Weniger Agrarsubventionen

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Weniger Agrarsubventionen
© Neue Zürcher Zeitung; 22. September 2011; 221 30 Wirtschaft (wi)
Weniger Agrarsubventionen
Die OECD ruft nach weiteren Reformen in der Landwirtschaft
bau. Genf · Einmal mehr fordern die Agrarexperten der OECD die Staaten auf, in der
Landwirtschaftspolitik das Steuer herumzuwerfen und die Subventionen an die Bauern
herunterzufahren. Der Zeitpunkt für Veränderungen sei günstig, heisst es im jährlich erscheinenden
Bericht über die Agrarpolitik der OECD-Mitglieder. Denn während die Regierungen generell
gezwungen seien, bei den öffentlichen Ausgaben zu sparen, profitierten die Produzenten
gleichzeitig von Spitzenpreisen für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Es gelte, Subventionen an
Bauern sukzessive abzubauen und durch andere politische Massnahmen zu ersetzen, um die globale
Nahrungsversorgung langfristig zu sichern.
Erwünschter Trend
An die Adresse der Schweiz gerichtet, wird festgestellt, die Zunahme der Direktzahlungen an die
Landwirte sei in Übereinstimmung mit den von der OECD postulierten Reformprinzipien.
Allerdings seien zusätzliche Anstrengungen erforderlich, um die Höhe der Direktzahlungen zu
senken und diese besser zu fokussieren.
Nimmt man alle OECD-Länder zusammen, dann wurden im vergangenen Jahr insgesamt 227 Mrd.
$ zur Unterstützung der Bauern aufgewendet. Das bedeutet, dass im OECD-Durchschnitt 18% der
bäuerlichen Einkommen durch Steuergelder finanziert werden. Vor fünf Jahren waren es noch 26%
gewesen. Der bereits früher konstatierte Trend, wonach der Anteil der öffentlichen Stützungsgelder
am Einkommen der Landwirte am Sinken ist, setzte sich 2010 fort. Er ist den hohen
Weltmarktpreisen zu verdanken. Die Lücke zwischen den internationalen Referenzpreisen und den
unterstützten lokalen Preisen verkleinerte sich.
Allerdings variiert der Anteil der Subventionen von Land zu Land beträchtlich. In Neuseeland sind
lediglich 1% der Einkommen der Produzenten durch Subventionen gedeckt, während es in der
Schweiz 56% und in Norwegen gar 60% sind. Erstmals legt die OECD auch Vergleichsdaten für
wichtige Agrarproduzenten aus den aufstrebenden Märkten vor. In Russland stieg der
Subventionsgrad über die letzten Jahre auf 22%, das heisst höher als der OECD-Durchschnitt. In
China lag er bei 17% (vgl. Grafik).
Die neuen Grossen vorbildlich
Zählt man zu den Beihilfen für die Bauern auch die staatliche Unterstützung für landwirtschaftliche
Forschung, Infrastruktur und Produktmarketing sowie die Subventionen an die Konsumenten, ergibt
sich eine Gesamthilfe zugunsten der OECD-Landwirtschaft von jährlich 374 Mrd. $. Dies
entspricht 0,9% des Bruttoinlandproduktes (BIP) der OECD-Staaten. Auch hier zeigt der Anteil auf
eine sinkende Tendenz. Bei den untersuchten aufstrebenden Agrarproduzenten ist, ausser in China,
der Anteil der Staatshilfe gemessen am BIP tiefer als im OECD-Durchschnitt.

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