Venture Capital: Brücke zwischen Idee und
Transcription
Venture Capital: Brücke zwischen Idee und
( ) 0% & ' 25. Februar 2008 1 ! " # Gerade bei innovativen Startups scheint es Europa an Dynamik zu fehlen. Ursache dafür könnten die im Vergleich zum angelsächsischen Raum schwach entwickelten Venture-CapitalInvestitionen sein. Diese Hypothese untersuchen wir in dieser Arbeit anhand einer ökonometrischen Analyse von 16 Ländern über den Zeitraum von 1993 bis 2006. $ % & ! ' ( ) # Wir finden einen positiven statistischen Zusammenhang zwischen VentureCapital-Investitionen und der Umsetzung von Ideen in Innovationen. Dieser Zusammenhang ist umso stärker, je früher die VC-Geber in eine Firma investieren; d.h. Investitionen haben einen stärkeren Effekt in der Seed-Phase als in der Expansions-Phase. * $ ' ! ' ( ) ' + # Unsere Ergebnisse sprechen dafür, dass eine Stei- gerung der VC-Investitionen die Umsetzung von Ideen in Innovationen fördert – wir also hier eine kausale Beziehung beobachten. Nur in einem Fall – Frankreich – verläuft die Kausalität in beide Richtungen. , ! - ! . / ( ) # Eine bessere Kapitalausstattung der VC-Fonds (relativ zu den Investitionen) führt zu keiner stärkeren Investitionstätigkeit. Das spricht dagegen, dass VC-Fonds aus Kapitalmangel systematisch Investitionen in innovative Startups ablehnen mussten. Das Angebot an Venture Capital scheint sich flexibel den Investitionsgelegenheiten anzupassen. Das zeigt, dass es vor allem an innovativen Gründern fehlt, nicht an Kapital. Dieses Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Innovations- und Technikanalyse gefördert (FKZ 16I1562). Autor Thomas Meyer +49 69 910-46830 [email protected] ( Editor Antje Stobbe 7,0 Publikationsassistenz Sabine Kaiser 6,0 Deutsche Bank Research Frankfurt am Main Deutschland Internet: www.dbresearch.de E-Mail: [email protected] Fax: +49 69 910-31877 ) !& % & ! Innovationsausgaben kleiner Firmen (% Umsatz) und VC-Investitionen (% BIP) in DE 0,20 6,5 VC-Inv. (re.) 0,15 Innovationsausgaben (li.) 5,5 5,0 0,10 4,5 4,0 0,05 3,5 3,0 DB Research Management Norbert Walter 0,00 00 01 02 03 04 05 Quellen: DB Research, EVCA, ZEW, 2007 65 Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung der Ergebnisse............................................................................................... 3 1. Einleitung ..................................................................................................................................................6 2. Venture Capital ist Teil der Finanzierung innovationsstarker Startups.....................................8 Warum Venture Capital? ...............................................................................................................................9 Venture Capital im internationalen Vergleich ..............................................................................................10 3. Stand der Forschung .............................................................................................................................12 Bedeutung von Innovationen für Wachstum ...............................................................................................12 Mikroebene: Venture Capital hilft Gründern ................................................................................................13 Makroebene: VC-gestützte Gründungen stärken Innovationen und Wachstum.........................................15 Was treibt Venture-Capital-Investitionen?...................................................................................................17 Beitrag zur Forschung .................................................................................................................................19 4. Empirische Analyse ................................................................................................................ 20 Datenbasis ................................................................................................................................................20 Idee = Input in den Innovationsprozess.......................................................................................................21 Innovationen = Erfolg mit umgesetzten Ideen.............................................................................................23 Transmission = Von Idee zu Innovation ......................................................................................................25 5. Ergebnisse der quantitativen Analyse ................................................................................... 26 Modellsatz 1: TFP-Wachstum relativ zu Patenten ......................................................................................26 Schätzungen ........................................................................................................................................28 VC-Investitionen bewirken TFP-Wachstum .........................................................................................31 Investitionen treiben Fundraising .........................................................................................................31 Modellsatz 2: Umsatz mit Marktneuheiten ..................................................................................................33 6. Schlussfolgerungen ................................................................................................................ 34 Literatur ............................................................................................................................................................35 Anhang .............................................................................................................................................................38 2 25. Februar 2008 Venture Capital: Brücke zwischen Idee und Innovation? 2 ! Die Bedeutung von Innovationen für die Leistungsfähigkeit einer modernen Volkswirtschaft ist unbestritten. Es sind neue Produkte und intelligentere Prozesse, die eine Steigerung der Lebensqualität und den Erhalt der internationalen Wettbewerbsfähigkeit ermöglichen. In Europa wird häufig das sogenannte Europäische Paradox beklagt. Danach gelingt es europäischen Ländern nicht in ausreichendem Maß, Ideen und Erfindungen auch in Form kommerziell erfolgreicher Produkte zu verwerten. Tatsächlich ist Europa durchaus erfindungsreich: In vielen Ländern werden pro Kopf mehr Patente eingereicht als etwa in den USA. Dennoch hat sich dieser Ideenreichtum nicht in einem größeren Innovationserfolg niedergeschlagen. Relativ zur Zahl der eingereichten Patente hatten die USA ein größeres Produktivitätswachstum als die meisten europäischen Staaten. Europa fehlt Dynamik bei innovativen Startups In einigen Sektoren ist der Dominanz US-amerikanischer Firmen besonders auffällig: Fast alle erfolgreichen Internet-Unternehmen wie Google, Amazon, Ebay, oder YouTube haben ihren Sitz in den USA. Europäische Firmen finden sich eher als Nachahmer oder in sprachlichen Nischen. Ein Grund für die US-Dominanz könnte sein, dass es sich bei diesen Unternehmen um Neugründungen handelte, die durch innovative Produkte und Geschäftsmodelle neue Märkte geschaffen und ggf. alte zerstört haben. Revolutionäre Innovationen sind häufig Startups vorbehalten, da alteingesessene Firmen eher markterhaltende Verbesserungen und Weiterentwicklungen innerhalb ihres bestehenden Produktportfolios bevorzugen. Die Finanzierung ist für innovative Startups aber eine Herausforderung, da sie in der Regel über keine Sicherheiten verfügen und ihr Geschäftsmodell – per Definition – unerprobt ist. Diese Finanzierungslücke füllen u.a. Venture-Capital-Geber. Die VC-Investitionen variieren stark zwischen den Ländern und Regionen. In Kalifornien (dem US-Bundesstaat, in dem das Silicon Valley liegt) betragen die VC-Investitionen rund 0,7% des BIP, in Deutschland nur 0,05%. Vielleicht erklärt die Ausstattung mit Venture Capital, warum innovative Startups in manchen Ländern florieren und ob als Konsequenz in diesen Ländern eine größere Zahl von Ideen in kommerziell erfolgreiche Produkte und Geschäftsmodelle umgesetzt wird. Idee: Eine Erfindung oder ein neuer Gedanke mit Potenzial für eine kommerzielle Verwendung, z.B. in Form neuer Produkte oder Geschäftsmodelle. Innovation: Kommerziell umgesetzte Idee, die sich am Markt behaupten und bewähren muss. In dieser Arbeit untersuchen wir, ob es einen empirischen Zusammenhang zwischen dem Volumen an Venture-Capital-Investitionen und der Umsetzung von Ideen in kommerziell erfolgreiche Innovationen gibt. Dadurch testen wir gleichzeitig, ob Startups überhaupt eine messbare, makroökonomisch relevante Rolle im Innovationsprozess zufällt. Wären Startups irrelevant – z.B. weil alteingesessene Firmen den Innovationsprozess dominierten – dann dürfte auch kein Zusammenhang zwischen Venture Capital und der Umsetzung festzustellen sein. Bei der empirischen Analyse ist die Wahl angemessener Indikatoren von großer Bedeutung, schließlich lassen sich Ideen und Innovationen nur indirekt beobachten. Wir diskutieren eine Reihe von möglichen Indikatoren für die Inputseite (die Ideen) und die Outputseite (die Innovationen). Für einen Großteil der Analyse verwenden wir triadische Patente als Maß für den Input an Ideen und den Zuwachs an Totaler Faktorproduktivität als Maß für den Innovationserfolg. Allerdings ist die Analyse robust ggü. der Verwendung alternativer Indikatoren. Für die statistische Auswertung verwenden wir eine 25. Februar 2008 3 65 Panel-Schätzung über 15 westeuropäische Länder und die USA für den Zeitraum 1993 bis 2006. Im Unterschied zu ähnlichen Untersuchungen in der Literatur berücksichtigen wir damit auch die besonders volatile Zeit nach 2001, in welcher der zuvor stabile Aufwärtstrend bei den VC-Investitionen erstmals durchbrochen wurde. Dadurch erhöhen sich die Verlässlichkeit und Aussagekraft der Ergebnisse. Die Resultate der quantitativen Analyse lassen sich wie folgt zusammenfassen: In Deutschland würde eine Verdopplung der VC-Investition die Umsetzung von Ideen in Innovationen um rd. 40% erhöhen () Grafik 1 zeigt den Einfluss der verschiedenen Segmente. Die abhängige Variable ist die jährliche Veränderung der Totalen Faktorproduktivität relativ zur Zahl der zwei Jahre zuvor eingereichten triadischen Patente. Das reale Wirtschaftswachstum und das BIP pro Kopf dienen als Kontrollvariable. Dadurch werden konjunkturelle Einflüsse und Wohlstandsunterschiede zwischen den Ländern berücksichtigt. Länderspezifische Konstanten (Fixed Effects) erfassen weitere strukturelle Charakteristika. % & Abhäng. Variable: D(TFP)/Triadische Patente(-2), Koeffizienten aus Tabelle C 21,63** Seed 6,753** Startup Expansion 2,833* Buyouts 2,449* 0 10 20 Die gefundenen Korrelationen unterschätzen die tatsächlichen Zusammenhänge, da aus methodischer Notwendigkeit nur ein relativ kurzer Zeitraum berücksichtigt werden konnte, in dem VCfinanzierte Unternehmen ihre Wirkung entfalten können. Der langfristige Einfluss ist vermutlich deutlich stärker. Die gefundenen Korrelationen sind also eher als Untergrenze zu verstehen. 30 Signifikanzniveaus: ***1%, **5%, *10% Quelle: DB Research, 2007 — Es gibt einen positiven statistischen Zusammenhang zwischen dem Volumen an Venture-Capital-Investitionen und dem Produktivitätswachstum relativ zur Zahl der eingereichten Patente. Dieser Zusammenhang ist umso stärker, je früher die VCGeber in eine Firma investieren. Finanzierungen in der SeedPhase haben einen deutlich größeren Einfluss auf das Produktivitätswachstum als Finanzierungen in der Expansions-Phase. Selbst Buyout-Investitionen – obwohl sie kein Segment von Venture Capital sind – korrelieren positiv. 3 Die Ergebnisse sind robust ggü. einer Vielzahl unterschiedlicher Spezifikationen. Allerdings leisten VC-Investitionen nur einen bescheidenen Beitrag zur Erklärung der internationalen Unterschiede in der Umsetzung von Ideen in Innovationen. Während die Modelle insgesamt zwischen 38% und 71% der Variation in der abhängigen Variable erklären können, tragen VC-Investitionen nur rund 0,6 Prozentpunkte (im Modell 2) zur Erklärungskraft bei. Ein wesentlich höherer Beitrag wäre freilich angesichts der geringen VC-Volumina auch nicht plausibel gewesen. — Die Kausalität scheint von Venture-Capital-Investitionen in Richtung Umsetzung zu verlaufen, d.h. mehr VC-Investitionen erhöhen das Produktivitätswachstum, und nicht umgekehrt. Dafür sprechen Tests auf Granger-Kausalität, die wir für alle Länder in der Stichprobe durchgeführt haben. Nur in einem Fall – Frankreich – verläuft die Kausalität in beide Richtungen. — Die positive Dynamik scheint aber durch die Nachfrage nach Venture Capital von Seiten der innovativen Gründer ausgelöst zu werden. Eine bessere Kapitalausstattung der VC-Fonds (relativ zu den Investitionen) korreliert negativ mit zukünftigen VCInvestitionen und der Umsetzung von Ideen in Innovationen. Das spricht dafür, dass nicht das Angebot an Venture Capital, sondern vielmehr die Investitionsgelegenheiten und die Bereitschaft zur Übernahme unternehmerischer Verantwortung seitens der innovativen Gründer entscheidend sind. 4 25. Februar 2008 Venture Capital: Brücke zwischen Idee und Innovation? Startups können neue Ideen unbefangen umsetzen Innovative Startups erfüllen eine wichtige Funktion bei der Umsetzung von Ideen in kommerziell erfolgreiche Produkte, Prozesse und Geschäftsmodelle. Sie müssen keine Rücksicht auf bestehende Produktportfolios nehmen. Daher sind sie es, die häufiger als alteingesessene Firmen marktschaffende Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren einsetzen. Dadurch verjüngen, erneuern und stärken sie die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Venture Capital ist eine wichtige, professionelle Finanzierungsform für innovative Startups. Obwohl nur relativ wenige Unternehmen eine Finanzierung mit Venture Capital erhalten (in 2006 waren das rund 900 in Deutschland), scheinen diese Firmen aber doch eine bedeutende Keimzelle für Innovation und Wachstum zu sein. Kein systematischer Mangel an Venture Capital Allerdings scheint es schwierig zu sein, einen aktiven VentureCapital-Markt von außen anzustoßen. Der positive Einfluss von Venture Capital wird vor allem von der Investitionsseite getragen, nicht von der Kapitalausstattung der VC-Fonds. Daher erscheint es unwahrscheinlich, dass man allein dadurch eine Steigerung der VCAktivität erreichen könnte, indem man der VC-Branche mehr Mittel zur Verfügung stellte. Entscheidend ist vielmehr, die Investitionsbedingungen zu verbessern. Dazu gehören zwei Elemente: Zum einen braucht es innovative Gründer, die neue Ideen erkennen oder selbst entwickeln und diese Ideen auch kommerziell umsetzen wollen. Zum anderen sollten Rahmenbedingungen die VC-Investitionen nicht behindern. Gründer müssen bereit sein, unternehmerische Verantwortung zu übernehmen. Der Ideenreichtum und die Erfindungsgabe sind in den meisten europäischen Ländern stark ausgeprägt, aber vor unternehmerischen Risiken scheuen sich die Europäer mehr als z.B. 1 US-Amerikaner. Die Gründungsfinanzierung spielt dabei sicherlich eine Rolle, doch man sollte nicht vergessen, dass Venture Capital typischerweise erst in gereifte Startups investiert – häufig einige Jahre nach der eigentlichen Gründung. Zu Beginn spielen andere Finanzierungsformen eine größere Rolle. Die Aussicht, später, wenn die Unternehmensidee sich zu bewähren scheint, leichter eine Venture-Capital-Finanzierung zu erhalten, dürfte die Motivation zur Unternehmensgründung zwar erhöhen – aber für die meisten Gründer ist sie wohl nicht das auslösende Moment. Stärker dürften hier kulturelle und soziale Faktoren wiegen: Z.B. das gesellschaftliche Ansehen von Gründern, die Bereitschaft Scheitern zu verzeihen oder sogar als wertvolle Erfahrung zu würdigen, vielleicht auch der Wunsch, durch unternehmerische Tätigkeit zu großem Reichtum zu gelangen. Diese Faktoren unterliegen gesellschaftlichen Prozessen und könnten nur indirekt durch Politikmaßnahmen beeinflusst werden. Thomas Meyer (+49 69 910-46830, [email protected]) 1 25. Februar 2008 Vgl. Meyer (2006a). S. 3 u. S. 11. 5 65 3# VC für Google, Amazon und YouTube Man weiß, dass man es geschafft hat, wenn der eigene Firmenname als Verb Eingang in den Sprachgebrauch gefunden hat – vorausgesetzt es bezeichnet das, was die Firma anbietet. Besser als mit dem Eintrag „googeln“ im Duden lässt sich der Erfolg von Google kaum illustrieren. Google gehört zusammen mit Amazon, Ebay und Yahoo zu den erfolgreichsten Unternehmen der ersten InternetWelle in den Neunziger Jahren. Ihnen folgen die Gewinner der zweiten Internet-Generation wie YouTube und Facebook. Alle diese Unternehmen waren Startups, die neue Geschäftsmodelle umgesetzt haben und in der Lage waren, bisherige Marktstrukturen durchzurütteln. Sie wurden dabei von Venture-Capital-Gebern finanziert und unterstützt. Sie sitzen alle in den USA. Aber hatte sich nicht Europa vorgenommen zum „wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt“ zu werden? Warum tauchen in dieser Liste keine europäi2 schen Unternehmen auf? Zugegeben, mit Skype, einem Anbieter für Internet-Telefonie, hat sich auch ein europäisches Unternehmen einen internationalen Namen gemacht. Erst die Übernahme durch einen US-Konzern – Ebay – hat jedoch den kommerziellen Erfolg manifestiert. 