wmw Skriptum
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W Band 5 / Heft 11 www.springer.at/wmw P. b. b. Verlagspostamt 1201 Wien 03Z035235 ISSN Print 0043-5341 ISSN Electronic 1563-258X 11/08 skriptum Kongressjournal wmw Wiener Medizinische Wochenschrift 17. bis 18. Oktober 2008, Salzburg Gemeinsame Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Hypertensiologie und der Österreichischen Gesellschaft für Nephrologie Österreichische Gesellschaft für Nephrologie Wissenschaftliche Leitung: Prim. Univ.-Doz. Dr. Bertram Hölzl, Prim. Univ.-Prof. Dr. Max Pichler, OA Dr. Hermann Salmhofer inhalt 11/08 Inhalt brief der herausgeber 4 Willkommen in Salzburg M. Pichler, H. Salmhofer, Salzburg, B. Hölzl, St. Veit/Pongau 5 Die chronische Nierenschwäche ist ein Problem der Überflussgesellschaft, das auch vor Österreich nicht Halt macht Gemeinsame Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Hypertensiologie und der Österreichischen Gesellschaft für Nephrologie R. Kramar, Wels beiträge 8 Shuntmonitoring mit Color-Doppler-Ultraschall C. Schwarz, Linz 9 Arterielle Funktionsanalyse: Arterial stiffness und Pulswellenreflexionen T. Weber, Wels 12 Vitamin K, Matrix Gla-protein and vascular calcification C. Vermeer and L. J. Schurgers, Maastricht 13 Neues zur Peritonealdialyse A. Vychytil, Wien Tagungsort Salzburg 15 24-Stunden-Blutdruckmonitoring R. Zweiker, Graz 19 Stellenwert der Kalziumantagonisten in der Hochdrucktherapie P. Grüner, Salzburg 20 Nierenerkrankungen – nicht-traditionelle Risikofaktoren M. Ketteler, Coburg 22 Epidemiologie der chronischen Nierenerkrankungen R. Kramar, Wels 24 Lupus und Vaskulitis I. Neumann, Wien 26 Vitamin D in health and disease D. S. Grimes, Blackburn 28 Stellenwert der Statine bei der Behandlung des Hypertonikers Österreichische Gesellschaft für Nephrologie Ch. Säly und H. Drexler, Feldkirch 30 Pharma News 31 Impressum wmw Skriptum 11/2008 3 brief der herausgeber Willkommen in Salzburg! Sehr geehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege, Der Bluthochdruck ist bei über 50 % der erwachsenen Bevölkerung vorhanden und wesentliche Ursache für Schlaganfall, Demenz, Herzinfarkt und Herzinsuffizienz sowie Niereninsuffizienz und Herzrhythmusstörungen, insbesondere Vorhofflimmern. Unsere immer älter werdende Bevölkerung sowie Bewegungsmangel und Übergewicht (ab früher Jugend!) sorgen dafür, dass die Häufigkeit der Hypertonie zunimmt. Demgegenüber wird die Hochdruckkrankheit heute noch immer von Ärzten und Bevölkerung unterschätzt. Sie tut ja anfänglich nicht weh, die Messung des Blutdrucks ist ärztliche Nebensache geworden, und mit der Medikamentenverordnung werden in weniger als 20 % die therapeutischen RR-Zielwerte tatsächlich erreicht! Die Beiträge unserer interdisziplinären Tagung spiegeln die vielfältigen Aspekte der Hypertonie wider und zeigen spannende neue Entwicklungen auf: ➧ Praktische Aspekte zur Blutdruckmessung (ABDM) und zur Gefäßsteifigkeit, ➧ Pro- und Kontra-Sitzungen zur Frage der J-Kurve, der interventionellen Versorgung der Nierenarterienstenose oder der „routinemäßigen“ Gabe von Aspirin beim Hochdruckkranken, ➧ Bluthochdruck bei Kindern und Jugendlichen hat eine zunehmende klinische Relevanz, dazu gibt es nunmehr auch klare Richtlinien zur medikamentösen Therapie, ➧ eine Analyse der Hochdrucktherapie mit der Frage nach „Neuem“ in den Leitlinien sowie neue Ergebnisse zum Hochdruckmanagment bei sehr betagten Patienten, ➧ in den beiden Festvorträgen wird auf den Zusammenhang von Proteinurie und Hypertonie und Hypertonie und Demenz eingegangen, ➧ Daneben erfolgt u. a. die Vorstellung des neuen direkten Renininhibitor (DRI) Aliskiren sowie Ansatzpunkte und Ergebnisse zur Impfung gegen Angiotensin II als Hochdrucktherapie, in einer eigenen Sitzung am Samstag Nachmittag ist die Tagung insbesondere auch für Ärzte aus Salzburg offen, um in einem speziellen Seminar das praxisrelevante Hochdruckmanagment mit Spezialisten zu diskutieren, ➧ dies wird ergänzt durch Satellitensymposien, Workshops und Übersichtreferaten zu weiteren Facetten des Hochdrucks. Die Nephrologie sieht sich einer beschleunigt steigenden Zahl von Nierenerkrankungen gegenüber. ➧ Daher ist die Epidemiologie der chronischen Niereninsuffizienz in Österreich ein Schwerpunkt dieser Tagung. Spezielle Aspekte betreffen den erforderlichen Ausbau der Peritonealdialyse, Überlegungen zur nephrologischen Strukturplanung und die Herausforderung, rasch junge Nephrologen in allen Facetten des Fachgebietes auszubilden, um die Versorgung der Bevölkerung künftig sicherzustellen. Gesundheitspolitische Strategien, insbesondere die geplante Neuordnung der nephrologischen Versorgung mit Definition von Referenzzentren, Schwerpunkten und nephrologischen Einrichtungen runden diese Sitzung ab. ➧ Aktuellste Inzidenz- und Prävalenz-Daten der Nierenersatzverfahren werden im Jahresbericht des Österreichischen Dialyse- und Transplantationsregisters vorgestellt. ➧ Forschergruppen aus ganz Österreich präsentieren neueste Erkenntnisse zu zahlreichen Fragestellungen der klinischen und experimentellen Nephrologie. ➧ Ein weiterer Themenschwerpunkt behandelt den Komplex der kalzifizierenden Arterio- und Arteriolopathie bei Niereninsuffizienz. In diesem Zusammenhang wird auch auf die universelle Bedeutung von Vitamin D in der Physiologie wie in der Pathogenese zahlreicher Erkrankungen eingegangen. In verblüffender Weise sind hier alte, vergessene Empirie und neueste pathophysiologische Erkenntnisse zu verknüpfen. Kalzifizierungsregulierende Proteine wie Fetuin-A und Fibroblast-Growth-Factor-23 sowie das 4 11/2008 Prim. Univ.-Prof. Dr. Max Pichler Salzburg Prim. Univ.-Doz. Dr. Bertram Hölzl St. Veit/Pongau OA Dr. Hermann Salmhofer Salzburg wmw Skriptum brief der herausgeber Anti-Alterungs-Hormon Klotho erweitern unser Verständnis der Entstehung der kalzifizierenden Arteriopathie und der Bedeutung nicht-traditioneller kardiovaskulärer Risikofaktoren. Das Matrix-GLA-Protein als lokaler und zirkulierender Kalzifizierungshemmer beeinflusst – funktionell abhängig vom Ausmaß der Vitamin-K-Sättigung – extraossäre und vaskuläre Kalzifizierungen. Für die Kalziphylaxie als schwerste Form der kalzifizierenden Vaskulopathie sind neue, vielversprechende Therapieansätze erkennbar. ➧ Ein State-of-the-art-Vortrag zur Zellvolumen-Regulation spannt den Bogen zwischen Pathophysiologie und Klinik. ➧ Satelliten-Symposien behandeln Klinik und aktuelle Therapie-Optionen der Myelomniere, das Management der renalen Anämie mit Erythropoietin und den Paradigmenwechsel in der Therapie des renalen Hyperparathyreoidismus. Der Shunt-Workshop bietet einen Überblick zu neuen Methoden des Shunt-Monitoring und der Chirurgie sowie die Gelegenheit zu praktischen, duplexsonographischen Übungen. ➧ Zum Abschluß des Programmes geben Update-Vorträge konzise Überblicke zu Bedeutung und Selbstverständnis der nephrologischen Konsiliartätigkeit, zu neuen Indikationen der Peritonealdialyse, zur aktuellen Therapie von Lupus-Nephritis und Vaskulitiden sowie zu Pathogenese und künftigen Therapieansätzen der Zystennieren und anderer Ziliopathien. Wir wünschen Ihnen einen schönen Aufenthalt in Salzburg und hoffen auf einen regen Gedankenaustausch, Prim. Univ.-Prof. Dr. Max Pichler Salzburg Prim. Univ.-Doz. Dr. Bertram Hölzl St. Veit/Pongau OA Dr. Hermann Salmhofer Salzburg Tagungspräsidium und wissenschaftliche Leitung Die chronische Nierenschwäche ist ein Problem der Überflussgesellschaft, das auch vor Österreich nicht Halt macht Infektiöse Pandemien, die noch vor 100 Jahren über den Erdball gezogen sind, gehören dank der modernen Medizin und vor allem durch die Fortschritte bei der Gesundheitsversorgung der Vergangenheit an. In den meisten Teilen der Welt zählen heute die Folgen der Überflusserkrankungen zu den Haupttodesverursachern. Dazu zählen Herzerkrankungen, Hochdruck und Diabetes mellitus. Der Öffentlichkeit ist nicht bewusst, dass diese Erkrankungen nicht selten durch die Nieren töten. Diabetes mellitus und vaskuläre Schäden infolge des Hochdrucks sind weltweit und auch in Österreich die Hauptursachen des terminalen Nierenversagens. Die chronische Niereninsuffizienz steht beispielhaft für die „Globalisierung einer Erkrankung“. Was wir heute essen, hängt im Wesentlichen von der Nahrungsproduktion ab. Die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln hat in vielen Nationen zu Übergewicht und chronischen Erkrankungen geführt und damit faktisch den Hunger vergangener Generationen abgelöst. Mit dem Übergewicht kommen Diabetes mellitus und chronische Niereninsuffizienz. Die globale Bedeutung der chronischen Niereninsuffizienz kann durch Erkenntnisse der vergleichenden Epidemiologie gezeigt werden. Die höchsten Zuwachsraten der terminalen Niereninsuffizienz finden sich in den Staaten der dritten Welt. In einer Studie an 200.000 Versicherten in Taiwan ist die Prävalenz von 1,9 % in 1996 auf 9,83 % in 2003 angestiegen. wmw Skriptum Prim. MR Dr. Reinhard Kramar Wels 11/2008 5 brief der herausgeber Wenig überraschend waren dabei Diabetes mellitus, Hochdruck und Hyperlipidämie die assoziierten Risikofaktoren. Der Hauptrisikofaktor war aber ein anderes Produkt der Erfolgsgeschichte der modernen Medizin, nämlich das fortgeschrittene Lebensalter. In einem multivariaten Modell hatten über 75-Jährige im Vergleich zu den 20-Jährigen ein 13-faches Risiko zur chronischen Niereninsuffizienz (Odds ratio 13,95). Die Zahl der Dialysepatienten und Nierentransplantierten stieg in Österreich in den letzten 10 Jahren um etwa 50 % von 5.310 auf 7.738. Der Zuwachs kann dabei nur teilweise durch eine Zunahme des Hochdrucks und Diabetes mellitus im gleichen Zeitraum erklärt werden. Ein nicht unwesentlicher Faktor der Entwicklung ist die zunehmend alternde Bevölkerung. Das terminale Nierenversagen hat nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für die Gesellschaft bedeutende Implikationen. Der zu leistende Tribut ist, gemessen an der Zahl der Betroffenen, unverhältnismäßig hoch. In Österreich belaufen sich die geschätzten Dialysekosten für 3.947 prävalente Dialysepatienten im Jahre 2007 auf über 220 Millionen Euro (3 Milliarden ATS). Dabei machen Dialysepatienten und Transplantierte zusammen mit 7.738 Patienten weniger als 0,1 % der Bevölkerung aus. Wir haben Hinweise darauf, dass etwas über 10 % der Bevölkerung an einer chronischen Nierenschwäche leiden und nur einem Bruchteil der Betroffenen ist dies bewusst. Der Bevölkerung, den praktizierenden Ärzten und den verantwortlichen Gesundheitsbehörden mangelt es allerdings derzeit noch am Bewusstsein der enormen Bedeutung des Problemkreises der chronischen Niereninsuffizienz. Von der nephrologischen Gesellschaft wurde angesichts der enormen zukünftigen Bedeutung des Problems die Einrichtung von nephrologischen Referenzzentren für jeweils 500.000–700.000 Einwohner vorgeschlagen. Neben der fachlich fundierten Versorgung von Dialysepatienten sowie Nachbetreuung von Nierentransplantierten sollten diese Referenzzentren gemeinsam mit den bestehenden Gesundheitseinrichtungen die Risikopopulation für die chronische Niereninsuffizienz frühzeitig erfassen, um den derzeit noch weit verbreitet bestehenden therapeutischen Nihilismus zu durchbrechen. Durch eine rechtzeitige Behandlung der betroffenen Patienten kann die Krankheitsprogression verzögert werden. In einigen Bundesländern, darunter Salzburg, ist bei den Verantwortlichen das Bewusstsein für die Einrichtung und adäquate Ausstattung derartiger Zentren noch nicht vorhanden. Bei den laufenden Verhandlungen zum künftigen Gesundheitsplan in Österreich sind einige Landesvertreter sehr stark bemüht, Nephrologie auf die alleinige Dialysebehandlung zu reduzieren. Auffallend dabei ist, dass zu den Verhandlungen selbst keine Fachexperten beigezogen werden. Ich wage vorauszusagen, dass die chronische Niereninsuffizienz bei der zukünftigen Gesundheitsplanung einen zentralen Part einnehmen wird. Es wäre an der Zeit, die Strukturen bereits jetzt dem tatsächlichen Bedarf anzupassen. Reinhard Kramar Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Nephrologie 6 11/2008 wmw Skriptum beiträge Christoph Schwarz, Abteilung für Innere Medizin III, Schwerpunkt Nephrologie, Krankenhaus der Elisabethinen, Linz Shuntmonitoring mit Color-Doppler-Ultraschall Die beste nicht-invasive Methode Der Dialysezugang ist die Lebensader des Hämodialysepatienten. Ein optimaler Gefäßzugang erhöht die Lebensqualität des Patienten, verhindert häufige Hospitalisierungen und ist damit auch ein relevanter ökonomischer Faktor. Die Überwachung der Shuntfunktion soll mögliche Shuntprobleme erkennen bevor sie klinisch manifest werden, um auch rechtzeitig Maßnahmen setzten zu können (z. B. PTA einer Stenose) und damit Shuntthrombosen zu verhindern. Zum Monitoring stehen mehrere Methoden zur Verfügung: Venöse und arterielle Druckmessungen während der Dialyse werden erst bei klinisch manifesten Shuntdysfunktionen auffällig. Mittels der Ultraschalldilutionsmethode kann auch vom Pflegepersonal einfach während der Dialyse das Shuntflussvolumen gemessen werden. Ein vermindertes Shuntflussvolumen (z. B. < 400 ml/min bei einem Ci- phie die optimale Methode um Veränderungen am Shunt frühzeitig erkennen zu können. Es wird daher in Folge näher auf diese Methode eingegangen. Präoperative diagnostische Möglichkeiten des Color-DopplerUltraschalls Die Ultraschalldiagnostik des Shuntpatienten beginnt eigentlich schon mit der präoperativen Diagnostik des Gefäßsystems. Mit Hilfe des Ultraschalls können Stenosen des zuführenden arteriellen Gefäßsystems gut beurteilt werden. Zusätzlich werden der Gefäßdurchmesser und die Flussrate der A. radialis gemessen. Durchmesser von < 0,16–0,2 cm sind mit einer höheren Rate von „nicht-dialysefähigen Shunts“ assoziiert. Weiters sollte die A. radialis und A. ulnaris auch bei Anlage von Oberarmshunts exploriert wer- Tab. 1: Prüfung des Shuntflussvolumens Shuntflussvolumen optimal kritisch maximal AV-Fistel > 400 ml/min < 300 ml/min 1500 ml/min Graft > 800 ml/min < 650 ml/min 1500 ml/min minoshunt) oder der Abfall des Shuntflussvolumen um > 25 % weisen auf eine Shuntproblematik hin. Mit dem ColorDoppler Ultraschall kann sowohl das Shuntflussvolumen, als auch morphologische Veränderungen am Shunt erkannt werden. Damit ist es neben der Angiogra- den, um mögliche spätere Stealphänomene zu vermeiden. Die Elastizität der Arterien wird durch den Faustschlusstest geprüft. Nach einem einminütigen kräftigen Faustschluss und anschließender Öffnung der Faust sollte sich der triphasische Fluss in den Unterarmarterien in einen bi- ZUM AUTOR Priv.-Doz. Dr. Christoph Schwarz Abteilung für Innere Medizin III Schwerpunkt Nephrologie A.