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Literature News
Exklusiver Vorabdruck - Teil 3b:
einer schroffen Direktheit und dies buchstäblich „ohne Rück-
Arthur Jones
sicht auf Verluste“. Seine Untersuchungsergebnisse kollidierten teilweise frontal mit den Interessen der damaligen (und
wahrscheinlich auch der heutigen) Fitness- und Nahrungs-
Vergessen? Unterschlagen? Oder was?
Vielleicht – so vermute ich – liegt es ganz einfach an der
Sprache. Jones schrieb amerikanisches Englisch. Selbst
Seit Längerem beschäftigt mich ein Phänomen, das ich auf
Untersuchung verdient. Es ist das Phänomen der ignorierten
Urheberschaft. Im Englischen gibt es die Bezeichnung des
„man behind the scene“, also eine Person oder Persönlichkeit im Hintergrund, die aber bestimmend dafür ist oder war,
was heute auf der „Bühne“ läuft. Wir finden diese Hintergrundfigur fast überall: in der Literatur, in der Wissenschaft,
in der Kunst, in der Technik, in der Medizin und so weiter. In
meinem Fachgebiet, dem Krafttraining, ist dies Arthur Jones
(1926-2007).
Heute werden zu „H.I.T.“ (High Intensity Training“), „VorErmüdungs-Techniken“, „Ausbelastung“ und „Exzentrisches
Training“ zunehmend wissenschaftliche Artikel und Bücher
publiziert. Und wie es sich gehört, folgt jedem Text eine Bibliografie mit den Namen jener, die zum Thema schon mal
etwas geschrieben haben. Interessanterweise wird der Urheber dieser Techniken nicht genannt, sondern zeitgenössische Wissenschaftskollegen. Und dies natürlich immer wieder untereinander wechselseitig. So gleicht sich das Ganze
aus und jeder Autor bekommt die für eine Professur ach so
wichtige Anzahl „Quotations“. Der heutige Wissenschaftsbetrieb ist zu einem „Schreib’ oder Stirb’-Zirkus“ verkommen.
Dass dies allgemein bekannt ist, macht die Sache nicht besser. Zumindest sollten jedoch Quellen nicht unterschlagen
werden, auch wenn sie aus einer Zeit rühren, in der es noch
kein Internet gab und die Texte eben – wie früher üblich – aus
der Bibliothek beschafft werden müssen. Newton soll gesagt
haben, dass er (als Wissenschaftler) lediglich auf den Schul-
Ich habe mich gefragt, woran diese ignorierte Urheberschaft im Falle von Arthur Jones sonst noch liegen mag?
Copyright - Übersetzung und Fotos: Werner Kieser
mehreren Fachgebieten beobachte und das eine genauere
zusatzindustrie.
wer Englisch leidlich beherrscht, liest lieber in der Mutter-
Werner Kieser
sprache, insbesondere anspruchsvolle Texte, die einen
und
fachlichen Begriffsapparat voraussetzen. Arthur Jones war
Eigentümer der Kieser Training
mein wichtigster beruflicher Mentor. Und nicht nur meiner.
AG,
s ow i e Fr a n c h i s e g e b e r
Seine „Schüler“ bilden eine lange Namensliste; doch sind
der internationalen Studiokette
sie alle im englischen Sprachraum angesiedelt. Ich habe
gleichen Namens.
Er ist
mich deshalb entschlossen, Jones Schriften ins Deutsche
D iplo mtra in e r, U nte r n e hm e r,
zu übersetzen und zu publizieren. Das bin ich den an den
studier ter Philosoph ( MA )
Grundlagen ihrer Aktivitäten ernsthaft interessierten Mitglie-
und Autor von acht Büchern zum Thema Krafttraining
dern der Kraftgemeinde, aber auch Arthur Jones, schuldig.
(19 4 0 )
ist
Gründer
und Franchising. Er war von 1980-1990 europäischer
Generalvertreter der Firma NAUTILUS. Nach dem Verkauf
von NAUTILUS USA übernahm er die Vertretung von Arthur
Jones neuer Firma MedX. Nach dem Verkauf von MedX und
dem Ausscheiden von A. Jones erwarb er die Produktionsund Vertriebsrechte für die patentierte MedX Technologie.
Ich werde einige von Jones’ Artikeln publizieren. Je nach
Reaktion der Leser werde ich entscheiden, ob aus den
über hundert vorliegenden Artikeln, bzw. Kapiteln, ein Buch
werden soll. Über Zuschriften an Fitness Tribune oder auf
meinen Blog unter www.kieser-training.com freue ich mich.
