Am Hang ist der Gärtner ein Esel

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Am Hang ist der Gärtner ein Esel
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Wissen
FREITAG, 13. APRIL 2012 / WWW.20MINUTEN.CH
Gewusst?
Sehende Flugroboter umfliegen Hindernisse
Gibt es giftige
Vögel?
ZÜRICH. Forscher der ETH Zürich haben fliegende Roboter
entwickelt, die weltweit einmalig sind. Mit einer einzigen
Kamera und einem Bord-Computer ausgestattet, orientieren
sich die handtellergrossen
Flieger selbständig in unbekannter Umgebung und weichen Hindernissen aus, ohne
Fernsteuerung. Dies dank kontinuierlicher Auswertung der
Kamerabilder und anschliessender Korrektur der Flugbahn.
«Unsere Flugroboter können
auch in einem Gebäude navigieren, wo kein GPS vorhanden ist», sagt Roland Siegwart, Professor für autonome
Auflösung unten rechts
20 Sekunden
Welthunger
ZÜRICH. Wie werden 9 Milliarden
Menschen satt? Das fragt die
Veranstaltungsreihe «Welternährung». Am Sonntag sind
Klimawandel, Wasserknappheit
und Verschwendung Thema.
So, 15.4., 11–16 Uhr, ETH Zürich,
Wolfgang-Pauli-Strasse 10
Völlig sinnlos
ZÜRICH. Nonsense ist eine Lite-
raturgattung, die neue Welten
fernab der Wirklichkeit geschaffen hat. Eine aktuelle Ausstellung widmet sich den wichtigsten Nonsense-Literaten.
Bis So, 3.6., Museum Strauhof,
Augustinergasse 9, Zürich
Legale Droge
BASEL. Koffein ist ein wirksamer
Muntermacher. Das Café Scientifique in Basel wirft die Frage
«Lifestyle-Droge Coffein. Kaffee, Tee und Energy Drinks:
Muntermacher oder Suchtmittel?» auf.
So, 15.4., 15 Uhr, Pharmazie-Historisches Museum, Totengässlein
3, Basel
DAS GERÜCHT
Münzenreiben hilft
Stimmt nicht. Ein Automat prüft
mittels elektromagnetischer Felder die Münzen auf ihre Echtheit.
Relevant sind Durchmesser, Gewicht und Material. Dabei macht
er keinen Unterschied zwischen
geriebenen und ungeriebenen
Münzen. Ursprung des Gerüchts
sind falsch interpretierte Erfahrungen: Wird eine Münze nicht
sofort angenommen, reiben viele
Leute sie und glauben, das helfe.
Sie fühlen sich in ihrer Theorie bestätigt, da das Geldstück beim
zweiten Versuch meistens angenommen wird – was allerdings
auch ohne Reiben der Fall wäre.
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Agentur für Wissenschaftskommunikation
Leitung: Beat Glogger
FOTO: ETH ZÜRICH
Systeme. Deshalb sei es denkbar, sie als Erkundungsdrohne
an gefährlichen Orten wie bei-
Unterwegs lernen
GESAGT
«Die Wurzeln unserer menschlichen
Kultur gehen viel tiefer, als wir zu
wissen glauben. Das biologische
Fundament dafür teilen
wir uns mit unseren
nächsten Verwandten,
den Menschenaffen.»
Michael Krützen
Der Anthropologe von der Uni
Zürich erforscht die Entwicklung von kulturellem
Verhalten bei Primaten.
spielsweise dem havarierten
Kernkraftwerk in Fukushima
(JPN) einzusetzen. CHO
WINTERTHUR. Smartphones sind Alleskönner. Neu kann man damit
auch lernen. Möglich machts die
App «Smartpoll».
Sie funktioniert nach dem
Feedback-Prinzip: Der Nutzer erfährt sofort, ob er Fragen richtig
oder falsch beantwortet hat. Erst
bei korrekter Lösung gelangt er
zur nächsten Aufgabe. Dies motiviert die Lernenden gemäss Mitteilung der ZHAW, am Ball zu bleiben.
Einziger Makel: Vorerst sind nur Aufgaben aus dem Fach Volkswirtschaft
verfügbar.
Am Hang ist der
Gärtner ein Esel
VERCORIN. Schwer
zugängliche Wiesen in
Berggebieten drohen zu
verbuschen, weil sie nicht
genutzt werden. Esel
können diesen Prozess
stoppen.
Esel sind ausgesprochen wählerisch, was ihr Futter angeht.
