CooperVision – Platz drei der Kontaktlinsen - DOZ
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CooperVision – Platz drei der Kontaktlinsen - DOZ
INTERVIEW CooperVision – Platz drei der Kontaktlinsen-Weltmarktführer Wer ist CooperVision? Als zweitgrößter amerikanischer Kontaktlinsenproduzent wäre CooperVision in Deutschland heute noch weitgehend anonym, wenn da nicht die Personen und Markennamen aus den vorherigen Firmen Lunelle und Ocular Scieneces wären, die in CooperVision übergegangen sind. Es ist eine kontinuierliche Erfolgsgeschichte, der DOZ-Kontaktlinse bei einem Besuch bei CooperVision nachgegangen ist. In der Deutschland-Geschäftsstelle in Eppertshausen bei Frankfurt am Main, dem Sitz der früheren Lunelle GmbH, trafen wir uns mit: - Volker Lindner, Augenoptikermeister Geschäftsführer Deutschland/Österreich/Schweiz - Hans Fern, Prokurist und Vertriebsleiter Key Accounts, - Oliver Stapf, Dipl.-Betriebswirt, Marketing Manager Deutschland/Österreich/Schweiz Gespräch bei CooperVision mit Geschäftsführer Volker Lindner (Mitte), Oliver Stapf (rechts) und Hans Fern (links) 106 ■ Firmengeschichte DOZ: Heute finden wir Gelegenheit, unseren Kontakt mit dem großen und weltweit agierenden Kontaktlinsenhersteller CooperVision zu pflegen. Das Unternehmen steht regelmäßig auf der Opti in München mit einem großen Messestand für die bekannten Marken Biomedics, Proclear und Biofinity. Trotzdem kommt immer wieder der Traditionsname Lunelle ins Gespräch. Bitte erklären Sie uns die Biographie Ihres Unternehmens. Lindner: Die zweimalige Übernahme in jeweils ein größeres, erfolgreicheres Unternehmen, hat uns hier am Standort Eppertshausen nur gut getan, wirtschaftlichen Erfolg gebracht und in keinem Falle mussten Mitarbeiter freigesetzt werden. Immer konnte auf eine solide Basis und auf vorhandene Erfahrungen aufgebaut werden. So bin ich persönlich 1994 in die damals noch zu Essilor gehörende Lunelle GmbH eingetreten. Eines meiner ersten Projekte war der erfolgreiche Aufbau des Weichlinsen-Geschäftes in den neuen Bundesländern. Im Februar 2001 ging der Kontaktlinsen-Bereich der französischen Essilor-Gruppe an den zweitgrößten amerikanischen Hersteller von weichen Austauschlinsen Ocular Sciences mit Hauptsitz in San Francisco. Durch das Zusammenlegen der beiden Produktlinien erweiterte Ocular Sciences sein Angebot um hochwertige Speziallinsen und stärkte gleichzeitig seine Position in Europa. Unser Standort Eppertshausen wurde die deutsche Verkaufsniederlassung des amerikanischen Unternehmens. Im Januar 2005 wurde Ocular Sciences in das Unternehmen CooperVision integriert. Nach einer einjährigen Umstellungsphase sind wir hier in Eppertshausen die CooperVision GmbH, Verkaufsniederlassung für Deutschland und Österreich, und seit März 2009 auch für die Schweiz. DOZ: Ist diese Konzentration nicht auch beängstigend? Man weiß nach solcher Übernahme ja nie, wohin Reise geht. Wir kennen Beispiele, bei denen nicht alles glatt ging. Fern: Unsere zweifache Übernahme erfolgte jeweils mit Bedacht, unter Berücksichtigung unserer bisherigen Erfahrungen und zu unserem Vorteil. Das kann ich als Mitarbeiter der ersten Stunde von Lunelle gut beurteilen. Ich bin mit den Veränderungen persönlich gewachsen und es ist ein gutes und sicheres Gefühl, in wichtiger Position für einen Global Player zu arbeiten. Immerhin liegt CooperVision jetzt auf Platz drei der Kontaktlinsen-Weltmarktführer und verfügt über ein Netz von Händlern in 60 Ländern. Die langjährige sinnvolle Erweiterung und Entwicklung des Unternehmens führte auch zur Bildung eines Teams von motivierten und qualifizierten Mitarbeitern, die untereinander einen guten Umgang und Kontakt pflegen. DOZ 11-2009 KONTAKTLINSE INTERVIEW DOZ: Welche Vorteile ergeben sich für die Anpasser aus der neuen Firmenstruktur? Stapf: Cooper Vision hat große Investitionen in die Optimierung des Vertriebssystems getätigt. Es ist ein neues und automatisiertes europäisches Distributionssystem entstanden, das von Liege/Belgien aus die Kunden innerhalb kurzer Zeit beliefert, egal ob die Ware per Telefon, Fax, E-Mail oder über den neuen Webshop bestellt wird. Alle Anfragen werden schnell und kompetent beantwortet. Daneben gibt es natürlich einen hochqualifizierten Außendienst, der die Kunden regelmäßig betreut. DOZ: Wie verteilen sich international die