23.08.2015 Evangelische Zeitung

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23.08.2015 Evangelische Zeitung
Sonntag, 23. August 2015 | Nr. 34 SG
21
ZWISCHEN HARZ & WESER
Unbekannte Schatzkästchen
Mehr als 100 Jahre
Viktoria Luise
„HarzerKlosterSonntag“ ermöglicht den Blick hinter die Kulissen von sechs Klöstern
Stiftung stellt Geschichte vor
Hannover. Über 100 Jahre Stiftungsgeschichte
stellt die Klosterkammer Hannover mit der
Schrift zur Historie der Viktoria-Luise-Stiftung
vor. Die Viktoria-Luise-Stiftung wurde 1912 gegründet und ist heute eine selbstständige Stiftung
bürgerlichen Rechts. Mit 150 000 Mark legte damals Emil L. Meyer, königlicher Bediensteter und
Sohn eines jüdischen Bankiers den Grundstein
für die Stiftung. Heute unterstützt sie mit jährlich
rund 30 000 Euro soziale Projekte und ist dabei
eng mit der Klosterkammer Hannover verbunden.
Die Schrift zur Geschichte der Viktoria-LuiseStiftung wurde anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Stiftung geplant und ist nun erschienen:
Der Autor, Hilmar Demuth, betreute die Stiftung
während seiner Dienstzeit im Regierungspräsidium Hannover in den 1970er Jahren als Schatzmeister. Seitdem vergibt die Stiftung Fördergelder
im sozialen Bereich und wird von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Landeshauptstadt und
der Klosterkammer ehrenamtlich verwaltet. ase
Der „Harzer Klostersommer“
macht seit Jahren Appetit auf
Stippvisiten in die Historie und
Gegenwart des christlichen Lebens in der Region rings um den
Harz. Einen kleinen Vorgeschmack
gab am vergangenen Wochenende
der Textilkunstmarkt im Kloster
Brunshausen bei Bad Gandersheim. Am nächsten Wochenende
laden sogar gleich alle sechs Klöster mit offenen Türen ein.
Von Michael Eberstein
Brunshausen. Brunshausen gehört zu den weniger bekannten
Klöstern im Harzer Vorland. Dabei wurde es schon im 9. Jahrhundert gegründet und spielte eine
wichtige Rolle zur Ottonen-Kaiserzeit. Darüber – und über die Bedeutung des Stifts für die Textilkunst oder die Arbeit des Vereins
„Portal zur Geschichte“ – können
sich die Besucher nicht nur an besonderen Tagen informieren. Dass
es auch heute beliebter Treffpunkt
und Arbeitsplatz für Künstler und
Handwerker ist, macht das Kloster
noch anziehender – nicht zuletzt
auch durch die beiden Cafés im
Schatten der historischen Mauern.
Am kommenden Sonntag gibt
es im Kloster Brunshausen zudem
Führungen mit Tinte und Feder
um 12 und um 16 Uhr: „Roswithas
literarisches Schatzkästchen“ ist
der Titel der Themenführung zu
Deutschlands erster Dichterin am
Gründungsort der Ottonen. Im
Anschluss an die Führung besteht
die Möglichkeit, sich mit Tinte
und Feder im mittelalterlichen
Schreiben zu üben.
Nächste Woche ist
HarzerKlosterSonntag
Der „HarzerKlosterSonntag“ am
Sonntag, 30. August, bietet aber
erneut Einblicke in die „Schatzkästchen“ aller sechs beteiligten
Klöster. Manche sonst verschlossenen Türen werden in szenischen
Führungen, musikalischen
Abendprogrammen und besonderen Begehungen geöffnet. Das
Wagnis lohnt sich, auch wenn einige Treppen erklommen werden
müssen und es etwas staubig und
zugig werden kann. „Aufgeschlossen“ wie sonst nie wollen sich die
Klöster präsentieren.
Im Kloster Drübeck bei Ilsenburg sind um 16 Uhr der Nordturm und der Glockenturm der
Klosterkirche aus dem 12. Jahrhundert als „Singende Steine“ zu
erleben. Um 19 Uhr sind die Türme Schauplätze eines Monodrams: Der Künstler „Tannhausen“ grüßt seine Gäste bei Kerzen-
schein mit Klängen und Geschichten aus der „Anderwelt“, dazu der
atemberaubende Ausblick auf das
Harzer Vorland und kleine Köstlichkeiten. Das Programm beginnt um 19.30 Uhr (um Anmeldung wird gebeten).
