Balanced Scorecard im IT
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Balanced Scorecard im IT
WIRTSCHAFTSINFORMATIK Martin Schmid-Kleemann Balanced Scorecard im IT-Controlling Ein Konzept zur Operationalisierung der IT-Strategie bei Banken [1] In wohl keinem anderen Wirtschaftszweig hat die Informationstechnologie (IT) eine derart stürmische Entwicklung genommen wie in der Bankbranche. «Banking is not about money; it is about information» [2]. Dieses Zitat erklärt, warum die IT bei Banken nicht nur die Rolle einer Hilfsfunktion spielt, sondern das Rückgrat der Geschäftstätigkeit bildet. Vor diesem Hintergrund kommt der erfolgreichen Operationalisierung der IT-Strategie eine fundamentale Schlüsselrolle zu. 1. Ausgangslage Die IT-Strategie ist bei Banken nicht nur ein bedeutender Faktor für Kostensenkungspotenziale [3], sondern stellt einer der brisantesten Treiber für nachhaltige Wettbewerbsvorteile dar. Sie ermöglicht, klassische Bankgeschäfte wie Zahlungsabwicklungen, Bonitätsprüfungen oder Börsentransaktionen effizient zu tätigen. Darüber hinaus beeinflusst sie tiefgreifend die Entwicklung sämtlicher Finanzprodukte, Dienstleistungen und Geschäftsprozesse. Finanzinstitute stehen in einer nahezu totalen Abhängigkeit von IT-Systemen. Bereits kurze Ausfälle beeinträchtigen nicht nur ihre Reputation, sondern gefährden ihre Existenz. Deshalb sind Banken auf eine erfolgreiche Operationalisierung der IT-Strategie angewiesen. von der klassischen Balanced Scorecard (BSC) [4] hergeleitet und an die Bedürfnisse des IT-Bereichs angepasst. Die BSC ist bereits in vielen Publikationen diskutiert, jedoch noch nie systematisch und integriert aus der Sichtweise des IT-Controllings betrachtet worden. Die hier diskutierte IT-BSC lässt sich neben Banken auch auf an- 2. Konzept Mit der IT-Balanced-Scorecard (ITBSC) wird auf ein Konzept zur effektiven und effizienten Umsetzung der ITStrategie fokussiert. Die IT-BSC wird Der Schweizer Treuhänder 1–2/05 Martin Schmid-Kleemann, Dr. oec. publ., dipl. Ing. ETH, Risk & Asset-Liability Management, Allianz Suisse, Zürich [email protected] dere Wirtschaftszweige übertragen, da alle Unternehmungen grundsätzlich mit denselben Fragestellungen im ITBereich konfrontiert sind. 2.1 Aufbau Der Aufbau der IT-BSC basiert neben dem Studium der bestehenden Literatur, auf zahlreichen Gesprächen und Interviews sowie auf beruflichen Erfahrungen des Autors in der Finanzindustrie [5]. Im Zentrum der IT-BSC steht die IT-Strategie, welche auf die Geschäftsfeldstrategien der Bank abgestimmt sein muss [6]. Die IT-Strategie wird mit Hilfe von Perspektiven, welche eng miteinander verknüpft sind und sich gegenseitig beeinflussen, operationalisiert. Die Perspektiven werden durch strategische Themen konkretisiert, was gegenüber der klassischen BSC eine Verfeinerung des Konzepts darstellt (vgl. Abbildung 1) [7]. • Unternehmensbeitragsperspektive Diese Perspektive ersetzt die Finanzperspektive der klassischen BSC. Der IT-Einsatz und die IT-Leistungserstellung dienen der unmittelbaren Entwicklung und Verbesserung von Produkten, Dienstleistungen und Geschäftsprozessen. Sie liefern über die Kundenperspektive den fundamentalen Wertbeitrag. Als strategische Themen stehen in dieser Perspektive IT-Nutzen und IT-Kosten im Vordergrund. • Kundenperspektive Sie wird unverändert von der originären BSC übernommen und in externe und interne Kunden gegliedert. Damit wird die Kundenfokussierung im IT-Bereich gefördert. Obwohl die Kunden auch die Systembenutzer darstellen, wäre es nicht zweckmäs51 WIRTSCHAFTSINFORMATIK Martin Schmid-Kleemann, Balanced Scorecard im IT-Controlling