Sie begutachten jeden Happen
genau, bevor sie ihn fressen.
Jetzt zeigt eine Studie der Naturschutzorganisation Pro Natura, dass die pingeligen Tiere
perfekte Landschaftsgärtner
abgeben. Denn sie fressen sich
so durch eine Weide, dass sie
unerwünschte Pflanzen beseitigen, bedrohte Arten jedoch
stehen lassen.
In einem Pilotversuch in
Vercorin im Wallis kam eine
Herde Esel auf einer so genannten Trockenweide zum
Einsatz. Diese gehören zu den
artenreichsten Lebensräumen
der Schweiz. «Leider werden
diese Wiesen wegen ihrer oft
steilen Lage nicht mehr landwirtschaftlich genutzt und
drohen von Bäumen und
Sträuchern überwuchert zu
werden», sagt Wolfgang Bischoff von Pro Natura. Die
Studie zeigt: Esel könnten diesen Prozess aufhalten. Denn
die Tiere fressen bevorzugt die
saftige Rinde von Gehölzen –
in der Folge sterben Sträucher
und Büsche ab.
Erstaunlicherweise rührten
die Esel auf den Weiden die
Orchideen und Enziane nicht an. Der
Grund: Die Blätter dieser seltenen Naturschönheiten enthalten
bittere Stoffe, die dem
empfindlichen Gaumen der Esel missfallen. «Das ist ein willkommener Effekt», sagt
Bischoff. Denn dank der
Blumenvielfalt sind Trockenwiesen auch ein bevorzugter Lebensraum vieler
Schmetterlinge. Auf dem
Esel-Testgelände fanden
die Biologen 77 verschiedene
Tagfalterarten.
Schutz der Trockenwiesen
bedeutet also auch Schutz
der Schmetterlinge.
ATLANT BIERI
Die Stimmung
entscheidet mit
Wer gut drauf ist, entscheidet nicht optimal. Zu diesem Ergebnis kommen Psychologen der Uni Basel. Grund:
Eine positive Stimmung lässt
Angebote in einem rosigeren
Licht erscheinen und führt so
zu einer flüchtigeren Informationssuche. Das zeigt: Nicht
nur kognitive Fähigkeiten und
Erfahrungen beeinflussen Entscheidungen, sondern auch
die Stimmung.
BASEL.
Schwindende
Wasserkraft
Bis gegen Ende des Jahrhunderts wird die Stromproduktion von Wasserkraftwerken in Berggebieten in
Folge der Gletscherschmelze um rund ein Drittel zurückgehen. Dies haben
Forscher der Uni Bern
gemäss einer Mitteilung am Beispiel des Vispertals
gezeigt.
BERN.
FREITAG, 13. APRIL 2012
Wissen
&
INITIATED BY
Der Blick zurück zum
Anfang des Universums
RÜSCHLIKON. Ein
gigantisches Teleskop soll
neue Erkenntnisse über
die Entstehung der Welt
bringen. Mitbeteiligt ist
das Forschungslabor von
IBM Schweiz.
Woher kommt das Licht? Niemand weiss es. In unserem
Wissen über den Anfang der
Welt klaffen noch grosse Lücken. «Dark Ages» nennen die
Astronomen jene Zeit, die
300 000 Jahre nach dem Urknall begann und eine Milliarde Jahre dauerte. Irgendwann
dazwischen leuchteten die
ersten Galaxien auf.
Die Vorgänge in diesen
«dunklen Zeiten» sollen nun
mit einem gigantischen Radioteleskop rekonstruiert
werden. Es empfängt nicht
Licht wie ein Fernrohr, sondern unsichtbare, elektromagnetische Wellen.
Dazu sollen Tausende von
Antennen auf einem Gebiet
verteilt stehen, das so gross ist
wie ganz Australien – oder der
Süden Afrikas. Die Fläche aller
Antennen zusammen ent-
spricht einem ganzen Quadratkilometer.
Doch das Riesenteleskop
bringt die Informatik in Verlegenheit. Es wird täglich doppelt so viele Daten liefern, wie
heute im gesamten Internet
fliessen. Zu viel, selbst für die
gegenwärtig schnellsten Rechner der Welt, die bis zu 10 Billiarden Rechenoperationen
pro Sekunde verarbeiten. Gefragt ist hundertmal mehr.
Dazu reicht herkömmliche Informationstechnologie nicht.
