Allgäuer Zeitung, Kempten vom 13.09.2012

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Allgäuer Zeitung, Kempten vom 13.09.2012
KEMPTER TAGBLATT | DER ALLGÄUER
...
A llgäuer Zeitung
Schulstart
Lehrerin spricht über
Herausforderungen
Bayern
DONNERSTAG, 13. SEPTEMBER 2012
Der Dauer-Präsident
José Eduardo dos Santos ist in Angola
seit 1979 an der Macht
Seite 2
Schulanfang
Für die Drillinge Sarah, Selina und
Simon beginnt der Ernst des Lebens
Allgäu-Rundschau
Wolken und Regen
Später etwas Sonne
14 Grad
Wetter
www.all-in.de
NR. 212
Verfassungsgericht
stellt Bedingungen
für Rettungsschirm
PREIS ¤ 1,40
Positiv denken
Blickpunkt Lokales
Umbau abgeschlossen
Bei Reischmann an der Klostersteige sind die Umbauarbeiten beendet. Das Modehaus ist das umsatzstärkste in der Unternehmensgruppe.
»Seite 33
Kommentar
Urteil Richter billigen ESM-Vertrag nur unter
Auflagen. Kläger zufrieden mit Teilerfolg.
Merkel spricht von gutem Tag für Europa
VON MICHAEL POHL
Augsburg/Karlsruhe Das Bundesverfassungsgericht hat den umstrittenen
Euro-Rettungsschirm ESM unter
Auflagen gebilligt. Die Karlsruher
Richter zogen allerdings klare Grenzen gegen eine unkontrollierte Haftung der deutschen Steuerzahler und
verlangten völkerrechtliche Klarstellungen, bevor Bundespräsident Joachim Gauck die letzte Unterschrift
unter die völkerrechtliche Vereinbarung setzen darf.
So muss verbindlich festgelegt
werden, dass der deutsche Anteil am
Rettungsschirm auf 190 Milliarden
Euro begrenzt bleibt, außer der
deutsche Bundestag stimmt einer Erhöhung zu. Die Verfassungsrichter
teilten damit Bedenken der Kläger,
die angesichts nicht eindeutiger Vertragsklauseln eine deutsche Haftung
von bis zu 700 Milliarden Euro und
darüber hinaus fürchteten, falls andere ESM-Mitgliedstaaten als Bürgen ausfielen. Zudem forderten die
Richter mehr Transparenz bei ESMEntscheidungen in Form von Informationsrechten für die deutschen
Abgeordneten.
Den Hauptvorwurf der Kläger,
der ESM-Vertrag verstoße gegen das
Haushaltsrecht des Bundestags und
damit gegen das Demokratiegebot
des Grundgesetzes, wiesen die Richter jedoch als unbegründet zurück.
Der Verein „Mehr Demokratie“
scheiterte mit seiner von über 37 000
Bürgern unterstützten Klage, damit
letztlich eine Volksabstimmung über
die Euro-Rettung zu erzwingen.
Dennoch sprachen die Kläger angesichts der Auflagen von einem wichtigen Teilerfolg.
Auch der CSU-Abgeordnete Peter
Gauweiler zeigte sich als Kläger zufrieden, dass das Verfassungsgericht
das erste Mal in der Geschichte der
Bundesrepublik
völkerrechtliche
Vorbehalte angeordnet habe. „Das
Urteil ist insofern eine rechtliche
Sensation und ein riesiger Erfolg“,
sagte Gauweiler unserer Zeitung.
Enttäuschend sei jedoch, „dass das
Gericht im Eilverfahren den völkerrechtswidrigen Beschluss des Rates
der Europäischen Zentralbank keinen Riegel vorgeschoben hat, in unbegrenzter Höhe Anleihepapiere von
Schuldenstaaten anzukaufen“. Einem entsprechenden Antrag Gauweilers folgten die Richter nicht.
Karlsruher Vorbehalte
Erleichterung
an den Finanzmärkten
● Es muss gewährleistet werden,
dass keine Vorschrift des ESMVertrags „so ausgelegt werden kann,
dass für die Bundesrepublik
Deutschland ohne Zustimmung des
deutschen Vertreters höhere Zahlungsverpflichtungen begründet werden“. Da der deutsche Vertreter in
den ESM-Gremien wiederum vom
Bundestag kontrolliert wird, bedeutet dies: Nur mit Zustimmung des
Bundestags ist eine Erhöhung der
Haftungssumme Deutschlands von
190 Milliarden Euro möglich.
● Die Vorschriften über die Immunität und berufliche Schweigepflicht
der ESM-Bediensteten dürfen nicht
„der umfassenden Unterrichtung
des Bundestages und des Bundesrates entgegenstehen“. (dpa)
In aller Welt wurde das Urteil mit
großer Erleichterung aufgenommen.
„Das ist ein guter Tag für Deutschland, und das ist ein guter Tag für
Europa“, sagte Kanzlerin Angela
Merkel. Der Dax schoss auf den
höchsten Stand seit Juli 2011. Die
Entscheidung galt als schicksalhaft,
denn ohne Deutschland mit seinem
27-Prozent-Anteil wäre der Rettungsschirm gescheitert. Dies hätte
nach Ansicht vieler Experten das Aus
für den Euro bedeuten können. Offen ist noch, wie die Vorbehalte der
Richter vertraglich umgesetzt werden. Der Vorsitzende der EuroGruppe, Jean-Claude Juncker, sagte
jedoch, der ESM könnte nun schon
im Oktober in Kraft treten. (mit dpa)
»Leitartikel Seite 2, Die Dritte Seite, Politik und Wirtschaft
» [email protected]
Eltern sollten
sich vernetzen
D
Ferien aus, Schule an, Wetter nix? – Heute wird ein guter Tag!
