Hypertonie in der Schwangerschaft FHK-GHFMM

Transcription

Hypertonie in der Schwangerschaft FHK-GHFMM
Universitätsklinik für Frauenheilkunde
Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin
A-1090 Wien, Währinger Gürtel 18-20
DVR: 0000191
Hypertonie in der Schwangerschaft
FHK-GHFMM
gültig ab:27.04.2012
1
Version 02
Seite 1 von 10
GELTUNGSBEREICH UND ZWECK
AKH-MedUni Wien, Hypertonie in der Schwangerschaft
2
MITGELTENDE DOKUMENTE
FHK-GHFMM-SOP „Lungenreifung bei drohender Frühgeburt“
Siehe Literatur unter Punkt 7
3
VORBEREITUNG/VERBRAUCHSMATERIAL
keine
4
VERWENDETE ABKÜRZUNGEN/ BEGRIFFE
AL
BMI
FA
LL
OA
QB
QM
QM-GHFMM
PND-US
RR
SSW
5
Abteilungsleiter
Body Mass Index
Facharzt/FachärztIn
Leitlinie
Oberarzt/OberärztIn
Qualitätsbeauftragte(r)
Qualitätsmanagement
Qualitätsmanager der Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin der
Universitätsklinik für Frauenheilkunde
pränataldiagnostischer Ultraschall: Organscreening
Blutdruck, relatives Risiko
Schwangerschaftswoche
VERANTWORTLICHKEIT
Funktion
Erstellt
Geprüft: QM konform
OA
QB
Geprüft QM konform
Freigegeben/Klinik
Einsichtnahme
Einsichtnahme
Einsichtnahme
QM-GHFMM
AL
Vizerektorin
Ärztl. Direktor
Rektor
Name
Prof. Zeisler
Prof.Kornek
Mag. Wallner
Prof. Leitich
Prof. Husslein
Dr. Druml
Prof. Krepler
Prof. Schütz
Datum
Unterschrift
Hypertonie in der Schwangerschaft
gültig ab:27.04.2012
FHK-GHFMM
Version 02
Seite 2 von 10
Für den Inhalt verantwortlicher Autor: Univ. Prof. Dr. Harald Zeisler, Abt. für Geburtshilfe und fetomaternale Medizin, Universitätsklinik für Frauenheilkunde Wien
Für die Umsetzung der SOP sind die Abteilungsleiter der klinischen Abteilungen verantwortlich.
6
ARBEITSABLAUF/TÄTIGKEITSBESCHREIBUNG
1. KLASSIFIZIERUNG DER HYPERTENSIVEN ERKRANKUNGEN IN SCHWANGERSCHAFT UND
WOCHENBETT
Gestationshypertonie
Def.: Nach der 20. SSW auftretende Blutdruckwerte ≥ 140 und/oder 90 mm Hg ohne Proteinurie bei
einer zuvor normotensiven Schwangeren, die 12 Wochen nach der Geburt normale Blutdruckwerte
aufweist
Präeklampsie (Syn.: Gestose)
Def.: Gestationshypertonie + Gestationsproteinurie (≥ 300mg/24 h nach der 20. SSW)
Eine schwere Präeklampsie liegt vor, wenn zusätzlich mindestens eines der folgenden Kriterien erfüllt
wird: - Nierenfunktionseinschränkung (Kreatinin ≥ 0.9 g/l oder Oligurie < 500 ml/24 h)
- Leberbeteiligung (Transaminasenanstieg, schwere Oberbauchschmerzen)
- Lungenödem oder Zyanose
- Hämatologische Störungen (Thrombozytopenie, Hämolyse)
- Neurologische Symptome (schwere Kopfschmerzen, Sehstörungen)
- Fetale Wachstumsrestriktion
- Blutdruck ≥ 170 und/oder 110 mm Hg
- Proteinurie ≥ 5 g/24 h
Eklampsie
Def.:
Im Rahmen einer Präeklampsie auftretende tonisch-klonische Krampfanfälle, die
keiner anderen Ursache zugeordnet werden können.
