Testbericht aus FMT

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Testbericht aus FMT
motorflug
Ist es die große geblasene Kabinenhaube mit ihrem eleganten Rumpfrücken-Seitenleitwerks-Übergang?
Das markante Seitenleitwerk oder
der mächtige Ölkühler? Vielleicht
ist es die Tragflächengeometrie, die
das unnachahmliche Design prägt?
Kurzum – es passt alles zueinander. Ein schönes Flugzeug, da gibt
es keinen Zweifel. Gut gemachte
Modelle von eleganten Originalen
geben Spitzenmodelle, nach denen
sich jeder umsieht. Neudeutsch
„Eyecatcher“, die jedem in Erinnerung bleiben.
Es gab einige Mustang-Nachbauten in den letzten Jahren. Die
von Fiber Classics darf hier nicht
unerwähnt bleiben. Sie war und ist
ein Parameter für gelungene Oberflächengestaltung. Zu ihrer Zeit gab
es kaum ein besseres Modell der
P-51, was die Authentizität der
Blechimitation an Serienmodellen
anging. Dennoch gab es die Wünsche einiger Modellflieger, die nach
einem robusteren, alltagstauglichen
Modell in dieser Modellgröße suchten. Im Anforderungsprofil wurde
nach einer festen, druckstabilen
Tragfläche mit verlässlich stabil verklebter Nase gesucht, einer guten
Zugänglichkeit der Hauptkomponenten und hoher Wartungsfreundlichkeit. Ein Alltags-Warbird eben.
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Was lange währt ...
Andreas Engel hat vor Jahren ein
richtungweisendes Hochwertmodell
in sein Programm aufgenommen.
Die von Arnim Morgenweck konstruierte Dornier Do 335 Ameisenbär wurde in Serie gefertigt. Ohne
jeden Zweifel gehört das Modell
zu den Meilensteinen an Modellkonstruktionen der letzten Jahre.
Dieses Modell gesellte sich ohne
Hemmnisse, pilotiert durch Arnim
Morgenweck, sofort zu der Gruppe
der Legendary-Fighters. Das ist eine
Gruppe von Modellfliegern, die
Nachbauten von Weltkrieg-II-Maschinen auf größeren Flugtagen zum
Teil filmreif präsentiert. Das Niveau
der Maschinen ist extrem hoch. Die
Präsenz auf Flugtagen während der
Hochsaison ist dicht gepackt. Viele
Auftritte fordern eine hohe Verlässlichkeit des Materials.
Andreas Engel ist ebenfalls Mitglied dieser Gruppe. Schon im Jahr
2000 nahm er die Forderung einer
Neukonstruktion einer P-51 an. Von
Anfang an plante Andreas Engel die
Produktion der Maschine in Göttingen. Teil seiner Firmenphilosophie
ist die Erhaltung von Arbeitsplätzen
in Deutschland, doch durch die guten Erfahrung mit seinem Geschäftspartner in Tschechien wurde die
Herstellung des Urmodells dennoch
dort vorgenommen.
Der sichtlich stolze Konstrukteur
der Mustang P- 51. Andreas
Engel verfügt über die Zähigkeit komplexe Maschinen über Jahre reifen zu
lassen, um ein vollkommen zu Ende gedachtes
Modell vorzustellen.
Insgesamt erforderte der Bausatz die Herstellung eines 25teiligen Formensatzes. Bis zum
Sommer 2006 wurden die ersten
zehn Bausätze bei Engel gefer-
tigt und ausgeliefert.
Der Aufbau aller Bau-gruppen in den Formen beginnt solide
mit gespritztem Vorgelat. Hier-
nach erfolgt das Laminat und die
Verwendung von Herex als Stützstoff. Durch den Aufbau in Vakuum
werden Lufteinschlüsse weitgehend
vermieden. Wo es notwendig ist,
beispielsweise im Holmbereich, werden CFK-Verstärkungen eingesetzt.
Vor dem Schließen der Formen erfolgt das Einsetzen der CAD-gefrästen Holme und Rippen.
Der Rumpfaufbau erfolgt ebenfalls in Sandwichtechnik, unter Verwendung von Styropor als Stützstoff. Im Motorbereich wird eine
Kevlarverstärkung eingebracht. Der
Eindruck bei Sichtung der
Baugruppen ist absolut
überzeugend. Nur
wenige Hersteller
bieten Modellbau
dieser Qualitätsstufe. Andreas Engel empfiehlt für die
Die Radschächte
sind bereits in der
Form laminiert
Einblick in die geöffnete Tragflächenform:
auf das in Vakuumtechnik gelegte
Laminat werden im
weiteren Aufbau
CFK-Verstärkungen
gesetzt. Hierauf
erfolgt dann der
innere Aufbau mit Rippen und Holmen.
