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Spezial:
Tourismus
Elsass Täglich grüsst das Sauerkraut
Skandinavien Die Königinnen des Fuhrparks
Architour Per Bike von Bau zu Bau
Service Unterwegs mit Kindern
Test:
Lenkertaschen
Tourismus
Elsass – täglich grüsst das Sauerkraut
Eine Tour durch Reben, sanfte Hügel und romantische Städtchen: Das Elsass ist eine Veloidylle wie
aus dem Bilderbuch. Doch dies war nicht immer so. Wer ein bisschen gräbt, stösst schnell auf die
Spuren einer abwechslungsreichen und oft leidensvollen Geschichte.
Ankunft in Krautergersheim – Hauptstadt des
Sauerkrauts.
22 | 4/2008 velojournal
Das Elsass: Land des Flammekueche und des Gewürztraminers, der Fachwerkhäuser und der anmutigen Flüsse. Die zweisprachige Region im
Dreiländereck Frankreich-Schweiz-Deutschland
ist reich an Kulturschätzen und schönen Landschaften. Und an Geschichte – oft zu ihrem Leidwesen. Über Jahrhunderte hinweg stritten sich
Deutsche und Franzosen um den schmalen Streifen Land. Doch davon später. Am Anfang unserer
Reise stehen die Symbole der europäischen Einheit in Strasbourg. Die Glaspaläste des Europaparlaments und der europäischen Institutionen
erstrecken sich über ein ganzes Quartier. Im Kontrast dazu steht der Tempel einer anderen Zeit:
das Münster mit seinen fein gemeisselten Reliefs.
War die Innenstadt noch voller gut signalisierter
Velowege, so erweist sich die Ausfahrt aus der
Stadt als komplizierter. Nur gut, dass die Flüsse Ill
und Rhein unbeirrt weiterfliessen und den Radfahrern den Weg weisen. In weiter Ferne rauscht
die Autobahn, am Flussbett watscheln Schwäne.
Der Weg zweigt ab, auf die «Route de la Choucroute». Das Sauerkraut steht auf Feldern, und
sein Geruch liegt in der Luft. Hier vereinen sich
französische und deutsche Tradition, zuweilen
wähnt man sich statt in Geispolsheim, Blaesheim
oder Krautergersheim in Süddeutschland.
Beim Mittagessen in Barr treffen wir auf ein Ehepaar, das am Nebentisch eine Sprache spricht, die
entfernt an Holländisch erinnert. So klingt Elsässisch – ein germanischer, von französischen Wörtern durchsetzter Dialekt. Die Frau erzählt, dass
die Jugendlichen lange kein Interesse hatten, den
Dialekt zu lernen und stattdessen auf Französisch
setzten. «Oft wird auch zu Hause kein Dialekt gesprochen.» Sie beobachtet aber, dass in den letzten Jahren der Dialekt als Identitätsmerkmal an
Bedeutung gewonnen hat.
Auf der Weinstrasse nach Colmar
Doch wichtiger als solche Identitätsfragen ist hier
der Wein. Zwischen Barr und Colmar – auf der
«Route des Vins» – begegnet er den Radelnden
auf Schritt und Tritt: Reben, so weit das Auge
reicht, in Tälern und auf Hügeln. Ein Schild nach
dem anderen lädt zum Besuch der «Caves» und
zur Degustation. Mittelalterlichen Städtchen wie
Bergheim, Andlau oder Dambach-La-Ville fügen
sich so harmonisch in die Landschaft ein wie die
auf den Hügeln thronenden Burgen. Hin und wieder begegnet uns ein Bus mit TouristInnen, ab und
zu ein älterer Mann auf einem Rennvelo. Schnell
sind wir jeweils wieder alleine auf der flachen Seitenstrasse. Über Felder führt der Weg in den Wald,
Fotos: Ivo und Remo Mijnssen
Ivo Mijnssen
bald taucht dahinter die Turmspitze der imposanten Saint-Martin-Kirche von Colmar auf.
Die mit knapp 70 000 EinwohnerInnen drittgrösste Stadt im Elsass liegt am Zusammenfluss
von Ill und Lauch. Ihre Gassen und Fachwerkhäuser, das Quartier «Petite Venise» und die vielen kleinen Restaurants präsentieren sich in fast
schon musealer Idylle. Eine spezielle Aura umgibt
den historischen Kern: Auch die «Kesselschlacht
von Colmar», in der die Alliierten im Zweiten
Weltkrieg Frankreich definitiv von den Nazis befreiten, konnte ihm nichts anhaben.
Blick vom Grand Ballon
auf die Vogesen.
23 | 4/2008 velojournal
Auf zum Grand Ballon
Bald verlassen wir die Stadt und finden uns auf
Feldwegen wieder. Die Doppelbarriere Eisenbahnlinie/Autobahn verstellt uns die Weiterfahrt in
Richtung des Dorfes Rouffach. Wir überwinden
sie erst nach einigen zumeist in Wiesen endenden
Irrungen und Wirrungen. Wieder hat uns ein
Kirchturm den Weg gewiesen: Sogar das 4000Seelen-Dorf Rouffach hat seine eigene Kathedrale.
Aus dieser Gegend stammt auch der berühmte
Isenheimer Altar von Matthias Grünewald, ausgestellt im Musée d’Unterlinden in Colmar. Das
grünliche, verfaulende Fleisch des gemarterten
Jesus kontrastiert hier auf verstörende Weise mit
dem lebendigen, reichen Grün der hiesigen Wiesen und Wälder. Die Landschaft wird hügeliger.