Darum hat das IBM-Forschungslabor eine fünfjährige
Zusammenarbeit mit dem holländischen Institut für Radioastronomie Astron geschlossen. «Der einzige Weg ist, den
Energieverbrauch der Compu-
ter drastisch zu reduzieren»,
sagt IBM-Forscher Ton Engbersen. Gesucht sind neue Technologien, um die Daten zu verarbeiten, transportieren und
speichern. Das Projekt wird Resultate liefern, die nicht nur
die Astronomie, sondern auch
unseren Alltag verändern werden, ist Ton Engbersen überzeugt. BEAT GLOGGER
Ab 2020: Tausende von Antennen so stark wie ein Teleskop von einem Quadratkilometer Fläche. IBM
Wie Senioren durchs
Internet surfen
BERN. Wie nutzen ältere Menschen Social Me-
dia? Dieser Frage sind Wissenschaftler der
Fachhochschule Bern im Rahmen des EUForschungsprojekts «Third Age Online»
nachgegangen.
Ergebnis: Zwar ist es für die ältere Generation nicht einfach, sich auf
diesen Seiten zurechtzufinden.
Denn oft fehlen beispielsweise Anleitungen, die ihnen beim Eingewöhnen und Orientieren
helfen könnten. Wenn
derartige Hürden erst
einmal überwunden sind, zeigt
sich, so die Forscher, dass nicht
das Alter für die
Art der Nutzung von Social Media entscheidend ist,
Esel können Bergfauna
sondern die je
und -flora retten. ISTOCK
eigenen Interessen.
Diabetes-Risiko senken
ZÜRICH. Manche Menschen sind trotz starkem Übergewicht kerngesund. Andere
hingegen entwickeln Krankheiten wie
beispielsweise Diabetes Typ 2 (siehe Box).
Denn: Dick ist nicht gleich dick. Körperfett kann aus vielen kleinen oder aber aus
wenigen grossen Fettzellen bestehen. Ist
Letzteres der Fall, ist das Risiko, die Zuckerkrankheit zu bekommen, besonders
hoch. Forscher um Christian Wolfrum
von der ETH Zürich haben eine Substanz
entwickelt, die grosse Fettzellen in kleine, also gesündere umwandelt und damit
das Diabetes-Risiko senkt. Für ihre Arbeit
wurden die Wissenschaftler nun mit dem
Spark Award der ETH Zürich ausgezeichnet. Der Stoff ist noch nicht als Medikament auf dem Markt.
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Der Gast
Eveline Hipeli.
Wie du mir,
so ich dir?
Es gibt Tage, da gehen
einem sogar die besten
Freunde auf den Keks oder
man fühlt sich vom Chef ungerecht behandelt. Da kann es
verlockend sein, den Frust auf
einer öffentlichen Plattform
wie Facebook auszulassen.
Aber aufgepasst! Im Internet
bleiben unüberlegt gepostete,
angreifende Texte oder peinliche Bilder für immer in irgendeiner Form erhalten – auch,
wenn es einem im Nachhinein
leidtut. Zwar sind viele der Auffassung, dass Angriffe und
Blossstellungen im Netz nur
Kavaliersdelikte sind. Aber das
stimmt nicht! Sie können sogar
strafbar sein. Deshalb rate ich,
andere im Internet so zu behandeln, wie wir selbst gern
behandelt würden. Am besten
aber suchen wir bei einem Konflikt das direkte Gespräch –
denn beim öffentlichen Hickhack via Internet gewinnt
letztlich keiner.
Die Medienwissenschaftlerin von
der ZHAW doktorierte über Internetkompetenz bei Jugendlichen.
Gewusst!
Ja, es gibt giftige Vögel. Allerdings nicht in unseren Breitengraden. Denn der Zweifarben-Pitohui lebt in Neuguinea. Der Vogel aus der Familie der Dickköpfe
ist der Wissenschaft schon seit
160 Jahren bekannt. Aber erst
1989 entdeckte der US-amerikanische Forscher Jack Dumbacher, dass der orange-schwarz
gefiederte Vogel giftig ist. In seinen Federn und der Haut steckt
eines der stärksten natürlichen
Gifte: das Batrachotoxin. Dieses
sondern auch einige südamerikanische Pfeilgiftfrösche ab.
Diabetes-Typen
N Diabetes Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das körpereigene Abwehrsystem nach und nach alle Insulin produzierenden Zellen zerstört.
N Diabetes Typ 2 hat verschiedene Ursachen. Beispielsweise fettiges Essen, Bewegungsmangel und Übergewicht.
Neuer Wirkstoff für Zuckerkranke. PRISMA

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