Harvards Lehren für Pensionskassen
Transcription
Harvards Lehren für Pensionskassen
BörsenFront und Märkte 06.03.14 / Nr. 133 54 //Seite 11.06.12 Seite35 1 / Teil 01 # ! NZZ AG Harvards Lehren für Pensionskassen BÖRSEN UND MÄRKTE Investoren wetten auf Lockerungen Investoren in den USA bringen schneiden sich Vorsorgeeinrichtungen gut ab. Von D. Liechti, zurzeit in Position, um von einer weiterenFonds quantitativen geldpolitischen Rendite des durchschnittlichen US-EnDie von US-EliteuniverLockerung zu profitieren. dowment-Funds – in der Tabelle mit Nasitäten wie Harvard oder Yale Seite 21 cubo bezeichnet – nur leicht besser war. sind bekannt für innovative An- Die höhere Rendite ist primär auf lagestrategien. Schweizer Penhöhere Anlagerisiken zurückzuführen. Dieses höhere Risiko zeigte sich insbesionskassen schneiden ihnen sondere im Zeitraum Juli 2008 bis Juni gegenüber aber recht gut ab. 2009, als der durchschnittliche USEndowment-Fund 19,1% verlor. HarDie hohe Rendite berühmter amerika- vard, der renommierteste Endowmentnischer Endowment-Funds wie Harvard Fund, erwirtschaftete 2008/09 gar eine und Yale wirft regelmässig die Frage Rendite von –28,3%. Im Vergleich hierauf, ob Schweizer Pensionskassen sich zu verlor die durchschnittliche Schweian diesen orientieren sollten. Ein En- zer Pensionskasse von Juli 2008 bis Juni dowment-Fund ist ein Investitionsfonds, 2009 nur 5,3%. der von einer Institution wie einer UniWie sieht der langfristige Vergleich versität, einer gemeinnützigen Organi- aus, wenn die Rendite um das Risiko besation oder einem Spital ins Leben ge- reinigt wird? Es zeigt sich, dass Schweirufen wurde. Geäufnet wird er durch zer Pensionskassen nicht schlechter, Beiträge von Spendern, die vom Fonds sondern eher besser investiert waren als keinen materiellen Gegenwert erwar- der durchschnittliche US-Endowmentten. Die laufenden Ausgaben des Fonds Fund. Auch gegenüber den drei grossen werden über Anlageerträge finanziert. Endowment-Funds liegen Schweizer Ein Teil der Ausgaben ist nicht garan- Pensionskassen nicht weit zurück. tiert und zeitlich flexibel gestaltbar. So Aufgrund der überdurchschnittlikönnen beispielsweise geplante Investi- chen Anlageergebnisse der Endowtionen wie der Bau eines neuen Univer- ment-Funds der Top-Universitäten sitätsgebäudes zeitlich verschoben wer- stellt sich die Frage, ob diese aufgrund den. Genau dies unterscheidet die ihrer speziellen Fähigkeiten einen Fonds von Schweizer Pensionskassen: Mehrwert gegenüber dem Markt geneLetztere sind verpflichtet, Renten und rieren oder ob sie nur für das Eingehen Freizügigkeitsleistungen fristgerecht systematischer Marktrisiken entschäund vollumfänglich auszuzahlen. En- digt werden. Brad M. Barber und Guodowment-Funds können entsprechend jun Wang kommen in ihrer Studie zum risikoreicher investieren. Schluss, dass die fünf grössten Endowments über den Zeitraum von 1991 bis 2011 zwar einen Mehrwert («Alpha») Viel alternative Anlagen von 0,46% pro Jahr erzielten, dieser Solche Fonds sind seit den 1920er Jah- aber statistisch nicht von null unterren bekannt für ihre innovativen An- scheidbar war. Über alle US-Endowlagestrategien. Sie gehörten zu den ers- ment-Funds hinweg war das Alpha mit ten institutionellen Investoren mit ei- –0,68% pro Jahr sogar negativ. nem sehr hohen Aktienanteil, was sich Die hohen Anlagerenditen der Enlangfristig in einer überdurchschnittlich dowment-Funds der führenden Univerhohen Rendite auszahlte. In den 1990er sitäten sind somit nicht das Resultat Jahren investierten Endowment-Funds überdurchschnittlicher Selektions- und vermehrt