Zeus und seine Liebschaften

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Zeus und seine Liebschaften
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Mythologie
Zeus und seine Liebschaften
Über Zeus/Jupiter gibt es viele Geschichten, die meisten tragen den o.g. Titel. Doch vor allem seine Eskapaden helfen uns, sein Wesen gut zu verstehen, denn sie liefern vielerlei aussagekräftige
Charakteristika. Wegen einer besseren Lesbarkeit: das kursiv Geschriebene gibt den ‚Amtsbereich‘
der jeweiligen Gottheit an, das in blau den Namen Liebschaft und in grün des daraus entstammte
Kindes). So plaudere ich hier ein wenig – also Vollständigkeitsanspruch - aus dem Nähkästchen
des Olymps. Wer mehr darüber wissen will, googelt die Namen in Fettschrift.
Quellen: Lexikon der Mythen und Gestalten, M. Grant & J. Hazel ISBN 3-471-77623-0 sowie meine
Notizen aus den Mythologie-Vorlesungen von PD Dr. Udo Reinhardt, Uni Mainz.
Nach seiner Geburt wurde Zeus von seiner Mutter Rhea versteckt, um nicht wie seine
anderen Geschwister von seinem Vater Kronos verschlungen zu werden. Von den
Nymphen aufgezogen, trank er aus einem Füllhorn Ambrosia, die Ziege Amaltheia
säugte ihn mit ihrer Milch und die Bergbienen fütterten ihn mit Honig. Als Erwachsener
rächte er sich an seinem Vater und wurde zum Herrscher des Olymps, aber das ist
eine andere Sternen-Geschichte …
Der Sturz seines Vaters gelang ihm nur mit Hilfe seiner ersten Gattin, der Göttin der
Klugheit Metis. Als sie schwanger wurde, fraß er sie (eines Orakels wegen) auf und
gebar selbst die gemeinsame Tochter Athene, die Göttin der Weisheit. Sie entsprang
seinem Kopf, nachdem Hephaistos, der Gott der Schmiede, als Geburtshelfer fungierte
und Zeus‘ Kopf spaltete. Themis, die Göttin der Gerechtigkeit, Weissagung und des
kollektiven Gewissens, wurde seine nächste Frau. Dieser Beziehung entsprossen die
Horen, die wir die Jahreszeiten nennen sowie die Moiren, die Schicksalsgöttinnen.
Er verließ Themis wegen Eurynome, die ihm die drei Grazien, also Schönheit, Anmut
und Frohsinn, schenkte. Mit Demeter, der Göttin der Fruchtbarkeit, zeugte er
Persephone, mit Mnemosyne, der Göttin der Erinnerung, die neun Musen, die uns
den Gesang, Dichtung, Tanz, … brachten. Leto, seine nächste Liebe, gebar ihm die
Zwillinge Artemis, Göttin der Jagd, und Apollon, den Gott der Weissagung, Künste und
des Sonnen-/Lichts.
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Als sich Zeus ein wenig ausgetobt hatte, schätzungsweise so nach ein paar kurzen
Jahrtausenden, fand er seine dritte Frau, Hera, die Göttin der Ehe, mit der er bis
heute vermählt blieb. Aus dieser Verbindung entsprossen der Gott des Krieges Ares,
die Göttin der Jungend Hebe, und die Göttin der Geburt Eileithyia. Diese Ehe hindert/e
ihn natürlich nicht daran, seinen vielfältigen Neigung nachzugehen. Und da wird es
spannend, denn Hera lebt nicht nur keuch bzw. vereinigt sich nur einmal im Jahr mit
ihrem Gemahl, sondern verfolgt sein Tun mir Argusausgen, ist eifersüchtig, zänkisch
und heimtückisch, was vor allem seine neben- und vorehelichen Kinder zu spüren
bekommen.
Seither musste sich Zeus stets was Kreatives einfallen lassen, wenn er eine seiner
neuen Liebschaften frönen wollte. Und da war er wirklich sehr einfallsreich! Als
Goldregen kam er über Danaë, die von ihrem Vater in einem Turm eingeschlossen
wurde. Perseus entstammte dieser Vereinigung. Als Schwan schwängerte er Leda, die
9 Monate später Vierlinge gebar: zwei sterbliche von ihrem Mann und zwei göttliche
von Zeus, nämlich Helena und Pollux. Als Feuer entzündete er Aigina, als Blitz
Semele, als Wolke Io (das ist eine spannende Geschichte, in der Hera eine wichtige
Rolle spielt). Zu Persephone kroch er als Schlage. Er verwandelte sich in Artemis, die
jungfräuliche Göttin der Jagd, um Kallisto, eine ihrer Gefährtinnen zu verführen (das
ist eine traurige Geschichte, die zu den Sternbildern des Großen und Kleiner Bären
führt). Mit der Nymphe Maia zeugte er Hermes. Alkmene näherte er sich als ihr
Gatte Amphitryon und zeugte den berühmten Herakles. Die schöne Europa betörte er
als Stier und entführte sie auf eine Insel, die nach ihr benannt wurde.
Zeus lebt absolut hetero. Nur einmal verliebte er sich unsterblich in den „Schönsten
aller Sterblichen“, in Ganymed, Sohn des Königs von Troja (nach dem auch ein
Jupitermond benannt wurde). Zeus entführte den Jüngling in Gestalt eines Adlers und
brachte ihn auf den Olymp, wo er seitdem als Mundschenk der Göttlichen und
Liebhaber des Zeus weilt.
Und die Moral von der Geschichte: Jupiter ist kein Lüstling im Sinne eines
Casanovas. Seine Lüste sind höherer Natur, was durch seinen Aufgabenbereich als
„Oberster Gott“ zum Ausdruck kommt. Er ist u.a. der Liebhaber bzw. Vater der
Klugheit, Weisheit und Gerechtigkeit, der Künste und des Gewissens - alles höhere
Aspekte der Persönlichkeit. Seine vielen Kinder sind „die zur Welt gebrachten“, seinen
Liebhabereien „entsprossenen“ Erkenntnisse und Talente. Er steht über allen Dingen,
lässt sich nicht durch Normen und Konflikte (hier Hera/Ehe) in seiner Freiheit und
Leidenschaft einschränken, sondern verbindet sich immer wieder neu mit der
Lebendigkeit des Seins, um sich weiter zu entwickeln, zu wachsen, zu wandeln. So ist
auch seine Wandlungsfähigkeit zu verstehen. Sie befähigt ihn immer wieder neu,
offen, anders in eine neue Begegnung zu treten.
„Wahrhaft Liebende betrachten alles, was sie bisher empfunden,
nur als Vorbereitung zum gegenwärtigen Glück.“
Johann Wolfgang von Goethe
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