4$ Anzahl der triadischen Patente pro Million Einwohner, 2003 120 100 80 60 40 20 0 CH JP FI DE SE NL US FR GB Quelle: Eurostat, 2007 5 Dabei ist Europa zu Recht stolz auf seine Erfindungsgabe und seinen Ideenreichtum. Das World Wide Web wurde im schweizerischen CERN entwickelt, die Audiokompression (MP3) in den deutschen Fraunhofer Instituten erdacht, usw. In vielen europäischen Ländern werden mehr Patente angemeldet (relativ zur Bevölkerungsgröße) als in den USA (siehe Grafik 2). Dennoch haben zahlreiche Beobachter den Eindruck, dass es vielen europäischen Ländern nicht gelingt, diese Erfindungsgabe ausreichend in kommerziell erfolgrei3 che Produkte und Geschäftsmodelle umzusetzen. Besonders bei Innovationen, die völlig neue Wege gehen, also neue Märkte schaffen und ggf. alte Märkte zerstören, empfindet sich Europa im Rückstand. Diese Innovationen werden häufig von Startups – neu gegründeten Firmen – umgesetzt. Etablierte Unternehmen bevorzugen eher markterhaltende Innovationen, also Verbesserungen im Rahmen ihrer Produkt- und Prozessportfolios. Startups müssen keine Rücksicht auf bestehende Geschäftsstrategien nehmen – sie haben keine. Allerdings haben sie auch keine Einnahmen aus etablierten Geschäften, daher ist die Finanzierung für sie besonders schwierig. Venture Capital (Wagniskapital) ist da eine wichtige Hilfe für junge und innovationsstarke Unternehmen. In den USA hat die Finanzierung mit Venture Capital eine lange Tradition; 2006 lagen die VC-Investitionen (relativ zur Größe der Wirtschaft) rund 60% über denen in Europa. Die unterschiedliche Ausstattung mit Venture Capital könnte daher eine Erklärung für die unterschiedliche Fähigkeit zur kommerziellen Umsetzung von Ideen sein. In dieser Arbeit untersuchen wir genau diese Frage. Gibt es einen empirisch belegbaren Zusammenhang zwischen der Ausstattung mit Venture Capital und der Umsetzung von Ideen in kommerzielle Produkte und Prozesse? Wichtig ist, dass wir nach einem makroökonomischen Effekt fahnden. Uns interessiert weniger, ob Venture Capital den finanzierten Unternehmen hilft – dafür gibt es viele Hin- 2 3 6 Natürlich gibt es auch viele erfolgreiche europäische Internet-Unternehmen. Aber sie florieren häufig auf kleinerem Niveau und in (auch sprachlichen) Nischen. Vgl. Europäische Kommission (1994). 25. Februar 2008 Venture Capital: Brücke zwischen Idee und Innovation? 4 weise –, sondern ob ein positiver Effekt auf der Ebene der Volkswirtschaft messbar ist. Damit gehen wir auch indirekt der Frage nach, welchen Beitrag marktschaffende Innovationen, wie sie von Startups bevorzugt werden, im Vergleich zu markterhaltenden Innovationen, wie sie etablierte Unternehmen betreiben, leisten. Schließlich ist Venture Capital nur für Startups relevant. Die empirische Analyse basiert auf der statistischen Auswertung eines Panel-Datensatzes für 15 europäische Länder und die USA. Drei Ergebnisse lassen sich festhalten: 1. Es gibt einen positiven statistischen Zusammenhang zwischen dem Volumen an Venture-Capital-Investitionen und der Umsetzung von Ideen in kommerziell erfolgreiche Innovationen. 2. Die Kausalität scheint von Venture-Capital-Investitionen in Richtung Umsetzung zu verlaufen, d.h. mehr VC-Investitionen erhöhen die Umsetzung und nicht umgekehrt. 3. Die positive Dynamik scheint durch die Nachfrage nach Venture Capital von Seiten der innovativen Gründer ausgelöst zu werden. Eine bessere Kapitalausstattung der VC-Fonds (relativ zu den Investitionen) korreliert negativ mit zukünftigen VCInvestitionen und der Umsetzung. Startups sind innovative Kraft Die Ergebnisse zeigen, dass junge, innovationsstarke Unternehmen eine wichtige Rolle bei der Umsetzung von Ideen in kommerziell erfolgreiche Produkte und Prozesse spielen. Venture Capital kommt dabei eine katalytische Funktion zu. Es bietet Finanzierung in einer Phase, in der private Mittel häufig nicht mehr ausreichen und in der andere professionelle Geldgeber zu keiner Finanzierung bereit sind. Zudem fördern und fordern VC-Geber die Kommerzialisierung der jungen Unternehmen und injizieren das manchmal fehlende kaufmännische Wissen. Nicht nur Geld entscheidet Trotz der relativ geringen Volumina von Venture Capital lässt sich ein makroökonomischer Effekt auf die Innovationskraft einer Volkswirtschaft messen. Allerdings scheint das Angebot an Venture Capital – gemessen an der Kapitalausstattung der VC-Fonds – nicht Ursache dieser Entwicklung zu sein. Vielmehr scheinen die VCInvestitionen auf Investitionsgelegenheiten, also die Nachfrage nach VC seitens der Gründer, zu reagieren. Der richtige Ansatz zur Stärkung der Innovationskraft muss also bei den Gründungsbedingungen und den Investitionsbedingungen der VC-Branche ansetzen. Das ist ungleich schwieriger als einfach dem VC-Markt mehr Geld zur Verfügung zu stellen, denn Gründer werden von einem komplizierten Geflecht aus ökonomischen, bürokratischen und gesellschaftlichen Bedingungen motiviert. Diese Untersuchung ist wie folgt gegliedert. Der nächste Abschnitt stellt die Funktionsweise von Venture Capital vor und diskutiert dessen Rolle bei der Finanzierung innovativer Startups. Zwar erhalten nur relativ wenige Gründungen eine VC-Finanzierung, diese gehören dann aber häufig zu den innovations- und wachstumsstärksten Startups. Abschnitt 3 ist ein Literaturüberblick. Er teilt sich in eine Mikrobetrachtung – Welche Wirkung hat VC auf Gründungen? – und einen Makroteil – Welche volkswirtschaftliche Wirkung hat VC? Die empirischen Grundlagen der vorliegenden Arbeit werden in Abschnitt 4 vorgestellt. Dies ist vor allem eine Diskussion der verschiedenen Indikatoren, die für die Inputseite (Ideen) und die Outputseite (Innovationen) in Frage kommen. Teil 5 stellt die Ergebnisse der 4 25. Februar 2008 Vgl. Gottschalk et al. (2007), S. 51ff. 7 65 statistischen Analyse vor. Die verschiedenen Schätzungen werden beschrieben und deren Ergebnisse diskutiert. Abschnitt 6 fasst die wichtigsten Aussagen zusammen und formuliert die Schlussfolgerungen. 5# ( 8 % !& () Gründungsaktivität* in Deutschland nach Innovationsgehalt, 2006, % 16% 5% wissensintensiv beides 8% innovativ *Im Vollerwerb. Quelle: Kohn und Spengler, 2007 9 ) ' 6 7 Nur rund 5.600 Unternehmen in Europa und gut 3.500 Unternehmen in den USA haben 2006 eine VC-Finanzierung erhalten. In Deutschland finanzierten VC-Fonds knapp 900 Firmen. Zum Vergleich: Über eine Million Deutsche haben im Jahr 2006 eine selbständige, unternehmerische Tätigkeit aufgenommen. Allerdings wäre es falsch, deshalb Venture Capital als irrelevant abzutun. Es ist vielmehr ein Finanzierungsinstrument, das sich nur an wenige wachstumsstarke, meist wissensintensive und innovative Gründungen wendet. Die Mehrheit der Gründungen in Deutschland (rund 70%) ist aber weder innovativ noch wissensintensiv, sondern wird häufig in Ermangelung einer alternativen Einkommensquelle durchgeführt. Arbeitslosigkeit ist ein treibender Faktor, daher hat der wirtschaftliche Aufschwung in Deutschland zu einem Rückgang der Gründungsaktivitäten beitragen. Gut 16% der Gründungen sind wissensintensiv. Darunter fallen viele freie Berufe wie Ärzte, Rechtsanwälte oder Ingenieure, deren Beitrag zur volkswirtschaftlichen Innovationskraft eher indirekter Natur ist. Knapp 8% der Gründungen sind innovativer Natur aber nicht wissensintensiv. Darunter fällt z.B. ein neuartiges Gastronomiekonzept. Nur gut 5% der Gründungen entfallen auf die – volkswirtschaftlich bedeutsame – Königsklasse der innovativen und wis5 sensintensiven Unternehmen (siehe Grafik 3). Dadurch relativiert sich die geringe Zahl der VC-finanzierten Unternehmen. Aber auch bei den Hightech-Gründungen spielt Venture Capital zunächst keine Hauptrolle. Lediglich gut 0,6% der im Jahr 2005/2006 gegründeten Hightech-Unternehmen in Deutschland hat Wagniskapitalgeber für sich genutzt. Bei den externen Finanziers spielen Privatinvestoren (Business Angels) mit knapp 5% die bedeutendste Rolle. Eigenmittel der Gründer werden dagegen bei über 80% der Unternehmen eingesetzt, Freunde und Familie leisten bei 18% der Gründungen ihren Beitrag. () $ Anteil der Gründungen (%) mit VCFinanzierung, nach Jahr der Gründung 1,4 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 2001/2 2003/4 2005/6 Quelle: ZEW, 2007 : Der vergleichsweise geringe Anteil der Venture-Capital-Finanzierungen hat vor allem zwei Ursachen: Zum einen erfüllen nur wenige Startups die Wachstumserwartungen der VC-Fonds und nicht alle Startups wollen sich den Spielregeln eines externen Finanziers unterwerfen. Zum anderen investieren VC-Fonds stärker in Unternehmen, deren Produkte die ersten technischen und betriebswirtschaftlichen Hürden bereits genommen haben. Außerdem muss das Zielunternehmen eine gewisse Größe erreicht haben, damit sich der Aufwand überhaupt lohnt. In Europa beträgt die durchschnittliche VC-Finanzierung rund EUR 3 Mio. pro Unternehmen; in den USA sogar knapp EUR 6 Mio. (Zahlen für 2006). Selbst in der Frühphase (Seed) beträgt die durchschnittliche Allokation über EUR 500.000. Entsprechend steigt der Anteil der VC-finanzierten HightechUnternehmen mit dem Alter: Startups aus dem Jahr 2001/2002 wurden im Jahr 2006 fast doppelt so häufig mit VC finanziert (1,2%) wie ihre jüngeren Pendants (siehe Grafik 4). Gleichzeitig geht der Anteil 5 8 Vgl. Kohn und Spengler (2007). 25. Februar 2008 Venture Capital: Brücke zwischen Idee und Innovation? der mit Eigenmitteln, von Familie und Freunden oder von Business 6 Angels finanzierten Unternehmen zurück. Am Beispiel Google lässt sich die Abfolge der Finanzierung gut illustrieren. Zunächst hatten die Gründer Sergey Brin und Larry Page selbst in ihre junge Firma investiert. Dann folgten ein Business Angel, weitere Bekannte und Verwandte, später Venture Capital und schließlich der Börsengang (siehe Tabelle 5) ; 7 < Investor Jahr Sergey Brin und Larry Page (Gründer) 1998 Volumen (USD) Kreditkartenlimit Andy Bechtolsheim (Business Angel) 1998 100.000 Freunde und Familie 1998 900.000 Venture Capital 1999 25.000.000 IPO 2004 1.670.000.000 Marktkapitalisierung (12. Februar) 2008 162.080.000.000 Quellen: Bygrave und Quill, Google, 2007 Das Beispiel Google verdeutlicht zwei Aspekte: Zum einen haben sich die Venture-Capital-Geber erst relativ spät engagiert, nachdem bereits umfangreiche Entwicklungsarbeit geleistet wurde. Durch den Einsatz von Venture Capital vervielfachte sich aber die bisherige Finanzausstattung und ermöglichte so die professionelle und kommerzielle Weiterentwicklung der Geschäftsidee. Außerdem zeigt sich, dass Venture Capital zwar eine langfristige aber keine permanente Finanzierungsform ist. Wenn das Zielunternehmen eine gewisse Größe und Reife erlangt hat, werden klassische Finanzierungsinstrumente eingesetzt und die VC-Geber verkaufen ihre Anteile (Exit). Warum Venture Capital? Private Equity-Segmente Venture Capital Seed Neues Geschäftskonzept wird erforscht, entwickelt und beurteilt. Startup Produkte werden bislang nicht kommerziell an den Markt gebracht. Expansion Operative Geschäftstätigkeit hat begonnen; Gewinnzone ist u.U. erreicht. Venture Capital (VC) ist Teil des weiter gefassten Aggregats Private Equity, das zusätzlich die Segmente Buyouts (Übernahmen etablierter Unternehmen) und Replacement (eine Zwischenform) umfasst. VC dient der Frühphasenfinanzierung (Seed und Startup) und Entwicklung (Expansion) junger, neu gegründeter Firmen (s. Kasten). Die VC-Geber kaufen Beteiligungen an vielversprechenden Unternehmensgründungen, um ihre Anteile später mit Gewinn zu veräu7 ßern. Vor allem drei Gründe sprechen für die Finanzierung mit Venture Capital: 1. Ressourcen sind immateriell: Die wichtigsten Ressourcen eines Startups sind die Ideen und Motivation der Gründer. Beides kann (bislang) nicht beliehen werden, daher stehen klassische Finanzierungsinstrumente wie Bankdarlehen häufig nicht zur Verfügung. 2. Gründungen sind risikoreich: Viele Startups scheitern an technischen oder kaufmännischen Problemen. VC-Geber stellen Eigenkapital. Sie können die Verluste durch gescheiterte Engagements mit Gewinnen bei erfolgreichen Gründungen wettmachen. 3. VC-Geber verbinden Finanzierung mit Beratung: Managementunterstützung und fachliches Know-how der VC-Fonds Replacement Weiterverkauf und Refinanzierungen. Buyouts Übernahmen etablierter Unternehmen. 6 7 25. Februar 2008 Vgl. Gottschalk et al. (2007). Vgl. Meyer (2006a). S. 3f. 9 65 sind eine wichtige Stütze für die meist unerfahrenen Gründer. Die Unterstützung durch einen renommierten VC-Fond ist ein wichtiges Qualitätssignal, das dazu beiträgt, mehr Kunden zu akquirieren und bessere Konditionen bei Lieferanten auszuhan8 deln. Venture Capital folgt typischerweise einem Vierklang aus Fundrai9 sing, Investition, Wertsteigerung und Exit. 4& = 1. Fundraising: Venture-Capital-Fonds sammeln Kapital von institutionellen Investoren, wohlhabenden Individuen und öffentlichen Quellen ein. Das Fundraising fällt umso leichter, je besser die Reputation des VC-Fonds ist und je zuversichtlicher die Anleger die Erfolgsaussichten von Startups beurteilen. Die Erfolgsaussichten können dabei sowohl von den technischinnovativen Merkmalen (z.B. Internet) als auch von der Konjunktur und der Rentabilität alternativer Anlagemöglichkeiten abhängen. Das Fundraising-Volumen ist somit auch ein Indikator für die Angebotsbedingungen am VC-Markt, denn es begrenzt mögliche Investitionen. In Europa haben sich die Angebotsbedingungen zuletzt leicht verbessert: Die Lücke zwischen Investitionen und Fundraising schließt sich seit 2003 wieder (siehe Grafik 6) 2. Investition: In Europa konzentrieren sich die VC-Investitionen auf das Expansions-Segment: Rund 66% des Investitionsvolumens wird hier verausgabt. Die Frühphasensegmente erhalten nur einen kleineren Anteil (siehe Grafik 7). Allerdings hat sich der Anteil der Startup-Investitionen im Jahr 2006 deutlich auf 33% gesteigert; 2005 lag er noch bei nur 18%. 3. Wertsteigerung: VC-Fonds kaufen Beteiligungen und stellen den Zielunternehmen somit Eigenkapital zur Verfügung. Dadurch gewinnen sie – als Miteigentümer – auch Einfluss auf die Unternehmensführung. Sie sind meist risikobereiter als die Gründer selbst und drängen auf eine aggressive und professio10 nelle Vermarktung. 4. Exit: Die meisten Investitionen werden nur über einen begrenzten Zeitraum gehalten. VC-Fonds realisieren einen großen Teil ihrer Gewinne durch den Verkauf ihrer Beteiligungen. Der Börsengang (siehe Grafik 8) gilt vielen als der Königskanal für den Exit. VC-Fundraising und -Investitionen in Europa, EUR Mrd. 25 20 Investitionen 15 10 5 Fundraising 0 1998 2000 2002 2004 2006 Quellen: DB Research, EVCA, 2007 4> !& ? Allokation der europäischen VCInvestitionen nach Segment, 2006, % Seed 1% Expansion 66% Startup 33% Quellen: DB Research, EVCA, 2007 @ = Exits via Initial Public Offering in Europa 350 300 250 200 150 100 50 0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 Volumen (re)* Anzahl (li) 2000 2002 2004 2006 *zu Anschaffungskosten (Mrd. EUR) Quelle: EVCA, 2007 A Venture Capital im internationalen Vergleich Die Intensität, mit der VC zur Finanzierung junger Unternehmen genutzt wird, variiert stark von Land zu Land und mitunter auch von Jahr zu Jahr. In Dänemark zum Beispiel betrugen die VC-Investitionen 2004 rund 0,14% des BIP, 2005 über 0,40% und lediglich 0,08% des BIP im Jahr 2006. Um kurzfristige Schwankungen etwas zu glätten, betrachten wir in diesem Abschnitt Durchschnittswerte für den Zeitraum 2004-2006. 8 9 10 10 Die meisten Unternehmensgründer sind sich der positiven Nebeneffekte von VCFinanzierungen bewusst: Nach den Schätzungen von David Hsu (2004) können besonders anerkannte VC-Fonds Beteiligungen mit einem Abschlag von 10-14% erwerben. Nach seiner Einschätzung ist die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Angebote von den Gründungsunternehmen akzeptiert werden, dreimal höher als bei VCFonds mit durchschnittlicher Reputation. Vgl. Gompers und Lerner (1999). Eine Studie von Ulrich Hege et al. (2003) deutet darauf hin, dass US-Fonds dabei mehr Druck ausüben als ihre europäischen Pendants. 