Frostsichere Technik in Außenklimaställen (Fachbeitrag).
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Frostsichere Technik in Außenklimaställen (Fachbeitrag).
Frostsichere Technik in Außenklimaställen Uwe Eilers, Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg, Rinderhaltung Aulendorf Moderne Außenklimaställe sind tiergerecht, kostengünstig und haben sich zu Recht als gängige Unterbringung für Rinder durchgesetzt. Die Vorteile eines günstigen Stallklimas haben jedoch den Nachteil einer vor allem im Winter störungsanfälligen Technik. Die Tränkwasserversorgung, Entmistung, Tränkautomaten für Kälber und automatische Melksysteme sind mehr oder weniger frostempfindlich und können im Winter für viel Ärger und Arbeit sorgen. Im folgenden Beitrag werden Möglichkeiten zur Vermeidung von technischen Störungen in diesen Bereichen aufgezeigt. Tränkwasser Damit die Rinder ihren Wasserbedarf problemlos decken können, muss qualitativ hochwertiges Wasser in ausreichender Menge und ständig zur Verfügung stehen. Gerade die kalte Jahreszeit kann diesbezüglich Schwierigkeiten machen. Im Winter sollten ebenso wie im Sommer die Tränken täglich kontrolliert und gereinigt werden. In Frostperioden muss dieses Intervall auf zweimal täglich erhöht und möglichst in die Routinen rund ums Melken einbezogen werden, denn Verschmutzungen machen die Technik noch störungsanfälliger. Kipp- oder Schnellablauf-Tränken lassen sich zum Reinigen zügig entleeren, allerdings müssen die Wassermengen schnell ablaufen können, sonst kann es zur Bildung von gefährlichen Eisflächen im Laufbereich der Kühe kommen. Andere Tränken wie zum Beispiel Ventil-Trogtränken sind weitgehend selbstreinigend und haben diesbezüglich Vorteile. Für die funktionssichere Bereitstellung von Tränkwasser unter Frostbedingungen gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: 1. Frostsichere Zuleitung im Boden 2. Ringleitung zur Zirkulation von vorgewärmten Wasser. In Außenklimaställen wird in der Regel das Wasser durch im Boden verlegte Leitungen zugeführt. Die frostsichere Tiefe beträgt je nach Bodenbeschaffenheit und Region 80 bis 200 cm. Von dieser Zuleitung führen Stichleitungen zum Beispiel in einem Betonrohr mit 30 cm Durchmesser zu den einzelnen Tränkbecken. Wenn das Betonrohr nach unten offen bleibt, kann die darin aufsteigende Erdwärme gegen Frost schützen. Bei anderen Lösungen müssen die Stichleitungen entweder anderweitig isoliert oder elektrisch beheizt werden. Die Tränkbecken werden bei dieser Variante in der Regel mit Heizung ausgestattet (Variante 1). Die Beheizung von Leitungen, die sich außerhalb des sicher frostfreien Bereiches befinden, wird zunehmend wichtiger, da erfahrungsgemäß die einfache Isolierung bei starkem und dauerhaftem Frost nicht ausreicht (Bild 1). Somit kann auch bei einem Zirkulationssystem (Variante 2) zusätzlich die Beheizung von Stichleitungen oder/und sogar des Tränkbeckens sinnvoll sein. Bei einem Zirkulationssystem wird das Wasser in einer Ringleitung zu den Tränkbecken geführt. In einem frostfreien Raum befinden sich der Wasserzulauf, eine Umwälzpumpe, ein Heizgerät zur Erwärmung des zirkulierenden Wassers sowie eine Steuerungseinheit (Bild 2). In größeren Stalleinheiten bietet sich die Einrichtung von zwei oder mehr Wasserkreisläufen an, damit bei Störungen an einem Kreislauf die Tiere über den