Der internationale Frauentag 2014

Transcription

Der internationale Frauentag 2014
MISSION
Der internationale
Frauentag 2014
Im Frauengefängnis Almati (Kasachstan)
Mia Schäfer
D
ieses Jahr hatten wir einen ganz besonderen
Internationalen Frauentag im Frauengefängnis! In
den vergangenen Jahren war er aufgrund unserer knappen finanziellen Ressourcen immer eine „LastMinute“-Aktion gewesen, doch dieses Mal war alles
ganz anders. Bereits im November hatten wir zu unserer
großen Freude eine bedeutende Spende aus Deutschland
erhalten. Nach eingehender Beratung mit den Frauen in
unserem Rehabilitationszentrum entschieden wir, weiße
Kopftücher und Socken für die Gefängnis-Insassinnen zu
besorgen. Beides ist Pflicht im Gefängnis, für die Frauen
jedoch schwer zu bekommen. Da wir nirgends passende
Kopftücher finden konnten, beschlossen wir, sie in unserem Näh-Atelier selbst herzustellen. Gerade rechtzeitig
kam eine dringend benötigte Nähmaschine aus Deutschland bei uns an.
›› Kreativität ist gefragt …
Natasha, eine der neuen Frauen in unserem Rehabilitations-Zentrum, wollte ohnehin gerne nähen lernen und
machte sich sogleich an die Arbeit. Die ersten Teile sahen
ziemlich lustig aus, doch Natasha lernte rasch und wurde
mit jedem Teil besser. Außerdem beschlossen wir, für
jede Frau im Gefängnis – inklusive Wärterinnen – einen
Kosmetikbeutel zu nähen. Dies gab Natasha zum einen
die Gelegenheit, das
Einnähen von Reißverschlüssen und andere Techniken zu
üben, und zum anderen konnten wir unsere alten Stoffreste aufbrauchen. Zwei andere Frauen in unserem Rehabilitations-Zentrum, die zwar nicht nähen, dafür jedoch
wunderschön sticken können, bestickten die Kosmetikbeutel mit positiven und liebevollen Aussagen wie: „… du
bist geliebt“ etc. Leider reichte die Zeit nicht dazu, alle
Kosmetikbeutel zu besticken, aber wir konnten immerhin
200 Stück für die Angestellten des Gefängnisses besticken. Zusätzlich dazu bekam jede Frau eine Grußkarte mit
einem ermutigenden Gedicht.
Von allen Ecken und Enden erreichten uns Geschenke:
diverse Gaben vom Internationalen Frauenclub, Seifen
von einer türkischen Frauengruppe, einige Hygieneartikel
von der Internationalen Schule. Zahnbürsten kamen von
einer einheimischen Gruppe, ein Inder half uns, etwas
Shampoo zu besorgen und eine Schweizer Organisation
sandte uns Damenbinden. Alles Weitere konnten wir
dank des großzügigen Geldgeschenkes aus Deutschland
selbst kaufen: das Material für die Kopftücher, die Socken
und Grußkarten, Reißverschlüsse, Zahnpasta, noch mehr
Shampoo sowie Plastiktüten, und nicht zuletzt konnten
wir damit auch den Transport und die Mitarbeiter finanzieren. Es war sehr ermutigend zu sehen, wie Menschen
aus aller Herren Länder dazu beitrugen, den Frauen eine
Freude zu machen!
MISSION
›› Päckchen für 1.200 Frauen …
Nachdem wir alle Geschenke beieinander hatten, begann
das große Verpacken. Zuerst halfen uns einige Frauen
aus dem Frauenclub, anschließend kam eine zehn Mann
starke Truppe aus der Internationalen Gemeinde und den
Rest verpackten dann mein Team und ich. Ich kann euch
sagen, das war die reinste Fließband-Arbeit! Wer mit dem
Tempo nicht mithalten konnte, hatte ein Problem. Es ist
ganz schön anstrengend, Päckchen für 1.200 Frauen zu
packen, aber wir hatten viel Spaß dabei und abgesehen
von der Hilfe für die Frauen im Gefängnis trug die ganze
Aktion auch dazu bei, unsere Beziehungen untereinander
zu festigen.
