frühjahr starten wir bei den Ferienflügen wieder voll durch“, berichtet Schmid. Ab 1. Mai 2008 stehen dann zusätzlich noch die neuen Sonnenziele Thessaloniki und Valencia auf dem Programm. Die bisherige Buchungslage stimmt alle Beteiligten sehr optimistisch. Die innerdeutschen City-Linien erfreuen sich kontinuierlich guter Nachfrage. Klick und weg: Durch den neuen Internet-Auftritt können Passagiere und Besucher jetzt noch einfacher und schneller al- Foto: Allgäu Airport les rund um Deutschlands höchsten Flughafen erfahren. Bereits die Startseite informiert über An- und Abflugzeiten in Echtzeit und auch Flüge bei TUIfly können hier gleich direkt gebucht werden. „Als Flughafen der kurzen Wege wollen wir auch online die schnellsten Verbindungen herstellen“, sagt Allgäu Airport Geschäftsführer Ralf Schmid. Für heimische Firmen bilde das neue Internet-Portal zudem ein attraktives Werbeumfeld, das pro Monat durchschnittlich 100 000 Besucher und rund 450 000 Pageviews verzeichnet. In Kürze wird der Online-Service des Flughafens um wertvolle Reise-Tipps und Informationen über das Allgäu erweitert. Welche wichtige Funktion die Regionalflughäfen gerade auch bei der Entlastung der großen europäischen Airports haben, belegen Schätzungen der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen. Bis zum Jahr 2020 rechnen deren Experten mit einem Anstieg der Verkehrsnachfrage bei Regionalflughäfen um mehr als 200%. Im gleichen Zeitraum soll der gesamte Luftverkehr um 80% zunehmen. „Regionalflughäfen leisten einen wertvollen Dienst bei der Entzerrung des Verkehrs und bieten sinnvolle Ausweichmöglichkeiten mit oft kürzeren Transferzeiten – beispielsweise ins Allgäu – an“, unterstreicht Schmid die Bedeutung des schwäbischen Airports mit Alpenblick. gal wie man es formulieren will: Dem neuen Turnierdirektor und DavisCup-Teamchef Patrik Kühnen ist es gelungen, eines der besten Teilnehmerfelder, das es jemals bei den BMW Open by FWU AG gab, nach München zu holen. Zwei Top-Ten-Spieler oder vier Spieler aus den Top 15 oder fünf Spieler aus den Top 20 kommen Ende April auf die Anlage des MTTC Iphitos (26. April bis 4. Mai 2008). Allen voran drei Franzosen: Die aktuelle Nummer acht der Welt, Richard Gasquet, die Nummer 14, Paul-Henri Mathieu, und der Sensationsfinalist der Australian Open, Jo-Wilfried Tsonga. Dazu kommen Tomas Berdych aus Tschechien und der Chilene Fernando González. Mit Philipp Kohlschreiber kommt darüber hinaus zum ersten Mal seit 14 Jahren ein deutscher Spieler als Titelverteidiger zu den BMW Open by FWU AG 2008. Der Augsburger holte im letzten Jahr sensationell sowohl den Titel im Einzel, als auch im Doppel an der Seite seines russischen Partners Mikhail Youzhny. Diese Titel würde der derzeit beste deutsche Tennisprofi natürlich gerne verteidigen. Publikumslieb- Publikumsliebling Tommy Haas wird wohl für die BMW Open rechtzeitig fit. ling Tommy Haas scheint für seine neunte Teilnahme in München gerade noch rechtzeitig fit zu werden. Nach einer erneuten Schulteroperation ist er offensichtlich auf dem Wege der Besserung, schlug vor kurzem den Amerikaner Andy Roddick. Auch Tommy Haas würde in München zu gerne einmal gewinnen. Neben dem Spitzensport gibt es natürlich, wie jedes Jahr, ein attraktives Rahmenprogramm: zum Beispiel die Auslosung mit einem prominenten Überraschungsgast oder das Bulgari ProAm-Turnier am Qualifikationswochenende, den Ladies Day oder einen gemütlichen Jazzfrühschoppen am Finaltag. www.bmwopen.de INDIEN-FLAIR Reisende am Flughafen Frankfurt werden die nächsten drei Monate von einem gelb-schwarzen original Ambassador-Taxi und den dazu passenden typischen Klängen und exotischen Düften Indiens überrascht. Der Innenraum des Emirates-Taxis wurde komplett mit verschiedensten bunten Stoffen ausgelegt. Blumen- und Lichterkette sowie Mini-Bilderrahmen, Räucherstäbchen und indische Zeitungen sorgen zusätzlich für landestypisches Flair. Ein eingebauter MP3-Player und Außenlautsprecher ermöglichen die musikalische Untermalung. Mit täglichen Verbindungen nach Ahmedabad, Bangalore, Chennai, Delhi, Hyderabad, Kochin, Kolkata, Mumbai und Thiruvananthapuram ist Emirates eine der führenden Airlines von Deutschland aus in Richtung Indien. Ab dem 1. Juli 2008 wird Emirates mit Kozhikode (Calicut) ihre zehnte indische Destination in das Streckennetz aufnehmen. Emirates ist eine der am stärksten wachsenden Fluggesellschaften der Welt. Bis zum Jahr 2010 wird die Flotte der Airline von derzeit 115 auf über 150 Maschinen anwachsen. Mit 58 festbestellten Jets vom Typ Airbus A380 ist sie der größte Kunde des neuen Superjumbos. Das Streckennetz der für ihren Bordservice vielfach ausgezeichneten Fluggesellschaft umfasst 100 Destinationen in 62 Ländern. Emirates, eine der am schnellsten wachsenden Fluggesellschaften, fliegt seit über 20 Jahren ab Deutschland und bietet täglich jeweils zwei Nonstop-Verbindungen von Frankfurt, München und Düsseldorf sowie eine tägliche Nonstop-Verbindung von Hamburg zum internationalen Drehkreuz der Airline in Dubai an. First- und Business-Class-Passagieren steht ein kostenloser Emirates Chauffeur-Service an vielen weltweiten Flugzielen zur Verfügung. www.emirates.de ANZEIGE Nehmen Sie sich frei! Allgäu, Bayern Schwarzwald, Bodensee Erzgebirge Nord- und Ostsee Tirol, Vorarlberg Salzburger Land, Kärnten, Steiermark Südtirol, Trentino **** Hotel EUROPÄISCHER HOF FIT & SCHLANK IN DEN FRÜHLING, 7 ÜBERNACHTUNGEN (BUCHBAR BIS 30.06.2008): 7 Übernachtungen im komfortablen Doppelzimmer Obst und Gasteiner Mineralwasser als Willkommensgruß Gourmet-Vital-Halbpension (der Küchenchef kreiert täglich ein Vitalmenü, abgestimmt auf Ihre Bedürfnisse) Begrüßungscocktail mit der Direktion Fit-Check mit unserem dipl. Sportbetreuer inklusive aufbauendem Trainingsprogramm für 10 Wochen Beratungsgespräch mit unserer Diätologin und ganz speziell auf Sie abgestimmten Ernährungsplan (unser Küchenchef kocht danach) Entspannungstraining nach Jacobsen Einführung ins Nordic Walking durch unseren Trainer 2 x Bad in unseren Whirlwannen zur Straffung der Haut, Verbesserung der Durchblutung und Minderung von Cellulitis 1 x manuelle Lymphdrainage zum Abtransport von Schlacken und Schadstoffen Flauschiger Bademantel und Badeschuhe während Ihres Aufenthaltes Freie Nutzung des hoteleigenen Badeund Saunaparadieses „Gasteiner Therme“ Freie Nutzung des Fitness- und Gymnastikraums Shuttleservice nach Bad Gastein und Bad Hofgastein www.urlaub-fuer-unternehmer.de Schweiz Bad Gastein Allgäu, Bayern Schwarzwald, Bodensee Erzgebirge Nord- und Ostsee Tirol, Vorarlberg Salzburger Land, Kärnten, Steiermark Zell am See DIE ALPENBLICK-BEAUTYSPEZIALWOCHEN (BUCHBAR VOM 03.05. BIS 26.06.2008): 7 Tage Alpenblick-Verwöhnpension Alle Alpenblick WohlfühlInklusivleistungen Abwechslungsreiches Aktivprogramm Betreutes Fitness- und Therapiepaket 1 Schönheitsbad 1 Aromaölmassage 1 kleine Gesichtsbehandlung Preise pro Person pro Woche: im Zimmer Orchidee ab Euro 649,im Zimmer Rubin ab Euro 719,- I I I I I Wo Mitarbeiter aufblühen I REIN BETRIEBSWIRTSCHAFTLICH GESEHEN ERSCHEINT DAS WICHTIGSTE BETRIEBSKAPITAL EINES UNTERNEHMENS ZUNÄCHST EINMAL ALS BLOSSER AUFWANDSPOSTEN: WENIGER IST FÜR FIRMENCHEFS NICHT SELTEN MEHR, WENN ES UM DIE PERSONALKOSTEN GEHT. I I I Dabei können einem im immer härter werdenden Wettbewerb um die besten Köpfe hochqualifizierte Mitarbeiter gar nicht teuer genug sein. Sind sie erst einmal an Bord, soll ihre Begeisterung und Leistungsmotivation auch lange anhalten. Das allein selig machende Allheilmittel kann Geld hier nicht sein. Ein Mitarbeiter möchte sich in der Atmosphäre, in der er arbeitet, menschlich wohl und wertgeschätzt fühlen. Als nahrhafter Dünger erweisen sich hier kleine Incentives wie etwa ein 3- bis 4-tägiger Relaxaufenthalt in einem Wellnesshotel. Der Mitarbeiter kann körperlich wie seelisch einmal tief durchatmen, frische Kraft und neue Inspiration schöpfen. Zwei Urlaubstage extra vom Betrieb und ein besonderes Preisangebot machen das Kofferpacken leicht. Auf „Urlaub-fuer-Unternehmer.de“ haben wir für Sie eine Reihe ausgewählter Hotels aufgeführt, die attraktive Urlaubspakete anbieten. Vier Verwöhntage im Wellness- und Sporthotel „Jesacherhof“ im sonnigen Osttirol gibt es z. B. schon ab Euro 468,- p. P. einschließlich Vitalpaket! Wählen Sie: Ausschlafen statt Abschlaffen Allgäu, Bayern Schwarzwald, Bodensee Erzgebirge Nord- und Ostsee Tirol, Vorarlberg Salzburger Land, Kärnten, Steiermark Südtirol, Trentino ****s Alpine Wellness Resort Majestic Schweiz Reischach/ Südtirol Manche lieben’s heiß. Manche