anderen Kreislauf weiter einfach versorgt werden können. Wichtig ist die rechtzeitige Inbetriebnahme vor Frosteinbruch, d.h. etwa ab Anfang November. Tränktröge mit einem Durchlaufrohr für das angewärmte, zirkulierende Wasser lassen sich gut eisfrei halten, denn sie vermeiden die Stichleitungsproblematik. Rohrbegleit- und Tränkbeckenheizungen Mit Rohrbegleitheizungen können sowohl unter- als auch überirdisch verlegte Leitungen ausgestattet werden (Bild 3). Mit Hilfe eines Thermostaten regeln sie sich automatisch. Zum Beispiel erfolgt die Einschaltung bei einem Unterschreiten von 6 °C am Fühler. Werden mehr als 13 °C gemessen, schaltet sich die Heizung ab. Das Heizkabel wird auf der Wasserleitung innerhalb der Isolierung verlegt. Der Fühler befindet sich am Ende der Heizleitung. Bei der Beheizung von Tränkbecken wird je nach Bauart das Ventil oder das Becken direkt beheizt. Außerdem gibt es Tränken die weniger frostempfindlich sind. Moderne Thermotränkwannen aus Kunststoff mit isolierten Wandungen sind ohne Zusatzheizung bis zu einer Temperatur von -10°C frostsicher. In Kombination mit zusätzlichen Frostschutzeinrichtungen machen sie bis -30°C keine Probleme. Bei Neu- und Umbau- sowie Nachrüstmaßnahmen beraten Fachfirmen für Tränktechnik hinsichtlich der am besten geeigneten Lösung. Umrüstung von Altgebäuden In Warmställen sind die Wasserleitungen und Tränkbecken nicht gesondert gegen Einfrieren geschützt, da die Stalltemperatur normalerweise nicht unter 0 °C fällt. Probleme können entstehen, wenn im Zuge der Verbesserung des Stallklimas oder baulichen Veränderung die isolierte Gebäudehülle geöffnet wird und zu einem Kalt- oder Außenklimaprinzip gewechselt werden soll. Überflurverlegte Leitungen oder Leitungsteile können relativ einfach mit Rohrbegleitheizung nachgerüstet werden. Während in geringer Bodentiefe, Wänden oder der Trogwand verlegte Leitungen größeren Aufwand bedeuten. Gegebenenfalls ist eine Stilllegung dieser Leitungen und eine Neugestaltung der Wasserversorgung sinnvoller. Zusätzlich müssen die Tränkbecken beheizt werden. Auftauen von eingefrorenen Leitungen/Becken Wenn leicht zugängliche Leitungsteile eingefroren sind, sollten diese nie direkt mit einer offenen Flamme aufgetaut werden. Durch das unkontrollierte Erhitzen kann es zu Schäden an den Leitungen kommen. Außerdem besteht die Gefahr, dass brennbare Materialien in der Umgebung wie Holz, Stroh oder Staub in Brand geraten. Zu empfehlen ist das Auftauen mit warmen Wasser bzw. mit warmem Wasser getränkte Lappen, mit Fön oder Heizlüfter. Größere Probleme entstehen, wenn schwer oder nicht zugängliche Leitungsteile wie zum Beispiel Stichleitungen innerhalb von Trogwänden oder Zuführungen in Wänden (die z.B. ehemals Bestandteil eines Warmstalles waren) einfrieren. Außerdem macht die häufig schwierige Lokalisierung der betreffenden Stelle Schwierigkeiten. Gegebenenfalls ist man gezwungen, auf wärmere Außentemperaturen zu warten und sich mit manueller Wasserversorgung der Tiere zu behelfen. Deshalb ist es bei entsprechender Frostgefahr wichtig, das Leitungssystem lückenlos mit Begleitheizung oder Isolierung auszustatten. Dieser Aspekt wird umso wichtiger, je geringer der Tierbesatz hinsichtlich der Wasserabnahme über die betreffenden Leitungen und der Wärmeentwicklung im Gebäude ist. Eine Umwandlung zum Beispiel eines Anbindestalles