Am 7. März war es dann endlich soweit: Wir, das Team,
und einige ehrenamtliche Mitarbeiter, hatten das große
Vorrecht die Geschenke verteilen zu dürfen. Es war ein
wunderschöner, sonniger Tag und alle waren bester Laune.
Wir verteilten zuerst die Geschenke für die GefängnisMitarbeiter und dankten ihnen für ihren Einsatz und die
gute Zusammenarbeit. Die Mitarbeiter saugten jedes
unserer Worte wie ein Schwamm auf. Mir wurde bewusst,
wie sehr auch sie immer wieder Ermutigung nötig haben.
›› Schimmer der Hoffnung
Dann gingen wir ins Gefängnis. Wir besuchten jedes Haus
und jede Abteilung und grüßten jede einzelne Frau. Wir
hatten den Eindruck, dass wir ihnen dadurch das Gefühl
gaben, „eine Frau“ und wertgeschätzt zu sein. Die meisten Frauen waren sehr gerührt; viele hatten Tränen in den
Augen oder weinten. Uns wiederum hat es sehr ermutigt,
in den Augen vieler Frauen einen Schimmer der Hoffnung
zu sehen. Wir sind sehr dankbar, dass wir diesen Frauen,
die meist sehr wenig Beachtung finden und sich oft wertlos und unnütz fühlen, Licht und Freude bringen durften,
ganz abgesehen von den dringend benötigten Hilfsgütern.
Der Tag endete mit einem sehr schönen Konzert, das
von den Gefängnis-Insassinnen selbst organisiert und
durchgeführt wurde.
T., eine der beiden Stickerinnen, hat bereits damit
begonnen, Kosmetikbeutel für nächstes Jahr zu besticken. Bis zum nächsten Mal möchte sie unbedingt für alle
Frauen einen bestickten Beutel fertig haben.
Ich freue mich immer wieder über dieses Projekt und
staune darüber, wie es zusätzlich zur materiellen Hilfe so
viel Gutes zutage fördert!
›› Ein Wunder
Seit Herbst 2011 gibt es ein
neues Gesetz mit strickten
Einschränkungen unserer
Arbeit. Bis dahin konnten
wir sehr offen sein. Der
Frauentag war sozusagen
immer unsere Großevangelisation. Leider ist es
in dieser Art nicht mehr
möglich. Dennoch wissen
die Leute, wer wir sind.
Dieser Tag dient dazu,
den Menschen ein Zeugnis
der Liebe unseres Vaters zu
geben, ihnen praktisch zu
helfen, Mut und Hoffnung
zuzusprechen und erneut
auf unsere wöchentlichen
Treffen aufmerksam zu
machen.
In den Treffen und
Kleingruppen haben wir
große Möglichkeiten, auf die wichtigsten Dinge im Leben
hinzuweisen.
Durch die Aktion werden Frauen auch auf unser Frauenhaus aufmerksam gemacht. Oft kommen zu unserem
Haus auch Frauen, welche nicht in den Treffen waren.
Im Haus beginnt dann die intensivste Arbeit und wir sind
sehr dankbar, dass bisher jede sich dem Freundeskreis
angeschlossen hat.
Die meisten Frauen waren sehr gerührt; viele
hatten Tränen in den Augen oder weinten.
Wir sind sehr dankbar, dass wir diesen Frauen
Licht und Freude bringen durften
Zudem hilft es uns auch, grundsätzlich die Türen zu
den Institutionen offen zu halten. Im Jahr 2003 arbeiteten
13 Organisationen dort, jetzt nur noch wir. Die humanitäre
Hilfe ist hierfür absolut ausschlaggebend. Für mich ist es
wirklich ein Wunder, dass wir immer noch arbeiten können. Mir scheint, dass unser Vater noch einiges vor hat.
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Bitte betet für uns!
EINLADUNG
14. KfG-Frühjahrs Konferenz Ost vom 20.–22. März 2015 mit Gilbert Lennox
Thema: „Echter Hirtendienst in der örtlichen Gemeinde“
Veranstaltungsort: Feriendorf Groß Väter See • 17268 Groß Dölln
Anmeldungen bitte unter www.kfg.org oder direkt bei der KfG-Geschäftsstelle:
Mackenzeller Str. 12 • 36088 Hünfeld • Tel.: 06652 918 187 • [email protected]
fest und treu 04/2014 15