Allgäuer Zeitung, Kempten vom 12.06.2012
Transcription
Allgäuer Zeitung, Kempten vom 12.06.2012
KEMPTER TAGBLATT | DER ALLGÄUER ... A llgäuer Zeitung Fußball-EM Frankreich – England 1:1 Ukraine – Schweden 2:1 Sport DIENSTAG, 12. JUNI 2012 Allgäu Airport Tourismus Wo das Erdbebenrisiko am niedrigsten ist Aus aller Welt Seit gestern wieder Flüge nach Berlin und Hamburg Allgäu-Rundschau Regenschauer Örtlich Gewitter, 14 bis 19 Grad Wetter www.all-in.de NR. 133 Fiskalpakt: Opposition lässt Merkel schmoren PREIS ¤ 1,40 Europäische Konstruktion Flüchtlings-Schicksal Die Familie Rasuli hat nach der Flucht aus Afghanistan viel durchgemacht. Derzeit lebt sie in einer Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in Kempten. »Seite 27 Kommentar Spitzentreffen Streit um Börsensteuer gefährdet Einigung. SPD und Grüne verlangen Klarheit Berlin Im Streit um den Fiskalpakt sieht die Opposition kaum noch Chancen für eine Einigung beim morgigen Spitzentreffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles rechnet nicht damit, dass es beim Treffen von Koalition und Opposition zu Beschlüssen kommt. „Dafür sind noch viel zu viele offene Fragen unbeantwortet“, sagte sie. SPD und Grüne machen ihre Zustimmung zum Fiskalpakt von der Einführung einer Finanztransaktionssteuer abhängig. Hier müsse sich die Regierung positionieren, forderte Nahles: „Wir wollen einen Kabinettsbeschluss, der Klarheit schafft.“ Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin verlangte eine „klare deutsche Initiative“ zugunsten der Steuer. Hintergrund sind Presseberichte über Vorbehalte in der Koalition gegen die Steuer sowie die Aussage von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), er rechne nicht mehr für diese Legislaturperiode mit der Einführung. FDP-Generalsekretär Patrick Döring bekräftigte die stark einschränkenden Bedingungen der Börsensteuer Die EU-Kommission hat im September 2011 einen Vorschlag für die Einführung einer Finanztransaktionssteuer gemacht. Allerdings haben einige Mitgliedstaaten Vorbehalte. ● Prinzip Die EU legt Mindeststeuersätze fest. Diese dürfen von den nationalen Regierungen jedoch überschritten werden. ● Steuersätze Der Mindeststeuersatz soll 0,1 Prozent für den Handel mit Anleihen und Anteilen betragen. Für den Handel mit spekulativen Derivateprodukten sind 0,01 Prozent vorgesehen. ● Verbraucher Privatleute sind nur bei Börsengeschäften betroffen. ● Erhoffte Einnahmen 57 Milliarden Euro im Jahr (dpa, AZ) VON WINFRIED ZÜFLE » [email protected] Gentechnik und Nulltoleranz FDP für eine Finanztransaktionssteuer. Auch der CDU-Wirtschaftsrat betonte, eine solche Steuer ohne die Beteiligung des wichtigen Finanzplatzes London habe keinen Sinn. Schäuble bekräftigte unterdessen den Einsatz der schwarzgelben Koalition für eine Finanztransaktionssteuer. „Die Opposition kann sich völlig auf die Zusagen der Koalition verlassen“, sagte er. Er verwies aber auf die „erheblichen Widerstände“ in der EU. O Auch Seehofer will rasche Einführung der Börsensteuer Merkel will sich bei einem EU-Vierertreffen am 22. Juni in Rom für die Steuer starkmachen. „Die Bundesregierung setzt sich mit Überzeugung und mit Nachdruck dafür ein“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. „Die Opposition kann sich auf die Zusagen der Bundesregierung und der Koalition verlassen.“ CSU-Chef Horst Seehofer betonte, auch seine Partei wolle die Umsätze an den Börsen besteuern. „Ich bin immer für die Tat – und zwar möglichst schnell“, betonte er anlässlich einer CSU-Vorstandssitzung in München. Der bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU) forderte dabei sogar eine Führungsrolle Deutschlands. Er sagte: „Wir unterstützen diesen Weg: so schnell wie möglich mit so vielen wie möglich in Europa eine Finanztransaktionssteuer zu realisieren.“ Koalition und Opposition hatten sich auf Arbeitsebene im Grundsatz darauf verständigt, eine Finanzmarktsteuer auf europäischer Ebene auch gegen den Widerstand einzelner EU-Staaten durchsetzen zu wollen. Instrument dafür könnte eine sogenannte verstärkte Zusammenarbeit innerhalb der EU sein, wofür mindestens neun Staaten mitmachen müssten. Eine andere Möglichkeit wäre, dass interessierte Staaten vergleichbare nationale Gesetzgebungen vereinbaren. (afp, dpa, AZ) »Leitartikel Seite 2 und Politik Blickpunkt Lokales Geld für Spaniens Banken, Abfall für die Armen in Madrid Das europäische Haus ist noch nicht fertiggebaut, diese Aussage drängt sich angesichts der anhaltenden Euro-Krise und unseres Bildes auf. Es entstand in Spanien, wo – wie überall rund um das Mittelmeer – solche