ganz, ganz ruhig. Manche mögen’s romantisch. Und manche stehen auf das volle Leben. Kuschelig, lauschig, verträumt, gesellig, quirlig oder heimlich. Egal, wie Sie drauf sind, egal, was Sie gerade wünschen. Hier im Alpine Wellness Resort Majestic ist der Platz für Ihre Wünsche. Hier ist viel Raum für Ihr Gefühl. Hier ist der Ort für Träume und traumhafte Wohlfühl-Momente. Alpine Wellness im Beautyund Vitalreich „Coroness“, erlesene Gaumenfreuden und schlafen unter 4 alpinen Sternen – einfach ankommen, eintauchen, wohl fühlen. I I I In wildromantischer Hochgebirgslandschaft, das Bergpanorama und den Weltkurort Bad Gastein immer im Blickfeld, liegt das Hotel EUROPÄISCHER HOF. Das ist Relaxen in der hauseigenen Therme, das ist Sport und Erholung in einer der schönsten Berglandschaften Europas, Frühling, Sommer, Herbst und Winter für Jung und Alt, das ist Wandern, Radsport, Reiten, Schönheit, Gesundheit und vieles mehr vor der Haustüre. Kulinarische Hochgenüsse in unseren Restaurants, Gemütlichkeit am Abend bei knisterndem Kaminfeuer an unserer Achenbar. Für Entspannung sorgen Freizeit- und Wellness-Einrichtungen auf 5.600 m2, darunter das lichtdurchflutete Bade- und Saunaparadies „Gasteiner Therme“. Mehrere Saunen und Dampfbäder sorgen fürs Rundum-Wohlbefinden. I **** Hotel EUROPÄISCHER HOF Miesbichlstraße 20 I A-5640 Bad Gastein Tel. 0043 (0) 6434 2526-0 Fax 0043 (0) 6434 2526-262 [email protected] www.europaeischerhof.at I ab Euro 749,- pro Person im Doppelzimmer Allgäu, Bayern Schwarzwald, Bodensee Erzgebirge Nord- und Ostsee Tirol, Vorarlberg **** Vital Landhotel Schermer SCHERMERS „WEG VOM ALLTAG“PAKET (BUCHBAR AB SOFORT): 5 Tage mit allen unseren Inklusivleistungen und dem „...einfach loslassen“-Programm für Sie bzw. dem „Relax Total“-Programm für Ihn: „EINFACH LOSLASSEN“: 1 klassische Gesichtsbehandlung 1 La Stone Massage 1 Ganzkörperpeeling 1 Schönheitsbad 1 Maniküre 1 Sonnentaler „RELAX TOTAL“: 1 Thalgo Men Gesichtsbehandlung 1 Tiroler Steinölbad 1 Teilmassage 1 Maniküre oder Pediküre 1 Fangopackung 1 Ganzkörpermassage I I I I I I Salzburger Land, Kärnten, Steiermark Südtirol, Trentino Schweiz Westendorf/ Tirol I I I Pauschalpreis ab Euro 297,- pro Person im Wohlfühlzimmer ****s Alpine Wellness Resort Majestic Familie Feichter Im Gelände 20 I-39031 Reischach, Südtirol Tel. 0039 0474 41 09 93 Fax 0039 0474 55 08 21 [email protected] www.hotel-majestic.it I I I I I Pauschalpreis pro Person ab Euro 615,- im Doppelzimmer „Westendorf“ I I I I Ein See und die Berge – eine fesselnde Komposition. Glasklares Wasser und die Gletscherwelt des Kitzsteinhorns im Hintergrund, das ist Zell am See. Das familiengeführte Sporthotel Alpenblick verspricht: „Gastfreundschaft bedeutet bei uns Herzlichkeit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft gegenüber allen unseren Gästen.“ Der Wellnessbereich trägt auf großzügigen 1.100 m2 das seine dazu bei, dass sich das Wohlgefühl schon bald einstellt. Im Reich der Sinne, in der Panorama-Wasserwelt oder in der Stillen Alm genießen Sie Wellness pur. Ein weiteres Highlight: in unserer Beauty- & Spa-Welt – von Thalassobädern, Kosmetikanwendungen, Maniküre und Pediküre, Gesichtsmasken bis hin zum fernöstlichen Hamam Ritual – bleiben keine Wünsche offen! Allgäu, Bayern Schwarzwald, Bodensee Erzgebirge Nord- und Ostsee Tirol, Vorarlberg **** Wohlfühlhotel Ortnerhof **** Sporthotel Alpenblick Familie Segl Alte Landesstraße 6 A-5700 Zell am See Tel. 0043 (0) 65 42 54 33 Fax 0043 (0) 65 42 54 33-1 [email protected] www.alpenblick.at Salzburger Land, Kärnten, Steiermark Südtirol, Trentino Schweiz Ruhpolding FREUNDINNEN-TAGE (BUCHBAR BIS 06.07.2008): Unser familiär geführter Betrieb liegt ruhig am Ortsrand von Westendorf, mit freiem Blick auf die umliegende Bergwelt. Das kleine Tiroler Dorf, das auf einem ruhigen Sonnenplateau inmitten der Kitzbüheler Alpen gelegen ist, lädt zu einem unvergesslichen Naturerleben ein. Ankommen und Wohlfühlen und dazu kulinarische Freuden, tolle Unterhaltung sowie Wellness und Beauty vom Feinsten – Vital Landhotel Schermer, ein Wellnesshotel mit Gastlichkeit und Ambiente, verbunden mit unvergleichlich wohltuenden Wellness-Anwendungen und Aktivitäten, wird Ihren Urlaub zu einem unvergesslichen Erlebnis machen ... was will man mehr! I MAJESTIC-WELLNESS-DAYS (BUCHBAR VOM 04.05. BIS 03.07.2008): 4-Tage-Wohlfühlpaket buchbar von Sonntag bis Donnerstag, inklusive Majestic 3⁄4-Verwöhnpension Sommerbowle zur Begrüßung Wellnessgutschein im Wert von Euro 25,- pro Person Schweiz **** Sporthotel Alpenblick I I Südtirol, Trentino **** Vital Landhotel Schermer Jakob und Andrea Schermer Dorfstr. 106 A-6363 Westendorf Tel. 0043 (0) 5334 6268 Fax 0043 (0) 5334 6268 66 [email protected] www.vitalhotelschermer.at 3 oder 4 herrliche Nächte im schönen Doppelzimmer mit allen Annehmlichkeiten unserer 3⁄4-Verwöhnpension Paket „Ich liebe mich“, der klassische Schönheitstag inklusive: - Gesichtsbehandlung - Wellness-Maniküre - sanftes Ganzkörper-Peeling - eine Körperpackung nach Wahl in der Wasser-Schwebeliege - eine Teilkörper-Wohlfühlmassage (25 Min.) neueste Ausgabe von GALA oder BUNTE – den beliebten Frauenzeitschriften 1 Glas Prosecco bei der Ankunft Pauschalpreis pro Person: 4 Nächte ab Euro 411,- bzw. 3 Nächte ab Euro 349,- I I I I Im Wohlfühlhotel Ortnerhof, im Herzen der Chiemgauer Alpen zwischen München und Salzburg, ist das Motto „Genuss erleben“ für alle Gäste garantiert. Ob in den neuen Wohlfühlzimmern und Suiten, in der Beauty- und Wellnesslandschaft „Oase der Sinne“ oder im neuen Panorama-Hallenbad – Wohlfühlen pur ist hier angesagt. Und das Kulinarium „Herzklopfen“ verwöhnt jeden Tag aufs Neue mit herrlichen Gaumenfreuden. Der Frühling in Ruhpolding bezaubert wirklich jeden: Wandern, Walken, Radeln, Golfen oder Genießen, die märchenhafte Welt der Chiemgauer Berge wird Sie jeden Tag aufs Neue begeistern. **** Wohlfühlhotel Ortnerhof Fam. Stegmeier Ort 6 D-83324 Ruhpolding Tel. 08663 8823-0 Fax 08663 8823-333 [email protected] www.ortnerhof.de JOURNAL APRIL 2008 WirtschaftsKurier 25 Den Energiewandel im Blick Technologietransfer aus dem Orbit Vorbild Japan Roboter perfekt steuern Der Kraftwerksbranche stehen im Zeichen der CO2-Verminderung große Herausforderungen bevor – der TÜV Nord begleitet sie. Seite 26 Auf der SpaceTransfer können Unternehmen der Raumfahrt mit der Industrie Erfahrungen austauschen auf der Suche nach Innovationen. Seite 26 Innovationsfreude und Interesse am Neuen sowie ein breit aufgestellter Mittelstand zeichnen das Partnerland des Jahres 2008 aus. Seite 27 Der japanische Mitsubishi-Konzern erhofft sich von integrierten und besonders schnellen Robotersteuerungen einen Umsatzschub. Seite 27 Die Messe der (zehn) Messen Hannover Messe | In diesem Jahr steht die weltgrößte Investitionsgütermesse im Zeichen der Energieeffizienz VON ULRICH KIRSTEIN LEITMESSEN D ie bekannteste, größte und noch immer bedeutendste Messe Deutschlands, die Messe der Messen sozusagen, ist die Hannover Messe in der niedersächsischen Hauptstadt. Längst vereinigt diese Industriemesse aber auch mehrere Messen in sich, die sich auf ihrem jeweiligen Spezialgebiet zu internationalen Leitmessen gemausert haben. In diesem Jahr – nicht alle dieser Leitmessen werden jährlich veranstaltet – vereinigt die Hannover Messe unter ihrem (weiträumigen) Dach insgesamt zehn dieser Leitmessen: die Interkama plus, die Factory Automation und die Industrial Building Automation im Zeichen der industriellen Automation, die Energy, Power Plant Technology und Pipeline Technology im Zeichen der Energieversorgung und -gewinnung, die Digital Factory, die Subcontracting, die Micro Technology und Research & Technology (vergleiche auch den Kasten auf dieser Seite). Zu den Schwerpunktthemen der diesjährigen Hannover Messe zählen die Automatisierung, Energietechnologien, die industrielle Zulieferung und Dienstleistung sowie Zukunftstechnologien. Mit dem eigenen Informations- und Aktionsprogramm TectoYou soll gezielt der Nachwuchs angesprochen und gefördert werden. Interkama plus – Internationale Leitmesse der Prozessautomation Hallen 7 bis 9 und 11 Factory Automation – Internationale Leitmesse der Fertigungsautomation Hallen 8, 9, 11, 14 bis 17 Industrial Building Automation – Internationale Fachmesse für vernetzte Systeme der Gebäude- und Produktionsautomatisierung Hallen 11, 14 Digital Factory – Internationale Leitmesse für integrierte Prozesse und IT-Lösungen Halle 17 Subcontracting – Internationale Leitmesse der Zulieferindustrie Hallen 3 bis 5 Energy – Internationale Leitmesse