Pimp my shoe

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Pimp my shoe
Gang- und Laufanalyse Special Outdoor
Pimp my shoe
Viele Erwachsene haben Problemfüsse. Mit den richtigen,
allenfalls mit Einlagen kombinierten Schuhen lässt es sich aber
trotzdem wieder unbeschwert wandern.
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Foto: getty-image.com
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inder, die viel barfuss gehen, haben
als Erwachsene kaum Fussprobleme, so das Fazit einer indischen
Studie. Doch der Mensch hat sich
ein Habitat erschaffen, das sich kaum fürs Barfusslaufen eignet: den Asphaltdschungel. Und
weil er allzu oft falsches Schuhwerk trägt und
die mannigfachen Modelle falsch einsetzt –
High-Heels für Städtetouren, Turnschuhe zum
Wandern –, leiden drei von vier Erwachsenen
in ihrem Leben an Fussproblemen. Dies
führt oft zu Fehlhaltungen, die wiederum zu
Schmerzen an den Gelenken, Muskeln, Sehnen
und Bändern führen können. So vergeht einem
die Lust am Wandern.
Die meisten Schmerzen beim Wandern
rühren von ungeeigneten und unpassenden
Schuhen her, weiss Mario Malgaroli, Inhaber
des Fachgeschäfts für Orthopädie und Podo­
logie Malgaroli und Werne, das in Baden und
Luzern ansässig ist und Kunden aus der ganzen Schweiz behandelt. «Viele gehen mit dem
falschen Schuhwerk auf Wanderung. Die
Schuhe sind nicht dem jeweiligen Terrain angepasst. Das führt meist zu Fussproblemen mit
schmerzhaften Folgen. Am Schuhwerk sollte
definitiv nicht gespart werden.»
Die Krux mit den Normschuhen
Aus Modegründen und Unwissenheit kaufen
viele Schuhe, die die Füsse in eine unnatürliche
Haltung zwängen. «Generell neigen die Men-
Schuh und Einlage müssen eine Einheit bilden
Orthopädische Einlagen sind funktionelle Orthesen zur Korrektur, Stützung
oder Bettung von Fussdeformationen sowie zur Entlastung und Lastum­
verteilung im Bereich des Fusses. Der Erfolg der Behandlung mit Einlagen
hängt wesentlich von den getragenen Schuhen ab.
Der Schuh muss die Einlage in ihrer orthopädischen Funktion ergänzen
und unterstützen. Schuh und Einlagen müssen eine funktionelle Einheit bilden.
Die Einlagen dürfen den Fuss und den Schuh in seiner Beweglichkeit nicht
einschränken. Deshalb werden bei Malgaroli und Werne die Einlagen in
Sandwich-Bauform hergestellt, welche die Fussmuskulatur unterstützen
und nicht in eine Passivität zwingen. Zusätzlich können orthopädische Schuh­
zurichtungen das Abrollen des Fusses erleichtern. Dadurch können auch
stossdämpfende Massnahmen erzielt werden.
➜ Mehr Infos unter www.orthopodo.ch
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schen dazu, Schuhe zu kurz zu kaufen. Und
Kinder tragen oft Schuhe, die mehrere Nummern zu klein sind», sagt Malgaroli. Das hat
Folgen: «Da der Kinderfuss noch weich und
verformbar ist, merkt das Kind nicht, dass die
Schuhe zu kurz sind. Hier wird die Grundlage
für Fehlstellungen und Fussübel schon in frühem Alter gelegt.» Deshalb sei gerade für Kinder wichtig, dass die Schuhe an die Grösse ihrer Füsse angepasst sind und während der
Wachstumsphase regelmässig kontrolliert
­werden. «Eine gute Beratung beim Kauf von
Kinderschuhen ist essenziell.» Das gelte indes
auch für Erwachsene.
Unsere Füsse sind das Mass für die Schuhe
– das ist die wichtigste Regel. Passende Schuhe
müssen immer etwas länger sein als der Fuss.
Als Faustregel gilt zirka eine Daumenbreite,
und zwar belastet vor dem längsten Zehen.
Pascale Birrfelder,
Leiterin Ganglabor,
kontrolliert bei einer
Kundin das Laufmuster, damit die Ein­
lagen perfekt angepasst werden können.
Die Fachleute von Malgaroli und Werne
wissen genau, was dem Fuss gut tut.
Hier ihre alltagstauglichen Tipps, damit
das Zu-Fuss-Gehen ein Leben lang
Spass macht:
1.Passende Schuhe tragen.
Zu kleine Schuhe führen zu einge­
wachsenen Nägeln, deformierten
Zehen, Hallux, schmerzhaften Blasen
und weiteren Erkrankungen.
2.Haut geschmeidig halten
Tägliches Eincremen am besten mit
einer harnstoffhaltigen Fusscreme
hält die Haut geschmeidig. So ist sie
weniger anfällig auf Blasen.
