Großer Bahnhof in Harlekins Gleishalle

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Großer Bahnhof in Harlekins Gleishalle
AutomatenMARKT | Juli 2001 | Praxis
Spielstätte des Monats
Großer Bahnhof in Harlekins Gleishalle
Der Golden Jack geht in diesem Monat an die Gleishalle nach Augsburg – den
wohl größten Spielstättenkomplex in ganz Deutschland
Keineswegs werden immer nur große
Spielstätten mit dem Golden Jack
ausgezeichnet. Bei der Berliner
Informationsgemeinschaft Münz-Spiel
(IMS) achtet man sehr wohl darauf,
unterschiedliche Spielstättentypen mit
dieser Ehrung zu bedenken. Doch in
diesem Monat kommt der Betrachter
nicht umhin festzustellen: Auch die
Größe macht‘s!
Der Branchenoscar in diesem Monat
geht nach Augsburg. An die HarlekinGleishalle mitten im Zentrum der Stadt.
Sie liegt – der Name lässt es vermuten
– mit der komplett verglasten
Längsseite direkt am Bahnsteig 1 des
Augsburger Hauptbahnhofs. Zur
anderen Seite hin schafft die
supermoderne Spielstätte die
Verbindung zu einem Einkaufs- und
Freizeitzentrum mit Kino, Bowlingcenter
Hat jetzt für eine seiner 13 Harlekinund Restaurants.
Spielstätten den Golden Jack erhalten:
600 Quadratmeter nehmen allein die
Aufstellunternehmer Peter Eiba.
Geld-Gewinn-Spiel-Geräte ein. Also vier
Zehner-konzessionen, die in der
inszenierten Bahnhofswelt des Aufstellunternehmers Peter Eiba untergebracht sind.
Viele Dekostücke stammen quasi vom Bahnhofsschrottplatz, was aber nicht bedeutet,
dass sie billiger Ramsch wären. Ganz im Gegenteil! Die Bahndevotionalien erfreuen
sich bei Sammlern größter Beliebtheit. Großflächige Wandmalereien erzeugen beim
Betrachter die Illusion, dass jeden Moment ein Zug durch die Spielstätte donnern
könnte. Hierin liegt auch der besondere Reiz: farbenprächtige Bilder einerseits, auf
der anderen Seite allgegenwärtiges Grau und damit ein starker Kontrast.
Wartezeiten sind hier nicht zu befürchten.
Die Geldspielersektion ist insgesamt in wenig Licht getaucht – dunkle Teppichböden
und frei liegende Versorgungsschächte bilden die Umgebung, in der die beleuchteten
Automaten besonders gut zur Geltung kommen.
„Helle Geräte in dunkler Umgebung wirken besser und laufen besser“, ist Eiba der
festen Überzeugung, die ihn veranlasste, gegen den Trend zu steuern.
Absolut vorbildlich ist das Konzept des Augsburger Automatenkaufmanns zur
Umsetzung der Zweiergruppen-Regelung. Weil eine jede Zehnerkonzession fast ohne
weitere Geräte auskommt, sind die Zweiergruppen auf 150 Quadratmetern
entsprechend entzerrt. Und zwar so weit voneinander, dass das Bespielen von mehr
als zwei Automaten gleichzeitig wirklich ausgeschlossen ist.
600 Quadratmeter – so groß ist auch der Bereich für die Sportspieler. Darts,
Poolbillard und auch Snooker sind selbstverständlich, denn Peter Eiba hat sich in den
vergangenen Jahren um die ständige Promotion dieser Geräte verdient gemacht.
Fotos an den Wänden mit den Spitzenspielern künden davon. Natürlich ist auch hier
das Bahnhofsthema allgegenwärtig. Es zieht sich eben wie ein grüner Faden durch
das gesamte Harlekin.
Eben auch durch die 1 700
Quadratmeter große, von Eiba als
„Actionfläche“ bezeichnete
Unterhaltungsmaschinerie. Hier fehlt es
an nichts. Fast hat man den Eindruck,
sämtliche Simulatoren-Modelle der
letzten Jahre seien hier vertreten. Und
das gleich in mehrfacher, teils gar
achtfacher Ausfertigung und
miteinander gekoppelt.