Da schauen Sie in die Zeitung, und was sehen Sie da
als Allererstes? Der ESM kommt und daneben ein
verregnetes Bild, das einem den Start in den Tag
doch glatt verhageln könnte. Dann schauen Sie in das
Frühstücksrund und sehen was? Genau: Die Kinder
sind mies gelaunt, weil heute Schluss ist mit der Ferienfaulenzerei und die Schule beginnt. Und wie auf
Bayern zu lesen ist, bedeutet das auch für Lehrer
nicht nur Vergnügen, ja, irgendwie scheint gar niemand vergnügt, sind außer Merkel alle schlecht
drauf. Doch Schülern, Eltern, Lehrern, Gauweilern
sei gesagt: Gemach! Heute ist nämlich der „Tag des
positiven Denkens“, soll heißen: Auf Regen folgt
Sonnenschein (zumindest auf unserer Wetter-Seite),
das mit dem Euro wird schon irgendwie und überhaupt . . . Man muss nur dran glauben.
Foto: dpa
Knapp an der Katastrophe vorbei
Flugverkehr Swiss-Maschine kollidiert beinahe mit Segelflieger
Wutöschingen Im deutsch-schweizerischen Luftraum hätte es beinahe
wieder eine Kollision von zwei
Flugzeugen gegeben. Der Vorfall
habe sich am 11. August in der Gegend von Krenkingen (Landkreis
Waldshut-Tiengen) ereignet, sagte
ein Sprecher der Schweizer Luftsicherung Skyguide am Mittwoch.
Ein aus den USA kommendes
Langstreckenflugzeug der Swiss mit
215 Passagieren an Bord sei auf dem
Weg nach Zürich über dem
Schwarzwald fast mit einem Segelflugzeug zusammengestoßen. Der
Pilot habe den Zusammenstoß noch
verhindern und die Maschine sicher
landen können. Angaben darüber,
woher das Segelflugzeug kam und in
welcher Höhe es geflogen war, könne das Unternehmen nicht machen,
sagte der Sprecher. „Diese werden
vom Radar nicht erfasst.“
Zudem hätte sich der Segelflieger
Gestresste Eltern
EADS verhandelt
über Fusion
Amsterdam In der Rüstungsbranche
bahnt sich ein Mega-Zusammenschluss an. Der britische Konzern
BAE Systems bestätigte am Mittwochabend Fusionsgespräche mit
dem deutsch-französischen Konkurrenten EADS. Die Aktien von
BAE Systems stiegen daraufhin
stark. EADS und BAE Systems zählen mit zu den größten Rüstungsunternehmen der Welt. Es gebe Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss, hieß es in einer von
BAE Systems am Abend veröffentlichten Mitteilung. An dem gemeinsamen Unternehmen würde EADS
die Mehrheit von 60 Prozent halten
und BAE Systems die restlichen Anteile. Angestrebt wird eine doppelte
Börsennotierung.(dpa) »Wirtschaft
VON JOSEF KARG
Studie Viele wollen mehr bei der Familie sein, finden aber keine Zeit
VON FLORIAN ZICK
Augsburg Das Kind schreit, geputzt
muss mal wieder werden und auf
dem Schreibtisch im Home-Office
liegt auch noch ein bisschen Arbeit.
Deutsche Eltern reiben sich zwischen Kindern, Haushalt und Beruf
auf, das zeigt die Vorwerk-Familienstudie 2012. Demnach wünschen
sich die meisten mehr Zeit für ihre
Liebsten, finden dafür aber auch
nach Dienstschluss keine Ruhe.
Das Institut für Demoskopie Allensbach hat für die repräsentative
Studie 1617 Personen im Alter von
mindestens 16 Jahren befragt. Von
diesen gaben nur 28 Prozent an, viel
Zeit für ihre Familie zu haben. Dabei ist die Zahl derer, die gerne viel
mit der Familie unternehmen würden, viel höher. 83 Prozent geben
das als ihr Ideal an.
54 Prozent der Befragten und sogar 66 Prozent der berufstätigen
Frauen meinten zudem, mehr junge
Menschen würden sich für Kinder
entscheiden, wenn es bessere Betreuungsmöglichkeiten gäbe. Infrage kommen dabei auch neue Kinderbetreuungsformen: Auf die
Großelternzeit, eine Idee von Familienministerin Kristina Schröder
(CDU), sind die Reaktionen jedoch
eher verhalten. Nur 40 Prozent der
potenziellen Großeltern würden für
ihre Enkel beruflich kürzertreten.
Mehr Zuspruch ernten die Leihgroßeltern, also Senioren, die für
fremde Familien die Kinder hüten.
68 Prozent der über 45-Jährigen
halten dies für ein gutes Modell.
Wegen der Mehrfachbelastung
gelingt es der Studie zufolge 55 Prozent der Mütter und 49 Prozent der
Väter auch in der Freizeit nicht, sich
zu entspannen. Zumindest eine gute
Nachricht gibt es für gestresste Eltern aber doch. Einer amerikanischen Studie zufolge leben Menschen mit Kindern länger. Sie können der Belastung offenbar einen
Lebenssinn abgewinnen, der sie gesund hält.
»Kommentar
laut Skyguide nicht in besagtem
Flugraum aufhalten dürfen. Die
Schweizerische
Unfalluntersuchungsstelle rätselt, wie es zu dem
Beinahe-Zusammenstoß kommen
konnte. Es sei ein „schwerer Vorfall“. Die Schweizer Flugsicherung
gilt als hauptverantwortlich für den
Flugzeug-Zusammenstoß bei Überlingen im Jahr 2002. Damals waren
71 Menschen ums Leben gekommen. (dpa)
»Die Dritte Seite
Großeinsatz
nach Mordversuch
Ulm Nach einem Mordversuch in
Ulm ist gestern ein 50-Jähriger tot
im Kreis Bamberg gefunden worden. Er war mit dem Auto gegen einen Baum gefahren – vermutlich hat
er sich das Leben genommen.