Jones’ Werk lässt sich in vier grosse Gruppen aufteilen: Die
tern von Riesen stehe, also seinen Vorgängern. Eine solche
beiden Bulletins I und II; die Publikationen in der Kraftsport-
Bescheidenheit ist etwas aus der Mode gekommen. Schade
zeitschrift IRON MAN, die Publikationen im Athletic Journal
aber ist auch, dass die apodiktischen und zum Teil durchaus
und schliesslich sein Schlusswerk „My First Half-Century
hemdsärmligen Aussagen Jones an Kraft und Charme ver-
in the Iron Game“ (Mein erstes halbes Jahrhundert in der
lieren, wenn sie akademisch „frisiert“ daherkommen. Nicht
Welt des Eisens). Bei jedem Artikel werde ich die Quelle
zuletzt ist auch der ökonomisch-historische Hintergrund
angeben.
interessant, wirft er doch ein Licht auf die Verknüpfung der
Fitness-Bewegung mit handfesten wirtschaftlichen Motiven.
In diesem Zusammenhang bieten Jones’ Reaktionen auf
die damaligen Nautilus-Plagiatoren – vor allem Universal,
Cybex und David – Anschauungsmaterial. Jones war von
Hier folgend nun Teil 3 der ersten Publikation aus dem IRON
MAN, der damals einzigen unabhängigen Kraftsportzeitschrift.
Werner Kieser
Iron Man Aug.-Sept. 1973 p. 34 The Colorado Experiment
Nachdem Erscheinen des Berichts über das “Colorado Experiment” in der Zeitschrift Iron Man herrschte erst einmal Sprachlosigkeit
in der Welt der übrigen amerikanischen Kraftsportzeitschriften. Die dominierenden Figuren in der Bodybuildingszene waren die Brüder Joe und Ben Weider. Arthur Jones stand mit seiner Lehre in diametralem Widerspruch zu den von den Weider Brüdern postulierten
Mehrsatztrainings. Der Weider Konzern lebte vom Verkauf von Proteinkonzentraten und anderen „Supplementen“. Jones behauptete,
dass für den Muskelaufbau überhaupt kein zusätzliches Eiweiss und keine erhöhte Kalorienzufuhr notwendig seien. Dies zu beweisen,
war eines seiner Motive für das „Colorado Experiment“. Ein weiteres Motiv bestand natürlich darin, die Effizienz der Nautilus Maschinen zu demonstrieren. Probanden des Experiments waren Jones selbst und Casey Viator, ein erfolgreicher Bodybuilder, dessen Muskelmasse sich nach einem längeren Ausfall von Training und Wettkampf beträchtlich zurückgebildet hatte. Diese Ausgangssituation
war ideal, weil bekanntlich der Wiedergewinn einmal da gewesener Muskelmasse beschleunigt vor sich geht und so das Experiment
im „Zeitraffer“ realisiert werden konnte. Interessant ist auch, dass die von Jones vor nunmehr 40 Jahren aufgeführten Bedingungen
für ein produktives Training von keiner danach erschienenen Fitnessmode – von Aerobic über Pilates bis Zumba – auch nur annähernd erfüllt werden. Nehmen wir Jones Prämissen als richtungweisend, hat sich die Fitnesswelt nicht entwickelt, sondern rückwärts
bewegt, bis vor den Erkenntnisstand von 1972. Die Branche hätte sich demnach lediglich quantitativ, nicht aber kognitiv entwickelt.
Wenn Sie Fragen zu diesem Artikel haben, stellen Sie diese an die Fitness Tribune oder direkt in meinem Blog auf der Website www.
kieser-training.com. (Die Protokolle eines jeden Trainings des Colorado-Experiments liegen mir lückenlos vor.)
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Fitness Tribune 139
Werner Kieser
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Das Colorado-Experiment
Dies ist ein kurzer und vorläufiger
Bericht über ein Experiment an der
Universität von Colorado vom Mai
1973. Ein detaillierter, umfangreicher
Bericht unter dem Titel „Progressives
Training“ wurde 1974 veröffentlicht.
ORT: Abteilung für Leibeserziehung, Universität von Colorado, Fort Collins, Colorado.
