Testbericht aus FMT
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Testbericht aus FMT
motorflug Ist es die große geblasene Kabinenhaube mit ihrem eleganten Rumpfrücken-Seitenleitwerks-Übergang? Das markante Seitenleitwerk oder der mächtige Ölkühler? Vielleicht ist es die Tragflächengeometrie, die das unnachahmliche Design prägt? Kurzum – es passt alles zueinander. Ein schönes Flugzeug, da gibt es keinen Zweifel. Gut gemachte Modelle von eleganten Originalen geben Spitzenmodelle, nach denen sich jeder umsieht. Neudeutsch „Eyecatcher“, die jedem in Erinnerung bleiben. Es gab einige Mustang-Nachbauten in den letzten Jahren. Die von Fiber Classics darf hier nicht unerwähnt bleiben. Sie war und ist ein Parameter für gelungene Oberflächengestaltung. Zu ihrer Zeit gab es kaum ein besseres Modell der P-51, was die Authentizität der Blechimitation an Serienmodellen anging. Dennoch gab es die Wünsche einiger Modellflieger, die nach einem robusteren, alltagstauglichen Modell in dieser Modellgröße suchten. Im Anforderungsprofil wurde nach einer festen, druckstabilen Tragfläche mit verlässlich stabil verklebter Nase gesucht, einer guten Zugänglichkeit der Hauptkomponenten und hoher Wartungsfreundlichkeit. Ein Alltags-Warbird eben. t ä r t r Im Po au b ll e d o M l e g on En v g n a t s u M P-51 und Technik Thomas Stürznickel FMT 4 07 rtinen Luftfah Fragt man e n nach dem begeisterte aer Lieblingsm Ranking sein nf unter den fü schinen, ist ern ten Baumust erstgenann stang. ine P-51 Mu garantiert e e große Meng Es gibt eine inen anter Masch rk a m ch li k wir er poche Zweit in der Zeite och gehört Weltkrieg, d Sicherheit zu die P-51 mit testen. den elegan 104 Was lange währt ... Andreas Engel hat vor Jahren ein richtungweisendes Hochwertmodell in sein Programm aufgenommen. Die von Arnim Morgenweck konstruierte Dornier Do 335 Ameisenbär wurde in Serie gefertigt. Ohne jeden Zweifel gehört das Modell zu den Meilensteinen an Modellkonstruktionen der letzten Jahre. Dieses Modell gesellte sich ohne Hemmnisse, pilotiert durch Arnim Morgenweck, sofort zu der Gruppe der Legendary-Fighters. Das ist eine Gruppe von Modellfliegern, die Nachbauten von Weltkrieg-II-Maschinen auf größeren Flugtagen zum Teil filmreif präsentiert. Das Niveau der Maschinen ist extrem hoch. Die Präsenz auf Flugtagen während der Hochsaison ist dicht gepackt. Viele Auftritte fordern eine hohe Verlässlichkeit des Materials. Andreas Engel ist ebenfalls Mitglied dieser Gruppe. Schon im Jahr 2000 nahm er die Forderung einer Neukonstruktion einer P-51 an. Von Anfang an plante Andreas Engel die Produktion der Maschine in Göttingen. Teil seiner Firmenphilosophie ist die Erhaltung von Arbeitsplätzen in Deutschland, doch durch die guten Erfahrung mit seinem Geschäftspartner in Tschechien wurde die Herstellung des Urmodells dennoch dort vorgenommen. Der sichtlich stolze Konstrukteur der Mustang P- 51. Andreas Engel verfügt über die Zähigkeit komplexe Maschinen über Jahre reifen zu lassen, um ein vollkommen zu Ende gedachtes Modell vorzustellen. Insgesamt erforderte der Bausatz die Herstellung eines 25teiligen Formensatzes. Bis zum Sommer 2006 wurden die ersten zehn Bausätze bei Engel gefer- tigt und ausgeliefert. Der Aufbau aller Bau-gruppen in den Formen beginnt solide mit gespritztem Vorgelat. Hier- nach erfolgt das Laminat und die Verwendung von Herex als Stützstoff. Durch den Aufbau in Vakuum werden Lufteinschlüsse weitgehend vermieden. Wo es notwendig ist, beispielsweise im Holmbereich, werden CFK-Verstärkungen eingesetzt. Vor dem Schließen der Formen erfolgt das Einsetzen der CAD-gefrästen Holme und Rippen. Der Rumpfaufbau erfolgt ebenfalls in Sandwichtechnik, unter Verwendung von Styropor als Stützstoff. Im Motorbereich wird eine Kevlarverstärkung eingebracht. Der Eindruck bei Sichtung der Baugruppen ist absolut überzeugend. Nur wenige Hersteller bieten Modellbau dieser Qualitätsstufe. Andreas Engel empfiehlt für die