Detaillierte Arbeiten am Bienenvolk
Transcription
Detaillierte Arbeiten am Bienenvolk
Für Fortgeschrittene: Detailliert beschriebene Arbeiten am Bienenvolk Spätsommerpflege/Einwinterung Zusetzen junger Königinnen per Ableger Da Mitte September kaum noch Drohnen in den Völkern sind, ist die Umweiselung jetzt am einfachsten. Denn eine neue Königin könnte nicht mehr oder nur unzureichend begattet werden. In den vergangenen Monaten hatten die Ableger bei ausreichender Pflege - sprich Fütterung, Wabenerneuerung und Varroabehandlung - genügend Zeit zu erstarken, so dass sie Mitte September den Brutraum gut besetzen. Die Ableger werden auf Weiselrichtigkeit, Futter – und Pollenvorrat kontrolliert. Die Mittelwände sind zu dieser Zeit alle bebrütet, alte Waben sind an den Rand gewandert. Der Ableger sollte jetzt etwa 6 volle, verdeckelte Futterwaben aufweisen. Bei den im August für die Umweiselung vorgesehenen Wirtschaftsvölkern werden nun die Königinnen entnommen und die Vorräte kontrolliert. Erscheint die Futtermenge noch nicht ausreichend, wird die fehlende Menge auf der Stockkarte vermerkt. Die Oberträger der Brutraumrähmchen werden nun mit einer Zeitungsseite bienendicht abgedeckt und mit einem Zerstäuber angefeuchtet. Mit einem Messer sticht man kleine Löcher in das Zeitungspapier. Der Ableger wird nun als geschlossene Einheit auf das entweiselte Wirtschaftsvolk gesetzt. Die Bienen zernagen nun langsam das Zeitungspapier und die Vereinigung geht friedlich vonstatten. Altvolk vereinigt mit Ableger Die vereinigten Völker werden etwa fünf bis sieben Tage später auf Weiselrichtigkeit kontrolliert. Diesmal muss die junge Königin nicht gesucht werden. Meist reicht es aus, ein bis drei Waben im Zentrum des Bienensitzes im oberen Brutraum zu ziehen und nach Stiften zu schauen. Gegebenenfalls erhält das vereinigte Volk nun noch Futter. Bei der Schätzung des Futtervorrates muss bedacht werden, dass den Bienen später im Jahr bei der Bildung der Wintertraube noch genügend freie Zellen – entstehend durch die schlüpfende Brut zur Verfügung stehen. Die Bienen verkriechen sich in diese Zellen. Dies bedeutet, dass nicht jede Wabe mit Futter gefüllt sein darf, da die Bienen sonst im Winter auf einem „Eisblock“ sitzen. Die Fütterung sollte bis Ende September abgeschlossen sein, da die Abnahme des Futters durch die Bienen bei absinkenden Temperaturen immer langsamer vonstatten geht. Detaillierte Arbeiten am Bienenvolk•Copyright 2015•Bienenzuchtverein Würselen•Seite 1 von 10 Varroabehandlung mit Ameisensäure Mit der Varroosebehandlung muss unmittelbar nach der Abschleuderung begonnen werden. Zunächst erfolgt eine Behandlung über einen kurzen Zeitraum. Nach der Auffütterung wird eine zweite Behandlung über 8 - 14 Tage vorgenommen. Wirtschaftsvölker sanieren: Stark brütende Völker haben auch einen höheren Varroabefall (der Brutumsatz ist höher) und müssen saniert werden. Voraussetzung dafür ist: 1. Völker müssen abgeschleudert sein 2. Start der Einfütterung beginnt am oder einen Tag nach Entnahme des Honigs Mitte Juli bis September Behandlung durch Ameisensäure (AS) mit dem Verdunstersystem „Liebig – Dispenser“ Anwendung des „ Liebig-Dispensers“ Voraussetzungen: - Die Völker sind abgeschleudert bzw. aufgefüttert - Auf eine waagerechte Aufstellung der Bienenvölker achten, um ein auslaufen der AS aus der Dispenser-Flasche zu vermeiden - Jedes zu behandelnde Volk erhält eine weitere Zarge als Verdunstungsraum