25. Februar 2008 Venture Capital: Brücke zwischen Idee und Innovation? Hinzu kommt, dass die europäischen Daten nach dem Sitz der Fondsgesellschaft geordnet werden (Office Approach), d.h. eine VCInvestition wird als deutsch betrachtet, wenn die VC-Gesellschaft die Investition aus einem deutschen Büro verwaltet, unabhängig davon, ob die Investition in Deutschland oder im Ausland durchgeführt wurde. 40% der Private-Equity-Investitionen sind grenzüberschreitend Gesonderte Zahlen für das VC-Segment liegen nicht vor, aber 2005 wurden fast 40% der Private-Equity-Investitionen und über 50% des 11 PE-Fundraising grenzüberschreitend durchgeführt. Im VC-Segment sind grenzüberschreitende Transaktionen seltener zu beobachten. Die Investitionen sind kleiner als bei Buyouts und die lokale Marktkenntnis ist wichtiger. In einer Umfrage von Deloitte Touche Tohmatsu sagen zwar rund 63% der europäischen und 46% der US-amerikanischen VC-Fonds, dass sie auch außerhalb des Heimatlandes investieren, allerdings ist die Höhe der ausländischen Engagements meist sehr begrenzt. Eine Mehrheit der VC-Fonds in Europa und den USA investiert nur zwischen 1 und 5% des von 12 ihnen verwalteten Kapitals im Ausland. Zudem eröffnen 35% der europäischen VC-Fonds (USA: 40%) zur Verwaltung ihrer Auslands13 engagements eigene Büros im Zielland. Da die EVCA-Zahlen nach dem Office-Approach erhoben werden, müssten die so getätigten Investitionen entsprechend dem Zielland – also dem Ort der Investition – zugeordnet worden sein. () ' Kapitalanteil im Ausland*, % europ. VCFonds mit Auslandsinvestitionen 1-5% 52 3 Heute 14 12 6-10% 4 11-15% 2 16-20% Auch wenn davon auszugehen ist, dass der Anteil der grenzüberschreitenden Transaktionen im VC-Segment kleiner ist, so kann nicht ausgeschlossen werden, dass die gemeldeten VC-Investitionen nur ein verzerrtes Bild der tatsächlichen inländischen VC-Aktivitäten wiedergeben. 17 4 21-25% in 5 Jahren 20 16 7 26-50% 14 9 10 8 8 51-75% 76-100% 0 20 Als Hauptgrund für das geringe grenzüberschreitende Investitionsvolumen nennen die meisten Fonds, dass sie genügend Geschäft im Heimatmarkt machen und dass ihnen die Ressourcen für eine stärker internationale Präsenz fehlen. Nur europäische Fonds (14%) beklagen, dass sie auch durch rechtliche Barrieren behindert wer14 den. Kein US-Fond hat dieses Problem. Allerdings glauben die meisten Fonds an eine wachsende Bedeutung internationaler Investitionen: In den nächsten fünf Jahren erwarten die meisten Fonds deutliche größere Allokationen im Ausland (siehe Grafik 9). 40 *wichtigste ausländ. Region. Quelle: Deloitte, 2007 60 B In Europa haben die VC-Investitionen ein Volumen von rund 0,12% des BIP im Vergleich zu 0,19% in den USA. In Großbritannien (0,34%), Schweden (0,25%) und Dänemark (0,21%) sind die VCInvestitionen höher als in den USA; in den anderen europäischen Ländern teilweise deutlich niedriger. In Deutschland betragen die VC-Investitionen nur 0,05% des BIP. Das ist aber noch hundertmal mehr als in Japan, wo VC-Investitionen nur ein Volumen von 0,0005% des BIP erreichen (siehe Grafik 10). 11 12 13 14 25. Februar 2008 Vgl. Meyer (2006a). S. 5. Vgl. Deloitte (2007). S. 5 und S. 29. Vgl. ebd. S. 24. Vgl. ebd. S. 31. 11 65 () ' ' ' 4 4 VC-Investitionen nach Sitz der Fondsverwaltung, % des BIP (Durchschnitt 2004-2006) 0,69 0,7 Kalifornien (inkl. Silicon Valley) 0,6 0,5 0,4 0,34 0,3 0,25 0,21 0,19 0,2 0,11 0,11 0,10 0,10 0,09 0,09 0,09 0,09 0,07 0,1 0,05 0,05 0,04 0,04 0,01 0,00 0,00 0,00 0 CA UK (US) SE DK US ES NO PT FR CH NL BE FI HU IE DE IT AT PL CZ GR JP Quellen: BEA, DB Research, EVCA, PwC MoneyTree, Japan Venture Enterprise Center, 2007 3C Die USA sind allerdings auch kein homogener Markt. Über der US-amerikanischen VC-Investitionen entfallen auf das Silicon Valley. Würde man Kalifornien, der US-Bundesstaat in dem das Silicon Valley liegt, als eigenes Land betrachten, so läge es mit einem VCInvestitionsvolumen von 0,69% des BIP einsam an der Spitze. Die großen internationalen Unterschiede im Volumen der VCInvestitionen sind ein guter Ansatzpunkt, um die Wirkung von Venture Capital zu testen. Wenn Venture Capital eine wichtige Brückenfunktion bei der Umsetzung von Ideen in Innovationen einnimmt, dann sollten hier die Länder besser abschneiden, in denen reichlich VC investiert wird. 9# 7 Bedeutung von Innovationen für Wachstum Technischer Fortschritt steigert Wohlstand Die Bedeutung von Innovationen für die wirtschaftliche Entwicklung ist in der Literatur unumstritten. Bereits die klassischen Wachstumsmodelle von Robert Solow und Trevor Swan beschreiben, dass steigender Wohlstand in reifen Ökonomien nur durch den effizienteren 15 Einsatz der vorhandenen Produktionsfaktoren möglich ist. Der Zugewinn an Effizienz wird als technischer Fortschritt interpretiert. Dadurch wird letztlich jede produktivitätssteigernde Entwicklung als technischer Fortschritt betrachtet. Allerdings geben die klassischen Modelle keine Hinweise auf die Quellen des technischen Fortschritts. Diese werden in moderneren Ansätzen der Endogenen Wachstumstheorie beschrieben. Diese Modelle betonen durch steigende Skalenerträgen und die Kraft der schöpferischen Zerstörung die Bedeutung von Innovationen für nachhaltiges wirtschaftliches 16 Wachstum. In Paul Romers Modell zum Beispiel werden Innovati15 16 12 Vgl. Solow (1956). Vgl. Romer (1994) und Aghion und Howitt (1998). 25. Februar 2008 Venture Capital: Brücke zwischen Idee und Innovation? Netzwerkeffekte werden nicht berücksichtigt / D in Wikipedia eingestellte Artikel, pro Tag (alle Sprachen) 10.000 8.000 6.000 4.000 2.000 2003 2004 0 2006 Quelle: Wikipedia, 2006 33 onen in einem expliziten Forschungssektor „produziert“. Die Forscher erhalten durch Patentschutz ein Monopol auf ihre Erfindungen und erzielen Einnahmen durch den Weiterverkauf. Firmen, die neue Produkte vermarkten wollen, müssen den Forschern ihre Erfindung gegen Zahlung eines fixen Betrags abkaufen. Dadurch entstehen positive Skalenerträge bei der Produktion neuer Produkte, da dieser Betrag mit steigender Ausbringungsmenge auf eine größere Anzahl von Produkten umgelegt werden kann. Die Patentierung mündet also letztlich in ein Modell der monopolistischen Konkurrenz, welches notwendig ist, um durch den Verkauf der Erfindungen einen Anreiz zur privaten Investition in Forschung und Entwicklung zu schaffen. Das heißt allerdings nicht, dass eine Ökonomie mit Patentschutz notwendigerweise die optimale Forschungsintensität aufweist. Forschung profitiert von Netzwerken und positiven Spillovers, das heißt die Produktivität der Forscher nimmt mit dem Be17 stand an Vorwissen zu. Dieser Effekt lässt sich gut in innovationsstarken Regionen, z.B. im Silicon Valley, beobachten. Da Forscher für diese Netzwerkeffekte aber nicht entgolten werden – schließlich können sie nur durch den Verkauf ihrer eigenen Erfindungen profitieren – kann die tatsächliche Forschungsintensität unterhalb der optimalen liegen. Das gilt vor allem in den Forschungsgebieten, in denen die Netzwerkeffekte stark und die Patentierfähigkeiten gering sind. Das trifft vor allem die Grundlagenforschung, die folgerichtig häufig bei öffentlichen Institutionen liegt. Neben dem Schutz durch Patente, gibt es auch alternative Konzepte zum Umgang mit intellektuellem Kapital. Gerade in Teilen der Software-Produktion wächst die Bedeutung von Open Source. Das sind für jeden frei verfügbare Programme wie Linux, die von einer losen Gemeinschaft über den Erdball verteilter Programmierer entwickelt werden, ohne Lastenheft oder Entlohnung, koordiniert über 18 das Internet. Der Vorteil von Open Source ist die schnelle Verbreitung von Innovationen – schließlich muss niemand für die Nutzung zahlen. Der offensichtliche Nachteil ist, dass es scheinbar keinen Anreiz zur Schaffung von Innovation gibt – schließlich zahlt niemand dafür. Allerdings zeigen Erfahrungen mit Open Source und anderen Formen kollaborativer Arbeit (z.B. Wikipedia, siehe Grafik 11), dass es eine große motivierte und qualifizierte Gemeinschaft gibt, die gerne an interessanten Projekten mitarbeitet. Die offenen Standards senken die Einstiegshürden, denn jeder kann grundsätzlich mitmachen. Die soziale Interaktion, Anerkennung in der Gemeinschaft und Erhöhung des eigenen Marktwertes ist für viele die Belohnung und gewährleistet gleichzeitig die Qualität – die Beitragenden kontrollieren sich gegenseitig. Letztlich kann Open Source aber nur in einigen Bereichen eine Lösung sein. Die wachsende Zahl an Patenten und der Streit um die internationale Anerkennung intellektueller Eigentumsrechte zeigen, dass der Wunsch nach Schutz geistigen Eigentums eher steigt. Mikroebene: Venture Capital hilft Gründern Die Finanzierungsprobleme junger, innovationsstarker Firmen sind in der Literatur weitgehend anerkannt. Besonders junge Unternehmen im Hightech Sektor sind geprägt durch Unsicherheit und 19 asymmetrische Informationen. Dadurch ist es für die Firmen sehr 17 18 19 25. Februar 2008 Tatsächlich kann es auch zu negativen Spillovers kommen, wenn zum Beispiel zu viele Forscher im gleichen Forschungsgebiet arbeiten und letztlich parallel die gleichen Erfindungen produzieren. Vgl. Hofmann (2002). Vgl. Gompers und Lerner (2001). 13 65 VC: Schnelleres Wachstum und mehr Innovationen am Markt teuer oder gar unmöglich, Kapital von außen zu erhalten. Dabei zeigen Untersuchungen die hohe Bedeutung der Art der Finanzierung auch für junge Unternehmen. Im Rahmen des HightechGründungspanels vergleicht das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) die Merkmale von deutschen Unternehmen, die Eigenkapital von Dritten, also von Privatinvestoren, Venture-Capital-Firmen, anderen Unternehmen oder öffentlichen Beteiligungen, erhalten haben mit denen, die kein Eigenkapital durch 20 diese Investoren erhalten haben. Dabei zeigt sich, dass Unternehmen mit Finanzierungen durch Dritte schneller wachsen, mehr in Forschung und Entwicklung investieren und mehr Innovationen entwickeln und an den Markt bringen (siehe Tabelle 12). ' ' ' % Finanzierung von Dritten Keine Finanzierung von Dritten 0,40 0,23 Beschäftigungswachstum (p.a.) Ausgaben für F&E/Umsatz 28,89 9,71 Nutzung eigener Patente 38,83 9,90 Einführung einer Marktneuheit 47,44 24,89 Spin-Off Gründung 42,29 13,61 Auslagerung von F&E 34,54 14,39 Auslagerung von Fertigung 38,29 23,61 Quelle: ZEW-Hightech-Gründungspanel, 2007 35 Die Untersuchung zeigt auch, dass von Dritten finanzierte Startups mit höherer Wahrscheinlichkeit Spin-Offs sind und ihrerseits mit höherer Wahrscheinlichkeit Teile der Forschung und Fertigung an andere Firmen auslagern. Das spricht für einen höheren Grad an Professionalität. Innovative Firmen erhalten häufiger VC Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen Hellmann und Puri bei der 21 Analyse von 173 Startups aus dem Silicon Valley. Innovative Firmen erhalten häufiger und früher Venture Capital. Zudem verkürzt sich die Time-to-Market, also die Zeit, in der ein neues Produkt am Markt platziert wird. Hohes Beschäftigungswachstum Achleitner und Klöckner zeigen, dass VC gestützte Firmen im 22 Schnitt deutliche Beschäftigungszuwächse erzielen. Engel bestätigt für Deutschland, dass VC-finanzierte Unternehmen höhere 23 Wachstumsraten haben. Allerdings finden Engel und Keilbach, dass innovative Unternehmen zwar eher VC bekommen und ein höheres Beschäftigungswachstum aufweisen, aber dass sich ihr Innovationsverhalten mit VC dann nicht mehr von dem anderer Fir24 men unterscheidet. Sie führen dies auf ein eher in Richtung Vermarktung gerichtetes Engagement der Investoren zurück, welches wiederum zu dem beobachteten Wachstum führt. Branscomb und Auerswald untersuchen den US-amerikanischen 25 Markt. Das ist besonders interessant, da VC hier wesentlich etablierter ist als in Europa und sich daher ggf. Perspektiven ableiten 20 21 22 23 24 25 14 Vgl. Gottschalk et al. (2007). S. 56. Vgl. Hellmann und Puri (2002). Vgl. Achleitner und Klöckner (2005). Vgl. Engel (2002). Vgl. Engel und Keilbach (2002). Vgl. Branscomb und Auerswald (2002). 25. Februar 2008 Venture Capital: Brücke zwischen Idee und Innovation? lassen. Branscomb und Auerswald beurteilen die Rolle von VC für die Transmission von Idee zu Innovation zurückhaltender: Lediglich 2-8% der frühen technischen Entwicklungen würden mit VC finanziert. Allerdings schränken sie die Bedeutung von VC auf eine sehr frühe Phase der Entwicklung ein, welche – unserer Einschätzung nach – die Rolle von VC für die Transmission unterschätzt. Insgesamt spricht die Mehrheit der Arbeiten dafür, dass VC-finanzierte Unternehmen innovativer sind und schneller wachsen. Allerdings ist damit noch nichts über die Richtung der Kausalität gesagt. Professionell geführte und innovationsstarke Startups könnten verstärkt nach externen Finanzquellen suchen (und diese erhalten). Ebenso könnte durch den Eintritt eines externen Finanziers der Druck auf das Startup steigen und einen Innovations- und Professionalisierungsschub auslösen. Zudem erbringen externe Finanziers – gerade Venture-Capital-Fonds – in der Gründungsphase typischerweise Beratungsleistungen, die die technische und kaufmännische Kompetenz der Startups erhöhen. Makroebene: VC-gestützte Gründungen stärken Innovationen und Wachstum Der positive Zusammenhang zwischen der Unternehmensentwicklung und der VC-Finanzierung – ob durch geschickte Auswahl oder durch einen originären Einfluss sei hier einmal dahingestellt – ist gut belegt. Interessant ist aber, ob Venture-Capital-Finanzierungen auch einen makroökonomisch beobachtbaren Effekt haben. Das ist keinesfalls sicher; VC-Finanzierungen könnten schlicht andere Finanzierungsformen verdrängen oder aber der Einfluss VC-finanzierter Unternehmen könnte zu klein sein, um sich in makroökonomischen Variablen widerzuspiegeln. Gut entwickelte Finanzsysteme fördern Wachstum Die Bedeutung eines gut entwickelten Finanzsystems für die volkswirtschaftliche Leistungsfähigkeit ist in der Literatur gut dokumentiert. Beck et al. finden einen starken, positiven Einfluss des Niveaus der Finanzintermediation auf die totale Faktorproduktivität und 26 schließlich das Wirtschaftswachstum eines Landes. Die Kausalität scheint dabei in beide Richtungen zu laufen. Ein starkes Finanzsystem stützt wirtschaftliches Wachstum und eine starke Ökonomie fördert die Finanzmarktentwicklung. Zu diesem Ergebnis kommen Calderón und Liu anhand einer Untersuchung von 109 Ländern über 27 den Zeitraum von 1960 bis 1994. Private Equity ist Teil des Finanzsystems Private Equity ist – außerhalb der USA – erst seit den frühen 90er Jahren des letzten Jahrhunderts ein quantitativ bedeutsamer Teil des Finanzsystems. Daher sind die Beobachtungszeiträume kürzer. Meyer untersucht für eine Stichprobe von 20 europäischen Ländern für den Zeitraum von 1994 bis 2005 den Zusammenhang von Private-Equity-Investitionen und Wirtschaftswachstum. Die Ergebnisse sind in Tabelle A im Anhang dargestellt. Alle Private-Equity-Segmente korrelieren positiv mit dem Wirtschaftswachstum, wobei der Zusammenhang bei Investitionen in der Frühphase am stärksten und bei Buyouts am schwächsten ist. Alle Kontrollvariablen haben das zu erwartende Vorzeichen. Interessant ist, dass VentureCapital-Investitionen keine statistisch signifikante Erklärungskraft haben, sobald ein Maß für die Gründungsaktivität (Total Entrepreneurship Activity, TEA) in das Modell aufgenommen wird. Das 26 27 25. Februar 2008 Vgl. Beck et al (2000). Vgl. Calderón und Liu (2003). 