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2. ENTWICKLUNG IN DEN EINZELNEN MITGLIEDSLÄNDERN DEUTSCHLAND Nach einem dynamischen Auftakt zu Jahresbeginn dürfte sich die Wirtschaftstätigkeit im Zuge der Festigung des Vertrauens und Belebung der Binnennachfrage weiter kräftigen. Die soliden Arbeitsmarkergebnisse, die geringe Notwendigkeit eines Schuldenabbaus und günstigen Finanzierungsbedingungen werden während des Projektionszeitraums zur Belebung des privaten Konsums und der Investitionen beitragen. Die erwartete Erholung des Welthandels dürfte das Geschäftsklima weiter aufhellen und die von den Schwächetendenzen im übrigen Euroraum ausgehenden negativen Übergreifeffekte mindern. Da die Haushaltskonsolidierung zielkonform verläuft, sollte zur Stützung der Binnennachfrage das ungehinderte Wirken der automatischen Stabilisatoren zugelassen werden. Die Rahmenbedingungen für die Unternehmen und den Innovationsrahmen weiter verbessernde Strukturreformen würden die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit steigern und durch eine Dynamisierung der Binnenwirtschaft zur Verringerung der andauernden Leistungsbilanzungleichgewichte beitragen. Die Wirtschaft erholt sich von einer Wachstumsdelle ... Im Anschluss an die durch die kräftigen Exporte induzierte Belebung zu Jahresbeginn setzt sich die Erholung der Wirtschaft fort, wenngleich sich der Euroraum insgesamt nach wie vor in einer sehr schwachen Verfassung befindet. Die Finanzierungsbedingungen verbessern sich, wodurch sich im Vertrauensklima, das mittlerweile bereits wieder über dem Durchschnitt liegt, eine Wende vollzogen hat. Dem Wohnungsbau dürften besonders die niedrigen Finanzierungskosten zugute kommen. Die Kapazitätsauslastung ist nach wie vor relativ hoch, was ein positives Umfeld für Investitionsausgaben schafft. ... mit Hilfe eines soliden Arbeitsmarkts Die Arbeitslosenquote hat einen historischen Tiefstand erreicht, der den kontinuierlichen Rückgang der strukturellen Arbeitslosigkeit als Ertrag vergangener Arbeitsmarktreformen bestätigt. Trotz einer flauen Wirtschaftstätigkeit hat die Beschäftigung weiter kräftig zugelegt, und das Lohnwachstum hat Germany The economy is recovering from a soft patch Confidence has stabilised Contributions to quarterly growth, % % balance 4 Domestic demand Net exports Real GDP 60 Ifo business expectations Ifo business situation Consumer confidence 2 40 20 0 0 -2 -20 -4 -6 -40 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 -60 Source: European Commission; Ifo Institut für Wirtschaftsforschung; OECD, National Accounts database; OECD Economic Outlook 91 database. !"!http://dx.doi.org/10.1787/888932608411 OECD-WIRTSCHAFTSAUSBLICK, AUSGABE 2012/1 © OECD 2012 – VORLÄUFIGE AUSGABE 87 2. ENTWICKLUNG IN DEN EINZELNEN MITGLIEDSLÄNDERN Germany: Employment, income and inflation Percentage changes Employment Unemployment rate1 Compensation of employees Unit labour cost Household disposable income GDP deflator Harmonised index of consumer prices Core harmonised index of consumer prices2 Private consumption deflator 2009 2010 2011 2012 2013 0.0 7.4 0.5 6.8 1.3 5.7 0.9 5.4 0.2 5.2 0.1 5.4 -0.7 2.5 -1.0 2.9 4.4 1.3 3.2 3.1 1.9 3.2 3.2 1.2 3.2 1.2 0.2 1.3 0.1 0.6 1.2 0.6 2.0 0.8 2.5 1.2 2.1 1.4 2.3 1.5 2.1 1.9 2.0 1.9 2.0 1. As a percentage of labour force, based on national accounts. 2. Harmonised index of consumer prices excluding food, energy, alcohol and tobacco. Source: OECD Economic Outlook 91 database. !"