auf. Die Grundplatte mit Docht und Flasche des Dispensers wird zur Behandlung auf die Oberträger gestellt und die Beute dann verschlossen. - Schublade oder Schieber einlegen, das Flugloch bleibt geöffnet. - Vor Anwendung des „Liebig-Dispensers“ die Gebrauchsanweisung lesen! - Ein Eintrag ins Bestandsbuch ist nicht erforderlich. Die Dispenser-Flasche wird mit 60%iger Ameisensäure ad us. vet. gefüllt: - Für einzargige Völker mit 90 ml (Julibehandlung) bzw. 140 ml (Augustbehandlung) 60%iger Ameisensäure ad us. vet., die Dochtgröße ist abhängig vom Beutentyp und der Außentemperatur - Bei zweizargigen Völkern oder bei der Dadantbeute mit 140 ml (Julibehandlung) bzw. 200 ml (Augustbehandlung) 60%iger Ameisensäure ad us. vet., die Dochtgröße ist abhängig von Beutentyp und Außentemperatur Die Flaschenöffnung muss fest heruntergedrückt auf Docht und Grundplatte aufstehen, da die AS sonst ausläuft. Die Verdunstungsrate lässt sich durch die Größe des Dochtes regeln. Diese muss bei Völkern mit einem Brutraum pro Tag bei 10 -15ml pro Tag liegen, bei Völkern mit zwei Bruträumen bei 20 – 30 ml oder in der Dadantbeute bei 15 - 20 ml pro Tag. Wichtig: Kontrolle und ggf. Dochtkorrektur nach 24h und nach jedem Wetterwechsel!!! Ameisensäurebehandlung mit dem Liebig - Dispenser Detaillierte Arbeiten am Bienenvolk•Copyright 2015•Bienenzuchtverein Würselen•Seite 2 von 10 Varroabehandlung mit Thymolpräparaten Die folgenden Präparate sind apothekenpflichtig und müssen im Bestandsbuch eingetragen werden: Thymovar, Apiguard, ApiLifeVar. Die Wirkungsweise ist ähnlich wie bei der AS. Der Kauf der Präparate ist nachzuweisen (Quittung verwahren). Auch hier vor der Behandlung die Gebrauchsanweisung lesen. Die Behandlung muss Mitte Juli beginnen, d.h. abgeerntete Völker müssen vor der Behandlung schon mal gefüttert werden, da die Abnahme des gereichten Futters während der Behandlung nur zögerlich erfolgt. Zur Behandlung werden die Präparate auf die Oberträger gelegt. Das Behandlungsmittel Api Life Var sollte durch ein Drahtgitter vor dem Abnagen durch die Bienen geschützt werden. Winterarbeiten Die Beuten stehen alle frei und es entfällt jegliche noch vor Jahren propagierte Verpackung. Eine Verpackung speichert die Wärme der Bienen nicht, da die Wintertraube erst gar nicht versucht den Beutenraum mit zu erwärmen. Die Bienen erwärmen nur die Wintertraube an sich, wobei in der äußeren Schicht eine Temperatur von etwa 10°C und im Inneren der Traube 20°C bei Brutfreiheit und 36°C bei noch oder wieder vorhandener Brut herrschen. In der Mitte der Wintertraube sitzt die Königin und hier beginnt sie meist im Januar bei entsprechendem Witterungsverlauf mit der Eiablage. Die in der Traube außen und innen sitzenden Bienen tauschen ständig ihre Position. Die Gefahr ein starkes Bienenvolk durch zu geringe Futtervorräte zu verlieren ist größer, als dass zu große Kälte den Bienen schadet. Winterverluste durch Verhungern der Bienen sind aus verschiedenen Gründen zu verzeichnen: - wenn unzureichende Vorräte angelegt wurden - wenn die Speicherung der Vorräte am falschen Ort erfolgte oder - wenn die Verbindung der Wintertraube zu den Vorräten abreißt Deshalb sollte der größte Futterbedarf und nicht der durchschnittliche Bedarf jedes Bienenvolkes gedeckt sein! Starke Völker haben einen größeren Futterbedarf, erzeugen aber auch wesentlich mehr Honig. Schnee auf dem Flugloch ist für die Bienen nicht schädlich, solange dieser