15 65 spricht dafür, dass Unternehmensgründungen der wichtigste Wir28 kungskanal zwischen VC-Investitionen und Wachstum sind. VC: Positiver Einfluss auf Produktivität Romain und van Pottelsberghe (2004) bestätigen in einer Analyse von 16 OECD-Staaten zwischen 1990 und 2001, dass die Akkumulation von Risikokapital einen positiven Einfluss auf das Produktivi29 tätswachstum hat. Im Unterschied zur vorliegenden Arbeit, verwenden Romain und van Pottelsberghe Bestandsgrößen, d.h. sie regressieren den Bestand an Risikokapital auf das Niveau der Totalen Faktorproduktivtität (zur Diskussion dieser Variable vgl. Seite 23 f.). Dieses Vorgehen ist nicht ganz unproblematisch, denn Bestände reagieren behäbiger auf Veränderungen als Stromgrößen. Dadurch kann es leichter zu Scheinkorrelationen kommen: Romain und van Pottelsberghe erreichen in einigen Modellspezifikationen ein R² von über 95%, während in der vorliegenden Arbeit bei ähnlichen Analysen meist weniger als 40% erreicht werden. Einen interessanten Hinweis auf die Bedeutung von Venture Capital für die Transmission von Ideen in Innovationen liefern Romain und van Pottelsberghe durch die Interaktion des Bestands an Risikokapital mit dem Bestand an privaten und öffentlichen Forschungsausgaben. Durch die Interaktion zweier Variablen wird der gemeinsame Effekt auf die abhängige Variable gemessen. Dies ist vor allem dann interessant, wenn die beiden Variablen komplementäre Funktionen haben. VC unterstützt Absorption von neuem Wissen In verschiedenen Spezifikationen messen Romain und van Pottelsberghe einen positiven Einfluss dieser Interaktionsvariablen auf die Totale Faktorproduktivität (TFP). Daraus wird deutlich, dass Venture Capital einen positiven Beitrag zur Absorption von neuem Wissen durch die Wirtschaft leistet – mithin also die Transmission von Ideen in Innovationen gefördert wird. Geringerer Einfluss von VC in kapitalintensiven Industrien Ueda und Hirukawa untersuchen den Zusammenhang zwischen Venture Capital und TFP anhand eines Panels von US-amerikanischen Produzenten im verarbeitenden Gewerbe zwischen 1965 und 2001. Sie versuchen, die kausale Beziehung zwischen den beiden Größen zu klären. In ihrem Ergebnis hat TFP-Wachstum einen positiven Einfluss auf die darauf folgenden VC-Investitionen. Für die andere Richtung, den Einfluss von VC auf TFP, sind die Ergebnisse nicht eindeutig. Bei einem Lag von einem Jahr haben die VC Investitionen sogar einen signifikant negativen Einfluss auf das TFP 30 Wachstum. Die Ergebnisse von Ueda und Hirukawa widersprechen also einer der Hypothesen, die der vorliegenden Untersuchung zugrunde liegen. Eine Ursache für die hier gefundene Richtung der Kausalität könnte die höhere Kapitalintensität der Forschung im verarbeitenden Gewerbe sein. Im Dienstleistungssektor lassen sich neue Ideen häufig mit weniger Kapital entwickeln und umsetzen – die vielen Internet-Startups sind Beleg dafür – während im verarbeitenden Gewerbe F&E häufig im großtechnischen Umfang stattfinden muss. Startups – und infolgedessen VC-Finanzierungen – haben zu Beginn eines Innovationszyklus hier wenig zu suchen. Erst nachdem ein Innovationsschub eingetreten ist (TFP ist gestiegen) gewinnen Startups in der Weiterentwicklung und dem Ausprobieren verschiedener Geschäftsmodelle an Bedeutung. Dann steigt auch der Bedarf an Venture Capital. Ueda und Hirukawa selbst liefern ein stützendes Indiz für diese These: Die Richtung der Kausalität ist nicht robust über verschiedene Branchen. So finden Ueda und Hiru28 29 30 16 Vgl. Meyer (2006a) und Meyer (2006b), S. 67. Vgl. Romain und van Pottelsberghe (2004a). Vgl. Ueda und Hirukawa (2003). 25. Februar 2008 Venture Capital: Brücke zwischen Idee und Innovation? kawa in der Computer- und Kommunikationsindustrie eine Kausalität, die in beide Richtungen verläuft, während sie in der Pharmaindustrie und bei der Produktion von wissenschaftlichen Instrumenten 31 nur eine Kausalität von TFP zu VC-Investitionen messen. Dabei ist es plausibel anzunehmen, dass Forschung und Entwicklung im Pharma-Bereich deutlich aufwändiger und kapitalintensiver ist als im ITK-Sektor und entsprechend die Kausalität hier deutlicher von TFP zu VC verläuft. In einer späteren Arbeit untersuchen Ueda und Hirukawa erneut VC und finden wiederum keinen signifikant positiven Effekt von VC32 Investitionen auf TFP-Wachstum. Sie finden jedoch einen positiven Zusammenhang zwischen VC und der Arbeitsproduktivität, der allerdings von der Substitution von Arbeit durch andere Faktoren herrührt. Was treibt Venture-Capital-Investitionen? Einige Studien untersuchen die Gründe für die international großen Unterschiede bei den Venture-Capital-Investitionen. Idealerweise lassen sich aus solchen Analysen Stellschrauben für die Aktivierung des VC-Marktes ableiten. Wissenskapital fördert Nachfrage nach VC Schertler untersucht 15 europäische Länder über den Zeitraum 1991 bis 2001 und findet einen starken positiven Zusammenhang zwischen dem Wissenskapital und dem Volumen an VC-Investitio33 nen. Die Anzahl der Patente, die Anzahl der in der Forschung beschäftigten Wissenschaftler sowie die Ausgaben für Forschung und Entwicklung korrelieren positiv mit VC-Investitionen. Das spricht für eine nachfragegetriebene Entwicklung, bei der Unternehmer VC für die Umsetzung neuer Ideen suchen. Interessanterweise haben öffentliche F&E-Ausgaben nur einen schwachen und verzögerten (aber dennoch positiven) Einfluss auf VC-Investitonen. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt Meyer – allerdings mit einem ak34 tuelleren Datensatz. Startups sind besonders in wirtschaftlichen Aufschwungphasen attraktive Investitionsmöglichkeiten, da dann ihre Überlebenschancen höher sind und es für die Kapitalgeber leichter ist, ihre Beteiligungen zu veräußern als in Zeiten wirtschaftlicher Stagnation. , , $ ' Deutsche VC-Investitionen (% BIP, re.) und DAX (2000=100, li.) 0,20 120 100 0,15 80 0,10 60 40 0,05 20 0,00 0 94 96 Dax 98 00 02 04 VC-Investitionen Quellen: DBR, Global Insight, EVCA, BVK, 2006 39 Eine gute Aktienmarktperformance ist ein wichtiger Indikator für eine boomende Wirtschaft. Entsprechend findet Meyer eine positive und robuste Korrelation zwischen VC-Investitionen und der Entwicklung der wichtigsten nationalen Aktienmarktindizes (siehe am Beispiel Deutschland, Grafik 13). Arbeitslosigkeit und VC-Investitionen korrelieren meist negativ miteinander, was die zyklische Natur von VCBeteiligungen widerspiegelt. Das ist zudem ein Hinweis dafür, dass Unternehmen, die als Alternative zur Arbeitslosigkeit gegründet werden (z.B. in Form so genannter Ich-AGs) seltener mit VC finanziert werden. Bei den Fundamentalfaktoren spielen nationale Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) eine treibende Rolle. Es besteht eine robuste, positive Korrelation zwischen F&E-Ausgaben und den VCInvestitionen. Allerdings gilt das nur im VC-Segment: In einer ähnlichen Schätzung findet Meyer keine statistisch signifikante Beziehung zwischen den F&E-Ausgaben und den Beteiligungsinvestitionen im Buyout-Segment. Dies unterstützt den Eindruck, dass 31 32 33 34 25. Februar 2008 Vgl. Ueda und Hirukawa (2003), S. 21. Vgl. Ueda und Hirukawa (2006). Vgl. Schertler (2007). Vgl. Meyer (2006a), S. 7. 17 65 Startups mit VC-Finanzierung näher am aktuellen Stand von Forschung und Technik arbeiten als andere Firmen. Offener Exitkanal motiviert VC-Investitionen Risikokapitalgeber benötigen einen attraktiven Exitkanal für ihre Beteiligungen. Die profitabelste Ausstiegsmöglichkeit ist normalerweise der Börsengang (Initial Public Offering, IPO). Die meisten neu gegründeten Unternehmen brauchen aber einige Jahre Geschäftspraxis, bevor sie öffentlich weiterverkauft werden können. Deshalb wird das Volumen der aktuellen IPOs in Relation zu VC-Investitionen der Vergangenheit gesetzt. Eine hohe Quote würde darauf hindeuten, dass ein großer Teil der VC-Investitionen per IPO beendet wurde. Dies dürfte weiteren VC-Investitionen Auftrieb geben. Tatsächlich existiert eine positive und robuste Korrelation zwischen den gegenwärtigen VC-Investitionen und dem Verhältnis von aktuellen IPOs zu VC-Investitionen vor vier Jahren. Allerdings stützt dieses Ergebnis auch das Argument, dass VC-Investitionen prozyklisch wirken: Erfolgreiche Exits aus VC-Investitionen, die in der Vergangenheit getätigt wurden, implizieren nicht notwendigerweise, dass dies auch für zukünftige VC-Portfolios gilt. Rigide Arbeitsmärkte hemmen Gründungen Den prozyklischen Verlauf von VC-Investitionen bestätigen Romain und van Pottelsberghe mit Daten für 15 europäische Länder zwischen 1990 und 2000. Sie belegen ebenfalls den positiven Einfluss von Forschung und Entwicklung (ausgedrückt durch F&E-Ausgaben, Patente) sowie der Bereitschaft zur Aufnahme einer unternehmerischen Tätigkeit auf das Volumen an VC-Investitionen. Arbeitsmarktrigiditäten wirken schwächend auf VC-Investitionen. Allerdings finden Romain und van Pottelsberghe keinen statistischen Einfluss der Unternehmenssteuern – das war aber auch nicht zu erwarten, da Unternehmenssteuern vergleichsweise wenig über die Zeit schwanken und Unterschiede zwischen den Ländern durch länderspezifische Konstanten bereits aufgefangen wurden. Interessant ist die Unterscheidung in Nachfrage- und Angebotsfaktoren. Während steigende kurzfristige und langfristige Zinsen eine steigende Nachfrage nach VC auslösen, reduziert die Differenz von langfristigen und kurzfristigen Zinsen (der Spread) das Angebot an VC, da weniger Investoren bereit sind, VC-Fonds mit Kapital zu versorgen. Frühphase profitiert vom Abbau regulativer Hemmnisse Kein Mangel an VC Da Rin et al. untersuchen für Europa, welche Möglichkeiten öffentliche Politik hat, um einen aktiven, d.h. innovationsfreundlichen VC35 Markt zu schaffen. Dieser solle sich durch einen hohen Anteil von Frühphasen- bzw. Hightech-Finanzierungen auszeichnen. Da Rin et al. finden einen positiven Effekt von neuen Börsensegmenten für den Exit sowie geringeren Kapitalertragssteuern und dem Abbau weiterer unternehmerischer Hindernisse (vor allem bei der Arbeitsmarktregulierung) auf den Anteil der Early Stage- und Hightech-VCInvestitionen. Allerdings haben in ihrer Analyse öffentliche F&EAusgaben keinen signifikanten Einfluss auf diese Größen. Da Rin et al. (2005) finden keine Hinweise für eine Knappheit im VC-Angebot in Europa. Sie interpretieren das „europäische Paradox“, d.h. die geringe Umsetzung von wissenschaftlicher Kompetenz in erfolgreiche Unternehmen in Europa, weniger als ein Problem des fehlenden Kapitals oder der fehlenden Ideen. Stattdessen sehen sie die Ursache eher in den grundsätzlichen Hindernissen bei Unternehmensgründungen. 35 18 Vgl. Da Rin, Nicodano und Sembenelli (2005). 25. Februar 2008 Venture Capital: Brücke zwischen Idee und Innovation? Beitrag zur Forschung ( 5CCC Europäische VC-Investitionen, EUR Mrd. 35 Andere Studien 30 Meyer (2007) 25 20 15 10 5 0 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 Quelle: EVCA, 2007 3: Ein wichtiger Beitrag der vorliegenden Arbeit ist die Erweiterung des Analysehorizonts über das Jahr 2000/2001 hinaus. Dort oder früher endet die überwiegende Mehrheit der bisherigen Studien. Normalerweise sollten die Ergebnisse einer empirischen Analyse stabil bleiben, auch wenn sich der Beobachtungszeitraum ändert. Schließlich versuchen die meisten Untersuchungen strukturelle und langfristig stabile Zusammenhänge zu identifizieren. Allerdings unterscheidet sich die Entwicklung der Venture-Capital-Investitionen in den 90er Jahren deutlich von der darauf folgenden Periode. Die 90er Jahre waren durch einen ungebrochen positiven Trend bei den VC-Investitionen gekennzeichnet. Der von der New Economy befeuerte Boom hatte im Jahr 2000 seinen Höhepunkt. Danach gingen die VC-Investitionen auf Talfahrt bis ins Jahr 2003. Erst in den Jahren ab 2004 haben sich die VC-Investitionen wieder erholt, in Europa stärker als in den USA (siehe Grafik 14). Diese zusätzliche Variation nach 2000 ist in mindestens zweierlei Hinsicht wichtig. Zum einen könnte sich der strukturelle Zusammenhang zwischen VC-Investitionen und anderen realwirtschaftlichen Variablen nach 2000 verändert haben – getrieben von der Ernüchterung nach dem New-Economy-Boom. Falls aber die strukturellen Zusammenhänge stabil geblieben sind, so bietet die zusätzliche Variation nach 2000 eine deutlich härtere Teststrecke für die statistische Analyse. Unterscheidung in Seed, Startup und Expansion Ein zweiter Beitrag der vorliegenden Arbeit ist die Unterscheidung der verschiedenen VC-Segmente. Wie bereits dargestellt, wird nur 1% des VC-Volumens in ganz junge Firmen (Seed) investiert, während 2/3 des Volumens in die Weiterentwicklung von jungen Firmen (Expansion) fließen. Die unterschiedlichen VC-Segmente könnten aber verschiedene realwirtschaftliche Effekte haben. Daher erscheint eine Unterscheidung sinnvoll. Kommerzielle Umsetzung entscheidet Gerade die Umsetzung von Ideen (oder Wissen oder Forschungskapazitäten) in kommerziell verwertbare Produkte ist für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit von besonderer Bedeutung. Es hilft wenig, Forschung und Entwicklung zu fördern, wenn nur ein geringer Teil der neuen Ideen auch in Produkte umgesetzt wird. Die vorliegende Arbeit ist – nach unserem Kenntnisstand – die erste Arbeit, die die Rolle von Venture Capital für die Transmission von Ideen in kommerzielle Innovationen untersucht. Andere Untersuchungen – z.B. von Romain und van Pottelsberghe – berücksichtigen zwar den Input von Ideen und Erfindungen als Kontroll- und Interaktionsvariable, aber sie untersuchen nicht den direkten Einfluss von Venture Capital auf die Transmission. Der Unterschied wird deutlich, wenn man zum Beispiel den Einfluss von F&EAusgaben betrachtet: Bei Romain und van Pottelsberghe sind F&EAusgaben plausiblerweise positiv mit TFP korreliert, schließlich erhöhen Forschung und Entwicklung die technologische Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft. In der vorliegenden Untersuchung haben F&E-Ausgaben dagegen häufig einen negativen Einfluss auf die Umsetzung von Ideen in Innovationen (vgl. Abschnitt 5). F&EAusgaben erhöhen zunächst den Input an Ideen, was den Koeffizienten, der die Umsetzung von Ideen in Innovationen misst – ceteris paribus – reduziert. 25. Februar 2008 19 65 :# Idee: Eine Erfindung oder ein neuer Gedanke, mit Potenzial für eine kommerzielle Verwendung, z.B. in Form neuer Produkte oder Geschäftsmodelle. Innovation: Kommerziell umgesetzte Idee, die sich am Markt behaupten und bewähren muss. , . Ziel dieser Arbeit ist es, den empirischen Zusammenhang zwischen der Ausstattung mit Venture Capital und der Umsetzung von Ideen in kommerziell erfolgreiche Produkte und Prozesse zu messen. Das bedeutet, dass wir uns nur auf den Teil der Innovationen konzentrieren, der in Startups umgesetzt wird. Dadurch blenden wir natürlich die Forschungs- und Entwicklungsarbeit aus, die innerhalb etablierter Unternehmen durchgeführt wird. Das sind typischerweise eher markterhaltende Verbesserungen der bestehenden Produkt- und Prozessportfolios, denn die meisten etablierten Unternehmen haben wenige Anreize, ihre bisherigen Geschäftsmodelle radikal zu ändern. Die beiden Welten überschneiden sich dann, wenn etablierte Unternehmen kleinere Einheiten ausgliedern (Spin-Off) und diesen die Entwicklung solcher Innovationen überlassen, die nicht in die eigene Strategie passen. Wie in Abschnitt 2 beschrieben, ist Venture Capital nur ein Teil des Finanzierungsmix für innovationsstarke Startups. Daneben leisten klassische Finanziers wie Freunde, Familie und Fools (FFF) gerade in der Anfangsphase einen erheblichen Anteil. Staatliche Zuschüsse und Beteiligungen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Wir konzentrieren uns auf die Gründungsfinanzierung mit Venture Capital, da sich diese an die wachstumsstärksten und innovativsten Startups wendet. Datenbasis Zur empirischen Analyse bedarf es der Operationalisierung der Größen „Idee“ und „Innovation“, denn weder Ideen noch Innovationen lassen sich direkt messen. In diesem Abschnitt stellen wir daher Variablen vor, die in einem deutlichen Zusammenhang zu den gesuchten Größen stehen. Neue Produkte Bildung Wissenschaftler Neue Prozesse Alte Firma F&E Staat F&E Unternehmen Idee Innovation Royalities Spin-Off Neue Firma Patente TFP Hightech Exporte Gründungsfinanzierung Venture Capital FFF Öffentl. Förderung 3 20 25. Februar 2008 Venture Capital: Brücke zwischen Idee und Innovation? Idee = Input in den Innovationsprozess Heureka – Wenn Inspiration auf fruchtbaren Boden trifft 7E $ , F&E-Ausgaben in Deutschland, % BIP 0,85 1,8 0,80 1,7 0,75 1,6 0,70 1,5 1,4 0,65 1992 1995 1998 2001 2004 Staat (links) Unternehmen (rechts) Quelle: Eurostat, 2007 3 Innovationsausgaben kleiner Firmen (% Umsatz) und VC-Inv. (% BIP) in DE 7,0 0,20 VC-Inv. (re.) 6,5 6,0 0,15 Innovations5,5 ausgaben (li.) 0,10 5,0 4,5 0,05 4,0 3,5 0,00 3,0 00 01 02 03 04 05 Quellen: DB Research, EVCA, ZEW, 2007 3@ Ideen kommen häufig spontan. Laut einer Umfrage unter schweizerischen Ingenieuren, entstehen die meisten Ideen (24%) in der Natur – z.B. beim Wandern. In Meetings werden rund 6% der Ideen 36 erdacht; in langweiligen Meetings sogar 10%. Damit man weiter sehen kann als andere, ist es aber hilfreich, den Stand der Forschung und technischen Entwicklung zu kennen. Daher ist es wahrscheinlich, dass die Zahl der wirklich neuen und nützlichen Ideen in einer Gesellschaft mit dem Bildungsniveau steigt. Bildung und die Zahl der in der Forschung beschäftigten Menschen sind der Humus, auf dem neue Ansätze gedeihen. Das gesellschaftliche Bildungsniveau lässt sich gut empirisch nachvollziehen, z.B. über die durchschnittliche Zahl der Ausbildungsjahre, Anzahl der Hochschulabsolventen oder Ausgaben im Bildungsbereich. Auch die Zahl der Wissenschaftler ist ein weithin verfügbares Maß. Daneben stehen konkrete Input-Faktoren, vor allem die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) des Staates und der Unternehmen. Während sich die staatlichen F&E-Ausgaben häufig auf Grundlagenforschung konzentrieren, orientieren sich die betrieblichen F&E-Ausgaben an Produkten und Prozessen. Ein Großteil der unternehmerischen F&E-Ausgaben ist zudem auf die Entwicklungsarbeit gerichtet und ist somit auch ein wichtiger Indikator für die Transmission von Idee zu Innovation. In Deutschland haben die F&E-Ausgaben von Staat und Unternehmen gemeinsam nur ein Volumen von 2,5% des BIP und liegen damit unter dem in der Lissabon-Erklärung verabredeten Ziel von 3%. Dabei erweisen sich vor allem die staatlichen F&E-Ausgaben als vergleichsweise träge (siehe Grafik 16). Neben den F&E-Ausgaben auf volkswirtschaftlicher Ebene existieren auch direkte Angaben über die Innovationsausgaben. Der Community Innovation Survey (CIS2-4) befragt europäische Unternehmen zu ihrem Innovationsverhalten. Dazu gehören neben demografischen Fragen auch Investitionen in Innovationen sowie der Innovationserfolg in Form neuer Produkte und Prozesse. Dabei zeigt sich zum Beispiel, dass kleine Unternehmen (10 bis 49 Beschäftigte) im Schnitt geringere Ausgaben für Innovationen (im Verhältnis zu ihrem Umsatz) tätigen als die Grundgesamtheit. 