"Schnell reich werden geht nicht"06. September 2012

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"Schnell reich werden geht nicht"06. September 2012
"Schnell reich werden geht nicht"06. September 2012
Der Vermögensverwalter über die dilettantische Geldanlage der Deutschen, ihre Angst vor Aktien
und die Zeit nach der Krise.
Das Interview führte Katharina Schneider in München.
Herr Heller, Sie hatten viel Zeit, um Vermögen aufzubauen. Geht das auch schneller?
Schnell reich werden geht überhaupt nicht. Wenn Sie schnell reich werden wollen, dann müssen Sie
zocken. Und wenn Sie zocken, sind Sie schnell arm wie eine Kirchenmaus. Ich habe noch nie gehört, dass
ein Daytrader irgendwo in der Forbes-Liste der reichsten Menschen stand. Aber ich habe schon von vielen
gehört, die pleitegegangen sind.
Vom Zocken scheinen die meisten Deutschen weit entfernt.
Die Deutschen sind spitze, wenn es um industrielle Fähigkeiten geht, nicht von ungefähr sind wir
Exportweltmeister. Aber wenn es um clevere Geldanlage geht, sind sie absolute Flaschen. Über 70
Prozent ihres Vermögens lagern in Bargeld, Bankeinlagen und Versicherungen, doch die Zinsen sind
aktuell extrem mickrig. Davon geht dann noch ein Viertel für die Abgeltungsteuer ab, und den Rest frisst
die Inflation. Real schrumpft das Vermögen also.
Was sollten Anleger tun?
Die sinnvollste Anlageform neben Immobilien sind Aktien. Schließlich beteiligt man sich damit an der
wirtschaftlichen Entwicklung, und die geht langfristig nach oben. Zu den Kursgewinnen kommt auch noch
die Dividende. Trotzdem gelten Aktien als Teufelszeug.
Ist der Wunsch nach Sicherheit so verwerflich?
Nein, verwerflich ist er nicht. Er ist geschichtlich ziemlich gut nachzuvollziehen. Die Erfahrungen mit
Enteignung und Inflation haben die Deutschen traumatisiert.
Welche Aktien sollte man wählen? Verraten Sie Ihre Zauberformel?
Eine Zauberformel gibt es nicht. Das Wichtigste ist eine breite Streuung. Wenn man sein Depot geschickt
aufstellt, kann man sogar die Rendite steigern und gleichzeitig das Risiko senken.
Gilt die Regel "mehr Rendite erhöht das Risiko" nicht mehr?
Nicht, wenn man meinen Empfehlungen folgt. Ich gehe zunächst von einem Depot aus, in dem 30 Prozent
deutsche Staatsanleihen und 70 Prozent Dax-Aktien liegen. Verglichen habe ich die Wertentwicklungen
der letzten 30 Jahre. Wenn man einen Großteil der Dax-Aktien ersetzt, steigt die Rendite von anfänglich
8,8 auf 10,1 Prozent. Gleichzeitig sinkt die Verlusterwartung von 3,9 auf 2,6 Prozent.
Was fügen Sie ein?
Es kommt auf eine gute Mischung aus Value- und Wachstumsaktien an, außerdem müssen
Schwellenländer vertreten sein, und man muss sowohl kleine als auch große Unternehmen haben.
Und dann nimmt man Schlaftabletten und wartet einige Jahre ab, wie es Kostolany empfohlen hat?
Ganz so ist es nicht. Man kann das Depot nicht sich selbst überlassen, der eine oder andere Fonds
verschlechtert sich immer mal. Anleger sollten auf keinen Fall zu viel hin und her handeln, weil die Banken
und andere ihnen eingeredet haben, dass man immer mal wieder einen Gewinn mitnehmen müsse. Das ist
der größte Blödsinn.
Wie sollte man sein Vermögen aufteilen, 100 Prozent in Aktien?
Schon in biblischen Zeiten galt die Aufteilung: ein Drittel in den Beutel, ein Drittel in die Häuser und ein
Drittel in Geschäfte. Der Beutel sind Bargeld und Bankeinlagen, die Geschäfte sind Aktien.
Halten Sie sich an diese Regel?
Überhaupt nicht. Ich habe etwa 90 Prozent meines Vermögens in Aktien investiert. Auch von der Formel
"Aktienquote ist gleich hundert minus Alter" halte ich nichts. Es ist Blödsinn, dass jemand, der gerade 30
Jahre alt ist, nur 70 Prozent in Aktien investieren soll. Denn Aktien sind nur kurzfristig riskant, langfristig
aber nicht.
Welche Formel bevorzugen Sie?
Ich habe eine eigene Altersformel entwickelt. Dabei unterscheide ich zwischen konservativen,
ausgewogenen und offensiven Anlegern. Ein offensiver 30-Jähriger sollte 100 Prozent in Aktien anlegen,
ein konservativer 80 Prozent.
Sie haben über 40 Jahre Erfahrung mit Geldanlage. Hilft das?
Zwei Dinge ändern sich nie: Das Gesetz von Angebot und Nachfrage kann niemand aushebeln, und die
menschliche Psyche ändert sich auch nicht. Seit Tausenden Jahren werden die Menschen von den
gleichen Emotionen geleitet: Angst, Gier und Hoffnung. Wenn Kurse einbrechen, ist das nur selten
fundamental gerechtfertigt; meist haben Emotionen einen größeren Anteil daran.
Finanzkrise, Schuldenkrise, wie schlimm ist es wirklich?
Wir sind an einer Zeitenwende angelangt. Die Finanzkrise in den USA wird nach und nach überwunden.
Man muss das Gift quasi ausschwitzen. Die Schuldenkrise in Europa ist das größere Problem. Hier gibt es
ein böses Geschwür, das man operieren muss.
Wird der Patient überleben?
Die Anleger sind gut beraten, wenn sie davon ausgehen, dass die Welt schon ganz andere Krisen erlebt
hat, die Weltkriege zum Beispiel, und dennoch ist die Welt nicht untergegangen. Die Krise hat auch etwas
Gutes, so wie ein Herzinfarkt für einen Menschen ein Warnschuss sein kann, damit er gesünder lebt. Die
Grundfesten des jetzigen Systems sind morsch, aber es werden neue Säulen eingesetzt.
Sie sind also ein Optimist?
Ich bin kein Daueroptimist, aber ich sehe die Zukunft nicht schwarz. Ich kann Ihnen zwar nicht sagen, wie
die Börse morgen sein wird, aber ich weiß, dass sie langfristig gut sein wird. Die Wirtschaft wird zwar nicht
so schnell wachsen, aber gerade darin liegt der Vorteil. In Boomzeiten fließt viel Geld in Investitionen und
Kredite. Wächst die Wirtschaft etwas langsamer, steckt viel Geld im Kapitalmarkt. Dann können die Aktien
gut steigen.
Herr Heller, vielen Dank für das Interview.
VITA
Der Vermögensverwalter: Gemeinsam mit der Börsenlegende André Kostolany gründete Gottfried Heller
1971 in München die Vermögensverwaltung Fiduka. Zu seiner aktiven Zeit verwaltete der heute 77-Jährige
als Chefanlagemanager etwa 600 Millionen Euro, darunter private und institutionelle Wertpapierdepots
sowie internationale Aktien- und Rentenfonds.
Der Autor: Im Oktober erscheint Hellers Buch "Der einfache Weg zum Wohlstand" im Finanzbuchverlag.
Erfolg hatte er 1992 bereits mit dem Buch "Die Wohlstandsrevolution". Zudem ist er als Kolumnist tätig.
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