Szenarien von Übermorgen: Der Cyberpunk-Effekt

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Szenarien von Übermorgen: Der Cyberpunk-Effekt
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Szenarien von Übermorgen: Der Cyberpunk-Effekt
KEYFACTS
- Intersucht wird eines der großen Probleme 2035.
- 2035 trifft sich das Kollegium in digitalen Räumen, die Mitarbeiter haben Avatare.
- Manager brauchen künftig Schulungen, um offline wieder neu zu lernen.
In einem gemeinsamen Projekt von KPMG, SOS Kinderdörfer Global Partner, Foresight
Solutions und dem TÜV Rheinland kreierten Zukunftsforscher Szenarien der Arbeitswelt im
Jahr 2035. Diesmal: die Cyberpunk-Gesellschaft.
Im Jahr 2035 ist die Familie in den Hintergrund gerückt. Cliquen und Freundeskreise haben sie
als Lebensmittelpunkt und Zufluchtsort verdrängt. Diese ursprünglichen Funktionen
übernehmen die Social Networks. Im Cyberspace ist der Mensch von morgen beheimatet,
daher der Ausdruck „Cyberpunk“ oder auch „Cybernaut“.
Nie wieder Büro
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In diesem hoch technisierten Szenario läuft fast das gesamte gesellschaftliche und berufliche
Leben virtuell ab, daher gibt es das klassische Unternehmen nicht mehr. Der Mensch der
Zukunft geht nicht mehr ins Büro. Home Office? Eher: Avatar. In Gestalt dieser virtuellen Person
„geht“ der moderne Arbeitnehmer ins (virtuelle) Büro, erledigt dort mit anderen Avataren seine
Arbeit, berät Kunden-Avatare, stellt Bewerber-Avatare ein und verhandelt über Kooperationen
in seiner digitalen Supply Chain. In dieser Zukunft bestehen Unternehmen nicht mehr aus
Büros, Kaffeeküchen und Sitzungssälen, sondern aus Relaxing Facilities, Offline-Zonen und
Dating Areas. In diesen Dating Areas hat der Cyberpunk zumindest eine seltene, wenn nicht
letzte Gelegenheit zu echtem Kontakt mit realen Menschen.
Digital Detox
Eine derart dezentrale Belegschaft stellt hohe Anforderungen an das Personalmanagement:
Wie koordiniert man diesen verstreuten virtuellen Schwarm? Wie sichert man sich seine
Loyalität? Herausforderungen, wie wir sie andeutungsweise seit der Verbreitung des Home
Office kennen. Neu in dieser Zukunft ist das Cyberdilemma: Einerseits muss ein Unternehmen
ständig die neueste Technologie zur Verfügung stellen, um die besten Mitarbeiter halten zu
können. Andererseits muss es sie vor der damit einhergehenden Gefahr der Cybersucht
schützen. Stichwort: Digital Detox. Digital Natives besuchen, wenn sie zu Digital Junkies
geworden sind, sogenannte Digital Detox Holidays, um sich von der Online-Sucht zu befreien.
In Südkorea gilt „Internet Addiction“ bereits als gesellschaftliches Gesundheitsrisiko. Man geht
davon aus, dass 30 Prozent der unter 18-Jährigen zur Risikogruppe zählen. Die schwersten
Fälle werden ins Internet Rescue Camp geschickt. Wie schützt ein Unternehmen seine
Leistungsträger vor dieser Bedrohung?
560.000
Personen in Deutschland sind bereits
internetsüchtig.
Impfschutz gegen den Cyber-Virus
Im englischsprachigen Raum wird diese Frage schon länger diskutiert. Stand der Diskussion:
Unternehmen sollten lernen, digitale Technologien zu beherrschen, um die Digital Natives vor
sich selbst schützen zu können. Neben dem technischen existiert aber auch ein persönliches
Einfallstor für die Cybersucht: Es muss ein „Impfschutz“ gegen den Cyber-Virus entwickelt
werden. Das ist die Aufgabe der modernen Personal- und Führungskräfteentwicklung. Diese
Cyber-Resilienz kann nur mit modernen Methoden aus dem kognitiv-behavioristischen
Werkzeugkasten erreicht werden: Sowohl die Denkweise (Kognition) als auch das Verhalten
(Behavioristik) der Cybernauten müssen sich so weit entwickeln, dass sie den Vorsprung der
neuen Technologien aufholen. Während viele Personalabteilungen Methoden wie Akzeptanzund Commitmenttherapie (ACT), Emotional Freedom Technique (EFT) oder Ego State Theory
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noch als „Esoterik“ abtun, unterbreiten vorausschauende Unternehmen schon heute ihre
Belegschaft solche Angebote, um die nötige Offline-Kompetenz und Cyber-Resilienz
aufzubauen.
Arterhalt
Entgegen verbreiteter Hoffnungen wird der Arterhalt selbst im Jahr 2035 (noch) nicht virtuell
funktionieren. Einige Zukunftsforscher befürchten deshalb bereits das digital verursachte
Aussterben der Menschheit. So heikel diese Frage ist, sie leistet interessanten Phänomenen
wie dem „Social Freezing“ Vorschub: Apple und Facebook übernehmen heute bereits für
weibliche Mitarbeiter die Kosten für das vorsorgliche Einfrieren von Eizellen ohne medizinische
Veranlassung. Das geschieht nicht allein aus unternehmerischer Initiative, sondern weil Teile
der weiblichen Belegschaft das fordern. Hier entwickelt sich unsere Welt schon heute auf den
eventuell künftig eintretenden Cyberpunk-Effekt hin.
Alles, was nötig ist
Angesichts von Szenarien wie der Cyberpunk-Gesellschaft muss ein zukunftsfähiges
Unternehmen sich um alles kümmern, um in jeder erdenklichen Zukunft jene Mitarbeiter und
Führungskräfte zu bekommen, die es eben braucht. Das mag eine steile Herausforderung sein,
die Alternative jedoch ist undenkbar.
Heiko von der Gracht
Senior Manager
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ZUSAMMENGEFASST
»Zukunftskompetenz ist, was man heute schon tut, um morgen
erfolgreich zu bleiben.«
In einem gemeinsamen Projekt von KPMG, SOS Kinderdörfer Global Partner, Foresight Solutions und
dem TÜV Rheinland entstand das Projekt „Cyberpunk-Gesellschaft“, die die Arbeitswelt im Jahr 2035
beleuchtet. Diese ist fast vollständig technisiert, daher wird das physische Büro durch eine Avatarwelt
ersetzt. Das stellt neue Herausforderung an das Personalmanagement hinsichtlich der Organisation und
Mitarbeiterbindung, zusätzlich müssen Lösungen für Gefahren wie Online-Sucht entwickelt werden.
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