der erneuerbaren und konventionellen Energieerzeugung, -versorgung, -übertragung und -verteilung Hallen 11 bis 13 und 27 Power Plant Technology – Internationale Leitmesse für Kraftwerksplanung, -bau, -betrieb und -instandhaltung Halle 27 Pipeline Technology – Internationale Fachmesse für Planung, Bau, Betrieb und Automation von Rohrleitungs- und Kanalnetzen Halle 27, Pipeline Park Micro Technology – Internationale Leitmesse der angewandten Mikrosystemtechniken und Nanotechnologien Halle 6 Research & Technology – Innovationsmarkt Forschung und Entwicklung Halle 2 Partnerland Japan präsentiert sich bei Research & Technology Das Partnerland 2008 ist Japan. Als innovatives Land gerade auch mit seiner starken Ausrichtung auf Zukunftstechnologien wird sich Japan insbesondere in der Halle 2 bei Research & Technology präsentieren. Neben Forschung und Entwicklung sind die Industrieautomation, Robotik, Energietechnologien, Brennstoffzellen, Umwelttechnologien, aber auch die Mikro- und Nanotechnologie Kernstücke der japanischen Aussteller. Bereits zum fünften Mal in Folge schreibt die Hannover Messe außerdem den Hermes Award als international renommierten Technologiepreis aus. Mit einem Preisgeld von immerhin 100 000 Euro zählt der Hermes Award zu den höchst dotierten internationalen Technologiepreisen. Ausgezeichnet werden dabei Produkte, die erstmals auf der Hannover Messe der Öffentlichkeit vorgestellt werden, die aber bereits industriell erprobt und/oder in der industriellen Anwendung sind. Nur wenn die Produkte hinsichtlich ihrer technischen und ökonomischen Umsetzung als besonders innovativ beurteilt werden, kommen sie in die engere Wahl. Die Preisverleihung erfolgt am 20. April 2008 im Rahmen der Eröffnungsfeier der Hannover Messe. Alle nominierten Produkte werden im Ein wichtiges und interessantes Themenfeld auf der Hannover Messe 2008 ist die Umsetzung von Ideen aus der Weltraumtechnik auf der Erde. So bieten neue Materialien aus der Raumfahrt kreativen Architekten völlig neue Möglichkeiten bei der Gestaltung und der Konstruktion. Das SpaceHouse zum Beispiel hat die Form einer Kugel mit 12 bis 40 Metern Durchmesser und verbraucht nur wenig Energie. Foto: Deutsche Messe Bereich Research & Technology in Halle 2 präsentiert. Nominiert wurden in diesem Jahr die fünf Unternehmen Herrenknecht AG aus Schwanau, Hydac Electronic GmbH aus Saarbrücken, Pepperl + Fuchs GmbH aus Mannheim, Trithor GmbH und Bültmann GmbH aus Rein- bach und Sensitec GmbH aus Landau. Herrenknecht präsentiert dabei eine neue Methode zur unterirdischen Pipeline-Verlegung, wobei in einem Verfahren gebohrt und verlegt wird. Hydac entwickelte einen Ölzustandsmesser zur exakten Zustandsüberwachung von Hy- draulik- und Schmierölen, Pepperl + Fuchs einen Explosionsschutz, der elektrische Funken schnell und sicher löscht. Trithor ist mit einem hocheffizienten Induktionsheizer vertreten, der mittels Supraleitertechnologie ein Werkstück mit hohem Wirkungsgrad erwärmt. Sensitec bedient sich des magnetischen Effekts eines Riesen-Magnetowiderstands (Giant Magneto-Resistance, GMR) für den Einsatz von präzisen und robusten Messaufgaben in industriellen und medizintechnischen Anwendungen. Im Rahmen der Energieleitmesse Energy, aber auch der Hannover Messe insgesamt wird zum dritten Mal der World Energy Dialogue als zentrales Event veranstaltet. Hier diskutieren führende Fachleute aus aller Welt über Fragestellungen und Lösungsansätze für die Energiethemen der Zeit. Leitthema in diesem Jahr ist „Kraftwerke und Netze der Zukunft“, wobei es um innovative Kraftwerkskonzepte und intelligente Netzstrukturen und deren Beitrag zu Klimaschutz und wirtschaftlicher Entwicklung gehen soll. Durch die Veranstaltung führen der ehemalige Bundesumweltminister, Prof. Dr. Klaus Töpfer, und der Chef der Deutschen Energie-Agentur, Stephan Kohler. Energieeffizienz ist Hauptthema Geschichte eines Großevents World Energy Dialogue | Kraftwerke und Netze der Zukunft Deutsche Messe | Von der deutschen Exportmesse zur Industriemesse der Welt E xperten aus aller Welt, aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, beraten auf dem dritten World Energy Dialogue auf der Hannover Messe über die „Kraftwerke und Netze der Zukunft“. Moderieren und durch die Themenvielfalt führen werden Prof. Dr. Klaus Töpfer und Stephan Kohler, Geschäftsführer der Deutschen Energie-Agentur GmbH (Dena). Dass der Klimawandel eine Herkulesaufgabe sei, das bekräftigten die Veranstalter des World Energy Dialogues, Jürgen R. Thumann, der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) und Sepp D. Heckmann, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Messe in Hannover. Es sei die überragende Herausforderung dieses Jahrzehnts, den wachsenden Energiebedarf zu decken und gleichzeitig die Emission von Klimagasen zu reduzieren. „Wirtschaftliche und ökologische Zwänge machen einen Quantensprung bei der Steigerung der Energieeffizienz weltweit zwingend erforderlich“, so äußerte sich Prof. Dr. Klaus Töpfer, Chairman des World Energy Dialogues, zu den Themenfeldern. „Diese Notwendigkeit muss sich auf alle Glieder der Versorgungskette beziehen. Die Effizienz von Kraftwerken ist gerade von deutschen Unternehmen entscheidend vorangetrieben worden“, so Töpfer weiter. Er nannte dabei die gezielte Erhöhung der Kraft-Wärme-Kopplung oder auch den effizienten Ausbau der noch in der Entwicklung befindlichen CCS-Technik (Carbon und sinnvoll machen“, mahnte der ehemalige UNEP-Leiter (United Nations Environment Programme) an. Namhafte Referenten aus Wirtschaft und Politik Stephan Kohler, Geschäftsführer der Deutschen Energie-Agentur (Dena), moderiert gemeinsam mit Prof. Dr. Klaus Töpfer den viel beachteten World Energy Dialogue auf der Hannover Messe. Foto: Dena Capture and Storage) als Beispiele. „Gleichzeitig ist europaweit in neue Energienetze zu investieren, die die Aufnahme von dezentral erzeugter Energie möglich Dena-Chef Köhler merkte an, dass der Umbau der Energieversorgung nicht nur eine technologische Herausforderung sei: „Ambitionierte Ziele für die Reduktion von Treibhausgasen und den Ausbau der erneuerbaren Energien sind die richtige Antwort auf Zukunftsfragen wie Klimaschutz und wirtschaftliche Entwicklung.“ Deutschland gehe auch hier vorbildlich voran, so Köhler. „Jetzt kommt es darauf an, dass Politik und Wirtschaft die notwendigen Maßnahmen sehr entschlossen umsetzen und in der Öffentlichkeit breite Akzeptanz dafür schaffen. Sonst drohen empfindliche Verzögerungen beim Bau neuer Kraftwerke und Leitungen“, so der Dena-Chef weiter. Zu den Referenten gehören unter anderem Bundeswirtschaftsminister Michael Glos, Prof. Dr. Günther Brauner, von der TU Wien, Prof. Dr. Hans Müller-Steinhagen, Institutsdirektor am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Dr. Bernhard Fischer, Vorstandsmitglied von Eon Energie, Dr. Mark Little, Senior Vice President bei GE, Prof. Lars Göran Josefsson, CEO von Vattenfall, Dr. Alfred Tacke, Vorstandsmitglied der Evonik Industries AG, oder Dr. Guido Rettig, Vorstandsvorsitzender des TÜV Nord. D ie Hannover Messe ist eigentlich noch eine relativ „junge“ Messe, denn ihre Gründung geht auf das Jahr 1947 zurück. In der damals noch britisch verwalteten Zone wurde auf Initiative der britischen Besatzungsbehörde und in Absprache mit den Amerikanern die Deutsche Messe- und Ausstellungs AG gegründet. Mit einer groß angelegten Industrieschau sollte der Export in Deutschland angekurbelt und das Land wirtschaftlich wieder auf eigene Füße gestellt werden. Außerdem sollte ein westliches Gegengewicht zur Leipziger Messe geschaffen werden. Tatsächlich konnten auf der ersten ExportMesse Hannover Aufträge im Wert von 31,6 Mio. US-Dollar von deutschen Unternehmen an Land gezogen werden. Spiegelbild des deutschen Wirtschaftswunders Schon 1950 öffnete sich die Messe auch für ausländische Aussteller. Die inzwischen in Deutsche Industrie-Messe umbenannte Veranstaltung stand in den Folgejahren geradezu als Spiegelbild für das deutsche Wirtschaftswunder. 1961 firmierte die Messe endgültig in Hannover-Messe um. 1985 kehrte sich die Internationalisierung quasi um, denn nun gründete die Hannover Messe die HMI, die HannoverMesse International GmbH als eigenständige Gesellschaft mit internationalen Industrie- und Fachmessen im Ausland. 