Lernkonzept der Oberschule Johann Gottfried Herder Königs
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Lernkonzept der Oberschule Johann Gottfried Herder Königs
Europaschule Oberschule Johann Gottfried Herder Erich – Weinert - Str. 9 15711 Königs Wusterhausen Tel.: 03375/872024 Fax: 03375/2131851 Lernkonzept der Oberschule Johann Gottfried Herder Königs Wusterhausen für die Zusammenarbeit mit einem freien Träger der Jugendhilfe ESF-Programm „Jugendhilfe – Schule 2020“ Bewerbung um die Teilnahme am Projekt Modell A Jahrgangsstufe 7 und 8 1. Zielgruppe Die kooperativ-integrative Oberschule Johann Gottfried Herder in Königs Wusterhausen ist seit 2008 eine Europaschule. Zur Zeit lernen an unserer Schule 260 Schülerinnen und Schüler in den Jahrgangsstufen 7 - 10. Die Jahrgangsstufen 7 - 9 laufen 3-zügig, die Jahrgangsstufe 10 wird zweizügig unterrichtet. Die Schwerpunkte an unserer Schule sind vielfältig und konzentrieren sich vor allem auf die europäische Profilierung, auf die Berufsorientierung und Berufsvorbereitung sowie auf nachhaltige Aspekte. An der Schule existiert ein Arboretum, das vor allem für naturwissenschaftliche Projekte genutzt wird; bekannt für die Öffentlichkeit sind die Igelrettungsstation sowie die Bienenerlebniswelt. Seit Jahren führen die Schülerinnen und Schüler für die Grundschulen und die 7. Klassen die Waldjugendspiele durch. An der Schule arbeitet eine Schülerfirma, die verantwortlich ist für die Mittagsversorgung. Vor allem in den Jahrgangsstufen 7 und 8 nimmt die Zahl der Schülerinnen und Schüler zu, die die Mitarbeit im Unterricht verweigern sowie das Unterrichtsgeschehen stören. 2. Ziele Schulverweigerung beginnt lange vor dem eigentlichen „Schwänzen der Schule“, also dem Fernbleiben vom Unterricht und ist oft begleitet von langjährigen Versagensängsten, die durch Misserfolge im Schulalltag stetig gestiegen sind. Diese Kinder sind schon seit der Grundschule mit Versagensängsten und Misserfolgen konfrontiert. Hier gilt es präventiv anzusetzen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Zahl der Schulverweigerer in den Klassenstufen 7 und 8 gering ist. Aber bereits hier fängt eine Form der Schulverweigerung, nämlich die Leistungsverweigerung, an. Hausaufgaben werden nicht gemacht, am Unterricht wird nicht teilgenommen. Teilweise wird der Unterricht sogar massiv gestört. Ordnungs- und Erziehungsmaßnahmen greifen bei diesen Schülern nicht mehr. Diese Kinder brauchen Erfolgserlebnisse. Oft lassen sich diese Erfolgserlebnisse leicht durch praktische Arbeit herbeiführen. Wenn man etwas selbst gestalten kann, sieht man augenblicklich das Ergebnis. Mit unserem Schulprojekt möchten wir diesen Schülern eine gezielte Betreuung zur Wiedereingliederung in den normalen Unterrichtsalltag bieten, mit dem Ziel, ihnen einen Schulabschluss zu ermöglichen. Ziel der Teilnahme am Projekt ist die Integration in den Regelklassenverband. -2- 3. Projektumsetzung Das Projekt ist bestimmt für Schülerinnen und Schüler der 7. und 8. Jahrgangsstufe, die - stark verhaltensauffällig sind - schulverweigerndes Verhalten zeigen - emotionale/soziale Störungen bzw. Beeinträchtigungen haben - sich in akuten Krisensituationen befinden. Die Jugendlichen werden aus dem Klassenverband herausgelöst und ganztägig für eine individuell bestimmte Zeit in der integrativen Lerngruppe beschult und sozialpädagogisch betreut, mit dem Ziel der erfolgreichen Fortsetzung der Schullaufbahn im Anschluss an das Projekt. Die 25 Lehrerwochenstunden (1VZE) werden auf maximal 3 Lehrkräfte verteilt. Wünschenswert wäre ein Sonderpädagoge (zur Zeit gibt es diesen nicht an der Schule, auch keinen Schulsozialarbeiter). Die Schülerinnen und Schüler erhalten entsprechend ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten einen individuellen Lehrplan. Dieser Plan deckt alle notwendigen