nur locker aufliegt. Bei Schneeschmelze und dann einsetzendem Frost ist ein Kontrollgang zu den Bienenständen notwendig. Haben die Beuten einen Gitterboden, ist die Sauerstoffzufuhr nach wie vor gesichert. Diese bleiben im Winter offen. Völker im Winter Gitterboden Detaillierte Arbeiten am Bienenvolk•Copyright 2015•Bienenzuchtverein Würselen•Seite 3 von 10 Varroabehandlung/ Winterbehandlung Oxalsäurebehandlung/ Träufelmethode Oxalsäuredihydrat-Lösung ad us. vet. oder Oxuvar sind Lösungen zum Aufträufeln auf die Wintertraube. Die Behandlung mit diesen Präparaten muss in das Bestandsbuch eingetragen werden und der Kauf der Präparate ist nachzuweisen. In der brutfreien Zeit (in unserer Region meist um Weihnachten herum) werden die 1-zargigen Völker mit 25 – 30 ml und 2-zargige Völker mit 50 ml beträufelt. Die Oxalsäure wird dabei gleichmäßig über die Bienen in den Wabengassen verteilt. Am besten erfolgt die Behandlung bei Temperaturen zwischen 3°C – 5°C, da die Bienen dann dicht gedrängt in der Wintertraube sitzen. Der Wirkungsgrad und die Bienenverträglichkeit bei einmaliger Anwendung sind gut! Vorteil: Einfache Anwendung, keine Rückstände Nachteil: Bienen in Wintertraube müssen genau getroffen werden nur einmalige Anwendung möglich, da sonst Bienenverluste entstehen und die Auswinterung schlecht sein kann. Milchsäurebehandlung s. u. „Varroabehandlung von Jungvölkern“ Die Winterbehandlung erfolgt nur an frostfreien Tagen, bei Temperaturen zwischen 5°C – 6°C, eine zweimalige Behandlung im Abstand von wenigen Tagen ist möglich. Behandlung mit Perizin oder Bayvarol Aufgrund der bekannten Rückstandsproblematik sollte von Behandlungen mit Perizin oder Bayvarol Abstand genommen werden. Bei Verwendung in das Bestandsbuch eingetragen. Auswinterung Im April kann der ImkerIN die Auswirkungen der ersten warmen Tage im März und den ersten Nektareintrag aus der Weide bemerken. Das Volk dehnt seine Brutflächen weiter aus und immer mehr Jungbienen schlüpfen. Als Frühtrachtimker müssen wir schon im zeitigen Frühjahr starke Völker haben. Baurahmen/Drohnenrahmen Da wir den Baurahmen als äußerste Wabe über Winter im Volk belassen hatten und diesen bei unserer ersten Durchsicht näher ans Brutnest rückten, hatte die Königin inzwischen die Möglichkeit Drohneneier der Volksentwicklung entsprechend abzulegen. Somit hat man Mitte bis Ende April schon schlüpfende Drohnenbrut. Die Drohnenbrutentnahme gehört zu einem der Standbeine der Varroabekämpfung. Bei Völkern die nicht zur Zucht verwendet werden, wird der Baurahmen ausgeschnitten. Nur bei den für Zuchtzwecke vorgesehenen Völkern verbleibt der erste bebrütete Baurahmen im Volk, um genügend Drohnen zur Begattung der Königinnen zur Verfügung zu haben. Im April ist das Wetter noch sehr wechselhaft. Bei Kälteperioden muss der ImkerIN seine Völker gut mit Futter versorgt wissen. Andernfalls muss mit Honig nachgefüttert werden. Zu diesem späten Zeitpunkt sollte unseres Erachtens kein anderes Futtermittel verwendet werden, da der Nektar der bald anstehenden Tracht verfälscht werden könnte. Detaillierte Arbeiten am Bienenvolk•Copyright 2015•Bienenzuchtverein Würselen•Seite 4 von 10 Erweiterung im Brutraum ausgebaute Mittelwand mit Königin Bei länger anhaltend warmem Wetter müssen die Völker kontrolliert und gegebenenfalls erweitert werden. Die Erweiterung erfolgt am besten über Mittelwände ( MW ), was für wichtige Wabenerneuerung sorgt. Kleinere Völker, erhalten