Die Radschächte sind bereits in der Form laminiert Einblick in die geöffnete Tragflächenform: auf das in Vakuumtechnik gelegte Laminat werden im weiteren Aufbau CFK-Verstärkungen gesetzt. Hierauf erfolgt dann der innere Aufbau mit Rippen und Holmen. Kleinteilesatz: alle Komponenten werden im Hause Engel direkt zusammengestellt und ggf. gefräst – hierdurch ist die Qualitätskontrolle optimal gewährleistet FMT 4 07 Im Jahre 2001 war der erste, in Holz gefertigte Urmodell-Prototyp fertig. Es vergingen drei Jahre bis zur geplanten ersten Präsentation, die 2004 in Sinsheim anstand. Leider verlor man die erste GFK-Maschine, da sie auf der Überführung nach Sinsheim bei einem Autounfall weitestgehend zerstört wurde. Dennoch sahen einige Interessierte Fragmente des Modells. Die Berichte über die „sagenhafte Qualität“ machten das Modell zum Erlkönig der Szene. Es vergingen noch annähernd zwei Jahre bis zum wirklichen Einsatz. Wie zäh und überzeugt muss man sein, um eine derartig lange Entwicklungsphase durchzustehen? Engel Modellbau und Technik ist dafür bekannt, keine halben Sachen zu machen – ganze Sachen brauchen eben Zeit! 105 motorflug Befeuerung seines Boliden einen 3W 75 TS. Der erste fliegende Prototyp hat ein Trockengewicht von 19,2 kg – da erscheint diese Motorisierung eher schwach, durch die aerodynamische Güte der Maschine ist sie aber als perfekt einzustufen. In der Serie ist dann mit einem Gewicht von ca. 18 kg zu rechnen. Fliegt wie das Vorbild Die Maschine sieht nicht nur scale aus, sie fliegt auch so. Andreas Engel zeigte bei seiner Vorführung die gutmütigen Eigenschaften seines Baumusters. Gefühlsmäßig früh hebt die Mustang aus der Zweipunktlage ab. Signifikant für Maschinen mit zeitverzögertem Einfahren der beiden Fahrwerksbeine ist ein kurzes Aufschaukeln um die Hochachse. Sind die Beine erst einmal drinnen, fängt die Mustang an zu laufen. Der 3W 75 wird wirkungsvoll durch den MTW-Dämpfer auf ein angenehmes Klangbild geräuschreduziert. Es ist während des Fluges ein leichtes Pfeifen zu hören. Dieses Pfeifen hört man bei vielen Mustangs, so sie denn leise genug gedämpft werden. Andreas Engel kommt aus der Scale-Szene. Dort achtet man auf authentische Demonstration der Fluggeräte. Die Bewegung der Modelle sollte möglichst nah am Original liegen. Die Modelle haben hier subjektiv die gleiche maßstäbliche Geschwindigkeit wie die großen Vorbil- der. Man kann die Engel-Maschine senkrecht hochziehen. Man spürt aber deutlich, dass das Modell langsamer wird, senkrechte unbegrenzte Steigflüge sind nicht möglich. Das dürfte das Modell nicht, denn die großen können es auch nicht. Langsam dreht sich die Mustang auf den Rücken, um in den Abschwung überzugehen. Sowohl die Rollrate als auch der Abfangradius passen optimal zur Größe der Maschine. Hier ist perfekt abgestimmt worden. Ein Top-Modell! Überraschend gutmütig wirken die Landeeigenschaften. Das Modell wurde diagonal zum Platz angeflo- gen und in Dreipunktlage aufgesetzt. Erst im Ausrollen der Maschine fiel mir auf, dass die Flaps nicht ausgefahren waren. Andreas Engel bescheinigt, dass „die Landeklappen absolut trimmfrei wirken. Die Maschine nimmt lediglich das Leitwerk hoch, wird langsamer und macht einen noch eigenstabileren Eindruck. Die Verwendung des NACA 2415 verhilft der Maschine zu ihren gutmütigen Eigenschaften.“ Bei einem Scale-Modell beginnt erst nach dem Rohbau die wichtigste Phase: eine authentische Lackierung und Alterung der Oberfläche An Andreas Engels Maschine wurden die Auspuffrohre durch Säure gealtert. Wesentlich weniger Arbeit als in Airbrushtechnik, aber keinesfalls schlechter. Die Glaubhaftigkeit dieser Technik ist hervorragend. FMT 4 07 Bis auf den Kerzenstecker liegt der Motor komplett unter der Haube 106 Im völlig ausgefahrenen Zustand der Landeklappen erfolgt die Ruderaufhängung spaltlos. Ein gut gemachtes und wichtiges Detail, dass wesentlich Die „Noseart“ wurde in Airbrushtechnik ausgeführt