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Literature News Exklusiver Vorabdruck - Teil 3b: einer schroffen Direktheit und dies buchstäblich „ohne Rück- Arthur Jones sicht auf Verluste“. Seine Untersuchungsergebnisse kollidierten teilweise frontal mit den Interessen der damaligen (und wahrscheinlich auch der heutigen) Fitness- und Nahrungs- Vergessen? Unterschlagen? Oder was? Vielleicht – so vermute ich – liegt es ganz einfach an der Sprache. Jones schrieb amerikanisches Englisch. Selbst Seit Längerem beschäftigt mich ein Phänomen, das ich auf Untersuchung verdient. Es ist das Phänomen der ignorierten Urheberschaft. Im Englischen gibt es die Bezeichnung des „man behind the scene“, also eine Person oder Persönlichkeit im Hintergrund, die aber bestimmend dafür ist oder war, was heute auf der „Bühne“ läuft. Wir finden diese Hintergrundfigur fast überall: in der Literatur, in der Wissenschaft, in der Kunst, in der Technik, in der Medizin und so weiter. In meinem Fachgebiet, dem Krafttraining, ist dies Arthur Jones (1926-2007). Heute werden zu „H.I.T.“ (High Intensity Training“), „VorErmüdungs-Techniken“, „Ausbelastung“ und „Exzentrisches Training“ zunehmend wissenschaftliche Artikel und Bücher publiziert. Und wie es sich gehört, folgt jedem Text eine Bibliografie mit den Namen jener, die zum Thema schon mal etwas geschrieben haben. Interessanterweise wird der Urheber dieser Techniken nicht genannt, sondern zeitgenössische Wissenschaftskollegen. Und dies natürlich immer wieder untereinander wechselseitig. So gleicht sich das Ganze aus und jeder Autor bekommt die für eine Professur ach so wichtige Anzahl „Quotations“. Der heutige Wissenschaftsbetrieb ist zu einem „Schreib’ oder Stirb’-Zirkus“ verkommen. Dass dies allgemein bekannt ist, macht die Sache nicht besser. Zumindest sollten jedoch Quellen nicht unterschlagen werden, auch wenn sie aus einer Zeit rühren, in der es noch kein Internet gab und die Texte eben – wie früher üblich – aus der Bibliothek beschafft werden müssen. Newton soll gesagt haben, dass er (als Wissenschaftler) lediglich auf den Schul- Ich habe mich gefragt, woran diese ignorierte Urheberschaft im Falle von Arthur Jones sonst noch liegen mag? Copyright - Übersetzung und Fotos: Werner Kieser mehreren Fachgebieten beobachte und das eine genauere zusatzindustrie. wer Englisch leidlich beherrscht, liest lieber in der Mutter- Werner Kieser sprache, insbesondere anspruchsvolle Texte, die einen und fachlichen Begriffsapparat voraussetzen. Arthur Jones war Eigentümer der Kieser Training mein wichtigster beruflicher Mentor. Und nicht nur meiner. AG, s ow i e Fr a n c h i s e g e b e r Seine „Schüler“ bilden eine lange Namensliste; doch sind der internationalen Studiokette sie alle im englischen Sprachraum angesiedelt. Ich habe gleichen Namens. Er ist mich deshalb entschlossen, Jones Schriften ins Deutsche D iplo mtra in e r, U nte r n e hm e r, zu übersetzen und zu publizieren. Das bin ich den an den studier ter Philosoph ( MA ) Grundlagen ihrer Aktivitäten ernsthaft interessierten Mitglie- und Autor von acht Büchern zum Thema Krafttraining dern der Kraftgemeinde, aber auch Arthur Jones, schuldig. (19 4 0 ) ist Gründer und Franchising. Er war von 1980-1990 europäischer Generalvertreter der Firma NAUTILUS. Nach dem Verkauf von NAUTILUS USA übernahm er die Vertretung von Arthur Jones neuer Firma MedX. Nach dem Verkauf von MedX und dem Ausscheiden von A. Jones erwarb er die Produktionsund Vertriebsrechte für die patentierte MedX Technologie. Ich werde einige von Jones’ Artikeln publizieren. Je nach Reaktion der