!http://dx.doi.org/10.1787/888932609741 sich unter dem Einfluss eines starken Lohnauftriebs infolge der Prämienzahlungen im Verarbeitenden Gewerbe zu normalisieren begonnen. Die Unternehmen werden ihre Wettbewerbsfähigkeit voraussichtlich wahren und die Erhöhungen bei den Lohnstückkosten durch eine Verlangsamung der Einstellungen in Grenzen halten. Dennoch wird mit einer allmählichen Verbesserung des Verbrauchervertrauens gerechnet, sofern die Arbeitsmarktergebnisse weiterhin relativ dynamisch bleiben. Infolgedessen wird damit gerechnet, dass die Binnennachfrage dank steigender Einkommen der privaten Haushalte und einer unter das Vorkrisenniveau gesunkenen Sparquote einen immer stärkeren Beitrag zur Erholung leistet. Germany Labour market performance is supporting consumption % 14 Fiscal consolidation is on track % of GDP 4 % Unemployment rate Private consumption growth Real wage growth 12 90 Gross debt Fiscal deficit 80 3 10 2 8 10 8 70 60 6 50 1 6 0 4 4 40 30 2 20 0 0 -1 2 10 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 -2 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 -2 Note: Growth is annual. Real wage growth is per employee and deflated by the private consumption deflator. Fiscal deficit and gross debt (Maastricht definition) refer to general government. Source: OECD, National Accounts database; OECD Economic Outlook 91 database. !"!http://dx.doi.org/10.1787/888932608430 88 OECD-WIRTSCHAFTSAUSBLICK, AUSGABE 2012/1 © OECD 2012 – VORLÄUFIGE AUSGABE 2. ENTWICKLUNG IN DEN EINZELNEN MITGLIEDSLÄNDERN Germany: Financial indicators Household saving ratio1 General government financial balance2 General government gross debt2 General government debt, Maastricht definition2 Current account balance2 2009 2010 2011 2012 2013 11.1 -3.2 77.4 74.5 5.9 11.3 -4.3 86.8 83.2 6.0 11.0 -1.0 87.2 81.4 5.7 11.0 -0.9 88.5 82.7 5.4 10.6 -0.6 87.8 82.0 5.5 1.2 3.2 0.8 2.7 1.4 2.6 0.6 1.8 0.3 2.4 Short-term interest rate3 Long-term interest rate4 1. As a percentage of disposable income. 2. As a percentage of GDP. 3. 3-month interbank rate. 4. 10-year government bonds. Source: OECD Economic Outlook 91 database. !"!http://dx.doi.org/10.1787/888932609760 Die Haushaltskonsolidierung erfolgt zielkonform Die Haushaltslage hat sich 2011 erheblich verbessert, und das Haushaltsdefizit ist von 4,3% im Jahr 2010 auf 1% des BIP gesunken. Deutschland befindet sich mittlerweile bereits in einer Position, in der das ungehinderte Wirken der automatischen Stabilisatoren zugelassen werden kann, wenngleich die Widerstandsfähigkeit des Arbeitsmarkts – die Arbeitslosigkeit war während der jüngsten Eintrübung nicht gestiegen – bedeutet, dass dies wohl nur in relativ geringem Umfang nötig sein dürfte. Es wird davon ausgegangen, dass y Germany: Demand and output Fourth quarter 2010 2011 Current prices billion 2012 2013 2011 2012 2013 Percentage changes from previous year, volume (2005 prices) GDP at market prices Private consumption Government consumption Gross fixed investment Public Residential Non-residential 2 471.9 1 422.9 488.8 431.3 40.7 130.8 259.8 3.1 1.4 1.4 6.6 1.7 6.4 7.5 1.2 1.1 1.0 2.0 -5.3 2.1 3.0 2.0 1.7 1.3 3.7 -0.3 2.8 4.6 2.0 0.8 1.6 5.6 -0.2 8.8 4.9 1.6 1.4 0.8 2.2 -7.4 2.3 3.4 2.2 1.7 1.5 4.2 1.2 2.9 5.1 Final domestic demand Stockbuilding1 Total domestic demand 2 343.0 - 4.4 2 338.6 2.4 0.0 2.4 1.2 -0.1 1.2 2.0 0.0 2.0 1.8 1.5 2.1 1.8 1.5 2.1 Exports of goods and services Imports of goods and services 1 154.5 1 021.1 