1986 wurde die Ausstellung in die Computermesse CeBIT und die Industriemesse Die Marketing- und Werbemaßnahmen bei der ersten Export-Messe Hannover muten noch einigermaßen archaisch an: Ein Lautsprecherwagen kündet die Ausstellung lautstark an. Foto: Deutsche Messe Hannover Messe geteilt, die seitdem auch ihren Bindestrich einbüßte. Erst seit 1987 wurde die Muttergesellschaft in Deutsche Messe AG umbenannt. Die Leistungsfähigkeit – und Weitläufigkeit – des Messegeländes wurde einer breiten Weltöffentlichkeit im Rahmen der Expo 2000 bewusst. Mehr als 8 Mrd. Euro wurden in den zehn Jahren zuvor in den Ausbau und die Erneuerung des Messegelän- des und der Hallen gesteckt. Seit dem Ende der Expo 2000 verfügt Hannover über das modernste und – nach wie vor – größte Messegelände der Welt. 2007 besuchten die Hannover Messe insgesamt 240 000 Interessierte und sahen an fünf Messetagen die Produkte von 6 400 Ausstellern. Damit ist die Hannover Messe auch weiterhin die größte Investitionsgütermesse der Welt. JOURNAL 26 WirtschaftsKurier Energiemix wird vielschichtig D Konventionelle Kraftwerke im Wandel Die zentralen Herausforderungen der Kraftwerksbranche für die kommenden Jahre bestehen in der Realisierung einer Energieversorgung unter hohen Vorgaben zu Klimaverträglichkeit, Sicherheit, Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit. Es werden neue Kraftwerke mit bisher nicht erreichten Wirkungsgraden gebaut. Großtechnische Anlagen mit CO2-Abscheidung sind in der Entwicklung. Erneuerbare Energien gewinnen an Bedeutung, Bestandskraftwerke werden modernisiert. Aktiver Gestalter dieses Erneuerungsprozesses sind Hersteller und Betreiber. Eine wichtige Rolle haben jedoch auch technische Dienstleister wie die TÜV Nord Gruppe, die einerseits im Rahmen ihrer klassischen Aufgaben als „Benannte Stelle“ die Konformität der Beschaffenheit der An- lagen prüfen, als „Zugelassene Überwachungsstelle“ die Zulässigkeit der Inbetriebnahme, des Betriebs und wiederkehrend die Sicherheit der Anlagen prüfen. „Darüber hinaus sind wir jedoch über den gesamten Lebenszyklus einer Anlage in vielen weiteren Bereichen tätig“, so Rettig. „Wir bringen unsere über Jahrzehnte gewachsenen Erfahrungen in den anlaufenden Erneuerungsprozess ein und entwickeln sie in Hinblick auf neue Kraftwerkstechnologien weiter.“ Zu den ingenieurtechnischen Herausforderungen zählten nach seinen Worten neben anderen die Werkstoffeigenschaften im Hochtemperaturbereich so genannter Emax-Kraftwerke, die Auslegungsverfahren und Bauteilgestaltung, die Qualitätssicherung bei der weltweit verteilten Herstellung von Komponenten und ihrem Zusammenbau sowie die betriebsbegleitende Überwachung. Zertifizierungen minimieren Risiken, gerade bei Windenergieanlagen on- oder offshore. Bei der Zusammenschaltung einer Reihe von dezentralen Anlagen zu virtuellen Kraftwerken kommt der Sicherheit und Verfügbarkeit der erforderlichen Kommu- Neue Formen der Energieerzeugung Neben Sicherheitsaspekten dezentraler Stromerzeugungsanlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung sind die Analyse der Wirtschaftlichkeit und der bedarfsgerechte Einsatz bedeutsam. Im Bereich regenerativer Energieerzeugung haben Biomasse- und Windenergieanlagen derzeit die größte Bedeutung. Standortbewertungen und Ertragsgutachten geben Aufschluss über die Wirtschaftlichkeit dieser Anlagen. Typprüfungen und Der TÜV Nord-Chef Dr. Guido Rettig auf dem World Energy Dialogue des Jahres 2007. Foto: Deutsche Messe nikationsnetze und der Software eine besondere Bedeutung zu. „Diese Entwicklungen werden zu einem immer vielschichtigeren Energiemix führen“, prognostiziert Rettig. Die Komplexität der sicherheitsrelevanten Aspekte werde deutlich zunehmen, da bei der Beurteilung von Sicherheit und Verfügbarkeit viele Wechselwirkungen zu berücksichtigen seien. „Die TÜV Nord Gruppe hat diese Herausforderungen angenommen. Wir begleiten die Entwicklungsprozesse, um so unsere großen Methoden- und Fachkompetenzen in diesem Bereich weiter auszubauen“, so Rettig weiter. „Durch unsere aktive Mitarbeit im Kompetenz-Netzwerk Kraftwerkstechnik NRW und im Centrum für Energietechnologie CEBra suchen wir den Dialog und die Zusammenarbeit mit den Treibern der technologischen Erneuerung im Bestreben, unser Dienstleistungsportfolio und unsere Erfahrungen in den Prozess einzubringen.“ Die TÜV Nord Gruppe ist mit über 8 000 Mitarbeitern, davon mehr als 6 300 mit technisch-naturwissenschaftlichem Hintergrund, einer der größten technischen Dienstleister in Deutschland. Darüber hinaus ist sie in über 70 Staaten Europas, Asiens und Amerikas tätig. Die führende Marktposition verdankt die Gruppe der technischen Kompetenz und einem breiten Beratungs-, Service- und Prüfspektrum in den Geschäftsbereichen Mobilität, Industrie Services, International, Rohstoffe sowie Personal und Bildung. Voller Einsatz für den Klimaschutz ABB | Mit neuen Produkten Kosten und CO2 einsparen D a die Hannover Messe 2008 ganz unter dem Zeichen des Klimaschutzes steht, fühlt sich die ABB AG, Mannheim, mit ihren Lösungen bestens vertreten. Denn der Energie- und Automationstechnik-Konzern verfügt über Produkte und Systeme, um auf allen Stufen der Energiekette Einsparungen zu erzielen, Energie effizienter zu nutzen und so die Schadstoff-Emissionen zu senken, so der Konzern. Auf der Hannover Messe ist ABB in Halle 11 im Rahmen der Interkama plus präsent. ABB stellt auf der Hannover Messe 2008 gleich vier innovative Neuerungen vor: EasyLine als Neuheit aus dem Bereich der Gasanalyse, HVDC Light als eine Technik zur elektrischen Anbindung von OffshoreWindanlagen sowie für die Stromübertragung und -verteilung an Land, FlowMaster als neuer Standard der magnetisch-induktiven Durchfluss-Messtechnik und eine verbrauchsnahe Energieerfassung, um den Energieverbrauch besser überwachen zu können. Unter EasyLine subsumiert ABB eine Reihe von Geräten zur automatischen und kontinuierlichen Gasanalyse in industriellen Prozessen aller Art. Auch in diesem Jahr will ABB seine führende Position in diesem Markt der Analysatoren behaupten. In den neuen, verbesserten Analysegeräten kann zum Beispiel die Darstellungsart und Berechnungsmethode ausgewählt und die Dokumentation tabellarisch dargestellt werden. Durch den Einsatz spezieller Kalibrierküvetten entfällt der Einsatz von Prüfgasen. Offshore-Windenergie effizient an Land bringen Bei der HVDC Light-Technik können Offshore-Windparks, die weit vor der Küste angesiedelt sind, wirtschaftlich angebunden werden. Die Technologie ist mit einer Übertragungsleistung von bis zu 1 100 Megawatt bei einer Spannung von Plus/Minus 300 Kilovolt eine Alternative zur traditionellen Drehstromübertragung an Land. Durch die kompakten Umrichterstationen sowie die Verlegung von ölfreien Kabeln unter Wasser oder unter der Erde und den geringen elektromagnetischen Feldern sind die Einflüsse auf die Umwelt nur minimal. Mit dieser Technologie können nicht nur Offshore-Windparks ans Festland angebunden, sondern auch ganze Inseln vom Festland aus versorgt oder die Stromverteilung in Städten optimal durchgeführt werden. Bis jetzt soll zum Beispiel der erste kommerziell betriebene deutsche Offshore-Windpark Borkum 2 über diese Technologie mit dem Festland verkabelt werden – immerhin liegt er etwa 130 Kilometer vor der Küste. Auch eine Verbindung der nordischen und baltischen Strommärkte (Estlink) soll mit Hilfe der neuen ABB-Technologie erreicht werden. Neue Maßstäbe in der magnetisch-induktiven Durchfluss-Messtechnik setzt die FlowMaster-Produktfamilie. Die Geräte zeichnen sich dabei durch eine einfache Planung, Installation und Wartung wie durch umfangreiche Aufrüstungsmöglichkeiten aus. Für jede Branche zugeschnitten bietet die ABB-Technik auch Lösungen für anspruchsvolle Messungen in den Bereichen Wasser und Abwasser, Chemie und Petrochemie, Öl und Gas, Energie- und Dampferzeugung, Pharma, Papier und Zellstoff sowie Nahrungs- und Genussmittel. Um die Kosten des Energieverbrauchs bei Industrieanlagen oder Immobilien besser in den Griff zu bekommen, werden vor allem genaue Daten benötigt. Diesem Thema stellt sich die ABB durch eine verbrauchsnahe Energieerfassung, die besonders in Gewerbe- und Zweckbauten sowie in Industrieanlagen und größeren Wohneinheiten zum Einsatz gelangen soll. Denn hier gewinnt das Erfassen und die Weiterverarbeitung von Energieverbrauchswerten immer mehr an Bedeutung. Das liegt sowohl an den steigenden Energiekosten als auch an den immer häufiger geforderten Auswerte- und Abfragemöglichkeiten über eine dezentrale Auslesestelle. Die neue ABB-Zählerschnittstelle kann dies durch eine Vielzahl an Anwendungen leisten. Innovative Produkte schneller serienreif PTC | Vom Kleinunternehmen bis zum Konzern die Wertschöpfung verbessern D er US-Software-Anbieter PTC demonstriert auf der