Aus für DWS Flexpension - warum Garantiefonds heute nicht mehr

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Aus für DWS Flexpension - warum Garantiefonds heute nicht mehr
Zig Fondspolicen betroffen
Aus für DWS Flexpension – warum Garantiefonds heute nicht mehr
funktionieren
Die Deutsche Asset Management (früher DWS) schließt Mitte November Teilfonds der wichtigsten
Garantiefonds-Serie Flexpension in Fondspolicen. Welche Gründe sie hat, wie die Versicherer nun
reagieren und warum Garantiefonds in diesem Marktumfeld einfach nicht mehr funktionieren.
Es dürfte Post gewesen sein, die Versicherer nicht besonders gerne erhalten. Mitte Juni verschickt die
Deutsche Asset Management, ehemals DWS, einen Brief an ihre Geschäftspartner im
Fondspolicen-Bereich, der sie über die Liquidation mehrerer Fonds der Garantiefonds-Serie
Flexpension informiert. Am 18. November 2016 werden die Teilfonds DWS Flexpension 2016 bis 2023,
DWS Flexpension II 2019 bis 2025 und der DWS Flexpension 2025 Sparplan liquidiert.
Das ist nicht gerade eine kleine Sache, denn die Flexpension-Serie ist die am weitesten verbreitete
Garantiefondspalette in Fondspolicen. Betroffen sind bis zu eine Million Kunden und ein verwaltetes
Vermögen von rund 2,4 Milliarden Euro.
Warum aber macht die Deutsche AM diesen Schritt? Kurz: Das Niedrigzinsumfeld ist schuld. „Wir
haben bei den kurzlaufenden Garantiefonds kaum noch die Möglichkeit, die Garantie sinnvoll
abzusichern und gleichzeitig eine zusätzliche Performance zu erzielen“, sagt Frank Breiting, Leiter für
das private Vorsorgegeschäft bei Deutsche AM.
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Grund für dieses Dilemma ist ein Phänomen, das sich Monetarisierungsrisiko, Cash-Lock oder
Cash-out nennt, und typisch für Garantiefonds ist. Das liegt an der Bauart dieser Produkte. Sie sichern
das Guthaben der Kunden sowie neue Höchststände des Fonds ab. Die Produkte funktionieren nach
dem sogenannten CPPI-Modell. CPPI steht für Constant Proportion Portfolio Insurance – ein
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Balanceakt zwischen risikoarmen und chancenreichen Anlagen. Je höher die Kapitalmarktzinsen sind,
desto weniger Geld braucht der Fondsmanager dabei zur Absicherung des Garantiewerts, und desto
stärker kann er chancenreiche Papiere kaufen.
Geld ist im Cash-Lock
Ein vereinfachtes Beispiel: Ein Portfolio hat den Wert von 100 Euro, der Zinssatz liegt bei 5 Prozent, die
Garantie ist gültig in fünf Jahren. Um zu errechnen, welchen Betrag der Fondsmanager heute in
Anleihen investieren muss, um sicher den Garantiewert zu erreichen, berechnet er den
Garantiebarwert. 78,35 Euro kommen dabei raus. Die Differenz aus diesem Garantiebarwert und dem
aktuellen Portfoliowert ist der Risikopuffer, er beträgt 21,65 Euro. Dieser Wert bildet die Basis für eine
Investition in chancenreiche Anlagen wie beispielsweise Aktienfonds.
Der Rest des Portfolios wandert in Anleihen, die über ihre Zinserträge einen Beitrag zur Absicherung
des Garantiewerts leisten sollen. Die Höhe der Anlage in chancenreiche Anlagen hängt also davon ab,
ob und wieviel Risikobudget dem Fondsmanager zur Verfügung steht. Eine Illustration dieser
grundsätzlichen Funktionsweise von CPPI-Garantiefonds liefert die Grafik auf der nächsten Seite. Sie
kann aber nicht eins zu eins auf die Flexpensions-Fonds angewandt werden.
Kein Risikobudget mehr
Durch die seit Jahren immer weiter sinkenden Anleihezinsen war ein immer größerer Teil der
DWS-Flexpension-Teilfonds nötig, um den Garantiewert abzusichern. Das Risikobudget nahm immer
weiter ab; für viele Teilfonds liegt es derzeit bei null. Entsprechend können die Fondsmanager keine
chancenreichen Papiere mehr kaufen, da die Zinserträge der Anleihen fehlen, um eventuelle Verluste
aus einer Aktienanlage wieder aufzuholen zu können.
