14.11.19 Gesunde Fu¨ße

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14.11.19 Gesunde Fu¨ße
ARD-MORGENMAGAZIN – SERVICE 19.11.2014
THEMA:
Autor:
EXPERTIN IM STUDIO:
Funktion:
GESUNDE FÜßE
Hubert Feller
ANGELA MOEWES
Orthopädin
In der Regel wird jeder mit gesunden Füßen geboren. Statistiken zeigen jedoch, dass mehr als
die Hälfte aller Erwachsenen unter Fußproblemen leiden. Daher sollte besonders bei Kindern
auf das richtige Schuhwerk geachtet werden.
Der Fuß
Grob betrachtet gliedert sich der Fuß in drei Abschnitte: die Fußwurzel (Tarsus), den Mittelfuß
(Metatarsus) und die Zehen (Ossa digitorum pedis).
Die Fußwurzel wird von sieben Knochen gebildet. Der oberste ist das Sprungbein (Talus), der
mit dem Schienbein (Tibia) verbunden ist. Das Sprungbein ruht auf dem Fersenbein (Calcaneus), dem größten Fußknochen, an dessen hinterem Teil die Achillessehne ansetzt. Vor
dem Fersenbein liegt das Würfelbein, vor dem Sprungbein das Kahnbein. Letzterem schließen
sich drei Keilbeine an.
Die Mittelfußknochen verbinden die Fußwurzel mit den Zehen. Diese bestehen jeweils aus drei
Gliedern: der Grund-, Mittel- und Endphalanx, mit Ausnahme der Großzehe, der eine Mittelphalanx fehlt.
Mit diesem sehr ausgefeilten Knochenaufbau, insgesamt 33 Gelenken, Muskeln, Sehnen und
über 100 Bändern macht ein Fuß durchschnittlich 15.000 Schritte am Tag. Ein Jogger erzeugt
mit jedem Schritt eine Stoßwelle, die einem Erdbeben der Stärke 4 entspricht.
Diese Beanspruchung können die Füße nur bewältigen, weil das Körpergewicht mittels der
Muskeln und des Fettgewebes der Fußsohle auf eine größere Fläche verteilt wird. Der besonderen Gewölbeform des Fußes kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. An der Innenseite steigt
die Wölbung im Fersenbein an, um von da über Kahnbein, Keilbein und Mittelfuß wieder abzufallen. Neben dieser Längswölbung gibt es im Mittelfußbereich noch eine Querwölbung. Das
Körpergewicht ruht also im Wesentlichen auf drei Skelettteilen: dem hinteren Teil des Fersenbeins sowie den Köpfen der beiden äußeren Mittelfußknochen.
Infolge hoher Belastungen kann es zu Veränderungen dieses Fußgewölbes kommen. Eine Abflachung des vorderen Quergewölbes ist charakteristisch für den Spreizfuß, ein abgesenktes
Längsgewölbe typisch für den Plattfuß. Der Plattfuß tritt oft mit einem Knickfuß auf, bei dem
sich Sprung- und Fersenbein gegeneinander verschieben. Diese Kombination wird dann Senkfuß genannt.
Über das obere Sprunggelenk ist der Fuß mit dem Schienbein verbunden und beeinflusst so
auch die Gesamtstatik des Körpers. Von seiner Stellung hängt nämlich die Haltung des Unterschenkels ab und also auch, wie Kniescheibe und Oberschenkel zueinander stehen. Über die
Hüfte wirkt die Fußstellung bis auf die Becken- und Wirbelsäulenhaltung. Der Fuß bildet also
quasi den Sockel für das gesamte menschliche Knochengerüst.
Außerdem ist der Fuß von dicken Nervensträngen durchzogen und sendet beim Laufen permanent Botschaften über die Beschaffenheit oder Temperatur des Bodens ans Gehirn.
Kinderfüße
Die Anatomie eines Kinderfußes unterscheidet sich sehr stark von der eines Erwachsenenfußes. Daraus ergibt sich ein spezielles Anforderungsprofil für Kinderschuhe. Was gut für einen
Erwachsenenfuß ist, kann sich an einem Kinderfuß steif wie ein Brett anfühlen. Diese Ansprüche müssen bei dem Kauf von Kinderschuhen berücksichtigt werden.
Der Fuß eines Kleinkindes ist extrem weich und flexibel. Die Fußknochen sind noch überwiegend knorpelig. Damit das Kind seine koordinativen Fähigkeiten ausbilden kann, muss es unbedingt den Boden unter seinen Füßen spüren. Kleinkinder haben noch kein sichtbares Längsgewölbe. Damit dieses sich gut entwickelt, ist es im Grunde nicht auf schuhtechnische Unterstützung angewiesen – wohl aber auf Barfußlaufen auf unebenem Untergrund.