für 40 Kühe in einen geöffneten Abkalbestall mit 15 Plätzen, die nicht mal permanent belegt sind, kann im Winter zu großen Problemen führen, die entsprechende Maßnahmen erforderlich machen. Entmistung Die Kanäle von Flüssigmistsystemen unterscheiden sich von den bekannten Ausführungen für isolierte Stallgebäude in einigen Punkten, um die Betriebssicherheit unter Frostbedingungen zu gewährleisten (Tabelle 1). Insbesondere müssen die Staunasen höher und die Kanäle tiefer geplant werden. Die Abwurföffnungen sollten frei von Einbauten, das heißt ohne Roste oder Streben, sein. Ansonsten steigt die Gefahr, dass angefrorene Mistbrocken den Abwurf verstopfen. Mit dem Einsatz von Rührtechnik und einem Ringkanal (Zirkulationssystem) kann die Anfälligkeit für Störungen des Gülleabflusses deutlich reduziert werden. Allerdings kosten solche Lösungen schnell € 20.000,- mehr im Vergleich zu einem konventionellen Querkanal. Deutlich kostengünstiger sind Querkanalschieber, die es erlauben, den Querkanal in seiner Dimensionierung stark zu reduzieren. Er muss lediglich Platz für die Räumwerkzeuge (z.B. hydraulisch angetriebene Schubstange, Seil- oder Kettenschieber) bieten. Allerdings fehlen zu diesen Anlagen bisher fundierte Erfahrungen bezüglich der langfristigen Betriebssicherheit und Haltbarkeit der Technik. Unbedingt vermieden werden muss die Reduzierung des Leitungsquerschnittes von Leitungen für den Gülleabfluss. Das in Bild 4 abgebildete Rohrelement mit seiner Halbierung des Querschnittes sollte Staunasenfunktion haben. Es hat in der Praxis jedoch im Winter für massive Verstopfungen gesorgt. Größere Strohanteile in der Gülle verschärfen das Problem. Um bei Eisbildung Verletzungen von Rindern zu vermeiden, müssen Spalten- und planbefestigte Böden bei Glatteisbildung mit Salz, Sägespänen oder Stroh abgestreut werden. Damit Entmistungsschieber nicht blockieren oder es zu einem Aufbau von angefrorenen Mistschichten kommt (Bild 5), gibt es entsprechende Betriebsmodi für Frostbedingungen. Diese sorgen temperaturabhängig für eine häufigere Laufzeit des Schiebers bis hin zum Dauerbetrieb. Vorteilhaft ist es, wenn Schieber und Umlenkrollen trocken untergebracht sind. Bei einer Platzierung außerhalb der Gebäudehülle sorgt eine entsprechende Einhausung, nach Möglichkeit sogar wärmegedämmt, gegen Anfrieren vor (Bild 6). Die Abwurföffnungen sollten möglichst von Mist frei gehalten und müssen regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf von Hand nachgereinigt werden. Tränkautomaten Der Frostschutz für Kälber-Tränkautomaten ist heutzutage kein Problem mehr. Sie müssen in einem frostsicheren Raum aufgestellt oder mit Frostschutzeinrichtungen ausgestattet sein. Der Raum kann entweder der Warmstall, oder heutzutage in der Regel ein isolierter und beheizbarer Technikraum, sein. Wenn nicht der Raum beheizt wird, gibt es auch die Möglichkeit den Automaten selbst mit Frostschutzeinrichtungen, zum Beispiel einer Heizmatte zu versehen. Die Restflüssigkeit muss aus dem Mischbehälter schnell entfernt werden. Für die Schläuche ist eine Drainage für den gleichen Zweck sinnvoll. Die Zuleitungen zum Nuckel sollen möglichst kurz sein und nicht durchhängen. Begleitheizungen sind hier ebenso verfügbar, wie für Tränkwasserleitungen. Automatische Melksysteme Die Technik von automatischen Melksystemen vor Frost zu schützen