„Im Fondsprospekt der Flexpension-Fonds steht, dass der Kunde an den Aktienmärkten partizipieren
soll“, sagt Breiting. „Momentan führt aber die Garantie dazu, dass wir gar keine Chance mehr haben,
auch nur ansatzweise in Aktien investiert zu sein. Der Fondsmanager kann einfach diesen Teil der
Anlagepolitik des Fonds nicht mehr umsetzen. Also muss man im Sinne des Anlegerschutzes den
Fonds liquidieren.“
Mit der Fondsliquidation erreicht man alle
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Die Fondsliquidation sei dabei die sauberste Lösung, findet Breiting. Weil man den Kunden zwinge, sich
für einen neuen Fonds zu entscheiden, statt einen weiter zu besparen, der nicht mehr funktioniere. Und
man erwische alle Kunden. Breiting: „Sonst gibt es immer welche, die arglos acht Jahre abwarten und
dann feststellen, dass der Fonds acht Jahre keine Performance gebracht hat. Dann ist der Schaden
aber schon passiert.“
Was passiert aber, wenn der Garantiewert der Fonds nicht erreicht ist bis zur Liquidation? „Wir
liquidieren den Fonds zum erreichten Höchststand. Wenn der Fonds zum Garantietag unter der
Garantie liegt, füllen wir die Differenz aus Eigenmitteln auf“, sagt Breiting. Das könne die Deutsche AM
durchaus „ein paar Millionen“ kosten, meint der Experte.
Und welche Alternativen schlägt die Deutsche AM für ihre Flexpension-Fonds vor? Das hänge vom
Anlagehorizont des Kunden ab, meint Breiting. Der Flexpen-sion 2016 etwa werde in diesem Jahr fällig,
hat also nur noch ein paar Monate Lebensdauer. „Da parkt der Kunde das Geld am besten in einen
Geldmarktfonds und wartet, bis die Police fällig ist.“ Bei rund zwei Jahren Anlagehorizont, habe man
die zwei Garantiefonds DWS Funds Global Protect 90 (WKN: DWS 1TH) und 80 (A0B 9ER) im Angebot
mit einer 90- und einer 80-prozentigen Garantie.
Derselbe Mechanismus, dasselbe Schicksal?
Diese Fonds seien aktuell noch gesünder als die Flexpension-Fonds, es sei aber derselbe
Mechanismus, also könnte diese Fonds das gleiche Schicksal ereilen. Für längere Laufzeiten
schließlich biete man Multi-Asset-Fonds wie den DWS Concept Kaldemorgen (DWS K00) oder den
DWS Multi Opportunities (794 814) an.
Die Versicherer prüfen nun, ob sie diesen Fondsempfehlungen folgen wollen. „Wir analysieren derzeit
die Auswirkungen auf betroffene Bestandsverträge und werden unseren Kunden und Vertriebspartnern
zeitnah die Alternativen und möglichen Handlungsempfehlungen mitteilen“, heißt es etwa bei der
Zurich. Auch von der Allianz kommt fast der gleiche Wortlaut: „Wir analysieren derzeit und suchen eine
optimale Lösung für die bei uns betroffenen Kunden. Die Vermittler werden wir rechtzeitig einbinden,
um eine umfassende Betreuung der Kunden hierbei sicherzustellen.“
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Quelle: Ifa Ulm
Wie funktioniert aber in der Regel solch ein Fondsaustausch? „Wenn wir einen Fonds austauschen,
informieren wir die Kunden mindestens sechs Wochen vorher darüber. Wir nennen ihnen dann einen
neuen Fonds, in den sie stattdessen anlegen können. Außerdem nennen wir die Gründe, warum wir
diesen Fonds ausgewählt haben“, heißt es bei der Alten Leipziger. Den Ersatzfonds wählen die
Kapitalanlage-Experten des Versicherers dabei so aus, dass die Anlagestrategie des neuen Fonds
möglichst nahe an die Anlagestrategie des bisherigen Fonds herankommt.
Der Kunde muss aber natürlich nicht den Ersatzfonds wählen, sondern kann sich aussuchen, was er
will. Rührt er sich gar nicht, „übertragen wir das Guthaben in den von uns vorgeschlagenen Fonds“,
heißt es weiter. Aber auch dann kann der Kunde jederzeit kostenlos sein Guthaben auf einen anderen
Fonds übertragen.
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Garantien funktionieren nicht mehr
Guntram Overbeck von der Helvetia überrascht die Nachricht von der Schließung der
Flexpension-Fonds nicht. Selbst ist das Haus nicht betroffen – die Helvetia hatte keinen
Höchststandsgarantiefonds der DWS eingebunden. „Seit geraumer Zeit versuchen wir den Beratern
deutlich zu machen, dass Garantien in einem Null- beziehungsweise Negativzinsumfeld nicht mehr
funktionieren“, sagt Overbeck.
„Oft verstehen viele Berater dies, stützen sich leider aber dennoch auf – jetzt andere – Garantien.
Damals waren es die Höchststandsgarantiefonds – Flexpension, Target Click und Co. –, danach kamen
die Drei-Topf-Hybride, und jetzt sind es die Indexpolicen.“
Ein Ausbrechen aus dem Garantie-Teufelskreis ist Overbecks Meinung nach nur möglich, wenn man
Garantien durch Sicherheit ersetzt. „Investmentanlagen müssen in den Vordergrund geschoben
werden“, sagt er. Dem stimmt auch Frank Breiting zu: „Wir propagieren seit einiger Zeit, dass
Garantien und Aktien momentan nicht zusammen funktionieren.“ Man könne eben Aktieninvestments
anbieten oder Garantien zusagen. „Beides geht heute einfach nicht mehr.“
Quelle: Bloomberg / Deutsche Asset Management
Dieser Artikel erschien am 06.09.2016 unter folgendem Link:
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