Der Mann soll zuvor seine ExFrau und seinen achtjährigen Sohn
in deren Wohnung gefesselt und geknebelt haben. Die Polizei geht davon aus, dass er die beiden töten
wollte. Außerdem soll der 50-Jährige Brände in Ulm und in Augsburg
gelegt haben. Das Motiv könnte Rache gewesen sein.
In Ulm suchte die Polizei gestern
mit einem Großaufgebot nach dem
Verdächtigen. Nach einem Zeugenhinweis wurde das Blautal-Center
umstellt. (mru)
»Bayern
ie meisten Eltern, vor allem berufstätige, leben mit Stress
und haben wenig Zeit – für sich
selbst und den Partner. Diese
Feststellung ist nicht neu. Doch angesichts der Anforderungen der
Arbeits- und Lebenswelt führt es
bei immer mehr Menschen zu
chronischer Überlastung. Das gilt
vor allem für Alleinerziehende.
Aber auch Partnerschaften scheitern
deswegen. Wer Kind und Beruf
unter einen Hut kriegen muss, bei
dem bleibt einiges auf der Strecke.
Guter Rat ist teuer. Therapeuten
empfehlen gerne, Auszeiten für
sich selbst zu nehmen oder sich mit
dem Partner gemeinsame Stunden
zu reservieren. Doch das ist für all
diejenigen, die keine Großeltern
vor Ort haben und sich keine Kinderfrau oder Leihgroßeltern leisten
können, leichter gesagt als getan.
Familienministerin Schröders
Vorschlag, eine Großelternzeit
einzuführen, ist gut gemeint. Er
dürfte aber, weil realitätsfremd,
nicht weiterhelfen. Ein Problem ist
ja, dass Unternehmen immer mehr
Flexibilität fordern und Großfamilienverbände so gewissermaßen als
Kollateralschaden zerstört werden.
Ein Ausweg ist also nicht in Sicht,
schon gar nicht durch Hilfe vom
Staat. Bleibt folglich nur Selbsthilfe
und die Vernetzung mit anderen
Eltern. Das hilft nicht immer, kann
den Alltag aber erleichtern.
Heute in Ihrer Zeitung
Hilfe für Bayerns Heilbäder
Gesundheitsminister Marcel Huber
unterstützt Heilbäder und Kurorte
in Bayern mit einem Förderprogramm. Die Orte müssten aber
auch an ihrer Attraktivität arbeiten.
„Da ist Luft nach oben.“ »Bayern
In dieser Ausgabe
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Fußball
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DONNERSTAG, 13. SEPTEMBER 2012
AZ
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Allgäu-Rundschau
Schloss Lautrach
Ein Haus auf
drei Säulen
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NR. 212
Blickpunkte
Blickpunkte
RIEDEN AM FORGGENSEE
SCHWANGAU
Anhänger löst sich von Auto
und kracht in Bushäuschen
Mediation soll für Frieden
auf Neuschwanstein sorgen
Ein Anhänger hat sich aus noch ungeklärter Ursache Dienstagfrüh
bei Rieden am Forggensee (Ostallgäu) während der Fahrt vom Zugfahrzeug gelöst. Der Fahrer des Gespanns, ein 53-jähriger Marktoberdorfer, war laut Polizei auf dem
Weg nach Füssen, als sich der
Hänger verselbstständigte, über die
B 16 fuhr und in ein Bushäuschen
sowie einen Zaun krachte. Sachschaden: rund 7000 Euro. (az)
Um die angespannte Situation auf
Schloss Neuschwanstein zu entschärfen, soll es jetzt Mediationsgespräche zwischen der Verwaltung
und dem örtlichen Personalrat geben. Das teilte gestern die Bayerische Schlösserverwaltung als Reaktion auf unsere Berichterstattung
mit. Zudem seien beim Landesamt
für Steuern disziplinarrechtliche
Vorermittlungen eingeleitet worden. Details hierzu wollte Pressesprecher Dr. Jan Björn Potthast gestern nicht nennen. Es laufe bereits
eine interne Revision, die in intensiver Prüfung alle aufgeworfenen
Fragen behandele. „Ziel ist, die Situation vor Ort transparent und in
vollem Umfang aufzuklären“, so
Bernd Schreiber, Präsident der
Schlösserverwaltung. (ff)
SIBRATSHOFEN/IMMENSTADT
Motorradfahrer rast mit
220 durch 70er-Zone
Mit 220 Stundenkilometern ist ein
Motorradfahrer über die Landstraße und durch eine Tempo70-Zone gerast. Laut Polizei war
der 52-Jährige am Samstagmittag
von Immenstadt nach Sibratshofen
(Westallgäu) unterwegs, als ihn ein
Video-Motorrad der Verkehrspolizei Kempten ertappte. Der Motorradfahrer konnte aufgrund seiner
hohen Geschwindigkeit erst im Bereich Schüttentobel angehalten
werden. Bei der Vernehmung gab er
an, dass es „nicht sein kann, dass
auf seiner Hausstrecke ein anderer
schneller fährt als er“. Diese Äußerung dürfte auf das ihm folgende
Video-Motorrad bezogen gewesen
sein. Ihn erwarten eine Geldbuße
von 1200 Euro und ein mehrmonatiges Fahrverbot. (az)
REUTTE
Internationale Älplerletze
am Hahnenkamm
Zum Abschluss des Alpsommers
findet am Sonntag, 30. September,
auf dem Hahnenkamm bei Reutte
(Tirol) die 13. Internationale Älplerletze statt. Die Auffahrt mit der
Bahn ist ab 8 Uhr möglich. Um 11
Uhr beginnt die Bergmesse, musikalisch gestaltet vom Männergesangsverein Reutte, dem Chor via la
Musica und den Euregio Via Salina
Alphornbläsern. Ab 13 Uhr spielen
die Ehrenbergmusikanten. Um 15
Uhr finden die traditionelle Schellenverlosung für die Hirten sowie
ein Abschlusskonzert mit den Höfener Dorfmusikanten und den Euregio Alphornbläsern statt. Die Älplerletzte ist bei jedem Wetter. (az)
MEMMINGEN/SENDEN
Alles mal drei: Bei Familie Krauß in Kaufbeuren beginnt heute mit dem Schulstart für die Drillinge Simon, Sarah und Selina (von links) der Ernst des Lebens. Ihre Mutter Isabell Krauß beobachtet das Packen der Schulranzen.