Forschungs- und Produktionskapazitäten des globalen Herstellers CooperVision? Lindner: Die Materialforschung findet hauptsächlich in den USA statt, die Prozess- und Technologieforschung überwiegend in Großbritannien. Hergestellt wird an sieben konzerneigenen Standpunkten: Hautsächlich in Großbritannien, aber auch in den USA, Spanien und Puerto Rico. Wir halten zahlreiche Kontaktlinsenpatente. In der Firmenzentrale „Delta Park“ in Großbritannien wurden 2008 auf 14 000 m2 Fläche eine halbe Milliarde Linsen angefertigt und dabei eines der größten Linsensortimente überhaupt angeboten. Unser Konzern hält es sich zu Gute, dass Kontaktlinsen mit mehr als 80% Umsatzanteil sein Hauptgeschäftsfeld ist, im Unterschied zu anderen Mitbewerbern, die beträchtliche Umsätze beispielsweise im Bereich Surgical erzielen, so dass manchmal der Eindruck entstehen könnte, Kontaktlinsen seien ein Nebengeschäft. ■ Produktsortiment DOZ: Sprechen wir bitte über das Linsensortiment. Lindner: Ja, als Augenoptiker mein wichtigstes Thema. Wir gliedern unser Austauschlinsen-Sortiment horizontal in drei Kategorien: a) GOOD (Biomedics, Hydrogel ocufilcon A, Dk/t 27, Tagestragen) b) BETTER (Proclear, biokompatibles Premium-Hydrogel omafilcon A, Dk/t 42, verlängertes Tagestragen) c) BEST (Biofinity, Silikonhydrogel comfilcon A, Dk/t 160, flexibles Tragen, auch über Nacht) Vertikal gliedern wir unser Austauschlinsen-Sortiment nach Linsenart: 1. rotationssymmetrisch (a)sphärisch 2. schwach torisch (gemoldet) 3. stark torisch, bis Zylinder -5,75 (hybrid) 4. multifokal 5. multifokal torisch 6. Eintageslinsen (mittelfristig auch torisch und multifokal) Besonders erfolgreich sind wir im Moment mit den multifokalen Proclear und den neu eingeführten Biofinity toric. Silikonhydrogel-Linsen in multifokal sind in Vorbereitung. Hinzu kommen die immer noch in großem Umfang nachgefragten und hergestellten herkömmlichen hoch wasserhaltigen tradiKONTAKTLINSE DOZ 11-2009 tionellen Weichlinsen Lunelle und Lunelle toric. Daraus ergibt sich eine gigantische Parameterauswahl, die auch den Kontaktlinsenspezialisten erheblich herausfordert. Mit unseren Linsen kann der Spezialist eine individuelle Anpassung durchführen und hohe Anpasskompetenz beweisen. DOZ: Bei der Nennung Ihrer Markennamen kommen mir die Vergleichbarkeit der Produkte und die Kampfpreise der Internetanbieter in den Sinn. Stapf: Wir raten allen Anpassern, sich durch einen unvergleichbaren Service der Vergleichbarkeit zu entziehen. Die Marke sollte der Augenoptiker und sein Service sein. Wenn er seine Dienstleistung kostendeckend berechnet und der Kunde die Dienstleistung als solche anerkennt, kann der Augenoptiker vergleichbare, weithin bekannte Produktnamen zu den üblichen Preisen anbieten. Wir sind neben unseren eingeführten Produktnamen auch für andere Label offen. Allerdings müsste man in jedem Falle prüfen, ob sich die Mehrkosten für ein spezielles Label auch rechnen. Für kleine Kontingente sind für den Kontaktlinsenspezialisten unsere Hausmarken erhältlich; auch die neuen innovativen Produkte Biofinity und Biofinity toric sind als Hausmarke oder PrivateLabel erhältlich. ■ Marktsituation DOZ: Wie können Sie bzw. wir gemeinsam den Kontaktlinsenmarkt beleben? Lindner: Ja, diese Frage diskutieren wir regelmäßig intensiv in den Gremien der Hersteller wie Euromcontact und Spectaris. Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle: 1. Die untergeordnete Rolle der Kontaktlinse als Nebengeschäft des Augenoptikers, 2. Durch die Unterbewertung des Dienstleistungsanteils, 3. Mangelnde Compliance der Endkunden, 4. Der Drang der Endverwender, sich online zu informieren und selbst zu versorgen. Dieser Weg führt zu den meisten Aussteigern. Es sollte nicht sein, dass der Kunde besser über die kontaktoptischen Möglichkeiten informiert ist als der Anpasser. Hier helfen bessere Ausbildung der Anpasser und bessere kontaktoptische und optometrische Arbeitsweisen sowie gute Öffentlichkeitsarbeit und abgestimmte Marketing-Strategien. Die Marktentwicklung bleibt spannend und für uns alle eine große Herausforderung. Der Kontaktlinsenmarkt bietet große unerschlossene Potenziale, die Industrie und Anpasser gemeinsam erschließen sollten. DOZ: Wir danken Ihnen für dieses Gespräch! Das Gespräch führte Ulrich Maxam Besuchen Sie uns auf unserer Website: www.doz-verlag.de 107