Hinter Guebwiller, einem Wintertouristenort mit
Kathedrale, beginnt die Bergetappe. Bis zum
Grand Ballon sind es dreissig Kilometer und tausend Meter Steigung. Gleichmässig führt die
Strasse gegen den Berg. Am Wegrand informieren
Schilder über Wintersportanlagen: «fermé». Nur
selten passieren uns einige Autos, die kleinen Dörfer sind wie ausgestorben. Nach Lautenbach wird
es steiler, der Atem geht schneller, die meditative
Wirkung des Fahrens am Berg stellt sich ein. Der
Wald lichtet sich, dahinter taucht Le Markstein
auf. Der Blick schweift über die karge Berglandschaft, in der Ferne stehen Bahnstationen.
Der Weg verschwindet im dichten Wald und
taucht dahinter wieder auf – als dünner, beigegrauer Streifen am dunklen Berg. Noch einmal
geht es hoch, vorbei an einem Kreuz für die kanadischen Verteidiger des Grossen Riesenkopf auf
1336 Meter. Der letzte französische Veteran des
Ersten Weltkrieges starb im März, schiesst es mir
unvermittelt durch den Kopf.
Nach einer kurzen Steigung ist die Passhöhe des
Grand Ballon zu sehen. An klaren Tagen sieht
man von hier oben bis auf die Berner Alpen.
Heute sind sie von leichtem Dunst verdeckt. Die
RubrikenTitel (BellGothic Black, 9pt, lw:10, zs:11pt, Versal, glr)
Tourismus
Zeit verlangsamt sich, die Konturen der Landschaft werden klarer. Die Abfahrt beginnt. Wir
rauschen in Richtung Vieil Armand und sehen bereits die Abzweigung zur Ferme-Auberge «Molkenrain». Dahinter verbirgt sich eine schmale
Strasse, die noch einmal 300 Höhenmeter hoch
auf eine Alp führt. Mit roten Gesichtern erreichen
wir unser Tagesziel. Das Abendessen ist reichhaltig: Fleischkuchen, danach hausgemachter Kartoffelstock und Rollschinken. Ob wir genug
gehabt hätten, fragt der Wirt rhetorisch – und
tischt als Antwort eine Käseplatte und Heidelbeerwähe auf.
Informationen
Strasbourg
Colmar
Grand
Ballon
in
D
Rhe
F
ELS
ASS
Barr
Start
Freiburg
Guebwiller
Mulhouse
Cernay
Ziel
Basel
CH
Verschiedene Religionen
auf dem Soldatenfriedhof
Hartmannswillerkopf
(rechts).
24 | 4/2008 velojournal
Auf einen Blick: Von Strasbourg nach Colmar sind es 87,
von Colmar über den Grand Ballon nach Mulhouse etwa
100 Kilometer. Die Strecke ist zumeist flach und asphaltiert, auf den Grand Ballon führt eine Passstrasse mit
über 1000 Höhenmetern.
Anreise: Entweder mit dem Velo von Basel aus den Rhein
entlang oder mit dem TGV bis Strasbourg.
Reisezeit: März bis Oktober.
Kost und Logis: Auf der ganzen Strecke gibt es zahlreiche kleine Restaurants und Hotels. Colmar ist zwar
touristisch, aber eine Übernachtung wert. Speziell zu
empfehlen sind die vielen «Fermes-Auberges», die günstige Übernachtungen im Massenlager und lokale Küche
anbieten. Speziell zu empfehlen ist die Ferme-Auberge
du Molkenrain am Col du Silberloch.
Sehenswert: Strasbourg: Münster. Der Aufstieg auf den
Turm – über 332 Stufen – lohnt sich.
Colmar: Im Musée d’Unterlinden steht der berühmte
Isenheimer Altar von Matthias Grünewald.
Hartmannswillerkopf: Die Gedenkstätte für den Ersten
Weltkrieg ist täglich von 8 bis 12 und von 14 bis 18 Uhr
geöffnet.
Thann: In der für eine Kleinstadt überraschend grossen
Kathedrale sind interessante Schnitzereien zu finden.
Dokumentation: Radatlas «bikeline», Elsass (die Routenführung ist zum Teil etwas kompliziert), Velokarte:
Elsass-Basel/Südschwarzwald (reicht nicht ganz bis
Strasbourg).
Führer: Elsass-Lothringen-Vogesen im Michael-MüllerVerlag. Darin gibt es einige Veloinformationen, der Führer richtet sich allerdings primär an Autoreisende.
Weitere Informationen: www.tourisme-alsace.com
Der Morgen bringt die Gelegenheit, ein weiteres
Stück Geschichte zu erforschen. Auf dem Vieil
Armand – dem Hartmannswillerkopf – bekämpften sich im Ersten Weltkrieg drei Jahre lang
Deutsche und Franzosen. Die Kämpfe forderten
über 30 000 Tote. Heute erinnern eine pompöse
Krypta aus den Zwanzigerjahren und ein riesiger
Soldatenfriedhof an die Opfer dieses Krieges, der
alle Kriege beenden sollte. Das Schlachtfeld mit
seinem Gewirr aus Schützengräben, Felsunterständen, Tunnels und Bunkern ist weitgehend erhalten und lädt ein zu einer kleinen Zeitreise.
Es beginnt zu regnen, und wir fahren nach Thann.
Dort treffen wir auf die Hauptstrasse und haben
einige Mühe, den schlecht beschilderten Veloweg
wieder zu finden. Er führt durch hübsche kleine
Dörfer, die jedoch bereits suburbaner aussehen als
die ländlichen Örtchen seit Colmar. Mulhouse ist
nicht mehr weit. Dies wird klar, als die ruhige
Strasse ohne Vorwarnung in die Autobahn übergeht. Wir schultern die Velos und tragen sie von
der Autobahn. Über eine Brücke gelangen wir in
einen Vorort. Hotels tauchen am Stadtrand auf,
grosse Garagen und umzäunte Fabriken. Eine
Standuhr zeigt uns an, dass der TGV bald abfährt
– auch die Zeit hat uns wieder fest in ihrem Griff.