Fachbereiche ab. Die Auswahl der Lerninhalte für die Schüler orientiert sich an den Rahmenlehrplänen der Sekundarstufe I bzw. am Rahmenlehrplan der Schule mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt Lernen. Der individuelle Stundenplan berücksichtigt die Bedürfnisse und Interessen der Kinder und Jugendlichen. Folgende Ziele sollen die Kinder und Jugendlichen erreichen: - Motivation zu regelmäßigem Schulbesuch - Förderung jedes Kindes und Jugendlichen auf der Grundlage seines individuellen Lehrplanes - Stärkung des Selbstvertrauens - soziales Vertrauen trainieren - Methoden- und Sozialkompetenz erlangen Folgende Arbeitsweisen werden eingesetzt: - Unterricht in kleinen Gruppen - fächerübergreifendes Arbeiten in Projekten - Portfolioarbeit - erlebnispädagogische Angebote - individuelle Förderplanung - soziale Gruppenarbeit - sozialpädagogische Projekte Das schulische Unterstützungsangebot wird ergänzt durch sozial-, erlebnis- und freizeitpädagogische Angebote des freien Trägers der Jugendhilfe. -3Zielstellungen neben der sozialpädagogischen Begleitung sind die Sozial- und Handlungskompetenzen der jungen Menschen im Projekt. Die Bedeutung und Aufgabe von sozialem Lernen wird damit zum zentralen Thema des Systems Schule. Mit Gruppen, in denen Zusammenarbeit, Zusammenhalt und Reflexion von Gruppenprozessen nur bedingt vorhanden sind, ist die Gestaltung des gemeinsamen Alltags aufgrund der verschiedenen Dynamiken nur eingeschränkt oder gar nicht möglich. Bereits John Dewey, Verfechter des „entdeckenden Lernens“, machte auf das Problem aufmerksam, dass Werte nicht durch Impfung übertragen werden können und auch „konditioniertes Lernen“ kaum eine Lösung sein kann. Er schlussfolgert, dass der einzige Ausweg das Lernen durch Erfahrung mit und an der Umgebung ist. An dieser Stelle setzt die Arbeit des Projektes Jugendhilfe / Schule direkt an. Mit Hilfe erlebnispädagogischer Elemente soll die motorische Fähigkeit gefördert, zu phantasievollen Konstruktionen angeregt werden, das Sozialverhalten verbessert werden, das Risikobewusstsein gesteigert werden, Grenzerfahrungen ermöglicht werden und zum handwerklichen Umgang mit den verschiedensten Materialien ermutigt werden. Dabei sind die einzelnen Hindernisse als Problemlöseprozess zu betrachten. Jugendliche lernen hier aufeinander zu achten und sich gegenseitig zu helfen, da sie allein nicht in der Lage sind, den Parcours zu bewältigen. Die Bewältigung einer Aufgabe, die Überwindung einer unüberwindbar scheinenden Grenze trägt zur Gruppenbildung bei und motiviert die Gruppe, gemeinsam neue Aufgaben zu übernehmen. Auch die Zusammenarbeit der einzelnen Gruppenmitglieder in neuen Kombinationen wird erleichtert. Entscheidend in diesem Prozess ist eine konstruktive partnerschaftliche offene Zusammenarbeit mit den Eltern. Denn besonders die Eltern sind im Schulalltag wichtig, nicht nur um rechtzeitig in das Fehlverhalten des Kindes einzugreifen, sondern auch um es zu bestärken und das Selbstwertgefühl zu fördern. Hierzu müssen Eltern und Kinder sich aber oft „neu“ kennenlernen. Eltern werden in den Unterricht und zu bestimmten Projekten - soweit es möglich ist - mit einbezogen. -4- 4. Phasen des Programms 1. Kennlernphase Die Festlegung der Schülerinnen und Schüler an diesem Projekt sollte unbedingt mit den Lehrkräften und den Mitarbeitern der Jugendhilfe eingehend beraten und festgelegt werden. Danach werden beratende Gesprächsrunden mit den Eltern durchgeführt, die einen Antrag für dieses Projekt stellen müssen. In den ersten vier Wochen findet eine Kennlernphase statt. Die Lernausgangslage der Schüler wird ermittelt, um eine individuelle Förderung zu ermöglichen. Durch Einzelgespräche mit Eltern, Sozialarbeitern und natürlich mit den Kindern, werden die einzelnen Bedürfnisse der Kinder ermittelt und Schwerpunkte für die Arbeit mit ihnen gelegt. Die Lehrpläne für die Schüler werden erarbeitet. Die Schüler werden auf den neuen Schulalltag vorbereitet. 