Beton-Skelette in die Landschaft ragen. Die Währungsunion und das damit einhergehende billige Geld lösten in den Südländern eine Blase aus, die neben Bauruinen auch Banken und sogar ganze Staaten am Rande der Pleite zurückließ – mit den mittlerweile bekannten Folgen. Nun will die Euro-Gruppe der spanischen Regierung mit 100 Milliarden aushelfen, damit diese ihre maroden Geldinstitute retten kann, wie Detlef Drewes auf der Seite Wirtschaft schreibt. Und während die Börsen weltweit über diesen Schritt jubeln, geht die Verelendung in den Straßen spanischer Großstädte weiter. Ralph Schulze berichtet auf der Dritten Seite aus Madrid, wo angesichts wachsender Armut immer mehr Menschen auf das angewiesen sind, was andere wegschmeißen: Abfall. Ja, das europäische Haus ist noch nicht fertiggebaut. Foto: dpa Bewährungsstrafe für die Tochter Polizistenmord Gericht glaubt der Angeklagten, dass sie nichts wusste Augsburg Die Tochter des mutmaßlichen Augsburger Polizistenmörders Raimund M. ist zu einer Haftstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt worden. Das Amtsgericht ging davon aus, dass die 32-Jährige ihrem Vater seit Jahren erlaubt hatte, zwei Kisten mit Waffen und Geld in ihrem Keller zu deponieren. Das Geld soll aus einem Überfall im Jahr 2004 stammen. Das Gericht folgte trotz einiger Zweifel aber der Aussage der Angeklagten, sie habe erst nach der Festnahme des Vaters Ende 2011 in die Kisten geschaut – und davor nichts von dem brisanten Inhalt gewusst. Das Geld habe sie aus einer Kiste genommen und in der Küche versteckt. Verurteilt wurde die Tochter unter anderem wegen Waffenbesitzes, Geldwäsche und Hehlerei. „Es ist sicher falsch, sie als Opfer zu bezeichnen“, sagte der Richter. Ihr Vater habe sie aber benutzt. Bekannt wurde gestern auch, dass die Witwe des ermordeten Polizisten in dem für Herbst erwarteten Prozess gegen die mutmaßlichen Täter als Nebenklägerin auftreten will. Sie habe den schlimmen Verlust noch nicht verkraftet, sagte ihr Anwalt Walter Rubach. (jöh) »Bayern hne Gentechnik geht es schon lange nicht mehr. Insulin zur Behandlung der Zuckerkrankheit und viele andere Medikamente könnten sonst nicht in der benötigten Menge bereitgestellt werden. Dennoch: Wenn sie das Wort Gentechnik hören, lassen viele Menschen die Jalousien herunter. Bei Lebensmitteln ist das auch gerechtfertigt. Zwar ist nicht bewiesen, dass zum Beispiel gentechnisch veränderter Mais krank macht, aber die absolute Unschädlichkeit ist ebenso wenig gesichert. Es ist daher verständlich, wenn Verbraucher einen großen Bogen um Produkte mit der Kennzeichnung „Gentechnik“ machen. Anders sieht es bei Futtermitteln aus. Sie gelangen zwar in den Körper der Tiere, nicht jedoch in den Körper der Menschen, die Fleisch, Milch oder Eier verzehren. Deswegen ist dort zu Recht die Nulltoleranz-Grenze aufgehoben worden. Doch bei den Lebensmitteln muss sie weiter gelten. Es ist gut, dass Ministerin Ilse Aigner gegen EU-Pläne vorgeht, die Trennung zwischen gentechnikfreien Produkten und solchen, die gentechnisch veränderte Bestandteile enthalten, aufzuweichen. Denn ob der Verbraucher ein Risiko eingeht oder nicht, das muss er selbst entscheiden. Voraussetzung dafür ist die verlässliche Kennzeichnung. Heute in Ihrer Zeitung Von der Kasse in die Kita? Die Mitarbeiterinnen der Drogeriekette Schlecker sollen nach dem Willen von Arbeitsministerin von der Leyen zu Erzieherinnen umschulen. Wir haben eine Pädagogin dazu befragt. »Wirtschaft Merkel stützt Niebel Transall könnte nun doch länger bleiben Augsburg Die Transall könnte nach Informationen unserer Zeitung nun doch über 2014 hinaus auf dem Fliegerhorst Penzing bei Landsberg starten und landen. Bisher hieß es aus dem Verteidigungsministerium, dass die Bundeswehr-Transportflugzeuge entweder in Penzing oder am norddeutschen Standort Hohn (bis zur Einführung des neuen Airbus A 400) ihre letzten Dienstjahre absolvieren würden. Doch jetzt scheint folgender Kompromiss möglich: Die Maschinen könnten auf die Fliegerhorste verteilt werden und damit das Ende beider Standorte hinauszögern. Es wird erwartet, dass Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) heute den Zeitplan für Bundeswehrstandorte verkündet, die geschlossen oder reduziert werden. (AZ) »Politik Gentechnik durch die Hintertür Lebensmittel EU-Kommission will Nulltoleranz-Grenze aufheben VON JANINA FUNK Augsburg Mais, Sojamilch, Rapsöl – diese Produkte können von gentechnisch veränderten Pflanzen stammen. Doch den Weg in deutsche Supermärkte finden sie selten. Denn hierzulande gilt eine Kennzeichnungspflicht für