Am Bahnhof Mulhouse ist es mit der Ruhe dann
endgültig vorbei, und inmitten eines bis zum Bersten gefüllten Zuges treten wir die Rückreise nach
Zürich an. n
Infografik: Lars Weiss, tnt-graphics
Der idyllische Dorfkern
von Bergheim (links).
Vor dem Europaparlament
in Strasbourg (rechts).
Tourismus
Die Königinnen des Fuhrparks
Mit Zug und Rad erreicht man auch abgelegene Ecken Europas. Doch wer sich auf
eine solche Reise begibt, sollte sich vorher über die Transportbedingungen informieren.
Ein fahrradtouristischer Erfahrungsbericht aus dem Hohen Norden.
Die Führung war schon abgemacht. Geplant war
eine Reportage aus dem Versuchsstollen für das
nukleare Endlager Äspö in Schweden. Die PRFrau der Betreiberfirma organisierte die Tour, in
einem der letzten Mails wollte sie wissen: Kommen Sie mit dem Auto? – Nein, mit einem Bike. –
Mit einem Motorrad? – Nein, mit einem Fahrrad.
Die nächste Frage: Sie kommen als Touristin? Unvorstellbar, dass jemand so verrückt sein könnte,
mit dem Rad nach Schweden zu kommen, um
einen Artikel über Atommüll zu schreiben.
Die Atomdinger stehen an idyllischen, aber abgelegenen Orten. Etwa auf Äspö, einer kleinen Insel
an der schwedischen Ostküste. Eine malerische
Gegend mit felsigen Buchten, weissen Schwänen
und knorrigen Föhren. Oskarshamn liegt etwa
dreissig Kilometer südlich. Ein stattlicher Ort, der
einen Hafen und einen Bahnhof hat. Das Problem
ist nur: Die schwedische Staatsbahn transportiert
keine Fahrräder. Schwer nachvollziehbar in die«Fahrrad Europaführer»
Skandinavien: einsame
Strassen, endlose Wälder
und Wiesen.
26 | 4/2008 velojournal
Einen Überblick über alle europäischen Länder und die
Bedingungen bei der Anreise respektive beim Transport
im Land selbst findet man im «Fahrrad Europaführer»,
der auch Links zu Onlinefahrplänen enthält.
Herbert Lindenberg: «Fahrrad Europaführer». Reise
Know-how. Bielefeld 2007. 635 Seiten. Fr. 44.90.
Velotransport-Übersicht: siehe Seite 28
sem Land, das in seinen Grossstädten die Velos
hätschelt. Stockholm ist ein Fahrradparadies –
trotzdem ist die Staatsbahn für Fahrräder tabu.
Nichts geht ohne Karten
Mit etwas Fantasie und Zeit lässt sich indes alles
bewältigen. Von der Schweiz fährt man mit dem
CityNightline-Nachtzug nach Kiel, nimmt dort
die Fähre nach Göteborg, weil in Göteborg Johan
Swahn sitzt, der alles weiss über das schwedische
Endlagerkonzept, aber nicht einverstanden ist mit
dem Projekt, das bald einmal umgesetzt werden
soll, da es seiner Meinung nach veraltet ist. Nun
liegt aber Göteborg an der Ostküste Schwedens.
Also fährt man dreieinhalb Tage auf einsamen
Strassen an Seen vorbei, durch endlose Wälder
und Wiesen bis nach Oskarshamn. Schöner kann
Radfahren nicht sein. Das Einzige, was es braucht:
ein robustes Velo, wetterfeste Velotaschen, regendichte Kleider und eine vernünftige Karte – nichts
Luxuriöses, nichts Unerschwingliches.
Die Karten sind die Lebensversicherung. In der
Schweiz fährt man mit Karten, welche die Landschaft im Massstab 1:50 000 abbilden. In Schweden muss man sich mit Kümmerly+Frey-Karten
im Massstab 1:250 000 begnügen. Aber sie sind
immer noch so gut, dass man sich auch in abgelegenen Gebieten nicht verfährt, weil es einfach viel
weniger Strassen gibt.
Fotos: Franziska Scheidegger/ Peter Hummel
Susan Boos
Die Atomfrauen von Äspö – die schwedische
Atomindustrie beschäftigt in ihren PR-Abteilungen fast nur Frauen – fanden es schräg und
charmant, dass da eine mit dem Rad ankam. Sofort begannen sie von ihren Veloferien in Italien
und Deutschland, von ihren Kindern und Zukunftsplänen zu erzählen. Und dass sie ja eigentlich auch keine Atomfans seien, sie hier aber einen
guten Job hätten. Ein Velo verkürzt die Distanz
zwischen Fremden. RadfahrerInnen mag man,
auch wenn sie als JournalistInnen unterwegs sind,
weil es ihnen offenbar ernst ist, sonst würden sie
nicht durch ganz Schweden strampeln.
An der finnischen Küste
Nach Oskarshamn ging es rauf nach Stockholm
und weiter mit der Fähre nach Turku in Finnland.
Mit dem Rad diese hochseetauglichen Parkhäuser
zu benutzen, lohnt sich. An den Fähranlegestellen
stehen schon Stunden vor dem Einchecken lange
Schlangen von Autos und Lastwagen. Und die
Velofahrerinnen sind die Königinnen des gesamten
Fuhrparks: Sie fahren an den Schlangen vorbei und
stellen sich zuvorderst hin. Während alle, auch die
harten Jungs mit ihren schweren Motorrädern, ungeduldig warten, dürfen die RadlerInnen als Erste
gemächlich in den Bauch des Schiffs rollen. Beim
Landen wiederholt sich das Spektakel: Bevor irgendein motorisiertes Gefährt das Schiff verlässt,
kommen die RadfahrerInnen. Zum Glück – sonst
würden sie zwischen den Boliden zermalmt.
Von Turku waren es noch einige hundert Kilometer die Küste entlang nach Norden bis nach
Rauma respektive Olkiluoto, dem Ort, wo das
erste neue Atomkraftwerk Europas erbaut wird.