zur Erscheinung am Boden beiträgt. – einfach Meisterklasse! Geschunden und gemartert, so soll ein Warbird aussehen. In diesem Zustand dürfte die Maschine allerdings noch nicht lang im Einsatz gewesen sein. Innerhalb kürzester Zeit mit Feindberührung waren die Maschinen um ein Vielfaches gealtert. Eine gut gestaltete Mustang ist aus jeder Perspektive doch ein Klasse Anblick, oder? Das sind Details von denen ein Warbird lebt Das über Engel Modellbau und Technik erhältliche abgestimmte HAWE-Fahrwerk passt optimal in die Konstruktion FMT 4 07 Im Fluge ist die Engel-Mustang kaum vom Original zu unterscheiden – einfach stark! 107 motorflug Mit voll gesetzten Klappen schwebt die P-51 zur Landung ein Technische Daten P-51 Mustang Spannweite: 2.540 mm Länge: 2.180 mm Tragflächeninhalt: 118 dm² Höhenleitwerksinhalt: 20,25 dm² Profil: NACA 2412 mod. Gewicht: ab 16 kg (Vorführmodell 18,5 kg trocken) Flächenbelastung: 136 – 165 g/dm² Motor: 62 – 100 cm³ Ausrüstung Vorführmodell: Motor: 3W 75i TS mit MTW TD 110K Schalldämpfer und 26×12 Super Silence Propeller von Engel Zündakku: 5 Zellen Panasonic 2.500 mAh Mignon über Zünd- und Universalschalter von Engel FMT 4 07 Servos: 7×Futaba 9206 (QR, HR, SR, LK) 2×Graupner DS 368 (Gas und Ezfw) 2×Hitec HS-645MG (Fahrwerkstüren) 2×Graupner C 261 (Drop Tanks) Empfänger: Futaba R-149 DP Empfängerstromversorgung: 2×5 Zellen GP 2.300, 4/5 C Akku- u. Servomanegement: Engel PMS plus Einziehfahrwerk: HAWE, speziell für Engel Mustang mit Dubro Light Wheels 152 mm Fahrwerkssteuerung: Engel Motion Control Doorsequenzer Bezug: Engel Modellbau & Technik, Ebershäuser Weg 24, 37139 Adelebsen-Güntersen, Tel.: 05502 3142, Internet: www.engelmt.de Preis: 1.495,- Euro 108 Ein Vergleich Erst einige Tage später konnte ich die Maschine von Marco Ludorf beobachten. Bei Top-Wetter mit wenig Wind, der gerade über die Bahn kam, konnte ich sein Flugzeug beobachten. Mit gesetzten Klappen lässt sich die Maschine anscheinend kinderleicht zum Aufsetzpunkt dirigieren. Das HAWE- Fahrwerk nimmt mit seinen 152-mm-Dubro-Rädern die Landestöße weich auf. Sein Modell ist wie geleckt gefinisht. Man sieht, dass Marco Ludorf aus der Kunstflugszene kommt – alles ist blitzsauber und steril exakt lackiert, zu sauber für einen frontgepeitschten Warbird. Hier soll noch eine helfende Hand für das nötige Patina sorgen. Erstaunlich früh lässt sich die Mustang ohne Klappenausschlag von der Piste abheben Bei beiden Modellen fällt grundsätzlich die homogene Oberfläche auf. Schaut man sich die Originale an, fällt sogleich, auch bei werksneuen Maschinen, die wellige Oberfläche auf. Sicher ist es schwierig an einem solchen Modell das richtige Maß dieser „Oberflächenfehler“ darzustellen, zumal es hierzu auch sehr unterschiedliche Ansichten gibt. Für meinen Geschmack ist die Oberfläche der Engel-Mustang zu glatt. Der Rumpf verfügt über eine passende Nietenoptik, die Fläche könnte etwas rauer sein. Die Lackierung von Andreas Engels Maschine besteht im alufarbenen Bereich aus sechs verschiedenen Silbertönen, die aus unterschiedlichen Winkeln lackiert wurde. Hierdurch wirken die Beplankungsfelder sehr authentisch. Marco Ludorf hat bei seiner Maschine im Gegensatz zu Andreas Engel keine gezielte Luftführung verbaut. In der Luft entstehen keine Probleme, der Luftstrom reicht zur vollständigen Kühlung. Am Boden allerdings setzt die Strahlungshitze von Krümmer und Dämpfer der Zelle mächtig zu. Marco Ludorf setzt nach dem Flug ein Gebläse ein, das für kräftigen Zug im Modell sorgt. Nach vier bis fünf Minuten ist die Temperatur so weit abgesunken, dass keine Gefahr für Laminat und Kabel besteht. Andraes Engel hat in seiner Bauanleitung Zeichnungen, in der eine gezielte Luftführung dargestellt wird. Als Fazit ist festzuhalten: ein besonders gutes Modell eines der berühmtesten Vorbilder der Fliegerei. Kein Modell der Jedermannklasse, sondern ein Premiumprodukt für Modellflieger, die etwas Besonderes suchen.