Ubersetzungssektor lieferte.

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Ubersetzungssektor lieferte.
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Jürgen Eyssen
INTAMEL
INTAMEL (International Association of Metropolitan City Libraries) wurde 1968
ins Leben gerufen, um den B1I7110t11ekSSyste111eI7 1111 grolistidtischcn Balluligsberelcli
auf dcr ganzen Welt ein gceignetes und gemeinsames Forum zum Austausch ihrer
Erfahrungen zu schaffen. Heute gehoren mehr als 120 Bibliotheken aus 31 Landern
zu den Mitglicdern: Agypten, Tunis. Ghana, Nigeria, Sud-Afrika, Hongkong, Indien,
Iran, Japan, Jordanien, Singapur, Sri-Lanka, Australien, Daneniark, Bundesrepublik
Deutschland, DDR, Frankreich, Groi;britannien, Italien, Jugoslawien, Niedcrlande,
Osterreich, Schweden, Schweiz, Tschechoslowakei, UdSSR, Llngarn, Canada, USA,
Venezuela. Die notwendige Zalilenbasis liefcrt die alljahrlich erstellte Statistik, die
aus dem Ergebnis der zu Jallresbeginn versandten Fragebogen zusammengetragen
und in der Regel in der International Llbr’ar~1’ ReJliew veröffent1icht wird. INTAMEL
hat seit 1968 Jahrestagungen in Liverpool, Gbteborg, Sydney, Mailand, Baltimore,
Hamburg, Accra, Paris und Rotterdam cltii-cligeflilirt. In diesem Jahr findet die
Toronto statt.
Auf diesen Arbeitstagungen werden nicht nur Probleiiie allgemeiner Art diskutiert,
sondern vor allem auch durch die Besichtigungen der 6rtlichen Bibliothekseinrichtungen wertvolle Erfahrungen fiir die Alltagspraxis vemiittelt. Zusaitzlich startet
INTAMEL unter der Federfiihrung eines damit beauftragten Kollegen besondere
Projektstudien wie John Parkllills (Toronto) Untersuchung uber die
Spezialbestande der Grot.~stadtbibilotlickeii oder die von E. Castagna (Baltimore)
betreute Umfrage nach der von den Kollegcn aus den Mitgliedsbibliotheken als besonders wichtig beurteilten Literaturauswahl (auf 50 Titel limitiert), die in den
sechziger Jahren in den betreffendcn Laindern erschienen waren. Die aus dieser
Umfrage resultierende empfehlende Bibliographie bedeutender Publikationen (einsch!ie6!ich von Nachschlagewerken) hat nicht nur fur den Ausbau der fremdsprachlichen Abteilungen wertvolle Hilfe leisten konnen, sondern dariiber hinaus auch das
Interesse von Verlegern gefunden, denen eine bibliothekarische Empfehlung offenbar eine wichtige Entscheidungshilfe fur ihre eigene Verlagsproduktion auf dem
Ubersetzungssektor lieferte.
Besonderen Wert hat INTAMEL - vor allem ein Verdienst des seinerzeitigen Prasidenten Campbell (Toronto) - auf die Forderung von groisstadtischen Bibliotheken in Entwicklungslandern gelegt. Das Seminar in Neu Delhi, ins Anschluli an die
Jahrestagung 1973, wurde zu einem grof~en Erfolg und gab den Teitnehmern aus
Asien und Afrika entscheidende Anregungen fiir die zu leistende Aufbauarbcit.
Fiir die nale Zukunft sind vor allem zwei Projekte zu nennen. Das eine betrifft die
so wichtige Frage des Austausches von bibhothekarischem Fachpersonal. Ein von
Fritz Andrae (Hamburg) erarbeiteter Fragebogen soll zLin5clist die unterschiedlichen
Bedingungen klaren helfen, die in den Landern der Mitgliedsbibliotheken bestehen
und bislang so oft einem gezielten Austausch hinderlich im Wcge standen. Die Ergebnisse dieser Umfrage sollen in Toronto der kollegialen Diskussion die Basis liefern, auf der sich ein allgemein praktikables Verfahren entwickeln 1äG1. Denn gerade
die so brennenden Probleme, die in den meisten Groflsttdten unserer modernen
Industriestaaten auf den Nageln brennen - wie etwa die Litcraturversorgung von
Tagung in
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Minderheiten - lassen sich gewill besser losen, wenn man hier von den Erfahrungen
und m6glicherweise bereits verwirklichten L6sungen einzelner Bibliotheken lernt,
nicht in der Theorie wohlverstanden, sondern in der unmittelbaren t5gliclien Praxis
&dquo;vor Ort&dquo;.
Hierzu gehort etwa auch das Problem eines gezielten Austausches von Doubletten,
wie das bereits unter der Pr5sidentscliaft von Chandler (Liverpool) einmal geschehen ist. Damals erhielt die Public Library in Liverpool aus Hannover zwei Inkunabeln gegen die Uberlassung eines Doppelstiicks der berühmten &dquo;Birds of Great
Britain&dquo; von John Gould. Aber auch ausgesprochene Gebrauchsliteratur wanderte
damals im Austausch von einer Bibliothek in die andere und half beim Einsparen
6ffentlicher Mittel ebenso wie bei der Entlastung der vorhandenen Regalkapazit5t
in den Magazinen. Ein weiteres Projekt ist die Wiederaufnahme des bereits skizzierten Unternehmens einer empfehlenden Bibliographie fur die seit 1971 erschienene
Literatur. Ein Fragebogenentwurf soll gleichfalls auf der Tagung in Toronto diskutiert, mbgliclierweise verbessert und dann an die Mitglieder versendet werden.
Alle diese Aktionen basieren auf Freiwilligkeit. So wie INTAMEL selbst ein freiwilliger Zusammenschlui3 von Grof~stadtbibliotheken (in Stadten von mehr als 400.000
Einwohnern) ist, so bildet das kollegiale Vertrauen und das freiwillige Engagement
auch das wertvollste Kapital fur die internationale Zusammenarbeit unter den Mitgliedem. Der Mitgliedsbeitrag von 50 Schweizer Franken jedenfalls, einer Summe,
die wohl keinen Etat uber Gebuhr belastet, liefert selbst in der Addition kaum die
finanzielle Voraussetzung fur &dquo;gigantische&dquo; Projekte. Aber das ist vielleicht gut so.
Denn INTAMEL hat sich in der Vergangenheit mehr und mehr zu einer Vereinigung
von Freunden entwickelt, die gemeinsam nach Wegen einer weltweiten Verstindigung suchen.
Mittlerweile hat INTAMEL auch wieder in die grofle IFLA-Familie zuriickgefunden.
Der ihr zuerkannte &dquo;Round Table&dquo; Status sichert ihr einerseits eine gewisse Unabh5ngigkeit, andererseits erhalt INTAMEL so die Gelegenheit zu einer noch engeren
Kooperation mit der Public Library Section, was im beiderseitigen Interesse liegen
durfte. Schlief3lich ist INTAMEL ja nicht gegrundet worden, um auserhalb von
IFLA ein Eigenleben zu fuhren, sondern e.s galt, den besonderen Problemen grof3st5dtisclier Bibliotheksarbeit das notwendige internationale Forum zu sichern.

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