Auch Olkiluoto liegt hübsch in einer Bucht, zwei
Atomkraftwerke sind hier schon in Betrieb, vom
dritten sieht man erst die Baukräne. Ein steifer
Wind wühlt das Meer auf, und der Fahrtwind des
Werkverkehrs fegt einen fast von der Fahrbahn.
Deshalb komme heute kaum mehr jemand mit
dem Rad zur Arbeit, sagt die PR-Frau von Olki­
luoto. Früher hätten das viele getan. Vielleicht
werden sie wieder damit beginnen, wenn das AKW
einmal fertig ist, im Jahr 2011 oder so. Genau
weiss das niemand, da der AKW-Neubau mehr
Probleme beschert, als den Bauherren lieb ist.
Ansonsten sind die Strassen in Finnland noch einsamer als jene in Schweden. Allerdings ist es hier
bedeutend einfacher, mit dem Velo den Zug zu
nehmen. Zwar muss man bei Intercity-Zügen das
Rad anmelden, doch das läuft reibungslos. Zurück geht es von Helsinki nach Rostock mit der
Fähre, einem noch mächtigeren Koloss – und wieder führen die RadfahrerInnen den Umzug der
grossen Brummer an.
Gute Planung
Grundsätzlich lässt sich jedes Land in Europa mit
Velo und Zug bereisen, es braucht allerdings
etwas Planung. In einigen Ländern ist es möglich,
auch in gewissen schnellen Zügen Fahrräder mitzunehmen. Noch einfacher geht es mit den Regionalzügen. Doch sollte man sich unbedingt vorher
kundig machen, um keine bösen Überraschungen
zu erleben. Oft ist die Anreise kompliziert, etwa
nach Italien, wo jene Züge, die mit Fahrradabteil
ausgerüstet sind, gestrichen werden. Im Land
selbst kann das Rad dann aber wieder in den Regionalzügen mitgenommen werden. n
Abbau beim Veloverlad nach Italien
Nur noch bis Ende 2008
möglich: Veloverlad im
Cisalpino Canaletto.
27 | 4/2008 velojournal
hpg. Heute gibt es noch fünf direkte internationale Züge
von der Schweiz nach Italien, bei denen Reisende ihr Velo
im Selbstverlad mitführen können: zwei bis Mailand, zwei
nach Venedig und einen nach Livorno. Ab Fahrplanwechsel Ende 2008 ist die Mitnahme des Velos nach Italien –
zumindest vorübergehend – kaum mehr möglich.
Grund: Bahntochter Cisalpino, die den grenzüberschreitenden Fernverkehr mit Italien abwickelt, setzt mehr
Pendolino- und neue Alstom-Neigezüge ein. Und diese
nehmen bislang keine Fahrräder mit. Die verbleibenden
lokbespannten Züge haben ebenfalls keine Radabteile mehr,
da in Mailand Normalzüge nur noch mit sechs Wagen aus
der Schweiz toleriert werden. Wer trotzdem Velourlaub
in Italien plant, muss sein Zweirad aufs Auto binden oder
ab Chiasso mühsam mit Lokalzügen weitertuckern.
Mittelfristig kann sich das wieder ändern, wie Absichtserklärungen zeigen. Demnach habe Hersteller Alstom zugesichert, dass der Velotransport im Verlauf des Jahres
2009 in den ETR-610-Neigezügen möglich sein wird,
teilte Cisalpino-Sprecherin Sandra Ritz auf Anfrage mit.
Cisalpino selber plane, die Mitnahme von Velos «raschmöglichst umzusetzen». Priorität aber habe die «erfolgreiche Inbetriebnahme der ETR 610 ab Dezember 2008»,
die vorläufig ohne Veloselbstverlad erfolgen soll.
Für Leute, die Veloferien in Italien machen, hat sich das
Angebot in den letzten Jahren sukzessive verschlechtert.
Zuerst wurde der Transport von Reisegepäck inklusive
Velos in ganz Italien aufgehoben. Später fiel das Angebot
des Veloverlads im beliebten Nachtzug nach Rom sowie in
weiteren Schnellzügen weg. Mit «Unverständnis» reagiert Christoph Merkli, Geschäftsführer von Pro Velo
Schweiz, auf den Abbau, denn «beim Velotourismus handelt es sich um einen wachsenden Markt».
Tourismus
Ohne Gepäck ungetrübt Natur geniessen
In der Ferienregion Heidiland werden diesen Sommer die MountainbikerInnen verwöhnt.
Heidiland Bike Tour führt Naturliebhaber in kompakten vier Tagen durch die Region zwischen
Weesen und Bad Ragaz und kümmert sich um ihr Gepäck.
Ungetrübter Bikegenuss ohne Gepäcksorgen.
Der erste Tag führt in einer Rundtour ab
Weesen hinauf auf die Sonnenterrasse
von Amden. Der Aufstieg wird mit einer
prächtigen Aussicht aufs Glarnerland
und den Walensee belohnt. Am nächsten
Tag führt die Tour über den Kerenzerberg und vorbei am Bikepark Filzbach
bis nach Oberterzen, von wo aus es gemütlich per Gondelbahn zu den Flumserbergen geht. Am dritten Tag steht Bad
Ragaz auf dem Programm, und unterwegs lädt der Chapfensee zur Rast ein.
Den vierten Tag krönt als Abschluss der
Klassiker Kunkelspass, bei dem das Taminatal in voller Länge erkundet wird.
In der Zwischenzeit kümmern sich die
Heidiland-Touristiker ums Gepäck, die
Hotelbuchungen und die gesamte Organisation der Tour. Die Bikenden, welche
ihre Tagesetappen individuell in Angriff
nehmen, können sich mit ausführlichen
Toureninformationen getrost und gut
vorbereitet auf die Strecke machen, denn
das schwere und oft «lästige» Gepäck
bleibt morgens an der Rezeption und ist
am Etappenziel bereits wieder im Hotel
deponiert.