ist ebenfalls eine besondere Herausforderung, weil der Standplatz zum Stall hin offen ist, da mindestens ein Zugang und Auslass für die Kühe vorhanden sein muss. Darüber hinaus soll die Melkstation generell für die Kühe möglichst gut einsehbar sein. Eine wichtige Voraussetzung für die Funktionssicherheit eines automatischen Melksystems während der störungsanfälligen Zeit im Winter ist die gewissenhafte Einhaltung der Wartungsintervalle und eine Grundreinigung im Herbst. Letztere muss auch die Futterschale und die futterzuführenden Teile der Station beinhalten. Denn gerade dieser Bereich befindet sich eher außerhalb eines Heizeinflusses. An die Melkstation muss sich ein dreiseitig geschlossener und heizbarer Raum anschließen, in dem Warmwasser zur Verfügung steht. Die Heizung kann mit konventionellen Heizkörpern oder Heizstrahlern (z.B. Infrarot) erfolgen. Als effektiv hat sich die Kombination von Heizstrahler und Ventilator erwiesen, um die Wärme gleichmäßig im Raum zu verteilen. Um sie möglichst gut innerhalb des Raumes zu halten, ist eine Verschlussmöglichkeit zum Stall hin wichtig. Dazu dient ein Deckenvorsprung oberhalb der Melkstation an dessen Vorderseite ein Vorhang angebracht werden kann (Bild 7). Der Deckenvorsprung kann auch mobil konstruiert sein, um außerhalb der Frostperiode bessere Luft- und Lichtverhältnisse rund um die Station zu bekommen. Fazit Die Frostperiode stellt in unseren immer stärker technisierten Aussenklimaställen für Rinder eine Herausforderung dar, weil es schnell zu Störungen durch die Kälte kommen kann. Lösungen für die Betriebssicherheit stehen in allen Bereichen zur Verfügung. Dennoch sind Ärgernisse durch Einfrieren selbst bei allen denkbaren Vorkehrungen nicht ausgeschlossen. Eine wichtige Voraussetzung, um Probleme zu vermeiden ist die einwandfreie Funktionsfähigkeit und regelmäßige Kontrolle sowie Wartung der gefährdeten Einrichtungen – und zwar schon bevor der Winter einbricht! Tabelle 1: Bauliche Kennzeichen für Flüssigmistsysteme in Rinderställen. Bilder: Bild 1: Offenliegende, nicht isolierte Wasserleitungen sind selbst bei beheiztem Tränkbecken stark gegen Einfrieren gefährdet. Eine Isolierung muss gegen Verbiss geschützt werden. Bild 2: Eine Umwälzpumpe und ein Heizgerät sorgen für eine hohe Betriebssicherheit bei der Wasserzuführung in den Stall. Bild 3: Thermostatgesteuerte Rohrbegleitheizungen sorgen für Frostsicherheit bei über- und unterirdisch verlegten Wasserleitungen. Der Fühler befindet sich am Ende der Leitung. Bild 4: So nicht ! Gülleableitende Leitungen sollen nicht im Querschnitt reduziert werden. Das Element im Bild sollte Staunasenfunktion haben, hat jedoch im Winter für massive Verstopfungen gesorgt. Bild 5: Auf planbefestigten Böden kommt es bei starkem Frost leicht zu Schichtbildung. Bis zu einem bestimmten Grad ist diese nicht problematisch. Deshalb muss der Schieber gegebenenfalls im Dauerbetrieb laufen. Bild 6: Ein innenliegender oder außen eingehauster Gülleabwurf beugt frostbedingten Störungen am Schieber und im Querkanal vor. Bild 7: An einem Deckenvorsprung über der Melkstation kann gut ein Vorhang zum Schutz vor Kälte installiert werden. November 2013 Autor: Uwe Eilers Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg Atzenberger Weg 99 88326 Aulendorf Tel. 07525 942-308 Fax 07525 942-333 E-Mail: [email protected]