7.4.2 Zahnprothesen reinigen

Transcription

7.4.2 Zahnprothesen reinigen
7
HAUT- UND KÖRPERPFLEGE
7.4.2 Zahnprothesen reinigen
Zahnprothesen sollten nach jeder Mahlzeit gereinigt werden. Wird der Plaque nicht von den
Zähnen entfernt, verhärtet er sich und wird zu
Zahnstein. Der Zahnstein bildet die ideale Grundlage für Bakterien, Viren und Pilze. Diese Keime
können Reizungen und Entzündungen der Mundschleimhaut hervorrufen.
Folgende Materialien werden benötigt:
l Händedesinfektionsmittel,
l Prothesenzahnbürste,
l Prothesenreinigungsmittel,
l ggf. Prothesenreinigungsbehälter,
l Haftcreme,
l bei Bettlägerigen Handtuch und Nierenschale,
l Handschuhe.
Vorbereitung
Vorher Händedesinfektion. Die Zahnprothesen
werden aus der Mundhöhle entfernt 28 . Bei
Teilprothesen sollte zuerst die Art der Befestigung
in Erfahrung gebracht werden. Um Beschädigungen an herausnehmbarem Zahnersatz zu vermeiden, sollte die Reinigung immer über einem mit
Wasser gefüllten Waschbecken oder Handtuch
erfolgen.
Bedenke
Zahnprothesen nicht mit Zahnpasta reinigen, da diese einen hohen Anteil an Schleifkörpern enthält und zu einer rauen Prothesenoberfläche führen kann.
28
Oberkieferprothese entfernen
Nachbereitung
Nach Möglichkeit sollte sich der Bewohner die
Prothesen selbst einsetzen und evtl. zur Unterstützung Haftcreme verwenden. Zuerst sollte die
Oberkiefer- und dann die Unterkieferprothese
eingesetzt werden.
Dann muss der Bewohner zum korrekten Sitz und
nach Schmerzen befragt werden. Zum Schluss
werden die Materialien gereinigt bzw. entsorgt
und die Hände desinfiziert. Die Zahnprothese
sollte ein- bis zweimal jährlich zahnärztlich untersucht werden.
Durchführung
l evtl. Prothese vorher kurz in einem Reini-
gungsbad einweichen,
l Mundhöhle ausspülen lassen, bei Bettlägeri-
gen Oberkörper mit einem Handtuch abdecken und eine Nierenschale bereitstellen,
l Mundhöhle beobachten.
130
Bedenke
Werden Zahnprothesen über mehrere Tage
hinweg nicht eingesetzt, kann sich der Gaumen verformen, sodass die Prothese nicht
mehr passt.
7
HAUT- UND KÖRPERPFLEGE
7.4.3 Mundhöhle spülen
Der Mund sollte gespült werden:
l vor dem Einsetzen der Zahnprothese,
l bei Mundtrockenheit,
l zu therapeutischen Zwecken.
Bedenke
Mundspülungen nur bei Bewohnern mit vollem Bewusstsein und intaktem Husten- und
Schluckreflex vornehmen.
Vorbereitung
l Händedesinfektion,
l Spüllösung oder Medikament in den Spülbe-
cher einfüllen,
l mobile Bewohner zum Waschbecken begleiten,
l Bettlägerige im Bett aufsetzen (lassen),
l den Oberkörper mit einem Handtuch abdecken.
6 Materialien
Material
Begründung
Spülbecher
bei Bedarf mit Aufsatz
oder Strohhalm versehen
Wasser, Mundspüllösung oder verordnetes
Arzneimittel
zum Spülen der Mundhöhle
Handtuch
bei bettlägerigen Bewohnern zum Schutz
der Wäsche
Nierenschale
Lippenpflegemittel
wie Fettstift oder
Bepanthen®-Salbe
29
Mundpflege im Bett
Durchführung
l Bewohner über die Vorgehensweise informie-
ren und zur Mithilfe motivieren,
l Spülbecher anreichen und den Mund ausspü-
l
l
bei bettlägerigen
Bewohnern zum Auffangen der Spülflüssigkeit
bei trockenen Lippen
l
l
len lassen, evtl. Bewohner gurgeln lassen (nur
auf ärztliche Anweisung),
bei bettlägerigen Bewohnern zum Ausspucken
eine Nierenschale 29 bereithalten,
Mund abtrocknen (lassen),
ggf. Lippen mit einem Fettstift oder einer Fettcreme versorgen,
Handtuch entfernen.
Nachbereitung
l mobile Bewohner vom Waschbecken zu einem
Stuhl oder ins Bett begleiten,
l bettlägerige Bewohner lagern,
l Materialien entsorgen und reinigen,
l alle Beobachtungen und die Pflegehandlung
dokumentieren.
131
8
BEWEGUNG
8.1 Anatomie und
Physiologie
Sich selbst bewegen zu können, ist unerlässlich
für ein freies und weitgehend selbstständiges Leben. Durch Bewegung ist es möglich, die Aufenthaltsorte zu wechseln und den Alltag zu bewältigen. Auch die koordinierten Funktionen im Körper
des Menschen, z. B. Vitalfunktionen, sind ohne
Bewegung nicht möglich.