Unternehmungsllustige Mountainbiker
finden auch an den Etappenzielen Weesen, Flumserberg und Bad Ragaz noch
verschiedenste Möglichkeiten für zusätzliche Touren und Ausflüge. Wer hingegen
regenerieren will, kann seine aufgeheizten Waden im Walensee abkühlen
oder findet am Ende der Tour in Bad
Ragaz eine breite Palette von erfrischenden Wellnessangeboten. n
Pauschalangebot
Heidiland Bike Tour
• 3 Übernachtungen, jeweils 1 Übernachtung
pro Ort, nach Wunsch in Kategorie «Comfort»
oder «Basic»
• Reichhaltiges Frühstück inkl. Tee zum Abfüllen für die Tagesetappe
• Transport eines Gepäckstücks pro Person von
einem Etappenort zum nächsten
• Bikekarte und genauer Tagesplan
• Bergbahnticket Oberterzen–Flumserberg
(inkl. Bike)
Preise pro Person im Doppelzimmer:
• Kategorie «Comfort»: Fr. 313.– /
Kategorie «Basic»: Fr. 260.–
• Halbpension und Einzelzimmer gegen
Aufpreis
Weitere Informationen:
Ferienregion Heidiland
Tel. 081 720 18 18
www.heidiland.com
Velotransport mit Tücken
Wer eine Europareise mit Zug und Fahrrad plant, sollte sich zuvor gut informieren.
Die Velomitnahme ist grundsätzlich auf den meisten Zügen in Europa möglich. Die nachfolgende
Tabelle gibt eine Übersicht. Weitere Informationen dazu auf www.velojournal.ch.
velotransport international
Deutschland
Frankreich
Italien
Österreich
Schweiz
Spanien
Regionalverkehr
Möglich, wann immer
Züge im Fahrplan ein
Velosignet haben.
Möglich und kostenlos in TER-Zügen,
sofern Platz vorhanden*.
In allen Zügen mit
Velosignet im Fahrplan möglich.
Mitnahme auf allen
Zügen möglich.
Wagen sind markiert.
Grundsätzlich
möglich.
Mitnahmen möglich,
wenn Gepäckwagen
vorhanden.
Fernverkehr
Grundsätzlich möglich, mit Ausnahme
des ICE und einigen
CNL-Verbindungen.
Kostenlos, wenn sie
im Fahrplan ein Velosignet haben.
Transport möglich,
mit Ausnahme des
Cisalpino Pendolino.
Mitnahme auf allen
Zügen möglich.
Wagen sind mit Piktogramm markiert.
Transportmöglichkeit
Im Velosack kostenlos.
Im Velosack gratis.
Im TGV werden Velos
in den Wagen 8 und
18 befördert. Maximal vier Plätze.
Zusammengepackt
kostenlos (Höchstmass 80x110x40
cm). Keine Mitnahme
auf Pendolino.
Keine spezifizierten
Angaben.
Zusammengepackt
kostenlos.
Im Velosack, Buchung
eines ganzen Abteils.
(z.B. im Pau Casals /
Trenhotel, Höchstmass 120x90 cm).
Reservation
Obligatorisch für den
Fernverkehr, national
und international.
Obligatorisch für
TGV, Corailzügen
ohne Velosignet und
Nachtzügen.
Nur bei 10 oder mehr
Velos. Dann ist ein
Antrag möglich.
Obligatorisch für EC-,
IC- und ICE-Züge.
Obligatorisch auf
allen ICN - Zügen.
Keine Angaben.
Preise
Nationale Fahrkarte
3 Euro 50 für den
Regional-, 8 Euro für
den innerdeutschen
Fernverkehr. Gratis in
Regionalzügen**.
10 Euro Reservationsgebühr für TGV
und Corails ohne
Velosignet, sonst
kostenlos. Internationale Fahrradkarte
gilt nicht.
Nationale Fahrkarte
3 Euro 50 (24 Stunden). Für kurze Strecken kann auch ein
2.-Klass-Ticket fürs
Velo gelöst werden.
2 Euro 90 für regionale Züge, Fernzüge
kosten national 6
Euro 80, international 12 Euro, exkl.
Reservationsgebühr.
Velotageskarte in der
Schweiz kostet 15
Franken, 10 Franken
mit Halbtax oder
Generalabonnement.
Internationale Fahrradkarte gilt nicht.
* Dies gilt für die Regionen Rhône-Alpes, Auvergne, Languedoc-Roussillon, Alsace, Limousin, Provence Alpes-Côte d'Azur. Sonst nur in den Zügen mit Velosignet im Fahrplan.
** z.B. einige Linien in Bayern und Baden-Württemberg.
28 | 4/2008 velojournal
Fotos: zVg
Zusammengepackt
möglich auf den
Grande Lineas.
Publireportage
Mit dem Fahrrad die Welt entdecken
Mit dem Rad oder dem Mountainbike unterwegs zu sein, eröffnet neue Horizonte.
In 41 Ländern bietet bike adventure tours Reisen an. Die Gäste erscheinen mit Rad und
Reisegepäck am Flughafen und müssen sich von da an um nichts mehr kümmern.
Bike adventure tours ist vor fünfzehn
Jahren aus einem Traum entstanden, der
inzwischen zur – erfolgreichen – Wirklichkeit geworden ist. Die beiden Geschäftsführer, die Brüder Andreas und
Christoph Schnelli, sind passionierte
Radfahrer, die ihre sportliche Leidenschaft zum Beruf gemacht haben.