Leser werde ich entscheiden, ob aus den über hundert vorliegenden Artikeln, bzw. Kapiteln, ein Buch werden soll. Über Zuschriften an Fitness Tribune oder auf meinen Blog unter www.kieser-training.com freue ich mich. Jones’ Werk lässt sich in vier grosse Gruppen aufteilen: Die tern von Riesen stehe, also seinen Vorgängern. Eine solche beiden Bulletins I und II; die Publikationen in der Kraftsport- Bescheidenheit ist etwas aus der Mode gekommen. Schade zeitschrift IRON MAN, die Publikationen im Athletic Journal aber ist auch, dass die apodiktischen und zum Teil durchaus und schliesslich sein Schlusswerk „My First Half-Century hemdsärmligen Aussagen Jones an Kraft und Charme ver- in the Iron Game“ (Mein erstes halbes Jahrhundert in der lieren, wenn sie akademisch „frisiert“ daherkommen. Nicht Welt des Eisens). Bei jedem Artikel werde ich die Quelle zuletzt ist auch der ökonomisch-historische Hintergrund angeben. interessant, wirft er doch ein Licht auf die Verknüpfung der Fitness-Bewegung mit handfesten wirtschaftlichen Motiven. In diesem Zusammenhang bieten Jones’ Reaktionen auf die damaligen Nautilus-Plagiatoren – vor allem Universal, Cybex und David – Anschauungsmaterial. Jones war von Hier folgend nun Teil 3 der ersten Publikation aus dem IRON MAN, der damals einzigen unabhängigen Kraftsportzeitschrift. Werner Kieser Iron Man Aug.-Sept. 1973 p. 34 The Colorado Experiment Nachdem Erscheinen des Berichts über das “Colorado Experiment” in der Zeitschrift Iron Man herrschte erst einmal Sprachlosigkeit in der Welt der übrigen amerikanischen Kraftsportzeitschriften. Die dominierenden Figuren in der Bodybuildingszene waren die Brüder Joe und Ben Weider. Arthur Jones stand mit seiner Lehre in diametralem Widerspruch zu den von den Weider Brüdern postulierten Mehrsatztrainings. Der Weider Konzern lebte vom Verkauf von Proteinkonzentraten und anderen „Supplementen“. Jones behauptete, dass für den Muskelaufbau überhaupt kein zusätzliches Eiweiss und keine erhöhte Kalorienzufuhr notwendig seien. Dies zu beweisen, war eines seiner Motive für das „Colorado Experiment“. Ein weiteres Motiv bestand natürlich darin, die Effizienz der Nautilus Maschinen zu demonstrieren. Probanden des Experiments waren Jones selbst und Casey Viator, ein erfolgreicher Bodybuilder, dessen Muskelmasse sich nach einem längeren Ausfall von Training und Wettkampf beträchtlich zurückgebildet hatte. Diese Ausgangssituation war ideal, weil bekanntlich der Wiedergewinn einmal da gewesener Muskelmasse beschleunigt vor sich geht und so das Experiment im „Zeitraffer“ realisiert werden konnte. Interessant ist auch, dass die von Jones vor nunmehr 40 Jahren aufgeführten Bedingungen für ein produktives Training von keiner danach erschienenen Fitnessmode – von Aerobic über Pilates bis Zumba – auch nur annähernd erfüllt werden. Nehmen wir Jones Prämissen als richtungweisend, hat sich die Fitnesswelt nicht entwickelt, sondern rückwärts bewegt, bis vor den Erkenntnisstand von 1972. Die Branche hätte sich demnach lediglich quantitativ, nicht aber kognitiv entwickelt. Wenn Sie Fragen zu diesem Artikel haben, stellen Sie diese an die Fitness Tribune oder direkt in meinem Blog auf der Website www. kieser-training.com. (Die Protokolle eines jeden Trainings des Colorado-Experiments liegen mir lückenlos vor.) 42 Fitness Tribune 139 Werner Kieser Literature News Das Colorado-Experiment Dies ist ein kurzer und vorläufiger Bericht über ein Experiment an der Universität von Colorado vom Mai 1973. Ein detaillierter, umfangreicher Bericht unter dem Titel „Progressives Training“ wurde 1974 