Hannover Messe vom 21. bis 25. April 2008 (in Halle 17, Stand A40), wie Fertigungsunternehmen sowohl im Mittelstand als auch in Großunternehmen zusätzliche Wettbewerbsvorteile realisieren können. Der vor allem auf Software für die Produktentwicklung spezialisierte Anbieter zeigt auf der diesjährigen Hannover Messe zum Beispiel das neue Release der 3D-Konstruktionssoftware Pro/Engineer Wildfire 4.0, das mit über 300 Optimierungen lokale und globale Konstruktionsprozesse verbessert. Hier kann direkt mit Elektronik-DesignWerkzeugen (Mechatronik) zusammengearbeitet und Verbesserungen in den Bereichen Simulation und NC-Fertigung erzielt sowie das digitale Rechtemanagement verbessert werden. Engere Verzahnung von Entwicklung und Fertigung Screenshot eines Einzelteils, dargestellt über Pro/Engineer von PTC. Der USamerikanische Produzent von Software für die Produktentwicklung stellt auf der Hannover Messe eine Reihe von Neuheiten vor. Foto: PTC Die neueste Windchill Erweiterung MPMLink (Manufacturing Process Management), ermöglicht es Unternehmen, Markteinführungszeiten durch eine engere Verzahnung von Entwicklung und Fertigung signifikant zu verkürzen. Im Bereich Technische Dokumentation erweitert PTC seine Arbortext Produktfamilie mit der so genannten „Service-Manual-Application“, einer Speziallösung für die effiziente Erstellung von Wartungshandbüchern. Innovative Produkte schnell und flexibel auf den Markt bringen – trotz Fachkräftemangel, weltweit verteilter Zusammenarbeit und intensivem internationalen Konkurrenzdruck. Dies zählt zu den zentralen Herausforderungen der Fertigungsindustrie. PTC’s langjährige Erfahrung in der diskreten Fertigung zeigt jedoch, dass viele Unternehmen in ihrer Produktentwicklung noch nicht ihr gesamtes Wertschöpfungspotenzial realisieren. Isolierte Informationssilos, Prozessbrüche und suboptimale Kommunikation in der Produktentstehung stellen entscheidende Hürden dar. Auf der Hannover Messe demonstriert PTC das komplette Produktentwicklungssystem wie es unter anderem bei der Schindler-Gruppe oder Harman/Becker eingesetzt wird. „Wir zeigen, wie Unternehmen dank optimierter Prozesse und integraler Systemlandschaft nachhaltige Wettbewerbsvorteile erzielen können“, erläutert Michael Sauter, Country Manager Zentraleuropa bei PTC. Dabei gibt PTC unter dem Motto „Durchgängig digital von der Idee zum Produkt“ ein Update zu seinem gesamten Portfolio, das durch technische Weiterentwicklungen und Zukäufe kontinuierlich wächst. Durch die jüngste Akquisition, den Kauf von CoCreate, ist im Lösungsportfolio von PTC der parametrischen Designkonstruktion das explizite Modellieren zur Seite gestellt, so dass PTC nun als einziger Anbieter das gesamte Spektrum von Konstruktionstechniken aus einer Hand im Portfolio hat. Unterstützt wird PTC auf der Messe von seinen Vertriebspartnern INNEO Solutions, NET, Vextron, Software Factory sowie von den Hardwarepartnern SUN und IBM. Ein Hauptthema auf der Hannover Messe 2008 ist für PTC das effiziente Konstruieren und Konfigurieren mit Pro/Engineer (parametrisches Modellieren) oder die CoCreate-Produktfamilie (explizites Modellieren). Außerdem wird effizientes Berechnen und Fertigen mit Mathcad, Mechani- Kreuzung für Umlaufbahnen SpaceTransfer08 | Technologietransfer aus der Raumfahrt TÜV Nord | Begleiter des Wandels in der Energiewirtschaft ie TÜV Nord Gruppe, Hannover, ist zum zweiten Mal nach 2007 Platin Sponsor des World Energy Dialogue. Das Forum für Energiefachleute aus aller Welt organisieren BDI, Dena und die Deutsche Messe gemeinsam. Im Rahmen der Hannover Messe wir der Vorsitzende des Vorstands der TÜV Nord AG, Dr. Guido Rettig, gemeinsam mit Spitzen der Energiewirtschaft und Industrie am Mittwoch, den 23. April 2008, die Herausforderungen und Chancen der dezentralen Energieerzeugung sowie des intelligenten Energiemanagements diskutieren. APRIL 2008 ca, Pro/Engineer NC gezeigt. Auch ein optimiertes Zusammenarbeiten, Verwalten und Visualisieren mit Windchill MPMLink, Windchill PDMLink, Windchill ProjectLink, ProductView wird auf dem Messestand zu erleben sein. Die Speziallösung für die effiziente Erstellung von Wartungshandbüchern, die so genannte „Service-Manual-Application“, ist eine Arbortext-basierte Out-of-the-BoxAnwendung. Sie dient zur Erstellung, Bereitstellung, und Verteilung von technischen Wartungshandbüchern und ermöglicht dabei auch die Einbindung interaktiver Grafiken. Bereits übersetzte Inhalte können wieder verwendet und unnötige Druckkosten vermieden werden. Darüber hinaus unterstützt die PTC-Anwendung die Konsistenz der Inhalte und erlaubt die Ausgabe von Publikationen in verschiedenen Formaten wie PDF, Web, Word oder CD-ROM. Effizienter Lernen und Verstehen durch modularen Aufbau Mit seinem modular aufgebauten, multimedialen Trainingskonzept trägt PTC zur Effizienzsteigerung im Unternehmen bei. Mit präzisen, rollenbasierten Trainingsmaßnahmen erzielen Mitarbeiter den maximalen Nutzen aus den implementierten Softwarelösungen und erreichen Effizienzsteigerung von bis zu rund 50%. PTC ist führender Anbieter von Softwarelösungen für das Product Lifecycle Management (PLM), Content Management und Dynamic Enterprise Publishing und betreut weltweit mehr als 50 000 Unternehmen. Zu den Kunden von PTC zählen die weltweit innovativsten Unternehmen in Fertigungsindustrie, Verlagswesen, Finanzdienstleistung, Pharma- und Biotechnologie sowie Verwaltung und öffentliche Hand. D ie Welt der Raumfahrt ist zwar faszinierend, doch immer wieder finden sich kritische Stimmen, die behaupten, dass das viele Geld, das in den Orbit geschossen wird, auf Erden vielleicht besser angelegt werden könnte. Deshalb ist es kein Schaden, dass die Hannover Messe sich mit der SpaceTransfer08 erstmals dem Thema des Einsatzes von für die Raumfahrt entwickelter Technologien auf der Erde widmet. Geld, das in die Raumfahrt fließt, trägt also durchaus auch direkt zu einer Verbesserung der Lebensqualität bei. Zu den technologischen Errungenschaften aus der Raumfahrt, auf die heute viele nicht mehr verzichten möchten, zählen etwa der Airbag, das Antiblockiersystem ABS oder auch Navigationssysteme. Die SpaceTransfer ist aber nicht als Legitimation der Raumfahrt gedacht, sondern sie soll die Innovationsfreude der Raumfahrtindustrie mit den Technologie-Scouts der Industrie zusammenbringen. Das Zauberwort heißt Technologietransfer. so Salzgeber weiter. Die Hannover Messe kann hier ihre Stärke als weltweit wichtigstes Technologieereignis voll ausspielen. Die zehn Leitmessen repräsentieren eine große Bandbreite industrieller Branchen und ziehen internationale Fachbesucher aus verschiedensten Anwenderbranchen Know-how aus der Raumfahrt für die Industrie Auf der Research & Technologie in Halle 2 werden nun die Raumfahrtbranche und die Industrie zusammengeführt. Hier zeigen sich zum Beispiel Unternehmen, die bislang schon erfolgreich vom Technologietransfer aus der Raumfahrt profitiert haben. Außerdem zeigen prominente Unternehmer, Wissenschaftler und Raumfahrer auf einem halbtägigen Kongress, wie erfolgreicher Technologietransfer funktioniert. Initiator der SpaceTransfer08 ist die Europäische Raumfahrtagentur ESA, vertreten durch ihr Technology Transfer Programme Office (TTPO). Die ESA hat eigens ein Programm hierfür entwickelt, um den Transfergedanken in Europa aktiver zu begleiten. Frank M. Salzgeber, Leiter der TTPO-Abteilung hierzu: „Die europäische Industrie und die europäische Raumfahrtbranche bewegen sich in verschiedenen Umlaufbahnen und finden kaum zueinander. Dies liegt schlicht daran, dass jeder nur seine eigenen Fachmessen besucht. Mit dem Konzept der SpaceTransfer bringen wir nun zielgerichtet und aktiv eine große Bandbreite der Industrie mit der Raumfahrtindustrie zusammen.