Die Vermögensfrage: Die teure Jagd nach hohen Zinsen
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Die Vermögensfrage: Die teure Jagd nach hohen Zinsen - Vermögensfr... 1 von 5 http://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/vermoegensfragen... http://www.faz.net/-gvg-7lwa4 HERAUSGEGEBEN VON WERNER D'INKA, BERTHOLD KOHLER, GÜNTHER NONNENMACHER, FRANK SCHIRRMACHER, HOLGER STELTZNER Home Finanzen Meine Finanzen Vermögensfragen Die Vermögensfrage Aktualisiert: 01.02.2014, 13:36 Uhr Die teure Jagd nach hohen Zinsen 31.01.2014 · Geldanlagen versprechen oft hohe Renditen, aber liefern nur kleine. Die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit wird inzwischen manchmal abenteuerlich. Von VOLKER LOOMAN, BREMEN Artikel © DPA Windräder bringen nicht immer die erhoffte Rendite. K larheit und Wahrheit bei Geldanlagen und Krediten sind hohe Ansprüche. Der Gesetzgeber versucht von Zeit zu Zeit, mit Hilfe von Gesetzen und Verordnungen etwas Licht in die Kosten und Renditen von Finanzverträgen zu bringen. Doch die Ergebnisse sind zum Teil von bescheidener Natur. Die Preisangaben-Verordnung und die Produkt-Informationsblätter sind stumpfe Waffen im Kampf gegen Banken, Bausparkassen und Versicherungen, die es mit List und Tücke verstehen, die wahren Kosten ihrer Finanzprodukte zu verschleiern. Die Gebühren und Provisionen werden im Kleingedruckten mit lauen Worten umschrieben, doch sobald es ans harte Rechnen geht, wenn die Aufwendungen in nüchterne Effektivzinsen und Renditen umgerechnet werden sollen, gehen in Deutschland die Lichter aus, und im Dunkeln werden Zahlen gebraut und gemischt, die mit der Wirklichkeit in vielen Fällen nichts zu tun haben. Das wird in folgenden Beispielen deutlich. Aktiensparpläne sind Kernprodukte beim Aufbau der Altersversorgung. Sie werden über lange Zeiträume abgeschlossen. In der ersten Tabelle geht es um einen Investmentsparplan, der 30 Jahre laufen soll. Der Anleger ist Ende 30, möchte kein Eigenheim und will einmalig 10000 Euro und laufend 250 Euro anlegen. Da sind Investmentfonds erste Wahl. Doch bei der Auswahl trennen sich die Wege. Der Privatmann kann aktive oder passive Sparverträge wählen. Bei der ersten Lösung vertraut er das Geld einem Vermögensverwalter an, und bei der zweiten Lösung vertraut er auf den Kapitalmarkt. Die Auswirkungen gehen mächtig ins Geld. Schöne Musterrechnungen Die Investmentgesellschaften sind nicht verpflichtet, irgendwelche Renditen ihrer 04.02.2014 09:29 Die Vermögensfrage: Die teure Jagd nach hohen Zinsen - Vermögensfr... http://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/vermoegensfragen... Produkte zu berechnen. Das hält sie freilich nicht davon ab, in ihren Prospekten schöne Musterrechnungen aufzustellen, wie hoch die Guthaben im Laufe der Zeit werden können. Im vorliegenden Fall kommen bei einer jährlichen Verzinsung von 6 Prozent nach 30 Jahren etwa 301.000 Euro zusammen. Der Schönheitsfehler an dieser Prognose ist der Umstand, dass in dem Endwert weder Ausgabeaufschläge noch Verwaltungskosten enthalten sind. Sie sind im Gegensatz zu der weichen Hochrechnung allerdings beinharte Tatsachen. Bei einem Ausgabeaufschlag von 5 Prozent und einer Verwaltungsgebühr von 1,5 Prozent im Jahr sinkt das Guthaben nach 30 Jahren auf 213.000 Euro. Wenn auch noch die Abgeltungsteuer berücksichtigt wird, sind es sogar nur 