Christoph Schnelli erzählt: «Als 25-Jähriger habe ich mit einem Kollegen zusammen eine einjährige Weltreise unternommen – von Affoltern am Albis nach
Katmandu. Dabei entstand die Vision,
beruflich etwas mit Velo-Entdeckungsreisen zu machen.» Beeindruckt war er
vom direkten und unkomplizierten Kontakt mit Menschen unterwegs, und er erkannte, dass dies einer der vielen Vorteile
ist, wenn man ein Land mit dem Fahrrad
entdeckt.
Wachsende Stammkundschaft
Bike adventure tours pflegt eine ausgesprochen sanfte Form des Tourismus, der
den Entdeckungsdrang der Kundinnen
und Kunden mit den Bedürfnissen der
Bevölkerung in den Gastgeberländern so
gut wie möglich in Einklang bringt. «Ich
würde sogar generell sagen», meint Andreas Schnelli, «dass Begegnungen mit
Menschen immer das Besondere unserer
Reisen sind. Dies ist wahrscheinlich auch
der Grund, weshalb wir Stammkunden
haben, die jedes Jahr wieder mit uns reisen.» 1991 war eine Ägyptenreise das
Startangebot von bike adventure tours,
und 1992 war mehr als die Hälfte der
Kunden wieder dabei – eine Entwicklung
die sich kontinuierlich fortgesetzt hat.
Entsprechend der Breite der Angebotspalette werden unterschiedliche Zielgruppen angesprochen. Verschiedene Individualreisen eignen sich für Familien mit
Kindern ab etwa zehn Jahren. Am stärksten vertreten sind bei den Reisegästen die
Dreissig- bis Sechzigjährigen. Rund die
Hälfte sind Paare, die andere Hälfte
kommt alleine. Neu bietet bike adventure tours sportliche Seniorenreisen mit
ärztlicher Begleitung an, welche sich an
die Zielgruppe 55plus richten.
Abenteuer, Kultur und Spass
Egal ob man als Radfahrer die Exotik
Asiens, die Ursprünglichkeit Afrikas oder
das Temperament Lateinamerikas bevor-
Gruppenbild mit Leguan: Zufriedene Menschen
auf Entdeckungstour.
zugt – im abwechslungsreichen Angebot
findet man den passenden Aktivurlaub.
Ein Mix aus Abenteuer und Kultur, aber
vor allem viel Spass versprechen die Reisen von bike adventure tours.
Abseits vom Massentourismus, auf unbekannten Wegen, erlebt der Radreisende
die fernen Länder und ihre Menschen in
der ursprünglichsten Form und hat dabei
auch genügend Zeit, die kulinarischen
Leckerbissen der Gastländer zu geniessen. Jedes Land, das mit eigener Muskelkraft bereist wird, hinterlässt unvergessliche Erinnerungen an die schönsten Tage
des Jahres.
Rad- und Bikereisen-Katalog
Bestellen Sie noch heute den kostenlosen
Katalog von bike adventure tours, der
umfangreiche Informationen zu Gruppen- und Individualreisen in über vierzig
Ländern weltweit bietet. n
bike adventure tours
Sagistrasse 12, CH-8910 Affoltern am Albis
Tel. 044 761 37 65
www.bikereisen.ch oder www.radferien.ch
[email protected]
Tourismus
Per Bike von Bau zu Bau
Die Berner Fachhochschule hat ein neues Fach: Sie bietet Architektur-Veloreisen an. Nach
den ersten drei Touren kann ein positives Fazit gezogen werden. Was gibt es Originelleres, als per
Zweirad von Objekt zu Objekt zu reisen und erst noch einen Abstecher ins Grüne zu machen?
Sue Lüthi
Erster Halt: Wohnüberbauung Hardegg in Bern
an der Grenze zu Köniz.
Von den verschiedenen Kategorien Architekturreisen, welche die Berner Fachhochschule organisiert, heisst eine «aventure». Sie dauert einen halben Tag, kostet siebzig Franken und richtet sich
an alle, die sich für Städtebau und Architektur interessieren und Freunde am Velofahren und Biken
haben. Wie sich zeigte, sind Architekturinteressierte keineswegs «couch potatoes» im schwarzen
Anzug. Im Gegenteil: An der «Architour mit dem
MTB in der Region Bern» präsentierten sie sich
von der sportlichen Seite. Urs Heimberg, Professor für Raumplanung und Städtebau an der
Berner Fachhochschule und versierter Mountainbiker, organisiert die Touren und führt das Peloton gleich selber an.
Auf dem Programm stehen drei Projekte, dreissig
Kilometer und 900 Höhenmeter. Am Bundesplatz
gehts los, neunzehn Bikende starten rassig durch
den Stadtverkehr, wie eine Perlenkette. Die Ampel
ist schon Dunkelgrün, und dort vorne verschwinden sie um die Ecke. Bald verlässt die Gruppe die
Häuserdichte und taucht ein ins Grün des Bremgartenwaldes, eines der grossen Naherholungsgebiete nördlich der Stadt. Auf gepflegten Radwegen entlang gurgelnden Bächlein, aber auch auf
wilden Singletrails durch den Busch wähnt sich
die muntere Gruppe schon weitab der Zivilisation. Doch diese holt die Radfahrenden bei der
Baustelle des 500-Millionen-Projekts der Migros
in Bern Brünnen schlagartig wieder ein. Dort entsteht ein neues Stadtquartier, diesen Herbst öffnet
das Freizeit- und Einkaufszentrum «Westside»
seine Tore, gleichzeitig können die ersten Wohnungen bezogen werden.
Grossräumig umfahren die Reisenden den Kranenwald, alles auf asphaltierten Radwegen, und
nehmen den Anstieg auf den Könizberg in Angriff; jetzt knirschts wieder unter den Stollen. Vor
dem ersten Ziel ein letzter Schluck aus der Flasche, und schon gehts downhill zur nächsten
Grossbaustelle, der Wohnüberbauung Hardegg
an der Stadtgrenze bei Köniz.