“ Kostenlose Beratung und Anleitung erhalten Unternehmensvertreter vor Ort von den Mitarbeitern des Technologieberatungsunternehmens MST Aerospace, das sich seit 1982 mit Hochtechnologie und Technologie Transfer aus der Raumfahrt beschäftigt. In diesem Zusammenhang führt MST Aerospace europaweit das Broker-Netzwerk für die ESA. Interessant könnte die SpaceTransfer aber auch für Unternehmen sein, die innovative technologische Lösungen gern der Raumfahrt anbieten möchten. „Technology Transfer ist keine Einbahnstraße. Auch die Raumfahrt sucht ständig nach neuen Verfahrenstechniken und Technologien“, Das Hydro Jacket zeigt, wie Raumfahrttechnologien auch auf der Erde genutzt werden können. Die hitzeabweisende Schutzbekleidung wurde speziell für Feuerwehrleute und Stahlarbeiter entwickelt. Foto: Deutsche Messe an. Halle 2 ist als Innovationsmarkt für Forschung und Entwicklung der zentrale Dreh- und Angelpunkt für den Technologietransfer. Das Land Niedersachsen unterstützt SpaceTransfer mit der gerade gegründeten „Stiftung Zukunfts- und Innovationsfonds Niedersachsen“ als eines der ersten Projekte. Ein weiterer Förderer dieser Leistungsschau ist die Nord/LB Norddeutsche Landesbank. Daher findet der halbtägige Kongress am 23. April 2008 im Nord/LBForum auf dem Messegelände statt. Jürgen E. Aha, Ideengeber und Projektleiter der SpaceTransfer resümiert: „Mit diesem Auftritt schließen wir eine wichtige Lücke auf dem internationalen Messemarkt. Doch mit der SpaceTransfer wird 2008 erst der Anfang gemacht. Das Konzept wird in den nächsten Jahren ausgebaut. Industrie und Raumfahrt können mehr voneinander profitieren. Dazu liefern wir ab sofort die jährliche Plattform.“ uk Synergien gesucht MicroTechnology | Mit neuem Konzept auf der Messe D as Thema MicroTechnology rückt auf der Hannover Messe ins Zentrum verschiedenster Anwendungen. Der Standortwechsel von der bisher genutzten Halle 14/15 in die Halle 6 spiegelt gleichzeitig auch den Wandel im Konzept der internationalen Leitmesse wider. Bislang war die MicroTechnology vorwiegend als Marktplatz für angewandte Systemtechnik angelegt und weltbekannt. Die Betonung liegt ab 2008 aber wesentlich stärker auf dem Lösungsgedanken für Miniaturisierungsaufgaben. Die Überschrift lautet nun: Expertenpool. Die Aussteller der MicroTechnology sind die Experten in Sachen Miniaturisierung. Sie bilden den gesamten Prozess ab und zeigen systemische Lösungen vom Engineering über Materialien bis zur Produktion und Schnittstellenbewältigung. Einer der Schwerpunkte in 2008 wird Lasertechnologie sein. Der Fachverband für Mikrotechnik IVAM organisiert den Produktmarkt Mikro, Nano, Materialien, auf dem unter anderem innovative Anwendungen der Lasertechnologie für die Mikro-Materialbearbeitung gezeigt werden. Auf dem rund 1 000 Quadratmeter großen Gemeinschaftsstand des Fachverbandes werden die neuesten Trends der Branche vorgeführt. Am 23. April 2008 wird ein eigener „Laser Day“ im Rahmen des Forums „Innovations for Industry“ veranstaltet. Unter anderem werden hier Dr. Aart Schoonderbeek vom Laserzentrum Hannover über Lasertechnik für die Photovoltaik oder Dr. Paul Harten von der LIMO Lissotschenko Mikrooptik GmbH über die Strahlformung in der Mikrobearbeitung mit dem Laser sprechen. Für den geänderten Fokus ist der neue Standort ideal. In direkter Nachbarschaft bedient die Leitmesse der Zulieferindustrie, Subcontracting, die Themen Nanomaterialien und -werkstoffe sowie Oberflächentechnik. Auch Fügetechnik oder die Verfahrenstechnik beispielsweise zum Aufbringen von Mikrochips auf Bankkarten sind Bestandteil der Subcontracting. Nicht weit ist es außerdem zur Halle 2. Dort behandelt der Innovationsmarkt Research & Technology die Themen Mikro und Nano aus Sicht von Forschung und Entwicklung. Beste Synergien ergeben sich schließlich auch zu Interkama plus (Prozessautomation) und Factory Automation (Fertigungsautomation) in den Hallen 6 bis 9. Synergien ergeben sich allein in direkter Nachbarschaft in Halle 6 für die Mikroproduktion zum Thema Hygienic Design, Reinraumtechnik sowie im Bereich Mikroprodukte etwa bei RFID-Tags. Die MicroTechnology liegt mit ihrem neuen Standort im Strom der Besucher aus der AutomotiveIndustrie, dem Maschinenbau sowie aus der verfahrenstechnischen Industrie und kann damit ihre Expertenrolle voll ausspielen. Ein Viertel der Besucher kommen aus dem Ausland Zu den insgesamt 74 Ausstellern der MicroTechnology zählen zahlreiche Fraunhofer-Institute (wie das IFAM – Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung aus Bremen, das IPT – Institut für Produktionstechnologie aus Aachen oder das IZM – Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration aus Berlin und Chemnitz), die Jenoptik AG aus Jena, das Laser Zentrum LZH e.V. aus Hannover, Matsushita Electric Works Ltd. aus Osaka, Merck KGaA aus Darmstadt, Rofin-Sinar Laser aus Bergkirchen und Sympatec GmbH aus Clausthal-Zellerfeld. Im vergangenen Jahr konnte die MicroTechnology allein fast 45 000 Fachbesucher verzeichnen, wobei der Anteil ausländischer Gäste – überwiegend aus Asien und Europa, den wichtigsten Märkten der Branche – bei 26% lag. JOURNAL APRIL 2008 WirtschaftsKurier Partnerland Japan WILLKOMMEN Michael Glos, deutscher Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, begrüßt das Partnerland Japan auf der diesjährigen Hannover Messe mit folgenden Worten: Hannover Messe | Japan ist weltweit führend bei Forschung und Entwicklung I n diesem Jahr hat die Hannover Messe mit Japan ein Land zum Partner erkoren, das momentan hinter den aufstrebenden asiatischen Ländern wie China oder Indien vielleicht ein wenig in den Hintergrund des öffentlichen Interesses getreten ist. Mit Unrecht, denn Japan ist eine hoch innovative und leistungsstarke Wirtschaftsnation, die, ähnlich wie Deutschland, neben herausragenden Großunternehmen auch durch eine große Zahl von kleineren und mittleren Unternehmen geprägt ist. Gerade für diese erhofft sich Japan durch die Hannover Messe eine breitere Aufmerksamkeit seitens der Industrie und der Medien. Der Auftritt in Hannover soll „zur Internationalisierung des japanischen Mittelstandes und zur Bildung von Geschäftsallianzen auf dem Weltmarkt führen“, so Yasuo Hayashi, CEO von JETRO (Japan External Trade Organization). Eine verstärkte Kooperation mit den westlichen Industriestaaten, gemeinsame Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten sowie Kooperationen mit Partnern aus aller Welt mit Deutschland als Katalysator, das waren die Gründe, die Japan bewogen haben, auf der Hannover Messe 2008 als Partnerland aufzutreten. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos begrüßt Japan als Partnerland. Foto: BMWI Die Asienkrise ist überwunden und Japan boomt wieder Die Leistungskraft Japans spiegelt wider, dass im Zentrum des japanischen Auftritts neben Forschung und Entwicklung auch Energie und Umwelttechnik, Industrieautomation, Robotik und Mikro- und Nanotechnologie stehen. Nach der lange anhaltenden so genannten Asienkrise Ende der 90er Jahre, befindet sich Japan gegenwärtig wieder stark im Aufwind. 2006 stiegen die Exporte um 8,2% auf 647 Mrd. US-Dollar an, die Importe sogar um 11,7% auf 580 Mrd. US-Dollar. Gemessen am Bruttosozialprodukt ist Japan die zweitgrößte Wirtschaftsmacht hinter den USA. Japan wird für die nächsten Jahre ein durchschnittliches Wachstumspotenzial von 2% jährlich prognostiziert. Gleichzeitig wirbt das Land über die Regierungsorganisation JETRO aktiv um ausländisches Investitionskapital. Bis 2010 soll der Anteil der ausländischen Direktinvestitionen auf rund 5% des BIP verdoppelt werden. Der Chef der Deutschen Messe AG, Sepp D. Heckmann, begründete die Bedeutung der Hannover Messe gerade für eine Industrienation wie Japan: „Die Hannover Messe ist die größte und wichtigste Plattform für den internationalen Technologietransfer. Wir bilden nicht nur den aktuellen Stand ab, sondern setzen Maßstäbe als Treiber neuer technologischer Entwicklungen in allen Industriebereichen“, so Heckmann. Das Leitmotiv, unter dem sich die japanischen Hersteller auf der Hannover Messe präsentieren, heißt „Cooperation through Innovation“. Das Herz des Auftritts wird ein 1 600 Quadratmeter großer Gemeinschaftsstand in Halle 2 sein, im Innovationsmarkt Research & Technology. Ein weiterer rund 1 400 Quadratmeter großer Messestand lockt im Energiebereich in Halle 27 Besucher aus aller Welt. Auch im Ausstellungsbereich Automation/Robotik wird eine starke Beteiligung aus Japan erwartet. Japan gibt bis heute den höchsten Betrag an Forschung und Entwicklung aus – etwa 3% vom BIP. Die hohe Aufgeschlossenheit der Japaner für technologische Neuerun- 27 Japan gehört zu den leistungsstärksten und innovativsten Industrienationen. Dies wird einmal wieder die Hannover Messe 2008 eindrucksvoll unterstreichen. Im Bild Kawasakis Suppersport-Flaggschiff Ninja ZX-10R. Foto: Bilderbox gen hat dazu geführt, dass viele Unternehmen weltweit Japan als Testmarkt für neue Produkte ausprobieren. So unterstrich Wolfgang Pech, Geschäftsbereichsleiter der Hannover Messe, bei Unterzeichnung des Partnerland-Vertrages in Japan: „Kein Land der Welt ist so sehr mit dem Begriff Innovation verknüpft wie Japan. Wir erwarten viele Impulse für den Weltmarkt und einen ertragreichen Austausch zwischen den wirtschaftlichen und politischen Kräften beider Länder.