Wachstumsfinanzierung bei KMU
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Wachstumsfinanzierung bei KMU
UNTERNEHMENSFINANZIERUNG Philipp Hofstetter, Bengt Steinbrecher Wachstumsfinanzierung bei KMU Mögliche Instrumente und Stolpersteine – Ein Praxisbericht Die Sicherstellung von Unternehmens-Finanzierungen ist im Vergleich zu den 90er Jahren schwieriger geworden. Die Gründe dafür sind sicherlich in verschärften externen Vorschriften, aber auch in der vorsichtigeren Haltung der Fremd- und Eigenkapitalinvestoren zu suchen. Kennt ein KMU jedoch die Anforderungen der Kapitalgeber und bereitet sich entsprechend auf eine Finanzierungstransaktion vor, so steht dem Unternehmen heute ein ganzer Strauss an Finanzierungsinstrumenten zur Verfügung, aus welchem für jeden einzelnen Fall die richtige Form zu wählen ist. suchen sowohl Banken als auch Risikokapitalgeber nach attraktiven Unternehmungen bzw. Projekten, um die vorhandenen erheblichen finanziellen Mittel rentabel zu investieren. Der vorliegende Artikel zeigt auf, welche Finanzierungsformen in der jeweiligen Unternehmenssituation zur Verfügung stehen (Ziffer 2.) und wie diese zu charakterisieren sind (Ziffer 3.). Danach wird aufgezeigt, welche Investitionskriterien zu erfüllen sind, um als «attraktive Unternehmung» zu qualifizieren (Ziffer 4.) und woran eine Finanzierung am häufigsten scheitert (Ziffer 5.). 2. Lebenszyklus einer Unternehmung 1. Ausgangslage Historisch gesehen stellen Bankkredite die wichtigste Finanzierungsquelle für KMU dar. In Wachstumsphasen mit erhöhter Untersicherheit gestaltet sich eine Kapitalbeschaffung durch einen klassischen Bankkredit jedoch schwieriger. Insbesondere durch die neuen Beschlüsse des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht (Basel II) wird der Bonität des Schuldners erhöhte Bedeutung beigemessen. Diese reduziert sich jedoch in Wachstumsphasen häufig. So wird eine Finanzierung durch Bankkredite dann verteuert oder verunmöglicht, wenn sie am notwendigsten wäre und der erhöhte Zinsaufwand schwer auf dem Unternehmensergebnis lastet. Dadurch haben Eigenfinanzierungen relativ an Attraktivität gewonnen. Aber auch Private Equity Investoren haben ihre Investitionskriterien infolge hoher Abschreibungen auf ihrem Investitionsportfolio und mangelnder Exit-Möglichkeiten verschärft. Eine Finanzierung mittels Kapitalmarktplazierung stellt aufgrund der häufig ungenügenden Grösse bzw. der heute realistischeren Der Schweizer Treuhänder 11/03 Wachstumserwartungen der Börsen ebenfalls nur selten eine Alternative für KMU dar. Auf der Seite der KMU erschweren diese und weitere Faktoren die Finanzierung des Wachstums in den verschiedenen Lebensphasen. Andererseits Philipp Hofstetter, Dr. oec. publ., eidg. dipl. Wirtschafsprüfer, Partner, Corporate Finance, PricewaterhouseCoopers, Zürich [email protected] Nebst der gegenwärtigen Kapitalmarktlage werden die Möglichkeiten der Wachstumsfinanzierung einer KMUUnternehmung insbesondere durch deren aktuelle Lebensphase bestimmt. So gibt das Entwicklungsstadium der Unternehmung einen ersten Anhaltspunkt betreffend der Höhe des Finanzierungsbedarfs und der damit verbundenen Risiken. In einer ersten Entwicklungsphase ist der erforderliche Finanzierungsbedarf für das weitere Wachstum üblicherweise absolut betrachtet eher gering, die damit verbundenen Risiken jedoch hoch. Fremdkapital kommt in diesem Stadium höchstens zur Finanzierung der regulären Geschäftstätigkeit zum Einsatz, kann aber kaum als Instrument zur Finanzierung des Unternehmenswachstums eingesetzt werden. Daher wird in dieser frühen Unternehmensphase meist auf Eigenkapital in Form von Venture Capital abgestellt. Dieses wird entweder von unternehmernahen Personen (Friends & Family) oder professionellen Investoren (Venture Capital Firmen, Corporate Venturing und Business Angels) zur Verfügung gestellt. 