182.000 Euro. Das drückt die Renditen auf 4,2 und 3,4 Prozent, so dass die offiziellen 6 Prozent alles andere als sexy sind. Bausparen gehört in Deutschland zu den beliebtesten Geldanlagen, weil sie als sicher und solide gelten. Das ist ohne Zweifel richtig, doch bei der Rentabilität müssen sich die Anleger an Minuswerte gewöhnen. Die Ursache liegt in der Abschlussgebühr und den Magerzinsen. Der Eintritt in die Bausparkasse beginnt wie bei der Aufnahme in den Tennisclub mit einer Gebühr. Sie beträgt vielfach 1 Prozent der Bausparsumme. Das sind bei einem Vertrag von 50.000 Euro einmalig 500 Euro. Die zehn Fünfziger werden in der Regel nicht bar bezahlt, sondern mit den ersten Sparraten verrechnet. Das hat zur Folge, dass das Guthaben nach sieben Jahren statt 21.182 nur 20.674 Euro beträgt. 1/2 © F.A.Z. Die Bausparkassen sind nicht verpflichtet, für den Sparvertrag eine Rendite zu nennen. Das dürfte für die Unternehmen im Augenblick ein besonderer Segen sein, weil die Rendite zurzeit ins Negative kippt. Der nackte Sparvertrag verzinst sich mit 0,25 Prozent im Jahr. Wenn die Gebühr hinzukommt, und dieser Posten fällt selten unter den Tisch, sackt auch die Rendite auf minus 0,45 Prozent im Jahr. Die Abgeltungsteuer spielt beim Bausparen keine Rolle. Die Zinsen sind so niedrig, dass kaum Steuern abzuführen sind. Im vorliegenden Fall kommen 46 Euro zusammen, so dass die Rendite nach Gebühren und Steuern auf minus 0,52 Prozent sinkt. Das Ergebnis ist Wasser auf die Mühlen der Menschen, die Bausparverträge seit Jahr und Tag als fragwürdige Geldanlagen empfinden. Die Kritik war lange Zeit überzogen, doch im Moment ist die Ablehnung berechtigt, weil die Alternativen attraktiver sind. Wer regelmäßig Geld ansparen möchte, um das Kapital in sieben oder acht Jahren als Grundstock für den Bau oder Kauf eines Eigenheims zu verwenden, sollte die Sparraten lieber zu einer Bank tragen oder in einen Rentenfonds stecken. Bei der Bank gibt es im Jahr etwa 1 Prozent, und bei den Investmentgesellschaften kann es 2 Prozent geben, die durch die Ausgabeaufschläge von 2,5 Prozent noch 1,3 Prozent betragen. Trotzdem bleibt die Rendite im Gegensatz zu dem Minusgeschäft mit der Bausparkasse noch positiv. 2 von 5 04.02.2014 09:29 Die Vermögensfrage: Die teure Jagd nach hohen Zinsen - Vermögensfr... http://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/vermoegensfragen... Buch mit sieben Siegeln Die Rentabilität vermieteter Immobilien ist für viele Privatleute ein Buch mit sieben Siegeln. Das ist tragisch, weil die Berechnung der Verzinsung die Anleger vor manchem Unfug bewahren könnte. Die Angabe von Renditen ist bei Immobilien nicht vorgeschrieben, und es ist nicht damit zu rechnen, dass sich an dieser Praxis in Zukunft viel ändern wird. Folglich müssen Investoren, die es genau wissen wollen, selbst Hand anlegen. Dreh- und Angelpunkt der Renditeberechnung ist der Zahlungsplan, der aus dem Startwert, den Erträgen und dem Endwert besteht. Die Wohnung, die im Mittelpunkt des dritten Beispiels steht, soll auf Wunsch des Anlegers zehn Jahre vermietet werden. Der Lebenslauf der Investition fängt mit einem Gesamtaufwand von 220.000 Euro an. Danach folgen 120 Erträge, die bei 750 Euro beginnen und jedes Jahr um 2 Prozent anwachsen. Am Ende wird mit einem Schlusswert von 181.000 Euro gerechnet. Dahinter stecken drei Überlegungen. Die