ö. Krankenhaus der Elisabethinen Linz Fadingerstraße 1 4010 Linz Fax: ++43/732/7676-4306 E-Mail: [email protected] 8 11/2008 phasischen Fluss mit einem Widerstandsindex < 0,7 verwandeln. Letztendlich muss ein geeignetes venöses Gefäß (Durchmesser > 0,25 cm), welches nicht zu tief liegt (max. Tiefe 0,6–0,8 cm) gefunden werden um das präoperative Shuntmonitoring zu komplettieren. Es erfolgt gleichzeitig die Beurteilung von größeren venösen Kollateralen, welche, wenn diese Anastomosen-nahe liegen, im Rahmen der Shuntanlage ligiert werden können. Postoperative diagnostische Möglichkeiten des Color-DopplerUltraschalls Eine Woche nach Shuntanlage kann mit einer Shuntflussvolumenmessung bereits überprüft werden, ob eine weitere gute Shuntentwicklung zu erwarten ist (bei AV-Fistel: Shuntflussvolumen > 200 ml/ min). Unmittelbar vor der ersten Punktion erfolgt eine neuerliche Prüfung des Shuntflussvolumens (Tab. 1). Weiters kann morphologisch die optimalen Punktionsstellen eruiert werden, was Fehlpunktionen reduziert. Das eigentliche Shuntmonitoring mit Color-Doppler-Ultraschall Eine Color-Doppler-Ultraschalluntersuchung sollte bei allen Shunts alle 3 Monate durchgeführt werden. Sollten sich grenzwertige Auffälligkeiten ergeben, muss nach 4 Wochen wieder kontrolliert werden. Das Monitoring besteht aus der Beurteilung der zuführenden Arterie, der Anastomose und der Shuntvene und des gesamten venösen Abflusses im Längsund Querschnitt. Dabei sollte primär auf Stenosierungen geachtet werden. Zusätzlich können damit partielle Thrombosen und (Pseudo)-Aneurysmen erkannt werden. Mit der Shuntflussvolumenmessung wird bestätigt, ob eine erkannte Stenose auch klinisch relevant ist. Dies ist vor allem bei Stenosierungen um 50 % von Relevanz. Während die Shuntflussvolumenmessungen theoretisch auch während der Dialyse durchgeführt werden können, kann die Beurteilung von Stenosen eigentlich nur vor der Dialysebehandwmw skriptum Gemeinsame Jahrestagung Hypertensiologie und Nephrologie Tab. 2: Beurteilung von Stenosen vor der Dialysebehandlung Shuntstenosekriterien → Shuntflussvolumen Kalibersprung des Gefäßes > 50 % Flussbeschleunigung: Aliasing Peak systolic velocity > 400 cm/sec Peak systolic velocity ratio > 2,0 lung erfolgen. Bei AV Fisteln liegt die Stenose oft im Anastomosenbereich: indirekte Zeichen der Stenose (z. B. Aliasing, triphasisches Flussprofil der Arterie) sind hier oft leichter anzuwenden. Ein turbulenter Strom im Bereich der Anastomose ist immer zu erwarten. Durch Kompression der zuführenden Arterie wird der Fluss gedrosselt und die Diagnostik in der Anastomosenregion erleichtert (Tab. 2). Weitere Einsatzmöglichkeiten des Color Doppler-Ultraschalls Thrombosen: Diese können oft direkt nachgewiesen werden (fehlender rigen Druck im venösen Abfluss der Shuntvene, kommt es tendenziell zum retrograden Fluss des Arterienblutes über den Handbogen nach Ciminoshuntanlagen. Dieses Steal-Phänomen ist bei bis zu 90 % der Patienten zu beobachten, bereitet aber meist keine Probleme. Kommt es zur klinischen Symptomatik, so spricht man vom Steal-Syndrom. Risikolage Fluss); ein sichtbarer Thrombus spricht für ein nicht ganz rezentes Geschehen. Eine fehlende Kompression der Shuntvene ist nicht gleichzusetzen mit einer Thrombose, da die Shuntvene im Laufe der Zeit „arterialisiert“ und nicht mehr vollständig komprimierbar ist. Ein indirektes Zeichen ist ein triphasischer Fluss in der zuführenden Arterie. Aneurysmen: Bestimmung des Ausmaßes von Aneurysmen und deren Wachstumstendenz, sowie die Beobachtung von Teilthrombosierungen. Auch Pseudoaneurysma (z. B. nach Fehlpunktionen) können leicht erkannt werden. Steal-Phänomene: Durch den nied- Präoperatives Risiko: Widerstandsindex der Arterie > 0,7, Stenosen im Bereich der Armarterien. Postoperativ: Genaue Inspektion der zu- und abführende Teile der Arterie. Vor bzw. während der Hämodialyse mit Kontrolle der Flussrichtung. Eine Flussumkehr beweist dabei ein Steal-Syndrom. Solche Stealphänomene sind häufig bei Diabetikern mit OA-Shunts zu beobachten. Zusammenfassung Das Shuntmonitoring mittles ColorDoppler-Ultraschall stellt die beste nichtinvasive Methode zur Evaluierung der Shuntsituation dar. Nachteile dieser Diagnostik liegen im hohen Zeitaufwand und der Untersucherabhängigkeit. ■ Thomas Weber, II. Interne Abteilung, Kardiologie und internistische Intensivmedizin, Klinikum Wels-Grieskirchen Arterielle Funktionsanalyse: Arterial stiffness und Pulswellenreflexionen Erhöhte Steifigkeit der Arterien führt zu einer Kaskade von negativen Effekten In den beim Europäischen Hochdruckkongress 2007 in Mailand vorgestellten neuen Empfehlungen der Europäischen Hochdruckgesellschaft und der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft zum Management der arteriellen Hypertonie wird die Messung der Pulswellengeschwindigkeit (Pulse wave velocity; PWV) zur Abschätzung eines Endorganschadens des arteriellen Systems ausdrücklich empfohlen („Recommended Test“ wie z. B. auch Echokardiographie, Fundoskopie, Glukosetoleranztest, wmw skriptum 24-Stundenblutdruckmessung). Auch die nichtinvasive Ermittelung des zentralen (aortalen) Blutdrucks und des damit in Zusammenhang stehenden Augmentationsindex (AIx) wird günstig beurteilt, hier werden jedoch noch zusätzliche Studien gefordert. Arterial stiffness Nachdem bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts das Interesse der Hypertensiologen vornehmlich dem peripheren Gefäßwiderstand gegolten hat (der sich im diastolischen Blutdruck annäherungsweise widerspiegelt), hat sich im letzten Jahrzehnt der Fokus zum systolischen Blutdruck und zum Pulsdruck hin verschoben. Diese stehen pathophysiologisch der Elastizität der großen Arterien und der Aorta nahe – der „arterial stiffness“. Da die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Pulswelle (Pulswellengeschwindigkeit – englisch „Pulse wave velocity: PWV“) invers mit der Dehnbarkeit der Arterie zusammenhängt, kann man aus die11/2008 9 beiträge ser PWV recht einfach auf die Steifigkeit der Arterie schließen. Bei jungen Personen beträgt die PWV in der aszendierenden Aorta ca. 4–5 m/sec, in der abdominellen Aorta ca. 5–6 m/sec, und in der A. iliaca und A. femoralis ca. 8–9 m/sec, bei 80-jährigen Personen kann die Carotis-Femoralis (cf ) PWV auf mehr als 12 m/ sec ansteigen. Da die Aorta den größten Anteil an der Dämpfungsfunktion der Arterien hat, das Herz unmittelbar mit den Auswirkungen einer erhöhten Steifigkeit der Aorta (nicht aber z. B. der A. radialis) konfrontiert ist und da nur die aortale (bzw. cf ) PWV unabhängige prognostische Bedeutung besitzt, ist die Messung der cf PWV klinisch am bedeutsamsten. Die Messung der Steifigkeit (PWV) an den oberen und unteren Extremitäten dürfte geringere prognostische Bedeutung besitzen, kann aber aus anderen Gründen (UE: periphere arterielle Verschlusserkrankung; OE: typischer Blutdruckmessort) von Interesse sein. Die Messung der cf PWV wird derzeit als der „Goldstandard“ zur Bestimmung der arteriellen Steifigkeit angesehen. Die Gründe sind vielfältig: es ist eine einfache, direkte (Weg/Transitzeit), robuste, nicht-invasive und gut reproduzierbare Methode, deren (unabhängige!) prognostische Bedeutung in zahlreichen epidemiologischen Studien gezeigt wurde. Methodik Die Bestimmung der Transitzeit erfolgt üblicherweise durch Ermittlung des Fußpunktes der Pulswelle an der rechten A. carotis communis und der rechten A. femoralis und simultane oder R-Zacken getriggerte Ermittlung des Zeitintervalls zwischen beiden Punkten. Der Weg wird an der Körperoberfläche gemessen. Die wesentlichsten klinischen Determinanten der PWV sind Alter und Blutdruck, zu einem geringeren Anteil die klassischen und auch neuere (CRP) kardiovaskuläre Risikofaktoren. Pulswellenreflexionen Als weiterer hämodynamisch relevanter Parameter kommen die Pulswellenreflexionen ins Spiel: An Stellen mit Impedanzänderung (Bifurkationen, insbesondere aber am Übergang der kleinen Arterien in die Arteriolen) wird die initiale, vom Herzen generierte Druckwelle reflektiert. Das Ausmaß dieser Pulswellenreflexionen hängt zu einem großen Teil von der Geometrie und Anzahl, aber auch vom Tonus der Arteriolen ab. Die reflektierte Welle wird nun wieder mit der PWV nach zentral propagiert und addiert sich an jedem Punkt mit der initialen Welle. Bei jungen gesunden Personen erreicht die reflektierte Welle die aszendierende Aorta nun in der Diastole (NACH Aortenklappenschluss) desselben Herzzyklus, in dem die antegrade Welle generiert wurde, erhöht dadurch den diastolischen Blutdruck und fördert die (in der Diastole stattfindende) Koronarperfusion. Bei älteren Personen erreicht die reflektierte Welle durch die höhere PWV die aszendierende Aorta schon in der Systole (VOR Aortenklappenschluss), erhöht somit die kardiale Nachlast und beeinträchtigt potentiell die Koronarperfusion. Neben dem verfrühten Eintreffen der reflektierten Pulswelle kann sich auch ihre Verstärkung (je nach Zustand der Mikrozirkulation; s.o.) zusätzlich negativ auf die kardiale Belastung auswirken. Die systolische Druckerhöhung durch die reflektierte Pulswelle kann nun computerunterstützt sehr einfach quantifiziert werden, am häufigsten wird dieser Anteil durch den „Augmentationsindex“ ausgedrückt. Zunehmendes Alter, aber auch Erkrankungen wie Hypertonie und Diabetes führen zu einem progressiven Verlust der Elastizität der großen Arterien (Degeneration des Elastin, etc.), vor allem der Aorta. Dies beeinträch- ZUM AUTOR OA Priv.-Doz. Dr. Thomas Weber II. Interne Abteilung Kardiologie und internistische Intensivmedizin Klinikum Wels-Grieskirchen Grieskirchnerstrasse 42 4600 Wels Fax: ++43/7242/415-3992 E-Mail: [email protected] 10 11/2008 tigt die Dämpfungsfunktion der Aorta und manifestiert sich als erhöhte PWV, als verfrühte / vermehrte Pulswellenreflexionen (mit den schädlichen Auswirkungen besonders am Herzen) und als vermehrte Transmission der Pulsationen in die prädisponierte (weil nur einen geringen Widerstand aufweisende) Mikrozirkulation von Gehirn und Niere. Zentraler Blutdruck Während der diastolische Blutdruck (= DBP) und der arterielle Mitteldruck nun im arterielolen System im Wesentlichen konstant sind, ergibt sich der systolische Blutdruck (= SBP) und der Pulsdruck (= PP) an jeder Stelle des arteriellen Systems aus der Summe von antegrader und reflektierter Welle. Durch die Zunahme der Steifigkeit von zentral nach peripher und die Pulswellenreflexionen kommt es zu einer Zunahme des SBP und des PP von der Aorta bis zur A. brachialis (A. femoralis) - Pulsdruckamplifikation. SBP und PP unterscheiden sich deutlich zwischen Aorta und der Peripherie, wobei der zentrale Blutdruck (und nicht der am Oberarm gemessene) derjenige ist, der an Herz und ZNS wirksam ist: der SBP in der Aorta determiniert die kardiale Nachlast, der DBP in der Aorta ist für die koronare Perfusion relevant, der PP in der Aorta ist ein Schlüsselparameter für die physiologischen (Alter) und pathologisch-akzelerierten (Hypertonie, Diabetes) degenerativen Veränderungen der großen Arterien. Die muskulären Arterien (A. brachialis, A. radialis) sind davon viel weniger betroffen. Der optimale Zustand – das Eintreffen der reflektierten Pulswelle in der aszendierenden Aorta in der Diastole – ist bei gesunden Jugendlichen gegeben. Mit zunehmendem Alter erreicht die reflektierte Pulswelle durch Zunahme der PWV die aszendierende Aorta schon in der Systole und erhöht hier den SBP und den PP, während der DBP abnimmt. Mithilfe der sogenannten Pulswellenanalyse, die auch den Augmentationsindex ermittelt, kann nicht-invasiv auf den zentralen SBP (den SBP in der aszendierenden Aorta) rückgeschlossen werden. Klinische Relevanz Vereinfacht gesagt, könnte man das Ausmaß der Schädigung der großen Gefäße (ausgedrückt als PWV / Augmentationsindex / zentraler Blutdruck) als kumulatives Maß der vorangegangenen Exposition gegenüber kardiovaskulären wmw skriptum beiträge Risikofaktoren bezeichnen, modifiziert durch die individuelle Empfindlichkeit des Einzelpatienten für die jeweiligen Noxen. Dementsprechend ließ sich in zahlreichen Studien zeigen, dass die angegebenen Marker eine prognostische Aussage erlauben, die weit über die klassischen Risikofak- toren (Cholesterin, Rauchen, aber auch den Brachialisblutdruck) hinausgeht, wobei die Datenlage derzeit (noch?) am besten für die PWV ist. Auch eine therapeutische Beeinflussung der genannten Marker – und damit der elastischen Gefäßeigenschaften selbst – ist nicht-pharmakologisch und pharmakologisch möglich. Ziel der Sitzung über „Arterielle Funktionsanalyse“ bei der Jahrestagung 2008 ist es, anhand von Beispielen aus der Praxis Erfahrungen über die Durchführung der Messungen im Alltag auszutauschen und die Messwerte in einen klinischen Kontext zu stellen. ■ Cees Vermeer and Leon J. Schurgers, VitaK and Cardiovascular Research Institute CARIM, Maastricht University, The Netherlands Vitamin K, Matrix Gla-protein and vascular calcification Treatment option of vascular complications in renal disease The function of vitamin K is to mediate the conversion of certain glutamate residues into gammacarboxy-glutamate (Gla) in members of the Gla-protein family. The Gla-residues are essential for the activity of these proteins. Matrix Gla-protein (MGP) is one of the 14 Gla-proteins identified thus far; it is abundantly synthesized in the arterial vessel wall and it is a powerful inhibitor of soft tissue calcification. Transgenic MGP-deficient animals died from massive arterial calcification leading to rupture of the aorta, and human MGP-deficiency (Keutel syndrome) is known to be associated with extensive vascular complications. Comparable effects were observed in animals in which the Gla-formation in MGP had been blocked by the vitamin K-antagonist warfarin, and in several papers strongly increased calcification of arteries and heart valves was reported as an adverse effect of oral anticoagulant therapy. These data demonstrate that the formation of MGP and its activation by vitamin K are key features in the prevention of arterial calcification. Two forms of MGP available for testing Puc-MGP: a disease marker for arterial calcification MGP is a small but complex protein containing two sites for posttranslational modification: the phosphoserine (Pser) domain (aa 3-15) with three serine residues that may be phosphorylated, and the Gla-domain (aa 35-54) with four glutamate residues that may undergo the vitamin K-dependent carboxylation reaction transforming them into Gla. Both Pser and Gla are negatively charged groups with a high affinity for calcium. In healthy adults not all MGP molecules are phosphorylated and carboxylated, so that four species may occur (Fig. 1). Monoclonal antibodies have been prepared against each of these four conformations and are available for immunohistochemical analysis of MGP species in tissues; moreover, ELISA-based techniques have been developed for their quantification in plasma. In this paper we evaluate the diagnostic utility of two forms: phospho-uncarboxylated MGP (designated as Puc-MGP) and desphospho-uncarboxylated MGP (designated as Duc-MGP). Like the bone Gla-protein osteocalcin, about 30 % of all circulating MGP occurs in the uncarboxylated form in all healthy subjects who don’t use vitamin K supplements. Only upon taking supplements containing 3-10 fold the dietary reference intake for vitamin K both proteins are completely carboxylated. This implies that non-supplemented subjects are not optimally protected against vascular calcification; for