Arbeiten im Spiegel
An der Bellevuestrasse im Quartier Spiegel steht
sein Haus. Der 73-jährige Architekt Frank Geiser
erklärt die Idee des Glashauses bis ins Detail: 55
30 | 4/2008 velojournal
Fotos: Sue Lüthi
Wohnen in Bern-West
In der Hardegg wartet Projektleiter Urs Schär von
Matti Ragaz Hitz Architekten. Auf dem Areal
entsteht ein neues Quartier mit verschiedenen
Wohnungstypen, Aussenräumen und viel Aussicht. Immer noch staunend über den immensen
Gebäuderiegel mit seiner gefalteten Fassade, drängen sich die Radfahrerinnen und -fahrer ins Baubüro und zu den Plänen. Eine solche Fassade verspricht unkonventionelle Grundrisse. Wie haben
die Architekten das gelöst? Ein schräg gestelltes
Treppenhaus ist die Lösung, aus der sich wiederum z-förmige Grundrisse ergeben. 220 Meter
lang ist der Bau mit den Mietwohnungen, vorgelagert sind sechs Punkthäuser mit Eigentumswohnungen. Eine Mietwohnung mit 116 Quadratmetern soll 2200 Franken pro Monat kosten. Dies
ermöglicht die Baugenossenschaft Brünnen-Eichholz. Urs Schär führt die velofahrenden ArchitektInnen und Interessierten durch die Wohnungen,
und es zeigt sich: Die Gruppe besteht eindeutig
aus Praktikern. Sockelleisten, Betonierfugen und
Türbeschläge werden genau unter die Lupe genommen – doch noch genauer nimmts der Teamleader mit der Marschtabelle.
Die Gruppe nimmt die Königsetappe auf den Gurten unter die Räder. Dort zerfällt sie in Führungs-,
Verfolgungs- und Mietvelofeld. Ist man oben angekommen, bieten sich ein herrlicher Rundblick
und einladende Sitzflächen, doch der Sattel ruft,
und der Biketechnikpark bleibt unbefahren – Professor Frank Geiser soll nicht warten müssen.
Millimeter dick sind die Dreifachgläser zwischen
der filigranen Metallkonstruktion, welche die gesamte Gebäudehülle ausmachen. Verbunden mit
der Wärmegewinnung durch Erdsonden erfüllt
das Gebäude den Minergie-Standard. Deutlich zu
erkennen ist auch sein Stil, der in der Gestaltungsschule Ulm seinen Ursprung hatte und die gleiche
Formensprache spricht wie sie zum Beispiel der
Architekt und Möbeldesigner Fritz Haller pflegt,
der geistige Vater des bekannten Möbelsystems
USM Haller.
Mit blauen Schonern über den dreckigen Schuhen
lässt uns der Meister auch ins Innere. Das Strassengeschoss ist sein Büro, oben befindet sich die
Wohnung. Atemberaubend, diese ungerahmte Art
des Wohnens und Arbeitens.
Architekturreisen
Vor der Kleintierklinik
erklärt der Architekt
Bruno Burri die Tücken
der Planung.
Rechts: Das gläserne
Wohn- und Arbeitshaus des
Architekturprofessors
Frank Geiser erfüllt den
Minergie-Standard.
31 | 4/2008 velojournal
Die Berner Fachhochschule bietet Architekturreisen in
verschiedenen Kategorien an – auch per Bike.
Reiseleitung und Information: Regula Bulgheroni,
Abteilungssekretariat Architektur, Tel. 034 426 41 01.
E-Mail: [email protected]
Neben «aventure», der Besichtigung per Bike, organisiert
die Fachhochschule auch Reisen mit Titeln wie «A.point
de luxe» oder «A.point paradis» (ohne MTB):
• Architekturreise Finnland «A.point de luxe»
• Casablanca «A.point paradis»
• Brasilien «A.point de luxe»
• Tessin «A.point de luxe»
Weitere Mountainbiketouren sind in Planung.
www.ahb.bfh.ch/ahb/de/Weiterbildung
Urs Heimberg trommelt seine Gruppe zusammen,
das nächste Projekt steht an. Diesmal legt der
Spitzenfahrer nicht mehr Wert auf Schleichwege
und grüne Pfade: Jetzt ist ein Schlusssprint angesagt. Ausser Atem von der Diretissima durchs Feierabendgewühl der City erreicht das Feld die
Kleintierklinik an der Länggasse.
Tiere heilen im Zentrum
Auf dem Platz vor dem dunklen Bau steht schon
Bruno Burri von Fritz Schär Architekten mit
einem grossen Plan bereit, um die radbehosten
Besucher in die Planung eines Tierspitals einzuweihen. Schwierig sei es dabei zum Beispiel, einen
Bodenbelag zu finden, der Hundepfoten, Pferdehufen und Kuhklauen gleichen Halt bietet und
nicht spiegelt. Hier gelten ganz andere Kriterien
als in einem Wohnhaus, nichts mit Begegnungszonen. Im Gegenteil: Die Tiere sollen sich nicht aufregen. Das neu anmutende Gebäude war früher
der Stall, nichts erinnert mehr daran. Darin werden heute Kleintiere wie Hunde, Katzen, aber
auch Ziegen und Schweine operiert und gepflegt.
Im oberen Teil gibts einen Eingang für Grosstiere.
Transparent und farbig wirkt die Klinik – ein
Hotel für Vierbeiner. Dann wieder auf die Räder,
und nach einem letzten kleinen Anstieg kommt
die Gruppe in der Halensiedlung an, der berühmten Beton-Wohnsiedlung aus den Sechzigerjahren am Stadtrand von Bern. Dort ist fertig
Sport – denn jetzt heisst es essen, trinken und das
Gesehene und Erlebte Revue passieren lassen. n
Tourismus
Unterwegs mit Kindern
Velotouren machen auch mit Kindern Spass. Sie verlangen aber nach anderen Spielregeln,
als wenn Erwachsene unter sich sind. velojournal gibt Tipps zur Planung und Durchführung
von erfolgreichen Ausflügen und Touren.