Kleinteilesatz:
alle Komponenten
werden im Hause
Engel direkt zusammengestellt und
ggf. gefräst – hierdurch ist die Qualitätskontrolle optimal
gewährleistet
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Im Jahre 2001 war der erste, in
Holz gefertigte Urmodell-Prototyp
fertig. Es vergingen drei Jahre bis zur
geplanten ersten Präsentation, die
2004 in Sinsheim anstand. Leider
verlor man die erste GFK-Maschine,
da sie auf der Überführung nach
Sinsheim bei einem Autounfall weitestgehend zerstört wurde. Dennoch
sahen einige Interessierte Fragmente
des Modells. Die Berichte über die
„sagenhafte Qualität“ machten das
Modell zum Erlkönig der Szene.
Es vergingen noch annähernd
zwei Jahre bis zum wirklichen Einsatz. Wie zäh und überzeugt muss
man sein, um eine derartig lange
Entwicklungsphase durchzustehen?
Engel Modellbau und Technik ist
dafür bekannt, keine halben Sachen
zu machen – ganze Sachen brauchen eben Zeit!
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motorflug
Befeuerung seines Boliden einen
3W 75 TS. Der erste fliegende Prototyp hat ein Trockengewicht von
19,2 kg – da erscheint diese Motorisierung eher schwach, durch die
aerodynamische Güte der Maschine
ist sie aber als perfekt einzustufen.
In der Serie ist dann mit einem Gewicht von ca. 18 kg zu rechnen.
Fliegt wie das Vorbild
Die Maschine sieht nicht nur scale
aus, sie fliegt auch so. Andreas Engel
zeigte bei seiner Vorführung die
gutmütigen Eigenschaften seines
Baumusters.
Gefühlsmäßig früh hebt die
Mustang aus der Zweipunktlage
ab. Signifikant für Maschinen mit
zeitverzögertem Einfahren der beiden Fahrwerksbeine ist ein kurzes
Aufschaukeln um die Hochachse.
Sind die Beine erst einmal drinnen,
fängt die Mustang an zu laufen.
Der 3W 75 wird wirkungsvoll
durch den MTW-Dämpfer auf ein
angenehmes Klangbild geräuschreduziert. Es ist während des Fluges ein leichtes Pfeifen zu hören.
Dieses Pfeifen hört man bei vielen
Mustangs, so sie denn leise genug
gedämpft werden.
Andreas Engel kommt aus der
Scale-Szene. Dort achtet man auf authentische Demonstration der Fluggeräte. Die Bewegung der Modelle
sollte möglichst nah am Original
liegen. Die Modelle haben hier subjektiv die gleiche maßstäbliche Geschwindigkeit wie die großen Vorbil-
der. Man kann die Engel-Maschine
senkrecht hochziehen. Man spürt
aber deutlich, dass das Modell langsamer wird, senkrechte unbegrenzte
Steigflüge sind nicht möglich. Das
dürfte das Modell nicht, denn die
großen können es auch nicht.
Langsam dreht sich die Mustang
auf den Rücken, um in den Abschwung überzugehen. Sowohl die
Rollrate als auch der Abfangradius
passen optimal zur Größe der Maschine. Hier ist perfekt abgestimmt
worden. Ein Top-Modell!
Überraschend gutmütig wirken
die Landeeigenschaften. Das Modell
wurde diagonal zum Platz angeflo-
gen und in Dreipunktlage aufgesetzt. Erst im Ausrollen der Maschine fiel mir auf, dass die Flaps nicht
ausgefahren waren. Andreas Engel
bescheinigt, dass „die Landeklappen
absolut trimmfrei wirken. Die Maschine nimmt lediglich das Leitwerk
hoch, wird langsamer und macht einen noch eigenstabileren Eindruck.
Die Verwendung des NACA 2415
verhilft der Maschine zu ihren gutmütigen Eigenschaften.“
Bei einem Scale-Modell beginnt erst nach dem Rohbau die wichtigste Phase:
eine authentische Lackierung und Alterung der Oberfläche
An Andreas Engels Maschine
wurden die Auspuffrohre durch
Säure gealtert. Wesentlich
weniger Arbeit als in Airbrushtechnik, aber keinesfalls
schlechter. Die Glaubhaftigkeit dieser Technik ist hervorragend.
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Bis auf den Kerzenstecker
liegt der Motor
komplett unter der Haube
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Im völlig ausgefahrenen Zustand der Landeklappen
erfolgt die Ruderaufhängung spaltlos. Ein gut
gemachtes und wichtiges Detail, dass wesentlich
Die „Noseart“ wurde in Airbrushtechnik ausgeführt
zur Erscheinung am Boden beiträgt.
– einfach Meisterklasse!
Geschunden und gemartert, so soll ein Warbird aussehen.
In diesem Zustand dürfte die Maschine allerdings noch nicht lang im
Einsatz gewesen sein. Innerhalb kürzester Zeit mit Feindberührung waren die Maschinen um ein Vielfaches gealtert.