2004 galt das für alle europäischen Länder außer Irland und Norwegen. Der Nachteil der CIS2-4 ist die geringe Zahl der Beobachtungen – die Umfragen wurden nur 2000, 2004 und eingeschränkt 1996 und 2002 durchgeführt. Zudem wird die Qualität und Konsistenz der 37 Daten in der Literatur kritisch gesehen. Das Beispiel Deutschland illustriert, dass die Innovationsausgaben der kleinen Unternehmen deutlich mit den Wagniskapital-Investitionen korrelieren (siehe Grafik 17). Die Innovationsausgaben der großen Unternehmen sind davon unbeeindruckt und folgen einem fast spiegelbildlichen Trend. Das ist ein Hinweis auf die enge Verbindung zwischen Venture Capital und Innovationsneigung kleiner Unternehmen. Die Richtung der Kausalität ist aber noch unklar. Patente schließlich sind ein deutlicher Indikator für Ideen, die originell genug sind, um patentierbar zu sein, und nützlich genug, damit der Erfinder sie vor Nachahmung schützen möchte. Statistiken über Patentanmeldungen sind weithin verfügbar und geben einen Eindruck über den Reichtum an originellen und nützlichen Ideen (siehe Grafik 2). Triadische Patente sind die interessanteste Größe, denn 36 37 25. Februar 2008 Vgl. Fueglistaller (2005), S. 15. Vgl. Mortenson (2007). 21 65 - * # #" Europäische (x-Achse) und triadische (y-Achse) Patente, pro Mio. Einw. 120 2003 100 80 60 R2 = 0,92 40 20 0 0 200 400 Quelle: Eurostat, 2007 3A 7 & Scope-Year-Index von europäischen Patenten 48 46 44 42 40 38 36 1980 1985 1990 1995 Quelle: van Pottelsberghe und van Zeebroeck, 2008 3B sie messen Patente, die sowohl bei dem europäischen, japanischen und US-amerikanischen Patentamt angemeldet wurden. Sie bieten den meisten Schutz. Außerdem verhindern wir mit triadischen Patenten einen Selection Bias, der durch die Beschränkung auf ein nationales bzw. regionales Register entstehen könnte. Gleichwohl sind bspw. europäische und triadische Patentanmeldungen stark miteinander korreliert; über 90% der Variation bei den Europäischen Patentanmeldungen lässt sich mit der Variation bei den triadischen Patentanmeldungen erklären (siehe Grafik 18). Allerdings sind Patente kein unproblematischer Indikator, da viele Unternehmen Patente anmelden, ohne diese umsetzen zu wollen (Defensive Patenting) oder Erfindungen nicht als Patent anmelden, um eine Veröffentlichung zu vermeiden. Zudem werden Patente in erheblichem Umfang international gehandelt, was zu Verzerrungen in den Ergebnissen führen kann. Viele Ideen und Erfindungen sind zudem nicht oder nur begrenzt patentierfähig – z.B. wenn es sich um neue Geschäftsmodelle handelt. Das gilt vor allem bei innovativen Dienstleistungen. Ein weiteres Problem könnten Trends in der Qualität der Patente sein. Die Zahl der Patente ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. Dazu haben neue Anwendungsgebiete z.B. in der IT oder der Biotechnologie beigetragen. Aber auch die wachsende Konkurrenz aus den aufstrebenden Schwellenländern hat den Bedarf nach Schutz von intellektuellem Kapital erhöht. Einige Beobachter vermuten, dass die gestiegene Zahl an Patenten mit einer abnehmenden Qualität erkauft wird. Van Pottelsberghe – Chefökonom des Europäischen Patentamts – und van Zeebroeck beobachten einen abnehmenden Wert bei europäischen Patenten seit Mitte der 80er Jahre. Dazu berechnen sie den Scope-Year-Index, der den 38 zeitlichen und geografischen Bestand von Patenten misst. Dabei unterstellen sie, dass Patente umso wertvoller sind, je länger und in je mehr Ländern sie gültig sind. So gemessen, sinkt der ScopeYear-Index seit Mitte der 80er Jahre (siehe Grafik 19), wobei der größte Rückgang im Bereich der Telekommunikation stattgefunden hat. Dieser Trend erschwert die statistische Auswertung, da das Verhältnis von Patenten zu Ideen möglicherweise über die Zeit zunimmt – also bei konstanter Zahl von Ideen mehr Patente eingereicht werden. Nähme man Patente als Indikator für Ideen, würde man möglicherweise die Zahl der Ideen im Zeitablauf überschätzen. 8' 5CCC Triadische Patente in Deutschland, pro Mio. Einwohner 100 90 80 70 60 50 40 30 20 1992 1994 1996 1998 2000 2002 Quelle: Eurostat, 2007 5C Allerdings ist unklar, welche Faktoren den Rückgang des ScopeYear-Index bzw. den Anstieg der Zahl der Patente erklären. Neben der abnehmenden Qualität der Patente, könnten auch andere Einflüsse verantwortlich sein. Grundsätzlich ist ein trendhafter Anstieg der Zahl der Patente über die Zeit durchaus plausibel, schließlich investieren die meisten Länder einen ständig größer werdenden Teil ihrer wachsenden Wirtschaftskraft in Bildung, Forschung und Entwicklung. Zudem könnte der sich beschleunigende technische Fortschritt die Lebenserwartung von Patenten reduzieren, da bestimmte Ideen schneller obsolet werden. Das reduziert aber nicht notwendigerweise den Wert der Idee zum Zeitpunkt ihrer Entstehung. Die quantitative Bedeutung sowohl des trendhaften Anstiegs der Patente als auch des Verfalls des Scope-Year-Index sollte nicht überschätzt werden. Im Zeitraum von 1985 bis 1995 ist der ScopeYear-Index um 20% gefallen, die Zahl der Patente aber um rund 38 22 Vgl. van Pottelsberghe und van Zeebroeck (2008), S. 10ff. 25. Februar 2008 Venture Capital: Brücke zwischen Idee und Innovation? 39 100% gestiegen. Darüber hinaus scheint der weitere Anstieg der Zahl der Patente gestoppt. Seit der Jahrtausendwende ist die Zahl der triadischen Patente im Großen und Ganzen konstant – sowohl in Deutschland (siehe Grafik 20) als auch im internationalen Schnitt. Das könnte auch ein Zeichen für den Einfluss technischer Wellen auf die Zahl der Patente sein. Schließlich fällt die Trendwende genau mit dem Ende der New Economy zusammen. Die in diesem Abschnitt vorgestellten Variablen ergeben in der Summe ein Bild von dem Input in den Innovationsprozess, der in einer Gesellschaft produziert wird. Der folgende Abschnitt diskutiert Variablen, die den Innovationserfolg, also den kommerziellen Erfolg mit neuen Produkten und Prozessen, beschreiben. Innovationen = Erfolg mit umgesetzten Ideen Die makroökonomische Bedeutung von Innovationen lässt sich schwerlich übertreiben. Ihre Messung ist aber mit einigen Schwierigkeiten verbunden, denn Innovationen sind per Definition etwas Neues, das aus dem bisherigen Rahmen fällt. Zudem ist die Abgrenzung unklar: Des einen Innovation ist für den anderen ein alter Hut. Innovation sind nicht erklärter Teil des Produktivitätsfortschritts !1 Hightech: Wertschöpfung (%, x-Achse) und Exportanteil (%, y-Achse), 2003 30 GB US 25 FR NL FI 20 AT DE* PT NO 15 DK R2 = 0,47 BE 10 5 IT 0 0 10 20 30 *2002. Quellen: DB Research, Eurostat, OECD, 2007 53 Ein typisches Indiz für eine hohe Innovationsfreude – auf makroökonomischer Ebene – ist, wenn die Effizienz der volkswirtschaftlichen Produktion erhöht wird, also mehr oder begehrtere Waren und Dienstleistungen mit den vorhandenen Ressourcen produziert werden. Die Totale Faktorproduktivität (TFP) misst, welcher Teil des Produktionswachstums nicht durch das Wachstum der Produktionsfaktoren Kapital und Arbeit erklärt werden kann. Dieser nicht erklärte Teil wird dann als Ergebnis des technischen Fortschritts interpretiert. TFP ist daher ein indirektes – wenn auch nicht unproblematisches – Maß für die Innovationskraft einer Volkswirtschaft, das in der Literatur häufiger als Zielgröße für den Einfluss von Venture Capital be40 nutzt wurde. Ein weiteres Maß für Innovationen ist die Spezialisierung auf Hightech-Produkte. Dazu kann die Wertschöpfung im Hightech-Sektor direkt oder der Anteil der Hightech-Produkte an den Gesamtexpor41 ten eines Landes betrachtet werden. Beide Variablen stehen in einem engen Zusammenhang (siehe Grafik 21), allerdings liegen mehr und aktuellere Zahlen für die Hightech-Exporte vor. Die Logik für die Betrachtung der Exporte folgt dabei dem Ansatz des Revealed Comparative Advantage, nach dem die Exportspezialisierung eines Landes einen Hinweis auf den komparativen Vorteil 42 der inländischen Produktion liefert. Eine Exportspezialisierung auf Hightech-Produkte ist somit ein Indikator für eine hohe Konkurrenzfähigkeit in diesem Bereich und indirekt ein Hinweis auf innovative Stärke. Schließlich sind Hightech-Produkte per Definition das Ergebnis eines Innovationsprozesses. Die USA sind führend in der Hightech-Spezialisierung, während Länder wie Italien (Konsumgüter) und Norwegen (Öl) einen Großteil ihrer Exporte außerhalb der Hightech-Sektoren erzielen (siehe Grafik 21). Der Vorteil der Variable Hightech-Exporte (in % der Gesamtexporte) ggü. TFP ist, dass sie tatsächliche Markttransaktionen bei forschungsintensiven Produkten erfasst, während TFP letztlich eine 39 40 41 42 25. Februar 2008 Vgl. van Pottelsberghe und van Zeebroeck (2008), S. 15. Vgl. Romain und van Pottelsberghe (2004), Ueda und Hirokawa (2003, 2006). Zu den Hightech-Exporten zählen forschungsintensive Produkte des verarbeitenden Gewerbes aus den Sektoren Luft- und Raumfahrt, Computer, Büromaschinen, Elektronik, wissenschaftliche Instrumente, Pharmazeutika, elektrische Maschinen sowie Waffen; vgl. European Innovation Scoreboard (2007). Vgl. Balassa (1965). 23 65 67" * - ? Deutschland, in Differenzen 2 2,25 TFP (re.) 1,75 1,5 1,25 1 0,75 0,25 0,5 -0,25 Hightech-Exporte (li.) 0 -0,75 1992 1995 1998 2001 2004 Quelle: Ameco, DB Research, Eurostat, 2007 * ' 55 ' Umsatzanteil mit Marktneuheiten in kleinen Unternehmen*, % (2004) 8 7 6 5 4 3 2 1 0 UK DK SE PT PL NL FI DE NO *10-49 Beschäftigte. Quelle: CIS4, 2006 59 Tantiemen und Lizenzgebühren, % des BIP (2005) 0,6 0,4 0,2 -9,4% 0 -0,2 -0,4 -0,6 IE AT HU PT DE NL FR GB US SE Quelle: IMF, 2007 5: ; TFP und Royalties in DE, in Differenzen 0,06 Royalties (li.) 0,04 0,02 0,00 -0,02 -0,04 TFP (re.) -0,06 95 97 99 01 03 2 1,8 1,6 1,4 1,2 1 0,8 0,6 0,4 0,2 0 Wesentlich konkreter sind die Umfragen des Community Innnovation Surveys (CIS). Hier werden die Unternehmen danach befragt, welche Umsatzanteile sie mit neuen Produkten erzielen. Dabei wird zwischen echten Marktneuheiten und Produkten, die nur neu in das Unternehmensportfolio aufgenommen wurden, unterschieden. Volkswirtschaftlich sind vor allem die Marktneuheiten interessant. Für das Jahr 2004 gaben deutsche Unternehmen an, rund 7,5% ihrer Umsätze mit Markneuheiten, die in den vergangenen zwei Jahren eingeführt wurden, zu erzielen. In Frankreich, Italien oder Großbritannien liegt dieser Wert bei nur 6-6½%. Bei kleinen Unternehmen ändert sich das Bild: Deutsche Firmen mit 10-49 Beschäftigten erzielen nur rund 2% ihrer Umsätze mit Marktneuheiten. Damit liegt Deutschland auf einem der hinteren Plätze in Europa (siehe Grafik 23). Britische Kleinunternehmen sind führend; sie erzielen mit einem Unsatzanteil von 7,5% sogar einen höheren Wert als der britische Durchschnitt. Daneben werden Unternehmen befragt, ob sie neue Prozesse eingeführt haben und ob Innovationen zur Kostenreduzierung beigetragen haben. Hier sind allerdings nur Antworten mit „Ja“ oder „Nein“ möglich. Insgesamt enthält der CIS viele relevante Daten über den Innovationserfolg. Es gelten aber die bereits oben beschriebenen Einschränkungen hinsichtlich der geringen Zahl der Beobachtungen und der teilweise schwachen Datenqualität. Nicht alle Ideen werden im Inland umgesetzt. Im Gegenteil: Der Handel mit geistigem Eigentum in jeder Form blüht. Letztlich ist der Verkauf einer kreativen Leistung ins Ausland auch eine Form der Umsetzung. Tantiemen und Lizenzgebühren (Royalties and Licence Fees) werden in Zahlungsbilanzstatistiken erfasst und können als Erfolgsmaßstab benutzt werden. Länder wie die USA, Großbritannien oder Schweden erzielen Überschüsse durch den Verkauf geistigen Eigentums, während Deutschland, Polen oder Österreich mehr für ausländische Tantiemen und Lizenzgebühren bezahlen müssen als sie aus eigenen Exporten erzielen. Irland hat ein Defizit, das über 9% seines BIP entspricht (siehe Grafik 24). Der Nachteil dieser Variable ist, dass sie viele Positionen enthält, die die Nutzung, aber nicht die Umsetzung einer kreativen Leistung repräsentieren, z.B. die Nutzung ausländischer Marken oder kreativer Inhalte wie Musik oder Filme. Zudem – und das ist bedeutender – misst man mit den Tantiemen und Lizenzgebühren möglicherweise genau das Gegenteil von dem, was man eigentlich sucht. Schließlich könnten hohe Tantiemen genau daraus resultieren, dass Ideen leichter im Ausland umgesetzt werden. In Deutschland verändern sich Tantiemen und TFP fast genau spiegelbildlich (siehe Grafik 25) – was einen negativen Zusammenhang suggeriert. Allerdings ist das in dieser Deutlichkeit nur in Deutschland zu beobachten. Insgesamt sind Tantiemen und Lizenzgebühren ein Indikator, dessen Inhalt und vermutete Wirkungsrichtung zu ungenau sind, als dass er sich als Zielgröße eignen würde. 05 Quellen: AMECO, DB Research, IMF, 2007 24 Residualgröße ist. Der Nachteil ist, dass auch forschungsarme Vorprodukte mitgezählt werden. Zudem sorgt die Globalisierung dafür, dass der Anteil der Hightech-Exporte in den Industriestaaten tendenziell wächst, da die einfache Produktion zunehmend in Niedriglohnländer ausgelagert wird. TFP und Hightech-Exporte korrelieren deutlich miteinander, wie das Beispiel Deutschland illustriert (siehe Grafik 22), daher sind bei der Analyse beider Variablen ähnliche Ergebnisse zu erwarten. 5 25. Februar 2008 Venture Capital: Brücke zwischen Idee und Innovation? Transmission = Von Idee zu Innovationen Die Beurteilung der Frage, wie viele Ideen in Innovationen umgewandelt werden, hängt stark davon ab, welche Indikatoren zur Beschreibung von Ideen bzw. Innovationen verwendet werden. Das European Innovation Scoreboard (EIS) gibt eine Übersicht über eine Vielzahl von Innovationsindikatoren; sie unterscheiden dabei in Innovationstreiber, Wissensschaffung, Innovation und Unternehmer43 tum, Anwendungen und Intellektuelles Kapital. Die ersten drei Kategorien bilden gemeinsam den Innovationsinput, während die letzten beiden Kategorien den Innovationsoutput bilden. Jeder Kategorie werden bestimmte Indikatoren zugewiesen, z.B. fallen F&EAusgaben in die Kategorie Wissensschaffung; die ITK-Ausgaben fallen in den Bereich Innovation und Unternehmertum und der Umsatz mit Marktneuheiten in die Kategorie Anwendungen. F D ' 1 Innovationsinput (x-Achse) vs. Innovationsoutput (y-Achse) 1,8 CH 1,6 DE 1,4 FI LU MT SE 1,2 1,0 UK 0,8 IS EE 0,6 0,4 R2 = 0,55 LT 0,2 LV 0,0 0 1 2 3 Quelle: European Innovation Scoreboard, 2006 5 Patente sind eher Input als Output Das Streudiagramm 26 zeigt die Bewertung des Innnovationsinputs 44 (x-Achse) und -outputs (y-Achse) für 29 europäische Länder. Das EIS misst die Innovationseffizienz eines Landes anhand des Verhältnisses von Output zu Input im europäischen Vergleich. Zunächst zeigt sich, dass es einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Innovationsinput und -output gibt. Länder, die viel in Innovationen investieren, bekommen im Schnitt auch mehr heraus: Fast 55% der Outputvariation lässt sich durch die Variation der Inputfaktoren erklären. Allerdings gibt es auch Ausreißer. Die Trendlinie in Grafik 26 zeigt den Durchschnitt der europäischen Innovationseffizienz; Länder oberhalb der Trendlinie sind effizienter, Länder unterhalb ineffizienter als der europäische Schnitt. Überraschend ist, dass die Schweiz, Deutschland, Luxemburg und Malta eine weit überdurchschnittliche Innovationseffizienz aufweisen. Dagegen liegen vor allem die Baltischen Staaten und Island klar unter dem Durchschnitt. Finnland, Dänemark und Großbritannien befinden sich genau auf der Trendlinie; Schweden liegt leicht darunter. Bevor aber Entwarnung für den Innovationsstandort Deutschland gegeben wird, sollte man die Indikatoren und deren Aussagekraft kritisch hinterfragen. Der Begriff der Innovationseffizienz des EIS unterscheidet sich von der in dieser Untersuchung verwendeten Vorstellung von der Transmission von Idee in Innovation. Der Ansatz hier zielt vor allem auf die wirtschaftliche Verwertung von Wissen und Forschung, während beim EIS bereits kodifizierte Ideen als Output akzeptiert werden. So definiert das EIS die Zahl der eingereichten Patente (europäische, US-amerikanische und triadische) als Innovationsoutput (Intellektuelles Kapital). Hier schneiden gerade die Schweiz, Finnland und Deutschland sehr gut ab (vgl. Grafik 2), was einen Teil der hohen Innovationseffizienz erklärt. Ein Patent ist sicherlich das Ergebnis von Forschungs- und Entwicklungsbemühungen und fruchtet auf der intellektuellen Infrastruktur eines Landes. Daher entbehrt die Einteilung des EIS nicht einer gewissen Logik. Allerdings ist ein Patent in der Regel ein sehr früher Meilenstein auf dem Weg der Umsetzung in ein kommerzielles Produkt und viele Patente werden nie umgesetzt. Die Zahl der Patente ist daher ein interessanter Indikator für die intellektuelle Leistungsfähigkeit einer Ökonomie – aber gleichzeitig weniger geeignet, die wirtschaftliche Verwertung abzubilden. Das EIS berücksichtigt auch marktnahe Indikatoren, z.B. den Umsatzanteil mit Marktneuheiten oder Exporte und Beschäftigung in den Hightech-Sektoren. Diese fließen aber eben nur zum Teil in den Outputindikator und unterliegen den beschriebenen Einschränkun43 44 25. Februar 2008 Vgl. European Innovation Scoreboard (2006), S. 7. Vgl. European Innovation Scoreboard (2006), S. 14 f. 25 65 gen. Der in der Literatur weit verbreitete Indikator für den technischen Fortschritt – die Totale Faktorproduktivität (TFP) – wird vom EIS nicht verwendet. Eine weitere Überraschung gibt es auf der Inputseite. Das EIS rechnet die VC-Investition der Frühphase zum Innovationsinput. Dies führt dazu, dass ein Anstieg der VC-Frühphaseninvestitionen – ceteris paribus – zu einer Minderung der Innovationseffizienz führt. 