Produkte mit gentechnisch veränderten Inhaltsstoffen. Künftig könnten sich Genprodukte allerdings an der Kennzeichnungspflicht vorbeischleichen. Der Grund: Die EU-Kommission möchte die Nulltoleranz-Grenze aufheben, die bislang in der Europäi- schen Union gilt. Nulltoleranz bedeutet, dass in Lebensmitteln nicht einmal eine Spur gentechnisch veränderter Pflanzen enthalten sein darf. Wenn doch, müssen sie gekennzeichnet werden – was die Verkaufschancen beeinträchtigt. Eine Änderung dieses Prinzips hätte zur Folge, „dass Verbraucher dann nicht mehr erkennen könnten, welche Lebensmittel Gentechnik enthalten“, erklärt Martin Rücker von der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch. Dies befürchtet auch Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU). Sie lehnt deswegen eine Lockerung der Nulltoleranz-Grenze ab. Diese würde „dem Ziel einer umfassenden Verbrauchertransparenz widersprechen“. Der Koalitionspartner FDP befürwortet dagegen den Vorstoß der EU, weil er die Rechtssicherheit für die Unternehmen verbessere. Für Lebensmittelhersteller wäre die Neuregelung bequem. Kaufte etwa ein Popcorn-Hersteller bisher im Ausland Mais, der Spuren von Genmais enthielt, konnte er diesen nicht verwenden. Fällt die Nulltoleranz-Grenze, ist das aber kein Problem mehr. Das ärgert Verbraucherschützer Rücker: „Die geplante Regelung dient ausschließlich den Interessen der Lebensmittelindustrie.“ »Kommentar 48 Verletzte nach Straßenbahnunfall Augsburg Großeinsatz für die Rettungsdienste: In Augsburg sind 48 Fahrgäste einer Straßenbahn verletzt worden, als die Tram von einem Lastwagen gerammt wurde. Vier mussten schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert werden, die meisten wurden nach Polizeiangaben aber nur leicht verletzt. Die Fahrer der Straßenbahn und des Lastwagens erlitten einen Schock. Die Tram der Linie 13 war auf dem Weg von der Universität in Richtung Innenstadt. Nach Angaben der Polizei sah der Lastwagenfahrer die Straßenbahn beim Abbiegen vermutlich zu spät. Er bremste, kam aber auf den Gleisen zu stehen. Durch den Zusammenstoß zerprangen fast alle Scheiben auf einer Seite der Straßenbahn. Die Splitter verletzten die Fahrgäste. (mb)»Bayern Kanzlerin Angela Merkel (CDU) rückt nicht von Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) ab. Trotz dessen Teppich-Affäre sei die Zusammenarbeit gut und werde gut bleiben, ließ sie ihren Sprecher Seibert mitteilen. »Politik Kontakt Redaktionsleitung Allgäu (0831) 206-439 [email protected], Fax (0831) 206-123 Lokales Tel. (0831) 206-348, Fax -137 [email protected] Anzeigen Tel. (0831) 206-215, Fax -100 [email protected] Abo-Service Tel. (0831) 206-297, Fax -399 [email protected] AZ Service-Center Heisinger Straße 14 und Bahnhofstraße 13, Kempten . 20024 4 190107 501404 Ihre Heimatzeitung 2 Wochen gratis ! Gehen Sie bestens informiert in den Tag – mit Ihrer Heimatzeitung Zwei Wochen kostenlos und völlig unverbindlich. Sie genießen jeden Morgen interessante Informationen und aktuelle Nachrichten aus Ihrer Umgebung, dem Allgäu und der ganzen Welt. Gleich anfordern! Anrufen: Faxen: Mailen: Internet: 08 31/2 06-4 98 08 31/2 06-3 99 [email protected] www.all-in.de/probe AZ Zwei-Seen-Lauf Allgäuer Grenzgänger im Tannheimer Tal Allgäu-Sport DIENSTAG, 12. JUNI 2012 ... Allgäu-Rundschau Trotz Finanzkrise Tipps für den Griechenland-Urlaub Reise-Journal www.all-in.de NR. 133 Blickpunkte BUXHEIM 32-Jähriger hat über vier Promille Alkohol im Blut Einen traurigen Rekord von über vier Promille hat ein Alkoholtest am Samstag bei einem Mann in Buxheim (Unterallgäu) ergeben. Die Polizei stieß nach eigenen Angaben auf den Betrunkenen, als sie spät abends zu einem Familienstreit gerufen wurde. Der 32-Jährige wusste wegen seiner Alkoholisierung nicht mehr, wo er war und was um ihn herum geschah. Er wurde zu einem Arzt gebracht, der seine Haftfähigkeit bescheinigte, und zur Ausnüchterung in Gewahrsam genommen. (az) KEMPTEN Schlechtes Wetter am Allgäu Airport: Die ersten Fluggäste der neuen innerdeutschen Verbindung Memmingen-Berlin der Fluggesellschaft Flytouropa standen gestern im Regen – aber nur meteorologisch. Denn alle Reisenden begrüßten dieses neue Streckenangebot. Auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld dagegen lachte die Sonne. Dort gab es für jeden Gast des Erstfluges einen Berliner Teddybär. Fotos: Ralf Lienert Ab nach Berlin und Hamburg Allgäu Airport Seit gestern wieder innerdeutsche Flugverbindungen von Memmingen aus VON STEFAN BINZER Memmingen/Berlin/Hamburg Gestern 6.22 Uhr: Eine Turbo-PropMaschine mit 68 Sitzen hebt vom