15 Liechtensteiner Hotels nun im Sternenhimmel
Transcription
15 Liechtensteiner Hotels nun im Sternenhimmel
| Inland|3 MITTWOCH 23. MÄRZ 2016 Schwerpunkt Hotelklassifizierung in Liechtenstein 15 Liechtensteiner Hotels nun im Sternenhimmel Bewertet Nach dem Beitritt Liechtensteins zum europäischen Dachverband der Hotellerie und Gastronomie (Hotrec) sowie zur Hotelstars Union (HSU) durften gestern Liechtensteiner Hotels die begehrten Sterne-Tafeln entgegennehmen. VON HARTMUT NEUHAUS «E s war ein langer und steiniger Weg», betonte Valentin Kirchhofer, Präsident des Liechtensteiner Hotel- und Gastronomieverbandes (LHGV) in seinen Grussworten anlässlich der Verteilung der Sterne-Tafeln gestern Nachmittag im Hotel Meierhof in Triesen. Auch Marcello Scarnato (Verbandsverantwortlicher für die Klassifi zierung) zeigte sich stolz. Im November 2015 sei der Beitritt Liechtensteins zur Hotrec, dem europäischen Dachverband der Hotellerie und Gastronomie, sowie zur Hotelstars Union, welche die harmonisierte Klassifizierung der europäischen Hotels umsetzt, erfolgt. Aktuell seien 15 Liechtensteiner Hotels eingestuft, was rund 50 Prozent der klassifizierbaren Beherbergungsbetriebe ausmache. Der LHGV, so Marcello Scarnato weiter, führe die Hotel- klassifi zierung in Kooperation mit der Regierung und mit dem Verband Gastronomie durch. Als unabhängiger Sachverständiger und Auditor amtet Wolfgang Juri von der Wirtschaftskammer Vorarlberg. Die aktuell vergebenen Sterne gelten bis zum Jahr 2018. Im Intervall von drei Jahren wird die Rezertifi zierung durchgeführt. Ausserdem fi nden halbjährliche Kontrolltermine bei allen Betrieben statt, welche Aufl agen zu erfüllen haben. Jedem Betrieb steht das Rechtsmittel der Einsprache an die Einsprachekommission zu. Strahlende Gesichter im Triesner Meierhof: Vertreter der klassifizierten Hotels und des Liechtensteiner Hotel- und Gastronomieverbandes (LHGV) mit Wirtschaftsminister Thomas Zwiefelhofer. (Foto: Paul Trummer) Deutsches Layout Liechtenstein folgt im Design der Tafeln dem Layout Deutschlands, das bisher als einziges HSU-Mitglied auf diese form- und designschönen Metalltafeln setzte. Jedes Mitgliedsland ist frei in der Gestaltung der Tafeln. «Hotelsterne.li» Die bewerteten heimischen Hotels Vier Sterne Superior Hotel Sonnenhof, Vaduz Vier Sterne Hotel Hofbalzers, Balzers Hotel Löwen, Vaduz Hotel Meierhof, Triesen Hotel Residence, Vaduz Hotel Schatzmann, Triesen Es sind jedoch gewisse Mindestanforderungen an Layout, Inhalt und Logos einzuhalten. Während die übrigen Länder auf Plexiglaslösungen mit unterschiedlichem Design gesetzt haben, hat sich der LHGV für Drei Sterne Superior Hotel Turna, Malbun Drei Sterne Hotel Galina, Malbun Hotel Jufa, Malbun Hotel Kulm, Triesenberg Hotel Linde, Schaan Hotel Oberland, Triesenberg Hotel Schlosswald, Triesen Hotel Weinstube, Nendeln Zwei Sterne Superior Alpenhotel, Malbun die werthaltigere Lösung entschieden. Regierungschef-Stellvertreter Thomas Zwiefelhofer überbrachte die Grussworte der Regierung. Er freute sich, dass die Regierung das Projekt finanziell unterstützen konnte. Gleichzeitig wies er auf die Querschnittwirkung des Tourismus hin. Für ein Land, in dem grosse Unternehmen ansässig seien, ist es unabdingbar, dass die Hotelinfrastruktur stimme. Was nützt es, wenn hoher Besuch aus dem Ausland eine Firma in Liechtenstein besucht, aber