8.1.1 Skelett und Funktion
Schädel
Schlüsselbein
Schulterblatt
Oberarm
Brustbein
Speiche
Elle
Oberschenkel
Hüftbein
Hand
Finger
Kniescheibe
Skelett
Gesamtheit aller Knochen des Menschen.
Schutz- und Stützsystem sowie Bewegungsapparat des menschlichen Körpers.
Ein erwachsener Mensch hat über 200 Knochen 1 , die durch Gelenke und Knorpelfugen
miteinander verbunden sind und durch Muskeln,
Sehnen und Bänder bewegt werden können. Knochen verleihen dem Körper Stabilität. Sie bilden
gleichzeitig Schutz und Gerüst für alle Organe.
1 Knochen des erwachsenen
Menschen
Skelettteil
Knochenanzahl
Schädel
22
Rückenwirbel
26
Brustbein
3
Hals
1
Brustgürtel
4
Arme/Hände
60
Hüfte
2
Beine/Füße
58
Rippen
24
164
Wirbelsäule
Schienbein
Wade
Fuß
1
Skelett eines Menschen
Schädel und Brustkorb schützen empfindliche Organe wie das Gehirn und das Herz. Die Wirbelsäule und die Röhrenknochen der Arme und Beine
stützen den inneren Körper.
Die wesentlichen Skelettteile vom Kopf bis Fuß
sind:
l Schädel,
l Wirbelsäule,
l Armskelett mit Knochen von der Hand,
l Brustkorb,
l Hüfte,
l Beinskelett mit Knochen von Beinen und
Füßen.
Bedenke
Knochen machen etwa 16 % des Gesamtgewichts aus. Mehr als die Hälfte von ihnen
befindet sich in den Händen und Füßen.
BEWEGUNG
Der Schädel
Bei einem neugeborenen Kind kann man Weichstellen am Schädel ertasten. Sie werden Fontanellen genannt. Es sind Lücken im Schädel, die
später mit Bindegewebe ausgefüllt werden, damit der Kopf des Kindes bei der Geburt durch das
enge mütterliche Becken passieren kann.
Die 22 Knochen des Kinderschädels sind elastisch und werden nach der Geburt fester und knochenähnlich miteinander verbunden. Der Prozess
der Verknöcherung findet in der Regel bis zum
3. Lebensjahr statt.
Augenhöhle
8
Oberkieferknochen
Unterkiefer-
Halswirbel
Brustwirbel
Nasenknochen
2 knochen
Schädel
Wirbelkörper
Lendenwirbel
Der ausgewachsene Schädelknochen 2 bildet
eine stabile Hülle für das Gehirn und die meisten
Sinnesorgane, die tief im Gehirn liegen. Der Schädel wird unterteilt in einen:
l Gehirnschädel,
l Gesichtsschädel.
Kreuzbein
Bandscheibe
4
Bandscheibe
3
Wirbelsäule
Die Wirbelsäule
Wirbelsäule
bewegliche Stütze des Körpers, ist wie ein
„S“ geschwungen und verleiht dem Körper
neben der Stützkraft für den aufrechten Gang
eine hohe Elastizität für eine sichere und
angemessene Bewegung in verschiedenen
Situationen.
Die Wirbelsäule 3 ist die Haupt-Körperachse. So
trägt sie neben dem Kopf auch die oberen Extremitäten. Auch die Rippen sind an ihr verankert.
Es gibt an der Wirbelsäule zwei verschiedene
Teile:
l beweglich: Hals-, Brust- und Lendenwirbel-
säule,
l nicht bewusst beweglich: Kreuzbein und
Steißbein.
Die gesamte Wirbelsäule besteht aus:
l sieben Halswirbeln,
l zwölf Brustwirbeln,
l fünf Lendenwirbeln,
l fünf Kreuzbeinwirbeln,
l drei bis vier Steißwirbeln.
Die 32 bis 33 Wirbelkörper (Vertebra) sind über
die Bandscheiben 4 verbunden und bilden ein
Viertel der gesamten Wirbelsäulenlänge.
Die elastischen Bandscheiben haben die Funktion von Stoßdämpfern. Aus den Wirbelkörpern
bildet sich eine Art biegsamer Säule, die vom
Kopfunterrand bis zum unteren Ende des Rückens
reicht. Muskeln und Bänder verbinden die Wirbel zusätzlich und machen die Wirbelsäule belastbar und beweglich. Im fortschreitenden Alter
verschleißen die Bandscheiben. Dadurch wird die
Wirbelsäule weniger elastisch und belastbar.
165
Steißbein
11
MENSCHEN MIT DEMENZ
Mit Menschen mit Demenz kommunizieren
Gutes Zureden und Argumente holen die Betroffenen nicht aus ihrer Realität zurück. Pflegende sollten sich also auf diese Realität einlassen. Dazu
gehört, die Äußerungen, Gefühle und das Verhalten der Menschen mit Demenz ernst zu nehmen.