anfänglichen Nebenkosten sind verlorene Ausgaben. Der Preis des Grundstückes steigt um 2 Prozent im Jahr, und der Wert des Gebäudes sinkt im selben Zeitraum durch Abnutzung um 2 Prozent. Das führt unter dem Strich zu vielfältigen Ergebnissen. Die Verzinsung ohne Nebenkosten beträgt 4,2 Prozent. Der Wert mag für die erste Einschätzung von Bedeutung sein. Weil der Anleger um Nebenkosten wie Grunderwerbsteuer und Notargebühren aber nicht herumkommt, sollte das Augenmerk auf der Rendite nach Gebühren liegen. Das sind im vorliegenden Fall etwa 3 Prozent im Jahr. Wenn auch noch die Steuern berücksichtigt werden, sinkt die jährliche Verzinsung auf 2,1 Prozent. Das ist die Hälfte des Ausgangswertes. Der hohe Schwund ist bei vermieteten Immobilien keine Seltenheit, so dass der Startpreis bei diesen Anlagen überragende Bedeutung hat. Kein Beitrag zur Klarheit Die Berechnung der Kosten im Kreditgeschäft ist in Deutschland ein Trauerspiel. Es gibt seit vielen Jahren die Preisangaben-Verordnung. Doch das Regelwerk ist kein Beitrag zur Klarheit, wie teuer Kredite sind, sondern ein Musterbeispiel, wie Transparenz durch bürokratische Verschlimmbesserung ins Gegenteil verdreht wird. Der jüngste Missgriff ist die Pflicht, den Effektivzins für die Gesamtlaufzeit eines Kredites zu berechnen, obwohl der Zinssatz nur für einen Bruchteil dieser Laufzeit gültig ist. Das führt zu der Notwendigkeit, nach dem Ende der Zinsbindung mit einem Anschlusszins weiterzurechnen, den kein Mensch kennt. Kredite mit einer Zinsbindung von zehn Jahren kosten zurzeit etwa 3 Prozent. Bei der üblichen Tilgung von 1 Prozent sinkt die Restschuld während der Zinsbindung von 100.000 auf 88.000 Euro. Die tatsächliche Tilgungsdauer hängt vom Anschlusszins ab. Bei einem Satz von 2 Prozent dauert die Rückzahlung noch 29 Jahre, und bei einem Wert von 4 Prozent sind es 54 Jahre. Die Kreditgeber sind bei der Wahl dieses Anschlusszinses für die anfängliche Effektivzinsberechnung frei. Folglich ist es kein Wunder, dass die meisten Institute niedrige Sätze wählen, um schöne Effektivzinsen nennen zu dürfen. Die fragwürdige Regel führt in der Praxis dazu, dass die Effektivzinsen bei manchen Banken unter dem Festzins liegen und für den Vergleich der wahren Kosten überhaupt nicht mehr zu gebrauchen sind. Klarheit ist nicht nur bei Krediten, sondern auch bei Versicherungen ein heikles Thema. Das gilt in besonderem Maß für die Leibrenten. Es gibt viele Menschen, die im Alter vor dem Problem stehen, dass die gesetzliche Rente nicht ausreicht, um im Alltag über die Runden zu kommen. Folglich müssen sie ihr Kapital angreifen. Die Anleger haben die Wahl, selbst anzugreifen oder angreifen zu lassen. Bei der zweiten Lösung übergeben sie einen Teil ihres Vermögens, beispielsweise 100.000 Euro, einer Versicherung und erhalten dafür im Gegenzug jeden Monat eine Rente. Sie wird bis zum Lebensende bezahlt, so dass sich die Leibrente bei ängstlichen Menschen großer Beliebtheit erfreut. Sorge hat ihren Preis Die Sorge hat ihren Preis, und es ist vielleicht gar nicht schlecht, dass die meisten 3 von 5 04.02.2014 09:29 Die Vermögensfrage: Die teure Jagd nach hohen Zinsen - Vermögensfr... http://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/vermoegensfragen... Menschen diesen Preis nicht kennen, weil die Sorgen mit hoher Wahrscheinlichkeit noch größer werden würden. Wer etwas Licht