Foto: Mathias Wild
Alles mal drei
Schulanfang Für die Drillinge Sarah, Selina und Simon Krauß beginnt heute der Ernst des Lebens
VON DIRK AMBROSCH
Kaufbeuren Bei Familie Krauß in
Kaufbeuren heißt es zum Schulanfang: alles mal drei. Die Schulranzen
in blau-rot, gelb-orange und
schwarz-rot. Schultüten, Federmäppchen, Malsachen, Schere,
Knete und Kleber ebenfalls in dreifacher Ausführung. Nicht zu reden
von den Turnsachen, den Heften,
den Büchern. Alles muss dreimal
besorgt und gekauft werden. Und
auch die Pausenbrote gibt es für
Drei. Bei den Kraußes haben die
Drillinge Sarah, Selina und Simon
heute ihren ersten Schultag.
„Da kommt schon was auf uns
alle zu“, sagt Mutter Isabell Krauß.
Die 40-Jährige weiß ganz genau,
wovon sie spricht: Die beiden älteren Söhne der Familie, Johannes
(11) und Philipp (9), haben die
Grundschule hinter sich gelassen,
gehen nun aufs Gymnasium. Und
jetzt muss sie wieder Lesen und
Schreiben üben mit den drei Sechsjährigen, Hausaufgaben kontrollie-
ren – und dabei allen gerecht werden, fördern, wenn notwendig, erkennen, dass eines der Kinder Hilfe
braucht. „Eine ganz schöne Herausforderung, auch finanziell“, sagt
Isabell Krauß. Dann lacht sie. Ein
Lachen, das sagt: Wir packen das
schon. Und eines, das auch die
Freude ausdrückt über den neuen
Lebensabschnitt ihrer drei Jüngsten.
Hausaufgaben, zeitiges
Aufstehen und Stillsitzen
Die Drillinge selbst haben bereits
ziemlich klare Vorstellungen, was
sie erwartet. „Ich freue mich schon
aufs Lesen, aber nicht so auf die
Hausaufgaben und das Rechnen“,
sagt Simon. Seine Schwester Selina
beschäftigt ein anderes Thema:
„Wie das mit dem Stillsitzen funktionieren soll, weiß ich noch nicht.
Daran muss ich mich wohl erst noch
gewöhnen.“ Auch dass die Schule
schon um acht Uhr anfängt, wissen
die Drei. Damit verbunden: zeitiges
Aufstehen. Sarah macht sich da so
ihre Gedanken, ob sie ihre Gewohnheit aus den Ferien beibehalten
kann: „Abends mag ich nicht so
gern ins Bett und am nächsten Tag
nicht aus dem Bett.“ Was jedoch bei
allen Dreien rauszuhören ist: Sie
können es kaum erwarten, bis die
Schule anfängt.
Sarah, Selina und Simon sind keine eineiigen Drillinge. „Darüber bin
ich total froh. Man verwechselt sie
nicht. Sie sind eigene Persönlichkeiten mit ihren eigenen Hobbys“, sagt
Isabell Krauß. Sarah, die Fleßige,
die alles ganz genau macht, sie spielt
gerne Keyboard, tanzt Hip Hop. Selina, die Ehrgeizige, geht ins Leistungsturnen. Und Simon: der „Bub,
der alles möglichst schnell macht“,
er spielt Fußball und Eishockey.
So unterschiedlich die Interessen,
so eigenständig sind die Drei. „Es
gibt nicht diese starke emotionale
Nähe wie etwa bei Zwillingen. Sie
verstehen sich gut, gehen aber ihre
eigenen Wege“, sagt die Mutter.
Was sich zum Beispiel auch daran
zeigt, dass die Drillinge in der Schu-
le nicht nebeneinandersitzen werden. Jeder hat bereits einen Freund
oder eine Freundin als Sitznachbarn
ausgeguckt.
Ein großer Schritt werde der
Schulbeginn für die Drillinge, auch
weil der Druck in der Schule heutzutage größer sei als früher, sagt Isabell Krauß. Doch sie ist zuversichtlich: Es wird schon werden. Für die
Drillinge, die Geschwister, die Familie. „Schließlich wächst man auch
an seinen Aufgaben“, sagt sie. Auch
hier spricht die fünffache Mutter aus
Erfahrung: Sie und ihr Mann Thomas hatten sich nach den ersten beiden Kindern ein drittes gewünscht.
„Dann wurden es auf einen Schlag
nochmal drei. Aber auch das hat
nach der ersten hektischen Phase
gut funktioniert.“
Den ersten Schultag der Drillinge
will die Familie gebührend feiern.