die MW als äußerste Waben an den Rand. Die Bienen können nun bei Bedarf bauen. Sind die MW einmal ausgebaut, wandern sie an den Rand des Brutnestes. Beginnt die Königin die MW zu bestiften rückt man sie in die Mitte des Brutnestes und alte Waben gelangen nach außen. Starke Völker, denen wir bei der ersten Durchsicht ein bis zwei Waben entnehmen konnten, erhalten nun am Rand des Brutnestes MW. Nach deren Ausbau rücken auch diese Waben ins Brutnest. Freigabe des Honigraums Besetzt ein Volk Anfang April bereits voll die beiden 2 Bruträum oder den Dadantbrutraum, erfolgt die Erweiterung der Völker durch die Freigabe des Honigraumes über Absperrgitter. Die Honigraumwaben bestehen nur aus unbebrüteten Waben bzw. MW. Der erste Honigraum wird nur mit ausgebauten Waben bestückt. Somit haben die Bienen die Möglichkeit bei einsetzender Tracht den ersten Nektar in den bereits ausgebauten Waben abzulagern. Im folgenden Honigraum hängen die bereits ausgebauten Waben am Rand, die mit MW bestückten Rähmchen kommen in die Mitte. Den Bautrieb können die Bienen bei Bedarf und je nach Witterung und Tracht an den HonigraumMW austoben. Brut – und Honigraum werden durch Absperrgitter getrennt Wabenerneuerung mit Mittelwänden Zusätzlich kann die Wabenerneuerung im Brutraum im Mai und Juni auch über die Entnahme von Brutwaben für die Ablegerbildung und den Erstaz durch Mittelwände erfolgen. Die erste größere Tracht im Rheinland ist aus der Obstblüte und etwas später aus dem Raps zu erwarten. Ein Umhängen von Brutwaben in den Honigraum sollte nicht erfolgen. Vorteil: Der Honig wird nur aus unbebrüteten Waben geschleudert. Dieser hygienische Aspekt sollte auch in Bezug auf die Varroabehandlung nicht unterschätzt werden. Nachteil: Die Bauerneuerung im Brutraum der Dadant – Beute erfolgt u. U. erst zur Ablegerbildung und geht etwas langsamer vonstatten. Detaillierte Arbeiten am Bienenvolk•Copyright 2015•Bienenzuchtverein Würselen•Seite 5 von 10 Schwarmzeit/Schwarmverhinderung Ablegerbildung Eine junge Königin sollte man am besten einem Ableger zusetzen und ihr die Möglichkeit geben, ein starkes Volk aufzubauen. Das Zusetzen einer jungen Königin in ein starkes Volk ist nicht Erfolg versprechend, da die junge Königin noch nicht genügend Pheromone (Königinnensubstanz = Sexualduftstoffe) bildet, um alle Bienen auf sich einzustimmen; sie wird von den Bienen daher meist abgestochen. Wenn Anfang bis Mitte Mai die ersten Königinnen aus eigener Zucht oder von einem Imkerkollegen zum Verschulen bereitstehen, können diese auch zur Ablegerbildung verwendet werden. Das trifft vor allem dann zu, wenn man zu diesem Zeitpunkt Honig-, Pollen- oder Brutwaben aus dem Brutraum eines schwarmtriebigen Volkes entnehmen muss. Für die Ablegerbildung wird eine Beute mit verkleinertem Flugloch auf fremdem Standplatz aufgestellt. Jeder Ableger sollte mit einer vollen Futter - ( aus den Vorräten oder aus oben genannten Völkern ), einer Pollenwabe und zwei Brutwaben mit ansitzenden Bienen bestückt werden. Als Brutwaben verwendet man am besten solche mit auslaufender Brut. Die Brutwaben werden in die Mitte, Futter – und Pollenwabe jeweils nach außen gehängt. Wird der Ableger auf dem Heimstand gebildet, empfiehlt es sich die Bienen von einer Brutwabe dazuzufegen, als Ersatz für die zurückfliegenden Flugbienen. Zum Schluss klemmt man die zu verschulende Zelle zwischen die beiden Brutwaben. Ablegerbildung mit begatteter Königin Für