8.4 7.5 4.4 4.7 6.2 6.7 6.3 6.4 5.0 5.1 6.9 7.2 133.3 0.8 0.1 0.0 2 476.7 3.0 1.0 1.9 Net exports1 Memorandum items GDP without working day adjustments Note: National accounts are based on official chain-linked data. This introduces a discrepancy inkthe identity between real demand components and GDP. For further details see OECD Economic Outlook Sources and Methods (http://www.oecd.org/eco/sources-and-methods). Detailed quarterly projections are reported for the major seven countries, the euro area and the total OECD in the Statistical Annex. 1. Contributions to changes in real GDP (percentage of real GDP in previous year), actual amount in the first column. Source: OECD Economic Outlook 91 database. !"!http://dx.doi.org/10.1787/888932609779 OECD-WIRTSCHAFTSAUSBLICK, AUSGABE 2012/1 © OECD 2012 – VORLÄUFIGE AUSGABE 89 2. ENTWICKLUNG IN DEN EINZELNEN MITGLIEDSLÄNDERN die Bundesregierung die Konsolidierungsmaßnahmen entsprechend den Haushaltsplänen umsetzt, da es zur Einhaltung der Haushaltsregeln, die u.a. bis 2016 ein strukturelles Defizit im Bundeshaushalt von höchstens 0,35% des BIP zulassen, weiterer Konsolidierungsfortschritte bedarf. Den Projektionen zufolge wird das Haushaltsdefizit dank konjunktureller sowie struktureller Verbesserungen bis 2013 nach und nach auf 0,6% zurückgehen. Das Wachstum wird voraussichtlich von der Binnennachfrage getragen Den Projektionen zufolge wird das Wachstum 2013 über die Potenzialrate hinaus ansteigen und seine Impulse hauptsächlich von der Binnennachfrage beziehen. Die Verbraucherausgaben werden von den soliden Arbeitsmarktergebnissen und Reallohnsteigerungen profitieren. In Anbetracht einer nur geringen Straffung der Kreditvergabestandards und des begrenzten Anstiegs der Kreditkosten werden die Finanzierungsbedingungen investitionsstützend wirken. Da weder seitens der privaten Haushalte noch im Unternehmenssektor ein Schuldenabbau notwendig ist, steht einer von Ersparnissen und kreditfinanzierten Investitionen getragenen Konsumerholung nichts mehr im Wege. Auch das außenwirtschaftliche Umfeld dürfte sich unter dem Einfluss der Belebung des Welthandels verbessern, wenngleich die Lohnerhöhungen die Steigerungen der preislichen Wettbewerbsfähigkeit möglicherweise in Grenzen halten. Gleichzeitig dürfte die dynamischere Binnennachfrage die Importe beflügeln. Insgesamt wird damit gerechnet, dass das reale BIP-Wachstum in diesem Jahr etwa 1¼% und 2013 2% erreichen wird. Die sich bei abnehmendem Überhang am Arbeitsmarkt ergebenden Lohnkostenerhöhungen werden bis 2013 wohl einen Anstieg der Kerninflation auf etwa 2% zur Folge haben. Es bestehen beachtliche Risiken fort Die Risiken, mit denen diese Projektionen behaftet sind, sind zwar nach wie vor erheblich, stellen sich im Großen und Ganzen aber nun ausgewogener dar. Das größte Abwärtsrisiko betrifft die internationalen Entwicklungen. Insbesondere könnten weitere Spannungen an den Märkten für Staatsanleihen im Euroraum die Bilanzverfassung der inländischen Banken verschlechtern und restriktivere Finanzierungsbedingungen zur Folge haben. Steigende Ölpreise könnten die Binnennachfrage in Mitleidenschaft ziehen. Umgekehrt könnte Deutschland dank besserer Aussichten für die Entwicklung der Inlandsnachfrage für Investitionen und Innovationen in den Dienstleistungssektoren attraktiver werden, vor allem wenn in diesem Bereich Strukturreformen umgesetzt werden. 90 OECD-WIRTSCHAFTSAUSBLICK, AUSGABE 2012/1 © OECD 2012 – VORLÄUFIGE AUSGABE