935 UNTERNEHMENSFINANZIERUNG Philipp Hofstetter, Bengt Steinbrecher, Wachstumsfinanzierung bei KMU Lebenszyklus und Finanzierungsmöglichkeit einer Unternehmung Entwicklungsphase Reifephase auch auf operativer Ebene. Diese kann gegeben sein durch Einsitznahme im Verwaltungsrat und/oder eventuell eine wenigstens temporäre Besetzung einer Managementposition. Umsatz 3.2 Private Equity Unterneh«Seed» Start-up 1st Round mensphasen: Expansion (Wachstum, Akquisition) Turnaround Purchase (Wechsel im Aktionariat) Zeit Eigenkapitalfinanzierung: Venture Capital Framdkapitalfinanzierung: Private Equity IPO/RTO IPO/RTO Darlehensfinanzierung Mezzanine Ist eine erste Entwicklungsphase des Unternehmens abgeschlossen, erweitern sich die Möglichkeiten der zukünftigen Wachstumsfinanzierung. Die Unternehmung hat sich erfolgreich im Markt positioniert und realisiert Gewinne. Für das weitere Wachstum, z.B. auch durch Akquisitionen, müssen nun grössere Beträge finanziert werden. 3. Charakterisierung möglicher Finanzierungsinstrumente Die möglichen Finanzierungsinstrumente können anhand verschiedener Faktoren wie zum Beispiel der Anforderungen der Kapitalgeber oder der Finanzierungskosten unterschieden werden. Dies sind meist die beiden entscheidenden Kriterien, ob ein Instrument zur Finanzierung eines bestimmten Projektes in Frage kommt oder nicht. Mezzanine Mezzanine einschliesslich Corporate Venturing Abteilungen als mögliche Geldgeber kontaktiert werden. Venture Capital Firmen haben sich häufig auf einen oder mehrere Industriezweige spezialisiert und sind daher in der Lage, ihre Portfoliogesellschaften auch in strategischen Fragestellungen mit entsprechendem Branchen-Know-how zu unterstützen. Eine wesentliche Investitionsanforderung dieser Investorengruppe ist neben dem Vertrauen in das vorhandene Management und einem attraktiven Geschäftsmodell mit hohen Renditeerwartungen (über 30%) zumeist die Möglichkeit zur Einflussnahme auf strategischer und eventuell 3.1 Venture Capital Venture Capital kann bereits in einem sehr frühen Entwicklungsstadium der Unternehmung als Finanzierungsinstrument eingesetzt werden. Die investierten Beträge reichen dabei von einigen Hunderttausend Franken bis in den hohen einstelligen Millionenbereich. Dabei können private Investoren (Friends & Family oder Business Angels) oder Venture Capital Firmen 936 Nach Abschluss der ersten Entwicklungsphase und eventueller Lancierung erster Produkte oder Dienstleistungen im Markt gilt es, das weitere Unternehmenswachstum finanziell sicherzustellen. Dies bedeutet häufig grössere Investitionen für die Erweiterung der bestehenden Kapazitäten oder ins Wachstum durch Akquisitionen. In solchen Fällen kommen Private Equity Firmen als Investoren in Frage, welche sich häufig auf einen einzelnen oder einige wenige Industriesektoren spezialisiert haben. Daneben können zusätzliche Unternehmungen als strategische Investoren auftreten und eine Beteiligung nehmen (Co-Investoren). Pensionskassen und Versicherungsgesellschaften treten schliesslich auch als mögliche Kapitalgeber auf, beteiligen sich jedoch häufig nur im Rahmen einer grösseren Finanzierungsrunde gemeinsam mit Private Equity Firmen. Im Gegensatz zu Venture Capital ist das Investitionsvolumen kaum begrenzt und die Renditeerwartungen liegen typischerweise tiefer (rund 20 bis 30%). Sowohl Venture Capital als auch Private Equity stellen Finanzierungsinstrumente dar, welche die Zinsenlast nicht erhöhen, und sind daher ertragsneutral. Beurteilt man die Finanzierungskosten jedoch anhand der erwarteten Rendite der Investoren, so handelt es sich um teure Finanzierungsinstrumente. Zu beachten ist, dass die Kapitalgeber meist stark Exit-orientiert sind, was mittelfristig eine Ablösung der Finanzierung erforderlich macht. Die Bereitstellung einer Finanzierung mittels Venture Capital oder Private Equity ist ein sehr zeit- und managementintensiver Prozess und dauert in der Regel zwischen 4 und 12 Monaten. 