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Wenn das Kind ins schulfähige Alter kommt, wird sein Bindegewebe zunehmend stabiler, aber
immer noch braucht der kindliche Fuß starke mechanische Reize, damit er sich gesund entwickeln kann. Kinder dieser Altersgruppe belasten die Ferse stärker als Erwachsene. Eine etwas
höhere Steifheit der Sohle im Bereich von Rück- und Mittelfuß ist deshalb vorteilhaft.
Im späten Schulalter, zwischen 12 und 15 Jahren, erreicht der Fuß seine endgültige Größe. Die
Bindegewebsfestigkeit und die Beweglichkeit entsprechen in diesem Alter denen von Erwachsenenfüßen. Auch die körperliche Leistungsfähigkeit reicht in dieser Zeit an Erwachsenenwerte
heran. Insofern können Schuhe für Jugendliche so konstruiert werden wie Schuhe für Erwachsene.
Je nach Fußtyp sollte der Schuh stoßdämpfende Wirkung haben – nicht, weil unsere Füße
prinzipiell eine Dämpfung benötigen, sondern als Zugeständnis an die harten Böden, auf denen
wir in der Regel unterwegs sind. Laufen auf harten Böden führt ohne gedämpfte Schuhe fast
immer zu Verletzungen oder Überlastungsproblemen. Ein Übermaß an Dämpfung wiederum ist
auch nicht gut: Der Fuß muss, um normal funktionieren zu können, belastet werden.
Der kritischste Punkt beim Kauf von Kinderschuhen ist die Passform. Gerade im Vorschulalter
wachsen die Füße um bis zu drei Größen pro Jahr. Außerdem gibt es große Unterschiede im
Verhältnis der Fußlänge zur Fußbreite. Um dem Bedürfnis nach einer optimalen Passform
Rechnung zu tragen, hat der Arbeitskreis Kinderschuh, ein Zusammenschluss verschiedener
Kinderschuhhersteller, das WMS-System entwickelt. Dieses System bezieht neben der Fußlänge auch die Fußbreite in die Schuhmaße mit ein, das heißt, jede Schuhgröße wird schmal (S),
mittel (M) und weit (W) angeboten. Führende Hersteller von Alltags-Kinderschuhen bieten ihre
Schuhe entsprechend des WMS-Systems an; bei Kindersportschuhen ist dies jedoch nur vereinzelt zu finden. Die meisten Hersteller bieten eine Standardweite an, die der mittleren Breite
M entspricht. Kinder mit sehr breiten oder mit sehr schmalen Füßen können gewisse Probleme
damit haben, einen passenden Schuh zu finden. Letztlich führt kein Weg daran vorbei, in möglichst viele verschiedene Schuhe zu schlüpfen.
Tipps für den Kauf von Kinderschuhen
• Überprüfen Sie einmal im Monat, ob die Schuhe noch groß genug sind. Rote Druckstellen
an den Zehen weisen darauf hin, dass der Schuh zu klein ist. Weitere Warnsignale sind
hochgebogene oder abgeschliffene Zehennägel bzw. Blutergüsse unter den Zehennägeln.
• Der Schuh sollte ca. 15 Millimeter länger als der Fuß sein. So haben die Zehen genügend
Platz, Zehenfehlstellungen werden verhindert.
• In guten Sportgeschäften wird neben der Länge des Fußes auch die Breite gemessen. Dies
ist notwendig, um die passende Größe entsprechend des WMS-Systems zu bestimmen.
Kaufen Sie im Zweifelsfall lieber einen zu langen und weniger weiten Schuh als einen zu
kurzen.
• Achten Sie auf eine flexible Sohle. Wird der Schuh schräg gegen den Bogen gepresst, so
sollte die Sohle im Bereich der Zehengrundgelenke abknicken und keinesfalls zwischen Absatz und Mittelfuß.
• Kinderschuhe brauchen keine Absätze: Je flacher, desto besser.
• Eine Dämpfung der Sohle ist frühestens im Schulalter sinnvoll.
• Kleinkinder haben einen flachen Fuß, der weder durch Längs- und Quergewölbestützen
noch durch Sporteinlagen beeinflusst werden sollte.
• Kinderfüße schwitzen mehr als Erwachsenenfüße. Achten Sie deshalb auf eine ausreichende Atmungsaktivität der Obermaterialien.
• Kaufen Sie die Sportschuhe für Ihr Kind am besten am späten Nachmittag. Die Füße sind
dann etwas angeschwollen. Die Gefahr, zu kleine Schuhe zu kaufen, verringert sich.
• Die Schuhkante sollte weich abgepolstert sein und weder am Knöchel noch an der Achillessehne einschneiden.
(Quelle: Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU))