Schön verpackt, aber auch gesund?

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Schön verpackt, aber auch gesund?
Norderstedter Zeitung, 23.06.2015
Schön verpackt, aber auch gesund?
Michael Schick
Foto: Michael Schick
Wie viel Verpackung ist nötig? Diplom-Ökotrophologin Heike Vogel informiert
Verbraucherzentrale informiert über Verpackungen und gibt Tipps, wie die Bürger sich
und die Umwelt schützen können.
Norderstedt. 20 Lollis, einzeln verpackt und allesamt nochmals in einer Riesentüte
versammelt – Verpackungen sind schön bunt, sollen zum Kaufen animieren und sind
oft überflüssig . Das jedenfalls sagt Heike Vogel. Die Diplom-Ökotrophologin, die für die
Verbraucherzentrale Norderstedt arbeitet, sagt Tüten, Folien und Kartons den Kampf
an. Laut Statistik gibt jeder Bundesbürger rund 350 Euro im Jahr nur für Verpackungen
aus.
"Sie schützen zwar die Lebensmittel und informieren über Inhaltsstoffe, aber sie
belasten die Umwelt und unter Umständen auch die Gesundheit", sagt die Beraterin, die
am morgigen Mittwoch ab 14 Uhr im Norderstedter Rathaus, Raum 2, darüber
informieren wird, wie viel Verpackung nötig ist, und wie Verbraucher den
Verpackungswahn durchbrechen können.
"Es geht mir vor allem darum, die Menschen für den Umgang mit Verpackungen zu
sensibilisieren", sagt Heike Vogel, die Verpackungen grundsätzlich für sinnvoll hält, weil
sie die Lebensdauer von Lebensmitteln verlängern und so dazu beitragen, dass weniger
Essbares im Müll landet. Das Problem: Die Hüllen geben eine Vielzahl von Stoffen an
Lebensmittel ab, ob und in welchem Maß diese Rückstände die Gesundheit gefährden,
könnten selbst Experten nicht sagen.
Die Verbraucherzentralen hatten Händler und Hersteller zur Sicherheit von
Verpackungen befragt. "Doch nur wenige waren zur Auskunft bereit und stellten kaum
aussagekräftige Dokumente zur Verfügung. Das deckt sich zum teil auch mit den
Erfahrungen der Überwachungsbehörden", sagt die Referentin. Die Beratungsstellen
fordern mehr Forschung, Kontrolle und Transparenz der Materialien.
Heike Vogel rät davon ab, den Tipps von selbst ernannten Experten im Internet zu
folgen. Was in den einschlägigen Foren empfohlen werde, sei oft riskant. Das gelte zum
Beispiel für das Wiederverwenden von Kunststoffverpackungen, die nicht für heiße
Lebensmittel geeignet seien oder das Grillen von Hähnchen auf einer Bierdose.
Die Beraterin gibt Tipps, wie Verbraucher gegensteuern können., denn oft treffe viel
Verpackung auf wenig Inhalt. So liegen beispielsweise wenige hauchdünne
Wurstscheibenaufgefächert in einer großen Plastikhülle oder einzeln verpackte
Süßigkeiten nochmals in einer großen Tüte – das Auge kauft eben mit. "Solchem
Überfluss an Kunststoff sollten die Verbraucher die Rote Karte zeigen", sagt die DiplomÖkotrophologin.
Für den Vortrag in Kooperation mit dem Norderstedter Seniorenbeirat und dem
Bundesernährungsministerium ist eine Anmeldung unter Telefon 040/523 84 55 oder
per E-Mai an [email protected] nötig.