SUPERVISION: Dr. Eliot Plese, Direktor
des Laboratoriums für Trainingsphysiologie,
Universität von Colorado.
DATUM: 1. Mai 1973 bis 29. Mai 1973 für
den einen Probanden (Casey Viator), Zeitraum 28 Tage; und bis 23. Mai 1973 für den
zweiten Probanden (Arthur Jones), Zeitraum
22 Tage.
MAGERMASSE UND
FETTGEHALT beider Probanden wurde
mit dem WHOLE BODY Counter, unter der
Supervision von Prof. Dr. James E. Johnson,
Abteilung für Radiologie und Strahlenbiologie
der Universität von Colorado, gemessen.
ZWECK DES EXPERIMENTS IST:
Erstens die Prüfung der Aussage des Autors,
dass der Muskelzuwachs korreliert mit der
Intensität des Trainings. Kraft und Muskelmasse werden erhöht durch sehr kurze und
nicht häufige Trainings erzielt, vorausgesetzt,
die Intensität ist hoch genug.
Zweitens ist der Autor überzeugt, dass
häufiges Training weder notwendig noch
wünschenswert ist. Im Gegenteil: Eine hohe
Trainingsfrequenz führt zu einer Verschlechterung der Resultate.
Die vollständige Bewegung (full range) ist
dann gegeben, wenn der involvierte Körperteil über das ganze Bewegungsausmass
gleichbleibendem Widerstand ausgesetzt ist;
von der vollständig gedehnten Ausgangsposition bis in die vollständige Kontraktion.
Drehbewegung ist unabdingbare Voraussetzung für eine vollständige Bewegung, weil
Muskelkontraktionen stets Drehbewegungen
der Knochen um eine Gelenkachse bewirken.
Automatisch variierender Widerstand ist eine
absolute Bedingung für hochintensives Training (H.I.T.), weil die Kraft der Muskeln in den
unterschiedlichen Gelenkwinkeln variiert.
Direkter Widerstand ist ebenfalls notwendig,
um die Beschränkung durch zwischengeschaltete schwächere Strukturen aufzuheben.
Konventionelle Übungen erfüllen keine dieser Bedingungen. Als Resultat werden die
Muskeln nicht über das ganze Bewegungsausmass trainiert, der Widerstand ist limitiert
durch die schwächste Winkelstellung während der Bewegung; die Beweglichkeit wird
wenig oder gar nicht verändert, weil weder
in der gedehnten noch in der kontrahierten
Position Widerstand vorhanden ist.
Um die oben aufgeführten Bedingungen zu
erfüllen, wurden in diesem Experiment ausschliesslich Nautilus Maschinen verwendet.
Zur Klarstellung: Beide Versuchspersonen
verfügen über ein überdurchschnittliches
Potenzial. Es wir nicht unterstellt, dass Personen mit durchschnittlichem oder unterdurchschnittlichem Potenzial die selben Resultate
erzielen.
Drittens ist der Autor überzeugt, dass der
„negative“ (exzentrische) Übungsanteil den
wichtigsten Faktor zur Erhöhung von Kraft
und Muskelmasse darstellt.
Viertens ist der Autor der Überzeugung,
dass dazu keine Sonderdiät notwendig ist,
vorausgesetzt, die Ernährung ist vernünftig
und ausgewogen.
Fünftens ist der Autor überzeugt, dass
keine Wachstumsdrogen (Steroide) nötig
sind. Im Gegenteil: Doppelte Blindversuche
haben gezeigt, dass die Anwendung solcher
Medikamente stark kontraindiziert ist.
Sechstens ist der Autor der Überzeugung,
dass maximales Kraft-Muskelmassewachstum ausschliesslich mit vollständigen Bewegungen über das ganze Bewegungsausmass
(„full range“), in Kreisform und mit automatisch variierendem Widerstand erzielt wird.
RESULTATE:
Erste Versuchsperson Casey Viator
28 Tage
Gewichtszunahme 20.58 kg
Fettverlust
8.15 kg
Muskelmassezuwachs
28.73 kg
Zweite Versuchsperson Arthur Jones
Tage
Gewichtszunahme 6.19 kg
Fettverlust
0.82 kg
Muskelmassezuwachs
7.01 kg
Casey Viator hat über mehrere Jahre regelmässig mit Hanteln und konventionellen
Geräten trainiert. Im Juni 1970 wurde er Dritter beim Mr. America Wettbewerb. Danach
trainierte er mit Hanteln und Nautilus-Maschinen und gewann im Juni 1971 den Titel des
Mr. America.