Das muss auch so sein, denn die
Geräte sind nach einem einmaligen
Eintritt von 15 Mark zeitlich unbegrenzt
zugänglich. Nicht erst seit der
Eröffnung der Harlekin-Gleishalle vor
knapp zwei Jahren hat sich diese Art,
Etwas für ganz hartgesottene Spieler:
seinen Obolus für die
Konamis Road Rage.
Unterhaltungsgeräte zu entrichten, in
Eibas Spielstätten bewährt.
Schon das Eintrittsszenario ist absolut anders als gewohnt. Die Tür zum Vorraum
öffnet sich per Bewegungsmelder, und sodann verkündet eine Stimme vom Band,
dass ab sofort nur Personen über 18 Jahre Zugang zur Gleishalle haben. Auch der
Eintritt wird vom Automaten kassiert. Der Vorgang wird permanent von Videokameras
überwacht – jüngere Menschen können auf diese Weise nicht ins Paradies vordringen.
Wie überhaupt der Sicherheitsaspekt in der „Bahnhofsspielhalle“ groß geschrieben
wird. Überwachungskameras, teils offen, teils verdeckt, beobachten jeden Winkel der
Spielstätte. Ein Aufwand, der „aufgrund der Objektgröße und der Nähe zum Bahnhof
leider notwendig ist“, wie Peter Eiba sagt.
Die Masse der Geräte allerdings stellt sicher, dass jederzeit gespielt werden kann –
wahrscheinlich auch am Lieblingssimulator. Wartezeiten braucht der Gast nicht zu
befürchten. Das Bahnhofsthema wird hier mit den originalgetreuen Anzeigetafeln
ebenso ausgereizt wie mit den großen Plakatanschlägen. Sogar Durchsagen vom
Bahnhof werden ins Innere der Spielstätte übertragen.
Weitere Vorteile der speziellen Art der Kassierung hat Peter Eiba ausgemacht. Bei der
Euro-Umstellung ist er fein raus. Denn mit Ausnahme von den Geldspielgeräten muss
lediglich noch der „Eintrittsautomat“ auf die neue Währung umgestellt werden. Die
Spielgeräte selbst bleiben davon völlig unberührt. Unberührt bleiben sie außerdem
von den Technikern, die die Automaten nicht leeren müssen. Und auch einigermaßen
clevere Einbrecher können bereits zwei und zwei zusammenzählen: In den
Simulatoren und Flippern ist nichts zu holen.
Jetzt zählen wir zusammen: 600 plus 600 plus 1 700 Quadratmeter macht 2 900
Quadratmeter. Zusammen mit den Verkehrsflächen für Büros, Werkstatt und Lager
kommen über 3 600 Quadratmeter im Harlekin zusammen. Viel Größeres dürfte es
bundesweit nicht mehr geben.
Zurückhaltend allerdings geht Eiba mit der Gastronomie um. Der einzige
Thekentreffpunkt befindet sich bei den Sportautomaten. Für die Automatenspieler gibt
es Kaffee und Softdrinks. Alles Weitere ist ja im Einkaufs- und Freizeitcenter vis-a-vis
erhältlich.
Das allerdings läuft längst nicht so wie von Eiba erwartet: „Wir hatten etwa gehofft,
dass die Leute nach dem Kino noch auf ein Spielchen ins Harlekin kommen würden.“
Dem ist aber nicht so. Denn zusätzliche Ausgänge, die anfangs nicht geplant waren,
schleusen die Besucherströme direkt ins Freie und nicht am Harlekin vorbei.
Zusätzlicher Knackpunkt: Noch immer und schon wieder stehen Ladenflächen in dem
Einkaufszentrum leer, das sich seinen Platz bei den Augsburger Bürgern erst noch
erkämpfen muss. Noch jedenfalls profitiert Eiba, 55 Jahre alt und seit 1968 im
Automatengeschäft, zu wenig von der an und für sich guten Lage zwischen Bahnhof
und Shoppingmeile.
Bei aller Größe: Der Preis für die Spielstätte des Monats bleibt wie gehabt: etwa 25
Zentimeter hoch, massive Bronze, vergoldet.