Abbildung 1 Aufbau der IT-Balanced-Scorecard Unternehmensbeitrag IT-Nutzen IT-Kosten Strat. Ziele KEF Kennzahlen Zielvor- Massgaben nahmen Kunden IT-Leistungserstellung Externe Kunden Interne Kunden Support Betrieb Projektabwicklung Strat. Ziele KEF Kennzahlen Zielvor- Massgaben nahmen ITStrategie Strat. Ziele KEF Kennzahlen Zukunft IT-Einsatz Skill-Management & Sourcing Risikomanagement Technologiemanagement Systemportfoliomanagement Projektportfoliomanagement Architektur Strat. Ziele KEF Kennzahlen Zielvor- Massgaben nahmen Strat. Ziele KEF Kennzahlen Zielvor- Massgaben nahmen Zielvor- Massgaben nahmen KEF = Kritische Erfolgsfaktoren sig, diese Perspektive als Benutzerperspektive zu bezeichnen. Mit einer solchen Terminologie würde die kundenorientierte Sichtweise zu wenig unterstützt [8]. • IT-Leistungserstellungsperspektive Diese Perspektive bildet die klassische Prozessperspektive der BSC für den IT-Bereich ab und wird in Projektabwicklung, Betrieb und Support eingeteilt. Sie stellt die operative Wertschöpfung der IT dar und erfolgt nach Festlegung des IT-Einsatzes. • IT-Einsatzperspektive Sie befasst sich mit der Fragestellung, welche Informationstechnologien konkret bei den IT-Leistungen eingesetzt werden sollen und umfasst als strategische Themen die Architektur als technische und sachlogische Basis sowie das Projekt- und Systemportfoliomanagement. Sie ist von der Perspektive «Lernen & Entwicklung» der klassischen BSC abgeleitet. 52 • Zukunftsperspektive Die Bezeichnung dieser Perspektive stammt von Van Grembergen und Van Bruggen [9] und hängt eng mitder IT-Einsatzperspektive zusammen, da sie deren zukünftiges Fundament darstellt. Die Perspektive fokussiert auf allgemeine strategische Fragestellungen, die thematisch in Technologie- und Risikomanagement sowie Skill Management & Sourcing eingeteilt werden. Die Perspektiven und strategischen Themen werden über strategische Ziele, kritische Erfolgsfaktoren (KEF) [10], Kennzahlen [11], Zielvorgaben und Massnahmen operationalisiert. Die KEF ergänzen die originäre BSC und stellen im IT-Bereich beliebte Führungsgrössen zur Präzisierung der strategischen Ziele dar. Sind die strategischen Ziele jedoch genügend konkret formuliert, können KEF auch weggelassen werden. Es ist möglich, die Kennzahlen in Früh- und Spätindikato- ren einzuteilen. Damit wird über Leistungs- und Ergebniskennzahlen Auskunft gegeben. 2.2 Inhalt Der Inhalt der IT-BSC wird je nach wirtschaftlichem und technologischem Umfeld sowie interner IT-Situation für jedes Finanzinstitut individuell festgelegt. Nach einer fundierten Situationsanalyse einigt sich das IT-Management auf eine zweckmässige IT-Strategie. Darin kann beispielsweise als Stossrichtung die Optimierung des IT-Nutzens angestrebt werden, indem infolge starken Kostendrucks die Kostenführerschaft sowie für Front-End-Applikationen eine Differenzierungsstrategie verfolgt wird. Die Bank fällt damit nicht «zwischen die Stühle», wie dies Porter [12] formulieren würde, sondern kann sich in einem widrigen Marktumfeld besser behaupten. Das Sourcing Der Schweizer Treuhänder 1–2/05 WIRTSCHAFTSINFORMATIK Martin Schmid-Kleemann, Balanced Scorecard im IT-Controlling erfolgt intern und für das Technologiemanagement wird eine Follower-Strategie eingeschlagen. Aufgrund der festgelegten IT-Strategie erarbeitet das IT-Controlling konkrete Inhalte für die IT-BSC, indem für jede Perspektive bzw. strategisches Thema die konkreten Ziele, Kennzahlen, Zielvorgaben und Massnahmen ausgearbeitet werden. Da die ITZiele im vorliegenden Beispiel sehr BSC-Konzepts anhand des erwähnten Beispiels erläutert. konkret formuliert