veröffentlicht. ORT: Abteilung für Leibeserziehung, Universität von Colorado, Fort Collins, Colorado. SUPERVISION: Dr. Eliot Plese, Direktor des Laboratoriums für Trainingsphysiologie, Universität von Colorado. DATUM: 1. Mai 1973 bis 29. Mai 1973 für den einen Probanden (Casey Viator), Zeitraum 28 Tage; und bis 23. Mai 1973 für den zweiten Probanden (Arthur Jones), Zeitraum 22 Tage. MAGERMASSE UND FETTGEHALT beider Probanden wurde mit dem WHOLE BODY Counter, unter der Supervision von Prof. Dr. James E. Johnson, Abteilung für Radiologie und Strahlenbiologie der Universität von Colorado, gemessen. ZWECK DES EXPERIMENTS IST: Erstens die Prüfung der Aussage des Autors, dass der Muskelzuwachs korreliert mit der Intensität des Trainings. Kraft und Muskelmasse werden erhöht durch sehr kurze und nicht häufige Trainings erzielt, vorausgesetzt, die Intensität ist hoch genug. Zweitens ist der Autor überzeugt, dass häufiges Training weder notwendig noch wünschenswert ist. Im Gegenteil: Eine hohe Trainingsfrequenz führt zu einer Verschlechterung der Resultate. Die vollständige Bewegung (full range) ist dann gegeben, wenn der involvierte Körperteil über das ganze Bewegungsausmass gleichbleibendem Widerstand ausgesetzt ist; von der vollständig gedehnten Ausgangsposition bis in die vollständige Kontraktion. Drehbewegung ist unabdingbare Voraussetzung für eine vollständige Bewegung, weil Muskelkontraktionen stets Drehbewegungen der Knochen um eine Gelenkachse bewirken. Automatisch variierender Widerstand ist eine absolute Bedingung für hochintensives Training (H.I.T.), weil die Kraft der Muskeln in den unterschiedlichen Gelenkwinkeln variiert. Direkter Widerstand ist ebenfalls notwendig, um die Beschränkung durch zwischengeschaltete schwächere Strukturen aufzuheben. Konventionelle Übungen erfüllen keine dieser Bedingungen. Als Resultat werden die Muskeln nicht über das ganze Bewegungsausmass trainiert, der Widerstand ist limitiert durch die schwächste Winkelstellung während der Bewegung; die Beweglichkeit wird wenig oder gar nicht verändert, weil weder in der gedehnten noch in der kontrahierten Position Widerstand vorhanden ist. Um die oben aufgeführten Bedingungen zu erfüllen, wurden in diesem Experiment ausschliesslich Nautilus Maschinen verwendet. Zur Klarstellung: Beide Versuchspersonen verfügen über ein überdurchschnittliches Potenzial. Es wir nicht unterstellt, dass Personen mit durchschnittlichem oder unterdurchschnittlichem Potenzial die selben Resultate erzielen. Drittens ist der Autor überzeugt, dass der „negative“ (exzentrische) Übungsanteil den wichtigsten Faktor zur Erhöhung von Kraft und Muskelmasse darstellt. Viertens ist der Autor der Überzeugung, dass dazu keine Sonderdiät notwendig ist, vorausgesetzt, die Ernährung ist vernünftig und ausgewogen. Fünftens ist der Autor überzeugt, dass keine Wachstumsdrogen (Steroide) nötig sind. Im Gegenteil: Doppelte Blindversuche haben gezeigt, dass die Anwendung solcher Medikamente stark kontraindiziert ist. Sechstens ist der Autor der Überzeugung, dass maximales Kraft-Muskelmassewachstum ausschliesslich mit vollständigen Bewegungen über das ganze Bewegungsausmass („full range“), in Kreisform und mit automatisch variierendem Widerstand erzielt wird. RESULTATE: Erste Versuchsperson Casey Viator 28 Tage Gewichtszunahme 20.58 kg Fettverlust 8.15 kg Muskelmassezuwachs 28.73 kg Zweite Versuchsperson Arthur Jones Tage Gewichtszunahme 6.19 kg Fettverlust 0.82 kg Muskelmassezuwachs 7.01 kg Casey Viator hat über mehrere Jahre regelmässig mit Hanteln und konventionellen Geräten trainiert. Im Juni 1970 wurde