Urlaubsreisetrends 2016 - FUR Forschungsgemeinschaft Urlaub

Transcription

Urlaubsreisetrends 2016 - FUR Forschungsgemeinschaft Urlaub
Urlaubsreisetrends 2016
Die Ferienpläne der Deutschen.
Zum Jahresbeginn 2016 hat die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (FUR) für
die CMT in Stuttgart eine erste vorläufige Bilanz des Reisejahres 2015 erstellt und die touristischen Trends des neuen Jahres ermittelt. Martin Lohmann stellte für die FUR die Ergebnisse in Stuttgart vor.
2015: Rekordjahr, noch eines
Der internationale Tourismus wuchs 2015 um rund 4% [Quelle: UNWTO]. Weltweit wird die
Zahl der Ankünfte von internationalen Gästen voraussichtlich bei rund 1,2 Mrd. liegen. Jedes
Jahr ein neuer Rekord, so lautet hier seit 2010 die Regel.
Auch der Deutschlandtourismus hat sich positiv entwickelt. In den ersten zehn Monaten des
Jahres erhöhte sich die Zahl der Gästeübernachtungen im Inland im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 3% auf 382 Mio. [Daten des Statistischen Bundesamtes].
Davon entfielen etwa 18% auf ausländische Gäste; die Steigerungsrate lag hier mit 6% über
der der Inländer (2%). So konnte Deutschland vom Boom im internationalen Tourismus profitieren. Für 2015 kann man insgesamt mit ca. 437 Mio. Übernachtungen in Deutschland
rechnen.
Für den Bereich der Urlaubsreisen der Deutschen erwartet die FUR nach den vorläufigen
Daten auf der Basis der RA online vom Jahresende für 2015 ein hohes Niveau der Nachfrage mit einem Volumen von über 70 Mio. Urlaubsreisen (+ 2% zum Vorjahr) und eine Steigerung der Ausgaben für Urlaubsreisen auf ca. 69 Mrd. Euro (+ 4%). Hinzukommen noch
Kurzurlaubs-, Geschäfts- und sonstige Reisen.
Auch die Touristikunternehmen in Deutschland haben im zurückliegenden Jahr vor allem
beim Umsatz zugelegt (+ 4%), während die Teilnehmerzahlen weniger stark wuchsen (etwa
+ 2%) [Quelle: DRV].
Quellmarkt Baden-Württemberg: Gern ins Ausland
Rund 13% der Urlaubsreisen kommen aus dem Quellmarkt Baden-Württemberg. Die Ausgaben dafür liegen bei ca. 9 Mrd. Euro. Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil der Auslandsreisen (78% der Urlaubsreisen aus Baden-Württemberg; alle Urlaubsreisen: 69%) [Quelle
Reiseanalyse 2015].
Urlaubsreisen von Migranten: Bedeutendes Segment
Ein nennenswerter Teil der Urlaubsnachfrage aus dem deutschen Markt stammt von in
Deutschland lebenden Ausländern (deutschsprachige Personen im Alter von mindestens 14
Jahren mit einer anderen als der deutschen Staatsbürgerschaft, die in einem Privathaushalt
in Deutschland leben). Ihre Urlaubsreiseintensität (82%) liegt über der der Deutschen (77%).
Mit rund 6 Mio. Urlaubsreisen machen sie über 8% der Nachfrage aus. Viele von ihnen wählen ihr Heimatland als Urlaubsziel, aber oft reisen die ausländischen Mitbürger auch in klassische Urlaubsziele der Deutschen, z. B. nach Spanien (9%) oder Deutschland (7% Marktanteil, Rang 4 unter den Top-Zielen) [Quelle Reiseanalyse 2015].
FUR
Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V.
