Dänemark - Religionsfreiheit weltweit

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Dänemark - Religionsfreiheit weltweit
DÄNEMARK
DÄNEMARK
Christen
(83,5 %)
-Protestanten (83,5 %)
Muslime
(4,1 %)
Einwohner:
Fläche:
Flüchtlinge (int.)*:
2
5.573.000
43.100 km
11.814
* Ausländische Flüchtlinge in diesem Land
Sonstige Religionen
(0,6 %)
Religionslose
(11,8 %)
Flüchtlinge (ext.)**:
Binnenflüchtlinge:
9
–
** Ins Ausland geflohene Bürger dieses Landes
Die Situation im Hinblick auf Religionsfreiheit hat sich im Untersuchungszeitraum
dieses Berichts verschlechtert. Die Verfassung erkennt die (Evangelisch-lutherische)
Kirche von Dänemark als Staatskirche an. Der König muss Mitglied dieser Kirche sein.
Andere Religionen werden durch Entscheidung des Ministry of Ecclesiastical Affairs
(Kirchenministerium) anerkannt. Das Ministerium kann diesen Religionsgemeinschaften bestimmte Befugnisse verleihen, darunter auch das Recht, Trauungen zu vollziehen,
die zivilrechtlich gültig sind. Zu den anerkannten Religionen gehören die Katholische
Kirche, die Baptistengemeinde, die Islamische Gemeinde, die Methodistenkirche und
die Russisch-Orthodoxe Kirche.
Verantwortlich für religiöse Angelegenheiten und Beziehungen zu den Kirchen, ist das
Ministry for Gender Equality and Ecclesiastical Affairs (Ministerium für Geschlechtergerechtigkeit und kirchliche Angelegenheiten).1
Im Juni 2012 verabschiedete das Parlament ein Gesetz, das evangelische Pfarrer dazu
verpflichtete, Personen desselben Geschlechts kirchlich zu trauen. Daraufhin brach die
Zusammenarbeit zwischen dem Staat und der Evangelisch-Lutherischen Kirche (ELC)
ab. Das Gesetz, das am 5. Juni in Kraft trat, erlaubt zwar, dass einzelne Pfarrer sich aus
Gewissensgründen weigern, diese Art von Trauungen zu vollziehen, doch es verpflichtet den örtlichen Bischof, zu gewährleisten, dass die Eheschließung durchgeführt wird.
Dieses Gesetz stieß bei der Kirchenleitung der ELC auf entschiedenen Widerstand. Ihr
Sprecher, Christian Langballe, erklärte, dass „die Ehe so alt wie die Menschheit“ sei
und dass „man etwas so Grundlegendes nicht einfach ändern kann“. Nichtsdestotrotz
1
Ministeriets opgaver for Kirke, http://miliki.dk/ministeriet/om-kirkeministeriet/
© KIRCHE IN NOT – Religionsfreiheit weltweit – Bericht 2014
stellte sich nur die Christdemokratische Partei, die ohnehin nicht im Kopenhagener
Parlament vertreten ist, dem Gesetz entgegen. Per Orum Jorgensen, der Parteisekretär,
erklärte, das Gesetz „respektiert die Religionsfreiheit nicht und ist außerdem verfassungswidrig“. Der Sekretär kündigte an, es werde ein Gerichtsverfahren in die Wege
geleitet werden, „zum Schutz der Religionsfreiheit und der Menschen, die meinen, dass
das Gesetz ihr Recht auf Religionsausübung nicht respektiert“.2
Akte der Gewalt und der Intoleranz
Wenngleich in Dänemark ein Klima zunehmender religiöser Gleichgültigkeit herrscht,
was zu einer Reduzierung der Teilnahme der eingetragenen Mitglieder der EvangelischLutherischen Kirche an Gottesdiensten auf etwa 2 % geführt hat, gab es dennoch einige
Vorfälle religiöser Intoleranz zu verzeichnen. Diese folgten auf die Veröffentlichung
satirischer Cartoons über den Propheten Mohammed in einigen Teilen der Presse. Obwohl die dänische Gesellschaft im Allgemeinen für freie Meinungsäußerung ist und
folglich auch für das Recht, Bilder abzudrucken, die von Anhängern einiger Religionen
als beleidigend angesehen werden, kam es dennoch zu heftigen Reaktionen. Dazu gehörte auch ein Mordanschlag auf diejenigen, die für die Veröffentlichung der Cartoons
verantwortlich waren. Am 4. Juni 2012 verurteilte ein Kopenhagener Gericht vier Personen zu zwölf Jahren Haft, weil sie 2010 einen Anschlag auf die Tageszeitung Jyllands
Posten angezettelt hatten.3
Die Spannungen bleiben bestehen – sogar noch intensiver als vorher. In Kopenhagen
schlug am 5. Februar 2013 der Versuch fehl, einen Historiker zu ermorden, der kritisch
über den Islam geschrieben hatte. Ein Teil der muslimischen Gemeinschaft in Dänemark verurteilte den Anschlag und verteidigte das Recht dieses Intellektuellen, sich
kritisch zu äußern.4
Für die jüdische Gemeinschaft besteht, wie es scheint, ebenfalls eine gewisse Gefahr,
wenn man den Rat hört, den der israelische Botschafter seinen Landsleuten in Dänemark
im November 2012 während eines Besuchs im Land erteilte: Er hielt sie dazu an, die
Marie Hjortdal/Jakob Hvide Beim: Loven er vedtaget – homoseksuelle kan gifte sig. Politiken,
27. Mai 2013, http://politiken.dk/indland/politik/ECE1648296/loven-er-vedtaget---homoseksuellekan-gifte-sig/
3
Mette Fraende, Denmark jails Prophet cartoon plot gang for 12 years, Reuters, 4. Juni 2012,
http://wwrn.org/articles/37416/?&place=scandinavia
4
Denmark shooting: Gunman targets Islam critic Hedegaard, BBC News, 5. Februar 2013,
www.bbc.co.uk/news/world-europe-21341878
2
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Symbole ihrer Religion nicht offen zur Schau zu stellen und in der Öffentlichkeit nicht
zu laut Hebräisch zu sprechen. Zur Vorsicht riet auch die dänische hebräische Gemeinschaft ihren Mitgliedern wie auch denen der jüdischen Schule Kopenhagen. Anlass zu
diesen Aufrufen waren die gegen die israelische Botschaft gerichteten Demonstrationen
vom 19. November 2012, aber auch Informationen des jüdischen Zentrums Mosaisk
Trosamfunn, denen zufolge es 2012 auf dänischem Territorium zu 37 antisemitischen
Vorfällen gekommen war.5
Zu weiteren alarmierenden Fällen, diesmal gegen Christen gerichtet, gehörte auch der
vandalische Akt eines jungen Mannes, der am 26. Mai 2013 in der katholischen Kirche
in Esbjerg, Jütland, die Beine einer Jesus-Figur am Kreuz zertrümmerte. Das Kreuz war
schon einmal beschädigt worden: Ostern 2012 war die Jesus-Figur vom Kreuz gebrochen worden.6
Jews In Copenhagen Are Being Warned Not To Wear Religious Symbols In Public,
AFP 12. Dezember 2012, http://wwrn.org/articles/38712/?&place=scandinavia
6
Ken Mathiesen, Ung fyr brækkede begge ben på Jesus, JydskeVestkysten,
www.jv.dk/artikel/1578939:Esbjerg--Ung-fyr-braekkede-begge-ben-paa-Jesus
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