Allgäuer Zeitung, Kempten vom 26.04.2012

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Allgäuer Zeitung, Kempten vom 26.04.2012
KEMPTER TAGBLATT | DER ALLGÄUER
...
A llgäuer Zeitung
Frauenpower
Die Bürgermeisterinnen
von Görisried
Die Dritte Seite
DONNERSTAG, 26. APRIL 2012
Familiendrama
Politikerglück
Hubert Aiwanger
wird bald Vater
Bayern
Wie Pathologen die Körper der
Toten aus Scheidegg untersuchen
Allgäu-Rundschau
Heiter bis wolkig
Meist trocken,
22 Grad
Wetter
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NR. 97
Bayern trotzt dem
demografischen
Wandel am besten
PREIS ¤ 1,40
Ein Heimspiel!
Blickpunkt Lokales
Baubeginn Big-Box-Hotel
Kempten bekommt ein neues Hotel:
das „Big-Box-Hotel“. Baubeginn
ist am 2. Mai, fertig soll das Hotel
mit 123 Zimmern im Herbst 2013
sein.
»Seite 35
Kommentar
Bevölkerung Bund beschließt Strategie für
die Zukunft. Forderungen nach Zuwanderung
VON SIMON KAMINSKI
Berlin/Augsburg Familien stärken,
Nachwuchs fördern und ausländische Fachkräfte nach Deutschland
locken: Dies sind die Kernpunkte
einer Demografiestrategie, die das
Kabinett am Mittwoch vorgestellt
hat. Deutschland wird – je nach Studie – 2030 drei bis fünf Millionen
weniger Einwohner haben als die
aktuell knapp 82 Millionen Menschen. Gleichzeitig sinkt die Zahl
der Erwerbstätigen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren nach Erkenntnissen des Berlin-Instituts für
Bevölkerung und Entwicklung um
gut sechs Millionen.
Auch Bayern wird von demografischen Verwerfungen nicht verschont bleiben. Doch die Zahlen zeigen, dass sich der Freistaat in einer
vergleichsweise komfortablen Situation befindet. So ist das Bevölkerungswachstum von 2000 bis 2010
mit 2,5 Prozent in Deutschland unter den Flächenländern spitze. Gleiches gilt für die Prognose bis 2030,
die für Bayern eine stabile Bevölkerungszahl ausweist. Der Regierungsbezirk Schwaben verzeichnet
laut Prognose zwar bis 2030 einen
Rückgang von 1,7 Prozent, liegt damit aber immer noch bundesweit in
der Spitzengruppe. Zum Vergleich:
Sachsen-Anhalt muss bis 2030 mit
Demografie in Bayern
● Zuzug Bayern ist noch immer ein
Zuzugsland. Lebten im Jahr 1990
noch knapp 11,5 Millionen Menschen
im Freistaat, waren es 2010 bereits gut 12,5 Millionen.
● Regierungsbezirke Innerhalb
Bayerns gibt es jedoch ein großes
Gefälle. Oberbayern ist mit einem
prognostizierten Bevölkerungszuwachs von 6,8 Prozent bis 2030 bayernweit an der Spitze. Auf den beiden weiteren Plätzen folgen Mittelfranken (–1,4 Prozent) und Schwaben (–1,7 Prozent). Schlusslicht ist
Oberfranken (–10,2 Prozent).
(Quelle: Landesamt für Statistik)
gut 19 Prozent weniger Einwohnern
rechnen, in Nordrhein-Westfalen
sind es immerhin noch 5,5 Prozent.
Bayern verdankt seine Top-Position seiner ungebrochenen Anziehungskraft. „Ohne Zuwanderung
aus dem In- und Ausland würde die
Bevölkerung auch in Bayern
schrumpfen. Denn auch bei uns
sterben mehr Menschen als geboren
werden“, sagte Jan Kurzidim vom
Bayerischen Landesamt für Statistik
unserer Zeitung. Dieser negative
Saldo werde auch in Bayern in Zukunft größer werden. Doch Kurzidim verweist auch auf den Umstand,
dass Prognosen von „festen Trends“
ausgehen, sprich Veränderungen bei
Wanderungsbewegungen oder Geburtenraten nicht berücksichtigen
können. Trends, die die Regierung
mit ihrer Demografiestrategie beeinflussen will.
Experte: Wandel wurde von der
Politik zu lange ignoriert
Doch beim Thema Anwerbung von
Fachkräften aus dem Ausland gibt
es Streit. Der Leiter des Berlin-Instituts, Reiner Klingholz, wirft der
Politik vor, den demografischen
Wandel 40 Jahre lang ignoriert zu
haben. „Nötig wären Anwerbeagenturen und Jobbörsen im Ausland, wie sie etwa Kanada betreibt,
um gute Köpfe selbst aus Deutschland abzuwerben“, erklärte Klingholz in der Frankfurter Allgemeinen.