6 Die vorliegende Untersuchung verwendet ein anderes Maß, um die Transmission von Idee zu Innovation zu beschreiben. Ihr dient die Veränderung der Totalen Faktorproduktivität als Outputindikator und die Anzahl der triadischen Patente als Inputindikator. Dieses Maß ist näher an der wirtschaftlichen Umsetzung als die Innovationseffizienz des EIS. In einem Land mit starker Transmission sollte aus jeder Idee (kodifiziert als Patent) ein möglichst hoher Produktivitätsgewinn erzielt werden. ;% !& TFP (in Differenzen) relativ zu triadischen Patenten (Lag 2), 1993 - 2006 0,04 0,03 0,02 0,01 0,00 GB US FI SE NL FR DE JP IT Quelle: Ameco, DB Research, Eurostat, 2007 5@ Grafik 27 zeigt den Zugewinn an TFP über die letzten 10 Jahre relativ zur Anzahl der eingereichten triadischen Patente. Vor allem Großbritannien und die Vereinigten Staaten konnten große Fortschritte erzielen, während Italien, Japan oder Deutschland nur relativ geringe Produktivitätsgewinne aus ihren Patenten ziehen konnten. Gerade für Deutschland ist dieses Ergebnis wesentlich ernüchternder als die Innovationseffizienz des EIS suggerierte. Ebenfalls ist interessant, dass die führenden Länder bei der Transmission über starke VC-Märkte verfügen, während in Deutschland, Italien und vor allem in Japan nur geringe VC-Investitionen getätigt werden. Allerdings könnte dieser Zusammenhang durch viele andere Faktoren und strukturelle Unterschiede geprägt sein, daher ist eine systematische Analyse angezeigt. # < ' , . Die ökonometrischen Modelle in dieser Untersuchung basieren auf 45 einem Panel-Datensatz von 15 westeuropäischen Ländern und den Vereinigten Staaten über den Zeitraum von 1993 bis 2006. Der erste Satz von Modellen verwendet den oben beschriebenen Indikator als abhängige Variable; der zweite Satz benutzt den Umsatz mit Marktneuheiten. Die anderen Indikatoren auf der Input- und Outputseite dienen als Kontrollvariablen bzw. für alternative Spezifikationen. Modellsatz 1: TFP-Wachstum relativ zu Patenten Der erste Satz von Modellen verwendet die jährliche Differenz von TFP relativ zur Zahl der eingereichten triadischen Patente als abhängige Variable. Damit wird der technische Fortschritt relativ zum Input an Ideen abgebildet. Da Ideen eine gewisse Zeit brauchen, bevor ihre Umsetzung wirtschaftliche Erfolge abwirft, verwenden wir die Zahl der Patente mit einer Verzögerung von 2 Jahren, d.h. wir testen, ob Patente, die z.B. im Jahr 2004 eingereicht wurden, zu einer Steigerung der Totalen Faktorproduktivität im Jahr 2006 beigetragen haben. Indikator unterschätzt tatsächlichen Produktivitätsschub Mit TFP zu Patenten unterschätzen wir vermutlich den langfristigen Produktivitätsschub durch Innovationen, denn es ist wahrscheinlich, dass Innovationen über einen längeren Zeitraum ihre Wirkung ent45 26 Österreich, Belgien, Deutschland, Dänemark, Spanien, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Niederlande, Norwegen, Portugal, Schweden und Großbritannien. 25. Februar 2008 Venture Capital: Brücke zwischen Idee und Innovation? falten. Eine Verzögerung von mehr als 2 Jahren würde aber die Unschärfe der Analyse erhöhen, da der empirische Zusammenhang zunehmend von Störfaktoren überlagert würde. % TFP in Deutschland 110 2 Index (re.) 1,8 2000=100 105 1,6 1,4 1,2 100 1 0,8 95 0,6 0,4 90 in Differenzen (li.) 0,2 0 85 1994 1998 2002 2006 5A Quellen: Ameco, 2007 TFP ist eine Bestandsgröße, die mit relativ geringer Variation einem Aufwärtstrend folgt. Durch die Verwendung von Differenzen entfernen wir den Trend (siehe Grafik 28). TFP in Differenzen ist zudem eine Stromgröße, ebenso wie die Zahl der eingereichten Patente und die VC-Investitionen. Die unabhängigen Variablen sind Venture-Capital-Investitionen in den Segmenten Frühphase (Startup und Seed) und Expansion sowie als Aggregat. Außerdem testen wir den Einfluss von BuyoutInvestitionen – also von Übernahmen etablierter Unternehmen. Kritiker werfen dieser Form von Private Equity eine innovationsfeindliche Wirkung vor, weil kurzfristige Gewinnmaximierung langfristige Wachstumsoptionen verdränge. Länderspezifische Unterschiede berücksichtigen Der Zusammenhang von TFP-Wachstum und der Zahl der eingereichten Patente könnte in verschiedenen Ländern durch strukturelle Gründe sehr unterschiedlich sein. In einigen Branchen werden Ideen häufiger patentiert – z.B. in der Industrie oder im PharmaBereich – während in anderen Patente eher unüblich sind. Das gilt z.B. für Teile der Dienstleistungsbranche. Je nach sektoraler Aufstellung einer Volkswirtschaft könnte also die Patentierneigung variieren, ohne dass sich der eigentliche Input an Ideen unterscheidet. %& ; & Anzahl der Tage zur formalen Gründung eines Unternehmens 47 50 40 28 10 13 15 18 20 23 6 30 20 10 0 US NL GB SE DE CH JP AT ES Quelle: Doing Business, 2008 5B Ähnliches mag für andere länderspezifische Eigenschaften gelten. Ländern mit einer angelsächsischen Rechtsgeschichte wird z.B. häufig ein besserer Investorenschutz und infolgedessen ein tieferer 46 und breiterer Kapitalmarkt nachgesagt. Dies könnte sich günstig auf die Finanzierung von Innovationen auswirken. Entsprechendes gilt für andere steuerliche, rechtliche oder regulative Unterschiede. So dauert die Gründung eines Unternehmens in den USA durchschnittlich 6 Tage, während dieser Prozess 18 Tage in Deutschland und 47 Tage in Spanien braucht (siehe Grafik 29). Diese bürokratischen Hürden dürften sich negativ auf die Gründungsaktivität auswirken und könnten den Einfluss von Venture Capital verzerren. Durch die Nutzung länderspezifischer Konstanten (Fixed Effects) in der Schätzung werden strukturelle, länderspezifische Unterschiede berücksichtigt. Dies führt vor allem dann zu befriedigenden Ergebnissen, wenn die länderspezifischen Charakteristika während des Beobachtungszeitraums möglichst konstant bleiben. Die meisten strukturellen Eigenschaften verändern sich nur langsam, daher erscheint diese Annahme vertretbar. Weitere Kontrollvariablen Grundsätzlich enthalten alle Modellspezifikationen die reale Wachstumsrate des BIP als Kontrollvariable. Dadurch erreichen wir eine sehr scharfe Korrektur der Ergebnisse um konjunkturelle Einflüsse. Schließlich würde die höhere Kapazitätsauslastung in Boomphasen die TFP verzerren. Obwohl die Stichprobe nur westeuropäische Länder und die USA umfasst, sind die Wohlstandsunterschiede recht erheblich: So betrug das BIP pro Kopf im Jahr 2000 in Griechenland rund USD 13.400 im Vergleich zu USD 37.400 in Norwegen. Ärmere Länder befinden sich häufig in einem Aufholprozess, in dem sie lernen, ihre Ressourcen effizienter einzusetzen. Sie nähern sich dem Produktivi46 25. Februar 2008 Vgl. z.B. La Porta, R., F. Lopez-de-Silanes, A. Shleifer, und R. Vishny (1997). 27 65 F BIP pro Kopf, '000 USD (in Preisen von 2000) Irland 35 30 25 Deutschland 20 15 10 1992 1995 1998 2001 2004 Quelle: Global Insight, 2007 9C tätsniveau der fortgeschrittenen Länder. Allerdings beruht dieser Fortschritt meist stärker auf Technologietransfer denn auf genuinen Innovationen. Daher überschätzt die Veränderung der TFP die Innovationskraft in den Ländern, die sich mitten im Aufholprozess befinden. Ein Teil dieses Effekts wird durch die Fixed Effects aufgefangen, schließlich gleichen sich Wohlstandsunterschiede nur langsam aus. Es gibt aber Ausnahmen: Irland z.B. ist von einem der hinteren Ränge zu einem Spitzenplatz in der europäischen Wohlstandsverteilung gestürmt (siehe Grafik 30). Daher berücksichtigen die Modelle grundsätzlich das Wohlstandsniveau in Form des realen BIP pro Kopf. Die meisten restlichen Indikatoren für die Ideengewinnung und die Umsetzung in Innovationen fließen ebenfalls als Kontrollvariablen bzw. als alternative abhängige Variable in verschiedene Schätzungen ein. Auf der Ideenseite sind das die Ausgaben für Forschung und Entwicklung; auf der Innovationsseite die Hightech-Exporte und die Wertschöpfung im Hightech-Sektor. Schätzungen Die Ergebnisse der Schätzungen für diesen Modellsatz sind in den Tabellen B-F im Anhang dargestellt. Die Modelle basieren auf einer Panel-OLS-Schätzung mit heteroskedastie-robusten Standardfehlern (White-Korrektur). Wahl der richtigen Verzögerung schwierig Tabelle B zeigt die Korrelationen zwischen der abhängigen Variable TFP-Wachstum zu Patenten (mit Lag 2) und den VC-Investitionen (in % des BIP) mit Verzögerungen von 0 bis 4 Jahren. Alle Koeffizienten für VC-Investitionen haben ein positives Vorzeichen, allerdings sind nur VC-Investitionen mit Lag 1 und Lag 3 statistisch signifikant. Dies zeigt, wie schwierig die Wahl der richtigen Verzögerung ist: Zu kurz, und die Wirkung von VC kann sich nicht vollständig entfalten; zu lang, und andere Faktoren überlagern den Zusammenhang. Der niedrige Durbin-Watson-Wert in Modell 4 ist ein deutlicher Hinweis auf serielle Korrelation. Wirtschaftlicher Aufholprozess treibt TFP-Wachstum Die Kontrollvariablen BIP-Wachstum und BIP pro Kopf haben ebenfalls die zu erwartenden Vorzeichen. Das positive Vorzeichen für BIP-Wachstum ist ein Hinweis auf den positiven Einfluss der Konjunktur auf das Produktivitätswachstum. Die bessere Kapazitätsauslastung sorgt für weniger brach liegende Ressourcen. Zudem lassen sich in wachsenden Märkten neue Produkte leichter verkaufen. Das negative Vorzeichen beim BIP pro Kopf (mit Ausnahme von Modell 4) bestätigt den oben beschriebenen Verdacht, dass der ökonomische Aufholprozesses einen positiven Einfluss auf das TFP-Wachstum hat. In den meisten Spezifikationen sind BIP-Wachstum und BIP pro Kopf nicht simultan signifikant. Das liegt nicht zuletzt an der hohen Kollinearität zwischen beiden Variablen: Einzeln verwendet sind beide Variablen in den meisten Spezifikationen statistisch signifikant, ohne dass sich die Vorzeichen ändern. VC-Investitionen erklären nur sehr kleinen Teil der Variation Insgesamt erhöhen die VC-Investitionen die Erklärungskraft der Modelle nur sehr wenig. Während die Modelle insgesamt zwischen 38% und 71% der Variation in der abhängigen Variable erklären können, tragen VC-Investitionen nur rund 0,6 Prozentpunkte (im Modell 2) zur Erklärungskraft bei. Für die geringe Erklärungskraft der VC-Investitionen gibt es mehrere Gründe: Erstens machen die VC-Investitionen in der Tat nur einen sehr kleinen Teil der Volkswirtschaft aus (vgl. Grafik 10). Entsprechend wäre es unrealistisch zu erwarten, dass dieser kleine Teil einen wesentlich größeren Anteil an der Erklärung hätte. Zweitens geht ein Teil der Variation bei den VC- 28 25. Februar 2008 Venture Capital: Brücke zwischen Idee und Innovation? Investitionen durch die Fixed Effects verloren. Daher wird der Anteil der VC-Investitionen an der Erklärungskraft möglicherweise unterschätzt. Stärkster Einfluss von Seed-Investitionen Private Equity fördert Umsetzung Tabelle C zeigt den Einfluss der verschiedenen Private-EquitySegmente auf die Transmission von Idee zu Innovation. Dabei werden separate Modelle für die Frühphasenfinanzierung – also Seed und Startup –, die Expansionsfinanzierung und Buyout-Investitionen berechnet. Im Unterschied zu den vorherigen Schätzungen in Tabelle B gehen die verschiedenen Finanzierungsformen ohne Logarithmus in die Modelle ein. Das hat den einfachen Grund, dass es viele Beobachtungen gibt, bei denen Länder in einzelnen Segmenten keine Investitionen hatten. Für die Seed- und Startup-Investitionen verwenden wir eine längere Verzögerung von 2 Jahren, da es bei diesen sehr frühen Finanzierungsformen wohl länger dauert, bis ihre Ergebnisse makroökonomisch sichtbar werden. Die Buyout-Investitionen werden nach dem Zielland gewichtet. Die EVCA-Zahlen unterscheiden Investitionen nach dem Sitz der Fondsgesellschaft und dem Zielland der Investition. Beide Angaben können erheblich voneinander abweichen. So werden z.B. rund 60% aller Private-Equity-Investitionen in Deutschland von Fonds mit Sitz im Ausland durchgeführt. Allerdings liegt diese Unterscheidung nur für das Aggregat Private Equity vor, deshalb gewichten wir die Buyout-Investitionen mit dem Gewicht dieses Aggregats. Die VCInvestitionen verwenden wir nach dem Sitz der Fondsgesellschaft. Da hier die lokale Marktkenntnis bedeutsamer ist, dürfte der Anteil der grenzüberschreitenden Investitionen geringer sein. * !! + ! 2 Insgesamt zeigt Tabelle C, dass alle Private-Equity-Segmente individuell positiv mit der abhängigen Variable korrelieren. Interessant ist dabei, dass die Koeffizienten mit zunehmender Reife der finanzierten Unternehmen kleiner werden (siehe Grafik 31). Der Koeffizient für Startup-Investitionen ist mehr als doppelt so groß wie der für Expansions-Investitionen. Der Koeffizient für Seed-Investitionen ist wiederum mehr als dreimal so groß wie der für Startup-Investitionen. Wie es scheint, haben die frühen Finanzierungsformen eine besonders wichtige Rolle bei der kommerziellen Umsetzung von Ideen. Allerdings darf man nicht vergessen, dass die FrühphasenSegmente nur einen kleinen Teil (Seed: 1%; Startup: 33% in 2006) am VC-Volumen ausmachen. ! Koeffizienten aus Tabelle C Seed 21,63** 6,753** Startup Expansion 2,833* Buyouts 2,449* 0 10 20 30 Signifikanzniveaus: ***1%, **5%, *10% Quelle: DB Research, 2007 93 Koeffizienten unterschätzen Einfluss Dieses Ergebnis ähnelt den Aussagen aus Tabelle A, in der eine höhere Korrelation zwischen den Frühphasen-Investitionen und dem Wirtschaftswachstum beschrieben wurde. Allerdings ist es wichtig zu beachten, dass die abhängige Variable in Tabelle A – also das reale BIP-Wachstum – in den Modellen der Tabelle C als Kontrollvariable berücksichtigt ist, so dass eine Doppelzählung vermieden wird. VC-finanzierte Unternehmen brauchen eine gewisse Zeit, bis sich ihre Produkte am Markt durchsetzen und ihre Innovationskraft makroökonomisch wirksam wird. Eine Verzögerung von z.B. einem oder zwei Jahren unterschätzt den tatsächlichen Einfluss auf die Ökonomie. Die Koeffizienten in Grafik 31 sind daher als Untergrenze zu verstehen. Die Buyout-Investitionen haben sowohl eine positive Korrelation mit dem Wirtschaftswachstum (Tabelle A) als auch eine positive Korrelation mit der Umsetzung von Ideen (Tabelle C). Beides verdeutlicht die Bedeutung dieses Segments für die Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft. Die Koeffizienten sind kleiner als bei den anderen 25. Februar 2008 29 65 Private-Equity-Segmenten, aber Buyouts haben ein wesentlich größeres Volumen als VC-Investitionen. Daher ist ihr gesamtwirtschaftlicher Effekt nicht zu unterschätzen. Kein Hinweis auf innovationsfeindliche Wirkung von Buyouts Natürlich setzen Buyouts an einem anderen Punkt bei der Umsetzung an. Normalerweise sind nur alteingesessene Firmen mit einem etablierten Produktportfolio Ziel von Buyouts, d.h. Buyouts helfen eher bei der Transmission von Ideen zu Innovationen bei etablierten Firmen: Teil der Restrukturierungen in Folge eines Buyouts sind häufig Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität. Der häufig geäußerte Vorwurf, dass Buyouts zu einer