sind, werden keine KEF benötigt (vgl. Abbildung 2). Der Vorteil der Darstellungsform in Abbildung 2 liegt darin, dass sie sehr übersichtlich und evident ist. Als Nachteil muss in Kauf genommen werden, dass keine direkten Zusammenhänge zwischen den einzelnen strategischen Zielen innerhalb der IT-BSC ersichtlich sind. Deshalb wird im nächsten Kapitel ein weiteres zentrales Element des 2.3 Ursache-Wirkungs-Kette Die Vernetzung innerhalb der IT-BSC ist ein grundlegender Bestandteil des BSC-Konzepts und bildet für das ITManagement einen fundamentalen Mehrwert, weil damit auf eine einfache und nachvollziehbare Art und Weise Abbildung 2 Möglicher Inhalt der IT-Balanced-Scorecard IT-Strategie Operationalisierung der IT-Strategie Perspektiven Strategische Ziele Kennzahlen Vorgaben Massnahmen Unternehmensbeitrag Optimierung des IT-Nutzens Nutzennachweise von IT-Systemen > Qualitative Verbesserung der Nutzenanalysen Senkung der IT-Kosten Einhaltung des IT-Budgets ≤ 100% Kostentransparenz erhöhen, Verursacherprinzip einführen Erhöhung der Produktivität Verrechnete Produktivstunden > Reporting vereinfachen, neues Kapazitätsmanagement Akquisition neuer Online-Banking-Kunden Anzahl neuer Online-Banking-Verträge > 3000 Marketingaktion starten Erhöhung der Benutzerzufriedenheit Benutzerzufriedenheitsindex > Entwicklungsfehler in Systemen beseitigen Senkung der Problembehebungszeiten Problembehebungszeit < 2 Std. Erhöhung der Systemverfügbarkeiten Verfügbarkeiten > 98.5% Monitoring im Rechenzentrum professionalisieren Ausbau der Funktionalitäten Anzahl neuer Funktionalitäten pro Front-End-System > 20 Zusätzliche Ressourcen in der Entwicklungsabteilung Reduktion der Projektabbrüche Projektabbrüche < 5% Fokussierung auf strategische Projekte Erhöhung der Systemstandardisierung Geplante standardisierte Systeme > 95% Einsatz von Standard-Hardware und -Software Vereinfachung des Projektportfolios Projektabschlussindex > 150% Projektabschlüsse forcieren, unwichtige Projekte verschieben Standardisierung der Architektur Neusysteme, die der Architektur entsprechen > 98% IT-Architektur überprüfen und optimieren Erhöhung der Mitarbeitertreue Mitarbeiterzufriedenheitsindex > 92% Gemeinsame Events, Ausbildung und Schulung verstärken Minimierung des Systemausfallrisikos Systeme mit getesteten Recovery-Konzepten > 90% Risikomanagement im IT-Bereich professionalisieren Technologie-Follower-Strategie verfolgen Anzahl Technologieevaluationen < 20 Bankspezifisches Know-how in der IT verstärken Kunden IT-Leistungserstellung IT-Einsatz Zukunft Der Schweizer Treuhänder 1–2/05 95% 75% 95% Anzahl Supportmitarbeiter erhöhen, Schulung ausbauen 53 WIRTSCHAFTSINFORMATIK Martin Schmid-Kleemann, Balanced Scorecard im IT-Controlling die Zusammenhänge im IT-Bereich transparent gemacht werden. Die Verknüpfungen erfolgen mittels UrsacheWirkungs-Kette der strategischen Ziele. timierung des IT-Nutzens» konkretisiert ist (vgl. Abbildung 3). Die Ursache-Wirkungs-Kette zeigt die Schnittstellen und Verbindungen zwischen den existentiell wichtigen ITTreibern, unterstützt die Klärung der IT-Strategie und dient zur erfolgreichen Operationalisierung der strategischen IT-Ziele. Sie beginnt stets beim Technologiemanagement, welches einen fundamentalen Werttreiber für den gesamten IT-Bereich sowie die grundlegende technologische Ausrichtung der Geschäftsfelder darstellt. Die Wirkungskette geht durch die einzelnen Perspektiven bzw. strategischen Themen hindurch und endet beim ITNutzen, dessen Wertgenerierung das oberste strategische Ziel verkörpert und im vorliegenden Beispiel mit «Op- 3. Implementierung Die mit der IT-BSC betrauten