Von September 1971 bis September 1972
trainierte er hauptsächlich mit NautilusMaschinen, in beschränktem Ausmass mit
der Langhantel, vor allem für die Kniebeuge.
(Es gab zu jenem Zeitpunkt noch keine Nautilus Beinpresse.)
Ab September 1972 bis 23. Dezember 1972
trainierte er ausschliesslich an NautilusMaschinen und führte alle Übungen ausschliesslich in exzentrischer Weise durch. Am
Ende dieser Periode wog er 91 kg.
Im Januar 1973 verunfallte er und verlor einen
Teil eines Fingers. Aufgrund einer allergischen
Reaktion auf die Tetanusspritze war er dem
Tod nahe. Vier Monate trainierte er überhaupt
nicht. Während dieser Zeit verlor er 15.2 kg,
wovon jedoch über 8 kg direkt auf den Unfall
und die fast tödliche Spritze zurückzuführen
sind. So war sein realer Verlust mangels Trainings in den vier Monaten lediglich 6.76 kg
– weniger als 450 g pro Woche.
Die zweite Versuchsperson (Arthur Jones)
trainierte unregelmässig während 34 Jahren und erreichte vor 19 Jahren ein Körpergewicht von 93 kg. Für etwa 4 Jahre, bis
November 1972, trainierte der Autor überhaupt nicht; danach jedoch regelmässig
während sechs Wochen ebenfalls ausschliesslich nach der exzentrischen Methode.
Ab Januar 1973 bis zum Start des ColoradoExperiments hat er nicht mehr trainiert.
Beide Versuchspersonen haben erwiesenermassen das Potenzial für überdurchschnittliche Muskelmasse und beide haben in dem
Experiment ihre zu einem früheren Zeitpunkt
vorhandene Muskelmasse wieder aufgebaut.
Arthur Allen Jones, 1926-2007
Fortsetzung Seite 44
Fitness Tribune 13943
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Hochintensives Training ist nicht leicht. Die
Trainings sind zwangsläufig kurz. Doch
besteht bei den meisten Trainierenden eine
scheinbar natürliche Hemmung, sich vollständig zu verausgaben. Meistens wird die Übung
vor dem vollständigen Versagen beendet.
Beim Versuch, die reduzierte Intensität zu
kompensieren, werden zusätzliche Übungen
ausgeführt.
Aber auch noch so viele zusätzliche Übungen
können fehlende Intensität nicht kompensieren. Im Gegenteil: im Extremfall verhindert
der vergrösserte Trainingsumfang die weitere
Entwicklung, weil die Erholungskapazität
damit reduziert wird.
Wie eingangs erläutert, behauptet der Autor,
dass umfangreiche Kraf t-Muskelmasse
Gewinne mit hoch intensivem Training schnell
zu erreichen sind. Es war der Zweck dieses
Experiments, diese Behauptung in Theorie
und Praxis zu verifizieren.
In Sportkreisen ist mittlerweile bekannt, dass
zusätzliches Krafttraining von Vorteil für die
ausgeübte Sportart sein kann. Doch in der
Praxis wird oft „mehr“ mit „besser“ gleichgesetzt; ein Denkfehler, der bessere Resultate
verhindert.
Viele Trainer verzichten auf das Krafttraining,
weil sie „keine Zeit“ hätten. In Wirklichkeit ist
nur ein geringer Zeitaufwand notwendig, vorausgesetzt, es wird hoch intensiv und korrekt
trainiert.
Die Lösung besteht aber nicht darin, die
„richtigen“ Geräte zu benutzen. Gute Resultate können mit Hanteln und konventionellen
Geräten, die konzentrisches und exzentrisches Training ermöglichen, erzielt werden.
Auch die Überlegenheit der Nautilus Maschinen geht weitgehend verloren, wenn sie nicht
richtig benutzt werden. Nautilus Maschinen
ermöglichen einfach eine Intensität, die mit
anderen Geräten nicht erreicht werden kann.
eine Ruhephase von ca. 48 Stunden.
Die totale Trainingszeit (vom Start des Trainings bis zu dessen Ende) betrug genau 298
Minuten, somit durchschnittlich 24.8 Minuten
pro Training.
Es wurden total 122 Sätze ausgeführt, 54
davon in exzentrischer Weise („negative
only“). 14 Sätze wurden exzentrisch akzentuiert (negative accentuated) ausgeführt. 54
Sätze wurden normal, konzentrisch-exzentrisch, ausgeführt.