die entsprechenden Hotels für die Nächtigungen fehlen? Er bedauere, dass die Nächtigungszahlen rückläufig seien, begrüsse aber, dass gleichzeitig neue und attraktive Hotels entstehen würden. Die Hotelsterne seien eine internationale Orientierung am Hotellerie-Himmel für die Touristen. Thomas Zwiefelhofer wies aber darauf hin, dass die neu verteilten Sterne keine Rangierung, sondern eine Einordnung bedeuten würden. Positiver Werbeeffekt Hotrec arbeitet eng mit den Onlineplattformen zusammen. Vertragliche Vereinbarungen mit booking. com und TripAdvisor hinsichtlich der Kategorisierung nach den offiziellen Hotelsternen und zur Verbesserung der Echtheit von Kritiken sorgen dafür, dass Liechtensteins Hotellerie auch werbewirksam davon profitiert. Der Gast findet nun einheitlich bewertete und somit international vergleichbare Angebote vor. Die Kriterien sind im Internet auf der Seite www.hotelstars.eu nachzulesen. Real: «Es macht mich stolz, den Leadbetrieb der Branche zu haben» Tourismus Das Parkhotel Sonnenhof in Vaduz hat in der erstmals in Liechtenstein durchgeführten Hotelklassifizierung nach HSU-Kriterien die beste Wertung erhalten. Im Interview spricht Hubertus Real über die Wertigkeit dieses Resultats, seine Einschätzung über den heimischen Tourismus und die Sonnenhof-Zukunft. VON HOLGER FRANKE «Volksblatt»: Herr Real, herzlichen Glückwunsch: Das Parkhotel Sonnenhof ist das am höchsten eingestufte Hotel in Liechtenstein gemäss HSU-Kriterien. Wie stolz macht Sie dieses Ergebnis? Hubertus Real: Ja, es macht schon irgendwie stolz, den Leadbetrieb in der Branche zu haben. Aber es steckt eben auch sehr viel Arbeit, Selbstdisziplin und viel persönliches Engagement dahinter. Dieses stetige Qualitätsdenken bringt einen schon manchmal zum Verzweifeln (schmunzelt). Was wiegt für einen leidenschaftlichen Hotelier schwerer: die Freude über die erreichten «4 Sterne Superior» oder die Frage, welche Details zu den vollen 5 Sternen gefehlt haben? Die Sterne sind nur ein wichtiger Richtwert, sagen aber nichts über die effektive Servicequalität aus. Daher sind diese 4 Sterne Superior perfekt für den Sonnenhof! Wir sind einfach kein Fünfsternehaus, haben aber trotzdem viele Vorteile für den Gast, die ein grosses Hotel nie bieten kann. Und: Es ist immer schöner, den Gast zu überraschen, als ihn zu enttäuschen! Sie haben in den vergangenen Jahren im Parkhotel bekanntlich sehr viel gearbeitet und vermutlich auch sehr viel Geld investiert. Lohnt sich all die Mühe? Geschäftlich, aber auch privat? Ja, es lohnt sich aus geschäftlicher Sicht – um ehrlich zu sein, muss es das aber auch. Ansonsten könnten wir nicht jedes Jahr immer wieder so viel Geld in die Erneuerung und die Renovation investieren. Nur so bleiben wir auch auf dem gewünschten und von unseren Gästen erwarteten Qualitätsniveau. Auch privat macht der Betrieb mich nach wie vor sehr glücklich, aber ich denke langsam, aber sicher daran, meine Arbeit in Zukunft auf mehrere Köpfe zu verteilen. Es kommt aber auf jeden Fall gut. Heutzutage genügt es vermutlich nicht mehr, einfach ein paar Zimmer und abends ein warmes Essen anzubieten. Was ist das Geheimnis, um heute als Hotelier erfolgreich zu sein? Qualität, Qualität und nochmals Qualität liefern – und das Tag für Tag zum bestmöglichen Preis-Leistungs-Verhältnis. Der Gast kennt sich viel besser aus als