Organisationseinheiten müssen bereits in der Vorphase der Strategieumsetzung involviert werden, um einen fliessenden Übergang zwischen zweckmässiger Entwicklung und erfolgreicher Operationalisierung der IT-Strategie zu gewährleisten. Zur Implementierung der IT-BSC hat sich der in Abbildung 4 dargestellte Projektablauf bewährt. Ausgehend von der Projektinitiierung und -koordinierung wird die konkrete ITBSC entwickelt, indem zunächst die vorhandene IT-Strategie geklärt wird. Von der IT-Strategie werden die strategischen Ziele für die relevanten Or- ganisationseinheiten abgeleitet sowie die Ursache-Wirkungs-Kette festgelegt. Anschliessend werden die notwendigen kritischen Erfolgsfaktoren erarbeitet. Es werden Kennzahlen entwickelt sowie Zielvorgaben und Massnahmen bestimmt. Danach wird mittels Pilotversuch die IT-BSC in einer IT-Abteilung eingeführt, um anschliessend das gesamte Roll-out und die Integration in das bestehende Führungssystem vorzunehmen. Als besonders hilfreich erweist sich bei der oben erläuterten Vorgehensweise der Pilotversuch. Nach einem raschen Erfolg in einem überblickbaren Teil des IT-Bereichs wird nämlich die Grundlage für die notwendige Akzeptanz und Motivation bei jenen Mitarbeitern gelegt, die anschliessend in das gesamte Roll-out der IT-BSC involviert werden [13]. Abbildung 3 54 Optimierung des IT-Nutzens Senkung der IT-Kosten Verbesserung der Produktivität Erhöhung der Benutzerzufriedenheit Ausbau der Funktionalitäten Erhöhung der Systemverfügbarkeiten Senkung der Problembehebungszeiten IT-Einsatz Reduktion der Projektabbrüche Akquisition neuer Online-Banking-Kunden Standardisierung der Architektur Vereinfachung des Projektportfolios Erhöhung der Systemstandardisierung Zukunft IT-Leistungserstellung Kunden Unternehmensbeitrag Ursache-Wirkungs-Kette strategischer IT-Ziele des Beispiels TechnologieFollower-Strategie Minimierung des Systemausfallrisikos Erhöhung der Mitarbeitertreue Der Schweizer Treuhänder 1–2/05 WIRTSCHAFTSINFORMATIK Martin Schmid-Kleemann, Balanced Scorecard im IT-Controlling 4. Beurteilung 4.1 Stärken Die Stärken der IT-BSC bestehen zweifellos in einem einfachen und leicht nachvollziehbaren Konzept zur Operationalisierung der IT-Strategie. Im einzelnen gehören folgende Aspekte dazu: • Strategieumsetzung Es ist das Verdienst von Kaplan und Norton, dass sie aufgrund ihrer empirischen Untersuchungen ein fundamentales Managementproblem aufgedeckt haben. Diese zeigen einfache, intuitiv nachvollziehbare Lösungsvorschläge auf, wie Strategien operationalisiert werden können. Werden diese Ideen auf den IT-Bereich übertragen, resultiert das Konzept der IT-BSC. Der Schweizer Treuhänder 1–2/05 • Fokussierung Das Konzept der IT-BSC fokussiert auf wenige strategische Ziele, kritische Erfolgsfaktoren und Kennzahlen, die in verschiedenen Perspektiven und strategischen Themen integriert werden. Damit findet eine Konzentration auf die wesentlichen Steuerungsgrössen im Umsetzungsprozess der IT-Strategie statt. • Ausgewogenheit Mit der IT-BSC gelingt es, ein umfassendes und ausgewogenes Führungsinstrument für das IT-Controlling aufzubauen, das finanzielle und nicht finanzielle, quantitative und qualitative Kennzahlen miteinander verknüpft. • Kommunikation Es gehört zu den anerkannten Stärken der IT-BSC, dass die IT-Strategie unter Konsensfindung festgelegt und stufengerecht kommuniziert wird. Dadurch wird das Verständnis für die IT-Strategie auf allen organisatorischen Ebenen im IT-Bereich gefördert. • Transparenz Die Festlegung und Kommunikation der IT-Strategie, die Identifikation sowie die Messbarkeit von Erfolgsfaktoren führen zu mehr