Cave: nur in etwa 50% mit schwerer Hypertonie assoziiert und selbst bei fehlender
Hypertonie oder Proteinurie möglich (14-34% der Fälle)
HELLP - Syndrom
Def.: Trias aus:
(H) hemolysis
- Hämolyse
(EL) elevated liver enzymes - pathologisch erhöhte Leberenzyme
(LP) low platelets
- erniedrigte Thrombozytenzahl (<100.000 /μl)
Cave: In 5-15% liegt keine signifikante Proteinurie und in bis zu 20 % der Fälle keine Hypertonie vor, in
15% fehlen gleichzeitig Hypertonie und Proteinurie
Chronische Hypertonie
Def.: Präkonzeptionell oder in der ersten Schwangerschaftshälfte diagnostizierte Hypertonie ≥ 140
und/oder 90 mm Hg, die postpartal mehr als 12 Wochen persistiert
Pfropfpräeklampsie (Syn.: Pfropfgestose)
Def.: Chronische Hypertonie + Gestationsproteinurie
oder
Hypertonie in der Schwangerschaft
gültig ab:27.04.2012
FHK-GHFMM
Version 02
Seite 3 von 10
Hypertonie und Proteinurie vor der 20. SSW + Entwicklung (nach der 20. SSW)
- eines plötzlichen Anstiegs der Proteinurie oder
- eines plötzlichen Blutdruckanstiegs oder
- eines klinischen oder laborchemischen Merkmals der schweren Präeklampsie (s.o.)
2. RISIKOEVALUIERUNG:
Anamnestische Risikofaktoren
•
•
•
•
•
•
•
•
•
♣
♣
♣
Antiphospholipid-Antikörper (insbesondere Antiphospholipid-Syndrom (APS)) Æ RR ~ 9
Z.n. Präeklampsie Æ RR ~ 7
BMI > 35 Æ RR ~ 4
Vorbest. Diabetes Mellitus Æ RR ~ 3,5
Familiäre Belastung Æ RR ~ 3
Vorbest. Nierenerkrankung Æ RR ~ 3 (stark abhängig von klinischer Situation, evtl. höher)
Hypertonie Æ Risiko ↑, aber abhängig von Grunderkrankung
Autoimmunerkrankungen Æ Risiko ↑↑ (insbesondere SLE mit Nephritis u. APS )
Thrombophilie: unklar
Erstparität Æ RR ~ 2,5
Adipositas insgesamt Æ RR ~ 2
Alter > 40 Æ RR ~ 2
3. BETREUUNGSPLÄNE
3.1 BETREUUNGSPLAN FÜR SCHWANGERE MIT ANAMNESTISCHEM RISIKO (Ausnahme: ♣
gekennzeichnete Risikofaktoren):
Unabhängig von der SSW: “Präeklampsie”-Blute nur bei Hinweis auf schwere Präeklampsie
Erstkontakt
bis SSW 20:
SSW 20:
SSW 23/24:
RR, Harn4, Gewicht,
RR, Harn4, Gewicht,
PND-US
RR, Harn4, Gewicht
RR-Selbstmonitoring 1
24–Stunden–RR 2
PräeklampsieAufklärung 3
RR-Selbstmonitoring 1
24–Stunden–RR 2
PräeklampsieAufklärung 3
RR-Selbstmonitoring 1
24–Stunden–RR 2
PräeklampsieAufklärung 3
Milde
Hypertonie
Schwere
Hypertonie
Milde
Hypertonie /
Präeklampsie
Observatio:
Kontrolle SSW 20
oder 23/24
Stationäre
Aufnahme:
Maßnahmen siehe
Punkt 5
Observatio:
Kontrolle SSW
23/24
Schwere
Hypertonie /
Präeklampsie
Stationäre
Aufnahme:
Milde
Hypertonie /
Präeklampsie
Observatio:
Kontrolle SSW 27
Hypertonie in der Schwangerschaft
gültig ab:27.04.2012
FHK-GHFMM
Version 02
Seite 4 von 10
Stationäre
Aufnahme:
Maßnahmen siehe
Punkt 5
Keine Kontrolle
2 wöchige Kontrolle
Biometrie/Doppler
4 wöchige Kontrolle
2 wöchige Kontrolle
DD: virale/genetische Genese !