“ Auch der japanische Wirtschaftsminister Akira Amari unterstrich die führende Position seines Landes bei der Entwicklung von neuen Technologien. „Innovation war schon immer ein zentrales Thema für Japans Wirtschaft“, so Amari. „Die intensive Forschung und Entwicklungsarbeit unserer Unternehmen ist die Basis für unseren langfristigen wirtschaftlichen Erfolg“, so der japanische Minister für Economy, Trade and Industry weiter. Damit leiste sein Land einen wesentlichen Beitrag zum globalen Wirtschaftswachstum. Aus der Präsentation seines Landes in Hannover erhofft sich Amari neue strategische Allianzen zwischen japanischen und europäischen Unternehmen. Er legte besonderen Wert auf die Umwelttechnologie – insbesondere Energieeffizienz und -recycling –, in der sein Land Spitzentechnologien präsentieren könne. Regenerative Energien sollen teure Importe ersetzen Die japanische Regierung unterstützt die Forschung und Entwicklung im eigenen Der Technologiekonzern Mitsubishi präsentiert eine breite Produktpalette und ist weltweit aufgestellt. Auch in der Robotik zählt Mitsubishi Electric zu den führenden Herstellern nicht nur Japans. Foto: Mitsubishi Insofern bestehen auf dem japanischen Markt für Solarthermie, Speichertechnik oder Kraftwerkstechnik ausgezeichnete Chancen. Denn gerade in der Solarthermie, Biomassenutzung und Windenergie will Japan gegenüber den europäischen Herstellern aufholen. So startete das japanische Wirtschaftsministerium im Januar 2007 eine neue Initiative, um die Nutzung von regenerativen Energien zu verstärken und in Zukunft immer weniger von Ölund Gasimporten abhängig zu sein. Bis Ende des Fiskaljahres 2014 sollen die regenerativen Energien 16 Mrd. Kilowattstunden Strom im Jahr liefern – 2005 waren es noch unter 6 Mrd. Kilowatt! Japan als weltweit größter Exporteur für Roboter Spezialisiert auf Dienstleistungsroboter ist die erst 2000 gegründete Firma Vstone aus Osaka. Foto: Vstone Fanuc zählt zu den führenden Roboterherstellern im Robotik-Cluster um Osaka. Foto: Fanuc Land durch einen direkt dem Ministerpräsidenten unterstellten Rat für Forschungsund Industriepolitik (CSTP). Hier werden F&E-Rahmenprogramme über fünf Jahre beschlossen, die innovative Industrien in Clustern fördern. Das Ministerium für Wissenschaft und Forschung (MEXT) hat hierzu 18 Forschungscluster definiert, die den Schwerpunktbereichen Life Sciences, IT, Umwelt und Nanotechnologie zugeordnet sind. Doch Japan sieht sich auch federführend im Bereich der Energietechnologien. Schon seit Jahren ist das Land Weltmeister bei der Produktion von Solarzellen, aber auch in der Brennstoffzellentechnologie sind japanische Unternehmen weltweit mit an der ersten Stelle. Ebenso im konventionellen Kraftwerksbau und in der Pipeline-Technologie gilt Japan als führend. Zudem wird dem Land zugesprochen, dass es gegenwärtig die größte Effizienz bei der Energieerzeugung und Nutzung aufweist. Denn Japan ist extrem abhängig vom Import von fossilen Primärenergieträgern und leidet deshalb besonders unter steigenden Energiepreisen – bei gleichzeitig wachsendem Energiebedarf. Im Bereich der Automation und Robotik glänzt Japan mit Unternehmen wie Yaskawa-Motoren, Fanuc, Yokogawa, Mitsubishi oder Toshiba. Japan setzte schon früh auf den gesamten Industriebereich Robotik inklusive Maschinenbau, Elektronik, Informationskommunikation und Materialwissenschaft als Schlüsselindustrie. Heute ist Japan das Land mit der weltweit größten Verbreitung von Industrierobotern: 2004 waren in Japan 356 000 Industrieroboter im Einsatz, in den USA dagegen nur 122 000! Das Land ist außerdem der größte Exporteur von Robotern. Das japanische Wirtschaftsministerium unterstützt den Ausbau der Robotik als führende Industrie etwa durch das 21st Century Robot Chal- „Japan und Deutschland verbindet viel. Neben kulturellen Banden sind es vor allem die Wirtschaftskontakte, die sehr eng sind. Deutschland ist Japans größter Handelspartner in der Europäischen Union. Investoren aus Japan zieht es immer wieder nach Deutschland. Zu Recht, denn hier treffen sie auf innovative Partner in allen Branchen, vor allem bei den kleinen und mittleren Unternehmen. Es ist nur konsequent, wenn nun Japan das Partnerland der Hannover Messe 2008 ist. Das knüpft an die großen Erfolge des „Deutschland in Japan“-Jahres 2005/06 an. Beide Volkswirtschaften ergänzen sich hervorragend und profitieren von der jahrzehntelangen engen und vertrauensvollen Wirtschaftskooperation. In Hannover stehen japanische Exponate fünf Tage lang im Mittelpunkt der Messe. Für die japanische Wirtschaft ist die Hannover Messe 2008 eine ausgezeichnete Gelegenheit, ihre hohe Leistungsfähigkeit zu präsentieren. Aussteller und Besucher haben zudem die Chance, sich umfassend über Investitionschancen in Japan zu informieren und die geeigneten Kooperationspartner zu suchen, die ihnen den Einstieg in den attraktiven japanischen Markt erleichtern. Diese Partnerland-Präsentation wird von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Japans Premierminister Yasuo Fukuda ausdrücklich unterstützt. Ich freue mich deshalb ganz besonders, Aussteller und Besucher im Namen der deutschen Bundesregierung bei uns herzlich willkommen zu heißen, und wünsche der Messe einen vollen Erfolg.“ lenge Program. Die Stärken der etwa 130 japanischen Robotik-Hersteller sieht der japanische Robotik-Verband JARA in drei Bereichen: Industrieroboter, Hoch- und Tiefbauroboter und so genannte ServiceRoboter. Hier sind japanische Unternehmen besonders innovativ, aber auch die japanische Bevölkerung ist gegenüber solchen mechanischen Dienstleistern – etwa bei der Pflege oder Kinderbetreuung – sehr aufgeschlossen. In der Region Osaka sind die meisten Robotik-Hersteller angesiedelt, wie etwa Matsushita Electric, Mitsubishi Heavy oder Vstone. Außerdem gilt die Universität Osaka als Pionier in der Entwicklung intelligenter Systeme. Mit Neuheiten auf der Hannover Messe das Wachstum ankurbeln Mitsubishi Electric | Weltweites Wachstum durch Factory Automation M itsubishi Electric wächst weltweit. Wesentlich dazu beigetragen hat der Bereich Factory Automation, der seine Umsätze um 10% auf 5,6 Mrd. Euro steigern konnte und damit rund ein Viertel des Konzernumsatzes von 25,42 Mrd. Euro für sich verbuchte. Parallel dazu sind die Umsätze dieser Sparte auch in Europa zweistellig gewachsen. Sie betrugen 235 Mio. Euro und lagen damit um 11,9% höher als im letzten Geschäftsjahr. Mit einem neuen Steuerungskonzept, das Mitsubishi Electric erstmals auf der Hannover Messe 2008 in Europa vorstellt, will das Unternehmen im Lösungs- und Komponentengeschäft weiter wachsen. „Wie in den letzten Jahren verzeichnen wir auch in 2007 wieder Umsatzsteigerungen in allen Produktbereichen“, lautet die Bilanz von Uwe Mester, Division Manager Sales Central Europe, für 2007. Mester führt diesen Erfolg auf die positive Resonanz der Kunden auf die neuen Technologien und Gerätegenerationen zurück, die das Unternehmen in den letzten drei Jahren in allen Produktbereichen schrittweise eingeführt hat. „Die umfangreichen Investitionen in das Produktportfolio haben hervorragende, auf neue Kundenanforderungen abgestimmte Produkte hervorgebracht, wovon das Unternehmen auch in ausbauen. Das Unternehmen meldete im Oktober, dass es seit Markteinführung der ersten Kompakt-SPS im Jahr 1981 bereits mehr als 8 Mio. Kompaktsteuerungen verkauft habe. In Europa betrug der Umsatzzuwachs gegenüber dem Vorjahr 8%. Aufgrund des weltweit weiter steigenden Bedarfs hat Mitsubishi Electric seine Produktionsanlagen im Werk Himeji in Japan erweitert und ist jetzt in der Lage, mehr als 1,5 Mio. CPUs für Kompaktsteuerungen im Jahr zu fertigen. Das Unternehmen erwartet daher, dass schon bald die 9-Mio.