Ableger mit einer unbegatteten oder begatteten Königin kann auf selbe Weise verfahren werden, nur dass man die junge Königin in einem Zusetzkäfig zusetzt. Am nächsten Tag erhält der Zusetzkäfig einen Futterteigverschluss. Mit der ersten Brut der neuen Königin erhält jeder Ableger erst eine und in den folgenden Wochen weitere Mittelwände. Alle gebildeten Ableger müssen ständig mit Flüssigfutter versorgt werden, da sie noch nicht genügend Sammelbienen zur Verfügung haben! Achtung! Schwarmzeit! Bei einjährigen Königinnen ist der Schwarmtrieb meist nicht so stark ausgeprägt wie bei älteren Königinnen. Unter anderem bildet die jüngere Königin genügend Pheromone (Königinnensubstanz), die selbst in einem starken Volk von den Bienen gut verteilt werden. Das bedeutet: Sind die Wetterverhältnisse im Mai gut und die Bienen z. B. im Raps voll mit dem Einbringen von Nektar und Pollen beschäftigt, ist es möglich die Schwarmstimmung der Bienen zu steuern. Dafür sind aber folgende Maßnahmen nötig: 1. regelmäßige Kontrollen der Völker alle 9 Tage 2. genügend Platz für die Eiablage der Königin schaffen, indem man dicke Pollenwaben und eine bis zwei Brutwaben für die Ablegerbildung entnimmt und durch ausgebaute Waben ersetzt. 3. ausreichend Raum zum Ablagern des frischen Nektars durch rechtzeitiges Aufsetzen einer weiteren Honigzarge schaffen. 4. gedeckelte Drohnenwaben regelmäßig ausschneiden und dort den Bautrieb und die Eiablage beobachten. Detaillierte Arbeiten am Bienenvolk•Copyright 2015•Bienenzuchtverein Würselen•Seite 6 von 10 Schwarmstimmung – Schwarmverhinderung Ziel ist es, die Volksstärke möglichst ungeteilt zu erhalten und das Schwärmen zu verhindern. Bei anhaltend schlechten Wetterbedingungen, mäßiger Tracht oder bei einer Trachtpause nach einer Volltracht und/oder ungenügenden Platzverhältnissen kann das Schwarmgeschehen ausgelöst werden. Die Bienen drängen die Königin angeblasene Weiselnäpfchen zu bestiften. Kontrolliert man die Völker alle neun Tage und findet Eier oder bereits Larven in den Weiselnäpfchen, kann durch Ausbrechen der Weiselnäpfchen und der oben genannten Maßnahmen der beginnende Schwarmdusel gebremst werden. Zum Ausbrechen der Weiselzellen ist es sinnvoll, den größten Teil der Bienen von den Waben in einer vorher geschaffenen breiten Wabengasse abzustoßen, um keine Weiselzelle zu übersehen. Bei Beutensystemen mit 2 Bruträumen müssen unter Umständen 20 Waben durchgesehen werden. Vorteil der großen Dadantbeute ist, dass man max. 12 Waben zu kontrollieren hat. Setzt dann wieder länger anhaltende Tracht ein, schafft man es meist die Völker mit jungen Königinnen unproblematisch bis zum Ende der Saison weiterzuführen. Eine weitere Möglichkeit ist der Ausgleich der Volksstärke über den Tausch von Honigräumen. Dazu wird der zweite Honigraum mit ansitzenden Bienen eines starken Volkes, das erste Schwarmstimmung zeigt, mit dem zweiten Honigraum eines schwächeren Volkes getauscht. Finden sich bereits gedeckelte Weiselzellen im Volk sind schärfere Eingriffe nötig: Königinnenableger Aus dem schwarmtriebigen Volk wird mit der alten Königin, zwei Brutwaben, je einer Pollen – und einer Futterwabe sowie Jungbienen ein Ableger gebildet. Die Weiselzellen auf diesen Waben werden ausgebrochen. Zusätzlich erhält dieser Ableger zwei Mittelwände ans Brutnest. In dem Restvolk werden alle Zellen bis auf eine ausgebrochen. Die später begattete Königin in diesem Volk kann im September durch