Mit einem gemeinsamen Essen –
samt Leihoma und Babysitter. „Das
ist der Start in ein langes Schulleben.
Diesen Tag wollen wir den Kindern
besonders schön machen.“
Weder Helm noch Rüstung: Die Mitglieder des Ritterordens vom Heiligen Grab
zu Jerusalem tragen weiße oder schwarze Mäntel.
Foto: Archiv
Lindau Er trägt weder Schwert noch
Rüstung. Und auch keinen Helm.
Dennoch ist er ein Ritter. Der Augsburger Weihbischof Dr. Anton Losinger gehört seit zehn Jahren zum
päpstlichen Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Rund 80
Mitglieder dieses Ordens versammeln sich am Samstag, 15. September, in Lindau – Damen und Ritter,
weltliche wie geistliche Vertreter.
Auch wenn das Schwert nicht mehr
zu ihrem Gewand gehört, ganz ohne
Bedeutung ist es für die Mitglieder
des Ritterordens jedoch nicht.
Denn zur Aufnahme in den Ritterorden gehört – wie man das von
den englischen Sirs kennt – der Ritterschlag. Das gilt zumindest für die
weltlichen Ritter. Den geistlichen
Vertretern wird als Aufnahmeritual
der lange, elfenbeinweiße Ordensmantel mit dem fünffachen roten Jerusalemkreuz unter der linken
Schulter übergeben.
Kampfturniere, Kreuzzüge, tollkühne Helden – das sind in etwa die
Begriffe, die mit dem Rittertum in
Verbindung gebracht werden. „Das
ist es aber nicht“, sagt Weihbischof
Außerdem werden von ihnen Weihnachts- und Karfreitagsspenden erbeten.
„Menschen aus ganz unterschiedlichen Berufen“ gehören dem Orden
an. Lehrer, Anwälte, Musiker, Hoteldirektoren, zählt der Weihbischof
auf. Darunter beispielsweise Hubert
Lepperdinger,
Ministerialbeauftragter für die Gymnasien in Schwaben und lange Jahre Direktor am
Gymnasium Lindenberg (Kreis
Lindau) und am Allgäu Gymnasium
in Kempten. Auch der Chef der
Augsburger Domsingknaben, Reinhard Kammler, und der Direktor
des berühmten Hotel Platzl in München, Folker Müller, gehören zum
Ritterorden.
Auch weibliche Mitglieder – die
Damen – sind willkommen. Sie tragen schwarze Schleier und schwarze
Mäntel; ebenfalls mit dem roten Jerusalemkreuz, das an die fünf Wunden Christi erinnert.
Beim
Bodenseetreffen
wird
Weihbischof Losinger den Pontifikalgottesdienst zelebrieren. Ihm zur
Seite steht der frühere Augsburger
Dompfarrer Prälat Konrad Hölzl,
der sich in Lindau zur Ruhe gesetzt
hat und das Treffen mitorganisiert.
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Konzerte
Bodenseetreffen Vertreter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem kommen in Lindau zusammen
Losinger über den Ritterorden. Für
ihn sei es anfangs „sonderbar“ gewesen, einem Ritterorden anzugehören. Doch die Intention hat ihn
letztendlich überzeugt: Aufgabe des
Ordens ist, die Christen im Heiligen
Land – im Zentrum des christlichen
Glaubens – zu unterstützen. Sowohl
spirituell als auch finanziell und materiell, um ihnen dort eine Lebensperspektive zu ermöglichen. Im
vergangenen Jahr etwa gingen unter
anderem Spenden an eine Mädchenschule im Palästinensergebiet.
Eine Mitgliedschaft im Ritterorden kann man nicht beantragen oder
sich darum bewerben. Die Aufnahme in den Ritterorden wird dem
Kandidaten angetragen. „Die Voraussetzung ist, dass er katholischer
Christ ist“, sagt der Augsburger
Weihbischof Losinger. Er muss ein
christliches Leben führen und versprechen, dass er täglich im Sinne
des ritterlichen Ordens betet, an der
spirituellen Gemeinschaft teilnimmt
und bereit ist, die Gläubigen im Heiligen Land tatkräftig zu unterstützen. Die Mitglieder zahlen einen
Jahresbeitrag, „der geringer als in
einem Golfklub, aber höher als im
Schützenverein ist“, so Losinger.
Ein gestern Vormittag im Illerkanal
bei Senden (Kreis Neu-Ulm) tot
aufgefundener Mann ist durch die
Ermittler der Kriminalpolizei
Neu-Ulm identifiziert worden. Es
handelt sich laut Polizei um einen
77-Jährigen aus Memmingen, welcher seit Dienstagmittag vermisst
wurde. Das Betriebspersonal des
Kraftwerks hatte die Leiche bei
der regelmäßigen Prüfung der Rechenanlage des Illerkanals gegen
9.45 Uhr gefunden. Aufgrund der
bisherigen Ermittlungen gibt es
keinen Hinweis auf ein Fremdverschulden. Die Kripo geht derzeit
von einem krankheitsbedingten Unfall aus. (az)
Donnerstag, 13.09.
Ritter ohne Schwert und Rüstung
VON AIMÉE JAJES
Leiche von 77-Jährigem
in Illerkanal gefunden
Der Ritterorden in Zahlen
● Der Ursprung des Ordens liegt in
dem seit 1335 belegten Brauchtum mittelalterlicher Ritter, den
Ritterschlag am Heiligen Grab in
Jerusalem zu empfangen.
● Im Mittelalter bildeten sich in
mehreren Ländern Vereinigungen der Ritter vom Heiligen Grab,
noch ohne gemeinsame Ordensregeln.
● Im Jahr 1868 wurde das Rittertum
durch Papst Pius IX. neu geordnet
zum päpstlichen Ritterorden vom
Heiligen Grab zu Jerusalem.