früher, ist besser informiert, vergleicht die Destinationen und Hotels untereinander und verzeiht daher nur wenig bis gar keine Fehler. Hier sind vor allem die Mitarbeiter unser wichtigstes Gut, denn sie und ihre Ausstrahlungskraft auf den Gast sind hauptverantwortlich dafür, ob ein Aufenthalt in einem Hotel mittelmässig, gut oder spitze war. Man kennt Sie als leidenschaftlichen Koch, als ebenso leidenschaftlichen Hotelier – aber wie viel Zeit müssen Sie zusätzlich noch für ganz andere Aufgaben auf bringen? Zum Beispiel für die Vermarktung des Parkhotels im Internet? Ja, der Sonnenhofgast kennt mich eigentlich nur als freundlichen, liebenswürdigen Koch, der für das fei- ne Essen verantwortlich ist (schmunzelt). In Wahrheit betrifft die Küche nur etwa 50 Prozent meines Arbeitspensums, den Rest verbringe ich mit Büroarbeiten, an Sitzungen, für meine 35 Mitarbeiter, den Einkauf, das Marketing, die Organisation, die Strategie, die Kontrolle und für neue Ideen. Der Tag hat ja nun mal mehr als 9 Stunden, aber wie gesagt, ich habe mir stark vorgenommen, dieses Pensum ein wenig zu reduzieren. Bezüglich Marketing war unser letzter Clou ja bekanntlich unser Gutscheinheft. Es ist wirklich schön zu sehen, wie jetzt einige grosse Unternehmen ihren Mitarbeitern solche Gutscheine kaufen, um sie für gute Leistungen zu belohnen, ganz zu schweigen von den privaten Geschenkskäufen. Aber eine solche Idee hat man leider nicht alle Tage. Und die Hotelsterne helfen Ihnen bei der Vermarktung? Welche Auswirkungen erhoffen Sie sich? Ich denke, dass die Sterneeinteilung für die gesamte Hotellerie von grosser Bedeutung und absolut essenziell ist. Jeder Gast wählt zunächst seine bevorzugte Kategorie anhand seines Preisbudgets aus, erst im zweiten Schritt vergleicht er die Hotels untereinander. Somit hat die Sterneeinteilung ein wesentliches Gewicht für die Vermarkung, wenn der Gast seine Wunschdestination bereits kennt. Freut sich über die Auszeichnung: Hubertus Real. (Foto: ZVG) Das bringt uns zur Destination Liechtenstein. Wo steht der Tourismusstandort Liechtenstein Ihrer Einschätzung nach in Zeiten der allgegenwärtigen Frankenstärke? Liechtenstein als Destination hat zwar den Exotenstatus und ist daher für viele Reiseagenturen höchst interessant, leider ist die Frankenstärke jedoch ein richtiges Problem für uns alle. Der Entscheid fällt im Vorhinein schon auf eine EU-Destination, ohne zuvor einen Vergleich gemacht zu haben, das ist unser Los. Nun gilt einfach eines: Die Werbetrommel rühren und gnadenlos auf Qualität setzen. Wir müssen versuchen, um eben diese 20 Prozent besser zu sein als unsere EU-Konkur- renz. Und dies geht nur über Qualität, Freundlichkeit und Fleiss. Eine Chance, im internationalen Tourismus mitzumischen, haben wir auf jeden Fall. Und was bedeutet dies für das Parkhotel? Welche Pläne für die Zukunft haben Sie? Eigentlich genau das Gleiche, aber auch ich bin immer wieder auf der Suche nach neuen Konzepten und Ideen, um mich von den aktuellen Markteinf lüssen unabhängiger zu machen. Das goldene Ei habe ich aber bis dato noch nicht gefunden. Somit heisst es auch bei uns: weiter auf das Bewährte zu setzen und das zu machen, womit wir in den letzten Jahren erfolgreich waren. Es bleibt uns so aber nichts anderes übrig, als mit der lieben Frankenstärke und dem unsicheren Markt zu leben – mit allen Ups und Downs.