„ E X ZEN T R I SC H “ b e d e u tet, d a s s d a s
Gewicht lediglich gesenkt wird. „Exzentrisch
akzentuiert“ bedeutet, dass das Gewicht
mit beiden Armen (oder Beinen) gehoben,
jedoch mit einem Arm (oder Bein) gesenkt
wird. „Normal“ bedeutet, dass das Gewicht
mit beiden Armen (oder Beinen) gehoben
und gesenkt wird.
Es wurde in fast allen Trainings nur ein „Satz“
von jeder Übung ausgeführt. Wenn von einer
Übung zwei Sätze ausgeführt wurden, wurden diese nie hintereinander ausgeführt,
sondern an unterschiedlichen Stellen des
Trainings. Zum Beispiel wurde die Übung
Barrenstütz [Dipping] manchmal für verschiedene Zwecke ausgeführt. Indem diese
Übung unmittelbar nach einer isolierten Trizepsübung eingesetzt wird, kann der Trizeps
mit Unterstützung des Brustmuskels noch
weiter erschöpft werden. An einer anderen
Stelle des Trainings wird die Übung Barrenstütz unmittelbar nach einer isolierten Brust-
übung eingesetzt und so der Brustmuskel
mithilfe des Trizeps noch weiter erschöpft.
Was sich eben etwas kompliziert anhört,
ist in der Praxis sehr einfach, wie das folgende Beispiel zeigt. Wenn der Trizeps mit
einer Eingelenk-Übung isoliert und direktem
Widerstand ausgesetzt ist, kann er mit einer
nachfolgenden Mehrgelenk-Übung gezwungen werden, sich noch mehr zu erschöpfen.
Aber die zweite Übung muss den Trizeps
involvieren.
Oder: Wir trainierten zuerst den Grossen
Brustmuskel mit einer direkten Übung, bis
er versagte. Unmittelbar danach führten wir
eine Barrenstützübung mit variablem Widerstand durch. Diese zweite Übung ermöglicht
es, den Brustmuskel mithilfe des Trizeps über
den Punkt der normalen Ermüdung hinaus
weiter zu erschöpfen.
Aber im Allgemeinen führten wir von jeder
Übung nur einen Satz aus.
Der Trainingsgewinn des Autors lautet wie
folgt:
Durchschnittlich 58 Gramm pro Training, 1.4
kg pro Trainingsstunde.
Der andere, wesentlich jüngere, Proband
hatte erheblich grössere Gewinne erzielt.
Während 28 Tagen, als Resultat von total 14
Trainings und einer totalen Trainingszeit von 7
Stunden und 50.5 Minuten, im Durchschnitt
33.6 Minuten pro Training, erzielte er:
Muskelzuwachs pro Training 2 kg; 167
Gramm pro Training bzw. 16 Gramm pro
Mi t d e m C olorado -E x p e r im e nt w u rd e
gezeigt: Korrektes Training produziert eine
rasche und gleichmässige Entwicklung der
Kraft und der Muskelmasse.
So gewann Viator in den ersten 14 Tagen
13.15 kg; während den folgenden drei Tagen
1.49 kg, somit durchschnittlich 86 Gramm
täglich. Es ist klar, dass diese Zuwachsrate
sich gegen Ende des Experiments verlangsamte. Aber es ist eben so klar, dass das
Wachstum ziemlich gleichmässig stattfand.
Im Falle des Autors war das Muster ähnlich.
Während der ersten sieben Tage gewann er
2.24 kg, was einer täglichen Zunahme von 32
Gramm entspricht.
Bei beiden Probanden fand sich keine
beschleunigte Entwicklungsphase. Es fand
offensichtlich kein Gewichtsverlust durch
Dehydrierung statt.
Während der 22 Tage trainierte der Autor
12-mal; in der ersten Woche drei Trainings
hintereinander, um den Muskelkater schnell
loszuwerden. Danach folgte jedem Training
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Fitness Tribune 139
Vorher
Casey Viator
Nach 28 Tagen
+28,73 kg Muskelmasse
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Satz. Somit ein durchschnittlicher Zuwachs
pro Training von 3.65 kg pro Stunde Training.
Aber welcher Kraftzuwachs wurde erzielt?