Transparenz, für die das IT-Controlling verantwortlich ist. Aus diesem Grund besitzt dieses ein hohes Interesse, die IT-BSC einzuführen. • Performance-Orientierung Die IT-BSC unterstützt die Performance-Orientierung, indem ganz besonders auf Leistungstreiber fokussiert wird, welche für die Ergebnisse verantwortlich sind. Die Performance-Orientierung wird von der 55 WIRTSCHAFTSINFORMATIK Martin Schmid-Kleemann, Balanced Scorecard im IT-Controlling Abbildung 4 Projektablauf zur Implementierung der IT-BSC Projekt initiieren und koordinieren IT-BSC entwickeln: • IT-Strategie klären der Regel verursacht die Bereitstellung der notwendigen Daten für finanzielle Kennzahlen wenig zusätzlichen Aufwand. Hingegen sind Daten für nicht finanzielle Kennzahlen meistens nur spärlich vorhanden und haben bei ihrer Erhebung enorme Kosten zur Folge. • Strategische Ziele ableiten 4.3 Fazit • Ursache-Wirkungs-Kette erarbeiten • Kritische Erfolgsfaktoren festlegen • Kennzahlen entwickeln • Zielvorgaben definieren • Massnahmen festlegen Pilotversuch der IT-BSC in einer IT-Abteilung durchführen Gesamtes Roll-out vornehmen Informationsveranstaltung Präsentation/Sitzung des IT-Steuerungsausschusses höchsten Hierarchieebene bis auf die Stufe des einzelnen Mitarbeiters heruntergebrochen. 4.2 Schwächen Die Schwächen bestehen hauptsächlich in der Umsetzung und Anwendung der IT-BSC in der Praxis: • Strategieerarbeitung Die IT-BSC liefert zwar Rückschlüsse auf die eingeschlagene IT-Strategie und hilft dem IT-Management bei der periodischen Stategieüberarbeitung. Sie liefert jedoch keine Hinweise bezüglich neuer Chancen und Risiken für den IT-Bereich. • Verknüpfungen Die IT-BSC geht von idealtypischen Verknüpfungen zwischen den strategischen Zielen aus, welche in der Ursache-Wirkungs-Kette zum Ausdruck kommen. Werden diese intuitiv einleuchtenden Kausalzusammenhänge hinterfragt, sind sie keineswegs immer so eindeutig, da Interdependenzen eine zentrale Rolle spielen. • Transparenz Es liegt nicht unbedingt im Interesse der Bank, wenn ihre IT-Strategie 56 transparent wird. Nach innen mag dieser Sachverhalt durchaus Sinn machen, um das Verständnis zu fördern. Nach aussen hingegen besteht die Gefahr, dass strategisch relevante Informationen zu Konkurrenten gelangen. • Leistungsmessung Weder Führungskräfte noch Mitarbeiter sind in der Regel daran interessiert, dass ihre Leistung vollständig transparent und damit nachvollziehbar wird. Dies hängt vor allem mit einer gewissen Skepsis gegenüber der Qualität erhobener Daten und den eingesetzten Messinstrumenten zusammen. • Datenqualität Die Datenqualität ist ein eigentliches Schlüsselelement, damit die IT-BSC überhaupt funktioniert und akzeptiert wird. Davon hängen deren Glaubwürdigkeit sowie ihr nachhaltiger Einsatz ab. • Kosten Die Kosten, die mit dem Aufbau und der Aufrechterhaltung der IT-BSC verbunden sind, dürfen nicht unterschätzt werden. Die ständige Auseinandersetzung mit der IT-Strategie bindet Managementkapazitäten. In Die IT-BSC bietet trotz Schwächen eine Fülle neuer und interessanter Chancen für das IT-Controlling von Banken. Sie ist noch ein junges Managementkonzept im IT-Bereich, weshalb sich keine abschliessende Beurteilung vornehmen lässt. Ob es sich bloss um «neuen Wein in alten Schläuchen» handelt oder ob die IT-BSC tatsächlich das IT-Controlling revolutioniert, müssen künftige Erfahrungen und Erkenntnisse zeigen. Anmerkungen 1 Der vorliegende Artikel basiert auf einer von der Universität Zürich genehmigten Dissertation. Vgl. Schmid-Kleemann, M.: Balanced Scorecard im IT-Controlling – Ein Konzept zur Operationalisierung der IT-Strategie bei Banken, Schriftenreihe der Treuhand-Kammer, Band 174, Zürich 2004. 