-Grenze überschritten wird. den kommenden Jahren profitieren wird“, ist sich Mester sicher. Hervorzuheben seien hier die in Steuerung und Bediengeräte integrierten MES-Funktionen, wie sie derzeit nur von Mitsubishi Electric angeboten würden, oder die neue Servo-Generation MR-J3, die in puncto Präzision und Dynamik Maßstäbe setze. Außerdem habe Mitsubishi Electric sein Bediengeräteprogramm stark erweitert, das heute zwei Geräteserien mit fast 100 verschiedenen Modellen für die unterschiedlichsten Automatisierungsanforderungen umfasst. Europäische Position durch Zukäufe ausgebaut Mitsubishi Electric habe aber nicht nur in neue Produkte und Technologien investiert. „Wir haben durch Firmenzukäufe und Beteiligungen in Italien und Skandinavien unsere Position in strategisch wichtigen Regionen innerhalb von Europa ebenfalls weiter gestärkt“, erklärt Peter Mischitz, Leiter Abteilung Marketing Operation. Dazu gehörten der Kauf von Tre Diamanti, der ausgegliederten Vertriebssparte des in Italien führenden Antriebsspezialisten SCS Static Control Systems, sowie der Erwerb von Anteilen am langjährigen Partner Beijer Electronics Automation. Im Zuge der Expansionsstrategie in Osteuropa seien Beherrscher der Wüste: Der Mitsubishi Pajero zählt zum Urgestein unter den Geländefahrzeugen. Foto: Mitsubishi Motors Factory Automation Center in der Tschechischen Republik und in Polen eröffnet worden. Weitere FA-Center würden in Kürze in Russland, Ungarn und in der Türkei folgen. Auch in den Standort Deutschland habe Mitsubishi Electric stark investiert. „Die regionalen Kunden-Technologie-Center in Dortmund, Filderstadt und Hallbergmoos bei München wurden erheblich vergrößert und präsentieren sich jetzt mit modernen Räumlichkeiten für Kundenveranstaltungen, Schulungen und Workshops“, so Mester. „Auch für die kommenden Jahre stehen die Zeichen weiter auf Wachstum“, gibt sich Mischitz zuversichtlich. Das Unternehmen führt auf der Hannover Messe 2008 mit der iQ Plattform eine neue Technologie in Europa ein, die jetzt auch CNCund Roboter-Steuerungen auf einer gemeinsamen Plattform verbindet. „Das integrierte Steuerungskonzept der iQ ist weltweit einzigartig“, so Mester. Mitsubishi Electric konnte im Jahr 2007 seine Position als weltweiter Marktführer im Bereich Kompaktsteuerungen weiter Wachstumsmarkt für Robotik ist Europa und Deutschland Zur Hannover Messe stellt Mitsubishi Electric mit den Serien FR-D700 und FR-E700 jetzt die neuen Generationen im Bereich Klein- und Kompaktumrichter vor. Mit Funktionen wie „Sicherer Halt“ als Teil einer umfangreichen Serienausstattung liegen diese voll im Trend bei den Kundenanforderungen an moderne Umrichtertechnik. Im Bereich Servo/Motion konnte Mitsubishi Electric ebenfalls zulegen und verzeichnet hier eine Umsatzsteigerung von 12% gegenüber dem Vorjahr. In Verbindung mit der neuen iQ Plattform steht jetzt auch ein neuer High-Speed-Motion-Controller zur Verfügung, dessen Leistung im Vergleich zum vorherigen, bereits äußerst schnellen System nochmals verdoppelt wurde. Darüber hinaus wird Mitsubishi Electric im Laufe des Jahres einen neuen 1,5-Achsen-Controller einführen, um in Verbindung mit den Servoverstärkern spezielle Bewegungsfunktionen mit einer Achse durchzuführen. Außerdem kündigte das Unternehmen eine Erweiterung seiner Motorenpalette im mittleren Leistungsbereich an. Auch im Bereich Robotik sind die Umsätze europaweit gestiegen. Der Zuwachs von 8% sei insbesondere durch steigende Umsätze in Deutschland sowie in Europa und dort wiederum speziell in Osteuropa zu verzeichnen, wo immer mehr Unternehmen dazu übergingen, Roboter in Anwendungen zu integrieren. „Die neue iQ Plattform wird auch im Bereich Robotik weiteres Wachstum bringen“, ist sich Mischitz sicher. Denn kein anderer Automatisierungstechnikanbieter sei in der Lage, dem Kunden ein solches Steuerungskonzept einschließlich Roboter anzubieten. Die neue Technik macht es möglich, den Roboter als voll integrierten Bestandteil innerhalb eines Maschinenkonzepts einzubinden. AUTO 28 WirtschaftsKurier APRIL 2008 Ein echter Amerikaner Cadillac Escalade | Bald auch als Voll-Hybrid-Variante VON DIETMAR STANKA D er Cadillac Escalade: ein Fahrzeug der Superlative aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten und mit 5,15 Metern Länge, einer Höhe von 1,92 Metern und einer Breite von 2 Metern eine mehr als beeindruckende Erscheinung. Imposant sein Bild auf der Straße: Der Escalade ist ein echter Amerikaner, ein Cruiser, der gerade auf langen Fahrten seine ureigene Souveränität auf die Insassen überträgt und sie damit vollkommen entspannt zum Ziel bringt. Gerade diese Eigenschaften sind zwei von vielen, die den Escalade zu einem in Nordamerika beliebten Fahrzeug machen. Auf unseren Straßen mag der mächtige Geländewagen fehl am Platz wirken. Aber – weit gefehlt, denn dieser Cadillac ist gerade auf längeren Strecken ein perfekter Reisewagen. Kantig und massiv wirkt der Escalade auf seinen Betrachter. Mit dem scharfen Cadillac-Design hebt er sich wohltuend von der Masse der großen SUV ab. Der Innenraum hat Dimensionen wie der Clubraum einer Hotelbar und genauso fühlt man sich in dem bequemen Ledergestühl. Der Fahrer könnte aber eine Fußstütze für den untätigen linken Fuß sowie die Bedienung des Bordcomputers über einen der Lenkstockhebel vermissen. Stattdessen muss dieser mit einem vom Lenkrad verdeckten Schalter am Armaturenbrett abgerufen werden. Dies ist weder ergonomisch, noch passt es zur Klasse dieses ansonsten gut ausgestatteten Fahrzeugs. Sehr agil – trotz der wuchtigen Größe Trotz der schieren Größe lässt sich der Escalade erstaunlich leicht bewegen. Elektronisch gesteuerte Stoßdämpfer erlauben eine fast verzögerungsfreie Anpassung der Federung. Das als Road Sensing bezeichnete System „liest“ die Straße, um immer die komfortabelste Einstellung zu ermitteln. Mit dem permanenten Allradantrieb und der Sicherheitsausstattung mit Vierkanal-ABS von Bosch inklusive vier innen belüfteter Scheibenbremsen und mit der „StabiliTrak“ genannten Stabilitätskontrolle ist der Escalade umfassend ausgestattet. Mit der automatischen Niveauregulierung ist der Cadillac, unabhängig von Zuladung und Anhängelast, jederzeit optimal austariert. Die Zuladung von über 800 Kilogramm und die Anhängelast von 3 100 Ki- logramm prädestiniert den Escalade zu einem hervorragenden Zugfahrzeug. Der 6,2-Liter V8-Motor mit einer Leistung von 301 kW (409 PS) und einem Drehmoment von 565 Newtonmetern beschleunigt den Escalade von 0 auf 100 Stundenkilometer in 6,8 Sekunden. Trotz dieser beeindruckenden Zahl ist ein subjektives Gefühl der Behäbigkeit zu spüren, die dem Escalade sehr gut steht. Denn dieses Fahrzeug ist in erster Linie ein Reisefahrzeug mit hohem Komfort und kein zum Sportwagen mutierter, so genannter Geländewagen. TECHNISCHE DATEN Überraschend niedriger Spritverbrauch Im Sommer 2008 führt Cadillac in Nordamerika eine Voll-Hybrid-Variante des Escalade ein und diese soll wohl 2009 auch den Weg nach Europa finden – eine kleine und denkbar positive Überraschung, denn der Escalade verbrauchte mit dem mächtigen V8 bei den Testfahrten bei durchweg zügiger Fahrweise kaum mehr als 17 Liter. Das ist natürlich viel zu viel, im Vergleich zu anderen SUV dieser Klasse aber durchaus akzeptabel. Die Hybrid-Variante soll vor allem im Stadtverkehr über 50% Einsparpotenzial haben, es wäre also sinnvoll, diese schnellstmöglich auch hierzulande anzubieten. Elegance und Sport Luxury werden die beiden Ausstattungslinien genannt und bereits in der Variante Elegance werden kaum Wünsche offen gelassen. Beginnend bei 69 750 Euro ist der Escalade sicher kein Schnäppchen, aber in Anbetracht der Reichhaltigkeit des Interieurs ein interessantes Angebot. Die Langversion des Escalade namens ESV und der Pickup EXT sind in Deutschland nur über freie Importeure erhältlich. Der 73 850 Euro teure Sport Luxury hat neben kühlbaren Frontsitzen hinten einen DVD-Player mit Bildschirm sowie eine elektrisch versenkbare und ausbaubare zweite Sitzreihe mit beheizbaren Kontursitzen. Der Escalade stellt so manchen seiner Kollegen in den sprichwörtlichen Schatten. Das bereits erwähnte Design ist genauso dafür verantwortlich, wie das erhabene Gefühl im Innenraum. Mit hoher Souveränität und Gelassenheit sind die Passagiere unterwegs und so kommt auch bei dichtem Verkehr keine Hektik auf. Komfort wird groß geschrieben und dieser äußert sich unter anderem in der elektrisch gesteuerten Heckklappe und dem beheizbaren Lenkrad, das mit Holz und Leder ummantelt ist. Der Innenraum des Escalade hat Dimensionen wie der Clubraum einer Hotelbar und genauso fühlt man sich in dem bequemen Ledergestühl. Typ Motor Getriebe Hubraum Leistung Max. Drehmoment Länge / Breite / Höhe Radstand Leergewicht Zul. Gesamtgew. Kofferrauminhalt bei umgeklappten Sitzen bis zu Bereifung Felgen Beschleunigung (0 auf 100 km/h) Höchstgeschw. Tankinhalt Kraftstoffverbrauch je 100 km: innerorts / außerorts / gesamt Preis Cadillac Escalade V8-Leichtmetall Sechs-Gang-Automatik 6 162 ccm 301 kW/409 PS bei 5 700 U/min 565 Nm bei 4 300 U/min 5 149 mm / 2 007 mm / 1 887 mm 2 946 mm 2 609 kg 3 221 kg 478 Liter 3 084 Liter 265/65 R 18 8 x 18’’ Leichtmetall 6,8 sec 170 km/h 98 Liter 23 l / 12,3 l / 16,2 l 69 750,– Euro Entspannt ans Ziel: Dieses Fahrzeug ist in erster Linie ein Reisefahrzeug mit hohem Komfort und kein zum Sportwagen mutierter, so genannter Geländewagen.