Für Peter Saalfrank, Hauptgeschäftsführer der IHK Schwaben, ist
das Problem bereits „eine Stufe tiefer“ angekommen: „Es geht längst
nicht mehr in erster Linie um Ingenieure oder IT-Spezialisten – uns
fehlen Facharbeiter, und das gefährdet die Betriebe in Schwaben“, sagte
Saalfrank unserer Zeitung. „Wir
setzen natürlich auf Ausbildung,
aber wir brauchen auch Fachkräfte
aus dem Ausland. Dafür sind die
Hürden zu hoch.“ Es gehe nicht um
ungebremsten Zuzug, sondern darum, gezielt zu werben. Saalfrank:
„Wir brauchen in Deutschland endlich eine sachliche, entpolitisierte
Diskussion über dieses Thema.“
(mit kna, dpa)
»Politik
» [email protected]
Vergiftete
Familienpolitik
D
München, Madrid, München: FC Bayern steht im Finale
Im schwächelnden Europa schauen viele mit Argwohn auf das kraftstrotzende Deutschland. Beim FC
Merkel läuft alles wie geschmiert, in der Liga rund
ums Mittelmeer kriselt es dagegen im Akkord. In
Spanien bringt wenigstens der Fußball häufig Licht
ins Dunkel. Doch die Rasenkünstler von Real Madrid hatten gestern ihre Mühe mit dem bayerischen
Mia-san-mia-Gefühl samt dem französisch-niederländischen Einschlag Marke „Robbéry“. Der FC
Bayern München hatte das Hinspiel im Halbfinale
der Champions League mit 2:1 gewonnen, diesmal
ging es nach dem 1:2 in die Verlängerung. Madrid
hatte einen Schönling mit Strahlkraft und Treffsicherheit. Cristiano Ronaldo aus Portugal verwandelte zweimal, einmal davon per Elfmeter. Bei den Bayern war der Niederländer Arjen Robben der Mann
für die flehentlichen Bitten und einen erfolgreichen
Strafstoß. Und dann? Elfmeterschießen. Ronaldo
vergibt, Kaká auch, Ramos auch, Kroos auch, Lahm
auch ... Schweinsteiger (Bild) aber trifft, Bayern im
Finale! 3:1 im Elfmeterschießen. Das Endspiel in
Foto: dpa
München ein Heimspiel!
Betreuungsgeld-Streit wird schärfer
Familie Opposition kritisiert Ausschluss von Hartz-IV-Empfängern
Berlin Opposition und Sozialverbände haben scharf kritisiert, dass das
geplante Betreuungsgeld mit der
Hartz-IV-Unterstützung für ärmere
Familien verrechnet werden soll.
SPD-Chef Sigmar Gabriel sprach
von einer „völlig absurden und verkorksten Angelegenheit“. Die Arbeiterwohlfahrt warnte vor „Kindern zweiter Klasse“. Die CSU, die
gegen Widerstände auch in CDU
und FDP auf dem Betreuungsgeld
beharrt, wies die Kritik zurück.
Eine Anrechnung des Betreuungsgelds entspräche der Rechtslage bei Hartz IV und der Praxis beim
Elterngeld. Hartz-IV-Empfänger
sollen den Plänen zufolge zwar Betreuungsgeld erhalten. Dieses solle
aber als Einkommen gezählt werden, sodass Hartz-Bezüge entsprechend geringer ausfielen, heißt es in
Medienberichten. Damit entfiele
der befürchtete Anreiz, dass ärmere
Eltern Kinder nicht in Kindertagesstätten schicken, um die neue Leis-
E10 bleibt ein Flop
Gauck sagt Besuch
in der Ukraine ab
Berlin Aus Protest gegen die Behandlung der ukrainischen Oppositionsführerin Julia Timoschenko hat
Bundespräsident Joachim Gauck einem Medienbericht zufolge einen
geplanten Besuch in der Ukraine abgesagt. Gauck habe in Absprache
mit Bundeskanzlerin Angela Merkel
(CDU) die Teilnahme an einem Präsidententreffen in Jalta Mitte Mai
abgesagt, berichtet die Süddeutsche
Zeitung in ihrer heutigen Ausgabe.
Hintergrund sei die Sorge der Regierung um das Wohl Timoschenkos, die in der Haft erkrankt und in
Hungerstreik getreten ist. Die
ukrainische Botschaft in Berlin sei
darüber informiert worden, bestätigte das Bundespräsidialamt die
Absage. (afp)
»Politik
VON MICHAEL POHL
Bilanz Fast 90 Prozent der Autofahrer boykottieren Spritgemisch
VON JOSEF KARG
Augsburg Irgendwie ist es mit diesem Superbenzin und den Autofahrern wie mit den Bauern und unbekannten Speisen. Die einen essen
nicht, was sie nicht kennen, die anderen tanken es nicht. Auch ein Jahr
nach der Einführung des Biokraftstoffes E10 bleibt sein Anteil am gesamten Spritabsatz mit 13 Prozent
weit hinter den Erwartungen zurück.
Ursprünglich wollte die Regierung
bis zu 90 Prozent Marktanteil.
Nach Angaben der Autoindustrie
vertragen mittlerweile 99 Prozent
der Fahrzeuge das Benzin, das einen
Anteil von zehn Prozent Alkohol
enthält. Dem ADAC ist kein Problem durch die neue Benzinsorte
bekannt. „Zumindest wurde uns bis
heute kein Fall eines Motorschadens
gemeldet“, sagt Clubpräsident Peter Meyer. Die
Angst vieler Autofahrer, ihr
Wagen vertrage kein E10, sei
unbegründet, fügt er hinzu.
