HbA1c – das Blutzuckergedächtnis

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HbA1c – das Blutzuckergedächtnis
labor&werte
Rundschreiben 6_13 von synlab Labordienstleistungen
HbA1c – das Blutzucker­gedächtnis
HbA1c ist ein Parameter für die retrospektive Langzeitkontrolle des Blutzuckers
(„Blutzuckergedächtnis“). Er eignet sich
zur Ausschlussdiagnostik eines Diabetes
mellitus ebenso wie zur Einstellung des
Blutzuckerspiegels bei Diabetikern. Die
HbA1c-Messung sollte bei allen Patienten
mit erhöhtem Diabetesrisiko durchgeführt
werden.
Der Parameter
HbA1c ist die Abkürzung für Hämoglobin A1c. A
ist die genaue Typenbezeichnung des Hämoglobins,
1 gibt an, dass das Hämoglobin mit Zucker verbunden ist, c kennzeichnet die Stelle am Hämoglobin,
an der der Zucker gebunden ist. Der HbA1c-Wert
ermöglicht also eine Aussage über den Anteil des
„verzuckerten“ Hämoglobins (Glykohämoglobin) am
gesamten Hämoglobin.
Analog zu der Überlebensdauer der Erythrozyten
zirkuliert glykosyliertes Hämoglobin bis zu zwölf
Wochen und spiegelt somit indirekt den mittleren
Blutzuckerspiegel des Patienten wider: Je höher der
Blutzuckerspiegel in den Wochen vor der Blutentnahme war, desto höher ist der HbA1c-Wert.
Die Vorteile
Punktuelle Messungen der Glukosekonzentration
geben nicht ausreichend Auskunft über die mittlere
Glukosekonzentration im Blut, welche das Risiko für
mikro- und makrovaskuläre Komplikationen entscheidend beeinflusst.
Der HbA1c-Wert erfasst dagegen die chronische
Glukosebelastung über einen längeren Zeitraum (der
in etwa mit der Erythrozyten-Halbwertszeit korreliert
und zwischen vier und zwölf Wochen beträgt) und
ergänzt somit die Beurteilung des Glukosestoffwechsels anhand von sporadischen Blutzuckermessungen.
Die Bestimmung von HbA1c ist zudem auch sehr gut
standardisiert und unabhängig vom Tageszeitpunkt
und Nüchternstatus.
Für welche Patienten?
Der HbA1c-Test wird bereits seit langem zur
Kontrolle der Blutzuckereinstellung von Typ-1und Typ-2-Diabetikern eingesetzt. HbA1c sollte
bestimmt werden bei:
• Diabetikern
alle drei Monate zur retrospektiven
Langzeitkontrolle und Einschätzung des Risikos von
Langzeitschäden (Mikro- und Makroangiopathie,
Neuropathie).
Diabetes -Typ / Therapie
Empfohlene
Häufigkeit
Typ 1 und 2 Diabetes,
Routine-Therapie
Alle 3 Monate
Typ 1 Diabetes,
Intensivtherapie
Alle 1-2 Monate
Schwangerschafts-Diabetes
Alle 1-2 Monate
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Rundschreiben 6_13 von synlab Labordienstleistungen
Symptome der Diabetes
(u.a. Gewichtsverlust, auffälliger Durst und Harnfluss)
und/oder erhöhtes Diabetes-Risiko
(Bestimmung mit Diabetes-Risikotest, z.B. FINDRISK /GDRS)
HbA1c
≥ 6,5 %
≤ 48 mmol/mol
*
**
5,7 – 6,4 %
≤ 48 mmol/mol
< 5,7 %
< 39 mmol/mol
Nüchternglukose oder OGTT
NPG > 126 und/oder
2h-OGTT-PG > 200
Diagnose:
Diabetes
Therapie
gemäß
Leitlinien
NPG 100 – 125 und/oder
2h-OGTT-PG 140 – 199
NPG < 100 und/oder im OGTT
NPG < 100 und 2h-PG < 140
Aufklärung über Diabetes-Risiko,
Lebensstil-Änderung, Behandlung von Risikofaktoren.
Erneute Risiko-Bestimmung (nach 1, 2 oder 3 Jahren)
Diagnose:
keine Diabetes
* bei Diabetes-Symptomen zusätzlich sofortige Glukose-Messung
** w
enn eine Verfälschung des HbA1c-Wertes zu erwarten ist, primär Diagnose durch Glukose-Messung
(NPG = Nüchtern-Plasma-Glukose, 2h-OGTT-PG = 2h-Plasma-Glukose im oraqlen Glukose-Toleranz-Test, mg/dl)
Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) empfiehlt in ihren aktu­ellen Leitlinien die Bestimmung
des HbA1c-Werts auch zur Frühdiagnostik eines
Typ-2-Diabetes bei Verdachts­patienten:
• Ab
einem HbA1c-Wert von 6,5 % kann man mit
hoher Wahrscheinlichkeit von einem Diabetes
mellitus ausgehen und den Patienten entsprechend
behandeln.
• Liegt der Wert unter 5,7 %, ist die Erkrankung
unwahrscheinlich.
• In dem Bereich zwischen 5,7 und < 6,5 % empfiehlt die DDG, den Nüchternblutzucker des
Patienten zu messen oder einen oralen Glukose­
toleranztest durchzuführen und aus den Ergebnissen
die therapeutischen Empfehlungen abzuleiten.
Cave: Falsch hohe oder falsch niedrige HbA1c-Werte
sind selten. Die Aussagekraft der HbA1c-Werte kann
aber eingeschränkt sein, wenn die Bildung oder der
Abbau der roten Blutkörperchen verändert sind, z. B.
durch Blutkrankheiten, Transfusionen, Niereninsuffizienz oder bestimmte Medikamente (hochdosierte
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Salicylattherapie). In diesen Situationen muss die
Blutzuckereinstellung mit Hilfe der Resultate der
Blutzuckerselbstmessung beurteilt werden.
Das Material
Mindestens 1ml EDTA-Blut
Die Abrechnung
EBM: Ziffer 32094 (4,00 €)
GOÄ: Ziffer 3561 (1,15 fach: 13,41 € = Privat)
Zum Weiterlesen
Silbernagel, G. et al. Glycated hemoglobin predicts all-cause,
cardiovascular, and cancer mortality in people
without a history of diabetes undergoing
coronary angiography. Diabetes Care.
2011 Jun;34(6):1355-61.
Silbernagel, G. et al. Additional use
Ihr synla
of glycated hemoglobin for
bdiagnosis of type 2 diabetes in
Experte
:
people undergoing coronary
Prof. Dr.
angiography reveals a subgroup
med.
at increased cardiovascular risk.
Winfried
März
Diabetes Care. 2011
synlab-Ak
ademie
Nov;34(11):2471-3.
Mannheim
aerz@syn
lab.com
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