Engling - Clemens Brentano

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Leseprobe:
Clemens Engling
Die Wende
im Leben Clemens Brentanos
Folgen der Begegnung mit
Anna Katharina Emmerick
echter
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Einleitung
1. ETAPPEN DER BRENTANO-FORSCHUNG IM 20. JAHRHUNDERT . . 13
2. DIE SCHRIFTENFRAGE UND DER SELIGSPRECHUNGSPROZESS . . . . 29
3. THEOLOGISCHES FORSCHUNGS-DESIDERAT . . . . . . . . . . . . . . . . 37
Hauptteil
I.
Brentanos Lebensweg nach dem Tode der Emmerick (1824)
1. FOLGEN DER SCHICKSALHAFTEN BEGEGNUNG . . . . . . . . . . . . . .
2. AUFENTHALTSORTE UND KONTAKTPERSONEN . . . . . . . . . . . . . .
A) Koblenz und Hermann Joseph Dietz . . . . . . . . . . . . . .
B) Regensburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Melchior Diepenbrock (1798–1853) . . . . . . . . . . . . . . .
Apollonia Diepenbrock (1799–1880) . . . . . . . . . . . . . .
C) München . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Emilie Linder (1797–1867). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Joseph Görres (1776–1848) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Johann Adam Möhler (1796–1838) . . . . . . . . . . . . . . . .
Edward von Steinle (1810–1886) . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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II. »Die Barmherzigen Schwestern« und die Rehabilitierung
des Ordenslebens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110
III. Der Versuch einer Emmerick-Biographie . . . . . . . . . . . . . . .
1. DAS WERDEN DER EMMERICK-BIOGRAPHIE . . . . . . . . . . . . . . .
2. DAS EMMERICK-BILD CLEMENS BRENTANOS . . . . . . . . . . . . . .
3. DIE GRENZEN DER BEGEGNUNG BRENTANO – EMMERICK . . . . .
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IV. Das »Bittere Leiden« und der Versuch einer Jesus-Trilogie
DAS PROBLEM DER AUTHENTIZITÄT IN BRENTANOS RELIGIÖSEN
WERKEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
EIN MEISTERWERK ALS ERBAUUNGSBUCH . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
ANMERKUNGEN ZU »MARIENLEBEN« UND »LEHRJAHRE JESU« . . .
A) Leben der hl. Jungfrau Maria . . . . . . . . . . . . . . . . . .
B) Die »Lehrjahre Jesu« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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V. Schwerpunkte der Erkenntnis und Perspektiven
der Deutung bei Brentano . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171
1. DIE FASZINATION DURCH DIE MYSTIKERIN. SEINE PERSÖNLICHE
BETROFFENHEIT, SEINE FRÖMMIGKEIT UND RELIGIÖSE PRAXIS . . 173
2. VON KIRCHENKRITIK UND REFORMIDEEN ZUR BEJAHUNG
KATHOLISCHEN GLAUBENS. DIE ENTDECKUNG SEINER »LEBENSAUFGABE«. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178
3. DER STELLENWERT DES WUNDERS, DER SEHERGABE
UND DER CHARISMEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188
4. DIE BEDEUTUNG DES KREUZES JESU UND DIE WUNDMALE DER
ANNA KATHARINA EMMERICK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191
5. DIE BEMÜHUNG UM DIE GESCHICHTLICHKEIT DER EVANGELIEN.
BRENTANOS VORSTELLUNG VON »OFFENBARUNG« DURCH DIE
EMMERICK. DER VERSUCH EINER SYMBOLISCH-ALLEGORISCHEN
DEUTUNG DER RELIGIÖSEN SCHRIFTEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195
6. DIE ENTDECKUNG DER KIRCHE UND DER GEMEINSCHAFT DER
HEILIGEN. DAS LEIDEN FÜR DIE KIRCHE. HOCHSCHÄTZUNG
DER SAKRAMENTE. KRITIK DER PROTESTANTISCHEN KIRCHE . . . 201
Schluss
Das Selbstverständnis Clemens Brentanos: der Pilger,
der Schreiber, der Theologe, der Mystiker, der Dichter . . . . . . . 211
Zeugnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227
Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233
Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243
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Vorwort
In meiner historisch-kritischen Untersuchung zu Anna Katharina
Emmerick (1774–1824), die kurz nach der Seligsprechung (3. Oktober 2004) im Frühjahr 2005 erschien, war Clemens Brentano (1778–
1842) einer von mehreren Erstzeugen, wie der Arzt Dr. Wilhelm Wesener und der außerordentliche Beichtvater Bernhard Overberg, wie
Melchior von Diepenbrock, der spätere Kardinal von Breslau, und
Bischof Johann Michael Sailer.
Brentano, der von Oktober 1818 bis zum Tode der Emmerick am
9. Februar 1824 sich mit nur zwei längeren Unterbrechungen in Dülmen aufhielt, ist sicher ein qualifizierter Erstzeuge. Aber er ist mehr:
Durch die Dülmener Aufzeichnungen, die 16 000 Seiten umfassen,
und seine religiösen Schriften, vor allem »Das Bittere Leiden«, hat er
die »Mystikerin des Münsterlandes« weit über die Grenzen
Deutschlands bekannt gemacht. Das zeigte sich kurz vor der Seligsprechung im Echo auf den Film von Mel Gibson, »The Passion of
the Christ«, und noch im letzten Jahr in der Ausstrahlung des im
Münsterland gedrehten Films von Dominik Graf »Das Gelübde« im
Fernsehen. Der romantische Dichter hat die Mystikerin nicht nur
auf ein ihr angemessenes Niveau gehoben, er hat ihre Gestalt zum
»Leuchten gebracht« (Elmar Salmann), dabei aber selbst tiefe religiöse Erfahrungen gemacht, die ihn bis zu seinem Lebensende begleiteten. In der schöpferischen Ausgestaltung und Veröffentlichung
der Dülmener Manuskripte sah er seine »Lebensaufgabe«.