Eine gut gestaltete
Mustang ist aus jeder
Perspektive doch ein
Klasse Anblick, oder?
Das sind Details von denen ein Warbird lebt
Das über Engel Modellbau und Technik erhältliche abgestimmte
HAWE-Fahrwerk passt optimal in die Konstruktion
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Im Fluge ist die Engel-Mustang
kaum vom Original zu
unterscheiden – einfach stark!
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Mit voll gesetzten Klappen schwebt die P-51
zur Landung ein
Technische Daten P-51 Mustang
Spannweite: 2.540 mm
Länge: 2.180 mm
Tragflächeninhalt: 118 dm²
Höhenleitwerksinhalt: 20,25 dm²
Profil: NACA 2412 mod.
Gewicht: ab 16 kg (Vorführmodell 18,5 kg trocken)
Flächenbelastung: 136 – 165 g/dm²
Motor: 62 – 100 cm³
Ausrüstung Vorführmodell:
Motor: 3W 75i TS mit MTW TD 110K Schalldämpfer und
26×12 Super Silence Propeller von Engel
Zündakku: 5 Zellen Panasonic 2.500 mAh Mignon
über Zünd- und Universalschalter von Engel
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Servos: 7×Futaba 9206 (QR, HR, SR, LK)
2×Graupner DS 368 (Gas und Ezfw)
2×Hitec HS-645MG (Fahrwerkstüren)
2×Graupner C 261 (Drop Tanks)
Empfänger: Futaba R-149 DP
Empfängerstromversorgung: 2×5 Zellen GP 2.300, 4/5 C
Akku- u. Servomanegement: Engel PMS plus
Einziehfahrwerk: HAWE, speziell für
Engel Mustang mit Dubro Light Wheels 152 mm
Fahrwerkssteuerung:
Engel Motion Control Doorsequenzer
Bezug: Engel Modellbau & Technik, Ebershäuser Weg 24,
37139 Adelebsen-Güntersen, Tel.: 05502 3142,
Internet: www.engelmt.de
Preis: 1.495,- Euro
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Ein Vergleich
Erst einige Tage später konnte ich
die Maschine von Marco Ludorf
beobachten. Bei Top-Wetter mit
wenig Wind, der gerade über die
Bahn kam, konnte ich sein Flugzeug
beobachten. Mit gesetzten Klappen
lässt sich die Maschine anscheinend
kinderleicht zum Aufsetzpunkt dirigieren. Das HAWE- Fahrwerk nimmt
mit seinen 152-mm-Dubro-Rädern
die Landestöße weich auf.
Sein Modell ist wie geleckt gefinisht. Man sieht, dass Marco Ludorf
aus der Kunstflugszene kommt – alles ist blitzsauber und steril exakt
lackiert, zu sauber für einen frontgepeitschten Warbird. Hier soll noch
eine helfende Hand für das nötige
Patina sorgen.
Erstaunlich früh lässt sich die Mustang ohne Klappenausschlag
von der Piste abheben
Bei beiden Modellen fällt grundsätzlich die homogene Oberfläche
auf. Schaut man sich die Originale
an, fällt sogleich, auch bei werksneuen Maschinen, die wellige Oberfläche auf. Sicher ist es schwierig an
einem solchen Modell das richtige
Maß dieser „Oberflächenfehler“
darzustellen, zumal es hierzu auch
sehr unterschiedliche Ansichten
gibt. Für meinen Geschmack ist die
Oberfläche der Engel-Mustang zu
glatt. Der Rumpf verfügt über eine
passende Nietenoptik, die Fläche
könnte etwas rauer sein.
Die Lackierung von Andreas
Engels Maschine besteht im
alufarbenen Bereich aus sechs verschiedenen Silbertönen, die aus unterschiedlichen Winkeln lackiert
wurde. Hierdurch wirken die Beplankungsfelder sehr authentisch.
Marco Ludorf hat bei seiner Maschine im Gegensatz zu Andreas
Engel keine gezielte Luftführung
verbaut. In der Luft entstehen keine
Probleme, der Luftstrom reicht zur
vollständigen Kühlung. Am Boden
allerdings setzt die Strahlungshitze
von Krümmer und Dämpfer der Zelle mächtig zu. Marco Ludorf setzt
nach dem Flug ein Gebläse ein, das
für kräftigen Zug im Modell sorgt.
Nach vier bis fünf Minuten ist die
Temperatur so weit abgesunken,
dass keine Gefahr für Laminat und
Kabel besteht.
Andraes Engel hat in seiner
Bauanleitung Zeichnungen, in der
eine gezielte Luftführung dargestellt wird.
Als Fazit ist festzuhalten: ein besonders gutes Modell eines der berühmtesten Vorbilder der Fliegerei.
Kein Modell der Jedermannklasse,
sondern ein Premiumprodukt für
Modellflieger, die etwas Besonderes suchen.

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