er Dritter beim Mr. America Wettbewerb. Danach trainierte er mit Hanteln und Nautilus-Maschinen und gewann im Juni 1971 den Titel des Mr. America. Von September 1971 bis September 1972 trainierte er hauptsächlich mit NautilusMaschinen, in beschränktem Ausmass mit der Langhantel, vor allem für die Kniebeuge. (Es gab zu jenem Zeitpunkt noch keine Nautilus Beinpresse.) Ab September 1972 bis 23. Dezember 1972 trainierte er ausschliesslich an NautilusMaschinen und führte alle Übungen ausschliesslich in exzentrischer Weise durch. Am Ende dieser Periode wog er 91 kg. Im Januar 1973 verunfallte er und verlor einen Teil eines Fingers. Aufgrund einer allergischen Reaktion auf die Tetanusspritze war er dem Tod nahe. Vier Monate trainierte er überhaupt nicht. Während dieser Zeit verlor er 15.2 kg, wovon jedoch über 8 kg direkt auf den Unfall und die fast tödliche Spritze zurückzuführen sind. So war sein realer Verlust mangels Trainings in den vier Monaten lediglich 6.76 kg – weniger als 450 g pro Woche. Die zweite Versuchsperson (Arthur Jones) trainierte unregelmässig während 34 Jahren und erreichte vor 19 Jahren ein Körpergewicht von 93 kg. Für etwa 4 Jahre, bis November 1972, trainierte der Autor überhaupt nicht; danach jedoch regelmässig während sechs Wochen ebenfalls ausschliesslich nach der exzentrischen Methode. Ab Januar 1973 bis zum Start des ColoradoExperiments hat er nicht mehr trainiert. Beide Versuchspersonen haben erwiesenermassen das Potenzial für überdurchschnittliche Muskelmasse und beide haben in dem Experiment ihre zu einem früheren Zeitpunkt vorhandene Muskelmasse wieder aufgebaut. Arthur Allen Jones, 1926-2007 Fortsetzung Seite 44 Fitness Tribune 13943 Literature News Hochintensives Training ist nicht leicht. Die Trainings sind zwangsläufig kurz. Doch besteht bei den meisten Trainierenden eine scheinbar natürliche Hemmung, sich vollständig zu verausgaben. Meistens wird die Übung vor dem vollständigen Versagen beendet. Beim Versuch, die reduzierte Intensität zu kompensieren, werden zusätzliche Übungen ausgeführt. Aber auch noch so viele zusätzliche Übungen können fehlende Intensität nicht kompensieren. Im Gegenteil: im Extremfall verhindert der vergrösserte Trainingsumfang die weitere Entwicklung, weil die Erholungskapazität damit reduziert wird. Wie eingangs erläutert, behauptet der Autor, dass umfangreiche Kraf t-Muskelmasse Gewinne mit hoch intensivem Training schnell zu erreichen sind. Es war der Zweck dieses Experiments, diese Behauptung in Theorie und Praxis zu verifizieren. In Sportkreisen ist mittlerweile bekannt, dass zusätzliches Krafttraining von Vorteil für die ausgeübte Sportart sein kann. Doch in der Praxis wird oft „mehr“ mit „besser“ gleichgesetzt; ein Denkfehler, der bessere Resultate verhindert. Viele Trainer verzichten auf das Krafttraining, weil sie „keine Zeit“ hätten. In Wirklichkeit ist nur ein geringer Zeitaufwand notwendig, vorausgesetzt, es wird hoch intensiv und korrekt trainiert. Die Lösung besteht aber nicht darin, die „richtigen“ Geräte zu benutzen. Gute Resultate können mit Hanteln und konventionellen Geräten, die konzentrisches und exzentrisches Training ermöglichen, erzielt werden. Auch die Überlegenheit der Nautilus Maschinen geht weitgehend verloren, wenn sie nicht richtig benutzt werden. Nautilus Maschinen ermöglichen einfach eine Intensität, die mit anderen Geräten nicht erreicht werden kann. eine Ruhephase von ca. 48 Stunden. Die totale Trainingszeit (vom Start des Trainings bis zu dessen Ende) betrug genau 298 Minuten, somit durchschnittlich 24.8 Minuten pro Training. Es wurden total 122 Sätze ausgeführt, 54 davon in exzentrischer Weise („negative only“). 