Routen- und Tourenplanung
Kinder ab etwa dreieinhalb Jahren treten
gerne selber in die Pedalen: Mit einem
fest mit dem Velo verbundenen Abschleppsystem, den sogenannten Trailerbikes,
werden die Kids zu Kopiloten. Ratsam
ist, die Kleinen erst dann auf dem Trailer
mitzuführen, wenn sie während der
ganzen Fahrtzeit genügend präsent sein
können. Die obere Altersgrenze definiert
sich dann über Gewicht und Grösse der
Kids. In der Regel fahren Siebenjährige
lieber selbstständig. Eine Schweizer «Spezialität» ist diesbezüglich das «Follow
me». Hier sind Kind und FahrerIn miteinander verbunden, der Nachwuchs
kann jedoch sein eigenes Velo fahren.
Dieses System eignet sich vor allem für
Campingferien und in einer autofreien
Umgebung. Die Jungmannschaft kann
dann autonom im geschütztem Rahmen
32 | 4/2008 velojournal
herumfahren. Beide Systeme – Trailerbike und «Follow me» – sind auf Schweizer Strassen zugelassen. Bei der Auswahl
der Route ist auf die vielfältigen Bedürfnisse der Jüngsten zu achten. Auch wenn
das Baby anfänglich vielleicht im Anhänger noch viel schläft, muss es gut geschützt sein gegen Sonne, Wind und Wetter. Warme Kleidung, Sonnenhut und
Sonnencreme, aber auch Regenzeug sind
mitzuführen. So sind selbst mit Kindern
im Veloanhänger lange Touren, ja mehrwöchige Fahrradferien möglich.
Die Jüngsten können im Anhänger schlafen, essen und in gewissem Umfang auch
spielen. Attraktive Rastplätze und entsprechend häufige Pausen sind aber nötig
und verlangen nach einem flexiben Zeitplan. So bleibt auch das Nervenkostüm
intakt. Die Ausflüge sollten deshalb realistisch gewählt werden, mit ruhigen und
möglichst autofreien Strecken.
Frei-Raum einbauen
Kinder brauchen Zeit zum Spielen und
Toben. Besonders im Kindersitz oder im
Anhänger wird es den Kleinen schnell
langweilig – sie möchten sich bewegen.
Aber auch mit der selber radelnden Jungmannschaft sind häufige Pausen nötig.
Spielsachen wie Ball, Frisbee-Scheibe,
Schmusetier, Puppe etc. gehören mit ins
Gepäck. Ideal sind Zeltferien. Richtig geplant und durchgeführt, werden die Familienerlebnisse unvergesslich.
Wer nicht zelten will, sollte an die rechtzeitige Reservation einer Übernachtungsmöglichkeit denken. Und nie darf es an
Getränken und Wegzehrung fehlen.
Selbst wer unterwegs einkehren will:
Kinder haben immer dann Hunger und
Durst, wenn gerade kein Restaurant in
der Nähe ist.
Dank Anhänger sind Babys und Kleinkinder
schon früh auf der Tour mit dabei.
Bevor das Kind auf seinem eigenen Rad
Touren unternimmt, muss es sicher fahren
und bremsen können, Ausweichmanöver
beherrschen und darf in ungewohnten Situationen nicht panisch reagieren. Die
erste Tour ist deshalb besonders sorgfältig
zu planen, das Anspruchsniveau kann
später angepasst werden. Zu berücksichtigen sind dabei auch Gefahren, die in der
Topografie oder der Route liegen: Steile
Strecken, Schotterwege, Geröll oder Sandpisten sind mit ungeübten Kindern zu
meiden. Ideal sind die meisten SchweizMobil-Routen, denn sie führen mehrheitlich über komfortable Velowege abseits
von befahrenen Strassen.
Auf eigenen Pedalen
Vor und während der Tour gilt es, das
Kindervelo zu checken, besonders die
Bremsen. Ein Wimpel an der Hinterachse
sorgt für zusätzliche Sichtbarkeit; das gilt
auch für den Anhänger. Fährt nur eine
erwachsene Person mit, sollte sie immer
hinter den Minderjährigen fahren. Fahren zwei Erwachsene mit, dann radelt
einer am Anfang, der andere am Schluss
der Gruppe. Die Kinder müssen klare
Verhaltensregeln kennen, vor allem dann,
wenn sie vorne fahren: Wie verhalte ich
mich an einer Kreuzung? Wie, wenn ich
nicht weiss, wo es weitergeht?
Richtig vorbereitet und in realistischen
Etappen geplant, werden Tagesausflüge
bis zu dreissig Kilometern sowie Veloferien mit dem Nachwuchs zum ungetrübten Spass. n
Weitere Informationen zum Thema finden sich
auf www.velojournal.ch
Foto: zVg
pmh. Damit der Ausflug oder der Velourlaub gelingt, gilt es bei der Vorbereitung und unterwegs einige Punkte zu beachten. Für frischgebackene Eltern und
Erziehende, die bereits Veloerfahrung
haben, gilt: «Kilometerfressen» ist für einige Zeit vorbei, ebenso lange Kulturstopps in Kirchen oder Museen. Und
bevor es überhaupt losgehen kann, müssen die Eltern für eine sichere und bequeme Mitnahmemöglichkeit des Nachwuchses sorgen: einen Anhänger oder ein
Velo, das dem Alter der Kinder entspricht. Viele Hersteller bieten Babyschalen an, in denen Säuglinge ab Geburt –
zumindest für kurze Strecken – mitfahren
können. Später kann das Kind auch im
Anhänger sitzen. Kindersitze eignen sich
dagegen eher für den Transport zur
Krippe oder den Einkauf, ermöglichen
allerdings nur kurze Ausflüge.

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