4 wöchige Kontrolle
Stat. Aufnahme bis 2 wöchige
Kontrolle
Milde
Observatio:
Hypertonie /
Kontrolle SSW 31
Schwere
Hypertonie /
Präeklampsie
Doppler der Arterie
uterina
Biometrie
Unauffällig
Pathologisch („Notch“,
PI)
SS-entsprechend
Wachstumsretardierung
SSW 27:
DopplerSonographie
Unauffällig
Pathologisch
RR, Harn4,
Gewicht,
RR-Selbstmonitoring 1
24–Stunden–RR 2
PräeklampsieAufklärung 3
Präeklampsie
Stationäre
Aufnahme:
Maßnahmen siehe
Punkt 5
4 wöchige Kontrolle
2 wöchige Kontrolle
4 wöchige Kontrolle
Stat. Aufnahme bis 2 wöchige
Kontrolle
Milde
Observatio:
Hypertonie /
Kontrolle SSW 35
Schwere
Hypertonie /
Präeklampsie
Biometrie
SS-entsprechend
Wachstumsretardierung
SSW 31:
DopplerSonographie
Unauffällig
Pathologisch
RR, Harn4,
Gewicht,
RR-Selbstmonitoring 1
24–Stunden–RR 2
PräeklampsieAufklärung 3
Präeklampsie
Stationäre
Aufnahme:
Maßnahmen siehe
Punkt 5
4 wöchige Kontrolle
2 wöchige Kontrolle
4 wöchige Kontrolle
Stat. Aufnahme bis 2 wöchige
Kontrolle
Milde
Observatio:
Hypertonie /
Kontrolle SSW 37
Schwere
Hypertonie /
Präeklampsie
Biometrie
SS-entsprechend
Wachstumsretardierung
SSW 35:
DopplerSonographie
Unauffällig
Pathologisch
RR, Harn4,
Gewicht,
RR-Selbstmonitoring 1
24–Stunden–RR 2
PräeklampsieAufklärung 3
Präeklampsie
Stationäre
Aufnahme:
Maßnahmen siehe
Punkt 5
Kontrolle nur bei Bedarf
2 wöchige Kontrolle
2 wöchige Kontrolle
Schwere
Hypertonie /
Präeklampsie
Biometrie
SS-entsprechend
Wachstumsretardierung
Doppler-
Unauffällig
Hypertonie in der Schwangerschaft
gültig ab:27.04.2012
SSW 37:
FHK-GHFMM
Version 02
Sonographie
Pathologisch
CTG
Unauffällig
Pathologisch
RR-Selbstmonitoring 1
24–Stunden–RR 2
PräeklampsieAufklärung 3
RR, Harn4,
Gewicht,
Seite 5 von 10
Stat. Aufnahme bis 1 wöchige
Kontrolle
2 wöchige Kontrolle
Stationäre Aufnahme
Milde
Observatio:
Hypertonie /
Kontrolle Termin
Präeklampsie
Stationäre
Aufnahme:
Maßnahmen siehe
Punkt 5
Kontrolle nur bei Bedarf
Stat. Aufnahme bis 1 wöchige
Kontrolle
2 wöchige Kontrolle
Stationäre Aufnahme
Milde
Observatio:
Hypertonie /
Kontrolle täglich
Präeklampsie
Ev. SSBeendigung
Schwere
Stationäre
Hypertonie /
Aufnahme:
Präeklampsie
Maßnahmen siehe
Punkt 5
Tägliche Kontrolle
Stationäre Aufnahme
SS-Beendigung
Schwere
Hypertonie /
Präeklampsie
Termin:
DopplerSonographie
Unauffällig
Pathologisch
CTG
Unauffällig
Pathologisch
RR-Selbstmonitoring
PräeklampsieAufklärung
RR, Harn4,
Gewicht,
CTG
Unauffällig
Pathologisch
Erläuterungen:
Ad 1:
RR-Selbst-Monitoring:
RR-Paß mitgeben, „Präeklampsie“ – Aufklärung, Erst-Kontrolle nach ca. 1 Woche