14 Sätze wurden exzentrisch akzentuiert (negative accentuated) ausgeführt. 54 Sätze wurden normal, konzentrisch-exzentrisch, ausgeführt. „ E X ZEN T R I SC H “ b e d e u tet, d a s s d a s Gewicht lediglich gesenkt wird. „Exzentrisch akzentuiert“ bedeutet, dass das Gewicht mit beiden Armen (oder Beinen) gehoben, jedoch mit einem Arm (oder Bein) gesenkt wird. „Normal“ bedeutet, dass das Gewicht mit beiden Armen (oder Beinen) gehoben und gesenkt wird. Es wurde in fast allen Trainings nur ein „Satz“ von jeder Übung ausgeführt. Wenn von einer Übung zwei Sätze ausgeführt wurden, wurden diese nie hintereinander ausgeführt, sondern an unterschiedlichen Stellen des Trainings. Zum Beispiel wurde die Übung Barrenstütz [Dipping] manchmal für verschiedene Zwecke ausgeführt. Indem diese Übung unmittelbar nach einer isolierten Trizepsübung eingesetzt wird, kann der Trizeps mit Unterstützung des Brustmuskels noch weiter erschöpft werden. An einer anderen Stelle des Trainings wird die Übung Barrenstütz unmittelbar nach einer isolierten Brust- übung eingesetzt und so der Brustmuskel mithilfe des Trizeps noch weiter erschöpft. Was sich eben etwas kompliziert anhört, ist in der Praxis sehr einfach, wie das folgende Beispiel zeigt. Wenn der Trizeps mit einer Eingelenk-Übung isoliert und direktem Widerstand ausgesetzt ist, kann er mit einer nachfolgenden Mehrgelenk-Übung gezwungen werden, sich noch mehr zu erschöpfen. Aber die zweite Übung muss den Trizeps involvieren. Oder: Wir trainierten zuerst den Grossen Brustmuskel mit einer direkten Übung, bis er versagte. Unmittelbar danach führten wir eine Barrenstützübung mit variablem Widerstand durch. Diese zweite Übung ermöglicht es, den Brustmuskel mithilfe des Trizeps über den Punkt der normalen Ermüdung hinaus weiter zu erschöpfen. Aber im Allgemeinen führten wir von jeder Übung nur einen Satz aus. Der Trainingsgewinn des Autors lautet wie folgt: Durchschnittlich 58 Gramm pro Training, 1.4 kg pro Trainingsstunde. Der andere, wesentlich jüngere, Proband hatte erheblich grössere Gewinne erzielt. Während 28 Tagen, als Resultat von total 14 Trainings und einer totalen Trainingszeit von 7 Stunden und 50.5 Minuten, im Durchschnitt 33.6 Minuten pro Training, erzielte er: Muskelzuwachs pro Training 2 kg; 167 Gramm pro Training bzw. 16 Gramm pro Mi t d e m C olorado -E x p e r im e nt w u rd e gezeigt: Korrektes Training produziert eine rasche und gleichmässige Entwicklung der Kraft und der Muskelmasse. So gewann Viator in den ersten 14 Tagen 13.15 kg; während den folgenden drei Tagen 1.49 kg, somit durchschnittlich 86 Gramm täglich. Es ist klar, dass diese Zuwachsrate sich gegen Ende des Experiments verlangsamte. Aber es ist eben so klar, dass das Wachstum ziemlich gleichmässig stattfand. Im Falle des Autors war das Muster ähnlich. Während der ersten sieben Tage gewann er 2.24 kg, was einer täglichen Zunahme von 32 Gramm entspricht. Bei beiden Probanden fand sich keine beschleunigte Entwicklungsphase. Es fand offensichtlich kein Gewichtsverlust durch Dehydrierung statt. Während der 22 Tage trainierte der Autor 12-mal; in der ersten Woche drei Trainings hintereinander, um den Muskelkater schnell loszuwerden. Danach folgte jedem Training 44 Fitness Tribune 139 Vorher Casey Viator Nach 28 Tagen +28,73 kg Muskelmasse Literature News Satz. Somit ein durchschnittlicher Zuwachs pro Training von 3.65 kg pro Stunde Training. Aber welcher Kraftzuwachs wurde erzielt? Vor Beginn des Experiments (eine Stunde vor dem ersten Training) wurde ein