Schuldenbarometer 1.-3. Quartal 2015

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Schuldenbarometer 1.-3. Quartal 2015
Schuldenbarometer 1.-3. Quartal 2015
7,2 Prozent weniger Privatinsolvenzen in Deutschland – Männer aus Bremen
zwischen 31 und 40 Jahren statistisch am häufigsten von der Insolvenz betroffen
1. Überblick: Niedrigster Stand bei den Privatinsolvenzen seit 2005
Die Zahl der Privatinsolvenzen (Verbraucher und ehemals Selbstständige) wird
auch im Jahr 2015 weiter sinken. In den ersten neun Monaten meldeten 80.744
Bundesbürger eine private Insolvenz an. Dies entspricht einem Rückgang um
7,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das sind die Ergebnisse aus
dem „Schuldenbarometer 1.-3. Quartal 2015“ der Wirtschaftsauskunftei Bürgel.
„2015 werden die Privatinsolvenzen das fünfte Mal in Folge sinken. Wir gehen
für dieses Jahr von bis zu 105.000 Fällen aus. Dies wäre der niedrigste Stand
seit dem Jahr 2005. Allerdings liegen die Fallzahlen in 10 Bundesländern über
dem Durchschnitt von 99 Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner“, fasst Bürgel
Geschäftsführer Dr. Norbert Sellin die Ergebnisse zusammen. Der Bürgel
Geschäftsführer begründet den Rückgang mit der positiven Konjunktur und der
weiterhin niedrigen Arbeitslosenquote. Hintergrund: Die Arbeitslosigkeit gilt als
Hauptursache für Privatinsolvenzen. „Die Formel ist einfach. Wenn die
Beschäftigtenzahlen steigen, sinkt die Zahl der Privatinsolvenzen.“ Welchen
Einfluss die Arbeitslosigkeit auf die Zahl der Privatinsolvenzen hat, lässt sich gut
an den Ländern Bayern und Bremen belegen. In Bayern liegen sowohl die
Arbeitslosenquote (3,3 Prozent) und die Privatinsolvenzen (72 Privatinsolvenzen
je 100.000 Einwohner) auf dem niedrigsten Niveau bundesweit. Anders sieht die
Situation in Bremen aus. Nicht nur bei den Privatinsolvenzen (165
Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner) führt das Bundesland die Statistik an –
mit 10,5 Prozent hat Bremen auch die höchste Arbeitslosenquote.
2. Privatinsolvenzen nach Bundesländern: Höchste Insolvenzquote in Bremen
In den ersten neun Monaten des Jahres setzt sich ein Trend der vergangenen
Jahre fort. Bei den Privatinsolvenzen in Deutschland zeigt sich ein ausgeprägtes
Nord-Süd-Gefälle. Am meisten Privatinsolvenzen gab es demnach mit 165
Insolvenzen je 100.000 Einwohner in Bremen. Es folgen Niedersachsen und das
Saarland mit 134 Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner. Auch Hamburg (132)
und Schleswig-Holstein (130) liegen deutlich über dem Bundesdurchschnitt von
99 Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner. Positiver ist die Situation im Süden
Deutschlands, der weniger von Privatinsolvenzen betroffen ist. Hier schneiden
Baden-Württemberg und Bayern (je 74) und mit etwas Abstand Thüringen (78)
am besten ab.
Ein verändertes Bild zeigt sich beim Blick auf die absoluten Zahlen. Es ist wenig
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verwunderlich, dass dann die einwohnerstarken Bundesländer an der Spitze
stehen. Allen voran Nordrhein-Westfalen mit 19.159 Privatinsolvenzen. Es folgen
Niedersachsen (10.465), Bayern (9.077) und Baden-Württemberg (7.670).
3. Prozentuale Veränderungen: Einziger Anstieg in Niedersachsen – Saarland auf
Vorjahresniveau – In Thüringen, Nordrhein-Westfalen, Hamburg und MecklenburgVorpommern sinken die Zahlen zweistellig
Der Trend sinkender Privatinsolvenzen vollzieht sich mit einer Ausnahme durch
alle Bundesländer. Einzig in Niedersachsen steigen die Zahlen leicht um 0,4
Prozent an. Das Saarland befindet sich mit 1.321 Privatinsolvenzen exakt auf
dem Niveau des Vorjahres. Die stärksten Rückgänge gab es in den ersten neun
Monaten in Thüringen (minus 15,9 Prozent), Nordrhein-Westfalen (minus 14,7
Prozent), Hamburg (minus 12,5 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (minus
10,9 Prozent). In diesen Ländern sanken die Fallzahlen zweistellig.
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4. Privatinsolvenzen nach Alter und Geschlecht: Höchste Insolvenzquote bei den 31
bis 40-jährigen Bundesbürgern – mehr Männer als Frauen melden eine
Privatinsolvenz an
Wie in den letzten Jahren, meldeten von Januar bis September wieder mehr
Männer als Frauen Privatinsolvenz an. Diese Aussage trifft sowohl bei den
absoluten als auch bei den relativen Zahlen zu. Während der relative Wert aller
Bürger im Bundesdurchschnitt 99 Fälle je 100.000 Einwohner ausmacht,
verantworteten männliche Bundesbürger im vergangenen Jahr sogar 119
Privatpleiten je 100.000 Einwohner (absolut: 47. 521 Fälle). Dem gegenüber
stehen 33.223 Frauen, die eine private Insolvenz anmelden mussten. Anders
ausgedrückt wurden im vergangenen Jahr – weit unter dem Bundesdurchschnitt
– 79 Frauen unter 100.000 Bürgern zahlungsunfähig. Der Grund dafür, dass
vermehrt Männer eine private Insolvenz anmelden, liegt darin, dass in vielen
Familien der Mann trotz der veränderten Lebensformen und Rollenbilder
weiterhin als Hauptverdiener und Haushaltsverantwortlicher gilt, der im Falle
einer Überschuldung innerhalb der Familie für die Verbindlichkeiten aufkommen
und die Privatinsolvenz anmelden muss.
Ein Blick auf die Altersklassen zeigt, dass Bürger im Alter zwischen 31 und 40
Jahren am stärksten von einer Privatinsolvenz betroffen sind. In dieser
Altersgruppe entfallen auf 100.000 Einwohner 170 Insolvenzen. Über dem
Durchschnitt liegen auch die Altersklassen der 51 bis 60-Jährigen (110) sowie
die jüngeren Bundesbürger im Alter zwischen 21 und 30 Jahren (106).
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5. Ursachen der Privatinsolvenz
Bei den Betroffenen sind die Schulden so gravierend, dass als letzter Ausweg
nur die Privatinsolvenz bleibt. Die wesentlichen Ursachen sind eng verbunden
mit der Einkommenssituation der Personen. Vorrangig tragen Arbeitslosigkeit
und reduzierte Arbeitszeiten, aber auch Veränderungen in der familiären
Situation, etwa Scheidung oder Trennung, zur Verschärfung der
Privatverschuldung bei. Weitere Faktoren sind gescheiterte Selbstständigkeit,
Arbeitsunfähigkeit bzw. Krankheit und ein zum Einkommen unpassendes
Konsumverhalten. Der überwiegende Teil der Privatpersonen in einer Insolvenz
steht vor allem bei Kreditinstituten, Versandhändlern, Versicherungen,
Behörden, Vermietern, Energieversorgern und Telefongesellschaften in der
Kreide.
Herausgeber:
Bürgel Wirtschaftsinformationen GmbH & Co. KG, Gasstraße 18, 22761
Hamburg, [email protected], www.buergel.de
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