• Wenn oB → Fortsetzen des RR-Selbst-Monitorings ohne planmäßige Kontrolle
• Wenn mehr als 7/30 Messungen ≥ 140 und/oder 90 → BETREUUNGSPLAN FÜR SCHWANGERE
MIT ANAMNESTISCHEM RISIKO
Ad 2:
„Präeklampsie“-Aufklärung: Aufsuchen der Klinik notwendig bei:
“Unwohlfühlen”, Kopfschmerzen, Sehstörungen, Oberbauchschmerzen, Blutungen, verminderten
Kindesbewegungen, massiven Ödemen (Gesicht) oder starke Gewichtszunahme (> 1kg/Woche)
mehr als 7/30 Messungen ≥ 140 und/oder 90, 2x ≥ 170 und/oder 110
Ad 3:
24-Stunden-RR-Messungen:
Zuweisung ad Risikobetreuung Maternal, Telefon: 2853 bei
• Mangelnder Compliance
• Diskrepanz RR-Selbstmessung und ambulante Messung
• Als Hilfe zur Therapieentscheidung
Hypertonie in der Schwangerschaft
gültig ab:27.04.2012
FHK-GHFMM
Version 02
Seite 6 von 10
Ad 4:
Eiweißausscheidung im Urin (Proteinurie)
Der Nachweis von mehr als einer Spur (> 1+) Eiweiß im Urin-Schnelltest ist als abklärungsbedürftig
anzusehen. Im Hinblick auf die Erkrankung ist in diesen Fällen die Messung der quantitativen
Eiweißausscheidung im 24-Stunden-Sammelurin notwendig (≥ 300 mg/24 h)
3.2 BETREUUNGS PLAN FÜR SCHWANGERE MIT FEHLENDEM RISIKO:
•
•
RR in der Ambulanz > 140 und/oder 90 → RR-Selbstmonitoring, „Präeklampsie“-Aufklärung
Proteinurie (Combur) in der Ambulanz > ++ positiv → RR-Selbstmonitoring, „Präeklampsie“Aufklärung, siehe obige Erläuterungen bei „Ad 4:“
3.3 BETREUUNGSPLAN FÜR SCHWANGERE MIT ♣ GEKENNZEICHNETEN RISIKOFAKTOREN:
Individuelle Entscheidung, ob der Einschluss unter Punkt 3.1 gegeben ist
4. BEHANDLUNG AKUTER HYPERTENSIVER SCHWANGERSCHAFTS-KOMPLIKATIONEN
Ein hypertensiver Notfall in der Schwangerschaft liegt dann vor, wenn stark erhöhte Blutdruckwerte mit
Folgeerscheinungen (Sehstörungen, Schwindel, starke Kopfschmerzen, Bewusstseinsstörungen,
neurologische Ausfallserscheinungen) oder Lungenödem einhergehen. Dieser erfordert eine akute
medikamentöse Blutdrucksenkung (siehe Punkt 5). Bei einer hypertensiven Krise muss die
Blutdrucksenkung unter CTG-Kontrolle erfolgen. Die Patientinnen sind streng zu überwachen, wobei
insbesondere engmaschige Blutdruckkontrollen erforderlich werden. Eine abrupte Blutdrucksenkung ist
wegen möglicher akuter fetaler Gefährdung zu vermeiden. Die Zielwerte für den diastolischen Blutdruck
sind 90 bis 105 mmHg. Eine asymptomatische Blutdruckerhöhung ist hingegen kein hypertensiver
Notfall. In diesen Fällen ist ein individuelles Vorgehen bezüglich Blutdrucksenkung anzustreben.