● Die offizielle Gründungsfeier
der deutschen Ordensprovinz
fand 1933 in Köln statt – mit damals
149 Mitgliedern.
● In weltweit 30 Staaten ist der Ritterorden verbreitet und zählt etwa
28 000 Mitglieder – davon rund
1300 in Deutschland (910 weltliche Ritter, 220 Damen, 160 Geistliche). Nach Lindau werden laut des
früheren Augsburger Dompfarrers
Konrad Hölzl Vertreter des Ordens
aus Österreich, der Schweiz und
Deutschland kommen. (jaj)
LECHBRUCK AM SEE
Ural Kosaken Chor, 20 Uhr, Lechhalle
MARKTOBERDORF
Internationale Klaviertage, mit Janina
Fialkowska, 19.30 Uhr, Bayerische Musikakademie, Tamar und Natia Beraia, Tel.
0 83 42/96 18 -0
OTTOBEUREN
Schwäbisches Jugendsinfonieorchester, festliche Serenade für Holz- und
Blechbläser. Leitung: Ulrich Köbl, 19.30
Uhr, Benediktinerabtei, Kaisersaal
Was ist noch los?
MITTELBERG
Evangelischer Berggottesdienst, 11
Uhr, Walmendingerhornbahn, (bei jedem
Wetter).
NESSELWANG
Nesselwanger Viehscheid, 19.30 Uhr,
Festplatz am Parkplatz Alpspitzbahn,
19.15 Uhr Festzug von der Schule zum
Festplatz, Großer Allgäuer Brauchtumsabend, Gästebusservice.
OBERSTDORF
Oberstdorfer Viehscheid, Renksteg.
SCHWANGAU
Pilgertradition von Koloman bis Kerkeling, vom Reiz „Mal weg zu sein“ von
Pfarrer Markus Dörre, 20 Uhr, Schlossbrauhaus, Tel. 0 83 62/8 10 94.
Wochenend-Termine
Abrocken beim
MuLaHei-Fest
Seite 35
DONNERSTAG, 13. SEPTEMBER 2012
AZ
...
Handball
HSG-Frauen spielen
erstmals Landesliga
Seite 38
Kempten
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NR. 212
33
Reischmann:
„Schluss mit
Baucontainern“
Bilder aus
Notizzetteln
Aktion im
Mühlbachquartier
Einzelhandel Am Wochenende offizielle
Neueröffnung – Knapp 16 000 Quadratmeter
Verkaufsfläche an Kemptener Standorten
VON JOCHEN SENTNER
Kempten Als „Glücksfall“ bezeichnet Roland Reischmann das gleichnamige Modehaus in der Klostersteige: „Es ist unser bester Standort
in Umsatz und Ertrag“, sagt der Unternehmer. Zur Gruppe, die er mit
seinen beiden Brüdern vom Stammsitz Ravensburg aus leitet, gehören
mehrere Häuser im Allgäu und in
Baden-Württemberg. Die Umbauarbeiten im Kemptener Modehaus
sind abgeschlossen, am Wochenende wird offiziell die Wiedereröffnung gefeiert. „Jetzt muss einmal
Schluss sein mit Baucontainern“,
scherzt der Geschäftsmann.
In einem Pressegespräch erläuterte Reischmann gestern die verschiedenen Aktivitäten in Kempten.
In einem Zwischenstadium befinde
sich noch das Trend-Haus, während
das Sport-Haus bereits nach einem
Jahr etabliert sei. Positiv sieht er die
Entwicklung der Stadt sowohl im
„Ich habe noch keinen sturen
Allgäuer kennengelernt. Die
Menschen haben es mit
schwäbischer Beständigkeit, sind
aber modern im
Denken und
Handeln.“
Roland Reischmann
Norden der Einkaufsmeile als auch
in der Bahnhofstraße mit Zentralhaus, Illerkauf, und DrogerieMarkt Müller. In diesem Bereich die
Fußgängerzone fortzuführen hält er
für sinnvoll: „Die lange Kemptener
Einkaufsmeile braucht eine starke
Mitte.“ Auch die Planungen auf
dem Brauhausgelände mit Erlebnisgastronomie und hochwertigen
Wohnungen passten gut in die
Nachbarschaft.
In der Klostersteige soll am Wochenende ein Schlusspunkt hinter
die Bauarbeiten gesetzt werden. Am
Freitagabend spielt für 450 geladene
Gäste eine Live-Band, 18 internationale Models zeigen aktuelle Kollektionen. Samstag, am „Kemptener
Familientag“, präsentiert sich das
Modehaus auf fünf Etagen der Öffentlichkeit. „Wir sind jetzt gut auf-
gestellt“, betont Reischmann, „auch
für unsere Mitarbeiter soll jetzt ein
Abschluss unter die unruhige Phase
gesetzt werden.“
Eine Ausweitung der Arbeit des
City-Managements durch die Hereinnahme weiterer größerer und
kleinerer Unternehmen könnte sich
Reischmann vorstellen. Der neue
Haus-Geschäftsführer
Christian
Martinsohn wird dort mitarbeiten.
Dieser berichtete daneben von neuen Plänen zum Weihnachtsmarkt:
Er soll heuer nicht mehr mit den gewohnten Buden der vergangenen
Jahre in der Fußgängerzone stattfinden, sondern direkt im Haus Atmosphäre schaffen. Verschiedene Ideen
gebe es auch zum „Goldenen Fässle“, konkrete Pläne seien aber noch
nicht ins Auge gefasst.
Martinsohn folgt
auf Mattern
Rund sechs Jahre
war Mike Mattern
verantwortlich für
das ReischmannHaus in der Klostersteige.
