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Voices in the Past - Stimmen in der Vergangenheit
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Aus der Zeitung "Freitag 47" vom 15.11.2002 von Ingo Arend
Weg mit den Fesseln
GöTTERSPEISE: Der "open-mike"-Literaturwettbewerb 2002
Können die Deutschen noch richtig lesen? Glaubt man den Pisa-Studien, geht es mit der Lesefähigkeit der
jungen Deutschen bergab. Bücher sind verpönt. Heute schaut man kurz ins Internet und sendet SMS.
Doch dann harren jeden Herbst gut 200 junge Leute zwei Tage beim alljährlichen Lesemarathon der
Berliner Literatur-WerkStatt aus. Diesmal sogar, direkt neben einem der großen Multiplex-Kino, in der
Kulturbrauerei! Die magische Attraktion des open-mike-Literaturwettbewerbs war auch in seinem
zehnten Jahr ungebrochen. 700 Möchtegern-LiteratInnen sandten in diesem Jahr ihre Manuskripte ein.
Mit 6000 Texten seit seiner Gründung ist dieser Förderwettbewerb für junge Schreibende zu einem
literarischen Attraktionspol ohne Gleichen geworden. Straft so ein cooles Kult-Event nicht auch die
pessimistische Klage Wolfgang Hilbigs Lügen? "Vage, diffus" und "randständig" hatte der neue
Büchner-Preisträger den Platz der Literatur in der Gesellschaft vor ein paar Wochen genannt. (...)
Vor dem Fehler der "falschen Ermutigung" hatte Juror Josef Haslinger kurz vor dem Wettbewerb auf
einem Symposion noch gewarnt. Um so skandalöser, dass die drei Preisrichter (neben Haslinger Ulrike
Draesner und Birgit Kempker) drei ziemlich risikolos erzählten Geschichten die Siegespalme aufsteckten.
Wirkliche Begabungen wie Achim Stricker aus Tübingen oder Milena Oda aus Düsseldorf zogen dagegen
ohne die obligate "lobende Erwähnung" von dannen. Komplexer dürfte die Lesefähigkeit in Deutschland
durch diese "Ermutigung" nicht geworden sein. (...)
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