2 Dieses Zitat stammt vom ehemaligen Präsidenten Wriston der amerikanischen Citibank. Vgl. Frey, B.S./Osterloh, M.: Managing Motivation: Wie Sie die neue Motivationsforschung für Ihr Unternehmen nutzen können, 2. Auflage, Wiesbaden 2002, S. 249. 3 Vgl. Holliger-Hagmann, E.: IT-Systeme mit Patina: Kosten laufen aus dem Ruder, in: Schweizer Bank, Nr. 1/2003, S. 50. 4 Die klassische BSC fokussiert auf die Operationalisierung der Strategie. Dies kommt bereits im Titel bei einer der ersten Publikationen der «Erfinder» der BSC zum Ausdruck: Vgl. Kaplan, R. S./Norton, D. P.: The Balanced Scorecard: Translating Strategy into Action, Boston 1996. 5 Für einen Überblick von Perspektiven der ITBSC in Literatur und Praxis vgl. SchmidKleemann, M.: Balanced Scorecard im ITControlling – Ein Konzept zur Operationalisierung der IT-Strategie bei Banken, Zürich 2004, S. 141. 6 Die strategische Abstimmung, auch als «Strategic Alignment» bezeichnet, zwischen ITStrategie und Geschäftsfeldstrategien stellt ein Kernproblem der Wirtschaftsinformatik dar und ist für jedes Finanzinstitut eine besondere Herausforderung. Für weiterführende Erläuterungen dazu vgl. Schmid-Kleemann, M.: Balanced Scorecard im IT-Controlling – Ein Konzept zur Operationalisierung der IT-Strategie bei Banken, Zürich 2004, S. 75f. und S. 90–92. 7 Für eine detaillierte Diskussion der Perspektiven und strategischen Themen vgl. SchmidDer Schweizer Treuhänder 1–2/05 WIRTSCHAFTSINFORMATIK Martin Schmid-Kleemann, Balanced Scorecard im IT-Controlling Kleemann, M.: Balanced Scorecard im ITControlling – Ein Konzept zur Operationalisierung der IT-Strategie bei Banken, Zürich 2004, S. 167–237. 8 Brogli bezeichnet die fehlende Kundenorientierung im IT-Bereich als das zentrale Problem. Vgl. Brogli, M.: Steigerung der Performance von Informatikprozessen – Führungsgrössen, Leistungsmessung und Effizienz im IT-Bereich, Braunschweig/Wiesbaden 1996, S. 3f. 9 Vgl. Van Grembergen, W./Van Bruggen, R.: Measuring and Improving Corporate Infor- mation Technology through the Balanced Scorecard Technique, in: Proceedings of the Fourth European Conference on the Evaluation of Information technology, Delft October 1997, S. 164. 10 Diese gehen ursprünglich auf Rockart zurück. Vgl. Rockart, J.F.: The Changing Role of the Information Systems Executive: A Critical Success Factors Perspektive, in: Sloan Management Review, Fall 1982, S. 4f. 11 Die Kennzahlen werden auch als «Key Performance Indicators (KPI)» bezeichnet. Für eine umfassende Diskussion von Kennzahlen im IT-Bereich vgl. Schmid-Kleemann, M.: Balanced Scorecard im IT-Controlling – Ein Konzept zur Operationalisierung der IT-Strategie bei Banken, Zürich 2004, S. 246–275. 12 Vgl. Porter, M.E.: Wettbewerbsstrategie: Methoden zur Analyse von Branchen und Konkurrenten, deutsche Übersetzung von Brandt, V./Schwoerer, T. C., 10. Auflage, Frankfurt a/M 1999, S. 78. 13 Vgl. Weber, J./Schäffer, U.: Einführung der Balanced Scorecard – 8 Erfolgsfaktoren, in: Controller Magazin, Nr. 1/2000, S. 4. RESUME Balanced Scorecard et Controlling IT La technologie de l’information (IT) – appelée plus communément l’informatique, a connu une évolution considérable, particulièrement marquée dans le secteur bancaire. L’informatique assume non seulement une fonction de support pour les instituts financiers mais représente également l’épine dorsale de l’entreprise. Un fonctionnement adapté et adéquat de la stratégie informatique joue donc un rôle fondamental. Le concept du Balanced Scorecard IT (BSC-IT) se base sur une application et une mise en œuvre appropriée et effective de la stratégie informatique. Le BSC-IT s’inspire du Balanced Scorecard (BSC) classique puis a été adapté aux besoins du domaine informatique et est appliqué dans le Controlling informatique. Le concept est non seulement appliqué dans le secteur bancaire mais également dans tous les secteurs économiques puisque d’un point de vue informatique, les mêmes questions se posent pour toutes les entreprises. Au sein du BSC-IT se situe la stratégie informatique. Cette stratégie doit répondre aux besoins et correspondre à la stratégie ainsi qu’aux activités de l’entreprise. Celle-ci doit être mise en œuvre avec l’aide de 5 perspectives concrétisées par des thèmes stratégiques: la contribution de l’entreprise se compose des thèmes des coûts et avantages de l’informatique; les clients L’Expert-comptable suisse 1–2/05 se composent de clients internes et externes en tant que domaines thématiques; la performance se déroule en gestion de projet; la mise en application de l’informatique comporte des principes architecturaux ainsi que de gestion de projets et d’infrastructure. L’avenir se concentre sur la gestion des technologies, des risques ainsi que sur la gestion des connaissances et des ressources. Les perspectives et les thèmes stratégiques sont mis en œuvre grâce à des objectifs stratégiques, des facteurs de succès appropriés, des indices spécifiques et des mesures. Le contenu du BSC-IT est défini individuellement pour chaque établissement financier à l’aide d’un état des lieux, selon l’environnement économique et technologique. Les critères individuels du BSC-IT assurent une part fondamentale du concept BSC-IT et apportent une valeur ajoutée pour la direction informatique. En effet, ces critères représentent un moyen simple et précis de rendre compréhensible les liens à l’intérieur du domaine informatique. Les liens sont déterminés au moyen de chaînes de cause à effet des objectifs stratégiques à l’intérieur du BSC-IT. Cette chaîne de cause à effet détermine les interfaces et les liens entre les schémas directeurs informatiques, soutient le développement de la stratégie informatique et sert à la réalisation effective des objectifs stratégiques informatiques. Pour la mise en œuvre du BSC-IT, le déroulement du projet suivant a fait ses preuves: en partant de l’initiative du projet, on développe le BSC-IT en commençant par analyser la stratégie informatique actuelle et en effectuant un état des lieux. Les objectifs stratégiques sont ensuite déduits de la stratégie informatique et la chaîne de cause à effet est déterminée par la suite. Il s’agit ensuite d’élaborer les facteurs de succès critiques. Finalement les données spécifiques ainsi que les objectifs et les mesures sont définis. Dans le cadre d’une expérience pilote, le BSC-IT est ensuite introduit dans un département informatique pour finalement être appliqué et intégré au système existant. Les avantages du concept BSC-IT sont frappants dans l’appréciation, par une approche simple et claire et facilement compréhensible sur la mise en œuvre d’une stratégie informatique. Il ne faut toutefois pas oublier les faiblesses du concept apparaissant principalement au moment de la migration et de l’application de la nouvelle stratégie informatique. Malgré ses faiblesses, le BSC-IT offre d’innombrables nouvelles opportunités intéressantes dans le domaine du Controlling informatique. C’est toutefois un concept de management récent dans le domaine informatique et il ne permet donc pas de fournir un jugement trop déterministe. L’avenir montrera si le BSC-IT révolutionne véritablement le Controlling informatique. MSL/AFB 57