2. Einführungsphase Diese Phase beinhaltet ca. 4 – 6 Wochen. Als Schwerpunkte sind hier: das Methodentraining und die weitere Stärkung der Sozialkompetenzen anzusehen. Für das Methodentraining existiert ein Konzept an unserer Schule. Die Phase ist sehr praxisbezogen, da die Schülerinnen und Schüler eigene Ideen einbringen werden und dadurch Selbstvertrauen zu den eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten gewinnen sollen. Dafür stehen in der Schule die Lehrküche sowie das Arboretum zur Verfügung. Erstrebenswert ist in dem Zusammenhang die Einrichtung einer mobilen Werkraumausstattung, über die die Schule noch nicht verfügt. Für weitere Vorhaben sollten die Räumlichkeiten und Angebote des Stadtjugendringes genutzt werden. Für die Einführungs- und die folgende Projektphase bedarf es entsprechender Nutzungsvereinbarung mit dem Stadtjugendring und dem Betreiber des Arboretums. 3. Projektphase Hier beginnen die Schüler mit projektorientiertem Unterricht. Der Unterricht orientiert sich an den Rahmenlehrplänen für die jeweiligen Klassenstufen, weshalb auch dieselben Bücher und Arbeitsbücher benutzt werden können. Er beschränkt sich jedoch zunächst auf die Hauptfächer Deutsch, Mathematik und Englisch. Je nach Interessenlage und Förderbedarf werden die anderen Schulfächer mit in den Projektunterricht einbezogen. Am Anfang der Woche werden von den Fachlehrern Wochenaufgaben an die Schüler verteilt, welche sich nach deren individuellem Leistungsniveau richten. Die Schülerinnen und Schüler erledigen diese dann nach eigenem Zeitplan eigenverantwortlich. Der Lehrer greift hier unterstützend ein. Problematisch sehen wir die Frage der Bewertung der Leistungen und die Darstellung der erreichten Leistungen auf dem Zeugnis sowie die Versetzung. -54. Reintegrationsphase Die Schülerinnen und Schüler nehmen bis zu 4 Stunden am normalen Schulunterricht im Klassenverband teil und werden hierbei begleitet. Um die Lernerfolge zu unterstützen, werden zusätzlich erlebnispädagogische Angebote gemacht, die außerhalb der Schule stattfinden (Exkursionen, ein- bzw. mehrtägige Fahrten). Bei der Rückkehr in den Klassenverband bedarf es neuer Zielformulierungen durch die Schülerinnen und Schüler. In allen Phasen des Projektes besteht die Notwendigkeit einer engen und konstruktiven Zusammenarbeit mit den Vertretern des Jugendamtes, mit den Schulpsychologen und weiteren psychologischen Beratungsstellen. 5. Mögliche Wochenübersicht Für Schülerinnen und Schüler mit Lern- und Konzentrationsschwäche ist es unbedingt nötig einen gleichbleibenden Tagesablauf zu bieten, weshalb die Struktur und der Tagesablauf an den normalen Regelschulalltag angepasst sind. Das Ganztagsangebot der Schule, wie z.B. Arbeitsgemeinschaften oder Lernzeiten können von den Schülerinnen und Schülern wahrgenommen werden, insofern es von den Schülern und Eltern bzw. sozialpädagogischen Betreuern gewünscht ist. Möglicher Wochenplan Zeit 07.30 bis 08.00 Uhr 08.00 bis 09.30 Uhr 10.00 bis 11.30 Uhr 12.00 bis 13.30 Uhr Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Ankommen, Morgenkreis, d.h. die Mitglieder der Lerngruppe sind beieinander und begegnen sich auf Augenhöhe. Das vermittelt ein Gefühl von Zusammengehörigkeit, gibt dem Einzelnen Sicherheit und Halt und bietet Gelegenheit, etwaige Konflikte innerhalb der Gruppe anzusprechen und zu lösen. Lernbüro Lernbüro praktischer Lernbüro Sport Tag Werkstatt / Hauswirtschaft kreative / musische Bildung Methoden Werkstatt / Lernbüro Hauswirtschaft Sozial- und erlebnispäda- praxisbetonte soziale Verhaltenstraining gogische Angebote Gruppenarbeit Angebote Königs Wusterhausen, 20.04.2015 gez. Neumann (Schulleiterin) Entspannung und Auswertung der Woche