Nach Angaben des Verbandes
der Automobilindustrie fahren in
Deutschland etwa drei Millionen
Autos mit E10. Viel zu wenig,
kritisiert Geschäftsführer Klaus
Bräunig. Mithilfe dieses Sprits
könnten pro Jahr zwei Millionen
Tonnen Kohlendioxid gespart
werden. ADAC-Chef Meyer betont:
„Wir müssen die Nutzung von E10
vorantreiben. Es muss gelingen, das
Vertrauen der Verbraucher zu erhalten.“ Dazu müssten Politik und
Hersteller allerdings sicherstellen,
dass Biokraftstoffe nachhaltig produziert werden. Umweltverbände kritisieren, dass zu deren Herstellung oft
Lebensmittelrohstoffe wie Getreide oder Zuckerrüben verwendet, sogar Wälder dafür
gerodet würden.
Für die Zukunft setzt die
Industrie auf intelligente
Biokraftstoffe der zweiten
Generation, die aus landwirtschaftlichen Abfallprodukten gewonnen werden.
tung zu bekommen. Die schwarzgelbe Koalition hat vereinbart, Eltern, die ihre unter drei Jahre alten
Kinder selbst betreuen, von 2013 an
monatlich 100 beziehungsweise später 150 Euro zu zahlen.
Nach einer Umfrage für den Stern
sprechen sich bundesweit 60 Prozent
der Deutschen gegen die Einführung
des Betreuungsgelds aus. In Bayern
sind dagegen laut einer Emnid-Umfrage 67 Prozent dafür. (dpa)
»Kommentar und Politik
Polizei entdeckt
drei Babyleichen
Gießen Die Polizei hat drei Babyleichen in verschlossenen CampingKühlboxen im Kreis Gießen aufgefunden. Zwei der toten Säuglinge
waren bereits am Dienstagabend in
verschlossenen Boxen im Keller eines Mehrfamilienhauses entdeckt
worden, als die Wohnung einer 40
Jahre alten Frau aufgelöst wurde.
Bei der Durchsuchung einer von der
Frau genutzten Garage stießen die
Ermittler am Mittwochvormittag
auf das dritte tote Kind. Die Todesursache der Kinder konnte zunächst
nicht geklärt werden, die Leichen
lagen nach bisherigen Erkenntnissen bereits längere Zeit in den verschlossenen Boxen. Die Mutter
wurde vernommen, Haftbefehl aber
nicht beantragt. (dpa) »Panorama
er Streit um das Betreuungsgeld
vergiftet zunehmend das politische Klima unter allen Beteiligten.
Zwar gibt es sowohl für als auch
gegen die geplante Leistung vernünftige Argumente. Doch die
Debatte leidet seit ihrem Anfang an
darunter, dass sie wie wenig andere von allen Seiten ideologisch geführt wird. Auch der Koalitionsvorschlag, Hartz-IV-Empfänger
vom Betreuungsgeld auszuschließen, provoziert deshalb Unmut.
Die Schwäche des Koalitionsentwurfs ist, dass er vor allem Alleinerziehende träfe: Laut Statistiken ist
mehr als jede dritte alleinerziehende Frau in Deutschland auf Hartz IV
angewiesen. Die Koalition sollte
sich dabei nicht hinter Paragrafen
verstecken: Dass eine Gewährung
rechtlich zulässig wäre, zeigt schon,
dass die CSU das bayerische Landeserziehungsgeld auch Hartz-IVEmpfängern spendiert. Doch auch
die Opposition klingt wenig überzeugend, denn sie verschweigt bei
ihrer Kritik, dass Rot-Grün mit gleicher Begründung Hartz-IV-Empfänger das Kindergeld verrechnete.
Wäre die Debatte weniger ideologisch vergiftet, ließe sich rasch ein
Kompromiss finden: So könnte die
Koalition etwa das Kindergeld für
die ersten Lebensjahre anheben, anstatt noch eine Leistung einzuführen, mit der sich dann die Eltern, die
auf Krippen setzen, bestraft fühlen.
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NR. 97
Ein Puzzle
für die
Pathologen
Blickpunkte
WANGEN
20-Jähriger fährt
Polizisten mit Roller an
Ein Rollerfahrer hat am Dienstag in
Wangen (Kreis Ravensburg) einen
Polizeibeamten angefahren und
leicht verletzt. Der Flüchtende
wurde laut Polizei gestellt und vorläufig festgenommen. Der Polizeibeamte hatte dem Lenker des Motorrollers deutliche Anhaltezeichen gegeben, als dieser mit hoher
Geschwindigkeit und lautem Motorgeräusch unterwegs war. Der
Mann fuhr jedoch ohne seine Geschwindigkeit zu verringern, weiter
in Richtung des Polizisten. Der
Beamte machte noch eine Ausweichbewegung, wurde jedoch
trotzdem vom 20-Jährigen mit dem
Roller gestreift. Der Beamte erlitt
mehrere Prellungen. (az)
Familiendrama Wie Rechtsmediziner die
Körper der Toten aus Scheidegg untersuchen
VON ALEXANDRA DECKER
Scheidegg/Memmingen Zwei tote
Menschen liegen über Wochen in einer Wohnung – und niemand merkt
es? Sie könnten sich vergiftet haben,
aber auch verhungert sein – und gerade Letzteres lässt sich bei einer
Obduktion nicht sofort feststellen?