Martin Lohmann: Urlaubsreisetrends 2016, 15. Jan. 2016
FUR-Beitrag zur Eröffnungspressekonferenz der CMT 2016
Caravaning: Interesse wächst
Rund 4% beträgt jährlich der Anteil der Caravaningreisen, also der Urlaubsreisen mit Wohnwagen oder Reisemobil, an allen Urlaubsreisen. Beliebt sind hier vor allem Inlandsreisen,
dann Ziele in Frankreich, Italien und Kroatien, in Skandinavien und in den Niederlanden.
Auch für die Zukunft scheint die Nachfrage gesichert. Das Interesse an Caravaning ist langfristig gestiegen: Über 10% ziehen für die kommenden drei Jahre Ferien mit dem Reisemobil
in Erwägung, über 8% mit dem Wohnwagen [Quelle Reiseanalyse 2015].
Vorzeichen für 2016: Stabile Einschätzung der persönlichen wirtschaftliche Situation und hohe Konsumpriorität für Urlaubsreisen
Was die allgemeine wirtschaftliche Lage angeht, sind die Deutschen etwas pessimistischer
gestimmt als im Vorjahr: 46% erwarten, dass die Lage sich im gerade begonnenen Jahr verschlechtern wird (Vorjahr 36%), nur 13% erwarten eine Verbesserung (Vorjahr: ebenfalls
13%). Nun werden Reisepläne weniger vor dem Hintergrund der allgemeinen als mit Blick
auf die persönliche Situation entwickelt. Hier sieht das Bild anders aus: 25% (nahezu unverändert, Vorjahr 26%) erwarten, dass sich ihre persönliche wirtschaftliche Situation in einem
Jahr verbessert haben wird; 20% (Vorjahr: 19%) befürchten eine Verschlechterung. Die restlichen 55% sehen keine Veränderung. Die somit insgesamt als stabil wahrgenommene individuelle wirtschaftliche Situation ist eine wichtige Voraussetzung für den Urlaubstourismus
2016.
In Deutschland wird die touristische Nachfrage seit Jahrzehnten durch den hohen Stellenwert, den Urlaubsreisen im Vergleich zu anderen Konsumbereichen haben, gestützt. Das gilt
auch aktuell: Gefragt, welche Dinge ihnen besonders wichtig sind, nennen über 58% „Urlaubsreisen“. Nur die Kategorie „Lebensmittel“ erreicht mit 62% einen noch höheren Wert.
Das ist die Basis für die über Jahre konstante Urlaubsnachfrage, die auch bei vielfältigen
äußeren Einflüssen kaum schwankt.
Mit dem Thema Urlaubsreisen 2016 haben sich bereits etwa vier von fünf Deutschen (78%)
beschäftigt. Ob jemand tatsächlich eine Reise antritt, ist vor allem eine Frage des Könnens
(ausreichend Zeit und Geld?) und des Wollens (Urlaubslust?). Deswegen nutzen wir diese
Indikatoren zur Abschätzung der Entwicklung der Urlaubsnachfrage.
Hier zeigt sich: Die Urlaubslust bleibt auf hohem Niveau (53%). Ebenfalls sehen viele Personen für 2016 ausreichende finanzielle Möglichkeiten (55%) und zeitliche Möglichkeiten
(60%). Gegenüber dem Vorjahr sind diese Werte unverändert.
Diese Daten weisen auf eine stabile Nachfrage (Zahl der reisenden Personen) im Urlaubstourismus 2016 hin. Spielraum für Wachstum könnte es bei der Zahl der Reisen und bei den
für Reisen getätigten Ausgaben geben. Auch danach haben wir gefragt: 24% der Deutschen
(Vorjahr 25%) wollen 2016 mehr Reisen machen als im Vorjahr, 15% (Vorjahr 14%) weniger.
29% (28%) wollen mehr Geld für Reisen ausgeben, 16% (17%) weniger. Gegenüber den
Vorjahreswerten sind die Planungen bei der Zahl der Reisen ein wenig zurückhaltender, ein
Wachstum oberhalb dessen des Jahres 2015 ist also unwahrscheinlich. Steigende Ausgaben sind aber bereits eingeplant.
FUR
Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V.