subjects receiving oral anticoagulants the situation is even worse. With its strong affinity for precipitated calcium salts including hydroxyapatite, Puc-MGP is set free in the blood stream in the absence of arterial calcifications, but is entrapped in the vessel wall if calcifications are present, where it can be identified at sites of calcification by immunohistochemical techniques. Consequently, circulating Puc-MGP is strongly decreased in patients with arterial calcifications, and we have found an inverse correlation between Puc-MGP plasma levels and the extent of calcification. Patients on hemodialysis were shown to be extremely low in Puc-MGP, which is consistent with the extensive arterial calcifications commonly seen in these patients. Therefore, PucMGP may become a test for rapid screening of end-stage renal disease patients for existing calcifications. THE AUTHOR Cees Vermeer, PhD Associate Professor of Biochemistry VitaK & Cardiovascular Research Institute CARIM University of Maastricht PO Box 616 6200 MD Maastricht The Netherlands Fax: ++31/43/388 4159 E-mail: [email protected] 12 11/2008 Duc-MGP: a risk marker for the progression of arterial calcification Unlike Puc-MGP, Duc-MGP has no affinity sites for calcium, and is readily sewmw skriptum Gemeinsame Jahrestagung Hypertensiologie und Nephrologie Fig. 1: The four possible conformations of MGP. Globes represent Phosphoserine, triangles are Gla, empty places are non-phosphorylated or non-carboxylated positions. The horizontal line represents the 84 aminoacid residue chain. From top to bottom: MGP that is both phosphorlyated and carboxylated (the active form); non-phosphorylated carboxylated MGP (not discussed here); phospho-uncarboxylated MGP (here designated as Puc-MGP); desphospho-uncarboxylated MGP (here designated as Duc-MGP) creted into the blood stream. Duc-MGP is only formed in the absence of vitamin K and therefore reflects the vitamin K status of the vessel wall: high circulating DucMGP suggests a poor vitamin K status of the arteries and thus low production of active MGP and little protection against calcification. In a large comparative study we have found average values for Duc-MGP: 429 pmol/L in healthy adults, 899 pmol/L in aortic stenosis, 1046 pmol/L in patients on oral anticoagulation, and 2318 pmol/L in patients on hemodialysis. This classifies hemodialysis patients as a population at extreme risk for the rapid progression of calcification. In a subsequent study we have found that using a vitamin K supplement (MenaQ7, NattoPharma) Duc-MGP could be substantially and significantly decreased in these patients. Vitamin K administration: a new lead for treatment of vascular complications in renal disease In contrast to the vitamin K-dependent blood clotting factors (all synthesized in the liver), all Gla-proteins of extrahepatic origin that have been identified thus far show incomplete carboxylation, and thus sub-optimal biological activity. This strongly suggests vitamin K insufficiency in various tissues including the vessel wall, resulting in impaired calcification-inhibitory activity of locally synthesized MGP. In a number of clinical trials both in healthy volunteers and in patients, it has been demonstrated that MGP carboxylation (= activation) can be improved in a dose-dependent way using MenaQ7 as a source of vitamin K. Optimal MGP activity may be important in healthy adults, it probably is critical in patients at increased risk for calcification including those with chronic kidney disease. Remarkably, these patients are often treated with coumarins (still further decreasing vitamin K status and MGP activity) or phosphate (increasing their plasma Ca x P product and requirement for active MGP). On the basis of recent findings both treatments must be regarded as calcification inducing, and should be replaced – where possible – by treatment with high doses of vitamin K. ■ Andreas Vychytil, Klinische Abteilung für Nephrologie und Dialyse, Universitätsklinik für Innere Medizin III, Medizinische Universität Wien Neues zur Peritonealdialyse – Erweiterung des Indikationsspektrums Moderne Peritonealdialyse als Alternative zur Hämodialyse Der Anteil an Peritonealdialyse (PD)-Patienten an der Gesamtdialysepopulation ist in verschiedenen Dialysezentren sehr unterschiedlich und liegt in vielen Ländern, darunter auch Österreich, unter 10 %. Der Prozentsatz an PD-Patienten wird sowohl durch nicht-medizinische als auch durch medizinische Faktoren beeinflusst (Abb. 1). Unter den medizinischen Faktoren hat die Zusammensetzung der Patientenpopulation Bedeutung. Zum Beispiel ist die Zahl an Patienten mit Kontraindikationen für PD in verschiedenen Zentren unterschiedlich. Wichtig ist aber auch die Tatsache, dass die Indikation zur PD oft sehr streng beziehungsweise zu streng gestellt wird und dadurch die Zahl der mit diesem Verfahren behandelten Patienten wmw skriptum niedrig bleibt. Ich möchte deshalb hier einige Beispiele besprechen, wie das Indikationsspektrum für PD und auch der Zugang zur PD verbessert werden könnten. Eventuelle Einschränkungen der PD Patienten mit polyzystischer Nierenerkrankung werden von vielen Zentren eher mit Hämodialyse (HD) behandelt. Die PD wird bei diesen Patienten als problematisch angesehen, da einerseits der intraperitoneale Druck und damit das Risiko von Hernien oder Dialysat-Leaks mehr als bei anderen PD-Patienten erhöht sein könnte. Andererseits besteht eine Assoziation zwischen Zystennieren und Divertikulose, mit möglicherweise ungüns- tigem Einfluss auf die Inzidenz der gram-negativen Peritonitis bei diesen Patienten. Einzelne klinische Studien zeigen zwar eine erhöhte Inzidenz von Hernien und oder Dialysat-Leaks, aber eine vergleichbare Peritonitisrate bei Zystennierenpatienten im Vergleich zu anderen PDPatienten. Eine rezente Studie berichtet, dass das Patientenüberleben und das technische Überleben bei PD-Patienten mit Zystennieren und einer nach Alter, Geschlecht und Dialysedauer gematchten Gruppe von PD-Patienten mit anderen Nierenerkrankungen vergleichbar ist. Auch der Patient mit chronischer Transplantatinsuffizienz wird von vielen Zentren nicht als idealer Kandidat für eine PD-Behandlung angesehen. Die Immunsuppression erhöht das Risiko für infekti11/2008 13 beiträge öse Komplikationen. Außerdem ist bei diesen Patienten im Vergleich zu anderen Patienten die Nierenrestfunktion rascher rückläufig, was möglicherweise das Erreichen adäquater Clearance besonders an der PD erschwert. Retrospektive Studien zeigen allerdings größtenteils ein vergleichbares Überleben von PD-Patienten mit chronischer Transplantatinsuffizienz und nicht-transplantierten chronischen PD-Patienten. Auch das Überleben von Patienten mit chronischer Transplantatinsuffizienz an der HD und PD ist vergleichbar. Hämodynamisch schonend Die PD ist bei Patienten mit Herzinsuffizienz eine gute Behandlungsoption, da sie im Gegensatz zur intermittierenden HD eine hämodynamisch schonende Elimination von Urämietoxinen und Flüssigkeit sowie eine bessere Mobilisation des Aszites ermöglicht. Vor allem bei Patienten mit Herzinsuffizienz bietet die PD auch den Vorteil, dass sowohl die Anlage eines Dialyseshunts (hämodynamische Belastung!) als auch eines (tunnelierten) Zentralvenenkatheters (Sepsisgefahr!) nicht notwendig ist. Obwohl brauchbare vergleichende Studien über den Effekt der PD im Vergleich zur HD bei herzinsuffizienten Patienten fehlen, zeigen verschiedene Arbeiten, dass die PD bei diesen oft hämodynamisch instabilen Patienten die Zahl und Dauer von Krankenhausaufenthalten reduziert und zu einer deutlichen klinischen Verbesserung führt. Wer profitiert am meisten von einer PD? Bei herzinsuffizienten Patienten kann bei noch ausreichend vorhandener Nierenrestfunktion oft bereits die Aszitesdrainage oder ein einmalig pro Tag durchgeführter Wechsel mit Icodextrinlösung (Verweilzeit über Nacht) zu einer Stabilisierung führen. Auch für Patienten mit Le- Abb. 1: Faktoren, die den Prozentsatz von Peritonealdialyse (PD)-Patienten an der Gesamtdialysepopulation beeinflussen berzirrhose ist die PD hämodynamisch schonender. Aufgrund der ausgezeichneten Ultrafiltration und/oder Aszitesbildung ist meist die Verwendung von Dialyselösungen mit niedriger Glukosekonzentration ausreichend. Der peritoneale Proteinverlust nimmt bei PD-Patienten mit Leberzirrhose im Laufe der Behandlung parallel mit dem Rückgang des Aszites ab, auf das erhöhte Risiko gram-negativer Peritonitiden ist bei stark eingeschränkter Lebersynthese zu achten. Besteht ein ausgeprägter Aszites, ist die Tidal-PD das Verfahren der Wahl. Bei dieser Form der automatisierten PD wird bei jedem Cycler-Zyklus nur ein Teil des initialen Füllvolumen gewechselt, der Rest des Dialysates oder Aszites verbleibt in der Peritonealhöhle. Nur mit diesem Verfahren ist daher ein kontrollierter Aszitesablauf während der gesamten Behandlung möglich. Sowohl für Patienten mit Herzinsuffizienz als auch für jene mit Leberzir- ZUM AUTOR a.o. Univ.-Prof. Dr. Andreas Vychytil Klinische Abteilung für Nephrologie und Dialyse Universitätsklinik für Innere Medizin III Medizinische Universität Wien Währinger Gürtel 18-20 1090 Wien Fax: ++43/1/40400-4499 E-Mail: [email protected] 14 11/2008 rhose gilt allerdings, dass aufgrund der großen Ko-Morbidität die Dialyse oft nicht alleine durchgeführt werden kann und in diesem Fall das Vorhandensein einer Hilfsperson notwendig ist. Hier könnte in Zukunft die assistierte PD (mit mobilen Pflegekräften) einen besonderen Stellenwert bekommen. PD bei akutem Nierenversagen Der Stellenwert der PD bei akutem Nierenversagen (ANV) war bisher fraglich. In einer randomisierten Studie hatten Patienten mit ANV im Rahmen einer Sepsis an der kontinuierlichen venovenösen Hämofiltration (HF) einen rascheren Rückgang des Serumkreatinins, einen vollständigeren Ausgleich der Azidose und ein besseres Überleben als Patienten, bei denen in derselben Situation PD durchgeführt wurde. Allerdings wurden zur PD Methoden verwendet, die nicht dem heutigen Standard entsprechen. Die zahlreichen Dialysatwechsel erfolgten manuell. Dies ist mit einer höheren Peritonitisgefahr verbunden, die das Patientenüberleben beeinflussen könnte. Obwohl die Peritonitisrate überraschend niedrig war, hatten 42 % der mit PD behandelten Patienten im Rahmen der Beobachtungszeit ein trübes Dialysat. Dialysattrübung bei geringen Dialysat-Leukozytenzahlen und negativer Kultur schließen eine Peritonitis bei diesen Patienten jedoch nicht aus, da die Dialysat-Verweilzeiten kurz wmw skriptum Gemeinsame Jahrestagung Hypertensiologie und Nephrologie waren und vermutlich alle Patienten antibiotisch behandelt wurden. Die PD wurde in dieser Studie mit Acetatlösungen durchgeführt, deren Verwendung aufgrund der Assoziation mit einer erhöhten Inzidenz an peritonealen Fibrosen als obsolet gilt. Obwohl die peritoneale Fibrose eine Langzeitkomplikation ist, wäre es möglich, dass auch der Azidoseausgleich mit moderneren biokompatibleren Dialysat-Lösungen besser gelungen wäre. Eine weitere Einschränkung der oben zitierten Studie ist, dass sie ausschließlich bei septischen Patienten (69 % Malaria, 31 % bakterielle Sepsis) durchgeführt wurde. Moderne PD gleichwertig der HD Eine neuere randomisierte Studie verglich den Effekt einer automatisierten PD mit jenem einer täglichen HD bei Patienten mit akutem Nierenversagen (je nach Gruppe hatten 40–50 % der Patienten ein akutes Nierenversagen im Rahmen einer Sepsis, 22–25 % im Rahmen einer kardialen Dekompensation, und 11–16 % ein ANV nach verschiedenen operativen Eingriffen). Es fand sich zwischen den Gruppen kein Unterschied in der Mortalität oder in der Zahl der Patienten mit wieder- erlangter Nierenfunktion. Allerdings war die Zeit bis zum Wiedererlangen der Nierenfunktion in der PD-Gruppe kürzer als in der HD-Gruppe. Auch wenn in dieser Studie keine mit HF behandelten Patienten eingeschlossen wurden, wurde die Bedeutung der PD auch als Behandlungsoption des ANV unterstrichen. Eine Möglichkeit, das Indikationsspektrum und gleichzeitig den Zugang zur PD zu verbessern, stellt der ungeplante Dialysebeginn mit PD dar. In einer Arbeit von Povlsen wurde die automatisierte PD als initiale Behandlungsform bei 52 Patienten mit ungeplantem Dialysebeginn und in der gleichen Zeitperiode bei 88 Patienten mit geplantem Dialysebeginn gewählt. Die Gesamtzahl der infektiösen Komplikationen und das technische Überleben waren in beiden Gruppen gleich, mechanische Komplikationen traten aber in der Gruppe der PD-Patienten mit ungeplantem Start häufiger auf. Die Autoren haben daraufhin das initiale Dialysatfüllvolumen dieser Patienten reduziert. In einer anderen Studie hatten 60 von 171 andialysierten Patienten einen ungeplanten Start der Behandlung (ohne Shunt oder PD-Katheter). Die Patienten wurden initial akut über einen temporären zentralvenösen Katheter hämodialysiert und dann über die Nierenersatztherapien aufgeklärt. Es wurde allerdings in diesen Informationsgesprächen betont, dass aufgrund des bei HD über einen tunnelierten Zentralvenenkatheter erhöhten Risikos für septische Komplikationen die PD in dieser Situation die Behandlung erster Wahl sei. Von den 60 Patienten mit ungeplantem Dialysebeginn hatten 19 Patienten medizinische Kontraindikationen für PD und wurde daher hämodialysiert. Von den 41 Patienten ohne medizinische Präferenz für eines der beiden Dialyseverfahren begannen 34 Patienten mit PD, aber nur 7 Patienten mit HD. In einer multivariaten Analyse unter Berücksichtigung der Co-Morbidität hatte das Dialyseverfahren keinen Einfluss auf die Mortalität dieser Patienten. Fazit Zusammenfassend zeigen diese Beispiele, dass bei Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz aufgrund neuerer Daten mehrere Möglichkeiten bestehen, das Indikationsspektrum für PD zu erweitern. ■ Robert Zweiker, Klinische Abteilung für Kardiologie, Universitätsklinik für Innere Medizin, Medizinische Universität Graz 24-Stunden-Blutdruckmonitoring Goldstandard für Therapie-Einstellung, -Kontrolle und Prognose Das ambulante Blutdruckmonitoring stellt den mittlerweile etablierten Goldstandard von Seiten der Blutdruckmessung für Diagnose, Therapiekontrolle und Prognosebeurteilung des Hypertonikers dar. Die Datenlage betreffend die Normalwerte und die Therapieziele wird immer konsistenter. So befassen sich mittlerweile Empfehlungen von allen großen hypertensiologischen Gesellschaften mit dieser Methode. Die österreichische Gesellschaft für Hypertensiologie hat unter der Ägide des Präsidenten Prof. Dr. J. Slany eine Übersicht über den derzeitigen Stand der Blutdruckbeurteilung durch die verschiedenen Messmethoden erstellt (Tab. 1), wmw skriptum der in Kürze im Journal für Hypertonie publiziert werden wird. In der Folge wird auf die derzeit gültigen Empfehlungen für das ambulante Blutdruckmonitoring eingegangen. Warum 24 h-Messung? Neue, immer zahlreicher werdende Studienergebnisse zeigen, dass alternative Messformen zur Blutdruckbeurteilung wie die Selbstmessung, aber besonders das ambulante Blutdruckmonitoring einen Ausweg für Schwachstellen in der