3.3 Fremdkapital Bengt Steinbrecher, CFA, lic. oec. publ. Manager, Corporate Finance, PricewaterhouseCoopers, Zürich [email protected] Auch Fremdkapital in Form von Bankdarlehen stellt nach dem Abschluss einer ersten Entwicklungsphase eine mögliche Finanzierungsform dar. Bei Der Schweizer Treuhänder 11/03 UNTERNEHMENSFINANZIERUNG Philipp Hofstetter, Bengt Steinbrecher, Wachstumsfinanzierung bei KMU der Beurteilung eines Kreditantrages kommt dem Unternehmensrating hohe Bedeutung zu. Dieses bestimmt nicht nur die Höhe der Finanzierungskosten des Unternehmens, sondern auch den Eigenmittelbedarf der kreditsprechenden Bank. Die Ratingprozesse wurden aufgrund hoher Abschreibungen infolge schlechter Risiken sowie der regulatorischen Entwicklungen (Basel II) laufend verfeinert und haben sich kontinuierlich den Charakteristiken einer Equity-Analyse angenähert. So werden neben historischen Daten und quantitativen Faktoren (z.B. Eigenkapitalquote oder CashFlow Ratios) insbesondere prognostizierte Daten und qualitative Faktoren (z.B. die Managementqualität) in eine Beurteilung eingeschlossen. Für ein KMU in der Wachstumsphase birgt eine Finanzierung mittels Fremd- kapital auch gewisse Risiken. So belasten die laufenden Finanzierungskosten das Unternehmensergebnis und die Liquidität für Zins- und Amortisationszahlungen. Dadurch werden der Finanzierungshöhe mittels Bankdarlehen aus operativer Sicht Grenzen gesetzt. Der Finanzierungsprozess wird relativ schnell und standardisiert abgewickelt und dauert in der Regel nicht mehr als 1 bis 2 Monate. 3.4 Mezzanine Eine Mezzanine-Finanzierung bietet eine Alternative zum Bankkredit, welche bezüglich Rendite- und Risikoverteilung zwischen einer Eigen- und Fremdkapitalfinanzierung liegt. Insbesondere wenn die Kreditlinien voll ausgeschöpft sind, stellen Mezzanine-Produkte eine Finanzierungsalternative dar. Dies ist häufig in Übergangs- phasen, wie z.B. einem Turnaround oder Management Buy-out, der Fall. Die Konditionen der Finanzierung können relativ flexibel gestaltet und die laufende Zinslast durch eine mögliche Partizipation am zukünftigen Unternehmenserfolg reduziert oder gar eliminiert werden. Wird das MezzanineKapital aufgrund der Nachrangigkeit im Ratingprozess als wirtschaftliches Eigenkapital gewertet, so kann sich dadurch sogar die Bonität der Unternehmung erhöhen. Betrachtet man die Finanzierungskosten als Summe der Zinskomponente und der Partizipation am zukünftigen Unternehmenserfolg, so wird deutlich, dass diesen Vorteilen einer Mezzanine-Finanzierung höhere Kosten als bei einer klassischen Darlehensaufnahme gegenüberstehen. Die hohe Flexibilität erfordert das Ausarbeiten und Verhandeln der entsprechenden Finanzierungs- und Amorti- Übersicht Finanzierungsformen Finanzierungsform Finanzquellen Vorteile Nachteile Venture Capital • Friends & Family • Business Angels • Venture Capital Firmen • Corporate Venturing • «Smart Money» • Steigerung EK-Quote • Teure Finanzierung • Meist stark Exit-orientiert Private Equity • • • • • «Smart Money» • Steigerung EK-Quote • Teure Finanzierung • Meist stark Exit-orientiert Fremdkapital • Banken • Günstig • Nur begrenzt verfügbar Mezzanine • MezzanineGesellschaften • Private Equity Firmen • z. T. Banken • Flexibel • Reduzierte Zinslast • Steigerung Bonität • Relativ hohe Kosten Initial Public Offering • Institutionelle Anleger • Privatanleger • Finanzierung grosser Projekte möglich • Marketingeffekt • Hohe Anforderungen an Transparenz/ Publizität Reverse Takeover • Cash-Reserven der übernommenen Firma • Unabhängigkeit von Kapitalmarktverhältnissen • Bestehende Aktionärsstruktur • Finanzierung nur begrenzt möglich Der Schweizer Treuhänder 11/03 Private Equity Firmen Corporate Venturing Pensionskassen Versicherungsgesellschaften 937 UNTERNEHMENSFINANZIERUNG Philipp Hofstetter, Bengt Steinbrecher, Wachstumsfinanzierung bei KMU Voraussetzungen für eine erfolgreiche Finanzierung • Persönlichkeit, «Chemie» • Innovation und Fachkompetenz • Netzwerk (Kunden/Partner) • Incentivierung Leistungsbereitschaft Der Business Case ist im Rahmen des Business Plans verständlich zu beschreiben: • Klare Formulierung der Vision und Strategie • Attraktive Marktpositionierung • Wachstumspotential • Positive und stabile Cash-Flows • Glaubwürdige Finanzplanung Management/ Unternehmer Geschäftsmodell (Business Case) Unternehmensstrukturen • Hohes Transparenzniveau (Accounting/Reporting) • Corporate Governance • Einfache Rechtsstruktur Kapitalmarkt • Timing • Branche/Sektor • Investoreninteresse sationsmodelle und bewirkt einen leicht längeren Finanzierungsprozess als beim klassischen Bankkredit von rund 2 bis 4 Monaten. 3.5 Initial Public Offering (IPO) Eine Publikumsplazierung (IPO) kommt nur für wenige KMU als Finanzierungsalternative in Frage. Einerseits sind die Anforderungen des Kapitalmarktes in bezug auf die minimale Unternehmensgrösse zu hoch, und andererseits sind die regulatorischen Anforderungen üblicherweise nur unter erheblichen Anstrengungen zu erfüllen. Sollten jedoch diese Kriterien erfüllt und ein Börsengang angestrebt werden, so ist ein attraktiver Investment Case für eine erfolgreiche Plazierung erforderlich. Zumeist sind die Vorbereitungsarbeiten für ein IPO sehr zeitintensiv und ein Zeithorizont von mindestens 9 bis 24 Monaten muss kalkuliert werden. Damit kann diese Finanzierungsalternative nur als langfristiges Instrument der Wachstumsfinanzierung und 938 nicht als schnelle Kapitalbeschaffung eingesetzt werden. 3.6 Exkurs: Reverse Takeover (RTO) Falls eine KMU die Kapitalmarktfähigkeit aufweist, der Kapitalmarkt in der fraglichen Zeit jedoch keine Primärmarkttransaktion (IPO) zulässt, bietet ein RTO eine mögliche Alternative, um an den Kapitalmarkt zu gelangen und allenfalls in einer späteren Phase im Rahmen eines Secondary Offering zusätzliche Mittel aufzunehmen. In der Phase des RTO kann nur dann Kapital beschafft werden, falls in der übernommenen Firma noch liquide Mittel vorhanden sind. Die Motivation für eine solche Transaktion liegt häufig im damit verbundenen Kapitalmarktzugang und Publizitätseffekt sowie in der Verbreiterung der Aktionärsbasis. Dies im Gegensatz zum IPO, wo die Finanzierung im Vordergrund stehen sollte. Die Schwierigkeit einer solchen Transaktion liegt in der Verfügbarkeit einer passenden RTO-Unternehmung. Eine entsprechende Möglichkeit wird dadurch häufig opportunistisch wahrgenommen. 4. Voraussetzungen für eine erfolgreiche Finanzierung Während eine erfolgreiche Fremdkapitalfinanzierung vom Ergebnis des Ratingprozesses abhängt, ist bei jeder Form der Eigenkapitalfinanzierung primär die Beurteilung des Investment Case ausschlaggebend. Wie bereits erwähnt, haben sich moderne Ratingsysteme bereits sehr stark einer EquityAnalyse und damit einer Beurteilung des Investment Case angenähert. Ein attraktiver Investment Case setzt sich aus einem überzeugenden Geschäftsmodell, einem vertrauensvollen Team und professionellen Unternehmensstrukturen zusammen. Hinzu kommt, dass die Kapitalmarktverfassung eine Finanzierung ermöglichen muss. Hinsichtlich des Geschäftsmodells ist zu beachten, dass die Vision und StraDer Schweizer Treuhänder 11/03 UNTERNEHMENSFINANZIERUNG Philipp Hofstetter, Bengt Steinbrecher, Wachstumsfinanzierung