Martin Lohmann: Urlaubsreisetrends 2016, 15. Jan. 2016
FUR-Beitrag zur Eröffnungspressekonferenz der CMT 2016
Urlaub 2016: Reiseziele und Reisearten
Als Touristen sind die Deutschen sehr verlässlich, selbst in ihrer Neugier: 42% planen, in
diesem Jahr ein Ziel zu besuchen, in dem sie noch nicht gewesen sind. Das ist der gleiche
Wert wie im vergangenen Jahr. Diese Absicht wird meistens auch in die Tat umgesetzt:
Rund 38% der Urlaubsreisen führen in ein Ziel, in dem der Reisende noch nicht gewesen ist.
Nicht so stark ausgeprägt ist das Interesse, eine neue Art von Urlaubsreisen auszuprobieren.
Das planen für 2016 „nur“ 16%.
Die geäußerten Präferenzen für Destinationen im Jahr 2016 sind nahezu identisch mit denen
der Vorjahre. Insgesamt betrachtet werden deswegen auch 2016 Urlaubsreisen im eigenen
Land mit etwa 30% den ersten Platz der Hitparade einnehmen. Es folgen Spanien, Italien,
die Türkei und Österreich. Knapp zwei Drittel aller Urlaubsreisen (64%) gehen jedes Jahr in
eines dieser fünf Zielländer. Wachstumschancen gibt es besonders für Fernziele, aber hier
ist auch der Traumfaktor ziemlich hoch. Ziele im Inland und in den Alpen werden oft auch für
Kurzreisen gewählt.
Bei den Urlaubsformen bleiben die Klassiker auch 2016 die bedeutendsten Reisearten:
Strand-, Ausruh-, Natur-, und Familienferien. Das Interesse für Wellnessurlaub ist leicht rückläufig. Wachstum ist weiterhin bei Kreuzfahrturlaub, besonders aber bei Städtereisen zu erwarten, hier in erster Linie als Ziel von Kurzurlaubsreisen.
Ausblick
Vor diesem Hintergrund und unter der Annahme einer weitgehend stabilen wirtschaftlichen
Situation der Privathaushalte erwarten die FUR-Forscher für 2016 wieder ein starkes Jahr für
den Urlaubstourismus mit steigenden Ausgaben.
Diese Unterlage ist durch die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) für die Eröffnungspressekonferenz der CMT
2016 erarbeitet worden. Die FUR ist der Träger der jährlichen Reiseanalyse (RA). Zur fachlichen Vorbereitung der CMT 2016
hat die FUR im November eine aktuelle Umfrage durchgeführt (repräsentativ für die deutschsprachige Wohnbevölkerung 14-70
Jahre; n = 2.532) und die Zeitreihen der Reiseanalyse (jährlich n > 7.500, repräsentativ für die deutschsprachige Wohnbevölkerung ab 14 Jahre) ausgewertet.
Der Autor, Prof. Dr. Martin Lohmann, Diplom-Psychologe, ist wissenschaftlicher Berater der FUR. Er leitet das Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT) in Kiel und lehrt als Professor in Lüneburg, Wien und Innsbruck Konsumentenverhalten und Tourismuspsychologie.
Mehr Informationen unter www.reiseanalyse.de und www.nit-kiel.de.
Anmerkung:
Neue Basis für die Hochrechnung der Untersuchungsergebnisse sind die Volkszählungsdaten (Zensus) 2011, die seit Mitte
2015 in der Marktforschung genutzt werden können. Sie führt zu einer Verringerung des Gesamtvolumens (Wohnbevölkerung
14 Jahre + in Deutschland = 69,2 Mio., 2014 und früher = 70,5 Mio.) und leichten Verschiebungen in den Strukturen (z.B. leicht
geringerer Anteil mit ausländischer Staatsbürgerschaft, leicht höherer Anteil in der oberen Einkommensgruppe), die bei Vergleichen mit den in den Vorjahren berichteten Ergebnissen zu berücksichtigen sind.
FUR
Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V.

Documents pareils