5. BEHANDLUNG DER SCHWEREN FORM DER HYPERTONIE/PRÄEKLAMPSIE
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Stationäre Aufnahme
Engmaschige Blutdruckmessung, vorzugsweise 24-h Blutdruckmessung
Proteinurie-Test mittels Stix bei Aufnahme und Eiweißbestimmung im 24-h-Urin
Tägliche Gewichtskontrolle
Laborkontrolle täglich bis zu 2 x pro Woche
Verlaufskontrolle klinischer Symptome (insb. Oberbauchschmerzen, Kopfschmerzen,
Sehstörungen, Hyperreflexie, Bewusstseinsstörungen, Dyspnoe, Blutungsneigung)
7. Kontrolle der stündlichen Urinausscheidung bei schwerer Verlaufsform
8. CTG-Kontrolle 1-3 x / Tag
9. Fetometrie alle 14 Tage und Bestimmung der Fruchtwassermenge
10. Dopplersonographie wöchentlich bis täglich
11. Lungenreifung lt. Leitlinie FHK-GHFMM-SOP „Lungenreifung bei drohender Frühgeburt“, wenn
Schwangerschaftsbeendigung absehbar ist.
12. Antihypertensive Therapie:
A. First line: Ebrantil
a. Zusammenstellung: Perfusor: 2 Amp. a 50mg/10 ml Ebrantil (Urabidil-HCL)
mit 30 ml NaCl 0,9 % = 50ml
Hypertonie in der Schwangerschaft
gültig ab:27.04.2012
FHK-GHFMM
Version 02
Seite 7 von 10
b. Initialdosis: 100ml/h für 2 Minuten + ev. 2 weitere Minuten
c. Erhaltungsdosis: 5-25ml/h
d. Maximaldosis: 50ml/h
e. bei Werten unter 170 und/oder 110 Umstieg auf orale Medikation
B. Second line: Trandate
a. Bolus: 50mg Labetalol-HCL ( = die Hälfte, d.h. 10ml, von einer Ampulle Trandate a
100mg/20ml Labetalol-HCL) langsam intravenös (bis zu 3 Minuten, mindestens 1Minute)
b. Zusammenstellung des Infusiomat: 200 mg Labetalol-HCL (= 2 Ampullen Trandate a
100mg/20ml Labetalol-HCL) + 160ml NaCl 0,9 % = 200ml
c. Einstellung: 120ml/h
d. bei Werten unter 170 und/oder 110 Umstieg auf orale Medikation
C. Orale Medikation:
a. Vor SSW 20 + 0 Aldometil 500mg 3x1/2 (Maximaldosis 4000mg/Tag)
b. Nach SSW 20 + 0 Aldometil oder Ebrantil 30mg 2x1 (Maximaldosis 180 mg/Tag)
Dabei ist allerdings der off-label-use von Urapidil (=Ebrantil) zu beachten.
13. Anfallsprophylaxe
Magnesiumsulfat
a.
Zusammensetzung: Infusiomat: 10 Amp Cormagnesin a 400mg/10ml = 100ml + 400ml NaCl 0,9
= 500ml (1 Amp Cormagnesin a 400mg/10ml = 400mg/10ml Magnesium = 4g Magnesiumsulfat)
b.
Initialdosis: 120 ml/h für 20 Minuten
c.
Erhaltungsdosis: 8-16 ml/h
d.
Fortführung der Therapie 24-48 Stunden (längere Fortführung nur bei zu erwartendem Benefit für
Mutter und/oder Kind – Cave: mütterliche Nierenfunktion) bzw. bis 48 Stunden post partum
e.
Antidot bei Überdosierung: Calcium „Fresenius“ (Calciumgluconat) – 1 Amp. = 1g/10ml über
3 Minuten (ev. Wiederholung)
f.
Valium 10 mg bei Versagen der Mg-Sulphattherapie (langsam i.v.)