Allgäu Airport Memmingen ab. Das Ziel heißt Berlin. Dort landet die Maschine um 7.49 Uhr auf dem alten Flugplatz Schönefeld. Der Trip vom Allgäu Airport in die Bundeshauptstadt verläuft problemlos. Es ist der Erstflug der Fluggesellschaft Flytouropa für innerdeutsche Flüge von und nach Memmingen. Vor zwei Jahren hatten Airberlin und Ryanair ihre Verbindungen vom Allgäu Airport in deutsche Großstädte eingestellt. Jetzt sind Berlin und Hamburg wieder täglich außer samstags von Memmingen aus per Luft zu erreichen (siehe Infokasten). Ralf Schmid, Geschäftsführer des Allgäu Airport, strahlt übers ganze Gesicht. Endlich sei die zweijährige Durststrecke ohne innerdeutsche Verbindungen vorbei. Vor allem für Geschäftsreisende aus dem Allgäu, aus Oberschwaben, dem Ulmer und Augsburger Raum, dem benachbarten Oberbayern, aus Tirol und Vorarlberg seien die Tagesrandverbindungen ab Memmingen attraktiv: zum Beispiel 6.05 Uhr Abflug in Memmingen nach Berlin und um 20.15 Uhr zurück. Die Parkplätze Ein Tag für die Bürger im Zeichen der Integration Neugablonz Am kommenden Sonntag, 17. Juni, findet in Neugablonz der 5. Schwabentag statt. Das Programm dreht sich um das Thema „Vertreibung – Migration – Integration: Zusammenwachsen – Zusammenleben“. Zu sehen gibt es dabei viel, denn das Fest verbindet drei Veranstaltungen miteinander. Zum einen ist das der Erlebnistag der Gablonzer Industrie, bei dem Unternehmen und Einrichtungen ihre Pforten öffnen, zum anderen das traditionelle Bürgerfest und ein Kulturfest mit Musik, Filmvorführung, Seifenkistenrennen, Flohmarkt, Vorträgen, Modenschau, Zeitzeugenberichten, einem Hip Hop-Tanzwettbewerb und mehr. Der Schwabentag wird vom Bezirk einmal jährlich an wechselnden Orten für die schwäbischen Bürger ausgerichtet. Die Stadt Kaufbeuren investiert für die Großveranstaltung rund 15 000 Euro, der Bezirk Schwaben 30 000 Euro. (az) I www.schwabentag.de lägen direkt vor der Abfertigungshalle, das Einchecken erfolge in wenigen Minuten – im Gegensatz zu großen Flughäfen wie München oder Stuttgart laut Schmid ein enormer Zeitvorteil. Große Zeitersparnis Den „Flugplatz der kurzen Wege“ schätzt zum Beispiel Thomas Bürkel, Geschäftsführer des Babynahrungsmittel-Herstellers Töpfer aus Dietmannsried (Oberallgäu). Er ist einer der Geschäftsleute, die an diesem Premierentag nach Berlin fliegen. „Wir haben dort unseren DiätVerbandstag“, erklärt der Manager. Gegenüber einer langen Anfahrt und einem Flug ab München spare er sich mehrere Stunden Zeit. In Berlin werden die Fluggäste des Erstfluges aus Memmingen mit kleinen Teddybären – dem Wappentier der Hauptstadt – empfangen. Bis zur Eröffnung des neuen Flughafens Berlin-Brandenburg im März 2013 landen die Flüge noch im danebenliegenden alten DDR-Flugplatz Schönefeld. Von dort bringt ein Shuttlebus oder die S-Bahn die Berlin-Reisenden in etwa einer Stunde ins Zentrum. Der etwas zentraler gelegene Flugplatz Tegel wird vom Allgäu Airport aus nicht ange- flogen, weil Tegel aus allen Nähten platzt. Einen Teddybär bekommt auch der fünfjährige Klausi, der gestern mit seiner Mutter Sigrid Dieing um 8.30 Uhr nach Memmingen fliegt. Die beiden leben in Zeuthen bei Berlin und besuchen Oma und Opa, die in Leutkirch (württembergisches Allgäu) wohnen. Früher sei sie öfter von Berlin nach Memmingen geflogen, sagt die junge Mutter, weil es zunächst mit Tuifly und später mit Airberlin sehr günstig war. Jetzt freue sie sich zwar, dass es diese Verbindung wieder gibt, werde aber höchstens einmal pro Jahr mit Flytouropa ins Allgäu kommen: „Eine Strecke minimum 111 Euro pro Person – das können wir uns nicht oft leisten. Das sind für uns hin und zurück 444 Euro ...“ Bald auch Pauschalangebote Fluggast der ersten Stunde von Memmingen nach Berlin: Thomas Bürkel, Geschäftsführer der Firma Töpfer aus Dietmannsried. Fluggäste der ersten Stunde von Berlin nach Memmingen: Sigrid Dieing und ihr fünfjähriger Sohn Klausi aus Zeuthen im Spreewald. Auf die Flugpreise angesprochen sagt Georg Eisenreich, Geschäftsführer der Touropa Touristik GmbH, die unter der Marke Flytouropa die neuen Strecken betreibt: „Die Verbindungen sind tatsächlich in erster Linie für Geschäftsreisende konzipiert. Um das Angebot für Urlauber und Privatleute attraktiver zu machen, überlegen wir, demnächst Pauschalangebote für Städ- Flugzeiten und Preise ● Berlin Nach Berlin Schönefeld geht es montags, mittwochs und freitags um 6.05 Uhr (Berlin-Memmingen 8.15 Uhr), dienstags und donnerstags um 11.55 Uhr (Rückflug 14 Uhr). Montag, Mittwoch, Freitag und Sonntag wird Berlin zusätzlich noch um 18.05 Uhr angeflogen, retour um 20.15 Uhr. ● Hamburg Nach Hamburg startet die Maschine dienstags und donnerstags um 6.20 Uhr (zurück 8.35 Uhr) und um 17.55 Uhr (retour 20.10 Uhr), Montag, Mittwoch, Freitag um 11.35 Uhr (Rückflug 13.50 Uhr). Sonntags geht es um 13.35 Uhr ab Memmingen in die Hansestadt (zurück 15.50 Uhr). ● Ticketpreise Eine Strecke, inklusive Gebühren und Steuern kostet zwischen 111 Euro und 333 Euro. I www.flytouropa.com tereisen anzubieten.