Diese Fragen kommen auf, nachdem im Westallgäuer Scheidegg,
wie berichtet, die stark verwesten
Leichen einer 80-jährigen Frau und
ihres 52 Jahre alten behinderten
Sohnes gefunden worden sind.
„Es kommt immer wieder vor,
dass eine Person von niemandem
vermisst wird“, sagt Christian
Owsinski, Sprecher des Polizeiprä-
„Es kommt immer wieder vor,
dass eine Person von niemandem vermisst wird.“
Polizeisprecher Christian Owsinski
sidiums Schwaben Süd/West. Es sei
auch gar nicht so ungewöhnlich,
dass verweste Leichen gefunden
werden. Zumal die Personen in diesem Fall zwar schon eine Weile in
Scheidegg gelebt haben, aber nicht
besonders in die Gemeinde eingegliedert gewesen seien.
Derzeit vermutet die Polizei sowohl bei der Mutter als auch beim
Sohn eine natürliche Todesursache.
„Wir haben keine Anhaltspunkte,
um von etwas anderem auszugehen“, sagt Owsinski. Jedoch besteht
auch weiterhin die Möglichkeit, dass
die Mutter gestorben und ihr behinderter Sohn verhungert ist oder aber
sich beide vergiftet haben.
Das zu klären, ist Aufgabe der
Gerichtsmedizin. Allerdings ist das
bei verwesten Leichen nicht mehr so
einfach zu beurteilen. „Verwesung
bedeutet Flüssigkeitsverlust. Das
Gewebe sieht dann aus wie bei einer
Mumie“, sagt Dr. Horst Bock,
Rechtsmediziner des Landgerichts
Memmingen. Deshalb sei es zum
Beispiel schwierig zu sagen, ob jemand verdurstet ist. Ein Verhungern sei zwar grundsätzlich am Unterhautfettgewebe
festzustellen.
„Aber es kommt auch darauf an, ob
die Person zu Lebzeiten dick oder
dünn war“, sagt Bock. Bei beleibten
Menschen sei ein Nahrungsmangel
leichter zu erkennen als bei jemandem, der schon zu Lebzeiten sehr
dünn war.
Auch eine chemisch-toxikologische Untersuchung – deren Ergebnisse im aktuellen Fall noch ausstehen – sei bei einer sich zersetzenden
Leiche schwieriger. „Durch die
Verwesung werden Stoffe im Körper gebildet, die die Untersuchung
beeinträchtigen“, sagt Rechtsmediziner Bock. Deshalb könne es mehrere Wochen dauern, bis die Ergebnisse vorliegen.
Grundsätzlich werden bei einer
Obduktion zum Beispiel Blut- und
Urinproben auf Giftstoff- und Medikamtenrückstände hin untersucht. Auch die inneren Organe
werden bei jeder Leiche in der Pathologie unter die Lupe genommen.
Dabei kann zum Beispiel anhand
von Gewebeuntersuchungen unter
dem Mikroskop ein Herzinfarkt diagnostiziert werden.
Bevor die Rechtsmediziner jedoch all diese Tests durchführen,
betrachten sie die Toten von außen.
„Zuerst findet eine äußere Inspektion statt. Dabei wird nach Gewalteinwirkungen wie Schuss- oder
Stichwunden gesucht“, sagt Bock.
Das Problem bei einer verwesten
Leiche sei hier, dass neben dem Zerfallsprozess oft bereits Tiere dem
Körper zugesetzt haben.
Parallel zu den Untersuchungen
in Labor und Pathologie nehmen die
Ermittler den Auffindeort der Leiche unter die Lupe. Fingerabdrücke
werden gesichert und auf einfache
Dinge wird geachtet, wie zum Bei-
„Verwesung bedeutet Flüssigkeitsverlust. Das Gewebe
sieht dann aus wie bei einer
Mumie.“
Rechtsmediziner Dr. Horst Bock
spiel, an welchem Datum die Fernsehzeitung aufgeschlagen ist. Das
kann laut Bock helfen, den Todeszeitpunkt einzugrenzen. Für dessen
genauere Bestimmung spielt zudem
der Verwesungsprozess der Leiche
eine Rolle. Auf diesen haben zum
Beispiel Temperatur und Luftfeuchtigkeit am Auffindeort Einfluss. Auch das Entwicklungsstadium von Fliegen und Larven an der
Leiche gibt Aufschluss. „Hier müssen viele Puzzleteile zusammengesetzt werden“, sagt Bock. Auf den
Tag genau lasse sich der Tod aber
selten sagen. Es sei nur ein Zeitraum
eingrenzbar.
MINDELHEIM
Erdwärme: Im Unterallgäu
werden Karten erstellt
Blütenmeer
Alljährlich verwandeln am Hündle bei Oberstaufen
(Oberallgäu) im Frühjahr Zigtausend Krokusse eine
Wiese für wenige Wochen in ein lila Blütenmeer von
mehreren Hektar Größe. Die Krokusse bei der Hochsiedelalpe auf 1100 Meter Höhe weisen zudem außer-
gewöhnlich häufig zweifarbige Blüten auf. Die Frühlingspracht ist nicht schwer zu erreichen: entweder
über eine leichte Bergwanderung auf gutem Weg vom
Tal aus – oder bequem mit der Sesselbahn und einem
Foto: Charly Höpfl
halbstündigen Fußmarsch.
