Noten und SchritteBeeathletica

Noten und Schritte
Noch immer nicht wieder ins richtige Training eingestiegen, ein bisschen gefrustet und unmotiviert,
habe ich heute morgen beim Blick auf meinen Plan beschlossen, dass dies der perfekte Tag ist für
ein kleines Experiment:
Musik macht schneller. Das wollen zumindest australische Forscher bei Tests mit Athleten herausgefunden
haben. Das eigene Mixtape beflügelte die Läufer dabei mehr als die playlist der Forscher. Klingt logisch. Ich
wäre mit meiner Sean Paul-CD sicherlich auch schneller unterwegs als mit dem Brahms meiner Mutter.
Besonders antreibend ist dabei der Rhythmus, heißt es. Wenn es aus dem Kopfhörer boom-boom-boomt,
dann hebe das Stimmung und Schrittfrequenz. Schneller laufen per Play-Taste also.
Der Selbsttest zeigt, dass ich tatsächlich schneller beginne … schneller als ich sollte ohnehin :-(((. Manche
Songs scheinen sogar einzig für diesen Lauf komponiert. Gott, welch’ Euphorie in meinen Sohlen steckt!
Aus den vermeintlichen Stabilschuhen werden so in 5 Minuten flache Racer, und ich gewinne locker eine
Minute pro Kilometer. Freude, schöner Götterfunken und dergleichen!
Auf eben jenen Kilometern stelle ich auch bald das Manko meines Experiments nach Noten fest. Bloß weil
der Bass aus meinen Kopfhörern in presto statt moderato pumpt, habe ich nicht auf einmal mehr Kraft in
den Beinen, bin ich nicht schlagartig wieder gesund und fit. Und so kommt es, wie es kommen muss: es
naht Kilometer vier, und ich bin schneller langsam geworden, als ich bremsen konnte. Plötzlich bewege ich
mich sogar unter Ausgangsniveau und wünsche mir groteskerweise bald ein wenig meines geliebten Paul
Kalkbrenners herbei, um Tempo aufnehmen zu können.
Aber meine Schwächephase beheben weder Gel noch Goo Goo Dolls, und so trotte ich schließlich
hängenden Kopfes und hinkender Motivation nach Hause. Demnächst werde ich mich wohl wieder
verstärkt auf das Gefühl in den Füßen statt auf das Geteste der Forscher verlassen und vor allem
Experimente nur in 100% gesundem Zustand wagen.
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