Aufsetzen eines Ablegers mit guter Nachzuchtkönigin ausgewechselt werden. Varroabehandlung von Jungvölkern mit Milchsäure Jungvölker können durch Kunstschwärme erstellt werden, die dann brutlos sind. Bei Ablegern, die sich selbst beweiseln oder Ableger, die mit verdeckelten Brutwaben und einer jungen, unbegatteten Königin gebildet werden, muss abgewartet werden bis alle oder ein Großteil der Brut geschlüpft ist. Geht deren junge Königin dann in Eilage, kann eine Varroabehandlung mit Milchsäure 15% ad us vet. durchgeführt werden. Dafür werden die bienenbesetzten Waben von jeder Seite mit min. 6 ml und max. 8 ml Milchsäure besprüht (Sprühnebel aus dem Zerstäuber; Srühstöße vorher abwiegen). Dabei sollen die Bienen nur fein benetzt werden. (Vorsichtsmaßnahmen einhalten: Handschuhe, Schutzbrille und – maske tragen, Wasser bereitstellen) Die Varroabehandlung von brutfreien Schwärmen mit Milchsäure 15% ad us vet. ist ebenfalls möglich. Ein Eintrag in das Bestandsbuch ist nicht erforderlich. Der Schwarm Ein Schwarm zieht aus! Bei gutem Flugwetter zur Mittagszeit wundert sich der Imker am Bienenstand über das Summen und den plötzlich vermehrten Flugbetrieb. In kürzester Zeit zeigt sich ihm ein wahres Naturschauspiel: ein Schwarm zieht aus und der Himmel ist schwarz vor Bienen. Aufmerksam wird man nun beobachten in welchem Baum sich der Schwarm niederlässt. Dieser wird eingefangen, wenn er sich zu einer vollständigen Traube gesammelt hat. Detaillierte Arbeiten am Bienenvolk•Copyright 2015•Bienenzuchtverein Würselen•Seite 7 von 10 Einfangen und Pflege des Schwarms Eine leere Beute mit Boden und Deckel sollte bereitgestellt sein. Mit dem Wasserzerstäuber wird die Traube nassgespritzt. Da die Beuten zum Einfangen des Schwarms zu schwer und unhandlich sind – je nachdem wo sich der Schwarm niedergelassen hat – hat sich bei uns ein großer, blauer Müllsack als „Schwarmfangkiste“ bewährt. Diesen kann man gut um den Schwarm legen, um ihn dann abzuschlagen. Als nächstes wird der Sack in die bereitgestellte Beute entleert und diese mit dem Zwischendeckel verschlossen. Beginnen die daneben gefallenen Bienen an zu sterzeln und in die Beute zu laufen, ist die Königin in derselbigen. Die anderen, zurückgebliebenen Bienen werden sich bald ebenfalls in der neuen Behausung einfinden oder zurück in ihr Heimatvolk fliegen. Ziehen die Bienen wieder aus, konnte die Königin nicht mit eingefangen werden und der Vorgang ist nach Sammeln zu einer Traube zu wiederholen. Der einlogierte Schwarm wird am Abend auf seinen neuen Standplatz gestellt und erhält nur Mittelwände. Da die Bienen in ihrer Honigblase Reiseproviant für drei Tage und noch keine ausgebauten Zellen für die Aufnahme des Futters haben, muss der Schwarm erst ab dem dritten Tag gefüttert werden. Ausnahme: Die Trachtverhätnisse sind besonders gut. Nach 8 – 10 Tagen ist eine Kontrolle des Schwarms auf Weiselrichtigkeit, Wabenbau, Futtervorräte und Platzangebot (Wabenanzahl) nötig. Pflege des abgeschwärmten Volkes Allein durch Abnehmen des Deckels vom Honigraum lässt sich das abgeschwärmte Volk erkennen. Das so geschwächte Volk kann die Tracht durch Sammelbienenverlust nicht mehr nutzen. Honigzargen mit wenig verdeckelten Waben gibt man einem anderen Volk. Im Brutraum muss kontrolliert werden, ob sich bereits eine geschlüpfte Königin im Volk befindet. Dies erkennt man an der geöffneten Weiselzelle mit anhaftendem Deckelchen. Wenn man noch ausgebissene