Pizzaboten mit Fußtritten traktiert
Gericht Jungen Tätern ging es um „Action“ – Bewährungsstrafen
VON BARBARA HELL
Kempten/Kaufbeuren Es war am
Abend vor Weihnachten 2011, als
zwei junge Männer einen Pizzaboten überfielen, schlugen und ihm
200 Euro wegnahmen. Vor dem
Amtsgericht in Kempten wurde nun
ein 19-Jähriger wegen Raubes, gefährlicher Körperverletzung und
falscher Verdächtigung zu einem
Jahr und sechs Monaten Jugendstrafe verurteilt – ausgesetzt zur Bewährung. Sein 17-jähriger Komplize erhielt für Raub und Körperverletzung unter anderem zwei Wochen
Dauerarrest und 200 Stunden gemeinnützige Arbeit.
Angeblich wollten sie von dem
geraubten Geld Weihnachtsgeschenke kaufen, sagten sie vor Gericht. Das Geld hätten sie dann aber
anderweitig für sich selbst ausgegeben. Die Beute sei ohnehin nicht im
Vordergrund gestanden, meinte der
17-Jährige. Vielmehr sei es um
„Action“ gegangen.
Die beiden arbeitslosen beziehungsweise geringfügig beschäftig-
ten Berufsschüler kannten sich erst
kurz, als der Ältere den Überfall auf
einen Pizzaboten an einem entlegenen Ort in Kaufbeuren vorschlug.
Erst beim zweiten Vorstoß des Klassenkameraden willigte der 17-Jährige ein und suchte übers Internet
nach einer geeigneten Stelle für die
Tat mit „günstigem Fluchtweg“.
Opfer zeigt sich milde
Den 22-jährigen Pizza-Lieferanten
erstaunte die Abgelegenheit seines
Zieles nicht, Jugendliche bestellten
häufiger das Essen an solche Plätze,
sagte er vor Gericht. Er sei von dem
17-Jährigen am Wagen abgeholt
worden und mit ihm gegangen.
Dann habe er Schritte gehört, sei
umgestoßen worden und habe Fußtritte am Oberkörper gespürt. Die
Geldtasche sei ihm aus der hinteren
Hosentasche gezogen worden. Das
Opfer zeigte sich milde: „Mehr als
einen Riss im Gesicht habe ich nicht
abbekommen. Die beiden haben
sich bei mir später entschuldigt, ich
trage ihnen nichts nach.“
Weil sich der 17-Jährige vier
Tage später selbst der Polizei stellte
und das erste Mal auffällig geworden war, kam er mit einer Verwarnung, zwei Wochen Dauerarrest,
200 Stunden gemeinnütziger Arbeit,
200 Euro an die Hilfsorganisation
Humedica und 100 Euro für sein
Opfer davon. Richterin Rita Ostenried und die beiden Schöffen wollten
dem jungen Mann vor allem ermöglichen, einen Aushilfsjob einmal die
Woche zu behalten und eventuell
auszubauen.
Der 19-Jährige dagegen habe in
kurzer Zeit neben dieser Straftat
noch zwei weitere begangen. Bei einer vom Staatsanwalt geforderten Jugendstrafe von zwei Jahren und vier
Monaten wäre eine Bewährung nicht
möglich gewesen, hielt ihm die Richterin vor. Er müsse es als allerletzte
Chance begreifen, wenn die Jugendstrafe von einem Jahr und sechs Monaten zur Bewährung ausgesetzt
werde. „Beim nächsten Mal gibt es
keine Bewährung mehr, egal wer
Richter ist“, warnte sie. Auch der Ältere muss 200 Arbeitsstunden ableisten und 100 Euro ans Opfer zahlen.
Im Rahmen einer Informationsoffensive des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) zum Thema
„Geothermie“ sollen Bürger im
Unterallgäu über die Beschaffenheit
ihres Grund und Bodens aufgeklärt werden. Ziel ist es, die Nutzung von Erdwärme voranzutreiben. Diese spart laut Roland Eichhorn, Leiter des Geologischen
Dienstes des LfU, 60 Prozent der
Heizkosten im Vergleich zu Öl.
Um Hausbesitzer genauer zu informieren, erfassen Geologen und
Bodenkundler flächendeckend für
ganz Bayern Daten und erstellen
daraus Karten – aktuell im Unterallgäu. Bis zum Jahr 2015 soll das
Projekt, das die EU und der Freistaat mit 32 Millionen Euro fördern, abgeschlossen sein. (az)
KAUFBEUREN/OSTALLGÄU
Hospizverein muss
Vorsitzenden neu wählen
Auf Forderung des Registergerichts
muss der Hospizverein Kaufbeuren/Ostallgäu die Wahl seines Vorsitzenden Karl-Heinz Wenzel wiederholen. Grund: Wenzel wurde bei
der Jahresversammlung am 1.
März gewählt. Damals gehörte er
dem Verein rein formal aber noch
nicht an. Auslöser für diese etwas
merkwürdige Situation war ein
Schreiben des bisherigen Vorsitzenden Dr. Andreas Knie. Er trat
nach Querelen mit dem Verein nicht
mehr zur Wahl an, war aber noch
Chef der Hospizstiftung. Vom Gericht wollte er wissen, ob Wenzel
als Vorsitzender schon ins Vereinsregister eingetragen sei. Denn nur
dann könne er ihm die Geschäfte der
Stiftung übertragen. Gerüchte, er
habe einem Nachfolger Probleme
machen wollen, weist Knie zurück: „Ich habe ihn ja selbst gewählt.“ (az)
AZ
Bürgerversammlung
Mehr Einwohner:
Wiggensbach wächst
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DONNERSTAG, 26. APRIL 2012
...