Risikostratifizierung und auch der Therapiekontrolle unserer Patienten anbieten. Der Goldstandard der Blutdruckmessung – die invasive arterielle Messung – findet aus verständlichen Gründen nur auf Intensivstationen, Katheter- oder Forschungslabors Anwendung. Mittels des ambulanten Blutdruckmonitorings ist jedoch eine exzellente nichtinvasive Annäherung an diesen Goldstandard möglich. Zahlreiche Vergleichsuntersuchungen betreffend die prognostische Aussagekraft für den individuellen Hypertoniker sowohl ohne als auch mit Therapie zeigen überlegene Ergebnisse für verschiedenste Parameter des ambulanten Monitorings im Vergleich zu Ergebnissen der Gelegenheitsmessung. Vorteilhaft ist nicht nur die Abbildung der 11/2008 15 beiträge Blutdrucksituation außerhalb der Ordination/Ambulanz/Klinik, sondern auch die Darstellung des zirkadianen Blutdruckrhythmus sowie der als immer wichtiger erkannten Blutdruckwerte während der Nachtstunden. Tab. 1: Normalwertgrenzen für verschiedene Blutdruckmessverfahren, adaptiert nach den ESH/ESC-Guidelines 2007 Technik des ambulanten Blutdruckmonitorings Für das ambulante Monitoring des Blutdrucks stehen zahlreiche, gut validierte Geräte zur Verfügung. Eine aktuelle Liste der geprüften Erzeugnisse findet sich unter der regelmäßig gewarteten Homepage www.dableducational.org. Als Blutdruckmesstechnik wird im Allgemeinen die oszillometrische Messung angewandt, die den Nachteil einer exakten Positionierung eines Mikrophons über der Arteria brachialis, das bei auskultatorisch arbeitenden Geräten notwendig ist, überflüssig macht. Eine Programmierung über den PC ist ebenso selbstverständlich wie eine Integration der Ergebnisse in diverse Ärzte-Software-Produkte. Zumindest 75 % der Messungen sollten innerhalb eines Messzeitraums auswertbar sein. Ein Tagebuch ist zur Zuordnung von Aktivitätsund Ruhezeiten sowie zur Feststellung der Schlafphase hilfreich. Weiters sollte der Zeitpunkt der Medikamenteneinnahme exakt nachvollziehbar sein. Einstellung des Gerätes Blutdruckmessungen sollten während der 24-stündigen Messperiode so häufig wie möglich stattfinden. Eine Programmierung in 15-minütigen Intervallen während der Wach- bzw. 30 Minuten während der Schlafenszeit hat sich bewährt. Keinesfalls sollte während der Nachtstunden ein längeres Intervall eingestellt werden, da eine kontinuierlich zunehmende Anzahl an Studien und Metaanalysen die besondere prognostische Bedeutung des nächtlichen Blutdrucks unterstreicht. Der häufig vorgebrachte Einwand, die Störung Messverfahren Blutdruck Ordinations-Messung 140/90 Ambulante RR-Messung 24-Stunden-RR Tages-RR Nacht-RR 125-130/80 130-135/80-85 115-120/65-70 des Schlafes durch das Aufpumpen der Manschette würde die Aussagekraft verfälschen, wird durch Studienergebnisse konterkariert, die eine ausreichende Aussage über die Höhe des nächtlichen Blutdrucks bei allen Patienten möglich machen, die nicht mehr als 2 Stunden Schlafdefizit im Vergleich zu einer Nacht ohne Ambulantes Blutdruck-Monitoring (ABDM) aufweisen. Dies trifft bei > 85 % der untersuchten Patienten zu. Als Definition für das Nacht- bzw. Tagesintervall kann das Tagebuch herangezogen werden. Alternativ dazu können fixe Zeitintervalle programmiert werden, in denen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden kann, dass der Patient wach ist (9:00–21:00 Uhr) und eine Schlafperiode von 1:00–6:00 Uhr. Nachteilig bei der nicht an den Tagesablauf des Einzelpatienten angepassten Programmierung ist die Tatsache, dass eventuelle White-Coat-Effekte (situative Blutdruckerhöhungen) oder der early morning surge (Anstiegssteilheit des Blutdrucks in den frühen Morgenstunden unmittelbar nach dem Aufwachen) nicht erfasst werden, da die genaue Erfassung des Tätigkeitsprofils sowie der Schlafensphase für diese Berechnungen unumgänglich ist. Eine Erfassung über die Analyse des 24-Stunden-Profils (zum Beispiel Herzfrequenzabfall als Marker für die Schlafphase) ist aber auch bei Verwendung von einer Standardprogrammierung ohne ZUM AUTOR Ao. Univ.-Prof. Dr. Robert Zweiker Klinische Abteilung für Kardiologie Universitätsklinik für Innere Medizin Medizinsche Universität Graz Auenbruggerplatz 15 8036 Graz Fax: ++43/316/385-3733 E-Mail: [email protected] 16 11/2008 Abb. 1: Definition der Abweichungen des zirkadianen Blutdruckprofiles von der Norm = Dipping. Verwendet wird vor allem der systolische Blutdruck zur Einteilung der verschiedenen Dipping-Kategorien. Wichtig ist, die Berechnung des Nacht-RR möglichst exakt auf die Schlafenszeit zu beziehen Zuschnitt auf den individuellen Patienten möglich. Normalwerte bei 24 h-Blutdruckuntersuchungen Der Bereich der Normalität in ambulanten 24-Stunden-Blutdruckprofilen ist arbiträr. Eine Reihe von verschiedenen Ansätzen zur Definition der exakten Normalwerte wurde bereits durchgeführt. Sicher ist, dass die Normalwerte deutlich unter den Grenzen für die Ordinationsmessung zu liegen kommen. Der Tagesmittelwert sollte < 135/< 85 mmHg liegen (optimal < 130/< 80), der Nachtmittelwert < 120/< 70 (optimal < 115/< 65). Der 24-hMittelwert wird < 130/< 80 mmHg als normal definiert. Eine besondere Bedeutung sowohl zur Risikostratifizierung als auch zur Diagnose einer möglichen sekundären Hypertonie kommt der zirkadianen Rhythmik des Blutdrucks zu. Unterschieden wird das normale Verhalten von in der Abbildung 1 beschriebenen Abweichungen. wmw skriptum beiträge Tab. 2: 24-h-Blutdruckmessung-Indikationen mit Verrechenbarkeit laut Vertrag mit der Stmk. Gebietskrankenkasse (2008) a) Nicht klärbarer Hypertonieverdacht bei unzureichender Klärung eines Hypertonieverdachtes durch die Kombination von Sprechstunden- und Selbstmessung b) Nachweis ausschließlich in der Nacht auftretender Blutdruckerhöhungen bei: ➧ ➧ ➧ ➧ sekundärer Hypertonie Präeklampsie Schlafapnoe Hypertoner Herzhypertrophie c) Neueinstellung und Therapiekontrolle bei Problempatienten unter antihypertensiver Therapie: ➧ ➧ ➧ bei Patienten mit diastolischem Blutdruck über 115 mm/Hg ➧ nach Schlaganfall, Herzinfarkt ➧ mit Herzinsuffizienz ➧ mit echokardiographisch festgestellter Linkshypertrophie ➧ mit Diabetes mellitus ➧ mit fehlender Rückbildung von Organschäden*) ➧ mit Wechselschichtdienst ➧ mit Symptomen von „Überbehandlung“ (z. B. unerklärbarer Schwindel)*) zur Überprüfung von Wirkdauer und Dosisintervallen bei antihypertensiver Therapie*) bei Schwangeren mit EPH-Gestose Medizinische Erläuterungen: Untersuchungshäufigkeit: ➧ einmal zur Diagnostik ➧ ein- bis mehrmalige Kontrolluntersuchung(en) bei ungenügender medikamentöser Einstellung *) Nur bei unzureichender Klärung durch die Kombination von Sprechstundenmessung und Selbstmessung Nachtwerte besonders wichtig Insbesondere eine fehlende Nachtabsenkung kann als Hinweis für das mögliche Vorliegen einer sekundären Hypertonie gewertet werden. So sind das Schlaf-Apnoe-Syndrom sowie renale und zahlreiche endokrine Hypertonieformen typischerweise mit einem Non-Dipping des zirkadianen Blutdruckprofils verbunden. Jedenfalls ist die überragende prognostische Bedeutung des nächtlichen Blutdrucks sowohl bei behandelten als auch bei unbehandelten Patienten durch eine exzellente Datenlage abgesichert (Abb. 1). Zur Beurteilung der Höhe des nächtlichen Blutdrucks ist aber festzuhalten, dass hiermit die Blutdruckhöhe während der Schlafensphase gemeint ist und somit der Schlaf-Wachrhythmus des untersuchten Individuums für die Analyse bekannt sein muss (z. B. Schichtarbeit). Weitere in ihrer Aussagekraft noch nicht abschließend beurteilbare Parameter der ambulanten Blutdruckmessung sind die Blutdruckvariabilität (angegeben Standardabweichung vom Mittelwert) sowie die morgendliche „Blutdruckaufstockung“ (early morning surge). Definiert wird der letztgenannte Wert als Unterschied zwischen den niedrigsten 18 11/2008 Nachblutdruckwerten und dem Blutdruckmittel in den ersten beiden Wachstunden. Ein möglicher direkter Zusammenhang mit einem frühmorgendlich überschießenden Sympathikotonus erklärt die schlechtere Prognose von Patienten mit einem early morning surge > 55 mmHg. Wie auch in der Ordinationsoder der Selbstmessung kann ein erhöhter Pulsdruck (> 53 mmHg Unterschied zwischen systolischem und diastolischem RR-Wert) mit einer höheren kardiovaskulären Ereignisrate assoziiert werden. ➧ therapieresistente Hypertonie, ➧ Hypertonie in der Schwangerschaft. Indikationen für die 24-StundenMessung Indikationen zur Reevaluierung mittels ABDM Aufgrund der deutlich erhöhten Aussagekraft in diagnostischer und prognostischer Hinsicht sollte keinem Hochdruckpatienten die Durchführung einer 24-Stunden-Blutdruckmessung vorenthalten werden. Patienten mit Weißkittelhypertonie sollten zur Diagnosesicherung nach 3–6 Monaten neuerlich mittels ABDM untersucht werden. Wenn die Diagnose bestätigt wird, ist trotzdem mit einer Konversion zu einer therapiebedürftigen Hypertonie in 5–20 % der Fälle zu rechnen. Follow-up-Untersuchungen in 1- bis 2jährigen Abständen sind daher empfehlenswert. Beispiel zur Verrechnung der ABDM mit der Stmk. Gebietskrankenkasse siehe Tabelle 2. ■ Literatur beim Verfasser Gesicherte Indikationen bestehen für ➧ Verdacht auf Weißkittelphänomen, ➧ Verdacht auf nächtliche Hypertonie, ➧ Verdacht auf maskierte Hypertonie, ➧ Nachweis des nächtlichen Blutdruckverhaltens (zirkadiane Rhythmik), Potentielle Indikationen stellen dar ➧ ältere Patienten, ➧ Hinweise zur Therapieoptimierung, ➧ Typ-1-Diabetiker, ➧ Verdacht auf orthostatische Hypotonie, ➧ autonome Dysfunktion, ➧ Evaluation des frühmorgendlichen Blutdruckanstieges, ➧ Verdacht auf obstruktives SchlafApnoesyndrom mit Hypertonie. wmw skriptum Gemeinsame Jahrestagung Hypertensiologie und Nephrologie Peter Grüner, Bluthochdruckambulanz der Universitätsklinik für Innere Medizin 2, Kardiologie und internistische Intensivmedizin, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg Stellenwert der Kalziumantagonisten in der Hochdrucktherapie Bedeutung im Therapieplan höher anzusetzen Die 2007 aktualisierten Leitlinien der Europäischen Hypertoniegesellschaft (ESH) haben immer stärker das Augenmerk auf die Erfassung des individuellen Risikos gelenkt, also den reinen Bedarf einer Blutdrucknormalisierung insofern relativiert, als in Abhängigkeit vom kardiovaskulären Gesamtrisiko manchmal auch ein initialer nichtmedikamentöser Therapiebeginn durch Ausschöpfung der Allgemeinmaßnahmen für zumindest einen befristeten Zeitraum legitim ist, bevor dann eventuell eine zusätzliche Pharmakotherapie (ACE-Hemmer, Angiotensinrezeptorblocker, Kalziumkanalblocker, Thiaziddiuretika und Betablocker in der Primärtherapieempfehlung der ESH) etabliert wird. Gleichzeitig wird aber die unbedingte Notwendigkeit einer exakten Untersuchung auf Begleiterkrankungen, subklinischen wie manifesten Zielorganschäden festgehalten. Interessanterweise zeigt sich dann wie zum Beispiel in der Trophy-Studie, in der Patienten mit einer Prähypertonie (systolisch 130-139 mmHg) mit einem Angiotensinrezeptorblocker versus Plazebo behandelt wurden, dass bei einer gründlichen weiteren Untersuchung die eigentlich anfangs oberflächlich betrachtet gesunden Patienten beträchtlich mit Risikofaktoren beladen waren (95 % der Studienteilnehmer hatten einen, 80 % zwei oder mehr und 31 % vier oder mehr kardiovaskuläre Risikofaktoren). Die Schlussfolgerung daraus ist dann doch für viele genau auf das Gesamtrisiko hin untersuchte Patienten der bal- dige Beginn einer medikamentösen antihypertensiven Therapie in Abhängigkeit von eben dieser oft ungünstigeren Konstellation als eigentlich zuerst angenommen. Kalziumantagonisten/ACE-Hemmer als first-line Therapie Hier haben nun vor allem die Ergebnisse der Ascot-Studie (Betablocker/ Thiaziddiuretikum-basierte antihypertensive Therapie vermag Schlaganfälle mit weniger Effizienz zu senken als eine Kalziumantagonisten/ACE-Hemmer-basierte) den Stellenwert der Betablocker in der Bluthochdrucktherapie verändert, was sich auch in den Empfehlungen der Österreichischen Hypertoniegesellschaft widerspiegelt (wo diese aus dem Primärtherapievoschlag mit wenigen Ausnahmen entfernt wurden und damit dort dann ACE-Hemmer, Angitensinrezeptorblocker, Thiaziddiuretika, Kalziumkanalblocker empfohlen werden). Besonders die Kombination Betablocker plus Thiaziddiuretikum bei Patienten mit einem metabolischen Syndrom oder einem hohen Risiko für die Entwicklung eines Diabetes mellitus sollte vermieden werden. Natürlich muss auch kritisch angemerkt werden, dass die Rückstufung vor allem auf Atenololdaten beruht, die nun zur Verfügung stehenden vasodilatierenden Betablocker wie Nebivolol und Carvedilol dürften hier besser abschneiden. Die Epidemiologie der Stoffwechselerkrankungen, vor allem ZUM AUTOR OA Dr. Peter Grüner Universitätsklinik für Innere Medizin 2 Kardiologie und internistische Intensivmedizin Paracelsus Medizinische Privatuniversität Müllner Hauptstraße 48 5020 Salzburg Fax: +43/662/4482-4111 E-Mail: [email protected] wmw skriptum im Zusammenhang mit dem Zunehmen bewegungsarmen Lebensstils, führt aber zu einem Anstieg dieser Patientenzahlen bei gemäß den Leitlinien, aber dann eingeschränkter Substanzauswahl für den Primärtherapievorschlag, da diese wie eben erwähnt nicht primär auf Betablocker einzustellen sind, daneben sollte auch berücksichtigt werden, dass hochdosierte Thiazide ungünstige Stoffwechseleffekte haben. Mit Blick auf Zielorganschäden und Begleiterkrankungen Damit kommen wir wieder der Bedeutung der Erfassung von subklinischen Zielorganschäden und Begleiterkrankungen näher, um im Primärtherapievorschlag der Hypertonie die für den Patienten geeignete Substanzgruppe zur Anwendung zu bringen. In Bezug auf subklinische Zielorganschäden wie Linksventrikelhypertrophie, asymptomatische Arteriosklerose, aber auch zur Reduktion der Mikroalbuminurie neben ACE-Hemmern und Angiotensinrezeptorblocker liegen gesicherte Indikationen für die Dihydropyridinkalziumantagonisten wie auch bereits bestehende Vorerkrankungen wie PAVK oder zerebraler Insult vor. Die verbleibende Bedeutung der Nichtdihydropyridinkalziumantagonisten (also der Verapamiltyp) liegt noch in der Frequenzkontrolle des permanenten Vorhofflimmerns bei bestehender Hypertonie, als zusätzliche weiter Indikation dieses Kalziumantagonistentyps verbleibt noch der Beginn einer Kalziumantagonistentherapie beim Niereninsuffizienten, um dann nach Einpendeln des Druckgleichgewichtes zwischen Vas afferens und efferens auf einen Dipyridintyp umgestellt zu werden. Einen besonderen Stellenwert haben die Kalziumantagonisten in der Behandlung der isoliert systolischen Hypertonie, also der bei der älteren Bevölkerung häufigen Form, wo durch den Verlust der Gefäßwandelastizität der systolische Blutdruck erhöht ist, der diastolische aber 11/2008 19 beiträge Abb. 1: Schema der Initial- und Folgetherapie, das additive Wirkungen berücksichtigt normal bis erniedrigt, was sich in einem erhöhten Pulsdruck, also der Differenz zwischen systolischem und diastolischem Blutdruck, äußert. Es besteht Evidenz dafür, dass sowohl ein hoher Pulsdruck als auch ein sehr niedriger diastolischer Blutdruck prognoseverschlechternd ist. Eine ganz andere Patientengruppe, nämlich die