“ Im jetzigen Preis inbegriffen sind bis zu 15 Kilogramm Reise- und sechs Kilo Handgepäck. Der Service auf den innerdeutschen Flügen beinhaltet auch alkoholfreie Drinks, Kaffee, Tee und einen Snack. Ein „Leuchtturm“ vor den Bergen Alpsee-Haus Projekt des Naturparks Nagelfluh eröffnet – Minister würdigt Umweltpädagogik Immenstadt-Bühl Die Redner wechseln, aber ihre Botschaft bleibt: Das Alpsee-Haus in Bühl am Alpsee bei Immenstadt sei ein sichtbares Zeichen für Nachhaltigkeit und grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Als deutsches Portal zum Naturpark Nagelfluhkette soll es Besucher und Einheimische über die Artenvielfalt und andere schützenswerten Besonderheiten in dem rund 405 Quadratkilometer großen Gebiet im südlichen Oberallgäu und dem Bregenzerwald informieren. „Ohne Kenntnis kein Verständnis.“ Mit diesen Worten unterstrich Bayerns Umweltminister Dr. Marcel Huber bei der Eröffnung das Ziel der Einrichtung: Umweltbildung und Nachhaltigkeit zu vermitteln. In der Ausstellung geschieht das mit der These, dass Außerirdische am Alpsee landen und ihr Raumschiff in eine Forschungsstation – das Alpsee-Haus – umwandeln. „Das ist für Kinder ein hochspannender Ansatz“, fand der Minister. Landesrat Erich Schwärzler gratulierte im Namen der Vorarlberger Landesregie- rung „zu diesem sichtbaren Zeichen des Miteinanders“. Er sei froh, dass im Umweltschutz die Zeit überwunden sei, in der der Mensch aus schützenswerten Gebieten ausge- sperrt wurde. „Biotope sind wichtige Seelenerholungsgebiete für Menschen“, sie böten Ruhe und einen Ausgleich zur Arbeit. Auch Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des Bun- des Naturschutz in Bayern, bekannte sich zum Dialog von Nutzern, Schützern, Tourismus und Kommunalpolitik. Diese Zusammenarbeit müsse man ausbauen. Die Kosten für das Alpsee-Haus belaufen sich nach Angaben von Immenstadts Bürgermeister Armin Schaupp auf drei Millionen Euro. Zwei Drittel davon seien als Zuschuss geflossen. Auf der österreichischen Seite des Naturparks plant man, ein zweites Portal zum Naturpark zu errichten. Nach Angaben des Naturparkvereins-Vorsitzenden und Oberstaufener Bürgermeisters Walter Grath kommt man dort mit den Plänen nicht recht voran, da es derzeit keine Zuschüsse gebe. (bil) O Im Alpsee-Haus in Immenstadt-Bühl können sich die Besucher über die Artenvielfalt des Naturparks Nagelfluhkette informieren. Bei der Eröffnung gestern warfen Julia Schwarz (rechts) und Julia Falger einen Blick in den Ausstellungsraum. Foto: Jansen Beim Outdoortag am kommenden Sonntag wird die Ausstellung im Alpsee-Haus in Immenstadt-Bühl der Öffentlichkeit präsentiert. Von 10 bis 17 Uhr gibt es zahlreiche Attraktionen und Mitmach-Aktionen. Wegen der begrenzten Parkmöglichkeiten wird ein Bustransfer vom Bahnhof und den großen Parkplätzen in Immenstadt angeboten. Nach Baggerunfall: Untersuchung dauert an Auch vier Wochen nach dem Baggerunfall von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann bei einem Spatenstich in Kempten sind viele Fragen offen. Er könne keine Angaben über die Schadenshöhe machen, sagte Ministeriumssprecher Oliver Platzer gestern auf Anfrage. Auch habe die Polizei die Untersuchung des Falls noch nicht abgeschlossen und bisher keinen Bericht an die Staatsanwaltschaft abgegeben. Diese muss letztlich entscheiden, ob Ermittlungen eingeleitet werden. Minister Herrmann war mit dem Bagger umgekippt und hatte sich leicht verletzt. (mun) WANGEN Betrunkener zieht randalierend durch Stadt Ein betrunkener 51-Jähriger ist am Sonntagabend randalierend durch die Wangener Innenstadt gezogen. Wie die Polizei mitteilte, schlug der alkoholisierte und möglicherweise auch mit anderen Drogen berauschte Mann an einem Auto die Außenspiegel ab, beschädigte eine Werbetafel, schmiss einen Motorroller um und riss Blumen heraus. Die Polizei nahm den Mann in Gewahrsam und brachte ihn aufgrund seines Zustandes in eine psychiatrische Einrichtung. (az) KEMPTEN/IMMENSTADT Unbekannte demolieren Mobiliar in Regionalzug Vermutlich mehrere unbekannte Täter haben Samstagnacht in einem Regionalzug von Immenstadt nach Kempten das Mobiliar demoliert. Laut