in das Dunkel von Versicherungen bringen möchte, muss sich allen Widrigkeiten zum Trotz festlegen, wie lange er noch leben wird. Das ist zwar nicht schön, doch für die Berechnung der Rendite unverzichtbar. Im vorliegenden Fall sind es 20 Jahre. Nun können die Garantierente von 393 Euro und die Überschussrente von 473 Euro, die von einem großen Direktversicherer aus Norddeutschland bezahlt werden, in jährliche Renditen umgerechnet werden. Der erste Wert ergibt eine Verzinsung von minus 0,6 Prozent, weil die Summe der Renten unter dem Startbetrag liegt, und der zweite Wert führt zu einer Rendite von 1,3 Prozent, weil die Summe dieser Rückflüsse um 14 Prozent über dem Anfangswert liegt. Die beiden Werte lösen in vielen Haushalten keinen Jubel aus. Stürmisch wird die Geschichte, wenn die Magerzinsen einzelne Anleger verleiten, sich am Bau von Windrädern oder Schiffen zu beteiligen. Die beiden Beteiligungen sind, wenn sie mit Hilfe von Bargeld bezahlt werden, lupenreine Rentenpläne. Die Anleger legen wie die Versicherung einen bestimmten Geldbetrag auf den Tisch und erhalten im Gegenzug eine gewisse Rente. Oder sollte man nach den Pannen und Pleiten der letzten Jahre besser von ungewissen Schiffs- und Windrenten sprechen? Die Hoffnung auf hohe Renditen ist, wie ein Blick in die letzte Tabelle zeigt, mit Vorsicht zu genießen. Wenn mit Ausschüttungen von 7 oder 8 Prozent geworben wird, ist Sturmwarnung angesagt, weil die Renditen viel niedriger sind. Der Grund ist die Tatsache, dass Schiffe und Windräder nach 15 oder 20 Jahren oft nur noch einen Schrottwert haben. Das mag sich bitter anhören, doch ein Blick in den Handel mit Autos sollte jedem Interessenten an Flugzeugen, Lokomotiven, Schiffen, Solaranlagen und Windrädern die Augen öffnen, dass hier ähnliche Regeln gelten. Maßgebend für die grünen Rentenpläne sind der Einstandspreis und die Rückflüsse. Das sind in der letzten Übersicht einmal 105.000 Euro und zwanzigmal 8000 Euro. Sie entsprechen einer Rendite von 5 Prozent im Jahr. Wer das nicht glaubt, muss zu Papier und Taschenrechner greifen und von dem Konto, auf das am Anfang genau 105.000 Euro eingezahlt worden sind und das gedanklich mit 5 Prozent verzinst wird, jedes Jahr wieder 8000 Euro abheben. Dann steht das Konto nach 20 Jahren bei null Euro. Ob das Geschäft auch in der Praxis so ablaufen wird, steht auf einem anderen Blatt, weil es Schiffe und Windräder geben soll, die keine 20 Jahre durchhalten. Weitere Artikel Prokon: Wenn man Langfristiges kurzfristig finanziert Sparverträge und ihre Tücken Licht im Dunkeln der Finanzen Kompass in stürmischen Zeiten Der Autor ist Finanzanalytiker in Bremen. Zur Homepage FAZ.NET Quelle: F.A.Z. Hier können Sie die Rechte an diesem Artikel erwerben Themen zu diesem Beitrag: Deutschland | Geldanlage | Zins | Alle Themen Video-Empfehlungen 4 von 5 Berlin Washington Finanzämter Gegen Kinderarmut: Zwei von drei Deutschen würden mehr Steuern zahlen 14.1.2014 Grünes Licht von Obama für den Haushaltskompromiss 27.12.2013 Mehr Prüfer für mehr Steuern? 23.10.2013 04.02.2014 09:29 Die Vermögensfrage: Die teure Jagd nach hohen Zinsen - Vermögensfr... 5 von 5 http://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/vermoegensfragen... © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH 2014 Alle Rechte vorbehalten. 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