bei KMU tegie der Unternehmung klar und verständlich formuliert sind. Die Gesellschaft sollte in einem attraktiven Markt positioniert sein und über das nötige Wachstumspotential verfügen. Positive und stabile Cash-Flows werden heute als attraktiver beurteilt als zukünftige astronomische Gewinne nach einer jahrelangen verlustbringenden Durststrecke. Eine plausible Finanzplanung rundet ein überzeugendes Geschäftsmodell ab und bildet einen wesentlichen Faktor für das Vertrauen ins Managementteam. Neben der Fachkompetenz und dem bestehenden Netzwerk des Managements sind insbesondere die Incentivierungsstrukturen sowie die Persönlichkeiten ausschlaggebend. Schliesslich bedeutet jede externe Finanzierung eine zumindest teilweise Öffnung gegenüber Dritten. Diese erwarten professionelle Unternehmensstrukturen, wie z.B. ein hohes Transparenzniveau des Repor- Der Schweizer Treuhänder 11/03 tings, zeit- und unternehmensgemässe Corporate Governance und eine klare Rechtsstruktur. Bringt eine Unternehmung all diese Voraussetzungen mit, so kann lediglich die gegenwärtige Kapitalmarktverfassung eine Finanzierung erschweren oder verzögern. Das Investoreninteresse an einzelnen Branchen oder Sektoren ist dabei von entscheidender Bedeutung. 5. Häufigste Stolpersteine Sind die vorgängig beschriebenen Faktoren aus Sicht der kapitalsuchenden Unternehmung erfüllt, kann eine Finanzierung trotzdem noch scheitern. Die Ursachen dafür sind vielfältiger Natur. So ist beispielsweise das so vielversprechende Geschäftsmodell bei einer objektiven Beurteilung leider häufig weniger attraktiv als erhofft. Oftmals muss auch festgestellt werden, dass die Vorbereitung der Unternehmung, der Dokumentation und/oder des Managements auf eine solche Transaktion ungenügend durchgeführt wurde. Dies kann beispielsweise darin zum Ausdruck kommen, dass die Transparenz des Reportings mangelhaft ist und die erforderliche Detailbeurteilung nicht vorgenommen werden kann. Gespräche zu Eigenkapitalfinanzierungen scheitern häufig auch an divergierenden Preisvorstellungen. So ist vielfach feststellbar, dass die Unternehmer immer noch Preisvorstellungen haben, welche auf den während der Boomphase Ende der 90er Jahre erzielten Werten beruhen. Die Investorenseite ist diesbezüglich jedoch viel realistischer und vorsichtiger geworden. Die daraus resultierenden Divergenzen in der Werteinschätzung sind oft unüber- 939 UNTERNEHMENSFINANZIERUNG Philipp Hofstetter, Bengt Steinbrecher, Wachstumsfinanzierung bei KMU brückbar und lassen interessante Projekte scheitern. Als weiterer wesentlicher Faktor der Finanzierung ist die Chemie zwischen Unternehmer und Investor zu bezeichnen. Auch wenn der Business Case noch so gut ist, wird üblicherweise keine Finanzierung zustande kommen, wenn die Chemie nicht stimmt. Dies ist auch nicht verwunderlich, denn mit einer Finanzierung wird eine langjährige Partnerschaft eingegangen, die erfahrungsgemäss nur erfolgreich sein kann, wenn Vertrauen und Harmonie stimmen. Als einen der wichtigsten Scheiterungsgründe muss der fehlende Wille des Unternehmers zur Öffnung der Gesellschaft erwähnt werden. Ein Zusammengehen mit einem Finanzpartner bedeutet unter anderem das Teilen von Informationen, Visionen, Entscheidungskompetenzen und – im Fall der Eigenfinanzierung – des Eigentums und somit des Wertes der Unternehmung. Leider muss immer wieder festgestellt werden, dass es viele Unter- nehmer erst nach mehreren Anläufen oder überhaupt nicht schaffen, sich und die Unternehmung möglichen Investoren gegenüber dermassen zu öffnen, dass eine Finanzpartnerschaft zustande kommen kann. 6. Fazit Die Sicherstellung von UnternehmensFinanzierungen ist im Vergleich zu den 90er Jahren schwieriger geworden. Diese Tatsache gründet einerseits auf