Senkung der Innovationskraft führen, weil sie nur kurzfristig den Gewinn maximieren wollen, kann hier nicht bestätigt werden. Ergebnisse sind robust In Tabelle D prüfen wir die Robustheit der Ergebnisse anhand verschiedener Spezifikationen und Variablen. Der positive Zusammenhang zwischen Venture Capital und der Umsetzung von Ideen in Innovationen bleibt in allen Varianten grundsätzlich erhalten. Allerdings ist die Güte einiger Schätzungen nicht zufriedenstellend, was letztlich begründet, warum wir die zuvor beschriebenen Spezifikationen bevorzugen. Alternative Spezifikationen bestätigen Ergebnisse In Modell 1 kontrollieren wir für Ausgaben in Forschung und Entwicklung – sowohl staatliche als auch private. Wir verwenden beide mit unterschiedlichen Verzögerungen, da sich öffentliche F&E-Ausgaben tendenziell eher an Grundlagenforschung wenden, während unternehmerische F&E-Ausgaben sich vor allem auf die Entwicklung konzentrieren. Entsprechend nehmen wir für öffentliche F&EAusgaben ein Lag von 2 Jahren, für unternehmerische F&E-Ausgaben nur ein Lag von einem Jahr an. Beide Variablen korrelieren negativ mit der Umsetzung. Das liegt vor allem daran, dass F&E die Anzahl der Ideen erhöht, was bei gegebenem Produktivitätswachstum zu einer geringeren Umsetzung von Ideen führt. Der geringe Durbin-Watson-Wert ist zudem ein Hinweis auf komplizierte zeitliche Verflechtungen zwischen den F&E-Ausgaben und der Zahl der eingereichten Patente. In Modell 2 variieren wir die abhängige Variable indem wir die Patente durch unternehmerische F&E-Ausgaben im Nenner ersetzen. Dies ist ein alternatives Maß für den Input an Ideen. Der positive Zusammenhang zu Venture Capital findet sich auch hier, allerdings ist dieses Modell weniger robust ggü. Variationen. Im dritten Modell verwenden wir die VC-Investitionen nach Zielland der Investition. Grundsätzlich werden die Investitionen nach Sitz der Fondsgesellschaft erhoben. Da aber viele Transaktionen über Ländergrenzen hinweg ausgeführt werden, kann das zu Verzerrungen führen. Eine Aufschlüsselung nach Zielland der Investitionen liegt allerdings nur für Private Equity insgesamt vor. Wir verwenden diese Gewichtung, um die Allokation der VC-Investitionen zu korrigieren. Gleichwohl dürfte diese Gewichtung den Anteil der grenzüberschreitenden VC-Investitionen überschätzen, da Venture Capital stärker als Buyouts auf lokale Marktkenntnisse angewiesen ist. Die Modelle 4 und 5 schätzen das ursprüngliche Modell in unterschiedlichen Spezifikationen. Modell 4 berücksichtigt zusätzlich Jahresdummys; Modell 5 verwendet eine GLS- anstelle einer OLSSchätzung. In den Modellen 6 und 7 variieren wir das Maß für den Output an Ideen. Anstatt TFP verwenden wir in Modell 6 den Anteil der Hightech-Exporte an den Gesamtexporten eines Landes, in Modell 7 die 30 25. Februar 2008 Venture Capital: Brücke zwischen Idee und Innovation? Wertschöpfung im Hightech-Sektor (VAHT). Beide Variablen sind ein Indikator für die Bedeutung forschungs- und wissensintensiver Wirtschaftsbereiche. Ein Zuwachs kann als Innovationserfolg gewertet werden. Allerdings erklären die Modelle nur einen sehr kleinen Teil der Variation. Zwar korrelieren die VC-Investitionen in beiden Modellen positiv mit den abhängigen Variablen, aber die Ergebnisse sind nicht robust bei anderen Spezifikationen. Ergebnisse stehen auf breiter empirischer Basis Insgesamt zeigen die verschiedenen Variationen in Tabelle D, dass der positive Zusammenhang von Venture Capital und der Umsetzung von Ideen in kommerzielle Innovationen eine breite empirische Basis hat. Allerdings erklären die VC-Investitionen nur einen kleinen Teil der Variationen. Das ist nicht überraschend, da Venture Capital nur einen sehr kleinen Teil der Volkswirtschaft ausmacht, während als abhängige Variable stets hoch aggregierte Größen fungieren. Eine größere Erklärungskraft von Venture Capital für Variablen, die die gesamte Volkswirtschaft beschreiben, wäre nicht plausibel. VC-Investitionen bewirken TFP-Wachstum Granger-Kausalität Eine Zeitreihe A bezeichnet man als Grangerkausal für eine andere Zeitreihe B, wenn die Berücksichtigung von zurück liegenden Werten von A zu einer besseren Prognose von B führt. Ein Test auf Granger-Kausalität kann zu irreführenden Ergebnissen führen, wenn z.B. die Zeitreihen A und B nicht stationär sind oder von einer dritten Reihe C beeinflusst werden. Granger-Kausalität ist ein statistisches Ergebnis und muss nicht notwendigerweise „echte“ Kausalität bedeuten. Die Frage nach der Richtung der Kausalität ist für die Interpretation der Korrelationen von entscheidender Bedeutung. Schließlich könnte es sein, dass VC-Investitionen nur dann anziehen, wenn die Umsetzung von Ideen in Innovationen aus anderen Gründen ohnehin ansteigt. Die VC-Investitionen könnten mithin auf einer Innovationswelle reiten, ohne deren Auslöser zu sein. Wie in Abschnitt 3 dargestellt, gibt es in der Literatur durchaus unterschiedliche Einschätzungen zur Wirkungsrichtung. Eine Möglichkeit, um Hinweise auf die Wirkungsrichtung zu ermitteln, ist ein Test auf Granger-Kausalität (siehe Box). Dazu testen wir für jedes Land in der Stichprobe die Granger-Kausalität zwischen den VC-Investitionen (mit Lag 1) und der abhängigen Variable (Veränderung der TFP relativ zur Zahl der eingereichten Patente (Lag 2)) jeweils für beide Wirkungsrichtungen. Unter den üblichen Signifikanzniveaus finden wir eine Grangerkausale Beziehung von VC-Investitionen zur Umsetzung von Ideen in Innovationen in Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, Spanien und den Vereinigten Staaten. Die gegenläufige Wirkungsrichtung finden wir nur in Frankreich, d.h. in Frankreich scheint die Wirkung in beide Richtungen zu verlaufen. In keinem Land finden wir eine Granger-Kausalität, die ausschließlich von der abhängigen 47 Variable zu den VC-Investitionen verläuft. Insgesamt sprechen die Tests auf Granger-Kausalität dafür, dass die Wirkungsrichtung – wie vermutet – von VC-Investitionen zur abhängigen Variable verläuft. Die positive Korrelation beider Variablen kann also als ein positiver Einfluss von Venture Capital auf die Transmission von Idee zu Innovation interpretiert werden. Investitionen treiben Fundraising Es gibt plausible theoretische Überlegungen, dass ein liquider und entwickelter Venture-Capital-Markt die Finanzierungsbedingungen für Startups verbessert und letztlich die Innovationskraft eines Landes stärkt. Bei der empirischen Analyse stellt sich aber die Schwierigkeit, dass die beobachteten VC-Investitionen sowohl Ergebnis 47 25. Februar 2008 Dies gilt ähnlich auch in anderen Spezifikationen, z.B. wenn VC-Investitionen ohne Verzögerung verwendet werden. Die Beobachtung, dass bis auf eine Ausnahme – Frankreich – die Wirkungsrichtung eindeutig ist, spricht zudem dafür, dass die Granger-Kausalität nicht durch eine dritte Zeitreihe verursacht wird. Wäre das der Fall, müsste die Granger-Kausalität häufiger für beide Wirkungsrichtungen statistisch signifikant sein. 31 65 Angebot oder Nachfrage? Angebot bestimmt Fundraising 7 & = Venture Capital: Fundraising und Investments in Deutschland, % BIP 0,25 Investitionen 0,20 Fundraising 0,15 0,10 0,05 0,00 1999 2001 2003 2005 Quellen: EVCA, 2007 95 eines starken Angebots an VC-Finanzierungen sein können, als auch Ergebnis einer starken Nachfrage nach VC seitens der Grün48 der. Natürlich sind innovative Gründer und VC-Geber in einer symbiotischen Beziehung – jeder braucht den anderen. Dennoch ist die Frage nach der Sequenz berechtigt. Reagieren VC-Fonds auf die Nachfrage seitens der Gründer, oder werden mehr innovative Startups gegründet und weiterentwickelt, wenn das Angebot an Venture Capital reichlich ist? Die Politikoptionen unterscheiden sich, je nachdem, welcher Seite die Initiative zufällt. Würde z.B. die Angebotsseite gestärkt (z.B. durch öffentliche VC-Fonds) während die Nachfrage seitens der innovativen Gründer der begrenzende Faktor wäre, könnte der Effekt auf das VC-Volumen insgesamt geringer ausfallen als von politischer Seite erwartet. Dann könnte ein Großteil der Förderung in Form von Mitnahmeeffekten verpuffen. Entsprechendes gilt, sollte die Nachfrageseite gefördert werden, obwohl die Restriktion eigentlich das fehlende Angebot von Finanzierungen ist. Die Anzahl der innovativen Startups, die gegründet worden wären, wenn Venture Capital nicht oder in geringerem Umfang vorhanden gewesen wäre, lässt sich schwerlich bestimmen. Allerdings lassen sich Veränderungen auf der Angebotsseite messen. Schließlich gehen den Investitionen Fundraising-Runden voraus, in denen die VC-Fonds Kapital von zumeist institutionellen Investoren einsammeln. Je mehr Kapital die Fonds einsammeln – relativ zu den getätigten Investitionen – desto mehr Kapital steht für Investitionen zur Verfügung und desto besser sollten die Angebotsbedingungen auf dem VC-Markt sein – unter ansonsten gleichen Bedingungen. Am Beispiel Deutschlands zeigt sich, dass Fundraising typischerweise stärker ausschlägt als die Investitionen (siehe Grafik 32): In Boom-Phasen – wie zur Jahrtausendwende – wird mehr Kapital eingesammelt als für Investitionen ausgegeben wird; in schwachen Zeiten unterschießt das Fundraising das Investitionsniveau. Ein Kapitalüberschuss auf Seiten der VC-Fonds scheint nicht zu einer Steigerung der Investitionstätigkeit in den Folgejahren zu führen. Im Gegenteil: Immer wenn das Fundraising die Investitionen übersteigt, 49 sinken die Investitionen im Folgejahr. Das spricht dafür, dass die Investitionen die treibende Kraft sind. Der begrenzende Faktor scheint also die Nachfrage der innovativen Gründer nach VC-Finanzierungen zu sein, weniger die Kapitalausstattung der VC-Fonds. Tabelle E zeigt die Ergebnisse einer Reihe von Schätzungen auf europäischer Ebene, die den Einfluss des Kapitalüberschusses auf die Transmission systematisch untersuchen. Typischerweise sind Fundraising und Investition zeitlich aufeinander folgende Aktivitäten von VC-Fonds. Daher setzen wir das Fundraising mit Lag 2 ins Verhältnis zu den Investitionen mit Lag 1, allerdings sind die Ergebnisse robust ggü. anderen Lag-Strukturen. Die Fundraising-Zahlen liegen nur für Westeuropa und erst ab 1998 vor, daher ist der Beobachtungszeitraum kürzer als bei den vorherigen Schätzungen und fällt in die besonders volatile Periode 19982005. Allerdings ist der ursprünglich positive Zusammenhang zwischen VC-Investitionen und der Transmission auch während dieses kürzeren und volatileren Zeitraums zu beobachten (siehe Modell 1 48 49 32 Vgl. Hartmann et al. (2007), S. 8 und 19f. Dieser negative Zusammenhang zwischen dem Kapitalüberschuss und den VCInvestitionen in den Folgejahren bestätigt sich systematisch auch auf europäischer Ebene. 25. Februar 2008 Venture Capital: Brücke zwischen Idee und Innovation? und vor allem 4). Daher scheint die kleinere Stichprobe nicht zu einer erheblichen Verzerrung der Ergebnisse geführt zu haben. Kein systematischer Mangel an Venture Capital In allen Spezifikationen in Tabelle E hat der Kapitalüberschuss eine negative Korrelation mit der abhängigen Variable. Dies bestätigt den Eindruck, dass die Umsetzung von Ideen in Innovationen vor allem von der Investitionsseite getrieben wird. Übersteigt das Fundraising die Investitionen – steht den VC-Fonds also viel Kapital zur Verfügung – ist der Einfluss auf die Transmission von Ideen zu Innovationen negativ. Das spricht dafür, dass eine autonome Erhöhung der Kapitalausstattung der VC-Fonds nicht die Umsetzungskraft einer Ökonomie stärkt. Modellsatz 2: Umsatz mit Markneuheiten Der Umsatzanteil mit Marktneuheiten in kleinen Unternehmen ist ein weiteres Maß, um den Innovationserfolg einer Volkswirtschaft zu bestimmen. Hierzu liegen Daten aus dem Community Innovation Survey aus dem Jahr 2004 vor. Allerdings ist die Stichprobengröße klein und die Datenqualität und -konsistenz umstritten (vgl. Abschnitt 4). Als Kontrollvariable dienen die Innovationsausgaben der kleinen Unternehmen (in % des Umsatzes) der vorherigen Befragung im Jahr 2000. Daraus ergibt sich eine Verzögerung von 4 Jahren zwischen den Innovationsausgaben und dem Umsatz mit Marktneuheiten. In der aktuellen CIS4-Umfrage aus dem Jahr 2004 werden die Unternehmen nach dem Umsatz mit Marktneuheiten, die in den vergangenen zwei Jahren eingeführt wurden, befragt. Diese Verzögerung ist notwendig, da es eine gewisse Zeit braucht, bis aus Innovationsanstrengungen neue Produkte entstehen. Damit fällt den VCInvestitionen die Brückenfunktion zu. Letztlich testen wir, ob es den kleinen Unternehmen gelingt, mehr neue Produkte zu platzieren – bei gegebenen Innovationsanstrengungen – wenn in deren Ländern mehr VC-Investitionen getätigt wurden. Zusätzlich schätzen wir mit Hilfe einer Interaktionsvariable, welchen Effekt das Zusammenspiel von VC-Investitionen und Innovationsausgaben hat. Positiver Zusammenhang zwischen Marktneuheiten und VC Trotz der unterschiedlichen Datenbasis bestätigen sich im Wesentlichen die Ergebnisse des ersten Modelsatzes. Die VC-Investitionen korrelieren positiv mit dem Umsatzanteil von Marktneuheiten im Jahr 2004. Gleiches gilt für die Untersegmente Seed und Startup sowie Expansion (siehe Tabelle F). Außerdem zeigt sich das bereits beobachtete Muster, dass die Koeffizienten für die Frühphasenfinanzierung höher sind als bei Investitionen in reifere Firmen. Innovationsanstrengungen kleiner Unternehmen zeigen Wirkung Wenig überraschend ist zudem, dass der Umsatzanteil mit Marktneuheiten positiv mit den Innovationsausgaben korreliert. Wie es scheint, zeigen die Anstrengungen Wirkung. Innovative Firmen scheinen zudem von öffentlichen Forschungs- und Entwicklungsausgaben zu profitieren (vgl. Modell 5), indem sie z.B. Ergebnisse der Grundlagenforschung in marktfähige Produkte umsetzen. Besonders die positive Korrelation der Interaktionsvariablen von Innovationsausgaben und den VC-Investitionen zeigt, dass Venture Capital in der Tat eine fördernde Rolle bei der Transmission spielt. Die Erklärungskraft dieses Modellsatzes ist niedriger als des vorhe2 rigen Modellsatzes: Das R liegt nur zwischen 15% und 29%. Allerdings fehlen in diesem Modellsatz die länderspezifischen Konstanten (Fixed Effects), so dass ein niedrigerer Wert zu erwarten war. 25. Februar 2008 33 65 # ! Die empirische Analyse eines Panel-Datensatzes für 15 europäische Länder und die USA bringt vor allem drei Ergebnisse: In Deutschland würde eine Verdopplung der VC-Investition die Umsetzung von Ideen in Innovationen um rd. 40% erhöhen 1. Es gibt einen positiven statistischen Zusammenhang zwischen dem Volumen an Venture-Capital-Investitionen und der Umsetzung von Ideen in kommerziell erfolgreiche Innovationen. 2. Die Kausalität scheint von Venture-Capital-Investitionen in Richtung Umsetzung zu verlaufen, d.h. mehr VC-Investitionen erhöhen die Umsetzung und nicht umgekehrt. 