Zellen findet oder das Tüten einer Königin vernimmt, ist die Situation im Volk eindeutig. Alle weiteren Zellen werden ausgebrochen. Findet man nur gedeckelte Zellen bricht man alle bis auf eine aus. Zwei Wochen nach dem Schlüpfen der Königin wird auf Weiselrichtigkeit kontrolliert. Die Königin sollte nun begattet sein. Bei Weisellosigkeit wird das Volk mit einem Ableger vereinigt. Honigernte Prüfung auf Reife Die zur Schleuderung entnommenen Honigwaben müssen mind. zu 2/3 verdeckelt sein und bei der Stoßprobe darf kein Honig herausspritzen. Eine genaue Feststellung des Wassergehaltes kann nur mit dem Einsatz des Refraktometers erreicht werden. Beim Messen mit dem Refraktometer muss zunächst eine Mischprobe gebildet werden; der Honig muss klarflüssig sein. Der Wassergehalt darf laut Qualitätsrichtlinien des D.I.B. max. bei 18% liegen (laut Honigverordnung bei max. 20%). voll verdeckelte Honigwabe Entnahme der Waben Die Entnahme des Honigs erfolgt an einem guten Flugtag, da die Bienen dann beschäftigt und weniger stechlustig sind. Ebenso muss eine Trachtpause herrschen, damit kein frisch eingelagerter Nektar mit in den zu entnehmenden Honig gelangt. Bei der Entnahme der Honigwaben erfolgt über eine Bienenflucht. Diese wird unter den zu entnehmenden Honigraum gelegt und nach 2 Tagen kann der bienenleere Raum abgenommen werden. Detaillierte Arbeiten am Bienenvolk•Copyright 2015•Bienenzuchtverein Würselen•Seite 8 von 10 Bei der Honigernte nur wenig Rauch anwenden und keine stark riechenden Mittel verwenden, die die Bienen vertreiben (Fabi-Spray). Denn Honig – vor allem der unverdeckelte – nimmt leicht diese Gerüche an. Bienenflucht Porter – Bienenflucht leerer Honigraum Schleuderraum Der Schleuderraum soll hell, sauber, trocken und bienendicht sein. Fremdgerüche sind zu vermeiden (rauchen etc.). Ein Wasseranschluss muss vorhanden sein, um ein häufiges Händewaschen oder das Reinigen von Geräten zu ermöglichen. Bei der Verarbeitung von Lebensmitteln/Honig stellt die Lebensmittelhygiene-Verordnung auch hohe Anforderungen an die persönliche Sauberkeit des Imkers. Demnach muss er entsprechend saubere Schutzkleidung (Kopfbedeckung, Kittel, Hose, Schuhe) über der normalen Kleidung tragen. Alle Geräte, die zur Be – und Verarbeitung von Honig benutzt werden, müssen aus lebensmittelhygienischen Gründen aus Edelstahl oder lebensmittelechtem Kunststoff sein! Honigschleuder Abfüllkübel Siebe Das runde Doppelsieb wird meist auf einen Honigeimer aufgelegt, der unter den Abflusshahn der Schleuder gestellt wird. Sinnvoller ist die Kombination von grobem Rundsieb und feinem Spitzsieb aus Nylon, welche über dem Abfüllkübel hängen. Die Reinigung der zum Schleudern benutzten Geräte erfolgt erst mit kaltem Wasser, um das Wachs zu entfernen und dann mit heißem Wasser. Die Geräte sind anschließend zu trocknen. Rührverfahren Das Rühren des Honigs ist die gebräuchlichste Methode einen feincremigen Honig zu erhalten. Die ersten Kristalle bilden sich meist nach einigen Tagen am Boden und an den Wänden des Gefäßes. Durch das Rühren entstehen feine Kristalltrümmer, die gleichmäßig im Honig verteilt werden. Damit ist ihr Wachstum auch räumlich begrenzt, die einzelnen kleinen Kristalle behindern sich gegenseitig und bilden zum Schluss der Kristallisation ein dicht verzahntes Netz. Die Dauer des Rührens ist abhängig von der Raumtemperatur – am besten bei Detaillierte Arbeiten am Bienenvolk•Copyright 