verschärften externen Vorschriften (z.B. Basel II), andererseits aber auch auf einer vorsichtigeren Haltung der Fremd- und Eigenkapitalinvestoren. Die Investoren haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und Prozesse und Systeme eingeführt, welche mit grösserer Sicherheit als früher erlauben, die Spreu vom Weizen zu trennen. Zusätzlich wird auch weichen Faktoren wie der Chemie zwischen Unternehmer und Investor mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Unverändert zu früheren Zeiten stehen sich viele Unternehmer durch ihren mangelnden Willen zur Öffnung immer noch selbst im Weg. Mehr Offenheit könnte hier helfen, interessante Projekte weiter wachsen zu lassen. Nebst einem objektiv überzeugenden Business Case sind eine gute Vorbereitung der Unternehmung, des Unternehmers und der Manager sowie der Dokumentation unabdingbare Voraussetzungen, um auf dem Finanzierungsmarkt aus der Position der Stärke agieren und bestehen zu können. Die traditionelle Fremdfinanzierung über eine Bank ist nur eine von vielen möglichen Finanzierungsarten. Es lohnt sich, vor einem Finanzierungsentscheid den ganzen Strauss an möglichen Finanzierungen zu analysieren und daraus die beste Option zu wählen, denn eine Finanzierung stellt eine langjährige Partnerschaft mit der finanzierenden Partei dar und kann für den Zukunftserfolg einer Unternehmung entscheidend sein. Wegen der Seltenheit und Komplexität eines derartigen Projekts ist es empfehlenswert, sich fachkundig beraten zu lassen. Eine gute Beratung wird sich mit Sicherheit bezahlt machen. RESUME Financement de la croissance des PME Comparé aux années 90, le financement des entreprises est devenu plus difficile. Ce fait repose, d’une part, sur le renforcement des directives externes (p. ex. Bâle II) et, d’autre part, sur l’attitude prudente des bailleurs de capitaux propres et étrangers. Les investisseurs ont tiré un enseignement des erreurs du passé et introduit des procédures et des systèmes permettant mieux que par le passé de séparer le bon grain de l’ivraie. Outre un «business case» objectif et convaincant, une bonne préparation de l’entreprise, du chef d’entreprise, des managers et de la documentation est la condition absolue pour agir en position de force sur le marché du financement et pouvoir s’y maintenir. Une attention plus grande sera accordée 940 non seulement aux données quantitatives mais aussi à des facteurs «souples» tels l’entente entre l’entrepreneur et l’investisseur. Le manque de volonté à l’ouverture de la part de nombreux chefs d’entreprise n’a pas changé et reste un handicap. Un esprit plus ouvert permettrait de faire progresser d’intéressants projets en cours. Les possibilités de financer la croissance d’une PME se définissent non seulement selon la situation du marché des capitaux du moment mais aussi en fonction du cycle de vie actuel de l’entreprise. Le financement extérieur traditionnel par l’intermédiaire d’une banque ne représente qu’un des nombreux moyens de financement possibles. Les divers instruments de finan- cement se distinguent grâce à certains facteurs tels par exemple les exigences des bailleurs de fonds ou les coûts de financement. Ces deux facteurs décident si un projet sera en fin de compte financé ou non. Avant une décision de financement, il est indiqué d’analyser tout l’éventail des possibilités de financement et de choisir la meilleure option possible. Le financement représente en effet de longues années de partenariat avec le financier et peut être décisif de la réussite future d’une entreprise. Etant donné la rareté et la complexité d’un tel projet, il est recommandé de s’adresser à des professionnels. Les fruits d’un conseil efficace ne se feront pas attendre. PH/BS/AFB L’Expert-comptable suisse 11/03