Eine theologische Untersuchung des religiösen Werkes des Dichters
nach dem Tode der Emmerick hat mich gereizt aus zwei Gründen:
Seit vielen Jahren, schon vor meiner Dülmener Zeit, interessierte
mich Clemens Brentano als Dichter; zweitens: Es gab seit langer Zeit
keine Veröffentlichung mehr zur erstaunlichen Lebenswende aus
theologischer Sicht. Dagegen waren unzählige germanistische und literaturwissenschaftliche Arbeiten erschienen, die mir sehr hilfreich
waren. Ich habe deswegen ausführlich die Etappen der BrentanoForschung, gerade unter Berücksichtigung der religiösen Fragestellung, gewürdigt. – Ich darf den Leser von vornherein um Geduld bitten, dass ich mich in der Einleitung lange mit der germanistischen
Forschung, vor allem mit den Gründen für das Aussparen der Dül7
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mener Handschriften beim Seligsprechungsprozess, beschäftige.
(Wer schneller und präziser den Standpunkt Brentanos erfahren
möchte, den verweise ich auf die den Leser interessierenden Kapitel
des Hauptteiles, vor allem auf den zusammenfassenden Schluss dieser Untersuchung).
Die Gründe für die theologische »Abstinenz« gegenüber Brentano,
auch in seinem religiösen Werk, scheinen mir in der inzwischen
längst geklärten Schriftenfrage zu liegen: Hier handelt es sich nicht
um Emmerick-Visionen, sondern um Brentano-Überarbeitungen.
Ebendiese zu untersuchen, ist aber mindestens genauso reizvoll.
Hinzu mag ein weiterer Grund treten: Wer sich mit dem religiösen
Brentano beschäftigt, kann sich schnell zwischen alle Stühle setzen:
zwischen die der Literaturwissenschaft, die die religiöse Wende immer mit Skepsis und vielen Erklärungversuchen bedachte (bis auf
wenige Ausnahmen); die der offiziellen Kirche und einer sehr fachbezogenen Theologie, die den Aussagewert der religiösen Dichtung
Brentanos nur selten richtig einschätzte.
Der Dichter war auch zu seiner Zeit nie ein Freund der »Amtskirche«. Das begann mit dem äußerst kritischen Verhältnis zum damaligen Dülmener Dechant Wilhelm Rensing und dem Generalvikar
von Münster Clemens Droste zu Vischering. Die Einschätzung
Brentanos, der als zu phantasievoll galt, verhinderte jahrelang den
Beginn des Münster’schen Seligsprechungsprozesses. An Brentano
schieden sich oft die Geister – bis in seine eigene Familie hinein. Das
hinderte ihn nicht, spätestens seit der Erfahrung in Dülmen einen
ganz eigenen Weg zu gehen, von einer persönlichen Spiritualität und
der Liebe zur Kirche geprägt, die er aber oft unter Ironie und schalkhafter Verstellung zu verbergen wusste. Vor allem bezeugen seine
Kontakte und Freundschaften gerade in der Spätzeit, dass Brentano
geschätzt wurde, nachdem man seine oft sehr unbequemen Umgangsformen kannte und akzeptiert hatte. Ich nenne aus der Münchner Zeit als Beispiele Emilie Linder und Joseph Görres, Johann
Adam Möhler und Edward von Steinle und sogar neue Kontakte in
der eigenen Familie wie seine Nichte Sophie von Schweitzer. Bis zum
Schluss verstand der Dichter es, Menschen in seinen Bann zu ziehen
und diesen auch überaus anregend zu begegnen. Was ihn bis an sein
frühes Lebensende in Atem hielt, war die Arbeit an der Herausgabe
der Emmerick-Schriften.
Meine Brentano-Arbeit, die von der Forschungssituation her weit
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umfassender war als die vor vier Jahren erschienene Emmerick-Untersuchung, wurde wie diese durch anregende Gespräche und das
Gegenlesen meiner Manuskripte begleitet, was für mich sehr hilfreich war und ein erstes Echo bedeutete. Ich danke daher Monika
Hantzko, Dr. Heinz Gerwers und meinem Nachfolger an der Grabeskirche in Dülmen Pfarrer Peter Nienhaus. Auch im Vorstand des
Emmerick-Bundes in Dülmen fand meine Arbeit Beachtung. Nach
erfolgter Seligsprechung scheint sich ein neues Interesse für Clemens
Brentano anzubahnen.
Besonders danke ich den mir befreundeten, inzwischen emeritierten
Professoren Elmar Klinger, Würzburg, und Eberhard Rolinck, Münster, die meine Manuskripte sehr gezielt durchlasen und mir Vorschläge zur Verbesserung gaben.
Ostern 2009
Clemens Engling
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