3.Fusshygiene nicht
vernachlässigen
Dem Schmerz auf der Spur
Foto: getty-image.com
«Wenn das Problem ein mechanisches ist,
dann können wir es in der Regel lösen», sagt
Malgaroli. Mithilfe von modernen Analysesystemen sucht Biomechanikerin und Bewegungswissenschaftlerin Pascale Birrfelder, Leiterin des Ganglabors bei Malgaroli und Werne,
nach den Ursachen der Beschwerden. Dabei
werden die Füsse und das Gangmuster, Druckverteilung am Fuss sowie Fehlstellungen untersucht. «Dadurch können wichtige Erkenntnisse über die Ursachen der Schmerzen
gefunden werden», erklärt Birrfelder. Auf diesen Resultaten basierend werden die individuEin neues Lebensgefühl
ell angepassten Einlagen für den Patienten anWeil jeder individuelle Füsse hat, passen gefertigt.
Normschuhe nicht immer optimal zum Fuss.
«Einlagen sind so individuell wie die Füsse
Das ist besonders schade, wenn einem der selbst», sagt Mario Malgaroli. Wenn sie passen,
Schuh gefällt, die Grösse stimmt und er trotz- können sie von Anfang an den ganzen Tag
dem irgendwo zwickt. «In solchen Fällen kön- ­getragen werden. Es sei aber möglich, dass
nen wir den Schuh in unserer Werkstatt ein durch die Korrektur ein ungewohnter Druck
bisschen ‹tunen›, das heisst, ihn optimieren spürbar ist. Dieses ungewohnte Gefühl dürfe
und dem Fuss anpassen», sagt Mario Mal­ keine zusätzlichen Beschwerden verursachen.
garoli. So könnten unnötige Druckstellen­ Zudem könne es durch das Aktivieren der
und Schmerzen verhindert werden. «Je nach Muskulatur als positive Nebenwirkung etwas
Problem braucht es aber auch Einlagen oder Muskelkater oder müde Beine geben. Aber die
eine umfassende Schuhanpassung, die dann nimmt man sicher gerne in Kauf, wenn man
von unseren Orthopädie-Schuhtechnikern ge- dafür wieder schmerzfrei wandern kann. › akr
macht werden.»
Individuelle Anpassungen im oder am
Schuh sowie orthopädische Einlagen nach
Mass können schnell zu einer Beschwerdebesserung führen. Von einem ganz neuen Lebensgefühl spricht Malgaroli-Kunde Martin Siegrist, 36. Er hat starke Knick-Senk-Füsse und
eine Drucküberlastung im Vorfussbereich, die
zu schmerzhaften ­
Entzündungen führten.
«Ans Wandern war da nicht mehr zu denken»,
erinnert er sich. Seit er massgefertigte Einlagen
trägt und regelmässig in die podologische
­B ehandlung geht, um übermässige Hornhaut
abzutragen, sind die Schmerzen weg. Das
Wandern macht Siegrist wieder Freude.
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Wellness für die Füsse
Um Fuss- oder Nagelpilz zu verhüten,
sollten die Füsse stets nach dem
Duschen oder Baden gründlich trocken
gehalten werden. Geben sie ihren
Füssen die Aufmerksamkeit, die sie
verdienen.
4.Fussnägel richtig pflegen
Fussnägel gerade und nicht zu kurz
schneiden. Sie sollten gerade mit dem
Zehenrand abschliessen. Runden Sie die
Ecken mit einer Sandblattfeile etwas ab.
Dicke Nagelplatten erhöhen das Risiko
einer Druckbelastung. Abhilfe verschafft
hier der Podologe.
5.Hornaut sanft entfernen
Hornhaut mit einem Bimsstein oder
einer Feile einmal pro Woche sanft
we­grubbeln. Mit einer Klinge sollten nur
Fachleute arbeiten, da die Verletzungs­
gefahr gross ist.
6. Fussbäder für entspannte
Momente
Nach einem anstrengenden Tag
oder nach dem Sport verdienen Füsse
ein erfrischendes Bad zur Erholung.
7.Fussmassage und
Gymnastikübungen
Mit dem Daumen oder der ganzen
Hand die Fusssohle in gleichmässigen
kreisenden Bewegungen massieren.
Das fördert die Durchblutung und sorgt
für ein angenehmes Gefühl. Einfache
Gymnastikübungen dehnen die
Muskulatur und lockern allfällige ­
Verspannungen.
8.Barfuss gehen wo immer
möglich
Beim Barfussgehen arbeiten
29 Muskeln, 28 Knochen, zwei
Sesam­beinchen und 37 Gelenke in
Harmonie zusammen und über
100 Bänder geben dem Fuss Halt.
Barfuss laufen – vorzugsweise auf
Naturboden – ist die natürlichste
und einfachste Vorsorge für gesunde
Füsse.