Vor Beginn des Experiments (eine Stunde vor
dem ersten Training) wurde ein dynamischer
Krafttest an einer UNIVERSAL Maschine bis
zum Versagen der involvierten Muskulatur
durchgeführt. Drei Tage nach dem letzten
Training wurde der Test wiederholt. Beim ersten Test schaffte Viator an der Beinpresse
32 Wiederholungen mit 182 kg; 28 Tage
danach, ohne diese Übung in der Zwischenzeit je zu wiederholen, schaffte er 45 Wiederholungen mit 382 kg. Er musste die Übung
abbrechen, nicht aus Erschöpfung, sondern
wegen Schmerzen. Seine übrigen gemessenen Kraftzuwächse waren sogar noch
grösser, was klar zeigt, dass die gewonnene
Muskelmasse entsprechenden Kraftzuwachs
zeitigte.
Beweglichkeit? Kurz vor Ende des Experiments und mit einem Körpergewicht von über
91 kg demonstrierte Viator einen Beweglichkeitsgrad, der von keinem Mitglied des Ringerteams der University of Colorado auch nur
annähernd erreicht wurde. In der Tat liegt sein
Beweglichkeitsgrad derart über den Durchschnittswerten, dass man es sehen muss,
um es zu glauben. Das ist ein klarer Hinweis
darauf, dass eine grosse Muskelmasse die
Beweglichkeit nicht einschränkt, vorausgesetzt die Übungen werden über das ganze
Bewegungsausmass („full range“) trainiert.
Das Trainingstempo war insgesamt hoch,
jedoch unterschiedlich. Einige kurze Pausen
zwischen bestimmten Übungen waren eingebaut. Diese sind jedoch in der gemessenen Trainingszeit miteinbezogen. Gemessen
wurde stets die Zeit vom Beginn der ersten
bis zum Ende der letzten Übung.
Jede Übung wurde bis zum völligen Versagen der Muskulatur durchgeführt, d. h., bis
keine weitere korrekte Wiederholung mehr
möglich war; mit Ausnahme der „negativ“
[exzentrischen] Übungen. Diese wurden
beendigt, sobald die Abwärtsbewegung nicht
mehr kontrolliert ausgeführt werden konnte.
Im Durchschnitt wurden jeweils 10 Wiederholungen pro Übung ausgeführt.
Die Bewegungen wurden so korrekt wie
möglich ausgeführt, mit einem kurzen Halt
in der Gelenkstellung der vollen Kontraktion.
Schwungvolle oder „schnellkräftige“ Bewegungen wurden vollständig vermieden.
Einige Mitglieder des Denver Professional
Football Team besuchten unser Laboratorium, um unser Experiment zu beobachten.
Während der letzten zwei Wochen des Experiments bestellten sie verschiedene Nautilus
Maschinen und reduzierten drastisch ihr bisheriges Trainingsprogramm.
Während wir in Colorado waren, trainierten
verschiedene Football Teams in ähnlicher
Weise in unserer Fabrik in Florida: drei kurze
Trainings pro Woche, ein Satz von etwa 12
Übungen, mit Betonung der negativen Phase
wo immer möglich.
Die Ergebnisse? Ein Spieler eines Kanadischen Teams wurde so stark in der Pullovermaschine [heute C1 im Kieser Training], dass
er 306 kg für mehrere korrekte Wiederholungen schaffte – nachdem er zwei Monate
vorher mit 125 kg begonnen hatte.
Lou Ross von den Buffalo Bills (ein berühmtes Football Team) legte 9 kg Muskeln zu bei
einer Körpergrösse von 198 cm und verdoppelte seine Kraft bei mehreren Übungen.
Mercury Morris, Mitglied des Weltmeister
Teams der Miami Dolphins (ebenfalls ein
berühmtes Football Team) legte nach zwei
Monaten hoch intensivem Nautilus Training
3 kg zu und rannte die schnellsten 40 Yard
(36.6 Meter) seines Lebens.
Insgesamt trainieren schon heute zwölf professionelle Football Teams und einige Hundert Profisportler an Nautilus Maschinen. Sie
alle haben gelernt, dass sie mit weniger Training bessere Resultate erzielen.
Ich wiederhole: das „Geheimnis“ – so es denn
eines gibt – ist die hohe Intensität [„H.I.T.“].
Wenn Sie tatsächlich mit hoher Intensität trainieren, benötigen Sie wenig Training.
(Fortsetzung im nächsten FT-Magazin)
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