14. Heparin nur während parenteraler Therapie (LMW-Heparin, z.B. Lovenox, Fragmin)
15. Diuretika nur bei massivsten Ödemen oder Zeichen der Herzinsuffizienz
ZU BEACHTEN
a) Magnesiumsulfat-Reduktion bzw. Stopp :
Oligurie < 100ml in 4 Stunden
Sehnenreflexe nicht auslösbar
Atemfrequenz unter 12/min
Reduktion der fetalen Bewegungen und Variabilität der Herzfrequenz ohne Verminderung der
Akzelerationen
6. SCHWANGERSCHAFTSBEENDIGUNG BEI FOLGENDEN INDIKATIONEN ERWÄGEN:
Die Entbindung stellt bei der Präeklampsie die einzige kausale Therapie zur Heilung der Schwangeren
dar. Eine Prolongation der Schwangerschaft dient in erster Linie der Vermeidung der Frühgeburtlichkeit
und setzt einen zu erwartenden Benefit für das Kind voraus. Die Entscheidung zur Entbindung hängt
somit wesentlich vom Schwangerschaftsalter ab und ist in der Regel nach abgeschlossener 37. SSW
indiziert
6.1 Präeklampsie 35 - 37. SSW (34+0 – 36+6 SSW)
Hypertonie in der Schwangerschaft
gültig ab:27.04.2012
FHK-GHFMM
Version 02
Seite 8 von 10
In diesem Zeitraum sollte bei schwerer Präeklampsie die Beendigung der Schwangerschaft erfolgen
wegen der schon recht fortgeschrittenen kindlichen Reife. Situationen deutlich erhöhter mütterlicher
und/oder fetaler Gefährdung als Entscheidungshilfe wären:
•
•
•
•
•
•
•
•
Blutdruckwerte > 170/110mm Hg
Proteinurie
> 5 g/24 h
zunehmend eingeschränkte Nierenfunktion
Lungenödem
Zentrale Symptome (Kopfschmerzen, Übelkeit, Sehstörungen)
HELLP-Syndrom
Fetale Wachstumsrestriktion < 5. Perz. und pathol. fetoplaz. Dopplerflow
Zero- oder Reverse Flow in der A. umb.
6.2 Präeklampsie 25. – 34. SSW (24+0 – 33+6 SSW)
Neben fetalen Indikationen bestehen folgende maternale Indikationen zur Entbindung, wobei in jedem
Einzelfall die kindlichen Folgen einer Frühgeburt gegen die Dringlichkeit
der
Schwangerschaftsbeendigung aus maternaler Indikation abgewogen werden sollte.
•
•
•
•
•
•
•
Therapierefraktäre schwere Hypertonie
Therapierefraktäre Niereninsuffizienz
Akutes Lungenödem
Disseminierte intravasale Gerinnung
Persistierende schwere Oberbauchschmerzen
Neu aufgetretene schwere zentral-nervöse Symptome
Eklampsie
6.3 Präeklampsie ≤ 24. SSW
Insgesamt ist mit erheblicher maternaler und perinataler Morbidität und Mortalität zu rechnen Die
Entscheidung über die Fortsetzung der Schwangerschaft ist individuell zu treffen.
6.4. Entbindungsmodus
Die Geburt kann bei stabilem maternalem und fetalem Zustand prinzipiell auf vaginalem Wege erfolgen,
da bei optimaler Überwachung kein erhöhtes kindliches Risiko besteht.
7. HELLP-Syndrom:
7.1 Diagnostik:
Die Diagnostik des HELLP-Syndroms orientiert sich an den klinischen Symptomen [rechtsseitiger
epigastrischer Schmerz, Hypertonie, Proteinurie, neurologische Symptomatik) und an den Laborwerten
(Thrombozytenanzahl, Transaminasen (AST), LDH, Hämolyse (Haptoglobin)] Nachweis der Hämolyse
am besten durch Bestimmung des Haptoglobins (Akutphasenprotein): bei 95 – 97 % der Patientinnen
erniedrigt, sensitivster Parameter der Hämolyse. Weitere Hämolyseparameter: Nachweis von
Fragmentozyten im peripheren Blutausstrich (54 – 86 %), Gesamtbilirubin erhöht: 47 – 62 %. Die LDH
ist kein hämolysespezifischer Parameter beim HELLP-Syndrom.