Polizei rissen sie Klapptische heraus, zerstörten einen Regler für die Klimaanlage und zogen beim Halten des Zuges grundlos die Notbremse. Die Polizei spricht von einem hohen Sachschaden und beziffert diesen auf mindestens mehrere Hundert Euro. Nach ersten Ermittlungen dürfte die Tatzeit zwischen Mitternacht und 1 Uhr liegen. Zeugen werden gebeten, sich unter der Telefonnummer (08031) 80262102 zu melden. (az) MARKTOBERDORF Erdbeben: Keine Felgen mehr für Fendt aus Italien Der Marktoberdorfer Traktorenhersteller Fendt hat derzeit Probleme, seine Fahrzeuge auf Räder zu stellen. Grund: Es fehlt an Felgen, weil das Erdbeben in Norditalien das Werk eines Hauptlieferanten in Finale Emilia (nahe Bologna) schwer beschädigt hat. „Wir wissen nicht, wann der Standort wieder liefern kann“, sagt Peter J. Paffen, Sprecher der Fendt-Geschäftsführung. Mit Hochdruck werden Alternativen gesucht. Die radlosen Traktoren werden zwischenzeitlich auf Holzklötze gestellt. Sie können nicht ausgeliefert werden. Der Rückstand, so Paffen, dürfte bis Monatsende bei etwa 700 Traktoren liefen. (az) Ernährung Projekt für junge Eltern erfolgreich Lokales DIENSTAG, 12. JUNI 2012 AZ Kempten ... „Fürstensaal Classix“ Ungarische Klänge im September Kultur am Ort www.all-in.de NR. 133 27 „Hin und her getreten“ Asyl Familie Rasuli musste aus Afghanistan fliehen und wurde nach Italien abgeschoben. Dort musste sie im Park leben. Die Flüchtlinge werfen den Behörden vor, nicht ordnungsgemäß gehandelt zu haben – Ausländeramt: Verfahren rechtmäßig Das Asylverfahren VON JAN-HENRIK DOBERS Kempten Familie Rasuli rechnet jeden Moment damit, abgeholt zu werden. Jeden Moment könnte man sie wieder nach Italien abschieben. Ganz genau hat die dreifache Mutter Shahnaz Rasuli, Asylbewerberin, vor Augen, wie acht Polizisten im Februar diesen Jahres gegen sechs Uhr morgens in die Wohnung kamen und sie, ihren Mann Ahad und die drei kleinen Kinder aufforderten, mitzukommen. Die Familie, die aus Afghanistan floh, wurde nach Italien abgeschoben. Das sei gängige Praxis, Flüchtlinge wieder in das EU-Land zu schicken, das sie nach ihrer Flucht betreten haben, erklärt die Anwältin der Familie, kritisiert aber die Art und Weise des Ausländeramts. Die bisherigen Verfahren sind nach Ansicht von Konrad Pfister, Leiter der Ausländerbehörde, aber ordnungsgemäß abgelaufen. Die Rasulis bangen trotzdem jeden Tag und fühlen sich „wie ein Fußball hin und her getreten“. ● Die Geschichte In der Heimat, der westafghanischen Stadt Herat, sah sich die Familie Anfeindungen ausgesetzt. Ein Familienstreit (die Schwester des 26-jährigen Ahad sollte mit einem kriminellen und den Taliban nahe stehendem Cousin verheiratet werden) endet mit Ver- Auf Kartons liegen (von links) die neun Monate alte Merila und Mariam in einem Park in Rom. Der Vater schoss das Foto. Familie Rasuli (von links) mit Vater Ahad, Tochter Merila, Mutter Shahnaz, Sohn Erfan und Tochter Mariam hofft darauf, in Kempten bleiben zu können. Foto: Hermann Ernst letzungen und Morddrohungen. Die Ausreise wird nahe gelegt. Mit ihrem Ersparten führt der Weg durch den Iran, die Türkei bis zur italienischen Küste. Dort werden die Rasulis in einem kenternden Flüchtlingsboot gerettet, kommen nach München. In der Landeshauptstadt stellen sie im April 2011 einen Asylantrag und bekommen eine Wohnung in der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge im Rübezahlweg in Kempten zugewiesen. Im Mai wird ein drittes Kind geboren, Sohn Erfan besucht mittlerweile die Schule und lernt Deutsch. Im Februar 2012 wird die Familie nach Rom abgeschoben. In Italien stehen die Rasulis mitten im Winter, bei Minusgraden und einem neun Monate alten Baby auf der Straße. Tagsüber lebten sie in Parks, nachts finden sie Unterschlupf in Kirchen. Doch aufgeben wollen sie nicht. Über Frankreich gelangen sie wieder nach München, stellen erneut einen Asylantrag – dieses Mal mit Hilfe von Rechtsanwältin Ingvild Stadie – und kommen wieder nach Kempten. Und bangen um ihre Zukunft. ● Die Vorwürfe In der Kritik des Ehepaares sind die deutschen Behörden. Sie werfen ihnen vor, im Februar einfach mitgenommen worden zu sein, ohne Erklärung, ohne Abschiebebescheid. Die Familie habe in Italien keine medizinische Versorgung erhalten, die Kinder seien alle krank geworden. ● Das sagt die Ausländerbehörde Die Familie, so Konrad Pfister von der Ausländerbehörde dazu, habe den Bescheid in der Früh zugestellt bekommen. Vorwürfe will er nicht gelten lassen, es sei zudem gängig, das Dokument am Abschiebungstag zuzustellen: „Die Alternative wäre für Herrn Rasuli Abschiebehaft gewesen.