Das bedeutet z. B.:
l den Betroffenen nicht darauf hinzuweisen,
dass Sie ihm eine Frage bereits vor fünf Minuten beantwortet haben,
l geduldig auf Wiederholungen zu reagieren,
auch wenn es schwerfällt,
l Diskussionen zu vermeiden, auch wenn Sie
aus Ihrer Sicht im Recht sind,
l geschlossene Fragen zu stellen und kurze
Sätze zu verwenden.
Im Verlaufe der Erkrankung tritt die verbale Kommunikation mehr und mehr in den Hintergrund
und die nonverbale Kommunikation, also Körpersprache, Mimik, Gestik treten in den Vordergrund.
Übung
Wählen Sie während Ihres Praktikums eine
Bewohnerin mit demenziellen Beeinträchtigungen aus und beobachten Sie diese
genau. Notieren Sie Auffälligkeiten, die Sie
im Gespräch mit ihr wahrnehmen.
11.3.2 Mit herausforderndem
Verhalten umgehen
Verhält sich eine Person mit Demenz nicht situationsgerecht oder sozial unangepasst 9 , wird dieses Benehmen häufig als herausforderndes Verhalten bezeichnet. Oft handelt es sich dabei nicht
um ein durch einen schwierigen Charakter bedingtes, problematisches oder aggressives (zielgerichtetes) Handeln. Vielmehr ist es eine Aufforderung des Erkrankten an seine Umwelt, auf
seine Bedürfnisse einzugehen. Andere Ausdrucksmöglichkeiten sind oft nicht mehr vorhanden.
258
9
Herausforderndes Verhalten
Empathie
Empathie
Einfühlungsvermögen. Fähigkeit, die Gefühle
eines anderen Menschen zu erkennen und
angemessen darauf zu reagieren.
Die Person mit Demenz kann ihr Verhalten nicht
willentlich kontrollieren, denn das Verhalten ist
ein Symptom der Gehirnerkrankung. Im Umgang
mit Menschen mit einer demenziellen Erkrankung
sowie zur Verhinderung von herausfordernden
Verhaltensweisen ist Empathie ein professionelles Werkzeug für die Pflege.
Bedenke
Menschen mit Demenz führen das sogenannte herausfordernde Verhalten nicht mit
Absicht herbei.
MENSCHEN MIT DEMENZ
11
Auf herausforderndes Verhalten reagieren
Der Blick auf die Gründe, warum sich ein Mensch
mit Demenz herausfordernd verhält, ist eine hilfreiche Perspektive. Eventuell empfindet der Bewohner Schmerzen oder Durst und kann diese
Bedürfnisse nicht zum Ausdruck bringen. Deshalb
ist eine intensive Beobachtung 10 des Bewohners wichtig, z. B.:
l Gibt es Anzeichen einer Erkrankung?
l Hat der Bewohner Schmerzen?
l Gibt es „wunde“ Punkte in der Lebensge-
schichte des Betroffenen, an die er sich
erinnert fühlt?
Weitere Regeln im Umgang mit herausforderndem
Verhalten:
l Streit vermeiden, besser singen statt schreien,
l gemütliches, heimisches Umfeld schaffen
l
l
l
l
l
(Milieutherapie),
Wertschätzung, Lob und Anerkennung zeigen,
Orientierung und Zuwendung gewährleisten,
für regelmäßige Bewegung und Aufenthalte im
Freien sorgen,
regelmäßige, sinnvolle Aktivitäten anbieten,
feste Bezugspersonen gewährleisten.
11.3.3 Realitätsorientierungstraining
(ROT)
Realitätsorientierungstraining (ROT)
therapeutischer Ansatz, der in der Betreuung
von Menschen mit Demenz in einem frühen
Stadium zum Erhalt der zeitlichen und räumlichen Orientierung angewandt wird.
ROT wurde bereits 1960 von Lucille R. Taulbee
und James C. Folsom in den USA für desorientierte Menschen entwickelt. Realitätsorientierungstraining sollte im Anfangsstadium der Erkrankung
und nur bei Akzeptanz seitens des Betroffenen
von allen an der Pflege Beteiligten konsequent
erfolgen.
10
Verhalten beobachten und deuten
Zielsetzung von ROT
Das gesamte Umfeld und der Tagesablauf des Bewohners werden mit Orientierungshilfen gestaltet mit dem Ziel:
l Orientierungsfähigkeit und Gedächtnisleis-
tung zu verbessern,
l Gefahrensituationen zu reduzieren,
l Selbstständigkeit, Selbstwertgefühl und die
Identität zu erhalten sowie soziale Integration
zu fördern,
l Angst und Stress zu reduzieren,
l Kreativität zu fördern und Lebensqualität zu
erhöhen.
Bedenke
Bei fortgeschrittener Demenz kann das
ständige Hinweisen auf die Realität zu Überforderungs- und Versagensgefühlen führen.
Ängste und Rückzug können die Folge sein.
259