2015•Bienenzuchtverein Würselen•Seite 9 von 10 14-16°C -, von den Anteilen der Zuckerarten – Rapshonig hat viel Traubenzucker und kristallisiert schnell – und vom Wassergehalt – hoher Wassergehalt verlangsamt die Kristallisation. Der wichtigste Teil des Rührens erfolgt, wenn sich die ersten grauen, perlmuttschimmrigen Schlieren im Honig zeigen. Jetzt muss der Honig täglich für wenige Min. gerührt werden. Diesen Vorgang wiederholt man, bis der Honig eine einheitliche Färbung aufweist und gerade noch so flüssig ist, dass er sich leicht abfüllen lässt. Vor dem Abfüllen muss der Honig nach einer Ruhezeit von 1 Tag abgeschäumt werden. Rühren/Impfen Impfen Eine einfachere Art fein kristallisierten Honig zu gewinnen, ist das Impfen. Dafür benutzt man einen bereits feinkristallinen Honig – z.B. Rapshonig – als sog. Starter. Die Menge des Starters beträgt etwa 10% des zu behandelnden Honigs und ist abhängig vom Traubenzuckeranteil und vom Wassergehalt des Honigs. Der Starterhonig wird vor dem Impfen so leicht erwärmt, dass die feinen Kristalle auf jeden Fall erhalten bleiben, der Honig aber fließfähig ist. Der Starter wird dann mit einer kleinen Menge des flüssigen, zu behandelnden Honigs verrührt und zum Schluss dem abgeschäumten Honig im Abfüllkübel hinzugefügt und sorgfältig untergerührt, bis eine homogene Masse entsteht. Der so geimpfte Honig braucht in den folgenden Tagen nur für jeweils 1 - 2 Minuten täglich gerührt zu werden. Bei fester werdender Konsistenz wird er dann in Lagergefäße umgefüllt. Der Honig muss am nächsten Tag nochmals abgeschäumt werden. Lagerung Zur Lagerung des Honigs sind luftdichte Gefäße zu empfehlen, da der Honig hygroskopisch ist. Die angebotenen Kunststoffeimer und – hobbocks sind nicht luftdicht. Ideal, aber leider sehr teuer, sind Edelstahlgefäße mit dichtem Spannverschluss. Der Lagerraum sollte kühl – ca. 15°C – frei von Fremdgerüchen und dunkel sein. Ideal ist eine Luftfeuchtigkeit von 55%. HMF Hydroxymethylfurfural ist ein Abbauprodukt des Fruchtzuckers und kommt in geringen Mengen natürlicherweise im Honig vor. Durch Hitzeeinwirkung oder unsachgemäße Lagerung wird die Bildung von Hydroxymethylfurfural beschleunigt. Der HMF-Gehalt ist demnach ein Qualitätsparameter des Honigs. Abfüllen Beim direkten Abfüllen in Verkaufsgebinde können nach der endgültigen Kristallisation sog. Blüten im Honig auftreten; dies sind natürliche Erscheinungen und haben keine Qualitätsminderung zur Folge. Die sog. Blüten sind Lufteinschlüsse und Aufhellungen der Kristalle. Diese sog. Blütenbildung lässt sich jedoch vermeiden, wenn der Honig zunächst in größeren Gebinden gelagert wird und vor dem Abfüllen in Verkaufgebinde bei max. 40°C erwärmt wird. Das Erwärmen erfolgt in Honigwärmeschränken. Ein Erwärmen im Wasserbad verbietet sich. Beim Abfüllen in die Verkaufsgebinde ist zu beachten, dass der Abstand zwischen Glas und Abfüllhahn nicht zu groß ist, um so wenig Luft wie möglich einzuarbeiten. Die korrekte Füllmenge ist mit Hilfe einer geeichten Waage zu ermitteln. Die Gläser werden auf einer waagerechten Fläche abgestellt und zugeschraubt. Dann erfolgt das Anbringen der Etiketten (Gewährverschlüsse) mit Angabe zum Inhalt, der enthaltenen Menge, der Adresse des Imkers, einer Losnummer und dem Mindesthaltbarkeitsdatum. Alsdann werden die Gläser in den kühlen und dunklen Lagerraum verbracht. Detaillierte Arbeiten am Bienenvolk•Copyright 2015•Bienenzuchtverein Würselen•Seite 10 von 10