in alternative Anlagen wie Timing-Fähigkeiten, sondern eine EntPrivate Equity, Hedge-Funds oder In- schädigung für die Übernahme zusätzfrastruktur. Das Ziel war, eine zusätz- licher Risiken. Im Gegensatz zum liche Diversifikation zu erreichen, Zu- durchschnittlichen Endowment-Fund gang zu besonders talentierten Vermö- wurden die Investitionen der Top-Unigensverwaltern zu erhalten sowie eine versitäten in alternative Anlagen allerIlliquiditätsprämie zu erwirtschaften. dings mit einer zusätzlichen Rendite Der Anteil alternativer Anlagen ist entschädigt. im Vergleich mit Schweizer Pensionskassen, die im Durchschnitt mit rund Lohnenswerte höhere Risiken 5% in dieser Anlageklasse investiert sind (ohne Immobilien), sehr hoch (vgl. Die Rendite von Endowment-Funds war Tabelle). Zudem bestehen zwischen den in den letzten Jahren tatsächlich höher Endowment-Funds wesentliche Unter- als jene von Schweizer Pensionskassen. schiede. Beispielsweise investiert Yale Dieser Umstand ist primär auf den 31% in Private Equity, während Har- höheren Anteil risikoreicher Anlagen vard 16% in dieser Anlageklasse anlegt. zurückzuführen, da die Fonds aufgrund Die Rendite der drei führenden En- niedrigerer fixer Verpflichtungen eine dowment-Funds war von Juli 2003 bis höhere Risikofähigkeit aufweisen. RiJuni 2013 klar höher als diejenige von sikobereinigt wirtschafteten die hiesigen Schweizer Pensionskassen, während die Pensionskassen besser als der durch- A. Reichlin und P. Rohner schnittliche US-Endowment-Fund. Die Fonds der drei Eliteuniversitäten Harvard, Yale und Princeton sind als Spezialfälle zu betrachten. Vieles deutet jedoch auch bei ihnen darauf hin, dass sie nicht über spezielle Fähigkeiten verfügen, sondern für das Eingehen höherer Risiken langfristig mit einer höheren Rendite entschädigt werden. Brad M. Barber und Guojun Wang, 2013, «Do (Some) University Endowments Earn Alpha?» Financial Analysts Journal, 69, 5. ................................................................................. Die Autoren Dr. Diego Liechti, Dr. Andreas Reichlin und Dr. Philippe Rohner sind für die Beratungsgesellschaft PPCmetrics tätig. Anteil alternativer Anlagen, in % Anlageklasse «Real Assets» (Immobilien, Wald, Infrastruktur usw.) Harvard 23 Yale Princeton 27 18 ................................................................................. Private Equity 16 31 31 ................................................................................. Absolute Return 15 20 26 ................................................................................. Rohwaren 2 – – ................................................................................. Total alternative Anlagen 56 78 75 ................................................................................. QUELLE: ENDOWMENT FUNDS 2012/13 Renditen im Vergleich, in % HarPrince- Nacu- CH Pictet BVG vard Yale ton bo 1 PK 2 40 Plus 3 Rendite 2008/09 –28,3 –25 –23,9 –19,1 –5,3 –8,5 ................................................................................. Rendite 2003–13 9,5 9,4 9,1 5,5 3,7 4,1 ................................................................................. Volatilität 13,6 13,6 12,4 10,9 6 8,1 ................................................................................. Rendite/ RisikoQuotient 0,70 0,69 0,74 0,51 0,62 0,51 ................................................................................. Durchschnitt US-Universitäts-Endowment-Funds; 2 Credit-Suisse-Pensionskassen-Index; 3 ab 2006 inkl. alternativer Anlagen. 1 QUELLE: ENDOWMENT FUNDS, NACUBO, CS, BLOOMBERG, PPCMETRICS