Im Kloster Walkenried gibt es
Chöre zu hören. Von 10 bis 18 Uhr
heißt es „Die Lust am Singen!“
Der Kreuzgang ist aufgrund seiner besonderen Akustik auch ein
musikalisches Schatzkästchen.
Chöre -– von Mittelalter bis Moderne – schließen diesen historischen Ort akustisch „auf“ und
bringen ihn zum Klingen.
Im Kloster Wöltingerode bei
Vienenburg gibt es die „inszenierte Entdeckung eines Raumwunders“. Jeweils um 13, 15 und um
16.30 Uhr wird die Weite der
Dachböden der gut erhaltenen barockzeitlichen Wirtschaftsgebäude zum Schauplatz. Eine Gefängnistür, der Glockenturm von innen und eine denkwürdige Begegnung mit einer historischen Persönlichkeit machen diese Führung
zu einem einzigartigen Erlebnis.
Auch hier wird um Anmeldung
gebeten.
Sommerjazz ist im Kloster Michaelstein bei Blankenburg zu hören. Dabei kommt es zu einer Premiere in der neuen Musikscheune. Das Jugendjazzorchester Sachsen-Anhalt tritt erstmals in Michaelstein auf und bietet BigbandSound, Swing, Latin, Funk und
Fusion in feinster Qualität.
Das Kloster Ilsenburg verspricht „Warme Füße, kalte Speise“. Von10 bis 17 Uhr dürfen Besucher das Geheimnis des Refektorium entdecken: eine Fußbodenhei-
Preis für inklusive
Betriebe
Der Textilkunstmarkt (Foto
oben) lockte am
vergangenen
Wochenende
ins Kloster
Brunshausen;
viele Besucher
ließen sich
auch durch die
Ausstellung in
der Klosterkirche
führen. Am
kommenden
Wochenende
werden alle
sechs Harzer
Klöster ihre
„unbekannten
Schatzkästchen“
mit einem
vielfältigen
Programm öffnen.
Fotos: Michael Eberstein
zung für Mönche. Als „Schatzkästchen in der Baukunst“ des 12.
Jahrhunderts erweist sich der
Speisesaal. Die darunter liegenden
Kellergewölbe haben sich bis heute erhalten, waren aber bisher
nicht zu betreten. Erstmals werden Besucher hierher geführt, um
ihnen einen Eindruck des fortschrittlichen klösterlichen Lebens
im 12. Jahrhundert zu geben.
Auch im September gibt es
eine Reihe von Veranstaltungen in
den Harzer Klöstern. Den „Tag
des offenen Denkmals“ am 13.
September nehmen manche Klöster zum Anlass für besondere Veranstaltungen, zum Beispiel die
Klöster Drübeck, Ilsenburg und
Michaelstein. Das Kloster Brunshausen bietet ab 11 Uhr einen Einblick in Geheimnisse der byzanti-
nischen Seidenindustrie: „Über
die Seidenstraße in das byzantinische Kaiserreich.“
Das Kloster Wöltingerode feiert traditionell sein Hoffest „Wölti
unter Dampf“ am 12. und 13. September. Im Kloster Ilsenburg bietet am 20. September um 16 Uhr
das Ensemble „Alba Musicale“
Kammermusik und Gesang in einem Konzert. Überregional bekannt und beliebt ist der Walkenrieder Klostermarkt am 26. und
27. September. Im Kloster Michaelstein gibt es am 26. September
um 21 Uhr eine Nachtführung
mit anschließendem Nachtmahl.
Informationen zu den Veranstaltungen unter www.harzerklostersommer.de oder telefonisch unter 05324 / 77 44 690.
„Zentrale Grundlage unserer Kultur“
200 Jahre Braunschweiger Bibelgesellschaft
Mit dem Ziel, möglichst vielen
Menschen den Zugang zu einer
Bibel zu ermöglichen, gründete
sich die Braunschweiger Bibelgesellschaft vor 200 Jahren. Nach
einer Dürrephase im vergangenen Jahrhundert wird die Arbeit
mitlerweile wieder intensiv gefördert. Ein neues Buch informiert über die Geschichte der
Gesellschaft.
Braunschweig/Wolfenbüttel.
Die 200-jährige Geschichte der
Braunschweiger Bibelgesellschaft
wird in einem neuen Buch der
braunschweigischen Landeskirche zusammengefasst. Die Gesellschaft wurde am 18. Juni 1815
gegründet, um Bibeln an möglichst viele Menschen preiswert
zu verkaufen, sagte der Vorsitzende, Peter Hennig. Das Buch ist als
24. Titel in der Reihe „Quellen
und Beiträge zur Geschichte der
Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig“ erschienen.