Party
Liebes-Teufel und
sieben Rocker
Seite 37
Kempten
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NR. 97
Polizeibericht
Blickpunkt Stadt
Café-Scheibe mit
Stein eingeworfen
Für musischen
Zweig einsetzen
Kempten Die Scheibe eines Cafés in
der Beethovenstraße warf in der
Nacht zum Dienstag ein unbekannter Täter ein. Er verwendete dabei
einen Pflasterstein, den er vermutlich von einer nahe gelegenen Baustelle mitgenommen hatte. Der
Schaden an der Panoramascheibe
beträgt etwa 2000 Euro. Wahrscheinlich der gleiche Täter setzte
sein Werk der Zerstörung auch noch
in der Fischerstraße fort. Dort wurde eine weitere Schaufensterscheibe
auf die gleiche Weise eingeworfen.
Der dortige Schaden beläuft sich auf
rund 1000 Euro. Hinweise zur Tat
nimmt die Polizei unter Telefon
(0831) 9909-0 entgegen. (p)
Kempten Einen musischen Zweig am
Carl-von-Linde-Gymnasium fordert jetzt die CSU-Fraktion im
Stadtrat
bei
Kultusminister
Dr. Ludwig Spaenle. In einem
Schreiben an den Politiker weisen
die CSU-Stadträte darauf hin, dass
sich der Stadtrat in seinen strategischen Zielen zur Aufgabe gestellt
hat, dass möglichst alle jungen Menschen ihren Platz in der Arbeitswelt
und in der Gesellschaft finden. Entscheidend dabei sei, dass die Begabungen und Talente der Einzelnen
gefördert werden. Die Schulstadt
Kempten mit drei Gymnasien blicke
dabei auf eine lange Tradition. Das
Alleinstellungsmerkmal des Carlvon-Linde-Gymnasium, nämlich
der humanistische Zweig, sei allerdings seit Jahren aufgrund geringer
Anmeldezahlen gefährdet. Deshalb
sieht die CSU-Fraktion in einem
musischen Zweig eine zukunftsweisende Neuorientierung. Dazu soll
der Kultusminister die Grundlagen
schaffen. Zudem soll sich Staatsminister Thomas Kreuzer als örtlicher
Abgeordneter für dieses Anliegen
einsetzen. (az)
Fahrübungen
ohne Führerschein
Kempten In der Nacht zum Mittwoch kontrollierte eine Polizeistreife auf einem Kiesparkplatz in der
Kaufbeurer Straße einen 27-jährigen Kemptener. Weil der junge
Mann mit dem Auto Schleuderübungen auf dem losen Untergrund
machte, wurden die Beamten auf
ihn aufmerksam. Bei der Kontrolle
stellte sich dann heraus, dass der
Mann über 1,3 Promille hatte und
das Fahrzeug weder zugelassen,
noch versichert war. Einen Führerschein konnten die Beamten bei ihm
auch nicht sicherstellen, weil er gar
keinen besitzt. Jetzt erwarten den
Mann laut Polizei gleich mehrere
Anzeigen wegen verschiedener Verkehrsstraftaten. (p)
Direkt an die Big Box Allgäu (links) soll das neue Big-Box-Hotel im Süden anschließen. So präsentiert sich künftig die Ansicht von Westen – also vom Forum Allgäu – her.
Rechts daneben befindet sich die Tierzuchtstraße.
Entwurf: Riehle + Assoziierte
Big-Box-Hotel: Am 2. Mai
ist Baubeginn
Innenstadt Gestern hat Feneberg Vertrag mit Generalunternehmer geschlossen
Neues Haus mit 123 Zimmern zielt auf Geschäftsleute und Seminare ab
Kempten Knapp ein Jahr ist es her,
dass erstmals Pläne für das Big-BoxHotel vorgestellt wurden. Jetzt sind
die wichtigsten Hürden genommen.
Gestern unterzeichnete Christof Feneberg den Vertrag mit dem Generalunternehmer, der Ed. Züblin AG,
Abteilung Friedrichshafen. Baubeginn ist am 2. Mai. Fertiggestellt
sein soll das Hotel im Herbst 2013.
An der Ecke Kotterner Straße/
Tierzuchtstraße, direkt neben der
Big Box, entsteht das Hotel. 52 Einzel- und 71 Doppelzimmer sind auf
sechs Obergeschossen vorgesehen.
Oben drauf kommt eine Etage für
die Technik. 25 Meter hoch wird
das Gebäude etwa und damit nur
wenig niedriger als der höchste
Punkt des Forum Allgäu.
Im Erdgeschoss sind Lobby,
Frühstücksraum, Restaurant und
Bar vorgesehen. Ein Verbindungsbau soll das Hotel an die Big Box
Allgäu sowie an das geplante „Seminarium“ anbinden. Mehrtägige Seminarveranstaltungen sollen künftig
möglich sein. Konzipiert ist das
Haus als Business-Hotel. Bauherr ist
die Unternehmerfamilie Feneberg.