der Schwangerschafthypertonikerinnen, spricht bei gegebener Medikamentensicherheit (wiewohl in der Fachinformation häufig anders dargestellt) auf eine Dihydropyridinkalziumantagonistentherapie gut an, fallweise unter Ergänzung eines Betablockers zur Frequenzkontrolle. Ebenso ist das bei bestehender Hypertonie und Kinderwunsch empfehlenswert, da hier wegen möglicher Teratogenität die Hemmer des Renin-Angiotensinsystems abgesetzt werden müssen. Die schwarze ben den Thiaziddiuretika am potentesten sind. Damit ist klar, dass in der Mehrzahl der Behandlungen eine Monotherapie nicht ausreicht und eine Kombinationstherapie etabliert werden muss. Durch eine geeignete Auswahl der Kombinationspartner potenziert sich der antihypertensive Effekt. Einen besonderen Stellenwert nimmt hier wiederum der Kalziumantagonist ein, da sich die Anzahl der am Markt verfügbaren Fixkombinationen mit diesen laufend vergrößert, sicherlich auch in Umsetzung der oben erwähnten Erkenntnisse um die bis dahin führenden Thiaziddiuretika (Abb. 1 und 2). ■ Bevölkerung zeigt ebenso ein gutes Ansprechen auf eine Kalziumantagonistentherapie. Additive Wirkungen der Kombinationstherapie Betrachtet man die Zielwerterreichung in großen Studien genau, so fällt auf, dass eine Blutdruckkontrolle in vielen Fällen mit einer Monotherapie nicht gelingt. Dies zeigt sich auch in einer Metaanalyse über die absolute Blutdrucksenkung (Baguet, Am J Cardiovasc Drugs 2005). Im Vergleich der einzelnen Substanzgruppen zeigt sich, dass es auch bei maximaler Dosierung der einzelnen Antihypertensiva nur zu einer Absenkung zwischen 12 und 22 mmHg systolisch kommt, wobei hier die Kalziumantagonisten ne- Abb. 2: Schema der unterschiedlichen Substanzgruppen und ihrer sinnvollen Kombination Markus Ketteler, Medizinische Klinik III, Coburg Nierenerkrankungen – nicht-traditionelle Risikofaktoren Die Bedeutung des Mineral- und Knochenhaushalts Es ist seit vielen Jahren bekannt, dass die massive Übersterblichkeit von niereninsuffizienten und insbesondere von dialysepflichtigen Patienten nicht alleine durch eine erhöhte Inzidenz oder Prävalenz traditioneller Risikofaktoren wie Hypercholesterinämie, Hypertonie oder das Rauchen erklärbar ist. Zahlreiche zusätzlich relevante Faktoren wurden in den vergangenen etwa 10 Jahren identifi- 20 11/2008 ziert und postuliert, wie z. B. der Malnutrition-Inflammation-Atherosklerose(MIA)Komplex, die renale Anämie oder exazerbierter oxidativer Stress. Erst in den letzten Jahren sind auch Störungen im Mineral- und Knochenhaushalt wie die Hyperphosphatämie und der sekundäre Hyperparathyreoidismus diesbezüglich in den Fokus geraten, die gegenwärtige Datenlage stellt sich wie folgt dar. Kalzium und Phosphat Eine Reihe von großen epidemiologischen Studien haben sich mit der Risikoprädiktion von mit dem Mineral- und Knochenhaushalt assoziierten biochemischen Parametern wie Phosphat, Kalzium, Kalzium x Phosphat-Produkt, Parathormon (PTH) und Alkalischer Phosphatase bei Patienten mit chrowmw skriptum Gemeinsame Jahrestagung Hypertensiologie und Nephrologie Tab. 1: Nicht-traditionelle Risikofaktoren aus dem Bereich des Mineral- und Knochenhaushalts bei chronischer Niereninsuffizienz („Chronic Kidney Disease – Mineral and Bone Disorders“ = CKD-MBD) – Daten aus epidemiologischen Beobachtungsstudien Erhöhtes Kalzium x PhosphatProdukt → → → → → → → → → → Hyperkalzämie Dialyse → Hypophosphatämie Dialyse, CKD 4 (Normalpopulation) → Hyperphosphatämie Population bzw. +/- Dialyse → Mortalitätsassoziation Dialyse Dialyse Dialyse ( ) Dialyse iPTH < 100 pg/ml ( ) Dialyse FGF23 Therapie mit aktiven Vitamin D-Analoga (vs. keine Therapie) Sevelamer-Therapie (vs. Therapie mit Kalzium-haltigen PB*) Fetuin-A Dialyse Dialyse * PB = Phosphatbinder nischer Niereninsuffizienz beschäftigt. Vor allem das Vorliegen einer Hyperphosphatämie konnte unisono als potenter unabhängiger Risikofaktor für die erhöhte Mortalität von Dialysepatienten identifizieren werden. Block et al. hatten beispielsweise 2004 errechnet, dass in einem Kollektiv von über 40.000 Hämodialysepatienten etwa 12 % der Todesursachen alleine durch den Faktor Hyperphosphatämie erklärt werden konnten. Kestenbaum et al. konnten zudem eindeutige Assoziationen zwischen Hyperphosphatämie und Mortalität auch bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz im Stadium CKD 4 nachweisen. Hyperkalzämie stellte sich bei diesen Analysen bei Hämodialysepatienten auch als Risikofaktor heraus, mit einer allerdings weniger eindrücklichen Korrelation als erhöhte Phosphatwerte. PTH und Alkalische Phosphatase Bezüglich der PTH-Werte zeigte sich, dass lediglich Extremwerte (ca. < 100 oder > 800 pg/ml für intaktes PTH) prädiktiv für eine reduzierte Überlebenswahrscheinlichkeit waren. Neuere Analysen, beispielsweise kürzlich publizierte 3-Jahresdaten von 73.960 Patienten des amerikanischen DaVita-Dialyseregisters, weisen auf eine klare Risikoprädiktion durch erhöhte Serumwerte der Alkalischen ZUM AUTOR Chefarzt Prof. Dr. Markus Ketteler Medizinische Klinik III Klinikum Coburg Ketschendorfer Straße 33 96450 Coburg Deutschland Fax: ++49/9561/249612 E-Mail: [email protected] wmw skriptum FGF23 Dialyse iPTH > (600 –) 800 pg/ml Erhöhte Alkalische Phosphatase Phosphatase (AP) hin. Diese Ergebnisse könnten dahingehend interpretiert werden, dass eher der biologisch erhöhte Knochenumsatz risikoassoziiert ist als die reine Betrachtung der PTH-Werte. Vor dem Hintergrund der zuletzt festgestellten hohen Inter-Assay-Variabilität der PTH-Messungen und der schlechten Korrelation von PTH-Werten mit bioptisch gesichertem Knochenumsatz in einem PTH-Bereich von etwa 200 bis 600 pg/l ergeben diese Resultate einen Sinn. Einem erst in den vergangenen 3 Jahren mehr im Detail verstandenen zentralen Regulationssystem des Phosphathaushalts entspricht die FibroblastGrowth-Factor-23 (FGF-23) / KlothoAchse. FGF-23 ist ein prototypisches phosphatregulierendes Protein (Phosphatonin), welches als Kerneffekte eine Phosphaturie und eine Suppression der Synthese von 1,25-(OH)2-Vitamin D3 bewirkt. Klotho wirkt als Ko-Rezeptor des FGF-Rezeptors. Überexpression von FGF-23 in transgenen Tieren verursacht somit Hypophosphatämie, einen sekundären Hyperparathyreoidismus, Osteomalazie bzw. Rachitis, eine FGF-23-Defizienz in Knockout-Tieren führt umgekehrt zur Hyperphosphatämie, Hypervitaminose D sowie zu Weichteil-, Organ- und Gefäßkalzifikationen. Klinische FGF-23-assoziierte Krankheitsbilder sind beispielsweise alle Formen der hypophosphatämischen Rachitis (FGF-23-Überschuss) und die familiäre tumorale Kalzinose (FGF-23-Defizienz). Bei der Niereninsuffizienz ist das FGF-23/Klotho-System wahrscheinlich dafür verantwortlich, dass eine frühe bzw. profunde Hyperphosphatämie in den Stadien CKD 3-4 verhindert wird. FGF-23Spiegel scheinen in diesen Stadien anzusteigen und wirken dann einerseits selbst phosphaturisch, andererseits unterstützen sie über die verminderte 1-α-Hydroxylierung von 25-OH-Vitamin D die frühe Induktion eines sekundären Hyperparathyreoidismus. Das erhöhte Parathormon bewirkt dann wiederum selbst eine Verstärkung der Phosphaturie. Störungen dieses Regelsystems könnten somit frühzeitige Auswirkungen auf die Phosphathomöostase haben und eine signifikante pathophysiologische Rolle in der Entstehung von Knochenschäden und Gefäßverkalkungen in den Prädialysestadien spielen. Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz weisen massiv erhöhte Serum-FGF23-Konzentrationen auf, die 11/2008 21 beiträge teilweise mehr als 1.000-fach über den Werten innerhalb einer Normalpopulation liegen. Eine ganz aktuelle epidemiologische Studie von Gutierrez et al. zeigt eine signifikante positive Assoziation zwischen hohen FGF23-Werten und Mortalität in einer großen Dialysepopulation an. Welche biologischen Wirkungen FGF23 nach dem Totalversagen der Nieren an anderen Organsystemen verursacht, ist allerdings noch unklar. Fetuin-A Ein Mangel des systemischen Verkalkungsinhibitors Fetuin-A wurde in den vergangenen 5 Jahren in zahlreichen Dialysekollektiven ebenfalls als kardiovaskulärer Risikofaktor identifiziert und konnte außerdem mit Kalziphylaxie-Epsioden assoziiert werden. In weiteren Studien konnten zudem inverse Assoziationen zwischen Fetuin-A-Serumkonzentrationen und kardiovaskulärem Verkalkungsgrad beobachtet werden. Die Mortalitätsassoziation scheint dabei nach gegenwärtiger Datenlage dialysespezifisch zu sein, da sie sich zumindest bei nierengesunden Populationen bzw. bei Patienten mit früher und fortgeschrittener chronischer Niereninsuffizienz nicht so bestätigen lässt. Diese scheinbare Diskrepanz könnte erklärbar sein durch den höheren chronischen Inflammationsgrad (Fetuin-A ist ein negatives Akutphaseprotein) an der Dialyse oder durch den fortgeschritteneren Verkalkungsgrad von Dialysepatienten (durch Deposition an Verkalkungsarealen könnte ein Verbrauch und eine konsekutive Syntheseerschöpfung entstehen). Diese Hypothesen sind jedoch derzeit noch unbewiesen. Gewichtung der nicht traditionellen Risikofaktoren Letztlich erklären Dysregulationen des Mineral- und Knochenhaushalts potentiell einen signifikanten Anteil der Übersterblichkeit von Patienten mit Niereninsuffizienz (Tab. 1). Prospektive Studien, die beweisen, dass Korrekturen der entsprechenden Biomarker (z. B. Phosphat, FGF23, AP, Fetuin-A) zu einem verbesserten Überleben führen, stehen jedoch noch aus. ■ literatur 1. Block GA, Klassen PS, Lazarus JM, Ofsthun N, Lowrie EG, Chertow GM. Mineral metabolism, mortality, and morbidity in maintenance hemodialysis. J Am Soc Nephrol 2004;15:2208-2218 2. Kestenbaum B, Sampson JN, Rudser KD, Patterson DJ, Seliger SL, Young B, Sherrard DJ, Andress DL. Serum phosphate levels and mortality risk among people with chronic kidney disease. J Am Soc Nephrol 2005;16:520-528 3. Regidor DL, Kovesdy CP, Mehrotra R, Rambod M, Jing J, McAllister CJ, Van Wyck D, Kopple JD, Kalantar-Zadeh K. Serum Alkaline Phosphatase Predicts Mortality among Maintenance Hemodialysis Patients. J Am Soc Nephrol 2008 Jul 30. [Epub ahead of print] 4. Gutiérrez OM, Mannstadt M, Isakova T, Rauh-Hain JA, Tamez H, Shah A, Smith K, Lee H, Thadhani R, Jüppner H, Wolf M. Fibroblast growth factor 23 and mortality among patients undergoing hemodialysis. N Engl J Med 2008;359:584-92 5. Ketteler M, Schlieper G, Floege J. Hypertension Calcification and cardiovascular health: new insights into an old phenomenon. Hypertension 2006;47:1027-34 Reinhard Kramar, Abteilung für Innere Medizin III, Nephrologie und Dialyse, Klinikum Wels-Grieskirchen Epidemiologie der chronischen Nierenerkrankungen Niereninsuffizienz – eine medizinische, organisatorische und wirtschaftliche Herausforderung Weltweit nehmen chronische Nierenerkrankungen, die zur Nierenersatztherapie führen, zu. Der Anstieg hat in einigen Ländern das Ausmaß einer Pandemie angenommen. Weltweit erhielten 2005 etwa 1,9 Millionen Menschen eine chronische Nierenersatztherapie. Etwa 1,4 Millionen Menschen sind von einer Dialysebehandlung abhängig und etwa 500.000 leben mit einem funktionierenden Transplantat. Durch die mit der Behandlung einhergehenden Kosten werden chronische Nierenerkrankungen zu einem globalen Gesundheitsproblem. Die Erkrankung kann mit einfachen Laboruntersuchungen entdeckt werden. Mit einer adäquaten Behandlung könnte in vielen 22 11/2008 Fällen der Verlauf der Nierenerkrankung verlangsamt, Komplikationen, die mit chronischen Nierenerkrankungen einhergehen, verhindert oder verzögert und das Risiko kardio-vaskulärer Ereignisse reduziert werden. In den meisten Ländern der Erde gehen die Infektionskrankheiten zurück und nehmen chronisch degenerative Erkrankungen zu, zu denen auch die chronische Niereninsuffizienz zählt. Diese Änderung ist nicht alleine auf eine bessere Ernährung oder die erfolgreiche Infektionskontrolle zurück zu führen. Die Zunahme chronisch degenerativer Erkrankungen wird begünstigt durch eine zunehmende Überalterung der Bevölke- rung, durch eine scheinbar unaufhaltsame Zunahme der Adipositas und durch eine weltweite Zunahme des Typ-2-Diabetes. Diese drei Faktoren sind auch Risikofaktoren für die Entstehung einer chronischen Niereninsuffizienz. Bereits 10 % haben chronische Niereneinschränkungen Bevölkerungsstudien in verschiedenen Industrieländern haben ergeben, dass etwa 10 % der Bevölkerung an einer chronischen Einschränkung der Nierenfunktion leiden. Daten aus Norwegen, dem Fürstentum Liechtenstein sowie der Lombardei haben gezeigt, dass diese priwmw skriptum Gemeinsame Jahrestagung Hypertensiologie und Nephrologie Abb. 1: Entwicklung von Inzidenz und Prävalenz der chronischen Nierenersatztherapie in Österreich von 2000 bis 2007 (Quelle: ÖDTR 2008) mär in den USA erhobenen Daten auch auf europäische Länder übertragbar sind. Kinder und Jugendliche sind seltener betroffen als ältere Erwachsene. Im Kindesund Jugendalter sind es meistens angeborene Störungen, die zu einer Beeinträchtigung der Nierenfunktion führen. Familiäre Häufungen von Nierenerkrankungen legen jedoch die Vermutung nahe, dass Erbfaktoren und eine genetische Veranlagung bei der Krankheitsentstehung eine Rolle spielen. Auch in der europäischen Union wurde das Problem der wachsenden Zahl von Nierenerkrankungen als ein vordringliches Gesundheitsproblem erkannt und beim letzten Aufruf am 3. September 2008 zum FP7Health-2009 („Seventh Framework Programme for Research“) 12 Millionen Euro für Projekte zur Verfügung gestellt, die sich mit der Erforschung von zellulären und molekularen Mechanismen bei der Entstehung von Nierenerkrankungen auseinandersetzen. Damit soll die Entwicklung von neuen einfachen Biomarkern zur Erkennung von Störungen der Nierenfunktion gefördert werden. Auch die unterschiedlichen Progressionsfaktoren sind derzeit Gegenstand von Untersuchungen. Nur die wenigsten Patienten aus den Stadien 1-4 werden auch dialysepflichtig. Es gibt über- zeugende Daten, die zeigen, dass chronisch Nierenkranke ein 10- bis 30-fach höheres Risiko für kardio-vaskuläre Erkrankungen haben als nicht Nierenkranke. Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung sterben wesentlich häufiger an kardio-vaskulären Erkrankungen als dass sie dialysepflichtig werden. Epidemiologische Basisdaten In den meisten Industriestaaten hat die kumulative Inzidenz der terminalen Niereninsuffizienz, dem Verhältnis von Neuerkrankungen zur Gesamtbevölkerung pro Million Einwohner (pmp), einen Höhepunkt erreicht. Es bestehen gewaltige Unterschiede zwischen Ländern mit unterschiedlichem ethnischem und genetischem Hintergrund. Die Inzidenz betrug 2005 in den USA 351 pmp. Noch wesentlich höher war sie in einigen asiatischen Staaten, wie zum Beispiel in Taiwan mit 404 pmp. In Europa liegen die Inzidenzen hingegen konstant niedriger, zwischen 67 in Island und 203 in Deutschland. Die Inzidenz betrug in Österreich 2007: 154 Patienten pmp. Die unterschiedlichen Inzidenzen sind teilweise durch die unterschiedliche Ausprägung des Diabetes mellitus in der Bevölkerung erklärbar. ZUM AUTOR Prim. MR Dr. Reinhard Kramar Abteilung für Innere Medizin III Nephrologie und Dialyse Klinikum Wels-Grieskirchen Grieskirchnerstraße 42 4600 Wels Fax: +43/7242/415-3993 E-Mail: [email protected] wmw skriptum Abb. 2: Inzidenz der chronischen Nierenersatztherapie in Österreich, 2007, stratifiziert nach Wohnbundesland (Quelle: ÖDTR 2008) Für die Inzidenz können verantwortlich sein: Unterschiede in den genetischen Anlagen, im Zugang zum Gesundheitssystem, in der Ausstattung mit ausrei- Tab. 1: Inzidenz und Prävalenz der Nierenersatztherapie in ausgewählten Ländern 2005 (Quelle: USRDS, ADR 2007, ÖDTR 2008) chenden Behandlungseinrichtungen, im Kostenersatz und im Erkennen der Erkrankung um nur einige zu nennen. In den meisten Schwellen- und Entwicklungsländern bestehen noch erhebliche Defizite bei der Anzahl und Ausstattung von Versorgungseinrichtungen. Stetig steigende Zahl der Betroffenen Die Prävalenz (Patienten mit bestehender Erkrankung jeweils am Jahresende) ist im Gegensatz zur Inzidenz in fast allen Staaten konstant steigend. Die Prävalenz beträgt in einigen Ländern bereits mehr als 1.000 Patienten pro Million Einwohner. Ausgehend vom Basisjahr 2000 beträgt die jährliche Zunahme der Präva11/2008 23 beiträge zurückzuführen. Die steigende Lebenserwartung der Patienten mit Nierenersatztherapie führt zum Anstieg der Prävalenz. Zwischen den einzelnen österreichischen Bundesländern gibt es erhebliche Unterschiede sowohl der Inzidenz wie auch der Prävalenz der chronischen NierenerAbb. 3: satztherapie. Die niedPrävalenz der chronischen Nierenersatztherapie in Österreich, 2007, stratifiziert nach Wohnbundesland (Quelle: ÖDTR 2008) rigste Prävalenz hat das Bundesland Salzburg mit 778 pmp und die höchste lenz derzeit in Österreich etwa 4,8 %. Dies hat Kärnten mit 1.045 pmp. führt dazu, dass in den nächsten 10 Jahren um etwa 50 % mehr Dialyseplätze benötigt werden als heute zur Verfügung stehen. Bedarfsorientierte Versorgung der Trotz stagnierender Inzidenz ist der kontiösterreichischen Bevölkerung nuierliche Anstieg der Prävalenz auf verbesserte Behandlungsmöglichkeiten und Die erheblichen Unterschiede in auch ein verbessertes outcome bei den Österreich können nicht alleine auf die komplizierenden Begleiterkrankungen unterschiedliche Prävalenz des Diabetes mellitus zurückgeführt werden. Zwischen den einzelnen Bundesländern bestehen auch erhebliche strukturelle Unterschiede. Zusätzlich zu einer flächendeckenden Versorgung der österreichischen Bevölkerung mit Dialyseplätzen muss eine ausreichende Ausstattung des Landes mit Referenzzentren für Nephrologie gewährleistet sein. Ein Referenzzentrum sollte dabei für 500.000–700.000 Einwohner als eigenständige bettenführende Abteilung rund um die Uhr aufnahmebereit sein und für komplexe nephrologische Fälle eine ausreichende Bettenkapazität zur Verfügung haben. Gemeinsam mit den Dialyseeinrichtungen innerhalb der Versorgungsregionen sollen die Referenzzentren die Versorgung auf fachärztlichem Niveau sicherstellen und für alle Belange der Prävention chronischer Nierenerkrankungen sowie auch für die Aus- und Weiterbildung von Nephrologen und Fachpersonal verantwortlich sein. ■ Irmgard Neumann, 6. Medizinische Abteilung mit Nephrologie und Dialyse, Wilhelminenspital der Stadt Wien Lupus und Vaskulitis Update 2008 Die ANCA-assoziierte Vaskulitis als primäre Vaskulitis der kleinsten Gefäße umfasst die Krankheitsbilder der mikoskopische Polyangiitis, der Wegener’sche Granulomatose sowie des Churg Strauss Syndroms. Die Therapieplanung dieser Patienten setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: 1) aus der Evaluierung von Organbeteiligung und Krankheitsausmaß (lokalisiert, „early systemic“, generalisiert, „severe“) und 2) aus der Etablierung einer RemissionsInduktionstherapie und einer weniger toxischen Remissions-Erhaltungstherapie. Ein weiteres Ziel ist es, die Relapse-Rate möglichst nieder zu halten. ANCA-Vaskulitis Derzeit besteht die Standardtherapie einer generalisierten Beteiligung, ins- 24 11/2008 besondere auch der renalen und/oder pulmonalen Beteiligung, aus einer Induktionstherapie mit Cyclophosphamid (CYC) und nach Erreichen einer Remission (meist nach 3–6 Monten) aus einer Erhaltungstherapie mit Azathioprim (AZA) (CYCAZAREM, Jayne, NEJM 2003). Aus zahlreichen klinischen Beobachtungen und Pilotversuchen hat sich an Stelle von AZA auch Mycophenolat Mofetil (MMF) als sehr effektiv, möglicherweise sogar potenter, erwiesen. In einer nun von der European Vasculitis Study Group (EUVAS) lancierten Mulitcenterstudie wird MMF nun als Alternativsubstanz zu CYC zur Remissionsinduktion evaluiert (Patienten mit höhergradig eingeschränkter Nierenfunktion ausgeschlossen). Patienten, die sich mit dialysepflichtigem Nierenversagen als Ausdruck der nekrotisierenden crescentic Glomerulonephritis präsentieren, profitieren von einer zusätzlich zu CYC durchgeführten Plasmaseparation hinsichtlich der renalen recovery (MEPEX-Trial). Darüber hinaus wurde auch in klinischen Beobachtungen ein günstiger Effekt der Plasmaseparation bei Lungenblutungen beschrieben. Wenngleich unter Standardtherapie heute eine Remissionsrate in bis zu 80 % erreicht wird, so sind bis zu 20 % der Patienten therapierefraktär, bis zu 50 % relapsieren. Darüber hinaus stellen immer häufiger beobachtete lange Krankheitsverläufe eine neue Herausforderung dar: hohe kumulative CYC-Dosen, die Toxizität und Langzeit-Nebenwirkungen vor allem von CYC und Steroiden, erhöhen den Bedarf nach neuen therapeutischen Optionen. Neben MMF werden derzeit auch hohe Erwartungen auf Biologica gesetzt. B-Zellen spielen eine zentrale Rolle bei Autoimmunerkrankungen (APC, TZell-Aktivierung/Autoreaktivität, [auto] AK-Produktion u.v.a.). Rituximab (RTX) ist ein monoklonaler AK, der an B-Zellen wmw skriptum Gemeinsame Jahrestagung Hypertensiologie und Nephrologie bindet (anti-CD20) und periphere B-Zellen für etwa 4-12 Monate depletiert. RTX hat sich in mehreren klinischen Beobachtungen sowohl zu Behandlung von Patienten mit therapierefraktärer ANCA-Vaskulitis (> 100 Patienten) als auch bei therapierefraktärem SLE (> 400 Patienten) als erstaunlich effektiv erwiesen. Es liegen jedoch keine Ergebnisse kontrollierter Studien vor. Wenngleich RTX gut toleriert wird, so muss insbesondere in Kombination mit anderen Immunsuppressiva / Steroiden auf das erhöhte Infektions-Risiko („seltene neue“ Infektionen?, Reaktivierungen) aufmerksam gemacht werden. Systemischer Lupus Erythematosus Analog zur ANCA-Vaskulitits richtet sich auch beim Systemischen Lupus Erythematosus (SLE) die Therapie nach der Schwere und der Art des Organbefalls. Die renale Beteiligung stellt ebenso einen entscheidenden prognostischen Faktor dar, wobei hier die histologische Klassifikation der Lupusnephritis (LN) für das weitere therapeutische Management entscheidend ist. Die Durchführung einer Nierenbiopsie und die Diskussion der Histologie sind daher unerlässlich. Lupusnephritis Die LN I und II bedürfen keiner spezifischen Therapie, jedoch einer regelmäßigen (nephrologischen) Kontrolle, da sie jederzeit in eine andere LN übergehen können. Die LN VI ist durch so hohe Chronizität charakterisiert, dass in der Regel kein Benefit einer Immunsuppression zu erwarten ist und die Vorbereitung zur Nierenersatztherapie im Vordergrund steht. Für die LN V bleibt die optimale Therapie bis dato unklar. Asymptomatische, nicht-nephrotische Patienten weisen eine günstigere Prognose auf. Generell wird ein Ansprechen auf Immunsuppressiva berichtet, wobei keine kontrollierten Studien vorliegen (Steroide+AZA, Chlorambuzil, CYC, MMF). Austin et al. konnten eine Verbesserung der Remissionsrate mit CYC (i.v.) oder Cyclosporin A im Vergleich zur Steroid-Monotherapie beobachten, wobei die Relapse-Rate unter CYC niederer war. Die proliferative LN, dazu gehören LN III und LN IV, sind die schwersten Verlaufsformen. Hier galt das NIH-Schema lange als Standardtherapie (i. v. CYC 0,75–1 g/m2 alle 4 Wochen für 6 Monate, danach alle 3 Monate für 1–2 Jahre). Mit dem EURO Lupus Schema (500 mg alle 2 ZUR AUTORIN Univ.-Doz. Dr. Irmgard Neumann 6. Medizinische Abteilung mit Nephrologie und Dialyse Wilhelminenspital der Stadt Wien Montleartstraße 37 1160 Wien Fax: ++43/1/49150-2609 E-Mail: [email protected] Wochen, insgesamt 6 x, danach switch auf Remissionserhaltung mit AZA) ließ sich eine mit NIH vergleichbare Remissionsinduktionsrate erzielen, jedoch mit deutlich günstigerem Nebenwirkungsprofil. Derzeit stehen als Erhaltungstherapie AZA und MMF zur Verfügung, wobei hier keine Langzeitdaten vorliegen, jedoch unter MMF weniger renale Relapse auftreten dürften. Rezent wurde MMF auch als Induktionstherapie diskutiert. Chan et al. fanden einen vergleichbaren Effekt von MMF und (oralem!) CYC (chinesische Population), Ginzler et al. für das NIH-Regime und MMF bezogen auf die Remissionsinduktion, wobei MMF weniger toxisch war. Es muss allerdings erwähnt werden, dass in dieser Studie eine nur niedere Remissionsrate von 22 % erzielt wurde (56 % waren Afroamerikaner). Langzeitergebnisse fehlen. In der ASPREVA Lupus Management Study (ALMS) war MMF vor allem in der Behandlung bestimmter ethnischer Gruppen überlegen (Afroamerikaner, „mixed race“). Ob sich MMF bei schwerer LN tatsächlich als ausreichend potent und rasch wirksam durchsetzen wird, wird derzeit noch sehr kritisch und kontrovers diskutiert. Ansprechen auf Therapie bestimmt Prognose Nachdem das frühe Ansprechen auf die Therapie der beste prognostische Faktor für die (spätere) Nierenfunktion ist, sollte bei fehlendem Ansprechen auf eine Therapie eine Re-Biopsie und/oder der switch auf eine alternative Therapieform diskutiert werden. Abschließend soll noch auf das erhöhte Atherosklerose-Risiko dieser Patienten aufmerksam gemacht werden, auf die Minimierung der Risikofaktoren sowie auf eine Osteoporose-Prophylaxe. ■ Fachkurzinformation BLOPRESS® 8 mg Plus- Tabletten, BLOPRESS® 16 mg Plus- Tabletten Zusammensetzung: 1 Tablette enthält 8 mg bzw. 16 mg Candesartan Cilexetil und 12,5 mg Hydrochlorothiazid. Hilfsstoffe: Carmellose Calcium, Hydroxypropylcellulose, Lactose-Monohydrat, Magnesiumstearat, Maisstärke, Macrogol und Eisenoxid rot (E172 - nur bei 16 mg). Anwendungsgebiete: Essentielle Hypertonie, wenn eine Monotherapie mit Candesartan Cilexetil oder Hydrochlorothiazid nicht ausreichend ist. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber den Wirkstoffen oder einem der sonstigen Bestandteile des Präparates oder gegenüber Sulfonamidderivaten. Schwangerschaft und Stillzeit; schwere Nierenschädigung; schwere Leberschädigung und/oder Cholestase. Refraktäre Hypokaliämie und Hyperkalzämie; Gicht. Pharmakologisch-therapeutische Gruppe: Angiotensin-II-Antagonisten und Diuretika. Abgabe: Rp, apothekenpflichtig. Packungsgröße: 28 Stück. Stand der Information: Mai 2007. Zulassungsinhaber: Takeda Pharma Ges.m.b.H., 1070 Wien, Seidengasse 33-35, Tel. 01/524 40 64, Fax: 01/524 40 66. Weitere Angaben zu Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und zu den besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen zur sicheren Anwendung sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. BLOPRESS® 4 mg - Tabletten, BLOPRESS® 8 mg - Tabletten, BLOPRESS® 16 mg - Tabletten, BLOPRESS® 32 mg - Tabletten Zusammensetzung: 1 Tablette enthält 4 mg, bzw. 8 mg, 16 mg oder 32 mg Candesartan Cilexetil. Hilfsstoffe: Carmellose Calcium, Hydroxypropylcellulose, Lactose-Monohydrat, Magnesiumstearat, Maisstärke, Macrogol und Eisenoxid rot (E172 - nur bei 8 mg und 16 mg). Anwendungsgebiete: Essentielle Hypertonie. Behandlung von Patienten mit Herzinsuffizienz und eingeschränkter linker Ventrikelfunktion (linksventrikuläre Auswurf-Fraktion 40%) als Zusatztherapie zu ACE-Hemmern oder wenn ACE-Hemmer nicht vertragen werden. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber einem Bestandteil von Blopress®; Schwangerschaft und Stillzeit; schwere Leberfunktionsstörungen und/ oder Cholestase. Pharmakologisch-therapeutische Gruppe: Angiotensin-II-Antagonisten. Abgabe: Rp, apothekenpflichtig. Packungsgröße: 28 Stück. Stand der Information: März 2007. Zulassungsinhaber: Takeda Pharma Ges.m.b.H., 1070 Wien, Seidengasse 33-35, Tel. 01/524 40 64, Fax: 01/524 40 66. Weitere Angaben zu Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und zu den besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Literatur: 1. Bönner G, Fuchs W. Fixed combination of candesartan with hydrochlorothiazide in patients with severe primary hypertension. Curr Med Res Opin. 2004; 20:597-602, 2. König W. Comparison of the efficacy and tolerability of combination tablets containing candesartan cilexetil and hydrochlorothiazide or losartan and hydrochlorothiazide in patients with moderate to severe hypertension. Results of the CARLOS-Study. Clin Drug Invest. 2000; 19:239-246 wmw skriptum 11/2008 25 beiträge David S. Grimes, Blackburn Royal Infirmary, Blackburn, UK Vitamin D in health and disease Vitamin D metabolism influences many major pathological mechanisms In 1773 the annual death rate in Manchester was 1 in 28 of the population, whereas in the surrounding villages the death rate was about in 1 in 60. This pattern of disease is found 250 years later. It is my belief that the differential rates of mortality are the result of a greater level of exposure of the rural population to the sun. Low Vit D levels are associated with higher mortality rates, Fig. 1: those with the lowest Vit D Spring conception and birth in autunm leads to many health advantages levels having about 1.5 times the mortality rate of those with higher Vit D levskin, which was producing a hormone. els. The sun is the only source of Vit D, cancers, and multiple sclerosis. ImmiThe hormone from the sun and the vitaand we obtain it either by the direct acgrants to the UK from South Asia develop min from the diet are the same. tion of ultra-violet light on the skin, or intuberculosis after about five years, when directly via the food chain from the their Vit D reserves are exhausted. They oceans. The industrialisation of Western develop the “hidden” form of immunoEffects of Vitamin D on the Europe was associated with the emerdeficiency, due to inadequate Vit D synimmune system gence of a new and common disease, thesis. More illness in the winter is due to rickets, which affected many children. In less sunlight. The risk of multiple sclerosis Rickets and tuberculosis are closely Scotland it was found that the health of is more common in northern Europe associated, in industrial towns with atchildren with rickets improved when they compared to countries south of the Alps. mospheric pollution, a poor or inadereturned to the coastal fishing villages. We also find that the risk of multiple sclequate diet, long working hours, indoor Rickets would heal, due to a food factor rosis is reduced by taking Vit D supplework, and underground work. All of these obtained from the oil of fish – in other ments. would lead to Vit D deficiency. People dewords a vitamin. In the cities of Austria velop tuberculosis because they have dechildren also developed rickets. When fective immunity. Vit D is important for Sun exposition and health they returned to families in the rural vilgood bone health, and also the