dynamischer Krafttest an einer UNIVERSAL Maschine bis zum Versagen der involvierten Muskulatur durchgeführt. Drei Tage nach dem letzten Training wurde der Test wiederholt. Beim ersten Test schaffte Viator an der Beinpresse 32 Wiederholungen mit 182 kg; 28 Tage danach, ohne diese Übung in der Zwischenzeit je zu wiederholen, schaffte er 45 Wiederholungen mit 382 kg. Er musste die Übung abbrechen, nicht aus Erschöpfung, sondern wegen Schmerzen. Seine übrigen gemessenen Kraftzuwächse waren sogar noch grösser, was klar zeigt, dass die gewonnene Muskelmasse entsprechenden Kraftzuwachs zeitigte. Beweglichkeit? Kurz vor Ende des Experiments und mit einem Körpergewicht von über 91 kg demonstrierte Viator einen Beweglichkeitsgrad, der von keinem Mitglied des Ringerteams der University of Colorado auch nur annähernd erreicht wurde. In der Tat liegt sein Beweglichkeitsgrad derart über den Durchschnittswerten, dass man es sehen muss, um es zu glauben. Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass eine grosse Muskelmasse die Beweglichkeit nicht einschränkt, vorausgesetzt die Übungen werden über das ganze Bewegungsausmass („full range“) trainiert. Das Trainingstempo war insgesamt hoch, jedoch unterschiedlich. Einige kurze Pausen zwischen bestimmten Übungen waren eingebaut. Diese sind jedoch in der gemessenen Trainingszeit miteinbezogen. Gemessen wurde stets die Zeit vom Beginn der ersten bis zum Ende der letzten Übung. Jede Übung wurde bis zum völligen Versagen der Muskulatur durchgeführt, d. h., bis keine weitere korrekte Wiederholung mehr möglich war; mit Ausnahme der „negativ“ [exzentrischen] Übungen. Diese wurden beendigt, sobald die Abwärtsbewegung nicht mehr kontrolliert ausgeführt werden konnte. Im Durchschnitt wurden jeweils 10 Wiederholungen pro Übung ausgeführt. Die Bewegungen wurden so korrekt wie möglich ausgeführt, mit einem kurzen Halt in der Gelenkstellung der vollen Kontraktion. Schwungvolle oder „schnellkräftige“ Bewegungen wurden vollständig vermieden. Einige Mitglieder des Denver Professional Football Team besuchten unser Laboratorium, um unser Experiment zu beobachten. Während der letzten zwei Wochen des Experiments bestellten sie verschiedene Nautilus Maschinen und reduzierten drastisch ihr bisheriges Trainingsprogramm. Während wir in Colorado waren, trainierten verschiedene Football Teams in ähnlicher Weise in unserer Fabrik in Florida: drei kurze Trainings pro Woche, ein Satz von etwa 12 Übungen, mit Betonung der negativen Phase wo immer möglich. Die Ergebnisse? Ein Spieler eines Kanadischen Teams wurde so stark in der Pullovermaschine [heute C1 im Kieser Training], dass er 306 kg für mehrere korrekte Wiederholungen schaffte – nachdem er zwei Monate vorher mit 125 kg begonnen hatte. Lou Ross von den Buffalo Bills (ein berühmtes Football Team) legte 9 kg Muskeln zu bei einer Körpergrösse von 198 cm und verdoppelte seine Kraft bei mehreren Übungen. Mercury Morris, Mitglied des Weltmeister Teams der Miami Dolphins (ebenfalls ein berühmtes Football Team) legte nach zwei Monaten hoch intensivem Nautilus Training 3 kg zu und rannte die schnellsten 40 Yard (36.6 Meter) seines Lebens. Insgesamt trainieren schon heute zwölf professionelle Football Teams und einige Hundert Profisportler an Nautilus Maschinen. Sie alle haben gelernt, dass sie mit weniger Training bessere Resultate erzielen. Ich wiederhole: das „Geheimnis“ – so es denn eines gibt – ist die hohe Intensität [„H.I.T.“]. Wenn Sie tatsächlich mit hoher Intensität trainieren, benötigen Sie wenig Training. (Fortsetzung im nächsten FT-Magazin) Fitness Tribune 13945