“ Pfister sei auch davon ausgegangen, dass für die afghanische Familie in Italien gesorgt sei. Bei einem demokratischen Land vermute er, dass alle humanitären Standards gewährleistet seien. ● Das sagen die Fachleute „Die Familie hatte keine Möglichkeit per Gericht gegen die Abschiebung Einspruch einzulegen“, kritisiert Rechtsanwältin Stadie: „Ihr Rechtsschutz wurde umgangen.“ Bei einer erneuten Rückführung nach Italien drohe den Rasulis „ein menschenunwürdiges Dasein ohne medizinische Versorgung“ (siehe Info). Asylberater Klaus Hackenberg kritisiert, dass die Afghanen vor der Zuständig für das Asylverfahren eines Flüchtlings ist der Staat, über den der Asylsuchende erstmals in die Europäische Union eingereist ist. Die sogenannte Dublin-II-Verordnung bildet die rechtliche Grundlage. ● Sobald ein Flüchtling in Deutschland angekommen ist und Asyl beantragt, stellt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge automatisch einen Antrag auf Rückführung in das Ersteintritts-Land. ● Das Bundesamt teilt der zuständigen Ausländerbehörde mit – so auch bei den Rasulis in Kempten –, dass der Abschiebebescheid erst am Tag der Abschiebung zugestellt werden soll. So soll die Fluchtgefahr verhindert werden. ● Laut dem Bundesamt verfüge Italien „trotz vorhandener Mängel über ein funktionierendes Asylverfahren“. ● Die Überstellungspraxis der Behörde soll nicht geändert werden. Abschiebung weder Gericht noch Anwalt einschalten konnten: Bei Frau Rasuli sei eine schwere Traumatisierung erkennbar. Deshalb wird sie von Beatrix Kammerlander, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie bei der Diakonie Kempten, betreut. „Nach extremen Erlebnissen ist es jetzt wichtig, ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln“, erklärt sie. Denn es sei erst möglich, ein Leben um das erlittene Trauma herum aufzubauen, wenn der Asylantrag bewilligt werde. „Gegen die Panikzustände nehme ich Tabletten“, sagt Shahnaz. Der größte Wunsch der Familie sei es, in Frieden leben zu können. Der Vater möchte Geld verdienen, die Kinder sollen die Schule besuchen. Ohne Verfolgung. Ohne Leid. Mit einem Dach über dem Kopf. „Weil es einfach total nett ist“ Begegnung Warum die Kemptener Bernhard Leukert und Stephanie Nuding mit einem Nostalgie-Karussell durch die Lande ziehen Kempten König Ludwig schaut vom Dach herab auf die Besucher, eine Krone sitzt auf der Spitze, und wenn es sich dreht, haben die Kinder ihre wahre Freude daran: Das NostalgieKarussell, das nicht nur beim Sommerfest von Primavera, sondern bald auch auf dem Kemptener Stadtfest seine Runden dreht. Mit ihm unterwegs in der Region sind die beiden Kemptener Stephanie Nuding und Bernhard Leukert. Warum zieht man mit einem Karussell durch die Lande? „Weil es einfach nett ist“, lacht Bernhard Leukert. Vor einiger Zeit hat der ehemalige Lehrer an der Haubenschloßschule in Kempten das Nostalgie-Karussell auf dem Hindelanger Weihnachtsmarkt gesehen – und es von seinem Besitzer in Peiting abgekauft. Mit seiner Lebensgefährtin zieht er seitdem durch die Lande, steht in Ziehen mit einem Nostalgie-Karussell durch die Lande: Stephanie Nuding und BernFoto: Martina Diemand hard Leukert aus Kempten. der Füssener Fußgängerzone ebenso wie auf Jahrmärkten und lässt das Karussell bei Kindergeburtstagen von München bis ins Ostallgäu drehen. Premiere haben sie mit dem Karussell bald beim Kemptener Stadtfest. Dass es den beiden Spaß macht, zuzusehen, wie sich die historischen Schaukelpferde, der Schwan und die Kutsche unter des Königs Blicken langsam drehen, merkt man ihnen an. Einen kleinen Obolus kassiert Stephanie Nuding von den Kindern bis zu acht Jahren, die begeistert von dem kleinen, feinen Karussell sind. Bernhard Leukert beobachtet dabei, dass alles seinen ordnungsgemäßen Gang geht und nichts passiert. Was die beiden an diesem großen Spielzeug fasziniert? Dass es auch irgendwie etwas ist, das gegen die Schnelllebigkeit dieser Zeit steht. Dass die Kinder hier bei den langsamen Runden entspannt sind – und dass ein Nostalgie-Karussell eben etwas anderes ist als die üblichen Karussells auf der Kirmes. Der sechsjährige Tobias, an diesem Nachmittag eines von vielen Kindern auf dem Karussell, hat jedenfalls sichtlich seinen Spaß. Er findet es „total cool“, im Schwan zu sitzen und sich langsam mit ihm zu drehen. Das alles unter dem gestrengen Blick des Bayern Kini – und dem zufriedenen Blick der Karussellbetreiber Stephanie Nuding und Bernhard Leukert. (be) Zur Vorstellung der Aktion „Stadtradeln“ kamen OB Dr. Ulrich Netzer (links), der Leiter des Staatlichen Bauamts, Bruno