developlages, their health improved and the rickment of immunity, with protection against The further north, the less Vit D ets healed, due to the sun acting on the tuberculosis, dental disease, CHD, some produced per year. Spring conception leads to gestation during the summer with maximum synthesis of Vit D by the mother. A baby born in the late autumn has good Vit D reserves, and many health THE AUTHOR advantages (Fig. 1). Dr. David S. Grimes Blackburn Royal Infirmary Lancashire BB6 8HE UK 26 11/2008 Mediterranean countries of Europe have much better health than those of the countries of north-west Europe. The allcause age adjusted mortality in Belfast is twice that in Toulouse, CHD rate more than four times greater, and cancer death rates are also higher. There is no significant difference in diet, and more people smoke in Toulouse. This is the latitude ef- wmw skriptum Gemeinsame Jahrestagung Hypertensiologie und Nephrologie Fig. 2: Land profile of the USA. The higher the place of residence, the lower is the mortality rate fect of the sun acting via Vit D. In the USA there is a strong longitude effect. As we move from the east coast to the west, the age-standardised mortality rates for cardiovascular disease fall, and then increase on the pacific coast. This is the inverse of the land profile. The higher the place of residence, the lower is the mortality rate, and this is explained by the greater UV exposure of the US population (Fig. 2 and 3). Dark skin minimizes UV penetration and can become a problem in northern countries. Vit D deficiency also predisposes to kidney disease. The south Asian population of the UK has an incidence of end-stage renal failure more than 10 times greater than the white population. We can see that the high risk is in all south Asian groups, and it is also in black African and Caribbeans. The only common factor is skin pigmentation in a country with low sunlight intensity. This is the interaction of genetic, cultural and environmental factors. Vit D protects against heart failure. Blood levels of Vit D are lower in patients with heart failure compared to controls. Also rheumatoid arthritis: dietary intake of Vit D is lower in people with RA compared to controls. And also colon cancer: low dietary intake is associated with colon cancer. Colon cancer and breast cancer have a higher incidence in northern European countries. Protective mechanism The protective mechanism of Vit D concerns the macrophage, which produc- wmw skriptum es both TNFα, responsible for the continuing inflammatory response, and TGFβ, which is concerned with healing. I suspect that Vit D tips the balance towards TGFβ, thereby ending the inflammatory response with healing. Chronic inflam- no clinical benefit. Ezetimibe reduces serum cholesterol, but is of no clinical benefit. The benefits of statins are independent of cholesterol-lowering. Cholesterol and Vit D have the same precursor, 7-dehydrocholesterol, which UV light converts into Vit D as cholecalciferol. In the absence of UV light, 7-dehydrocholesterol is converted into cholesterol. The mean serum cholesterol is highest in the winter, when Vit D synthesis stops. Cholesterol is an important part of the inflammatory process, which might be rich in cholesterol. Inflammation can occlude a hollow structure, such as coronary and other arteries, also the pharynx in croup, and the intestine in Crohn’s disease. Statins block the synthesis of cholesterol but also the synthesis of 7-dehydrocholesterol. This leaves us with a conundrum, a puzzle: why have the clinical effects of Vit D insufficiency not been described in patients receiving statin therapy? Perhaps statins directly activate Vit D receptors. The effects of statins are very similar to those of Vit D. Both reduce cardiovascular events. Fig. 3: Age-standardised mortality rates for cardiovascular disease fall, and then increase on the pacific coast mation, auto-immune disease and malignancy have much in common, and all are driven by TNFα. The overlap of inflammation and malignancy occurs in several organs – the colon, the pancreas, the oesophagus, the breast, the skin, the lungs, and the bladder. Effects of statins Statins reduce serum cholesterol and have several beneficial effects. Fibrates reduce serum cholesterol, but have Statins give greater bone density, reduce the incidence of diabetes, reduce the death rate from heart failure, benefit rheumatoid arthritis, reduce the incidence of colon cancer, and reduce TNFα. You will all know of the benefits of statins after kidney transplantation. The effect of statins on chronic glomerulonephritis is under investigation at present. But what of the therapeutic benefits of Vitamin D in the prevention and treatment of kidney disease? ■ 11/2008 27 beiträge Christoph H. Säly und Heinz Drexel, VIVIT-Institut, Landeskrankenhaus Feldkirch Stellenwert der Statine bei der Behandlung des Hypertonikers Nach anderen Stigmata des metabolischen Syndroms fahnden Neben der konsequenten Therapie der arteriellen Hypertonie ist die Lipidtherapie eine entscheidende Maßnahme zur Senkung des kardiovaskulären Risikos. Eine besonders breite Evidenzbasis belegt eine kardiovaskuläre Risikoreduktion durch die Statintherapie; eine große MetaAnalyse mit über 90.000 Patienten (1) zeigte etwa eine signifikante 21 % Reduktion des Risikos für schwere kardiovaskuläre Ereignisse pro 1 mmol/l Senkung des LDL-Cholesterins durch Statine. Diese Reduktion des kardiovaskulären Risikos drückt sich in einer Reduktion des Risikos koronarer und nicht-koronarer vaskulärer Ereignisse aus, im Besonderen auch in einer Reduktion des Schlaganfallrisikos. Wirkung in allen Subpopulationen Entscheidend ist, dass durch eine Statintherapie das relative Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis in verschiedensten Subpopulationen gesenkt werden kann, etwa bei Patienten mit hohem und bei Patienten mit niedrigem Ausgangswert des LDL-Cholesterins, bei Männern und bei Frauen, bei älteren und bei jüngeren Patienten, bei Patienten mit kardiovaskulären Ereignissen in der Anamnese und bei Patienten ohne vorangegangene kardiovaskuläre Ereignisse, bei Patienten mit Diabetes und bei Patienten ohne Diabetes, sowie im besonderen auch bei Patienten mit arterieller Hypertonie und bei Patienten ohne Hypertonie. Bei gegebener Reduktion des relativen Risikos durch eine therapeutische Maßnahme entscheidet das absolute Risiko in einer Population, wie viele Ereignisse durch diese Maßnahme tatsächlich verhindert werden können. Eine Statintherapie ist damit besonders effizient (die Zahl der Patienten, die behandelt werden muss, um ein Ereignis zu verhindern, also besonders niedrig) in Populationen mit hohem kardiovaskulärem Risiko. Studien zur Reduktion des kardiovaskulären Risikos durch Statine schließen deshalb Patienten mit hohem oder sehr hohem kardiovaskulärem Risiko ein. Die arterielle Hypertonie ist ein zentraler kardiovaskulärer Risikofaktor, die Prävalenz der arteriellen Hypertonie ist entsprechend in den in Statinstudien untersuchten Hochrisikopopulationen generell sehr hoch; in der oben zitierten Meta-Analye lag die Prävalenz einer behandelten arteriellen Hypertonie bei über 50 %, in der besonders wichtigen Gruppe der Patienten mit Typ-2-Diabetes bei fast 70 % (2). ALLHAT und ASCOT Die Wirksamkeit der Statintherapie ist in der Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse ähnlich bei Patienten mit Hypertonie und bei Patienten ohne Hypertonie (1, 2). Fokussiert wurde die Effizienz einer Statintherapie bei hypertensiven Patienten in Teilprojekten der ALLHAT- (3) und der ASCOT-Studie (4) untersucht. Der Lipidarm der ALLHAT-Studie (3) untersuchte über einen Zeitraum von 8 Jahren eine Intervention mit Pravastatin 40 mg versus Standardtherapie in einer ZUM AUTOR Univ.-Doz. Dr. Christoph Säly VIVIT-Institut Vorarlberg Institute for Vascular Investigation and Treatment Landeskrankenhaus Feldkirch Carinagasse 47 6807 Feldkirch Fax: ++43/5522/303-7533 E-Mail: [email protected] 28 11/2008 Population von über 10.000 hypertensiven Patienten mit moderater Hypercholesterinämie, einem Alter von über 55 Jahren und zumindest einem weiteren kardiovaskulären Risikofaktor. Weder hinsichtlich des primären Endpunkts, der Gesamtsterblichkeit, noch hinsichtlich der Inzidenz koronarer Ereignisse konnte in ALLHAT ein Vorteil für die Pravastatintherapie gezeigt werden. Der Grund dafür liegt in der methodischen Unzulänglichkeit der Studie: Auch in der Kontrollgruppe erhielt fast ein Drittel der Patienten eine Statintherapie, und in der Pravastatingruppe lag die Therapieadhärenz bei nur 70 %; der Unterschied im Gesamtcholesterin zwischen den beiden Studienarmen lag damit bei nur 9 %, und wenig Cholesterinsenkung bedeutet wenig kardiovaskuläre Risikoreduktion. Der Lipidarm der ASCOT-Studie (4) verglich die Wirksamkeit einer Therapie mit Atorvastatin 10 mg versus Plazebo bei über 10.000 Patienten mit arterieller Hypertonie und zumindest 3 weiteren kardiovaskulären Risikofaktoren. Diese Studie wurde nach 3,3 Jahren abgebrochen, da nach dieser Studiendauer unter Atorvastatin 10 mg bereits eine signifikante Senkung des primären Endpunktes (nichttödlicher Myokardinfarkt und Tod durch KHK) um 36 % beobachtet wurde; auch die Inzidenz von Schlaganfällen wurde in der ASCOTStudie durch Atorvastatin 10 mg signifikant um 27 % gesenkt. ASCOT belegt damit klar den Nutzen einer Therapie mit Atorvastatin in der untersuchten Population hypertensiver Patienten. Beobachtungen aus mehreren Studien legen eine blutdrucksenkende Wirkung der Statine nahe; diese ist aber sehr gering ausgeprägt, und es kann für Statine sicher keine hypertoniespezifische Indikation postuliert werden. Insgesamt kommt aber der Statintherapie im modernen, am kardiovaskulären Gesamtrisiko des Patienten orientierten HypertonieManagements eine herausragende Bedeutung zu. wmw skriptum Gemeinsame Jahrestagung Hypertensiologie und Nephrologie Aktuelle Leitlinien In den aktuellen Leitlinien zur Lipidsenkung (5) spielt die Hypertonie in mehrfacher Hinsicht eine zentrale Rolle. Zunächst ist die Prävalenz von arterieller Hypertonie bei Patienten mit bestehenden kardiovaskulären Erkrankungen und bei Patienten mit Typ-2-Diabetes (also bei jenen Patienten, für die ein LDL Cholesterin von zumindest < 100 mg/dl gefordert wird) sehr hoch; die Lipidzielwerte in diesen Hochrisikopopulationen gelten natürlich im Besonderen auch für die betroffenen Patienten mit arterieller Hypertonie. Darüber hinaus ist der Blutdruck ein wesentlicher Parameter für die Abschätzung des kardiovaskulären Risikos etwa mit den Framingham Risk Charts; das so geschätzte kardiovaskuläre Risiko ist wichtig für die Festlegung eines Therapieziels für das LDL-Cholesterin. Schließlich ist ein hoher Blutdruck eine der definierenden Komponenten des metabolischen Syndroms. Das kardiovaskuläre Risiko von Patienten mit metabolischem Syndrom ist stark erhöht, vor allem bei jenen Patienten, die gleichzeitig eine koronare Herzerkrankung haben (6). Für diese Patienten fordert der Österreichische Cholesterinkonsensus ein LDL-Cholesterin < 70 mg/dl. Bei Patienten mit arterieller Hypertonie muss deshalb immer nach anderen Stigmata des metabolischen Syndroms (zentrale Adipositas, erhöhte Glukosewerte, niedriges HDL Cholesterin, und hohe Triglyzeride) gefahndet werden. Statine senken das kardiovaskuläre Risiko von Patienten mit metabolischem Syndrom. Die für das metabolische Syndrom charakteristische Fettstoffwechselstörung mit niedrigem HDL-Cholesterin und hohen Trigylzeriden wird durch Statine allerdings nur gering beeinflusst. Die Ergebnisse großer laufender Studien, welche die Effizienz einer medikamentösen Steigerung des HDL-Cholesterins bzw. einer Senkung der Triglyzeride zusätzlich zu der primär LDL-Cholesterin senkenden Statintherapie untersuchen, werden mit großer Spannung erwartet. ■ literatur 1. Baigent C, Keech A, Kearney PM, Blackwell L, Buck G, Pollicino C, Kirby A, Sourjina T, Peto R, Collins R, Simes R (2005) Efficacy and safety of cholesterol-lowering treatment: prospective meta-analysis of data from 90,056 participants in 14 randomised trials of statins. Lancet 366:1267-1278 2. Kearney PM, Blackwell L, Collins R, Keech A, Simes J, Peto R, Armitage J, Baigent C (2008) Efficacy of cholesterol-lowering therapy in 18,686 people with diabetes in 14 randomised trials of statins: a meta-analysis. Lancet 371:117-125 3. ALLHAT Officers and Coordinators for the ALLHAT Collaborative Research Group. The Antihypertensive and Lipid-Lowering Treatment to Prevent Heart Attack Trial (2002) Major outcomes in high-risk hypertensive patients randomized to angiotensin-converting enzyme inhibitor or calcium channel blocker vs diuretic: The Antihypertensive and Lipid-Lowering Treatment to Prevent Heart Attack Trial (ALLHAT). JAMA 288:2981-2997 4. Sever PS, Dahlof B, Poulter NR, Wedel H, Beevers G, Caulfield M, Collins R, Kjeldsen SE, Kristinsson A, McInnes GT, Mehlsen J, Nieminen M, O’Brien E, Ostergren J (2003) Prevention of coronary and stroke events with atorvastatin in hypertensive patients who have average or lower-than-average cholesterol concentrations, in the Anglo-Scandinavian Cardiac Outcomes Trial--Lipid Lowering Arm (ASCOT-LLA): a multicentre randomised controlled trial. Lancet 361:1149-1158 5. AAS Cholesterinkonsenus (2006) online auf www.aas.at/docs/chol-konsensus06.pdf 6. Saely CH, Aczel S, Marte T, Langer P, Hoefle G, Drexel H (2005) The metabolic syndrome, insulin resistance, and cardiovascular risk in diabetic and nondiabetic patients. J Clin Endocrinol Metab 90:5698-5703 Fachkurzinformationen Fortzaar-Filmtabletten Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge): 100 mg Losartan-Kalium und 25 mg Hydrochlorothiazid. Hilfsstoffe: Mikrokristalline Cellulose, Lactose, vorverkleisterte Stärke, Magnesiumstearat, Hydroxypropylcellulose, Hypromellose, Titandioxid (E171), Carnaubawachs, Farbstoff: E104 Anwendungsgebiete: Essentielle Hypertonie bei Patienten, bei denen eine Kombinationstherapie indiziert ist. Risikoreduktion der kardiovaskulären Morbidität und Mortalität bei Hypertonikern mit linksventrikulärer Hypertrophie. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber einen der Bestandteile oder Sulfonamiden; stark eingeschränkte Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance < 30 ml/Min); eingeschränkte Leberfunktion; Schwangerschaft und Stillzeit. Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers: Merck Sharp & Dohme Ges.m.b.H., Wien Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Pharmakotherapeutische Gruppe: Angiotensin II-Rezeptor-Antagonisten und Diuretika. ATC Code: C09DA01. Weitere Angaben zu Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit sowie Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. COSAAR plus - Filmtabletten Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge): 1 Filmtabltette enthält 50 mg Losartan-Kalium und 12,5 mg Hydrochlorothiazid Hilfsstoffe: Mikrokristalline Cellulose, Lactose, prägelatinierte Stärke, Magnesiumstearat, Hydroxypropylcellulose, Hydroxypropylmethylcellulose, Titandioxid (E171), Farbstoff: E104. Anwendungsgebiete: Essentielle Hypertonie bei Patienten bei denen eine Kombinationstherapie indiziert ist. Risikoreduktion der kardiovaskulären Morbidität und Mortalität bei Hypertonikern mit linksventrikulärer Hypertrophie. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber einen der Bestandteile oder Sulfonamiden; stark eingeschränkte Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance < 30 ml/Min); eingeschränkte Leberfunktion. Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers: Merck Sharp & Dohme Ges.m.b.H., Wien. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Pharmakotherapeutische Gruppe: Angiotensin-II-Antagonisten, Kombinationen; ATC Code: C09DA01. Weitere Angaben zu Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit sowie Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. COSAAR 50 mg - Filmtabletten Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge): Eine Filmtablette enthält 50 mg Losartan-Kalium. Hilfsstoffe: Lactose, Magnesiumstearat, mikrokristalline Cellulose, Maisstärke, Hydroxypropylcellulose, Methylhydroxypropylcellulose, Karnaubawachs und Titandioxid. Anwendungsgebiete: Essentielle Hypertonie; Risikoreduktion der kardiovaskulären Morbidität und Mortalität bei Hypertonikern mit linksventrikulärer Hypertrophie; Chronische Herzinsuffizienz (NYHA II-IV), im allgemeinen zusätzlich zu Diuretika und Digitalis, wenn die Anwendung eines ACE-Hemmers nicht geeignet ist; Nephroprotektion bei Patienten mit Typ II-Diabetes und Proteinurie: Zur Verzögerung der Progression der Nierenerkrankung und Reduktion der Proteinurie. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen einen Bestandteil des Präparates; Schwangerschaft und Stillzeit. Über die Anwendung bei Patienten unter 18 Jahren, ferner bei Angina pectoris, Myokardinfarkt, zerebrovaskulären Erkrankungen, Nierenarterienstenose (beidseitig oder bei Einzelniere) und Zustand nach Nierentransplantation liegen keine Daten vor. Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers: Merck Sharp & Dohme Ges.m.b.H., Wien. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Pharmakotherapeutische Gruppe: Pharmakotherapeutische Gruppe: Angiotensin II-Antagonisten; ATC-Code: C09C-A01. Weitere Angaben zu Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit sowie Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen wmw skriptum 11/2008 29 pharma news Tradition aus Österreich Kwizda: Ihr Partner in der Gesundheit Vor 150 Jahren wurde mit der Gründung der Kreisapotheke der Grundstein für das heute auch international tätige Pharmaunternehmen Kwizda gelegt. Die Unternehmensgruppe Kwizda ist ein österreichisches Familienunternehmen in fünfter Generation und beschäftigt heute rund 1.200 Mitarbeiter. Die Kwizda-Gruppe ist im Bereich Life Sciences in Industrie und Handel in führender Position in Österreich und seinen Nachbarländern tätig. Die Unternehmensbereiche umfassen Pharma, Pharmagroßhandel, Pharmalogistik, Kosmetik, Agro, Pflanzensubstrate sowie Dach- und Dichtungsbahnen. Diese Geschäftsfelder sind konsequent auf zukunftsorientierte Technologien ausgerichtet. Die intensiven Kontakte mit Forschungsinstituten und der internationalen Industrie stellen die Basis für richtungsweisende Entwicklungen dar. Kwizda Pharma besteht aus einem OTCBereich und ist seit August 2008 mit der Integration der Wiener Metochem zweitgrößter österreichischer Anbieter rezeptfreier Arzneimittel. Des weiteren bietet Kwizda Pharma auch bewährte rezeptpflichtige Präparate an. Die breite Palette umfasst Produkte aus den Bereichen Herz-Kreislauf, Gynäkologie, Urologie und ZNS. Kwizda Pharma versteht sich als „Österreichischer Partner in der Gesundheit“ für Patienten, Ärzte und Apotheker. Im Zentrum des Handelns stehen sämt- liche Aktivitäten zur Unterstützung des individuellen Profils und der speziellen Bedürfnisse der Patienten und Kunden. Insbesondere Bluthochdruckpatienten profitieren mit dem weltweit erfolgreichen Kalziumantagonisten Zanidip® sowie den ACE-Hemmern Mepril® und Acetan® von dem breiten Angebot des Familienbetriebs. Service und Qualität auf höchstem Niveau zeichnen Kwizda aus und machen das österreichische Unternehmen damit zu einem verlässlichen Partner im Gesundheitswesen seit vielen Jahren. Weitere Informationen Kwizda Pharma GmbH Effingergasse 21 1160 Wien Tel.: ++43/(0)59977-30309 E-Mail: [email protected] Fachkurzinformationen Co-Mepril-Tabletten Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge): 20 mg Enalaprilmaleat und 12,5 mg Hydrochlorothiazid. Anwendungsgebiete: Essentielle Hypertonie, die mit einem ACE-Hemmer als Monotherapie nicht ausreichend behandelt werden kann. Gegenanzeigen: Anurie, Überempfindlichkeit gegenüber einem Bestandteil dieses Arzneimittels, Angioneurotisches Ödem in der Anamnese in Zusammenhang mit einer früheren Behandlung mit einem ACE-Hemmer, Überempfindlichkeit gegenüber Sulfonamidabkömmlingen, Stenose der Nierenarterien, Schwangerschaft, Stillzeit Hilfsstoffe: Natriumhydrogenkarbonat, Laktose, Maisstärke, Maisquellstärke, Magnesiumstearat, rotes und gelbes Eisenoxid (E172). Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers: Kwizda Pharma GmbH, 1160 Wien Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Wirkstoffgruppe: ACE-Hemmer. Die Informationen zu den Abschnitten Warnhinweise, Wechselwirkungen und Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Stand der Information: 1/2006 MEPRIL 5 mg - Tabletten, MEPRIL 10 mg - Tabletten, MEPRIL 20 mg - Tabletten Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge): 1 Tablette enthält 5 mg, 10 mg bzw. 20 mg Enalaprilmaleat. Anwendungsgebiete: Behandlung der Hypertonie, Behandlung der symptomatischen Herzinsuffizienz, Prävention der symptomatischen Herzinsuffizienz bei Patienten mit asymptomatischer linksventrikulärer Dysfunktion (linksventrikuläre Ejektionsfraktion [LVEF] ≤ 35 %). Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber Enalapril, einem der Bestandteile dieses Arzneimittels oder einem anderen ACE-Hemmer, anamnestisch bekanntes, durch vorhergehende Therapie mit einem ACE-Hemmer ausgelöstes angioneurotisches Ödem, hereditäres oder idiopathisches Angioödem, 2. und 3. Trimenon der Schwangerschaft Hilfsstoffe: Lactose vorverkleisterte Stärke, Talcum Hydroxypropylcellulose (5 mg-Tabletten), Natriumhydrogencarbonat, Magnesiumstearat, Eisenoxid rot (E172; 10 und 20 mg-Tabletten), Eisenoxid gelb (E172; 20 mg-Tabletten). Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers: Kwizda Pharma GmbH, 1160 Wien Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Wirkstoffgruppe: Antihypertensiva. Die Informationen zu den Abschnitten Warnhinweise, Wechselwirkungen und Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Stand der Information: 05/200 Acetan 5 / 10 / 20 mg-Tabletten, Co-Acetan mite-Tabletten, Co-Acetan –Tabletten Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge): Acetan 5 / 10 / 20 mg-Tabletten, 1 Tablette enthält 5 mg / 10 mg / 20 mg Lisinopril. Co-Acetan mite-Tabletten/Co-Acetan –Tabletten, 1 Tablette enthält 20 mg Lisinopril und 12,5 mg/25 mg Hydrochlorothiazid. Anwendungsgebiete: Acetan 5 / 10 / 20 mg-Tabletten: Essentielle Hypertonie (aller Schweregrade) oder renovaskuläre Hypertonie. Als Zusatztherapie bei Herzinsuffizienz, die auf Digitalisglykoside und/oder Diuretika nicht ausreichend angesprochen hat. Akuter Myokardinfarkt: bei Patienten, die innerhalb von 24 Stunden nach einem akuten Myokardinfarkt hämodynamisch stabil sind - systolischer Blutdruck > 100 mmHg und Serumkreatinin ≤ 2 mg% und/oder Proteinurie ≤ 500 mg/24 Stunden - um die nachfolgende Entwicklung einer linksventrikulären Dysfunktion oder Herzinsuffizienz zu reduzieren und die Überlebensrate zu verbessern. Zur Verzögerung des Eintritts einer Nierenfunktionsstörung bei normotensiven insulinabhängigen Diabetikern mit Mikroalbuminurie und zur Senkung der Mikroalbuminurie bei hypertensiven nicht-insulinabhängigen Diabetikern mit beginnender Nephropathie. Co-Acetan mite-Tabletten/Co-Acetan –Tabletten: Hypertonie,wenn eine Monotherapie mit Lisinopril oder einem anderen ACE-Hemmer keinen ausreichenden Behandlungserfolg gezeigt hat. Gegenanzeigen: Acetan 5 / 10 / 20 mg-Tabletten: Überempfindlichkeit gegenüber einem Bestandteil des Präparates. Angioneurotisches Ödem in der Anamnese in Zusammenhang mit der Einnahme eines Angiotensin-Converting-Enzymhemmers. Anwendung: bei Kindern: Lisinopril soll Kindern nicht verabreicht werden, da über diese Altersgruppe noch keine Untersuchungen vorliegen, Schwangerschaft und Stillzeit, Zweites und drittes Trimester der Schwangerschaft (Acetan 5/10/20mg)Co-Acetan mite-Tabletten/Co-Acetan-Tabletten zusätzlich: Überempfindlichkeit gegen Sulfonamid-Derivate. Anurie bzw. Kreatinin-Clearance <30 ml/Min beidseitige Nierenarterienstenose bzw. Nierenarterienstenose bei einer Einzelniere. Hilfsstoffe: Mannitol, Calciumhydrogenphosphat-Dihydrat, Maisstärke, vorverkleisterte Stärke, Magnesiumstearat, rotes (Acetan 10, 20 mg) und gelbes Eisenoxid (E 172) (Acetan 20 mg); Eisenoxid gelb (E172) (Co-Acetan und Co-Acetan mite), Eisenoxid rot (E172) (Co-Acetan). Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers: Kwizda Pharma GmbH, 1160 Wien Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Wirkstoffgruppe: Antihypertensiva. Die Informationen zu den Abschnitten Warnhinweise, Wechselwirkungen und Neben-wirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Stand: 11/2007 30 11/2008 wmw skriptum pharma news Losartan Patentschutz: höchstgerichtliche Entscheidung wird voraussichtlich für das 4. Quartal 2008 erwartet Patentstreit betrifft derzeit nur Cosaar®. Seit Oktober 2007 wurden von verschiedenen Unternehmen Arzneimittel mit dem Wirkstoff Losartan-Kalium in Österreich angeboten. Unter Berufung auf das existierende Patent hat MSD, als exklusiver Lizenznehmer, unter anderem, die Erlassung einstweiliger Verfügungen beim Handelsgericht Wien beantragt. Das Handelsgericht Wien hat am 14. und 15. Jänner 2008 als erste Instanz diesen Anträgen stattgegeben. Einige dieser Arzneimittelanbieter hatten einen Antrag auf Aufnahme in die Grüne Box des Erstattungskodex (EKO) gestellt, dem der Hauptverband in seiner Sitzung am 10. Jänner 2008 stattgegeben hat. Aufgrund der erlassenen einstweiligen Verfügungen wurden die Losartan-Generika vom österreichischen Markt genommen und waren folgerichtig mit Wirkung vom 21. und 23. Jänner 2008 wieder aus dem Roten Bereich des Erstattungskodex zu streichen. 52. Österreichischer HNO-Kongress 2008 Mitte Mai 2008 hat das von den GenerikaAnbietern als Berufungsinstanz angerufene Oberlandesgericht Wien die einstweiligen Verfügungen aufgehoben und zwar hinsichtlich der Substanzansprüche, jedoch den ordentlichen Revisionsrekurs an den Obersten Gerichtshof (OGH) ausdrücklich für zulässig erklärt, weil es um die Klärung einer „bedeutenden Rechtsfrage“ geht, zu der „keine höchstgerichtliche Judikatur“ existiert. Es geht in den Verfahren um die Frage, ob sich der Originalanbieter MSD zu Recht auf das in Österreich bis 1. September 2009 gültige Patent berufen darf, oder ob diesem nationale Bestimmungen entgegenstehen. In wenigen Monaten ist mit einer klarstellenden, letztinstanzlichen Entscheidung des Obersten Gerichtshofes zu rechnen, mit der durchaus möglichen Konsequenz, dass die betroffenen Losartan-Generika ein zweites Mal vom österreichischen Markt zu nehmen wären. Aufgrund der derzeitigen Gesetzeslage kann die arzneimittelrechtliche Zulassung eines Generikums bereits vor Patentablauf erfolgen. Eine Prüfung, ob noch ein Patentschutz besteht, ist dabei nicht vorgesehen. Um seine Rechte wahren zu können, bleibt dem Originalhersteller nur der Weg zu den Gerichten. Die Entwicklung eines neuen Medikamentes verursacht im Durchschnitt Kosten in Höhe von mehr als 900 Millionen Euro, wobei letztlich nur eines von mehreren Tausend Molekülen tatsächlich als Medikament auf den Markt kommt. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass forschende Arzneimittelhersteller einen ausreichend langen Schutz für ihre neuen Arzneimittel haben, da sonst die weitere Forschung und damit der medizinische Fortschritt in höchstem Maße gefährdet wären. Sollte der Oberste Gerichtshof voraussichtlich im 4. Quartal des Jahres 2008 feststellen, dass die Losartan-Generika aufgrund der Verletzung des aufrechten Patentschutzes wieder vom Markt zu nehmen sind, sind vor allem Patienten, aber auch Ärzte und Apotheker betroffen. Patienten, die bereits auf ein Generikum umgestellt wurden, müssten in diesem Fall wieder auf das Original zurück umgestellt werden. Die dadurch ausgelöste Verunsicherung der Patienten verschlechtert die Therapietreue und gefährdet damit auch den Therapieerfolg. Somit ist es sinnvoll, die letztinstanzliche Entscheidung des OGH, ob die einstweiligen Verfügungen zu Recht in 1. Instanz erlassen wurden, abzuwarten. Sollte der OGH den aufrechten Patentschutz verneinen, dann hat auch der Originalanbieter den Preis des Originalproduktes um 30 % zu senken. Somit wird dann die durch generische Produkte mögliche Kostensparung für die Krankenkassen im Wesentlichen auch erzielt, wenn ihre Patienten weiterhin das Originalmedikament Cosaar® erhalten. Weitere Informationen MSD - Merck Sharp & Dohme Ges.m.b.H. Mag. Dominik Lautsch Product Manager Hypertension Donau-City Strasse 6 1220 Wien Tel.: ++43/1/26 044-219 Fax: ++43/1/26 044-83 Mobil: ++43/664/523 69 49 E-Mail: [email protected] IMPRESSUM Herausgeber und Verleger: Springer-Verlag GmbH, Professional Media, Sachsenplatz 4-6, 1201 Wien, Austria, Tel.: 01/ 330 24 15-0, Fax: 01/330 24 26-260; Internet: www.springer.at/ wmw-skriptum; Geschäftsführer: Dr. Alexander Grossmann; Leitung Professional Media: Mag. Margarete Zupan; Redaktion: Dr. Herbert Kurz; Redaktionelle Koordination: Gabriele Hollinek; Redaktionssekretariat: Mag. (FH) Dorothea Bauchinger; Produktion und Layout: Katharina Bruckner; Anzeigen: Gabriele Popernitsch, Dipl.Tzt. Elise Haidenthaller. Es gilt die aktuelle Preisliste 2008; Erscheinungsweise: 10x jährlich; Abonnement: WMW-Skriptum ist eine Beilage zur Wiener Medizinischen Wochenschrift (WMW). Bezugspreis: 1 Jahr EUR 398,–; Verlagsort: Wien; Herstellungsort: Wien; Erscheinungsort: Wien; P.b.b./Verlagspostamt ISSN: 1613-3803; Band 5, Heft 10/2008; Design: Wojtek Grzymala; Druck: Holzhausen Druck & Medien GmbH, 1140 Wien-Auhof, Holzhausenplatz 1.Alle namentlich gekennzeichneten Beiträge spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider. Diese Beiträge fallen somit in den persönlichen Verantwortungsbereich des Verfassers. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unaufgefordert eingesandte Manuskripte. Mit „Advertorial“ gekennzeichnete Beiträge sind bezahlte Einschaltungen nach §26 Mediengesetz. Urheberrecht: Mit der Annahme eines Beitrags zur Veröffentlichung erwirbt der Verlag vom Autor alle Rechte, insbesondere das Recht der weiteren Vervielfältigung zu gewerblichen Zwecken mit Hilfe fotomechanischer oder anderer Verfahren. Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. 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