3. Die positive Dynamik scheint durch die Nachfrage nach Venture Capital von Seiten der innovativen Gründer ausgelöst zu werden. Eine bessere Kapitalausstattung der VC-Fonds (relativ zu den Investitionen) korreliert negativ mit zukünftigen VCInvestitionen und der Umsetzung. Startups haben große Bedeutung für wirtschaftliche Erneuerung Die Ergebnisse unterstreichen die hohe Bedeutung junger innovationsstarker Unternehmen für die wirtschaftliche Leistungskraft eines Landes. Neue Produkte und intelligentere Prozesse sind die Triebkräfte der wirtschaftlichen Erneuerung und schöpferischen Zerstörung. Innovative Startups leisten hierzu einen Beitrag, indem sie selbst neue Produkte und Prozesse am Markt etablieren, aber auch indem sie alteingesessene Unternehmen zur ständigen Weiterentwicklung und Innovation drängen. VC ist wichtige Finanzierungsform für Startups Venture Capital ist eine wichtige professionelle Finanzierungsform für innovative Unternehmensgründer. Die Analyse zeigt: Länder mit einem hohen Investitionsvolumen im VC-Bereich sind typischerweise besser in der Umsetzung von Ideen in kommerziell erfolgreiche Innovationen. Kapitalausstattung der VC-Fonds ist nicht knapper Faktor Gleichwohl scheint die Kapitalausstattung der VC-Fonds kein Investitionshemmnis darzustellen. Tatsächlich reagiert das Fundraising vergleichsweise elastisch auf Investitionsgelegenheiten. Das heißt im Umkehrschluss, dass es wenig erfolgversprechend wäre, den VC-Markt über die Kapitalisierungsseite zu stärken. Die Ergebnisse dieser Arbeit geben Hinweise für zukünftige Forschungsschwerpunkte: Die Investitionsseite scheint die entscheidenden Ansatzpunkte zu bieten. Dazu gehören zwei Elemente: Zum einen braucht es innovative Gründer, die Ideen kommerziell umsetzen wollen. Zum anderen sollten Rahmenbedingungen die VCInvestitionen nicht behindern. , Unternehmensgründer (opportunity driven), % der Bevölkerung 12 10 8 6 4 2 0 HU FR SE DE DK GB US Quellen: DB Research, GEM, 2006 34 99 Besondere Beachtung verdient die Motivation der Gründer, denn ohne Gründer sind alle anderen Maßnahmen bedeutungslos. Unternehmerischer Pioniergeist ist vor allem in den USA weit verbreitet, während europäische Talente häufiger in stabile Beschäftigungsverhältnisse streben (vgl. Grafik 33). Allerdings hat der New-EconomyBoom gezeigt, dass sich auch Europäer für innovative Gründungen begeistern lassen, wenn die Vorbilder und Rahmenbedingungen stimmen. Die Enthusiasmus für das eigene, innovative Unternehmen speist sich aus vielen Quellen: Den Gewinnmöglichkeiten, der gesellschaftlichen Annerkennung, den Risiken, den Berufsalternativen, usw. Eine genauere Analyse dieser und anderer Einflussfaktoren könnte ein präziseres Bild der Gründungsmotivation zeichnen und Handlungsoptionen aufzeigen, wie diese zu steigern ist. Der große Einfluss gesellschaftlicher Faktoren spricht für eine länderspezifische Analyse. Es ist wohl eine Vielzahl verschiedener, je 25. Februar 2008 Venture Capital: Brücke zwischen Idee und Innovation? nach Land unterschiedlicher Maßnahmen nötig, um die Zahl und den Erfolg innovativer Gründungen zu erhöhen. Es fehlen Gründer Die vorliegende Untersuchung unterstreicht die Bedeutung junger, innovationsstarker Unternehmen für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und Erneuerung einer Ökonomie. Sie zeigt, dass Venture Capital eine wichtige Funktion bei der Finanzierung innovativer aber risikoreicher Startups hat und dadurch die kommerzielle Umsetzung von Ideen in neue Produkte und Prozesse fördert. Der knappe Faktor scheint aber nicht die Ausstattung der Venture-Capital-Fonds mit Finanzmitteln zu sein, sondern die Bereitschaft zur Gründung innovativer Unternehmen. Thomas Meyer (+49 69 910-46830, [email protected]) 4 Achleitner, Ann-Kristin und Oliver Klöckner (2005). Employment contribution of Private Equity and Venture Capital in Europe. EVCA Research Paper. Aghion, Philippe und Peter W. Howitt (1998). Endogenous Growth Theory. MIT Press. Balassa, Bela (1965). Trade Liberalization and Revealed Comparative Advantage. The Manchester School of Economic and Social Studies 33. S. 99-123. Bartelsman E., S. Scarpetta und F. Schivardi (2005). Comparative Analysis of Firm Demographics and Survival: Evidence from Micro-level Sources in OECD Countries. Industrial and Corporate Change 14: 365-91. Beck, Thorsten, Ross Levine und Norman Loayza (2000). Finance and the sources of growth. Journal of Financial Economics. Volume 58. Issues 1-2, 2000. S. 261-300. Branscomb, Lewis M. und Philip E. Auerswald (2002). Between Invention and Innovation: An Analysis of Funding for Early-Stage Technology Development. Prepared for the Economic Assessment Office. Advanced Technology Program. National Institute of Standards and Technology. http://www-15.nist.gov/eao/gcr02841/gcr02-841.pdf. Bygrave, William D. und Mark Quill (2007). Global Entrepreneurship Monitor: 2006 Financing Report. London Business School. Calderón, César und Lin Liu (2003). The direction of causality between financial development and economic growth. Journal of Development Economics. Volume 72. Issue 1. S. 321-334. Da Rin, Marco, Giovanna Nicodano und Alessandro Sembenelli (2005). Public policy and the creation of active venture capital markets. ECB Working Paper. No 430. Deloitte (2007). Global trends in venture capital 2007 survey. Global report sponsored by Deloitte Touche Tohmatsu. http://www.evca.com/images/attachments/tmpl_8_art_257_att_1 212.pdf. Engel, Dirk und Max Keilbach (2002). Firm Level Implications of Early Stage Venture Capital Investment – An Empirical Investigation. ZEW Discussion Paper No. 02-82. 25. Februar 2008 35 65 Engel, Dirk (2002). The Impact of Venture Capital on Firm Growth: An Empirical Investigation. 15. Januar 2002. ZEW Discussion Paper No. 02-02. Europäische Kommission (1994). Growth, competitiveness, employment. The challenges and ways forward into the 21th century. White Paper. European Innovation Scoreboard (2006). Comparative Analysis of Innovation Performance. http://www.proinno-europe.eu/innometrics.html. European Venture Capital Association (EVCA). Yearbook. 19942007. Fueglistaller, Urs (2005). Kreativität und Innovation − Wo Ideen entstehen und wie sie zu Innovationen transformiert werden. In KMU-Magazin Nr. 7. September 2005. S. 14-16. Gambardella A., P. Giuri und A. Luzzi (2007). The market for patents in Europe. Research Policy. Volume 36. Issue 8. Oktober 2007. S. 1163-1183. George, Gerard und Eva Nathusius (2007). The European Venture Capital Market: Scaling Beyond Current Boundaries. An EVCA Special paper. Gompers, Paul A. und Josh Lerner (1999). The Venture Capital Cycle. MIT Press. Cambridge, London. Gottschalk, Sandra, Helmut Fryges, Georg Metzger, Diana Heger und Georg Licht (2007). Start-ups zwischen Forschung und Finanzierung: Hightech-Gründungen in Deutschland. Studie des ZEW-Mannheim im Auftrag der Microsoft Corporation. Hartmann, Philipp; Florian Heider, Elias Papaioannou und Marco Lo Duca (2007). The Role of Financial Markets and Innovation in Productivity and Growth in Europe. ECB Occasional Paper Series. No 72. Hege, Ulrich, Frédéric Palomino und Armin Schwienbacher (2003). Determinants of Venture Capital Performance: Europe and the United States. LSE Ricafe Working Paper 1. Hellmann, Thomas und Manju Puri (2002). Venture Capital and the Professionalization of Start-up Firms: Empirical Evidence. The Journal of Finance. Vol. 57. No. 1. Februar 2002. S. 169-197. Hofmann, Jan (2002). Free software, big business? Open SourceProgramme erobern Wirtschaft und öffentlichen Sektor. E-conomics 32. Deutsche Bank Research. Frankfurt am Main. Hofmann, Jan (2004). Innovationsstandort D: Die Gunst der Stunde. Aktuelle Themen 297. Deutsche Bank Research. Frankfurt am Main. Hofmann, Jan (2006). Deutschlands Innovationsprofil − eine kritische Bestandsaufnahme. Deutsche Bank Research. Vortrag beim Symposium: Deutschlands Herausforderung in der Hochtechnologie: Anforderungen an die High-Tech-Strategie der Bundesregierung. 6. April 2006. http://www.dbresearch.com/PROD/DBR_INTERNET_ENPROD/PROD0000000000197972.pdf. Hsu, David H. (2004), What Do Entrepreneurs Pay for Venture Capital Affiliation? The Journal of Finance. Band LIX, Nr. 4. S. 18051844. 36 25. Februar 2008 Venture Capital: Brücke zwischen Idee und Innovation? Kohn, Karsten und Hannes Spengler (2007). Gründungen im Vollerwerb stark rückläufig – Aussicht auf Trendwende in 2007. KfW Gründungsmonitor 2007. La Porta, R., F. Lopez-de-Silanes, A. Shleifer und R. Vishny (1997): Legal Determinants of External Finance. The Journal of Finance. Vol 106(6). S. 1131 – 1150. Meyer, Thomas (2006a). Venture capital: Spice for European Economies. E-conomics 60. Deutsche Bank Research. Frankfurt am Main. Meyer, Thomas (2006b). Private Equity: Spice for European Economies. Journal of Financial Transformation. Vol 18. November 2006. S. 61-69. Minniti, Maria, William D. Bygrave und Erkko Autio (2006). Global Entrepreneurship Monitor: 2005 Executive Report. London Business School. London, UK. Mortensen, Peter S. (2007). Some Evidence of data providers’ response ability and willingness. Paper presented at the 32 bn CEIES Seminar “Innovation indicators – more than technology?” 5./6. Februar 2007. van Pottelsberghe de la Potterie, Bruno und Nicolas van Zeebroeck (2008). A Brief History of Space and Time: the Scope-Year Index as a Patent Value Indicator Based on Families and Renewals. Scientometrics. 75(2). Im Erscheinen. Romain, Astrid und Bruno van Pottelsberghe de la Potterie (2004a). The Determinants of Venture Capital: Additional Evidence. Deutsche Bundesbank Discussion Paper Series 1: Studies of the Economic Research Centre No 18/2004. Romain, Astrid und Bruno van Pottelsberghe de la Potterie (2004b). The Economic Impact of Venture Capital. Deutsche Bundesbank Discussion Paper Series 1: Studies of the Economic Research Centre No 19/2004. Romer, Paul M. (1994). The Origins of Endogenous Growth. The Journal of Economic Perspectives Vol. 8. No. 1. S. 3-22. Schertler, Andrea (2007). Knowledge Capital and Venture Capital Investments: New Evidence from European Panel Data. German Economic Review 8(1). S. 64–88. Solow, Robert M. (1956). A Contribution to the Theory of Economic Growth. Quarterly Journal of Economics 70. S. 65-94. Sternberg, Rolf, Udo Brixy und Christian Hundt (2007). Global Entrepreneurship Monitor: Länderbericht Deutschland 2006. IAB und Leibniz Universität Hannover. Sternberg, Rolf; Udo Brixy und Jan Florian Schlapfner (2006). Global Entrepreneurship Monitor: Länderbericht Deutschland 2005. Ueda, Masako und Masayuki Hirukawa (2003). Venture Capital and Productivity. Working Paper. University of Wisconsin. Ueda, Masako und Masayuki Hirukawa (2006). Venture Capital and and Industrial “Innovation”. Working Paper. University of Wisconsin. Wright, Mike, Pruthi, Sarika und Andy Lockett (2005). International venture capital research: From cross-country comparisons to crossing borders. International Journal of Management Reviews 7 (3). S. 135-16. 25. Februar 2008 37 65 , " ' 2 " ' < . Abhängige Variable: Reales BIP-Wachstum Stichprobe: 20 europäische Länder für 1994 - 2005 Buyouts 2,057*** 1,800*** (0,752) (0,613) Venture Capital 4,375*** 2,365 4,361*** (1,042) (1,910) (0,997) Startup+Seed 10,237*** (3,054) TEA 0,140*** (0,046) BIP pro Kopf Aktienmarkt Arbeitslosenquote -0,00056*** -0,00052*** -7,98E-05 -0,00054 (6,60E-5) (6,40E-5) (0,0002) (6,49E-5) -0,00052*** (6,26E-5) 2,359*** 1,974*** 2,781*** 1,871*** 2,060*** (0,246) (0,263) (0,491) (0,257) (0,250) 0,097 0,110* 0,280*** 0,110 0,112* (0,071) (0,070) (0,082) (0,069) (0,067) AR(1) 0,189 0,213 - 0,204 0,184 Adjusted R² 0,64 0,64 1 0,66 0,65 Fixed Effects Ja Ja Ja Ja Ja n 197 197 79 197 197 Standardfehler in Klammern. Signifikanzniveaus: ***1%; **5%; *1. Methode: GLS (Standardfehler mit White-Korrektur). Quelle: Meyer (2006b), Datenaktualisierung für 2005 ( ) % & , ! Abhängige Variable: D(TFP)/Triadische Patente(-2) Stichprobe: 16 Länder für 1993 - 2005 (1) Log VC-Investitionen (2) (3) (4) (5) 0,037 (0,070) Log VC-Investitionen (-1) (0,12) 0,178* 0,003 (0,099) Log VC-Investitionen (-2) (0,085) 0,070 0,030 (0,077) (0,074) Log VC-Investitionen (-3) 0,089** 0,024 (0,042) (0,079) Log VC-Investitionen (-4) Reales BIP-Wachstum Log BIP p.K. Fixed Effects 0,047 0,013 (0,031) (0,049) 0,184** 0,280*** 0,265 0,093 0,233*** 0,174** (0,161) (0,169) (0,151) (0,080) (0,075) (0,090) -4,268 -5,510 0,050 -0,885 -0,892 (2,446) (3,162) (4,162) (1,558) (1,392) (1,381) Ja Ja Ja Ja Ja Ja -2,989 R² 0,405 0,410 0,376 0,579 0,708 0,713 Adjusted R² 0,336 0,342 0,295 0,517 0,659 0,651 DW 1,979 1,981 1,433 1,095 1,574 1,574 176 174 158 142 126 126 n Standardfehler in Klammern. Signifikanzniveaus: ***1%; **5% und *10%. Methode: OLS (Standardfehler mit White-Korrektur). 38 (6) 0,046 % 25. Februar 2008 Venture Capital: Brücke zwischen Idee und Innovation? 7 & !! ' Abhängige Variable: D(TFP)/Triadische Patente(-2) Stichprobe: 16 Länder für 1993 - 2005 (1) Seed (-2) (2) (3) (4) 21,633** (8,953) Startup (-2) 6,753** (3,519) Expansion (-1) 2,833* (1,573) Buyouts (-1)$ 2,449* (1,395) Reales BIP-Wachstum Log BIP p.K. Fixed Effects R² 0,104 0,124 0,285 0,264 (0,145) (0,142) (0,175) (0,175) -5,224 -5,877 -3,556 -4,316 (3,542) (3,738) (2,545) (3,121) Ja Ja Ja Ja 0,377 0,380 0,407 0,407 Adjusted R² 0,297 0,299 0,338 0,337 DW 1,433 1,438 1,999 2,018 158 158 174 171 n $ Standardfehler in Klammern. Signifikanzniveaus: ***1%; **5% und *10%. Methode: OLS (Standardfehler mit White-Korrektur). Nach Zielland (Gewicht: PE-Industrie). Abhängige Variable: Methode: Stichprobe: 16 Länder für 1993 2005 Log VCInvestitionen (-1) D(TFP)/ Triadische Patente(-2) D(TFP)/F&E Unternehmen(-1) D(TFP)/ Triadische Patente(-2) D(TFP)/ Triadische Patente(-2) D(TFP)/ Triadische Patente(-2) D(HT-Exp)/ Triadische Patente(-2) D(VAHT)/ Triadische Patente(-2) OLS OLS OLS OLS GLS GLS OLS (1) 0,307** (2) 0,216** (3) (4) 0,270* (5) 0,006*** (6) 0,008*** (7) 0,035* (0,127) (0,089) (0,145) (0,002) (0,004) (0,021) Log VC- 0,162** Investitionen (-1)$ Log F&E Staat (-2) Log F&E Unternehmen (-1) (0,082) -6,933* (3,544) -5,529*** (1,056) Reales BIP- 0,125 1,226*** 0,263 0,331 0,025*** 0,014*** 0,025 Wachstum (0,186) (0,352) (0,175) (0,315) (0,005) (0,003) (0,031) Log BIP p.K. -3,413 -4,779 -4,409 0,431 -0,410*** -0,343*** -0,769 (2,785) (3,296) (3,068) (1,991) (0,068) (0,078) (0,551) Fixed Effects Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja Jahresdummys Nein Nein Nein Ja Nein Nein Nein 0,110 R² 0,642 0,649 0,409 0,443 0,373 0,163 Adjusted R² 0,585 0,607 0,340 0,335 0,300 0,056 DW 0,296 1,389 1,978 2,009 1,264 2,339 2,787 138 169 174 174 174 168 133 n ) Standardfehler in Klammern. Signifikanzniveaus: ***1%; **5% und *10%. Methode: OLS/GLS (Standardfehler mit White-Korrektur). $ Nach Zielland (Gewicht: PE-Industrie). 25. Februar 2008 39 65 * 7 7 Abhängige Variable: D(TFP)/Triadische Patente(-2) Stichprobe: 15 Länder für 1998 - 2005 (1) Log VC-Investitionen (-1) (3) (4) 0,182 (2) 0,030 0,274* (0,169) (0,158) (0,153) Fundraising (-2)/Investitionen (-1) Reales BIP-Wachstum 0,132*** Log BIP p.K. Fixed Effects (5) (6) -0,210** -0,200** -0,270*** -0,318*** (0,095) (0,086) (0,073) (0,085) 0,097** 0,101** 0,171 0,135 (0,038) (0,040) (0,040) (0,119) (0,117) -2,411 -2,996* -2,796* -5,000* -3,603 (1,701) (1,709) (1,598) (3,012) (3,770) Ja Ja Ja Ja Ja Ja Jahresdummys Nein Nein Nein Ja Ja Ja R² 0,793 0,807 0,807 0,804 0,820 0,813 Adjusted R² 0,745 0,760 0,757 0,741 0,760 0,758 DW 2,169 2,275 2,284 2,219 2,277 2,231 96 89 89 96 89 89 n Standardfehler in Klammern. Signifikanzniveaus: ***1%; **5% und *10%. Methode: OLS (Standardfehler mit White-Korrektur). ( ) !> / Abhängige Variable: Umsatzanteil mit Marktneuheiten Stichprobe: 2004 Unternehmen mit 10-49 Beschäftigten (1) Seed+Startup† (2) (3) (4) (5) 9,464*** 11,357*** 0,353*** (5,7E-16) Expansion† 0,123*** (4,5E-16) VC-Investitionen† 0,150*** (5,4E-17) Innovationsausgaben(2000)*VC-Investitionen† (8,8E-15) Staat: F&E (-2) (2,5E-14) 0,002*** (1,2E-16) Innovationsausgaben (2000) 0,738*** 0,598*** 0,590*** (4,8E-16) (6,0E-16) (1,5E-15) -1,27E-4*** -9,34E-4*** -9,64E-4*** 1,81E-4*** (9,8E-18) (1,7E-17) (8,8E-18) (1,4E-17) (1,9E-17) 4,22E-7*** 7,13E-7*** 4,83E-7*** 7,79E-7*** 8,30E-7*** (1,6E-22) (1,3E-21) (1,3E-22) (1,3E-21) (2,4E-21) R² 0,253 0,152 0,223 0,212 0,285 n 14 14 14 14 13 Reales BIP-Wachstum BIP p.K. † Standardfehler in Klammern. Signifikanzniveaus: ***1%; **5% und *10%. Methode: OLS (Standardfehler mit White-Korrektur). Durchschnitt t-2 bis t. -1,98E-3*** 7 © Copyright 2008. Deutsche Bank AG, DB Research, D-60262 Frankfurt am Main, Deutschland. Alle Rechte vorbehalten. Bei Zitaten wird um Quellenangabe „Deutsche Bank Research“ gebeten. Die vorstehenden Angaben stellen keine Anlage-, Rechts- oder Steuerberatung dar. Alle Meinungsaussagen geben die aktuelle Einschätzung des Verfassers wieder, die nicht notwendigerweise der Meinung der Deutsche Bank AG oder ihrer assoziierten Unternehmen entspricht. Alle Meinungen können ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Die Meinungen können von Einschätzungen abweichen, die in anderen von der Deutsche Bank veröffentlichten Dokumenten, einschließlich Research-Veröffentlichungen, vertreten werden. Die vorstehenden Angaben werden nur zu Informationszwecken und ohne vertragliche oder sonstige Verpflichtung zur Verfügung gestellt. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Angemessenheit der vorstehenden Angaben oder Einschätzungen wird keine Gewähr übernommen. In Deutschland wird dieser Bericht von Deutsche Bank AG Frankfurt genehmigt und/oder verbreitet, die über eine Erlaubnis der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht verfügt. Im Vereinigten Königreich wird dieser Bericht durch Deutsche Bank AG London, Mitglied der London Stock Exchange, genehmigt und/oder verbreitet, die in Bezug auf Anlagegeschäfte im Vereinigten Königreich der Aufsicht der Financial Services Authority unterliegt. In Hongkong wird dieser Bericht durch Deutsche Bank AG, Hong Kong Branch, in Korea durch Deutsche Securities Korea Co. und in Singapur durch Deutsche Bank AG, Singapore Branch, verbreitet. In Japan wird dieser Bericht durch Deutsche Securities Limited, Tokyo Branch, genehmigt und/oder verbreitet. In Australien sollten Privatkunden eine Kopie der betreffenden Produktinformation (Product Disclosure Statement oder PDS) zu jeglichem in diesem Bericht erwähnten Finanzinstrument beziehen und dieses PDS berücksichtigen, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen. Druck: Druckerei Otto Lembeck GmbH & Co. KG, Frankfurt Print: ISSN 1619-3229 / Internet: ISSN 1619-3237 / E-Mail: ISSN 1619-4748