Fischle (dritter von links) und Tiefbauamtsleiter Markus Wiedemann (vierter von links) mit weiteren Teilnehmern, Klimaschutzmanager Thomas Weiß (zweiter von rechts) und Herbert Müller, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Kempten-Oberallgäu. Foto: Martina Diemand Fürs Klima in die Pedale Stadtradeln Bei Aktion können mit Drahtesel Kilometer gesammelt werden – Preise winken Kempten Die Stadt macht sich für ein gutes Klima stark und beteiligt sich heuer zum ersten Mal am bundesweiten Projekt „Stadtradeln“. Im dreiwöchigen Aktionszeitraum vom 14. Juni bis 4. Juli können die Kemptener so viele Radkilometer wie möglich sammeln – ob nun auf dem Weg ins Büro, zum Einkaufen oder ins Kino – und in einen Radlkalender im Internet eintragen. Wer oft mit dem Fahrrad unterwegs ist, dem winken Preise vom Fahrradcomputer bis zum Fahrrad. Die Anmeldung ist möglich unter www.stadtradeln.de „Wer mit dem Rad fährt, wird zum aktiven Klimaschützer“, sagte Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer bei der offiziellen Projektvor- stellung vor dem Rathaus. Pro gefahrenen Kilometer mit dem Rad spare man gegenüber dem Auto etwa 144 Gramm klimaschädigende Kohlenstoffdioxid-Emissionen (CO2). Am Stadtradeln können Teams ab zwei Personen teilnehmen. Bis jetzt haben sich bereits 15 Kemptener Gruppen gemeldet. Auch fünf Teams aus dem Stadtrat sind dabei. Um gleich Vorbild zu sein, hat auch die Stadt eine Radgruppe gegründet. Die sieben Mitglieder wollen 235 Kilometer nach Nürnberg zum bundesweiten Aktionsstartschuss zurücklegen. Unter anderem dabei: Der Klimaschutzmanager der Stadt, Thomas Weiß, und Tiefbauamtsleiter Markus Wiedemann, der schon geübt hat. (jhd) Festwirt: Die Sicherheit geht im Bierzelt vor Gäste sollen nicht „Nauf auf die Bank“ Kempten Kein Tanz mehr auf den Bänken im Festzelt? Vielfache Reaktionen hat unser Bericht in der Samstag-Ausgabe hervorgerufen, wonach im Bierzelt der Allgäuer Festwoche der Titel „Nauf auf die Bank“ vom Duo „Losamol Mundart“ nicht gespielt werden soll. „Die Sicherheit genießt in unserem Zelt Priorität“, betont dazu Festwirt Hans Schmid. Seit Jahr und Tag achteten die Wachleute im Zelt darauf, dass niemand vor lauter Begeisterung auf den Tischen tanze, erklärt Schmid. Schunkelnde Gäste, die auf den Bänken stehen, seien ebenfalls nicht ungefährlich: „Da braucht bloß einer mit seinem Maßkrug in der Hand nach hinten zu kippen, schon ist was los“, sagt Schmid. Aus seiner Sicht wäre es deswegen völlig falsch, extra dazu aufzufordern, dass die Gäste auf die Bänke steigen. Dabei gehe es natürlich nicht darum, die Stimmung abzuwürgen, oder das ganze Zelt mit Verboten zuzupflastern. Aber an gewisse Regeln müsse man sich eben halten. Das gelte beispielsweise auch für den Zutritt, wenn das Festzelt schon komplett besetzt ist. „Da machen wir auch dicht, damit niemand in Gefahr gerät.“ Insgesamt habe man mit dieser Vorgehensweise die Situation „sauber im Griff“, und so solle es auch 2012 bleiben. Die Allgäuer Martin Folgmann und Benjamin Schehl, die hinter „Losamol“ stehen, seien zudem auch aus anderen Gründen nicht fürs Festzelt zu buchen. „Da brauchen wir schon große Kapellen, damit der Funke überspringt“, sagt Schmid. (se) Polizeibericht Scheibe eingeworfen Ein bislang unbekannter Täter hat am vergangenen Wochenende in der Hanebergstraße die Schaufensterscheibe einer gemeinnützigen Einrichtung beschädigt. Dabei warf er einen Teerbrocken in die Scheibe und verursachte einen Schaden von mehreren hundert Euro, schätzt die Polizei. Die Kemptener Beamten nehmen Hinweise entgegen unter Telefon 0831/99090. Sie ermitteln wegen Sachbeschädigung, ein Einbruchsversuch wird definitiv ausgeschlossen. (p) Schild angefahren Am Freitag ist im Zeitraum zwischen 10 Uhr und 18 Uhr in der Poststraße das Schild einer Pilsbar angefahren und beschädigt worden. Bei dem Unfallfahrzeug dürfte es sich laut Polizei um ein größeres Gefährt, etwa einen Lkw gehandelt haben. Der Verursacher entfernte sich vom Unfallort, ohne sich um den entstandenen Schaden in Höhe von rund 500 Euro zu kümmern. Hinweise zu dem Vorfall nimmt die Verkehrspolizei Kempten unter der Telefon 0831/9909-2050 entgegen. (p) Auto beschädigt Ein schwarzer VW Polo ist in der Zeit zwischen Freitag und Sonntag am Schlossgut angefahren worden. Den Schaden schätzt die Polizei auf etwa 500 Euro. Der Verursacher ist nicht bekannt. An dem Polo ging die Heckscheibe zu Bruch, eine Delle fand sich in der Heckklappe und die Heckstoßstange wies Kratzer auf. Hinweise an die Verkehrspolizei Kempten unter Telefon 0831/9909-2050 entgegen. (p)