Der Generalunternehmer, die Ed.
Züblin AG, ist ein bundesweites
Unternehmen. Angeschrieben wur-
den jedoch auch alle infrage kommenden Unternehmen in der gesamten Region, so Feneberg auf
AZ-Anfrage. Aufgrund der momentan hohen Auslastung im Baugewerbe habe jedoch keiner das Angebot
annehmen können. So wurde der
Ausschreiberadius auf 250 Kilometer erweitert. Bereits am kommenden Mittwoch will die Züblin AG
mit dem Bau beginnen. (se/be)
Aufsicht: Heime ohne gravierende Mängel
Sozialausschuss Expertin berichtet über Ergebnisse der Kontrollen in Alten- und Behinderteneinrichtungen
Kempten Hie und da tauchen Mängel
auf, aber keine gravierenden – so
lässt sich zusammenfassen, was die
städtische Aufsicht in den Kemptener Pflege- und Behinderteneinrichtungen zuletzt beobachtet hat.
In aller Regel kümmere sich genügend qualifiziertes Personal um die
Bewohner. Neuerungen sind geplant im Bereich der sogenannten
freiheitsentziehenden Maßnahmen:
Auf die Fixierung von Patienten soll
künftig soweit es irgendwie geht
verzichtet werden.
FQA lautet das Kürzel für den
„Fachbereich Pflege- und Behinderteneinrichtungen – Qualitätsentwicklung und Aufsicht“. Für 31
Häuser in der Stadt sind zwei Expertinnen der Verwaltung zuständig. Eine ist Elke Reisacher. Sie
stellte im Sozialausschuss den Tätigkeitsbericht 2010/’11 vor.
Demnach prüfen die Fachleute
bis auf begründete Ausnahmen unangemeldet. Zu den Prüfteams gehören jeweils eine Pflegefachkraft,
ein Sozialpädagoge, ein Arzt und
eben die Koordinatorin aus der Verwaltung. Prüfumfang und -Inhalte
seien nicht standardisiert. Anders
sei dies beim medizinischen Dienst
der Krankenkassen MDK: Dort
existiere ein Prüfkatalog, um vergleichbare Noten zu erzielen.
Die Träger der Einrichtungen
sind verpflichtet, die jeweiligen
Prüfungsergebnisse zu veröffentlichen. Einige tun dies im Internet,
manche geben ihre Bewertungen
nur auf Anfrage heraus. Wie berichtet, werben einige Häuser auch mit
ihren Ergebnissen von 1,1 oder 1,4
beim MDK.
Diesen Beurteilungen entspricht,
dass laut Reisacher „viele positive
Situationen“ angetroffen würden. In
allen stationären Einrichtungen gab
es allerdings auch Beanstandungen.
Das könnten Nachlässigkeiten in
der Pflegedokumentation oder -Planung sein, Hygieneprobleme oder
auch Mängel bei der Tagesgestaltung. Die Verantwortlichen seien
indes stets kooperativ, wenn es um
Verbesserungsvorschläge gehe. „Es
Die aktuelle Umfrage
Eda Öntürk,
19,
Kempten:
Ich lerne
gerade
für
meine Abschlussprüfung zur Einzelhandelskauffrau.
Deswegen
kann ich das Wetter vielleicht nicht
so ausgiebig nutzen. Ich werde aber
trotzdem versuchen, mich draußen
aufzuhalten, beispielsweise mich an
die Iller zu legen und ein Picknick
zu machen. Am Sonntag gehe ich
auch mal gerne mit Freunden auf
den Rathausplatz.
Wie starten Sie in
die sonnige Zeit?
VON ANNETTE WYDORA (TEXT)
UND LAURIN SCHMID (FOTOS)
Nach dem Gummistiefel-Wetter der
vergangenen Wochen versprechen
die Meteorologen äußerst gute Aussichten für das Wochenende mit bis
25 Grad. Daher wollte die AZ wissen, was die Kemptener zum verregneten April sagen und wie ihre
Freizeitplanung für das erste Frühsommerwochenende aussieht.
war in keinem einzigen Fall notwendig, eine Anordnung zu erlassen wegen einer konkreten Gefährdung“,
betonte Reisacher. Die Frequenz
der Kontrollen ist indes gering: Öfter als einmal pro Jahr könnten die
FQA–Experten nicht in den verschiedenen Heimen nach dem Rechten sehen.
Werdenfelser Weg
Altenheime in Kempten
Etliche Baumaßnahmen in den Heimen sind mittlerweile abgeschlossen. Im Marienheim wurde begonnen mit der Generalsanierung, im
Herbst sollen die Arbeiten fertig
sein. Einzelzimmer überwiegen in
den Häusern, Mehrbettzimmer
gebe es in Kemptener Einrichtungen nicht, betonte Reisacher.