Ein selektiver Anstieg des C-reaktiven Proteins ist beim HELLP-Syndrom häufig nachweisbar und nicht
Folge einer Infektion. Der rechtsseitige epigastrische Schmerz kann beim HELLP-Syndrom bereits vor
dem laborchemischen Nachweis eines HELLP-Syndroms auftreten.
Bei Nachweis von rechtsseitigen Oberbauchschmerzen nach der 18+0 SSW muss
differentialdiagnostisch ein HELLP-Syndrom ausgeschlossen bzw. nachgewiesen werden.
7.2 Fetale Entbindungsindikationen:
Hypertonie in der Schwangerschaft
gültig ab:27.04.2012
FHK-GHFMM
Version 02
Seite 9 von 10
Die Indikation zur Entbindung aus fetaler Sicht entsprechen den allgemeinen Entbindungsindikationen
unter Einsatz der bekannten diagnostischen Methoden (Doppler, sonographische Biometrie, CTG,
fetale Herzfrequenzvariabilität) unter Berücksichtigung des Gestationsalters.
7.3 Maternale Entbindungsindikationen:
Die Indikation zur Entbindung aus maternaler Sicht richtet sich nach dem Gestationsalter und dem
maternalen Zustand. Ein konservatives Vorgehen bei einem Gestationsalter unter 34 + 0 ist
grundsätzlich möglich.
Folgende spezifische Therapieregime sind bei geplanter SS-Verlängerung möglich:
1) Methylprednisolon (Urbason) 32 mg/d iv. (bzw. bei Bedarf höhere Dosierung,
Cave:Methylprednisolon ist nicht plazentagängig, so dass eine zusätzliche Lungenreife-Therapie (z.B.
Betamethason) notwendig ist
2) Dexamethason (Fortecortin) 2-3 x 10 mg/d iv.
Die Indikationen zur unverzüglichen Schwangerschaftsbeendigung richten sich nach den mütterlichen
und fetalen Indikationen wie bei der schweren Präeklampsie.
Nach der 34 + 0 SSW sollte bei nachgewiesenem HELLP-Syndrom immer eine Schwangerschaftsbeendigung erfolgen.
Hypertonie in der Schwangerschaft
gültig ab:27.04.2012
FHK-GHFMM
Version 02
Seite 10 von 10
8. RELEVANTE KLINISCH-CHEMISCHE LABORPARAMETER
Parameter
pathologisch
Hämoglobin
> 13 g/dl
Hämatokrit
> 38%
Thrombozyten
< 100.000/µl
- ein Abfall der Thrombozyten muss innerhalb weniger Stunden kontrolliert werden (Cave: HELLP-Syndrom)
SGPT
Anstieg
SGOT
Anstieg
LDH
Anstieg
Bilirubin (indirekt)
>1,2 mg/dl
Harnsäure
> 5 mg/dl ab 32. SSW
Kreatinin
> 0,9 mg/dl
Eiweiß im Urin
> 0,3 g/24 h
Haptoglobin
Abfall
Andere Blutgerinnungsteste
(z.B. Antithrombin
< 70%
Fibrinogenabfall
< 150 mg/dl
D-Dimer Anstieg oder vergleichbare Tests wie TAT (Thrombin-Antithrombin-Komplex)
oder FP 1+2 (Prothrombin-Fragmente))
7
LITERATUR
Quelle: http://www.uni-duesseldorf.de/awmf/ll/015-018.htm; Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft
Schwangerschaftshochdruck/Gestose der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und
Geburtshilfe e.V. (DGGG). Diagnostik und Therapie hypertensiver
Schwangerschaftserkrankungen
8
ERLÄUTERUNGEN
Keine
9
ÄNDERUNGEN
Datum
Version
12.12.2011
02
Änderung
Aktualisierung des Layouts, Änderung des Namen der Vizerektorin