Der Ruhestandspfarrer Otto
Pfingsten beschreibe im ersten
Teil des Buchs die Gründungszeit
der Gesellschaft, die als eine der
ältesten bundesweit gilt. Der
Lackwarenfabrikant Johann
Stobwasser habe damals Männer
aus Politik und Wirtschaft versammelt, um sich für die Verbreitung der Bibel zu engagieren,
berichtet Hennig. Die Gesellschaft sei über weite Zeiträume
im 19. Jahrhundert „in der Versenkung verschwunden“. Erst die
Vereinsgründung in den 1980er
Jahren habe erneut die Mitarbeit
von Laien kräftig gefördert.
Der langjährige Vorsitzende
Herbert Meyer erläutere im zweiten Teil die Entwicklung vom
Zweiten Weltkrieg bis heute. Aktuell bestehe die Arbeit des Vereins aus Bibelkursen, Vorträgen
und Seminaren, sagte Hennig.
„Wir wollen das Bewusstsein fördern, dass die Bibel eine zentrale
Grundlage unserer Kultur ist.“
Besonders erfolgreich sei die jährliche Bibel-Erlebnisausstellung,
in der Grundschulkinder die Geschichten mit allen Sinnen erleben könnten.epd
Landkreis sucht Bewerber
Hameln. Der Landkreis Hameln-Pyrmont sucht
erstmals in einem offenen Verfahren Bewerber
für seinen Inklusionspreis „Goldene Ratte“. Der
Preis werde bereits seit drei Jahren an Firmen verliehen, die durch vorbildliche Aktionen Impulse
zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderung geben, teilte der Landkreis am Mittwoch
mit. Zum ersten Mal könnten sich in diesem Jahr
allerdings Firmen selbst vorschlagen oder aber
Schwerbehinderte ihren Betrieb ins Rennen schicken.
Der Preis sei mit 250 Euro dotiert. Dies sei als
symbolische Anerkennung zu verstehen, sagte
Landkreis-Mitarbeiter Uwe Banse: „Mit einer Teilnahme können Unternehmen zeigen, dass Inklusion in der Arbeitswelt funktioniert und für Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der Praxis eine
Win-win-Situation bedeutet.“ Das sei der eigentliche Wert der Auszeichnung.
Die „Goldene Ratte“ ist eine Anspielung auf
die berühmte Sage vom Rattenfänger von Hameln. „Inklusion beißt nicht und tut auch sonst
nicht weh“, sagt Gotthart Feist, Vorsitzender des
Beirates für Menschen mit Behinderung des Landkreises. „Genau das soll der Preis vermitteln und
Hemmschwellen abbauen.“ Die Bewerbungsfrist
endet am 30. September. Die Preisverleihung findet am 3. Dezember statt.
epd
Begegnung von
Christen und Juden
Hebräische Texte lesen
Hannover. Der Verein „Begegnung - Christen und
Juden Niedersachsen“ bietet verschiedene Kurse zur
Lektüre hebräischer Texte an. Anfänger mit geringen Vorkenntnissen können in dem Kursus „Biblisches Hebräisch“ lernen, einfache biblische Texte
auf Hebräisch zu verstehen. An 13 Terminen zwischen dem 26. August und 16. Dezember werden
immer zwischen 19 Uhr und 20.30 Uhr biblische
Texte auf Hebräisch erarbeitet.
Für Fortgeschrittene bietet der Verein, der den
jüdisch-christlichen Dialog unterstützt, einen Kursus zur Lektüre von biblischen Büchern an: An den
13 Terminen zwischen dem 26. August und 16. Dezember soll das 5. Buch Mose, D‘varim, gelesen werden. Dieser wichtige Text der Bibel ist in einfachem
Hebräisch verfasst und erlaubt, über Fragen nach
der Entstehung und Überlieferung des Textes oder
dessen Auslegung in jüdischer und christlicher Tradition zu sprechen.
Der Verein „Begegnung - Christen und Juden
Niedersachsen“ hat sich zum Ziel gesetzt, Kenntnisse über das Judentum zu vermitteln, den partnerschaftlichen Dialog mit Juden zu fördern, Judenfeindschaft und Antisemitismus in der Gesellschaft
wie auch in der Kirche zu überwinden und die Aussöhnung zwischen Christen, Juden und Muslimen
zu fördern.
ase
Information und Anmeldung unter der Telefonnummer 0511/12 41 43 4 oder im Internet unter www.
begegnung-christen-juden.org.

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