In der Kritik stehen immer wieder die freiheitsentziehenden Maßnahmen. Stadtrat Hans Mangold
(Grüne) berichtete dazu aus seiner
Erfahrung als Mediziner, dass Pflegekräften bisweilen nichts anderes
bleibe als Patienten festzuschnallen
oder ihnen beruhigende Medika-
Der Werdenfelser Weg ist ein im
Landkreis Garmisch-Partenkirchen entwickelter Ansatz mit der Zielsetzung, Fixierungen von Menschen in Pflegeeinrichtungen auf ein
Minimum zu reduzieren. Er setzt in
erster Linie auf Professionalität, um
freiheitsentziehende Maßnahmen
wie Bauchgurte oder Bettgitter zu
vermeiden. Fixierungen im Bett
oder Stuhl gelten bei vielen Fachleuten als häufige Ursache für eine
Verschlechterung des Zustands der
Betroffenen.
● AWO Alten-, Altenwohn- und Pflegeheim, Lenzfrieder Straße 30
● Pro Seniore Residenz Kempten,
Stiftskellerweg 43
● Allgäustift Marienheim Seniorenzentrum, Schumacherring 11
● Diakonisches Werk Johannisverein
Wilhelm-Löhe-Haus, Freudental 9
● Seniorenbetreuung Altstadt,
Mehlstraße 4
● Margaretha- und Josephinen-Stift,
Adenauerring 39
● Seniorenwohnen im Hoefelmayrpark, des BRK, Hieberstraße 6
mente zu geben. Dies gelte etwa,
wenn Demente aggressiv würden.
Einen neuen, nämlich den Werdenfelser Weg, wollen Pflegeeinrichtungen in Stadt und Landkreis
dazu einschlagen, kündigte Sozialamtsleiterin Maria Ruppolt an. Verfahrenspfleger mit dem nötigen
fachlichen Hintergrund sollen be-
nannt werden, die die Interessen der
Patienten
wahrnehmen
(siehe
Wortweiser). Die Umstellung stehe
unmittelbar bevor.
Lisa Kocher,
18,
Hellengerst:
Meine
Planungen
für das Wochenende
habe ich eigentlich noch
nicht
gemacht. Aber
wenn es so warm werden soll, kann
man vielleicht sogar schon grillen.
Auf jeden Fall treffe ich mich bei
schönem Wetter gern mit Freunden
draußen zum Kaffee trinken. Außerdem findet am Wochenende der
Georgi-Ritt in Bodelsberg statt, bei
dem ich vielleicht mitreiten werde.
Otto Müller,
74,
Kempten:
Meine
Frau und ich
hatten in den
letzten Wochen
viel
Stress
mit
Geburtstagen und einer Hochzeit und möchten uns jetzt
einfach mal entspannen. Daher werden wir ein bisschen am Bachtelweiher spazieren gehen und dort einkehren. Wir haben zwar leider keinen eigenen Garten, dafür aber zwei
Balkone mit Bergblick, auf denen
wir das schöne Wetter genießen.
Rolf
Schneider,
60, Weitnau:
Ich werde
mich auf jeden
Fall
draußen aufhalten und
vielleicht
eine
Tour
mit
dem
Rennrad machen. Auch wenn es
sehr warm werden soll, ist es zum
Baden wohl noch zu kalt, da das
Wasser sich ja erst aufheizen muss.
Das Aprilwetter ist für das Allgäu
eigentlich vollkommen normal – da
muss man schon noch mit Schnee
rechnen.
Keine Mehrbettzimmer mehr
I Adressen im Internet:
www.aok-pflegeheimnavigator.de
www.pflegelotse.de
www.der-pflegekompass.de
Umfrage zum
Parken ausweiten
Kempten Mit Blick auf die Einführung eines Semestertickets will das
Mittelstandsinstitut der Hochschule
Kempten eine Befragung an der
Hochschule durchführen. Das
nimmt SPD-Stadträtin Regina
Liebhaber zum Anlass, bei Wirtschaftsreferent Dr. Richard Schießl
anzufragen, ob nicht auch das Berufsschulzentrum
miteinbezogen
werden könne. Die Daten der
Hochschule sollen sicher auch Auskunft geben, wie viele Studierende
mit dem Auto zur Hochschule fahren und wie es dort mit Parkplätzen
aussieht. Als Mitglied im Berufsschulzweckverband weiß Liebhaber, dass es rund um die FOS, BOS
und Technikerschule Parkprobleme
gibt. Deshalb sollte man alle diese
Einrichtungen – also Berufsschulzentrum und Hochschule – beim
Blick auf die Parksituation gesamt
betrachten und bei einer Datenerhebung miteinbeziehen. (az)
Auto schleudert in
Gegenverkehr
Kempten Weil er zu schnell unterwegs war, geriet ein 48-jähriger
Kemptener im Stadtteil Sankt Mang
ins Schleudern. Laut Polizei brach
er mit seinem Fahrzeugheck so weit
aus, dass er auf die andere Fahrbahn
geriet und frontal in einen entgegenkommenden Pkw krachte. Zum
Glück wurde der entgegenkommende 38-jährige Autofahrer nur leicht
verletzt. An den Fahrzeugen entstand ein Sachschaden von rund
15 000 Euro. (p)
Joachim
Plath,
46,
Kempten:
Nachdem
unser Gardaseeurlaub im
April leider
sehr verregnet
war,
freuen wir
uns jetzt auf
schönes warmes Wetter im Allgäu.
Meine drei Kinder sind auch froh,
dass sie wieder draußen spielen können. Vielleicht nutzen wir das Wochenende auch schon zum Grillen.
Das wechselhafte Wetter im April
finde ich relativ normal. Das ist bei
uns im Allgäu einfach so.

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