Er
wechselte als Manager in ein Einkaufscenter, wur- Chr. Martinsohn
de bei der Pressekonferenz erläutert. Sein Nachfolger heißt Christian Martinsohn. Der
50-Jährige ist verheiratet und war
zuletzt in Mannheim engagiert.
Kempten kennt er aus seiner Zeit im
damaligen Modehaus Wagner vor
über 20 Jahren: „Wir sind bewusst
ins Allgäu gezogen, wir schätzen die
Region“, sagte der neue Haus-Geschäftsführer. (se)
Reischmann in Kempten
● Reischmann Mode, Klostersteige:
über 8000 m2 Verkaufsfläche
● Reischmann Sport, Bahnhofstraße: 5100 m2
● Reischmann Trend, Bahnhofstraße: 2500 m2
● Vaude-Store, Am Schlößle: 220 m2
● 277 Mitarbeiter, davon rund 30
Azubis und angehende Handelsfachwirte
Kurz vor der Abreise haben die vier Tänzerinnen der „Dynamic Dance Corporation“ (von links im Dirndl) Nina Witzigmann, Carina
Wiedemann, Dorothee Beuter und Nadine Gritsch noch einen Abstecher ins „Sushi Haus“ unternommen. Dort erklärten die Bedienung Chensi Chen und Koch Yunlong Hou, wie man fachmännisch asiatisch speist.
Foto: Ralf Lienert
Oktoberfest auf Chinesisch
Erlebnis Vier Kemptener Tänzerinnen bringen Stimmungsmusik
auf die Bühnen bei „Bavarian Beer Festivals“ in Asien
VON JAN-HENRIK DOBERS
Kempten Mie-Nudeln, Pandabären
und chinesische Feierlustige, die zu
deutscher Volksmusik mitsingen:
Das erwartet vier Tänzerinnen der
„Dynamic Dance Corporation“ aus
Kempten die nächsten Wochen in
China. In Tracht wollen Nina Witzigmann (21), Carina Wiedemann
(20), Dorothee Beuter (22) und Nadine Gritsch (21) in drei Städten auf
den „Baravian Beer Festivals“, dem
Oktoberfest in China, für Stimmung
sorgen und die Gäste „bespaßen“,
wie sie lachend erzählen.
„Klingt im ersten Moment außergewöhnlich“, sagen die jungen
Frauen selbst. Im Land der Gegensätze wird die deutsche Volksmusik
jedoch immer beliebter. Beim letzten „Grand Prix der Volksmusik“
saßen 800 Millionen Chinesen vor
dem Fernseher. Selbst Lieder wie
„Ein Prosit der Gemütlichkeit“
werden dort gespielt, ja sogar übersetzt. Bei ihren Auftritten werden
die Tänzerinnen von der „Bavaria
Partyband“ des Kempteners Manfred Mailänder unterstützt.
Schnelle Entscheidung
Doch wie kommt man zu einem
Auftritt in China? Eines Sonntagabends im Mai hatte jeder der Tänzerinnen eine Mail. Ob sie im September nicht spontan Lust hätten,
auf chinesischen Bierfesten aufzutreten. „Da war dann die Krimireihe Tatort unwichtig. Wir mussten
schnell zusagen,“ erzählt Carina.
Sofort war entschieden: „Das machen wir, denn wann kommen wir
sonst noch mal nach China?“ Die
Flüge wurden gebucht, Urlaubszettel ausgefüllt.
Große Plakatankündigungen
Und dann ging es darum, Tänze zu
choreografieren: Zu den Liedern
„It’s raining man“, „Mambo No.
5“, „Nossa“ und dem „Zillertaler
Hochzeitstanz“ sollten die jungen
Frauen kreativ sein. „Dass der Zillertaler eigentlich gar nicht bayerisch ist, sondern aus Österreich
kommt, wissen wir. Aber Hauptsache es klingt nach Volksmusik“,
scherzt Nina. Es würde ja nur darum gehen, die Besucher der dortigen Volksfeste zu unterhalten und
im Dirndl Stimmung zu verbreiten.
In der ersten Woche steht die
Stadt Chengdu in der Mitte Chinas
auf dem Plan. In der 10,5 Millionen
Einwohner-Metropole wie auch in
Kunshan bei Shanghai und Hangzhou hängen fünf mal neun Meter
große Plakate, die die Tänzerinnen
ankündigen. „Wir wollen im Land
der Mitte auf jeden Fall einen guten
Eindruck hinterlassen“, meint Dorothee. Und Tanzkollegin Nadine
möchte unbedingt etwas von der
asiatischen Kultur kennenlernen.
Doch wie haben sich die vier auf den
„Kulturschock“ (so die Tänzerinnen) vorbereitet? Kurz vor ihrer
Abreise haben sie noch einen kurzen
Abstecher ins Sushi Haus in der
Memminger Straße gemacht. Dort
zeigten Chensi Chen und Koch Yunlong Hou, wie man richtig asiatisch
isst und die Stäbchen hält.
Ins Zeug gelegt haben sich die
Tänzerinnen vor allem in den letzten vier Wochen. Unzählige Male
wurden die Choreografien geprobt.
Auch nach der Arbeit konnten sich
die vier keinesfalls ausruhen. „Wir
haben abends noch in unseren Wohnungen geübt. Manchmal ganz
schön schweißtreibend“, sagt Carina. Doch durchgeplant sei keineswegs alles: „Wir bauen im Bierzelt
auf unsere Spontanität.“
Pandas bestaunen
Neben den Auftritten im Zelt mit
Bierkrug schwenkenden Chinesen
haben sich die jungen Frauen auch
ein straffes Freizeitprogramm überlegt. Denn wenn schon die Chinesen
ein Stück bayerischer Kultur kennenlernen würden, wollen die jungen Frauen auch China ein wenig
entdecken.
„Wir wollen unbedingt die Pandas bei Chengdu sehen“, meint
Nina: „Und das Shoppen darf natürlich auch nicht zu kurz kommen.“
Kempten Die meisten kennen sie als
Gedankenstützen im Alltag, in vielen Büros zieren sie manchen Bildschirm – die Haftnotizzettel „Postits“. In Frankreich haben sie einen
neuen Einsatzbereich gefunden: Als
Werkzeug für Kunstwerke. Büroangestellte lieferten sich mit selbstklebenden Notizzetteln eine Bilderschlacht. Diesen kreativen Klebespaß wollen jetzt die Mühlbachquartierler einführen und zeigen ab
Samstag, 15. September, wie es
geht: mit eigenen Motiven rund um
die Gerberstraße. Interessierte können kleine und große Kunstwerke
im Mühlbachquartier erkunden,
sich zum Mitmachen inspirieren lassen. Die Künstlergruppe „artig“
unter Leitung von Stephan Schmidt
und Kreimir Crash Vorich übernimmt die Gestaltung der Motive
bei Galeria Kaufhof und In der
Brandstatt 4.
Das Mühlbachquartier fordert
dazu auf, sich an der Klebeaktion zu
beteiligen und in der ganzen Stadt
kreative Akzente zu setzen. Einfach
mit Haftnotizzetteln zu Hause, in
der Schule oder im Büro, Fenster
oder Wände verzieren, die Kreation
fotografieren und das Bild auf
www.facebook.com/muehlbachquartier oder www.facebook.com/staehlinkempten hochladen. Die Fotos können auch bei Staehlin in der Gerberstraße abgegeben werden. Bis 14.
Oktober werden eingereichte Motive von einer Jury gesichtet. Die drei
kreativsten Bilder bekommen Preise: Als erster Preis winkt ein Girokonto der Sparkasse Allgäu mit 500
Euro. (az)
O Infos www.muehlbachquartier.de
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APC-Sommer
2012
Morgen
Fr., 14. September ’12,
20.00 Uhr
Alissa Walser
Lesung und Musik
Arc
Archäologischer
Park Cambodunum
Infotelefon (0831) 79731, www.klecks.de
Inf
d
Residenzplatz
gesperrt
Kempten Residenz- und Rathausplatz sind laut einer Mitteilung der
Stadtverwaltung am Samstag, 15.
September, 10 bis 18 Uhr, voll für
den Individualverkehr gesperrt
(Busse und Taxen dürfen fahren).
Grund der Sperrung ist der Familientag. (az)
Das Hotelangebot wächst
Übernachtungen Immer mehr Gäste und neue Häuser
Neue Parkplätze müssen zurzeit am Hotel St. Raphael, ehemals BIldungshaus, angeFotos: Martina Diemand
legt werden. Auch im Inneren wird umgebaut.
Kempten Die Übernachtungen in
Kempten steigen stetig – parallel
dazu auch die Zimmerangebote.
Neue Häuser für neue Zielgruppen
wollen in absehbarer Zeit öffnen.
Allein im ersten Halbjahr verzeichnen die Hotelankünfte laut
Heinz Buhmann, Geschäftsführer
Tourismus- und Veranstaltungsservice ein Plus von 16 Prozent. Bei
den Übernachtungen seien es 22
Prozent. Bereits im letzten Jahr
habe Kempten zugelegt – vor allem
auch durch das Jugend- und Familiengästehaus. Attraktiv sei die Allgäu-Metropole aber auch durch das
„sehr gute Miteinander“ des Tourismus- und Veranstaltungsservice
mit den Hotels. Gemeinsame Werbeauftritte sollen Lust auf Kempten
machen und vor allem Veranstalter
von Gruppenreisen ins Allgäu holen. Parallel dazu erhöht sich auch
das Angebot an Übernachtungen für
die verschiedensten Zielgruppen.
Ab Herbst/Winter will das Hotel
St. Raphael (vormals Bildungshaus)
am Bischof-Freundorfer-Weg Gäste
empfangen. Dort hat bekanntlich
die „Christliche Jugendhilfe –
Schwestern der Liebe Christi“ den
Betrieb in die Hände der InVivo gemeinnützigen GmbH gelegt, einem
Tochterunternehmen der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese
Augsburg. Neben dem Wohnbereich der Schwestern, die im Haus
bleiben, kann das Hotel knapp 70
Gäste in 37 Doppel- und Einzelzimmern beherbergen, so Hotelleiterin
Annegret Hein. Zurzeit sei man mit
dem Umbau beschäftigt – innen wie
außen. So müssen zum Beispiel weitere Parkplätze geschaffen werden.
Im nächsten Jahr Mitte Oktober/
November soll auch das Big Box
Hotel Ecke Kottener-/Tierzuchtstraße öffnen. Mit dem Bau des
Business-Hotels, so Christof Feneberg, laufe alles nach Plan. 52 Einzel- und 71 Doppelzimmer sind vorgesehen. Aus dem DornröschenSchlaf erwachen soll das BahnhofHotel Ecke Mozart-/Königstraße.
Die Bauanfrage der Barfüßer Allgäuer Immobilien Verwaltungs
GmbH für 76 Betten stieß im Ausschuss auf Zustimmung.
Ein weiteres Vorhaben ist das behindertengerechte Hotel des Vereins Körperbehinderte Allgäu. Geplant sind 66 Doppelzimmer an der
Rosenau. (be)
Im Zeitplan läuft der Bau des Big Box
Hotels Ecke Kotterner-/Tierzuchtstraße.